G ä n s e b l ü m c h e n
Das beinahe glückliche Paar, aber auch nur b e i n a h e .
Einmal, irgendwann in der Vergangenheit, da schien der Glaube existent, dass der Anflug einer hauchfeinen Romanze hereinbrechen würde. Trugschluss – nichts weiter und nichts mehr.
Es entpuppte sich als eine Illusion, als ein glücklicher Traum, der Glaube nach einer zarten Liebelei mit ihrem Gentleman, ihrem wunderbaren Kavalier, der eigentlich keiner war.
Dumme Träumerin. Du hattest es doch gewusst, jedoch verblendet.
Die Erkenntnis donnerte nach 5640 Stunden, also nach 235 Tagen, genau in diesem unheilvollem Augenblick, in ihrem Kopf.
Es tat weh.
Jegliche Gefühle, die wunderbaren Zuneigungen und die liebevollen Worte mutierten zur waschechten Heuchelei. Die Wahrheit tat weh – natürlich.
Du, kleine Närrin, hättest es besser wissen müssen.
Denn das Vertrauen galt dem pechschwarzen Herzbuben, einem Malfoy mit all den Allüren eines Malfoys'. Die bittersüße Enttäuschung stand auf seiner Stirn tätowiert. Doch sie war zu blind, zu verliebt, um der Wahrheit ins Gesicht zu blicken.
Sie sah nämlich nur das, was sie sehen wollte. Ein beinahe glückliches Paar, aber auch nur beinahe. Dabei entglitt ihr die Tatsache, dass der treulose Verehrer ein Lügner war, ein Herzensbrecher und ein Esel, der mit Gefühlen jonglierte und nichts weiter und nichts mehr.
Er war kein Kavalier – nein, nein.
Und doch hält das junge Fräulein mit den roten Haaren den Beweis seiner stummen Beichte in ihren kalten Händen. Es entpuppte sich als Gänseblümchen – da war nichts weiter und nichts mehr.
Etwas lief da verkehrt, aber das wusste sie.
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Seine Stimme erklang. Irgendwann. Seine schönen Lippen formten ihren Namen. Es glich einem Flüstern. Doch sie nahm es kaum wahr, weil ihre Sinne betäubt waren und diese Betäubung hatte er ausgelöst.
»Rose«, hatte er gesagt. So flehend. So elend. Beinahe bemitleidenswert, aber auch nur beinahe.
Das Fräulein namens Rose rührte sich nicht, starrte viel mehr noch immer auf das entsetzliche Bild vor ihr. Ein Klassiker - da war nichts weiter und nichts mehr.
Es war grauenhaft, scheußlich, schmerzlich, die kompromentierende Pose.
Er, ihr beinahe Liebster, saß beziehungsweise lag auf einer unbekannten Schönheit. Sie war schön, das konnte Rose nicht leugnen. Vielleicht sogar schöner als sie, aber dies behielt sie für sich. Rose schluckte. Etwas anderes fiel ihr abrupt nicht ein.
Scorpius Hyperion Malfoy löste sich von der fremden Wohlgestalt, schritt auf die junge, verstörte Hexe zu. Rose blieb noch immer am Türrahmen stehen.
»Ich kann es dir erklären.«, sagte er flehend, vorsichtig. Doch es war schwierig, beinahe unmöglich sich aus dieser Situation zu erklären. Das wussten sie, natürlich. Und trotz allem herrschte dieses Schweigen, obwohl ein jeder die Wahrheit kannte.
Rose schaute an ihm herab – sie befand sich in Trance. Kein Wunder. Sein Hemd, es war verräterisch aufgeknöpft, genauso wie seine pechschwarze Hose es war. Etwas, was die junge Hexe noch nie zu sehen bekam.
Monsieur, die Beweislast ist erdrückend. Wie wollen Sie sich da noch herausreden?
»Ich glaube kaum.«, hatte Rose geflüstert, schenkte Scorpius ein trauriges Lächeln.
Scorpius Herz, es brach augenblicklich in winzige Stücke, wie eine Vase, die unheilvoll zu Bruch ging.
Es tat weh, nicht wahr, mein verehrter Herzensbrecher? Es tat sogar sehr weh.
Seine beinahe Liebste stürmte aus dem Zimmer. Er blieb stehen. Wie angewurzelt, wie eine Salzsäule, unfähig sich einen Millimeter zu rühren.
Es war vorbei, die beinahe Liebelei
Und doch hält das unglückliche Fräulein noch immer seinen stummen Liebesbeweis in ihren kalten Händen. Es entpuppte sich als Gänseblümchen – es war nur eine Heuchelei. Nichts weiter und nichts mehr.
Ende