2. Türchen - Final Fantasy XII
2. Türchen von Ixana
Die Sache mit der Dekoration
Woher die wahrlich gigantische Menge an Tannenzweigen kam, die nun fleißig von Palastdienern überall im Schloss zu Dekorationszwecken aufgehängt wurden, wusste nicht einmal mehr die Königin selbst. Es war Ashe tatsächlich ein einziges Rätsel, wie dieses seltsame Gestrüpp, das es in ihren Augen darstellte, unbemerkt in die Haupthalle gelangen konnte. Wollte ihr dort irgendjemand einen Streich spielen oder etwa einen Anreiz dazu geben, doch eine Pause zu machen und die nun vor ihr liegende Zeit zu genießen, anstatt sich in ihren königlichen Pflichten zu vergraben, als ginge am nächsten Tag die Welt unter?
Nun, vielleicht tat Ashe das tatsächlich, wollte anscheinend nur nicht wahrnehmen, welche Ausmaße ihre Arbeitswut und der eigene innere Drang zur Pflichterfüllung bereits angenommen hatten. Sicher gab sie sich nach außen hin ausgeglichen, doch konnte jeder normale Mensch, der sich in die königlichen Gemächer verirrte, auch einmal einen Blick hinter diese Maske werfen.
Doch momentan war das alles unwichtig, zumindest in den Augen der Königin von Dalmasca, doch sie war so mit ihren Gedanken beschäftigt gewesen, dass sie nicht mehr so wirklich registrierte, wohin sich ihre Beine eigentlich bewegten.
„Majestät!“ Deswegen war es auch nicht weiter verwunderlich, dass die Angesprochene zuerst nur aufschreckte und dann wie hypnotisiert in Richtung desjenigen starrte, der sie gerade sehr ungestüm aus ihren Gedanken gerissen hatte.
Nein. Das war nicht die Realität und dort kam gerade keiner der Diener auf sie - die Königin - zugelaufen. Nein nein nein, sie wollte mit diesen Dekorationsangelegenheiten, um die es vermutlich gehen würde, nicht mehr zu schaffen haben als unbedingt notwendig. Und genau deshalb ignorierte Ashelia den Bediensteten, der nun vor ihr Halt gemacht und sich doch noch auf seinen Respekt ihr gegenüber besonnen und verneigt hatte. Normalerweise nahm sich die Königin gern Zeit für die Belange ihres Volkes und auch ihrer Dienerschaft, aber es gab eben Zeitpunkte, die man ungünstiger nicht hätte wählen können.
So auch jetzt, da ihre Majestät nicht zu reagieren gewillt war und stattdessen einfach auf dem Absatz kehrtmachte und davonging. „Majestät? So wartet doch; es geht doch nur darum, ob wir-“
Doch weiter kam der Diener nicht mit seinen Worten, denn die Angesprochene schnitt ihm diese mit einem einfachen „Macht, wie es euch beliebt.“ ab und ging weiter, ohne sich auch nur nach dem Bediensteten umzudrehen, der nun reichlich verdattert dastand und nicht so recht wusste, was er nun wirklich tun sollte, bis auch ihm endlich das Licht aufging, das es gebraucht hatte, und er eilte davon.
~Stunden später~
Was innerhalb der letzten Stunden passiert war, konnte man als relativ uninteressant einstufen, da Ashe lediglich in ihr Amtszimmer zurückkehrte und dort weiter arbeitete, bis es dunkel geworden war und Lampen angezündet werden mussten. Doch selbst in dieser relativ heimeligen Stimmung, da außer besagten Lampen nichts mehr den Raum erhellte, dachte die Königin nicht daran, sich etwas freie Zeit zu gönnen – zumindest solange nicht, bis sie wieder einmal von einem ihrer Bediensteten gestört wurde.
„Verzeiht mir die Störung, Majestät, aber es bittet jemand um eine Audienz in Eurem Studierzimmer.“
Es hörte sich irgendwie suspekt an, dass um diese Uhrzeit und ausgerechnet an diesem Ort jemand um eine Audienz bat, doch trotzdem bohrte die Angesprochene in dieser Hinsicht nicht weiter nach, sondern legte ihre Dokumente beiseite, stand auf und folgte ihrem Diener einfach diverse - ebenfalls geschmückte - Korridore entlang und musste sich zusammenreißen, beim Anblick dieses Schmuckes aus gebundenen grünen Tannengirlanden und roten und goldenen Kugeln nicht einfach stehenzubleiben und vor sich hinzuträumen.
Der Anblick war wahrlich eine Augenweide und selbst Ashe musste einsehen, dass ihre Bediensteten in diesem Punkt ganze Arbeit geleistet hatten. Aber für Lobeshymnen war es jetzt noch zu früh, denn sie kamen nun beim Studierzimmer an. Der Diener öffnete die Türe zu dem Raum und wies die Königin mit einer Verbeugung an, doch bitte hineinzugehen, und Ashe tat wie geheißen. Doch da war niemand, nur ein Feuer prasselte im großen Kamin munter vor sich hin und erhellte zusammen mit einigen Lampen den Raum. Und jetzt sah die in letzter Zeit relativ gestresste Ashelia, weshalb man sie wirklich hierhin gebracht hatte. Dieser Raum hier war ebenfalls geschmückt worden und wie es schien, hatte man sich hier besonders viel Mühe gegeben, etwas Besonderes zu zaubern.
Nun sah auch die Königin ob des Schmucks aus scheinbar zufällig verteilten Tannenzweigen, kleinen Engelsfigürchen und allerlei anderen auf diese Zeit abgestimmten Dekorationsgegenständen ein, dass man nicht immer nur arbeiten musste, um sich selbst zufrieden zu stellen. Es reichte auch einfach, in einem Sessel am Kamin des Studierzimmers Platz zu nehmen und sich im Anblick der Dekoration zu verlieren, anstatt einfach irgendwann über ihrer Arbeit einzuschlafen.
Das hier war eine wesentlich bessere Art, zu entspannen als zu versuchen, sich mit Hilfe von Arbeit zu entspannen, denn das dauernde Arbeiten - so Ashes Gedankengang - führte eher in genau die entgegengesetzte Richtung zu dem, was sie hier gerade tat.