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Blaue Türen in Brilon

Kreatives Schreiben
von

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Ich hatte immer gewusst, dass mein Onkel verrückt war. Doch das, was ich letzten Herbst erlebt hatte, schlug das erwartete Maß um Längen.

Meine Eltern hatten sich in den Kopf gesetzt zu verreisen. Alleine.

Mich schickten sie zu Ernesto Hambrey. Ein betagter Wissenschaftler, der fest davon überzeugt war klonen zu können. Außerdem war er mein Onkel.

Er holte mich nicht wie verabredet vom Bahnhof ab, doch ich hatte dies schon erwartet und ging alleine los. Mein Ziel hieß Brilon. Ein heruntergekommenes, schäbiges Dorf, mit weniger als 15 Seelen. Mein Onkel hatte hier seit 20 Jahren gelebt und es war sein Paradies gewesen. Ich passierte das kleine, gelbe Schild, welches mir fälschlicherweise sagte, dass ich Brilon erreicht hätte. Tatsächlich durfte ich noch gute 15 Minuten laufen, ehe ich die ersten Häuserdächer vor mir sah. Seufzend klopfte ich an ein verlassen aussehendes Haus. Eine alte runzlige Frau, die dem verknorpeltem Krückstock in ihrer Hand sehr ähnlich war, öffnete mir misstrauisch. Sie sah aus, als würde sie jeden Moment ihren letzten Atemzug tun. „Jaaaahh??“, fragte sie mit einer unangenehm schrillen Stimme. Ich musste mich zusammenreißen, nicht einfach Reißaus zu nehmen. „Ähm…Ich würde…Ich würde gerne wissen, wo Ernesto Hambrey-“, ich zuckte zusammen, als sie die Tür zuschlug. „…wohnt.“ Seufzend beendete ich meinen Satz und wollte gerade kehrt machen, als sich die Tür erneut öffnete. „Hallo. Hey, du! Junge!“, die ebenso unangenehme Stimme, wollte wohl unbedingt mit mir reden. Ich drehte mich um und sah auf einen älteren Mann, der der Sohn der alten Frau hätte sein können. „Ja, Sir?“, fragte ich höflich. Er kam einen Schritt näher. „Was will so ein junger Bursche, denn bei Hambrey?“, fragte er neugierig. Ich ging bestimmt einen Schritt nach hinten, um wieder Distanz zu ihm zu bekommen. „Er ist mein Onkel.“, erwiderte ich kühl. In meinem Kopf formte sich ein >Leider! <, doch ich sprach es nicht aus. Prüfend schaute er mich an. Dann zeigte er wortlos die Straße hinunter und ging zur Tür. „Armer Junge…“, hört ich ihn noch murmeln, ehe sich eben jene schloss.

Ich seufzte mal wieder und packte meine Sachen zusammen. Nach 10 Minuten weiteren Gehens, erblickte ich ein großes Haus. Es mochte einmal sehr schön gewesen sein, doch jetzt war es an vielen Stellen verrottet und die Farbe war verblichen.

Direkt daneben dem Haus, stand ein riesengroßer, fast eben so großer Felsblock.

In ihm war eine alte, ehemals wohl knallblaue Holztür eingelassen. Neugierig ging ich darauf zu. „Halt! Fass sie ja nicht an! Es wäre das Letzte was du tun würdest!“, rief eine Stimme, in der ein wenig Wahnsinn mitschwang. Ich war zuerst zusammen gezuckt, hatte die Stimme dann aber erkannt. „Hallo, Onkel Ernest!“, sagte ich ruhig und drehte mich um. Seine Augen weiteten sich, als er mich erkannte. „Oh…Michael…Du bist schon da? Ich dachte du kommst erst morgen.“, sagte er verwirrt. Ich verdrehte innerlich die Augen. Das konnten zwei tolle Wochen werden…
 

Als die erste Woche um war wusste ich: Ich will nach Hause!

Leider war mir das nicht vergönnt. Die meiste Zeit war ich auf dem Zimmer, das Ernesto mir zugeteilt hatte. Ich schrieb irgendetwas, hörte Musik, las. Manchmal ging ich auch nach draußen. Von der Tür hatte ich mich fern gehalten, so wie mein Onkel gesagt hatte. Ich hörte auf ihn, weil er immer so einen eigentümlichen Ausdruck hatte, wenn er von ihr sprach. Es war eine Mischung aus Angst, Gier und Bedrohlichkeit. Ich sah meinen Onkel nicht sehr oft. Manchmal zum Essen. Sonst nie. Mein Tagesablauf war immer der Gleiche: Aufstehen. Essen. Lesen. Essen. Schreiben. Essen. Frische Luft schnappen. Schlafen. Und wieder von vorne. Doch am 7. Morgen war es anders. Ich hatte so ein merkwürdiges Gefühl. Langsam stand ich au und ging nach draußen. Vorsichtig näherte ich mich der blauen Tür. Ich entfernte die beiden Bretter, die mit einander verkeilt, die Tür verschlossen. Quietschend öffnete sie sich und ich trat in die Dunkelheit dahinter. Ich tastete die feuchte Wand ab, bis ich einen Lichtschalter gefunden hatte. Strahlend helles Licht blendete mich. Als ich wieder sehen konnte, blieb mir der Mund offen stehen. Ich befand mich in einem riesigen, kreisrunden Raum. Er war vollgestopft mit seltsamen Geräten und Regalen. Plötzlich bewegte sich etwas in meinen Augenwinkeln. Ich fuhr herum und sah eine zusammen gekauerte Person hinter einem Tisch. Es war mein Onkel. Zusammengekrümmt und grün im Gesicht, lag er da. Doch das eigentliche Erstaunliche war, das ihm pergamentbraune Flügel wuchsen. Es waren eine Art Fledermausflügel, auf dem einzelne Federn wuchsen. Aus seinem Mund quollen unablässig fremde Worte. Ich muss zugeben, dass ich Angst hatte. Ziemliche Angst. Ich wich zurück, als er mich bemerkte. Langsam stand er auf und ging auf mich zu. Er sprach weiter dieses verrückte Zeug. Ich merkte, wie eine warme Flüssigkeit, mein Bein hinunter lief. Er hatte schon wieder diesen Ausdruck im Gesicht. Ich mochte diesen Ausdruck nicht. Ich wich weiter zurück. Ging langsam zur Tür. Plötzlich waren die Augen meines Onkels klar. „Renn weg…Michael…Es...hat mich unter…Kontrolle…verschwinde….“, keuchte er. Dann war er wieder das Monster. Ich lies mir das nicht zwei mal sagen und lief los. Ich rannte einfach weg. Weg von diesem Wesen, das einmal mein Onkel gewesen sein mag. Plötzlich wurde es warm in meinem Rücken und ich drehte mich erschrocken um. Das Haus brannte lichterloh und selbst aus dem Felsen schlugen Flammen. Plötzlich ergriff mich eine seltsame Leere und Traurigkeit. Ich musste an die Tür denken. Jetzt war sie sicher weg. Verbrannt. Kurz nachdem ich das gedacht hatte, riss mich eine gewaltige Druckwelle nieder und es wurde schwarz um mich herum. …
 

Als ich wieder aufwachte, befand ich mich in einem Krankenhaus. Ich hatte wohl ein paar Verbrennungen und eine Gehirnerschütterung erlitten, aber sonst ginge es mir gut, versicherten mir die Ärzte. Als ich mich nach meinem Onkel erkundigte, bekam h nur >Der ist wahrscheinlich verbrannt< zu hören. Ich erzählte niemandem von dem, was mir passiert war. Es hätte mir eh keiner geglaubt. Ich träumte oft davon. Tue es immer noch ab und zu. Und jedes Mal sehe ich die blaue Tür in Flammen aufgehen.

Dann wird es Schwarz…



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  KeiKirjailija
2009-11-05T14:33:51+00:00 05.11.2009 15:33
Hihi^^ Noch so ein schönes Werk vom Kreativen Schreiben^^
Ich bin dafür, dass er überlebt und es ne Fortsetzung gibt *grins*
Und in dieser Fortsetzung L... und Y.... ungebracht werden^^
Hihi^^ *knuddel*


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