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Schlag des Herzens

Seto x Jonou
von

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Wenn sich die Dinge überschlagen, bleibt manchmal nur die Offensive

Er hatte ein unerklärlich schlechtes Gefühl im Magen. „Yuugi, ich glaube, dass das nicht einfach nur ein unglücklicher Unfall war. Ich kann dir nicht mal erklären wieso.“ Er schaute weiter auf die durchweichte Karte in seiner Hand. „Aber wie du schon sagtest, er lässt viel zu oft seine Fahrgeschäfte überprüfen…“ „Hey, Jonou… wieso bist du plötzlich so unglaublich weggetreten.“ Natürlich kannten sie beide Kaiba, waren mit ihm ja auch lange genug zur Schule gegangen, aber das allein war noch kein Grund, gleich in Depressionen zu verfallen. Schon gar nicht, wenn man der Blonde war, hatte dieser doch die meiste Zeit eher damit zugebracht, sich mit besagten Braunhaarigen zu streiten. „Es ist… glaubst du eigentlich an Zeichen? Okay, ich gebe zu, dass das besonders auch meinem Mund reichlich blöd klingt. Aber ich habe eben einen Weißen Drachen gefunden. Einen gefälschten zwar nur, aber es ist doch schon merkwürdig, dass wir gerade über Kaiba sprechen und dann ausgerechnet diese Karte hier im Dreck liegt.“ Am anderen Ende der Leitung schwieg Yuugi einen Augenblick.
 

„Eigentlich sollte gerade ich wohl an diese Dinge glauben“, sagte er nach einer Weile etwas leiser. „Aber ich bin mir nicht sicher, ob das ein Zeichen oder Zufall ist.“ „Hmm“, machte Jonou nur. Natürlich wusste er das so genau auch nicht. „Hör mal Yuugi, ich ruf dich wieder an. Aber ich wollte noch ein paar Sachen in der Stadt erledigen, deswegen bin ich ja überhaupt hier bei diesem widerlichen Wetter.“ Yuugi lachte auf. „Okay, dann bis bald. Und lass dieses Mal wirklich etwas von dir hören.“ Jonou murrte nur noch etwas Unverständliches zur Antwort, ehe er letztlich auflegte. Es stimmte nur bedingt: zwar hatte er tatsächlich noch Dinge zu erledigen, aber nichts davon war so brennend, dass es nicht hätte warten können. Der Blonde brauchte einen Moment zum Nachdenken. Er wollte ganz im Stillen das, was er nun erfahren hatte, noch einmal durchdenken.
 

Aber egal wie er es drehte und wendete, er kam einfach auf nichts. Möglicherweise lag das einfach daran, dass er zu wenige Informationen hatte. Doch was gab es, was er tun könnte? Das Internet nach mehr Informationen durchforsten, vielleicht auch ein paar Tageszeitungen kaufen, die morgen sicherlich in allen Facetten darüber berichten würden? Das wäre aber noch lange keine Antwort. Jonou war jedoch auch bewusst, dass er keine andere Wahl hatte, als genau so vorzugehen. Er brauchte Eckpunkte und dann würde er sich weitere Gedanken machen. Eine andere Option wäre, Kaiba direkt aufzusuchen, doch diese Idee verwarf er, kaum dass sie ihn erreicht hatte. Zum einen hatte er so gut wie keine Verbindung zu dem Multimillionär und zum anderen würde er sicherlich auch keine weiteren Antworten haben – falls er überhaupt mit dem Blonden reden würde.
 

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Das helle Licht des Bildschirms stach ihm in die Augen und zum wiederholten Male rieb Jonou sich darüber. Ein Blick auf die Uhr zeigte ihm, dass er bereits mehrere Stunden hier im Dunkeln seiner Wohnung saß und das Internet nach brauchbaren Informationen zu dem Zwischenfall durchsuchte. Alles, was er hatte finden können, war auf einem Block notiert, welcher seinen Platz neben dem Laptop gefunden hatte. Doch es war leider nicht viel mehr, als Yuugi ihm vorhin am Telefon erzählt hatte. Jonou war danach nicht mehr lange in der Stadt geblieben, sondern hatte sich, nach einer Weile des Nachdenkens und Abwägens, auf den Weg zurück in seine Wohnung gemacht.
 

Wohl oder übel würde er abwarten müssen, was die Zeitungen an neuen Informationen am kommenden Tag verbreiteten. Bislang wusste man einfach zu wenig. Zumindest wusste er nun, dass es sich um die beliebte Drachenachterbahn gehandelt hatte – mit dieser war er selbst schon einmal bei einem Besuch im Kaiba-Land gefahren. Er fragte sich, ob es Zufall war, dass genau diese Attraktion gewählt wurde, oder ob es ein weiterer Wink in Richtung der legendären weißen Drachen war. Jonou hatte auch herausfinden können, dass das kleine Mädchen, welches bei dem Unfall zu Schaden kam, erst 8 Jahre alt war. Leise seufzte er. Auch wenn er die Familie nicht kannte, so fühlte er mit ihnen. Wie musste es wohl sein, wenn das eigene Kind so etwas erlebte? Ob das Mädchen über den Berg war oder nicht, konnte er allerdings nicht herausfinden. Möglicherweise hielt man diese Information bewusst zurück, oder es gab einfach noch keine Veränderung.
 

Langsam spürte er, dass er seine Müdigkeit nicht mehr zurückdrängen konnte. Wahrscheinlich hatte es auch keinen Sinn, noch weiter vor dem PC zu sitzen und immer die – zumindest rein inhaltlich -gleichen Sätze zu lesen. Es würde ihm keine neuen Erkenntnisse mehr bringen. Gähnend speicherte er ein paar der Dokumente und schaltete den Laptop aus. Nun verschwand auch das letzte bisschen Helligkeit aus seinem Zimmer. Doch Jonou machte sich nicht die Mühe, das Licht anzuschalten. Er lebte lange genug in dieser kleinen Wohnung, um sich ohne Hilfe zurechtzufinden und ging mit zwei sicheren Schritten zum Bett, ließ sich einfach darauf fallen. Der Kopf schwirrte ihm von den Dingen und nicht zum ersten Mal fragte er sich, wieso er das eigentlich tat. Wieso suchte er nach Informationen? Sollte es ihm nicht eigentlich egal sein, ob Kaiba Ärger hatte oder nicht? Eigentlich ja, doch seltsamerweise war es das eben nicht.
 

Er rollte sich umständlich auf die Seite und vergrub den Kopf unter dem Kissen. Auch wenn diese Schlafposition etwas suizidal wirkte, fand er so am ehesten Ruhe nach einem Tag wie diesem. Er spürte, wie die Ruhe langsam zurückkehrte. Jonou sagte sich einfach immer wieder, dass er für heute alles getan hatte, was möglich war und ihm eh nichts anderes blieb, als auf den neuen Tag zu warten. Ohne sich dessen bewusst zu sein, driftete er in einen tieferen Schlaf, der jedoch von Träumen begleitet wurde. Es waren eigentümliche Bilder, die sein Unterbewusstsein ihm da vorführte. Er sah Kaiba als weißen Drachen, wie er ein Mädchen zerbiss. Wahrscheinlich eine Projektion des Geschehenen und natürlich die starke Verbindung, die es für Jonou zwischen Kaiba und dessen Karten gab. Diese Bilder wiederholten sich die ganze Nacht über – mit kleinen Variationen.
 

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Der Flur lag in Dunkelheit vor ihm und es war rein gar nichts zu hören. Die Stille wirkte auf ihn nach den Geschehnissen des bereits vergangenen Tages – hatte die Uhr doch so eben Mitternacht verkündet – erdrückend. Gleichzeitig labte er sich fast darin. Leise ging er bis zum Ende des Ganges und betrat sein Schlafzimmer. Kurz nur hatte er in das Zimmer seines Bruders gesehen. Es war eine Gewohnheit, die sich in den vergangenen Jahren entwickelt hatte. Doch der Jüngere war nicht zu Hause. Das geschah oft in letzter Zeit, aber es wunderte den Braunhaarigen nicht. Hier zu leben bedeutete zwar, auf nichts verzichten zu müssen, was Luxus betraf, doch es war auch einsam. Und Mokuba war nie gerne einsam gewesen. Ganz abgesehen davon wurde er auch älter, blieb die Nächte hin und wieder bei Freunden. Seto wusste so genau gar nicht, was in seinem Leben geschah, dazu war er viel zu selten zu Hause. Noch seltener sogar als früher.
 

Er ließ sich auf seinem Bett nieder und spürte die beruhigende Kühle seiner Bettwäsche an seiner Haut, die noch nicht ganz getrocknet war. Das Handtuch um seine Hüften fing die Wassertropfen auf, welche nach dem Duschen über seine Haut wanderten. Wie konnten Dinge innerhalb weniger Stunden dermaßen aus den Fugen geraten? Eben hatte er noch in seinem Stadtbüro gesessen und Kalkulationen überarbeitet, als einer seiner Angestellten aufgelöst in den Raum kam – ohne zu klopfen, wie er zu diesem Zeitpunkt noch missbilligend festgestellt hatte – und ihn über die neuesten Entwicklungen in Kenntnis setzte. Kaum eine halbe Stunde später war eine Reportermeute in seinem Büro eingefallen. Diese Zeit hatte gerade einmal gereicht, um sich kurz einen Überblick zu verschaffen.
 

Doch es hatte ihm nichts genützt. Es blieb ein Rätsel, egal wie oft er sich die Unterlagen aller technischen Überprüfungen geben ließ. Er konnte nicht erkennen, was genau zu diesem Unfall geführt hatte, obwohl die Achterbahn erst vor kurzem unter höchsten Auflagen gewartet worden war. Es gab keine Antwort. Außer dem Vorwurf, dass er eben nicht oberste Vorsicht bei seinen Geräten hatte walten lassen. Und im Moment konnte er nicht einmal das Gegenteil beweisen, denn die Geschehnisse sprachen eindeutig gegen seine Unterlagen. Das weitere Vorgehen war ihm mehr als klar, schließlich war er lange genug Geschäftsmann. Die Staatsanwaltschaft würde sich einschalten, man würde alles untersuchen, jedes Teil auseinandernehmen. Bis dahin würde die Attraktion geschlossen bleiben. Ein Anwalt sagte ihm am Telefon, dass er Glück habe. Man hätte auch den ganzen Park schließen können.
 

Seto ließ sich nach hinten in die Laken fallen und starrte in der Dunkelheit an die Decke. Er hatte den besten Rechtsbeistand, aber das änderte nichts daran, dass ein Mensch zu Schaden gekommen war. Und egal ob das Mädchen nun überlebte oder im schlimmsten Falle sogar starb, es machte das Gefühl nicht besser. Wie hätte er das verhindern können? Diese Frage stellte er sich schon, seit er das Büro verlassen und endlich wieder die Möglichkeit hatte, nachzudenken. Doch auch darauf fand er keine Antwort. Vielleicht gab es für dieses Rätsel auch einfach keine Lösung. Möglicherweise war dieses Geschehnis etwas, dass man dem Schicksal zuschrieb?
 

Der Braunhaarige spürte eine Gänsehaut über seinen Körper wandern. Beinahe mühselig erhob er sich vom Bett, ließ das Handtuch auf den Boden fallen und zog sich an. Eigentlich war er müde und gemessen an dem bevorstehenden Tag sollte er wohl besser schlafen, doch ihm war auch klar, dass er dazu nicht in der Lage wäre. Schon ein paar Minuten später verließ er die Villa wieder und stieg in sein Auto. Es war schließlich nicht so, als könnte er nicht auch selbst fahren. Seinen Chauffeur würde er um diese Uhrzeit auf keinen Fall behelligen, zumal er nicht einmal sicher war, wohin er fahren wollte. War er ehrlich, so gab es nicht viele Orte, an die er gehen konnte. Neben seiner Villa, die um diese Zeit mehr als nur verwaist wirkte, gab es noch zwei Büros und die Firma. Doch das waren alles keine Plätze die er jetzt als Aufenthaltsort vorzog.
 

Er steuerte den Wagen auf die Straße und fuhr den Weg in die Stadt zurück. Obwohl es schon nach Mitternacht war, herrschte noch ein reger Verkehr. Die Leute, die jetzt noch unterwegs waren, hatten sicherlich ein wesentlich abwechslungsreicheres Leben als er selbst und unter Umständen auch weniger Probleme. Eine halbe Stunde fuhr er einfach nur durch die Straßen, ohne darauf zu achten, wo er sich eigentlich befand, bis er letztlich einfach am Straßenrand hielt und ausstieg. Die Gegend kam ihm seltsam bekannt vor, auch wenn er nicht wusste, wann er einmal hier gewesen sein sollte. Die blauen Augen suchten die Häuser ab, die wohl fast alle von Studenten bewohnt wurden, immerhin war ein paar Straßen weiter die Universität. Und dann fiel ihm auch ein, woher er diese Gegend kannte. Langsam trat er auf eines der Häuser zu, die sich allesamt im Stil kaum unterschieden, glitt mit den Fingerspitzen über die Klingelschilder, bis er an einem Namen hängenblieb: Jonouchi Katsuya. Sein Blick wanderte über die Fassade nach oben, doch die meisten Fenster waren dunkel.
 

In keinster Weise verstand er, was ihn hierher getrieben hatte. Wollte er mit einem minderbemittelten Studenten über seine Probleme reden? Nicht, dass er das jemals überhaupt mit jemandem tat. Abgesehen davon könnte ihm jemand wie der Blonde sicherlich nicht helfen. Auf der anderen Seite… Manchmal bedurfte das Leben der merkwürdigsten Aktionen und wenn alles was er hatte, nun sowieso aus den Fugen geriet, wieso sollte er nicht einfach mal etwas wagen? Die Fingerspitzen, welche immer noch an dem Namensschild ruhten, drückten leicht zu, und in der verdunkelten Wohnung ertönte Mitten in der Nacht die Klingel.



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  Lunata79
2012-09-06T10:15:54+00:00 06.09.2012 12:15
Das ist ja voll gemein!!! Wieso gehts hier nicht weiter?!?
Die Idee und Story finde ich richtig gut.
Nur würde ich gerne wissen, wies weitergeht.
Bitte schreib doch weiter. Die Kapitel dürfen dabei ruhig auch etwas länger sein. So um die bis zu 3000 Wörter.

Lg
Lunata79
Von:  Onlyknow3
2012-01-21T18:32:08+00:00 21.01.2012 19:32
Habe das erste Kapitel schon mal gelesen,aber dann war sie weg darum vermute ich mal das eine Namensänderung statt fand.Jetzt habe ich die drei Kapitel gelesen,und freue mich das sich etwas getan hat.
Wenn du also weiter schreiben würdest dann bin ich als leser da.


LG
Onlyknow3
Von:  Xamyn
2011-09-10T10:12:45+00:00 10.09.2011 12:12
Ein sehr gemeiner Cliff-Hänger :D
Die Story ist wirklich sehr interessant. Besonders jetzt scheint es richtig spannend zu werden. Ich kann mir Jouno's verschlafen bzw. überraschtes Gesicht bildlich vorstellen ^^
Am besten gefällt mir aber dein Schreib-Stil. Deine Art makellos und fließend zu schreiben ist echt beneidenswert.
Ich bitte um mehr! :D

LG, MohnBlumenBluete
Von:  Wieselchen
2011-09-01T11:06:13+00:00 01.09.2011 13:06
Heeeeeey!
Wann erfahren wir denn wie es weiter geht? ;__;
Von:  Caeldryn
2010-06-02T07:52:43+00:00 02.06.2010 09:52
Ich habs ja versporchen und ich weiß, dass ichs viel zu lange vor mich hergeschoben habe - irgendwie scheint das mein neues Hobby zu sein *seufz* Den Anfang hab ich ja schon vor einer Weile gelesen, bis zum Wechsel zu Kaiba.
Ich finde den Teil aus dessen Part übrigens wirklich gut. In meinen Augen hast du ihn getroffen und ich bin sehr gespannt wie das folgende Zusammentreffen von Seto und Jouno verlaufen wird.
Jouno find ich ein wenig sehr tiefsinnig... andererseits ist er ja auch älter geworden... Na du machst das schon ^^
Das nächste Mal werd ichs auch wieder gleich lesen. Sonst vergess ich es nur und das geht ja nicht ^^ Ich mag die Story.
Sorry nochmal, weil ichs so lange hab liegen lassen
*Keks geb*
*flausch*
Von:  Dragon1
2010-05-03T21:23:22+00:00 03.05.2010 23:23
EIn schönes Kapitel und so melancholisch!
Dein Schreibstil ist wirklich toll und lässt sich sehr fließend lesen.
Seto tut mir so leid... *snief*
Tja... vor welcher Tür wird er jetzt wohl stehen?
Bin schon sehr gespannt wie es weiter geht^_________^


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