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Sonnenblumen und Tee

Russland/England <3 *Kapitel Vier*
von

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... Tee ...

Nur zur Erinnerung: Dieses Kapitel erzählt die Ausgangssituation, also im Grunde Kapitel Eins, aus Ivans Sicht. :)
 

Ivan war nur selten aufgeregt. Das letzte Mal war wohl vor seinem „Besuch“ in Polen 1941 gewesen. Seitdem war nichts mehr geschehen, bei dem er sich von Angesicht zu Angesicht beweisen musste. Bis zum heutigen Tag, an dem endlich wieder eine große Konferenz mit Vertretern aus beinahe allen Ländern der Welt bei ihm in Moskau stattfand. Das war das erste Mal seit dem Zusammenbruch der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken, dass in seinem Haus wieder Leben einkehrte.

Nach dieser guten Nachricht hatte er sich fest vorgenommen, ein guter Gastgeber zu sein. So hatte er sich nach besonderen Spezialitäten der einzelnen Nationen erkundigt und allerhand verschiedene Getränke zusammengetragen: Cola ohne Zucker für Amerika, alkoholfreies Bier für Deutschland, starken beziehungsweise süßen Cappuccino für die Italien-Brüder, einen leichten Wein für Frankreich, Tee für Arthur und so weiter. Doch da war bereits der erste Harken, als er das Tablett mit den Getränken vor sich sah.

Er hatte so viele andere Sachen im Kopf gehabt, wie beispielsweise früh zu Bett zu gehen, um am nächsten Morgen auch ja früh und ausgeschlafen aufstehen zu können, dass er vergessen hatte, ordentlichen Tee zu besorgen. Er war der Meinung gewesen, dass die guten Teeblätter noch immer in der alten Dose im Schrank verweilten. Doch als er eben diese Dose am Morgen der Konferenz öffnete, stand er vor einem großen Problem. Die guten Teeblätter, die er stolz Arthur präsentieren wollte, hatte er schon so lange nicht mehr angerührt, dass sie durch die Kälte vertrocknet und zerfallen waren und sogar teilweise durch Feuchtigkeit zu derben begonnen hatten.

Da stand Ivan nun, mit der unbrauchbaren Teedose in den Händen. Er hatte sich schon so auf Arthurs Gesicht gefreut, wenn dieser seinen Tee trinken und eventuell ein kleines Lächeln aufsetzen würde. Er hatte sich so darauf gefreut ... Schließlich hatte auch Russland eine beträchtliche Geschichte in Sachen Tee zu verschreiben, die zwar nicht die von Großbritannien oder China übertreffen, aber dennoch ganz ungeniert mithalten konnte.

Als er das letzte Mal und auch die Male davor bei Arthur zu Besuch gewesen war, hatte er miterlebt, mit wie viel Hingabe dieser seinen Tee zubereitete und genoss. Ivan hatte gesehen, was ihn erwartet hätte, wäre Arthur auf den Geschmack seines russischen Tees gekommen.

In seiner Not hatte er schließlich nur noch Teebeutel gefunden. Die waren weder gut noch schlecht, sondern einfach nur schrecklich und Ivans Wangen glühten vor Scham, als er das Wasser aufsetzte und den Tee zubereitete. Das einzige, was er tun konnte, um davon abzulenken, war mit der Milch zu tricksen.
 

Arthur war auch gleich der erste, der den Konferenzraum am Morgen betrat. Ivan konnte das Erstaunen und auch die Skepsis in dessen Gesicht erkennen, als er die Tasse vor sich stehen sah. Doch weil Arthur sich nicht dazu äußerte, blieb auch Ivan stumm.

Trotz alledem konnte sich Ivan seinen eigenen Stolz nicht verdenken. Er war schon ein guter Gastgeber, zwar nicht perfekt, aber wenigstens gut. Nur ungünstig, dass er gerade bei Arthur durchfallen musste. Hätte er vorher einmal nach den Teeblätter gesehen und somit früher bemerkt, dass er die nicht mehr gebrauchen konnte, hätte er auch noch andere besorgen können. Doch nicht auf die Schnelle. Verdammt.
 

Vor und am Anfang der Konferenz geschah nicht viel. Einige bedankten sich für die Aufmerksamkeit der Getränkewahl, sodass Ivan sein Lächeln gar nicht verbergen konnte und brauchte, aber dafür glücklicherweise seine Verlegenheit.

Er versuchte, Arthur nicht zu beachten. Es war nichts dabei, dass eine einzige Nation nicht zufrieden war mit der Auswahl der Getränke. Es konnten halt nicht immer alle glücklich sein. Doch warum musste es ausgerechnet Arthur treffen?

Dieser zog währenddessen die Stirn in Falten, als er Amerikas Vortrag über Mais verfolgte, und Ivan fluchte in Gedanken, als er sich dabei ertappte, wie er wieder Arthur beobachtete. Beobachtete, wie er bisher nicht ein einziges Mal die Tasse Tee berührt hatte ... aber wahrscheinlich war das auch besser so.

Auf der anderen Seite wollte Ivan aber, dass Arthur seinen Tee trank. Dass Arthur eine Reaktion zeigte. Dieser hatte sich sonst immer so weit im Griff, dass es ein Ding der Unmöglichkeit war zu sagen, was er gerade dachte. Die einzigen Ausnahmen waren die regelmäßigen Wutanfälle. Da war Arthur so leicht zu durchschauen, dass es Ivan schon beinahe leid tat.

Doch das reichte Ivan nicht. Es reichte einfach überhaupt nicht. Der Tee, der Arthur auf keinem Fall schmecken würde, wäre die perfekte Chance, ihn aus der Reserve zu locken. Ivan wollte so gern wissen, wie Arthur reagieren würde. Er wollte es so sehr.
 

Er wollte, dass Arthur Eins mit ihm wurde ...
 

Dann könnte er sogar mit den Konsequenzen leben.

Mit diesem Gedanken sah er, wie Arthur die Tasse zu seinem Mund führte und am Tee nippte. Im ersten Moment schien ihm nichts Ungewöhnliches an diesem Gedanken, doch als er sah, wie Arthurs Lippen den Rand seiner Tasse berührten, machte irgendwie alles einen ganz anderen Sinn und Eindruck. Er wollte den Blick abwenden, doch keine Chance. Es war wie ein magischer Bankreis, der ihn gefangen hielt. Und er blinzelte zweimal, ehe er Arthurs Reaktion verfolgte.

Doch dieser verzog keine Miene. Und das war auch der Grund, weshalb es von dem einen Moment auf den anderen in Ivans Magengegend zu brodeln begann. Er ballte unwillkürlich die Hand zur Faust und bemerkte gar nicht, wie Frankreich neben ihm zusammenzuckte. Wahrscheinlich dachte er, Ivan wäre mit seiner eben getätigten Äußerung nicht einverstanden und befürchtete nun das Schlimmste. Aber Ivan war gerade ganz woanders mit seinen Gedanken. Er hatte gesehen, mit wie viel Freude Arthur seinen britischen Tee genoss. Er hatte es gesehen und wollte es immer und immer wieder sehen. Immer und immer wieder. Aber Arthur verzog keine Miene. Irgendwie hätte er sein Missfallen zeigen können. Ganz gleich, wie, Ivan hätte es bemerkt. Doch dass Arthur gar nicht reagierte, machte Ivan wütend. Wütend auf Arthur. Aber erst recht wütend auf sich selbst.

Und als China dann auch noch seine Sonnenblumen als erneuere Energie vorschlug, sie aus dem Boden reißen und verbrennen wollte, war es zu spät für Ivan, sich noch zusammenzureißen.
 

So hätte es nicht enden sollen, dachte Ivan, als die Konferenz offiziell auf den nächsten Tag verschoben wurde. So hatte er nicht vor, sie zu beenden.

Während alle den Raum verließen, spürte er verschiedene Blicke auf sich ruhen, doch keiner brannte so sehr auf seiner Haut wie der Arthurs. Die Wut in seinem Bauch war bereits abgeflaut, doch noch nicht ganz vergessen. Erst als sich ihre Blicke trafen und er bemerkte, wie Arthur schauderte, erlosch sie vollkommen. Reue nennt sich das, verstand Ivan. Reue war wie kaltes Wasser, dass das Feuer der Wut erlöschen ließ.

Schließlich blieb Ivan ganz allein zurück. Niemand hatte noch etwas gesagt, doch er hatte das leise aufgeregte Flüstern auf den Fluren vernommen. Er seufzte. So hätte es nicht enden sollen.
 

Es gab in solchen Momenten, in denen alles gegen ihn zu arbeiten schien, nur einen einzigen Ort, den er aufsuchen konnte. Und dieser besondere, ja magische Ort war ein großes Feld mit vielen tausenden Sonnenblumen. Er liebte seine Sonnenblumen. Er liebte diese gelben Blüten so sehr. Sie sahen aus wie die warme Sonne, die sonst immer nur kalt auf sein Haus schien. Das beruhigte ihn und ließ ihn alles Übel der Welt wenigstens für einige Augenblicke vergessen.

Er war überrascht, als er Arthur in dem kleinen Café in der Nähe seines Sonnenblumenfeldes sitzen sah. Dieser schien ihn nicht bemerkt zu haben. Stattdessen trank er eine Tasse Tee. Mit einem kleinen Lächeln.
 

Arthur liebt Tee ...
 

Ivans Herz machte einen kleinen Hüpfer und er hatte schon gesehen, wie es ihm wieder aus der Brust fallen würde. Doch er spürte nur, wie es immer kräftiger pochte, während er Arthur beobachtete. Das war kein neuer Gedanke für ihn. Er saß seit seinem Besuch bei Arthur in seinem Kopf fest, unerschüttert und unwiderlegbar. Wieder konnte er seinen Blick nicht von ihm wenden, während dessen Lippen die Tasse berührten. Was faszinierte ihn nur so? Erst als Arthur in seine Richtung zu schauen schien, schaffte es Ivan, seinen Blick loszureißen, und in genau diesem Moment überkam ihn eine phantastische Idee.

„Morgen wirst du meinen Tee lieben, Arthur“, lächelte er, hielt aber nur für den Bruchteil einer Sekunde wegen eines völlig anderen Gedanken inne.

Wann und warum hatte er eigentlich damit begonnen, Arthur bei seinem Namen zu nennen?
 

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Kommentar der Autorin: Oh, das war eine langwierige und schwierige Arbeit ... Ich habe das ganze Kapitel noch einmal komplett umgeändert und überarbeitet. Ivan ist eine Art Charakter, den man so schwer einschätzen kann. Ich habe und werde für das nächste Kapitel deshalb versuchen, ihn möglichst so darzustellen, wie ich ihn sehe. Für mich ist er nämlich einfach nur furchtbar einsam und, um diese Einsamkeit zu überwinden, versucht er alles, ohne wirklich zu bemerken, dass er damit die anderen nur noch mehr abschreckt. Ivan ist wie ein Kind, das aus Spaß und Neugier einem Insekt die Flügel herausreißt. Er tut mir so leid! Aber zum Glück gibt es Autoren wie mich, die ihm etwas Liebe schenken! *lach*

Ich bin selbst gespannt, was aus dem nächsten Kapitel werden wird. Ich habe schon den groben Verlauf, doch das alles auf Ivan zuzuschneiden ist gar nicht so einfach. Ich habe bereits angefangen und komme immer wieder an Stellen, wo ich denke: Hättest du das aus Arthurs Sicht geschrieben, wäre Ivans Verhalten noch viel deutlicher ... weil er selbst ja nicht diese charakterlichen Veränderungen mitbekommt beziehungsweise dass das für ihn ganz normal und alltäglich ist ... Wenn das Kapitel fertig ist, werdet ihr sehen, was ich meine ... ;)



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2010-07-25T06:02:09+00:00 25.07.2010 08:02
Oh my. Dein Russland ist perfekt. Seine Gedankengänge, seine Motive. Alles.
Von: abgemeldet
2010-07-13T20:29:15+00:00 13.07.2010 22:29
Ich fands total passend und sowas von süß^^
Auch wenn ich das Pairing noch nicht kannte. Ich fang an es zu mögen. So kawai^^


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