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Shit Happens

Vampire haben's auch nicht leicht
von

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Rückkehr der Zeugen Jehovas

Anmerkung: Haruka / Allgemeiner Erzähler
 

„Haruka-Papa?“

Ich schaute auf, als Hotaru mich sachte anstupste.

„Hm?“

„Wie viele Pfannkuchen willst du?“

Sie strahlte mich an.

„Ich hab keinen Hunger, danke, Liebes.“

Sofort erstarb das Lächeln.

„Warum nicht? Du hast doch heute noch gar nichts gegessen.“

„Weißt du, ich mache grad eine neue Diät, eine Nulldiät sozusagen.“

Ich versuchte zu grinsen, aber mein Mund verzog sich wohl nur zu einer merkwürdigen Fratze, zumindest hatte ich das Gefühl, dass es so sein musste. Hotaru machte einen Schmollmund.

„Eine Diät? Pass auf, dass du nicht zu viel abnimmst, sonst wird dich Michiru-Mama nicht mehr erkennen, wenn sie aus ihrem Urlaub zurück ist!“

Urlaub. Eine bessere Ausrede war mir nicht eingefallen. Wie konnte ich ihr nur erzählen, dass Michiru nun einer unserer Feinde war? Hinter diesen blutrünstigen Augen steckte immer noch die alte Michiru - MEINE Michiru -, doch solange ich nicht wusste, wie ich sie wieder normal bekam, entschloss ich mich fürs Erste, Hotaru in diesem heilen Glauben zu lassen. Schon allein, weil Setsuna für ihre Verhältnisse heftig reagiert hatte; sie bekam fast einen Schock und bestand darauf, dass ich vorerst zu ihr und der Kleinen ziehen solle. Sie sagte zwar, dass sie von mir seelischer Unterstützung brauchte, doch wir wussten beide, dass eigentlich ich diejenige war, die nicht allein gelassen werden sollte und ich war ihr dankbar, dass sie dies nicht offen aussprach. Das war das Schöne an ihr; es war mir, als könnte sie in meine Seele schauen.

Hotaru musste also glauben, eine ihrer Mamas sei im Urlaub. Soweit, so gut.
 

Nachdem ich ihr beim Frühstück zugesehen hatte, verschwand sie anschließend in den Park - sie war mit Chibiusa verabredet und außerdem waren Sommerferien. Als sie gegangen war, bemerkte ich Setsuna, wie sie angelehnt im Türrahmen stand.

„Guten Morgen“, sagte sie mit ihrer samtenen Stimme.

„Hey.“

Ich winkte sie zu mir an den Küchentisch und sie setzte sich mir gegenüber. Nachdem sie elegant - ihre Bewegungen waren allerdings nicht ganz so graziös wie von meinem Monster-Schatz - ihren Körper auf den Stuhl geschwungen und ihr Kinn auf die Hände gestützt hatte, musterte sie mich aufmerksam. Ihr Blick schien mich geradezu zu durchbohren. Ich sah sie mit Hundeblick an, ich wusste ganz genau, worauf sie hinaus wollte. Sie nickte kaum merklich in Richtung Pfannkuchenteller und ich zog eine Augenbraue hoch. Sie nickte stärker und ich zog die andere Augenbraue ebenfalls hoch. Als sie daraufhin auch noch ihre Hand als gestische Unterstützung dazu nahm, wollte ich wieder eine Augenbraue hochziehen, jedoch fiel mir dann auf, dass ich nur zwei Stück von denen hatte. So ein Ärger aber auch. Ich musste mich wohl oder übel mit Worten verständigen, auch wenn mir gar nicht danach war.

„Was willst du denn?“

„Haruka, du musst essen.“

„Ich weiß.“

„Na, dann tu’s doch einfach.“

„Ich hab aber keinen Appetit auf Pfannkuchen.“

„Kein Problem. Ich kann dir auch Bacon backen oder etwas anderes. Du musst nur sagen, worauf du Lust hat.“

„Ich hab Lust auf Michiru.“

Setsuna verzog die Lippen zu einem kleinen traurigen Lächeln.

„Den Wunsch kann ich dir leider nicht erfüllen.“

„Ich weiß.“

„Haruka…“

Für einen Moment schloss ich die Augen. Ich wusste, dass sie und Hotaru sich die größte Mühe mit mir gaben, doch ich konnte einfach nicht glücklich sein. Es war nicht einfach nur die Tatsache, dass der wichtigste Mensch in meinem Leben verschwunden und unauffindbar war, es war die Ungewissheit, ob es ihr gut ging. Schön, sie war jetzt ein Dämon, ein Vampir genauer gesagt. Bei unserem letzten ‚Date’ hatte sie versucht mich als Milk Shake auszuschlürfen, doch dieses Risiko war ich bereit einzugehen, wenn ich sie wieder sehen konnte. Sie war mein Leben, meine bessere Hälfte. Jede Sekunde ohne sie war absolut sinnlos. Das muss mächtig kitschig klingen… Aber es ist doch oftmals so. Manchmal weiß man erst was man an einem Menschen hat, wenn dieser nicht mehr da ist… Und nun würde sie nie wieder kommen. Zumindest nicht als Mensch. Alles was ich tun konnte, war abwarten und hoffen, dass sie ihre Menschlichkeit nicht vollends verloren hatte. Auch Hotaru zuliebe; ich hatte nämlich keinen blassen Schimmer, wie ich ihr verklickern sollte, dass Michiru doch nicht in Spanien war…

„Jetzt sind es vier Wochen her.“

Setsuna riss mich aus meinen Gedanken und damit aus meinem tranceähnlichen Zustand.

„Was?“

Sie blickte mir unverwandt in die Augen.

„Michiru - sie ist jetzt schon seit vier Wochen spurlos verschwunden.“

Vier Wochen schon. Entsetzlich.

„Also. Was gedenkst du zu tun?“

„Was soll das denn jetzt?“

„Ich meine, wir müssen doch irgendetwas unternehmen. Wir müssen sie suchen.“

„Das haben wir doch schon zigmal getan. Sie ist wie vom Erdboden verschluckt. Ganz Tokio hab ich von Vorne bis Hinten und sogar seitwärts durchkämt. Sie ist weg!“

„Und wenn sie gar nicht mehr in Tokio ist?“

Ich schüttelte den Kopf, dabei fielen mir einige blonde Strähnen in die Augen.

„Nein. Ich weiß, dass sie noch da ist. Ich kann sie SPÜREN. Sie ist einfach nur nicht zu erreichen.“

„Aber wir können hier doch nicht wochenlang rumsitzen und Däumchen drehen!“

Ich biss mir auf die Unterlippe.

„Haruka!“

Ich reagierte nicht. Ich wusste genau, dass sie recht hatte. Jedoch lag mir keine passende Antwort parat. Natürlich wusste ich, dass wir nach ihr suchen mussten. Wer weiß, was ihr diese Blutsauger alles antaten; vielleicht litt sie Höllenqualen. Doch andererseits hatte ich schon jeden Winkel Tokios abgesucht. Und sie war noch in Tokio, da war ich mir hundertprozentig sicher. Die Verzweiflung hatte mir allerdings bereits jegliche Hoffnung genommen. Es war, als hätte Setsuna meine Gedanken gelesen, denn sie sagte:

„Du magst vielleicht aufgegeben haben, doch ich nicht. Und ich bin mir sicher, die anderen Sailor Kriegerinnen, allen voran Bunny, ebenfalls nicht. Und wenn du uns nicht helfen willst, suchen wir eben ohne dich. Du kannst hier bleiben, nur wag es ja nicht, dich zu Tode zu hungern und Hotaru damit unglücklich zu machen!“

Ich hatte noch nie erlebt, dass sie in dem Ton mit mir redete. Anfänglich war es noch ein Flüstern, doch mit jeder ausgesprochenen Silbe wurde ihr Ton schärfer und ihre Stimme lauter. Und das machte mich wütend. Genauer gesagt, ich war rasend vor Wut. Nicht auf Setsuna, sondern auf mich, da ich erkannte, wie sehr mich die Verzweiflung auffraß. Tränen schossen mir in die Augen und ich erhob mich ruckartig aus dem Stuhl.

„Was sollen wir denn deiner Meinung nach noch alles machen?! Und selbst für den unwahrscheinlichen Fall, dass wir sie finden würden, glaubst du ernsthaft, sie wäre wieder vollstens die Alte???“

Setsuna verpasste mir für meinen kleinen Hysterieanfall eine schallende Ohrfeige und ich starrte sie verdutzt an.

„Dann willst du lieber hier zu Hause vergammeln und darauf warten, dass sie vielleicht eines Tages zur Tür herein spaziert und so tut, als wäre nie etwas gewesen?“

„Ja!“, gab ich ihr pampig zur Antwort und merkte selbst, wie kindisch ich mich im Moment benahm. Augenblicklich kniff ich die Augen zusammen, damit ich die Tränen wegblinzeln konnte. „Setsuna, ich… es tut mir leid.“

Sie seufzte, als ich ihr an den Hals sprang und sie mir sanft über den Kopf tätschelte.

„Das weiß ich doch“, hauchte sie liebevoll wie eine Mutter.

Ja, wir verstanden uns auch ohne Worte. Und dann klingelte es. Ruckartig riss ich mich aus der Umarmung.

„Welcher Depp..? Das sind bestimmt wieder diese nervigen Zeugen Jehovas. Denen werd ich Beine machen!“

Wütend stapfte ich zur Tür. Setsuna rief mir hinterher.

„Beruhige dich und sieh erstmal nach, wer da ist. Vielleicht ist es auch Hotaru und sie hat etwas zu Hause vergessen.“

Als ich die Tür öffnete und dem Besucher all meine Beleidigungen entgegen werfen wollte, erstarrte ich in der Bewegung. Ich konnte mich nicht mehr rühren. Der Besucher, ein Mann mit goldenen Augen schaute mich hypnotisierend an.

„Entschuldige die Störung. Aber ich, oder besser wir“, er deutete auf einen weiteren Mann mit lilafarbenen Augen, der bei näherem Hinsehen ein wenig grün im Gesicht aussah, „haben ein Problem und brauchen eure Hilfe.“

Ich konnte mich nicht bewegen und brachte gerade nur mit größter Anstrengung so viel Kraft auf, ihm eine Antwort zu verpassen.

„Schert euch mit eurem Problem zum Teufel!“

In dem Moment kam Setsuna um die Ecke.

„Alles okay? Ich habe mir Sorgen gemacht, weil ich dich nicht habe brüllen hören und - oh!“

Verdattert sah sie unsere zwei Besucher an, so viel konnte ich noch aus den Augenwinkeln heraus erkennen. Der Mann mit den goldenen Augen sah sie an.

„Hallo, Setsuna. Ich habe gehofft, dich anzutreffen.“

„Nariaki.“

Sie presste die Lippen zusammen.

„Und wer ist das?“

Sie deutete mit einem Wink auf den anderen.

„Das ist Genba.“

Sie schürzte die Lippen kaum merklich und nickte verständnisvoll.

„Lass sie los.“

Sie deutete mit einem Finger in meine Richtung.

„Wird sie auch keinen Ärger machen?“

Setsuna nickte. Hallo? Ich hatte wohl gar nichts mehr zu sagen! Der Mann – Nariaki - blinzelte kurz und schon war ich wieder voller Energie.

„Was bildet ihr euch eigentlich ein???“, schleuderte ich ihm auch gleich entgegen.

„Ihr müsst uns helfen.“

„Und warum sollte ich das tun?“

Er trat kokett von einem Fuß auf den anderen.

„Weil ich weiß, wo Michiru steckt und ihr solltet wohl schnellstmöglich dagegen etwas unternehmen, sonst ist es zu spät.“

Ich riss entsetzt die Augen auf und hörte wie Setsuna einen unterdrückten Schrei von sich gab.

„Zu spät für was???“
 

Währenddessen im Park von Tokio:
 

„29, 30, ich komme!“

Hotaru rannte so schnell sie konnte los, um Chibiusa zu finden. Sie lachte herzlich. Doch dann spürte sie, wie eine eiskalte Hand auf ihrer Schulter lag und sie drehte sich erschrocken um.

„Chibiusa, bist d-?! Michiru-Mama!!“

Stürmisch wie sie war, warf sie sich Michiru in die Arme und beide gingen mit einem Lachen zu Boden.

„Hey, hey! Ein bisschen mehr Gefühl, bitte! Ich bin total erschöpft.“

„Michiru-Mama! Ich dachte schon, du würdest gar nicht mehr aus dem Urlaub kommen…“

„Keine Sorge, jetzt bin ich ja wieder da, Hotaru-chan.“

Dem kleinen schwarzhaarigen Mädchen stiegen Tränen in die Augen und sie lächelte bitter.

„Na, wer wird denn gleich weinen?“

Sie wischte sich ihre Tränen weg und flüsterte dann:

„Du bist nicht meine Michiru-Mama.“

Michiru riss entsetzt die Augen auf.

„Was sagst du denn da..?“

Ihre Stimme begann zu brechen und sie musste erst ein paar Mal schlucken, bevor sie weitersprechen konnte.

„Ich weiß, dass ich mich verändert habe, aber ich bin doch trotzdem noch die Alte! Wir können alle wieder so zusammen leben wie früher, oder?“

Hotaru antwortete nicht, stattdessen stiegen ihr neue Tränen in die Augen.

„ODER?“

Michirus Stimme zitterte flehend.

„Du hast so rote Augen…“

„Ich weiß, ich weiß, mein Schatz! Aber das wird doch nichts ändern!“

„Deine Zähne sind ganz spitz…“

„Auch das spielt keine Rolle. Wir sind eine Familie!“

Jetzt lächelte Hotaru sie bitter an.

„Und warum schaust du mich dann an, als ob ich was zu essen sei?“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  ai-lila
2010-07-12T19:48:15+00:00 12.07.2010 21:48
Hi~~

Ups!
Wie war das mit "Kindermund?"
Ja, ihr könnt nicht nur witzig schreiben sondern auf traurig. v.v

Das war wieder ein klasse Kapi.
lg ai


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