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Hard to say

ZoSa
von

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It´s hard to say...

Eine Lüge.
 

Die gesamten letzten Jahre waren eine Lüge.
 

Wie hypnotisiert starrte er auf die Photographie vor sich.
 

Sollte nun wirklich endgültig alles vorbei sein?
 

Er konnte nicht glauben, was er dort sah.
 

Er wollte es nicht glauben, doch das Bild sprach eine andere Sprache.
 

Das strahlende Lächeln, das auch die blauen Augen erreichte.
 

Die blonden Haare, mit denen der Wind sanft spielte.
 

Eine wilde, unbändige Wut entflammte in seinen grünen Augen.
 

Dieselben grünen Augen, über die sich zugleich ein Schatten gelegt hatte.
 

Der einstige Glanz war verschwunden.
 

Vorsichtig, beinahe andächtig fuhr er mit den Fingerkuppen über das Bild.
 

Zeichnete die Konturen des Gesichtes nach, blieb erneut an dem Lächeln hängen.
 

Sein Blick wurde ausdruckslos, er hing in Gedanken in der Vergangenheit.
 

Erst das laute Klingeln seines Telefons holte ihn aus dieser Reise zurück.
 

Er wusste nicht, wie oft es schon geklingelt hatte, es war ihm im Grunde auch egal.
 

Er wollte nur seine Ruhe haben.
 

Und doch konnte er einer Konfrontation nicht aus dem Weg gehen.
 

Er brauchte Antworten, wollte verstehen, was er falsch gemacht hatte.
 

Doch würde er diese kriegen?
 

Würde es wieder eine Lüge sein, oder dieses eine Mal die Wahrheit?
 

Entsprach überhaupt irgendetwas von dem, was er gehört hatte, der Wahrheit?
 

Ein gefährliches Knurren verließ seine Kehle, die Wut in ihm übernahm die Kontrolle

über seinen Körper und – wenn auch nur kurzzeitig – ließ er es zu.
 

Seine rechte Hand ballte sich zur Faust, zerknüllte dabei den Fetzen Papier, den er vorher so liebevoll behandelt hat.
 

Ruckartig stand er auf, warf das zerknüllte Photo zurück in die Schublade, in der er es zuvor gefunden hatte.
 

Das Leben muss weitergehen, flüsterte eine leise Stimme in seinen Gedanken.
 

Er seufzte schwer und sah sich in der Wohnung um, die sie bis vor kurzem noch zusammen bewohnten. Ein heilloses Durcheinander herrschte hier.
 

Unmotiviert begann er, das Chaos zu beseitigen.
 

Sein Blick schweifte durch das Wohnzimmer, blieb am Telefon hängen, als könnte er es allein durch die Kraft seiner Gedanken zum Klingeln bringen.
 

Es wäre allerdings vergebens, er würde es ja doch klingeln lassen, egal wie oft er sich sagte, dieses Mal den Anruf anzunehmen.
 

Doch nichts geschah, das Telefon blieb stumm.
 

Dafür erregte ein anderes Geräusch plötzlich seine Aufmerksamkeit.
 

Ein zaghaftes Klopfen an der Tür.
 

Ungehalten riss er die Tür auf... und erstarrte.
 

Er widerstand dem ersten Reflex, einfach die Tür wieder zuzuwerfen. Denn dies hätte weitaus mehr von seiner Gefühlswelt offenbart als ihm derzeit lieb war.
 

Stumm betrachtete er die Gestalt, die dort vor ihm stand.
 

Das blonde Haar hing wirr im Gesicht, in den sonst so strahlenden blauen Augen lag ein schmerzlicher Ausdruck, ein Ausdruck,

den sogar der gefühlskälteste Mensch ohne Probleme deuten konnte.

Die tiefen Schatten unter den Augen zeigten deutlich die schlaflosen, von Schmerz und Trauer geplagten Nächte.
 

Die Sekunden dehnten sich zu einer kleinen Ewigkeit, bevor ein einziges, geflüstertes Wort die Stille durchbrach.
 

"Warum?"
 

Es schien als würde es in dem Flur widerhallen, obwohl es doch nur geflüstert war.
 

Die Wut in seiner Stimme war trotzdem deutlich herauszuhören, ebenso wie die Tatsache, dass er verletzt war. ER, den man beleidigen konnte,

ohne dass er sich dagegen wehrte, der sich augenscheinlich wirklich alles gefallen ließ.
 

Aber auch bei ihm gab es eine Grenze. Sein blondes Gegenüber hatte es im Laufe der Zeit geschafft, seine sorgsam errichteten Barrieren zum bröckeln zu bringen und diese schließlich ganz eingerissen. Zum ersten Mal in seinem Leben schämte er sich nicht seiner Gefühle, im Gegenteil - er stand voll und ganz dazu.
 

Doch jetzt, in diesem Moment blickten zwei blaue, stumm um Verzeihung bettelnde, Augen in zwei grüne, in denen absolut nichts zu lesen war.

Die Wut war daraus verschwunden, ebenso wie der Schmerz, es blieb nur Gleichgültigkeit zurück.

Eine Gleichgültigkeit, die ihn wahrscheinlich selbst erschreckt hätte, würde er sich in einem Spiegel betrachten.
 

Eine Zeitlang - niemand konnte hinterher sagen, wie lange genau - starrten sie sich an, versuchten in dem Blick des jeweils anderen zu lesen.
 

Bis ER sich einfach umdrehte, und durch den kleinen Flur zurück ins Wohnzimmer ging, den anderen auf der anderen Seite der Tür augenscheinlich nicht beachtend.
 

Dieser sah das kurze Zittern der Schultern, die einzige derzeit sichtbare Reaktion, die verriet, wie aufgewühlt und durcheinander der Grünäugige doch war.
 

Stumm folgte der Blonde ihm, sah sich möglichst unauffällig um, doch das Chaos sprang ihm förmlich entgegen.

Er schmunzelte in sich hinein, zumindest in diesem Punkt hatte ER sich nicht geändert.
 

Sein Blick blieb im Wohnzimmer an der Kommode und der dort halb ausgerissenen Schublade hängen, aus der ER im Vorbeigehen etwas entnommen hatte.

Das Rascheln ließ ihn nur erahnen, um was es sich dabei gehandelt haben könnte.
 

Doch als besagtes Etwas zu Boden segelte, entgleisten dem Blonden die Gesichtszüge.

Er hatte mit vielem gerechnet, aber nicht damit.
 

Doch es war ein Wink.
 

Die vielleicht einzige Möglichkeit, ein Gespräch in Gang zu bringen.
 

ER schien nicht gewillt zu sein, anzufangen.

Stand am Balkonfenster und starrte in den Nachthimmel.
 

"Hör mal...", begann der Blonde, doch er brach wieder ab.

Alles, was ihm derzeit in den Sinn kam, hörte sich lahm und nicht mal ansatzweise

nach einer Entschuldigung an.
 

Sein Verhalten war einfach nicht zu entschuldigen.

Sein Blick heftete sich auf das zerknitterte Photo.

Es war vor drei Jahren auf einer Party entstanden.
 

Der Blonde saß auf dem Schoss eines anderen jungen Mannes, ungefähr dasselbe Alter, etwas größer und muskulöser,

schwarze Haare und ausdrucksstarke, tiefschwarze Augen.

Beide in ziemlich enger Umarmung, mehr als nur vertraut miteinander.
 

Seine Hand verkrampfte sich um das Bild, sein Blick war dabei jedoch kontinuierlich auf seinen Partner gerichtet, den Mann, den er liebte.

Für den er bis ans Ende der Welt gehen würde.

Der seinem Leben erst einen Sinn gegeben hatte.

Und doch hatte er alles zerstört, was sie beide miteinander verband.
 

ER drehte sich schließlich wieder um, hielt dem anderen Blick ruhig stand.
 

"Warum?" hauchte es erneut. "Warum gerade mit ihm? Ich verstehe es nicht. Erkläre es mir, Sanji."

Ich glaub kaum, dass du diese Erklärung hören willst, fuhr es dem Angesprochenen durch den Sinn, doch er zügelte seine Zunge.

Er wollte eine Chance, sich zu entschuldigen, hoffte auf einen Neubeginn.

Aus diesem Grunde musste er sein aufschäumendes Temperament im Zaum halten.
 

"Es war auf einer Party", setzte Sanji erneut an. "Ich erinnere mich an diese Party", grummelte es nur, und ER drehte sich erneut zum Fenster.

Sanji sah in der Scheibe SEIN Spiegelbild, und auch den Schmerz, der kurzzeitig in den grünen Augen aufblitzte.
 

Der Himmel verfinsterte sich inzwischen zusehends.
 

In einiger Entfernung erleuchteten vereinzelt Blitze die Nacht und auch die Wolken versprachen Unwetter, passend zur Stimmung, die zwischen den beiden herrschte.
 

Womit sich der Blondschopf einer weiteren Schwierigkeit gegenüber sah.

Bei dem Wetter würde er sicher keinen Fuß vor die Tür setzen.
 

Was ihn wieder zum eigentlichen Problem zurückführte.
 

Denn nun saß er hier definitiv fest, konnte einem Gespräch nicht ausweichen.

Die ganze Nacht hindurch nur schweigen, kam für ihn nicht in Frage.
 

Ob er dem ganzen überhaupt noch eine Chance gibt? fragte Sanji sich und musste erkennen, dass er darauf keine Antwort wusste.
 

ER war schon immer unberechenbar und nur sehr schwer einzuschätzen gewesen.
 

Jetzt wahrscheinlich noch mehr als früher.
 

Es schien, als hätte er seine Barrieren größer und stärker als zuvor wieder errichtet.
 

Entschlossen, niemals wieder jemanden an sich heran zu lassen.
 

Doch wäre da nicht noch ein Funken Hoffnung – auch von seiner Seite aus – würde der Blonde jetzt wohl kaum hier im Wohnzimmer sitzen

und auf den Rücken seines Partners starren.
 

Wehmütig erinnerte er sich an bessere, glücklichere Zeiten.
 

Sein Blick wanderte erneut durch den Raum, blieb an den Bildern hängen, die an den Wänden hingen, auf einem ganz speziellen.
 

Eine innige Umarmung, die einem leidenschaftlichen Akt gleich kam.

Das erste, was dabei jedem Betrachter ins Auge fiel, waren die leuchtend grünen Haare, die in alle Richtungen abstanden

und durch die tief gebräunte Haut noch greller wirkten.

Gefolgt von zwei smaragdgrünen Augen, die vor Lebensfreude und Liebe funkelten.

Ein markantes und dennoch passendes Gesicht dazu.

Die muskulösen Oberarme umschlangen den schmächtigen jungen Mann mit den blonden Haaren und dessen tiefblaue Augen strahlten ebenfalls.
 

Wie gern würde Sanji ihn noch ein einziges Mal so im Arm halten.

Ohne sich dessen wirklich bewusst zu sein, stand er auf und plötzlich direkt hinter ihm.
 

Er streckte den Arm nach ihm aus, musste nur einige wenige Zentimeter überbrücken, um ihn berühren zu können.
 

Doch er hielt inne, ließ den Arm geschockt sinken als ihm gewahr wurde, was er dort eigentlich tat.
 

„Verzeih mir, Zoro“, murmelte Sanji betreten.
 

Er wollte gerade fluchtartig das Wohnzimmer verlassen, doch etwas hielt ihn auf.
 

Ein fester Griff um sein Handgelenk, und ein Blick, der bis in die Tiefen seiner Seele zu reichen schien.
 

Sanji erzitterte innerlich, doch er hielt dem Blick, so gut es ging, stand.
 

Was nun tun?
 

Der Blonde hielt unbewusst den Atem an als die grünen Augen ihn musterten.

Dem forschenden Blick entging nichts. Nicht die Angst, nicht die Nervosität, aber auch nicht die Reue und die Schuld, die Sanji zu zerfressen schien.
 

Langsam senkten sich die Augenlider über die blauen Augen, etwas Glitzerndes stahl sich in seine Augenwinkel.

Er versuchte, die aufkeimenden Tränen zu unterdrücken, doch so recht wollte ihm dies nicht gelingen.

Er wandte den Kopf ab, meinte so, seinen Gefühlssturm verbergen zu können.
 

Ein Finger legte sich unter sein Kinn, zwang ihn, den Kopf zu heben.

Auch wenn Sanji die Augen noch immer geschlossen hielt, so konnte er den Blick des anderen weiterhin spüren.
 

Die einzigen Geräusche, die man derzeit vernahm, waren das Atmen zweier Menschen und das leise Klingen dreier Ohrringe, die aneinander schlugen.
 

Verdammt, was tue ich hier?

Was wird das, wenn es fertig ist?

Ich bin doch eigentlich hier, um mit ihm zu sprechen, ihn zurück zu gewinnen.

Zu gestehen, dass ich all das zutiefst bereue, was ihn so sehr verletzt hat.

Dass ich ihn liebe – mehr als mein Leben.

Dass ich so unendlich allein bin ohne ihn.

Dass er meinem Leben erst einen Sinn gegeben hat.
 

Sanjis Gedanken fuhren Achterbahn, ebenso wie seine Gefühle.

Er wusste nicht, was er denken sollte.

Das einzige, was er noch wahrnahm, war der Geruch, der ihn umhüllte.
 

Der Finger, der noch immer unter seinem Kinn ruhte, und ihn dazu zwang Zoro ins Gesicht zu sehen, würde er seine Augen wieder öffnen.
 

Er spürte, wie ein weiterer Finger die Konturen seines Gesichtes nachfuhr.

Ihm eine Strähne seines störrischen Haares aus der Stirn strich.

An seinem rechten Augenwinkel liegen blieb und dort die Tränen fort wischte, die sich nach und nach ihren Weg nach außen bahnten.
 

Nur sehr langsam begann Sanji seine Augen aufzumachen.
 

Um dann festzustellen, dass ihn nur noch wenige Millimeter von Zoros Gesicht trennten.
 

Zoro schaute ihn nach wie vor an, schien sich jedes Detail von Sanjis Gesicht einprägen zu wollen.
 

Sanji begann, in den grünen Augen seines Gegenübers zu versinken, langsam aber stetig.
 

Immer näher kamen sie sich, bis Zoro ihm schließlich einen Kuss auf die Lippen hauchte.
 

Zum Leidwesen von Sanji blieb es bei diesem Hauch, denn Zoro riss sich urplötzlich los, murmelte etwas von „ich brauch frische Luft“ und verschwand

aus der Tür, ehe Sanji auch nur irgendwie reagieren konnte.
 

Unfähig sich zu bewegen starrte Sanji auf die Stelle, an der bis vor einigen Sekunden – oder waren es mittlerweile Minuten, wer wusste das schon so genau – noch Zoro gestanden hat.
 

Als er endlich realisierte, was eigentlich geschehen war, sank er in die Knie, das Gesicht in den Händen vergraben und vergoss bittere Tränen.
 

Währenddessen stapfte Zoro ziellos durch die Strassen. Er achtete kaum auf den Weg.

Er war sauer… auf sich, auf Sanji. Warum hatte er all das nicht vorher kommen sehen?
 

Die Anzeichen waren doch so offensichtlich.
 

Sollte das alles gewesen sein?

War es nun endgültig aus und vorbei?

Nein.
 

Zoro schüttelte energisch den Kopf.

So einfach wollte er es Sanji nicht machen.
 

Noch ehe er es sich wirklich gewahr wurde, schritt Zoro den Weg zurück, den er gelaufen war.

Es grenzte an ein kleines Wunder, dass er den Häuserblock, in dem er wohnte, sofort wieder fand, doch das spielte jetzt nur eine nebensächliche Rolle.

In der Höhe, in der er sein Wohnzimmerfenster wusste, brannte tatsächlich noch Licht.

Mit einem leichten Lächeln im Gesicht und dem Blick auf den Lichtschein rannte er über die Straße.
 

Währenddessen hatte sich Sanji irgendwann beruhigt.

Seine Tränen waren versiegt.

Doch er stand etwas ratlos in dem großen Wohnzimmer.

Was jetzt?
 

Ein lautes Scheppern ließ ihn augenblicklich aufschrecken.

Mit einem Satz war er am Balkonfenster, riss es auf, und starrte auf das sich ihm bietende Bild.
 

Nein!

Nicht er!

Lass das nicht wahr sein!
 

Ein Blitz erhellte den Himmel und bestätigte seine Vermutung.

Er starrte hinunter und wollte nicht glauben, was er dort sah.
 

Ein dunkles Auto, verziert mit einer riesigen Delle an Kotflügel und Motorhaube.

Eine gesplitterte Frontscheibe mit einzelnen Blutspritzern.

Davor lag er – sein Zoro.

Im Licht des noch funktionierenden Scheinwerfers konnte Sanji die grünen Haare erkennen, die sich langsam rot zu färben begannen.
 

Ein lauter Schrei zerschnitt die Stille der Nacht.

Und die Quelle allen Übels stieg in diesem Moment aus dem Auto.
 

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TBC

...I´m sorry

Alles um ihn herum war weiß.
 

Er kniff geblendet die Augen zusammen, blinzelte ein paar Mal, doch das Weiß blieb.

Er stöhnte leise auf, nur um festzustellen, dass kein Ton seine Kehle verließ.
 

Was war das für ein Ort?
 

Er kramte in seinen Erinnerungen, doch die schienen ihn verlassen zu haben.

Je mehr er versuchte, sich zu konzentrieren, umso schlimmer wurde das Pochen in seinem Kopf.

Ein Bild blitzte vor seinem inneren Auge auf: blonde Haare, blaue Augen, Tränen.

Doch als er versuchte, es zu fassen und zu halten, explodierte sein Kopfschmerz geradezu.
 

Dafür tauchte ein anderes, sehr real wirkendes Bild vor ihm auf.

Stand vor ihm, betrachtete ihn mit einem mitleidigen Blick.

Blaues Haar umrandete ein fein geschnittenes Gesicht.

Dunkelblaue, fast schwarz wirkende Augen unter langen schwarzen Wimpern schauten ihn intensiv an.

Das Lächeln wirkte ein wenig überheblich, zog ihn aber dennoch in den Bann.
 

Er blinzelte verwirrt, fuhr sich mit der Hand übers Gesicht, doch die Illusion wollte nicht weichen.
 

„Was tust du hier?“ Überrascht stellte er fest, dass er doch sprechen konnte.

„Nein“, widersprach ihm sein Gegenüber. „Die Frage muss lauten, was tust DU hier?“
 

Doch keine Illusion.
 

Er sah sich hilflos um und zuckte dann mit den Schultern.

„Wo bin ich hier überhaupt?“ wollte er dann wissen.
 

Eine lange Pause entstand, die Stille hing fast bedrohlich zwischen ihnen.
 

„Es ist zu früh für dich.“
 

„Was?“ fragte er sichtlich irritiert.

Seine Sicht verschwamm, das Weiß wich langsam der Dunkelheit.

Aus der Entfernung hörte er ein gleichmäßig wiederkehrendes Piepen.

Das Stimmengewirr um ihn herum schwoll an, aufdringliche Geräusche störten seine Ruhe.
 

Und mittendrin vernahm er ein leises Schluchzen.
 

Immer wieder hörte er zwischen den Schluchzern dieselben Worte: „Kämpfe. Gib nicht auf.“
 

Verzweifelt versuchte er, diese Stimme einzuordnen.
 

Doch bevor ihm dies gelang, umfing ihn Schwärze und erlöste ihn von seinen Schmerzen.
 

Sanji war verzweifelt.
 

Erst versaute er die Beziehung zwischen sich und Zoro.

Dann kam er zurück, um das ganze in Ordnung zu bringen.

Und alles, was er fertig brachte, war, nur noch mehr Unheil anzurichten.
 

Als er an den Unfall zurückdachte, machte sich Wut in ihm breit.

Wie konnte es dieser ... arrogante Kotzbrocken wagen, einfach abzuhauen?

Fuhr Zoro übern Haufen und machte sich einfach aus dem Staub.

Und den Kerl hatte er freiwillig in sein Leben gelassen?

Wegen dem gefährdete er seine Beziehung?

Er konnte es nicht fassen.

Auch wenn es schon Jahre her war, aber gerade eben stellte er fest, wie sehr man sich doch in anderen Menschen täuschen konnte.

Vor allem, in solchen, denen man bedingungslos vertraute.
 

Vertrauen.
 

Nachdenklich blickte er zu der geschlossenen Schwingtür, hinter der die Ärzte vor einer Ewigkeit verschwunden waren.
 

Er wollte kein Ende, schon gar nicht ein solches.
 

Erneut sammelten sich Tränen in seinen Augen, die er wegzublinzeln versuchte.
 

In Gedanken kniete er wieder auf der Straße.
 

Um ihn herum tobte mittlerweile das Unwetter, der strömende Regen spülte die Spuren des Unfalls die Straße hinab.

Blitz und Donner wechselten sich in schöner Regelmäßigkeit ab.

Und mittendrin saß ein blonder junger Mann und klammerte sich verzweifelt an die kalte blasse Hand des anderen.

„Verlass mich nicht“, hauchte er.

Seine Stimme bebte, seine andere Hand fuhr zärtlich über das rötlich verfärbte Haar, blieb schließlich an der Wange liegen.

Er spürte eine feine, kaum wahrnehmbare Bewegung unter seiner Hand.

Er blickte auf und sah in zwei grüne Augen, aus denen ihm ein Lächeln entgegenstrahlte, bevor sie sich wieder schlossen

und ein Seufzer die Lippen des Verletzten verließ.

„Nein“, murmelte Sanji. „Bleib bei mir.“

Das Sirenengeheul näherte sich stetig.
 

Er hatte nur noch am Rande mitbekommen, wie Zoro versorgt wurde.

An elektrische Geräte wurde er angeschlossen.

Der Notarzt hatte von gebrochenen Rippen, Gehirnerschütterung und so was gefaselt.

Irgendwann war er auch auf Sanji zugekommen, doch der war nicht dazu in der Lage auf irgendeine Weise zu reagieren.

Darum hatten sie ihn kurzerhand gepackt und ebenfalls in den Krankenwagen verfrachtet.

Und nun saß er hier schon seit Stunden im Flur der Notaufnahme und wartete darauf, dass die Ärzte endlich fertig wurden.
 

Als ihm ein Becher dampfender Kaffee vor die Nase gehalten wurde, hob er irritiert den Kopf.

„Wie…“, begann Sanji mit stockender Stimme.

Die junge Frau vor ihm schüttelte jedoch nur den Kopf, wobei sich einige Strähnen aus ihrem zusammen gebundenen, rosafarbenen Haar lösten.

„Hier, nimm schon“, erwiderte sie nur, drückte ihm den Becher in die Hand und rückte mit der freien Hand ihre Mütze zurecht.

Sanjis lange Finger schlossen sich zitternd um die heiße Tasse und ein paar Tränen suchten sich erneut ihren Weg ins Freie.

„Was…“, versuchte er es erneut, doch er wurde als Antwort nur am Handgelenk gepackt, von seinem Stuhl gezogen und zu der Couch in der

kleinen Sitzecke geführt, von der man einen herrlichen Blick auf den umgestalteten Garten hatte.

Eigentlich war es eine viel zu schöne Umgebung für ein Krankenhaus, doch das interessierte Sanji momentan nicht.
 

Ein Arm legte sich um seine Schultern, und eine weiche Hand mit zarten Fingern wischte ihm seine Tränen von der Wange.

„Wir hatten doch was abgesprochen, weißt du noch?“ Er sah sie nicht verstehend an, brauchte einige Sekunden, um das eben Gehörte sinnvoll einzuordnen.

„Dein Gespräch mit Zoro“, half sie ihm weiter auf die Sprünge.
 

Zoro. Wann werden die denn endlich fertig?
 

Aber langsam erinnerte er sich daran, was sie meinte.

Wäre sein Gespräch nicht so gelaufen, wie er es sich erhoffte, hätte sie ihn abgeholt.

Sie war es auch, die ihn in den letzten Tagen bei sich aufgenommen, ihn getröstet und ihm ins Gewissen geredet hatte.

Wir hatten ja eine Zeit vereinbart, schoss es Sanji ein.
 

„Die Nachbarin, die über euch wohnt, hat mir erzählt, was passiert ist“, fuhr sie weiter fort und Sanji rollte mit den Augen.

Sie lachte leise. „Ich weiß, sie ist eine Nervensäge. Aber für dich ist es eindeutig besser jetzt nicht alleine zu sein.“

Sanji zuckte nur mit den Schultern, anstatt zu antworten.

Er nahm einen Schluck aus der Tasse und starrte abwesend in selbige.

Wider Erwarten schmeckte der Kaffee sogar. „Hab ihn aus dem Schwesternzimmer geklaut“, ertönte es neben ihm und ein Lächeln zog über seine Gesichtszüge.

„Du bist unmöglich“, meinte er leise, wurde jedoch augenblicklich wieder ernst. Er seufzte auf und ließ die Schultern noch weiter hängen als ohnehin schon.

Die Hand, die liebevoll durch seine Haare strich, spürte er kaum.

Er schüttelte den Kopf, versuchte, seine Gedanken in andere Bahnen zu lenken.

„Er wird nicht sterben“, flüsterte seine Freundin.

Sie nahm ihm den Kaffeebecher aus der Hand und stellte ihn auf dem kleinen Tisch, der vor ihnen stand, ab.
 

Er hatte nicht gewagt, dieses Wort auch nur in Gedanken auszusprechen, und doch war es für ihn allgegenwärtig.

Jetzt noch mehr als je zuvor.

„Er hat schon schlimmeres durchgestanden.“ „Aber…“ „Kein aber, Sanji“, schnitt ihm die Frau das Wort ab und sah ihn streng an.

Widerworte waren zwecklos, das wusste er ganz genau. Doch er bemerkte in all seinem Kummer auch die Sorge, die in ihrem Blick mitschwang.

Sie strich ihm vorsichtig eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

Diese kleine Geste führte dazu, dass auch der letzte Widerstand in Sanji erstarb und er sich seinen Gefühlen hingab, in dem Wissen, dass jemand da war, der ihn auffing.

„Bonney…“ „Ich bin hier“, murmelte die Angesprochene und schlang ihre Arme um Sanji, hielt ihn fest, spendete ihm Trost so gut es ging.

Sie saßen sehr lange so.

Bonneys Hand strich immer wieder über Sanjis Rücken, bis er langsam ruhiger wurde.

Das Schluchzen wurde leiser, verstummte schließlich ganz.

Der Körper in ihren Armen wurde schwerer, seine Arme, mit denen er sie fest umklammert hielt, lösten sich allmählich von ihr.

Sie ließ ihn vorsichtig auf die Couch sinken, legte seine Beine hoch und deckte ihn mit seiner Jacke, die er zuvor achtlos über die Armlehne geworfen hatte, ein wenig zu.

Sie beobachtete ihn, während er schlief, lehnte sich dabei in die Polster zurück und legte ihre Füße auf den Tisch.
 

Doch auch ihr Blick wanderte, wie schon Sanjis zuvor, wieder und wieder in die Richtung, in der die Türe lag, hinter der die Ärzte verschwunden waren.

Ein kurzer Blick auf die Uhr verriet ihr, dass mittlerweile weit über drei Stunden vergangen waren.

Am liebsten hätte sie Sanji eingepackt, nach Hause gefahren und ihn dort ins Bett gesteckt. Aber sie wusste mit hundertprozentiger Sicherheit,

dass er sich, solange er nicht wusste, wie es um Zoro stand, von seinem derzeitigen Platz nicht wegbewegen würde.
 

Es waren nicht viele Informationen, die sie der alten und sonst so geschwätzigen Frau, die in dem Appartement über Zoro und Sanji wohnte, entlocken konnte.

Aber genug, um herauszufinden, wann der Unfall genau geschehen war und in welches Krankenhaus sie beide gebracht wurden.
 

Sie schreckte plötzlich auf als sie eine leichte Berührung an der Schulter vernahm. Sofort lag ihr Augenmerk auf Sanji, doch der lag noch immer so,

wie sie ihn zuvor hingelegt hatte.

Und doch war etwas anders. „Entschuldigung“, flüsterte die Krankenschwester. „Ich wollte Sie nicht wecken.“

Und sie breitete, wie schon über Bonney auch über Sanji eine Decke aus. „Was ist mit Zoro?“ fragte Bonney blinzelnd. Die Frau mit den blauschwarzen Haaren, auf deren Namensschild der Name Tashigi prangte, schüttelte den Kopf. Bonney packte sie an der Hand und starrte sie mit einem undurchdringlichen und einschüchternden Blick an. Darauf begann Tashigi leicht zu zittern, befreite sich aber aus Bonneys Griff und murmelte nur „Er wird noch immer operiert“, bevor sie, nicht ohne vorher einen Pfleger umzurennen, stolpernd das Weite suchte.

„Noch immer?“ wiederholte Bonney leise. Sie streckte sich leicht und schaute auf die große Uhr an der Wand.

Sie blinzelte verwirrt, brauchte einen Moment, ehe sie feststellte, dass weitere zweieinhalb Stunden vergangen waren.

Eins steht mal fest, der hat mehr als nur ein paar gebrochene Rippen kassiert, dachte sie. Sie zupfte kurz Sanjis Decke zurecht, wickelte sich in ihre eigene ein wenig mehr ein und lehnte sich, die Augen schließend, wieder zurück.

Sie ließ ihre Gedanken treiben, dachte über ihre Freundschaft mit Sanji nach, ihre ersten zaghaften Begegnungen, die letzten Tage, bis sie über ihre Erinnerungen hinweg einfach eindöste.
 

Währenddessen kämpften die Ärzte noch immer um Zoros Leben.
 

„Was ist zu früh?“ Verständnislos und völlig verwirrt starrte er erneut ins weiße Licht und zurück zu seiner besten Freundin aus Kindertagen.

Diese schüttelte nur den Kopf. „Du weißt es wirklich nicht, oder?“ „Sonst würde ich kaum…“, begann er. „…so dämlich fragen“, beendete sie den Satz für ihn.

„Du hast dich nicht verändert, Zoro. So muffelig wie eh und je. Wer erträgt das eigentlich?“
 

Er verzog missmutig sein Gesicht und machte einen drohenden Schritt auf sie zu, doch sie lachte ihm nur frech ins Gesicht.

„Vergiss es. Du hast mich früher schon nicht geschafft“, kicherte sie weiter.

Das schürte seine Wut nur. „Kuina“, setzte er an, doch sie winkte ab. „Ich bin nicht zum streiten hier“, erwiderte sie daraufhin ungewohnt ernst.

Zoro stockte und seine Augen weiteten sich vor Überraschung.

Mit einer Handbewegung forderte er sie auf, weiter zu sprechen. „Du musst kämpfen.“

Und wieder erntete sie ein unverständliches Kopfschütteln. „Du hattest einen Unfall“, fuhr sie fort. „Unfall?“ murmelte er, mehr zu sich selbst. „Ja“, bestätigte sie ihm. „Es muss dich ziemlich erwischt haben. Mehr noch als vor drei Jahren.“ „Was zum Teufel“, begann er, doch Kuina unterbrach ihn. „Zoro. Ich war schon immer bei dir. Hab dich im Auge behalten, deine Fortschritte beobachtet, deine Erfolge miterlebt. Jetzt schau nicht so überrascht.

Wir sind Freunde, beste Freunde, hast du das etwa vergessen? Ich weiß, dass du an mich denkst, dass du mich vermisst. Aber dass du jetzt hier bist, ist falsch.

Da draußen sind Leute, die auf dich warten.“
 

„Roronoa!“ hallte es durch seine Gedanken.
 

„Sanji“, murmelte er. Doch sowohl die Stimme als auch die Ausdrucksweise war nicht die seines Partners.

Sie ging auf ihn zu, lächelnd über den Rotschimmer, der sich bei ihren Worten über seine Wangen gelegt hatte.

„Er vermisst dich“, flüsterte sie ihm ins Ohr. „Und du ihn genauso, auch wenn du dir es selbst nicht eingestehen willst.“ Zoro ließ den Kopf hängen. „Nun sei nicht so ein Sturkopf. Dein Dickschädel ist fürchterlich“, tadelte Kuina ihn. „Auch wenn er dir weh getan hat. Du bist auch nicht gerade der feinfühligste Mensch, den ich kenne. Hör dir an, was er zu sagen hat und nimm seine Entschuldigung an. Vertragt euch wieder.“ „Das ist nicht so einfach“, widersprach Zoro. „Er hat einen Schritt auf dich zugemacht, als er zu dir kam. Zählt das für dich überhaupt nicht? Er kann ohne dich nicht, und ich weiß, dass es dir nicht anders geht. Ihr seid schon so lange zusammen. Wirf die Jahre nicht weg.“
 

Zoro fuhr sich mit der Hand durch seine Haare und schloss erschöpft seine Augen. „Er ist fremdgegangen“, murmelte er.

Kuina hob nur eine Augenbraue und wartete darauf, dass er weiter sprach. „Ich hab ein Photo gefunden.“

Eine lange Pause entstand, in der Zoro nach den richtigen Worten zu suchen schien. „Was soll das Bild denn beweisen? Er wird sich ja wohl kaum in flagranti dabei ablichten lassen haben“, brach Kuina das Schweigen und sah Zoro scharf an. Dieser schüttelte nur leicht den Kopf. „Da waren noch mehr und andere Bilder. War auf einer Feier.“

„Und du warst wo?“ hakte sie misstrauisch nach. Zoro senkte den Blick und strich unbewusst über die Narbe, die seinen muskulösen Oberkörper zierte. „Im Krankenhaus“, flüsterte er, befand sich am Rande seiner Selbstbeherrschung. „Aber warum fragst du, wenn du doch weißt, was vor drei Jahren war?“ fuhr er fort, nachdem er eine Weile nachgedacht hatte.

Kuina lächelte jedoch nur geheimnisvoll, hob ihre rechte Hand und strich ihm mit den Fingern hauchzart über seine Wange.

Er wusste den Ausdruck in ihren Augen nicht so recht zu deuten und wandte seinen Blick wieder ab. „Erzähl mir von der Party“, bat sie ihn, wohl auch um der mittlerweile unangenehmen Stille zu entfliehen, die sich über sie beide gelegt hatte.

„Ich war nicht dabei“, wehrte Zoro ab. Für ihn war das Thema damit erledigt, doch innerlich seufzte er. Denn wenn er eines genau wusste, dann, dass sich Kuina auf keinen Fall mit dieser Antwort zufrieden geben würde. „So etwas hattest du bereits erwähnt“, kam auch prompt.
 

Es dauerte lange – sehr lange – bis sich Zoro endlich zu einer Antwort durchgerungen hatte.

Doch als er seine Aufmerksamkeit wieder seiner Freundin zuwenden wollte, war diese verschwunden.
 

Er war allein zurückgeblieben.
 

Hockte in dieser grellen Umgebung und verstand die Welt nicht mehr.
 

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TBC

...forgive me

Vorwort:

gewidmet Janachen2811 Danke für den - wenn auch virtuellen Tritt. Ohne dich würde der Anfang dieses Kapitels wohl noch immer an der selben Stelle ohne Aussicht auf Fortsetzung verrotten.
 

Euch allen viel Spaß beim Lesen.
 


 

Als Sanji erwachte, sah er sich, irritiert blinzelnd, um.

Er zog seine Decke enger um sich, drehte sich auf der kleinen Couch ein wenig unbeholfen um.

Ein paar verschlafene Sekunden später stellte er fest, dass dies nicht die Umgebung war, in der er normalerweise aufzuwachen pflegte. Er richtete sich langsam auf, ließ dabei die Decke zu Boden gleiten. Sein Blick schweifte langsam durch den hellen Raum, fiel auf die Wanduhr – die ihm mitteilte, dass es sieben Uhr morgens war – weiter zu seiner besten Freundin Bonney, die, wie es schien, mehr auf ihrem Platz hing, als dass sie saß oder lag.

Verdammt, mein Rücken, fluchte er in Gedanken, als er aufstand und sich streckte. Seine Knochen protestierten hörbar.

Wieder glitt sein Blick durch den Raum, der sich zusehends mit Menschen füllte. Pfleger und Krankenschwestern rannten geschäftig umher, die Ärzte wuselten von einem Patientenzimmer zum nächsten. Und Aushilfskräfte – vermutlich Lernschwestern - rollten auf kleinen Wagen das Frühstück in die einzelnen Zimmer.
 

Auch Bonney schien diese Geräuschkulisse zu stören, denn auch sie begann sich unter der Decke zu regen. Achtlos schlug sie diese beiseite, blickte sich um, und stellte fest, dass Sanji ebenfalls aufgewacht war. „Guten Morgen“, murmelte er ihr entgegen. Sie gab nur ein leises Knurren von sich, sie war kein Morgenmensch – schon gar nicht, nach einer solchen Nacht, und dann noch in einem Krankenhaus. Ihre Rücken- und Genickschmerzen ignorierend, erhob sie sich betont langsam und stöhnte dennoch leise auf.

Ihr Blick fiel auf eine junge Frau mit blauschwarzen Haaren. Bonney meinte, sich an sie erinnern zu können: Tashigi, wenn ich mich nicht irre. Als diese den Blick bemerkte, drehte sie sich vorsichtig zu der Sitzgruppe um, und fand sich Bonneys stechendem Blick ausgesetzt. Sofort wurde sie wieder nervös, ließ fast das Tablett fallen, welches sie in ihren Händen hielt. Eilig verschwand sie hinter der nächstbesten Tür, diese Frau mit der Mütze und den rosa Haaren war ihr eindeutig unheimlich. Aber sie konnte sich nicht ewig in dem Zimmer verstecken, das wusste sie auch. Als sie wieder auf den Flur zurückkam, war Bonney – augenscheinlich – verschwunden. Erleichtert seufzte sie auf, um im nächsten Augenblick direkt in Bonney hineinzulaufen. „W-Was wollen Sie?“ stotterte Tashigi und sah sich unsicher um. Weit und breit niemand zu sehen, der ihr hätte helfen können. Die junge Krankenschwester straffte die Schultern und bedachte Bonney dann mit ihrem festesten Blick. Bonney starrte einfach nur zurück, sie wusste, dass Tashigi dem nicht ewig stand halten konnte; das konnten die Wenigsten. „Er liegt in Zimmer 217“, murmelte Tashigi leise und trat die Flucht über den langen Krankenhausflur an.

Warum denn nicht gleich so, dachte Bonney und grinste hämisch.

Sie schlenderte zurück zu Sanji und zog ihn in Richtung Aufzug.

„Hast du was herausgefunden?“ fragte Sanji. „Nur, wo er liegt“, erwiderte Bonney kurz angebunden und drückte den Knopf für das entsprechende Stockwerk. Die kurze Fahrt über schwiegen sie beide, hingen ihren Gedanken nach. „217“, murmelte Bonney vor sich hin und sah sich auf der Etage, auf der Suche nach einer Zimmernummer, hektisch um. Ganz am Ende des Flures lag das Zimmer – ein Einzelzimmer. Sanji erstarrte, als er durch die Lamellen der Jalousie erkannte, wer da lag.

Seine Gedanken wirbelten wild durcheinander, er klammerte sich förmlich an dem Fenster fest.

Der Anblick Zoros zerstörte etwas in ihm, brach ihm das Herz.

Nichts war zu erkennen von dem starken jungen Mann, der er doch war.

Nichts verriet, welche Kraft er besaß, die Autorität, die er ausstrahlte.
 

Sanji schwankte.

Er war sich längst nicht mehr so sicher wie noch kurz zuvor.

Die wilde Entschlossenheit, mit der er Zoros Zimmer betreten wollte, war wie weggeblasen.

Auch Bonney bemerkte das, sie zog ihn jedoch gnadenlos hinter sich her.

Das Zimmer war abgedunkelt, Licht schien nur durch das breite Fenster vom Flur hinein.

Die Vorhänge waren zugezogen.

Die einzigen sonstigen Lichtquellen waren die Monitore, die über dem Bett an der Wand hingen.

Ein leises Piepsen zeugte vom regelmäßigen Herzschlag des Patienten.

Bonney schob Sanji zu Zoros Bett, sie selbst blieb an der Tür stehen.

Diesen Augenblick wollte sie nicht zerstören, darum schlich sie sich aus dem Zimmer und ließ Sanji dort vorerst allein.
 

Sanji ließ sich langsam auf dem Stuhl nieder, der an Zoros Bett stand.

Sein Blick schweifte von den Monitoren hinüber zu der reglosen Gestalt im Bett.

Die grünen Haare charakterisierten ihn, verrieten, wer dort lag.

Die Gesichtszüge waren kaum zu erkennen, überall hatte er Kratzer und Schwellungen.

Endlose Minuten – oder waren es Stunden, das konnte er selbst nicht mehr so genau sagen – saß er stumm und unbeweglich da, starrte auf Zoro und doch durch ihn hindurch.

Das Wissen, dass sein Freund seinetwegen hier lag, lastete schwer auf ihm.

Wo er schon vorher nicht wusste, wie es weitergehen sollte, nun war er noch planloser.

Verdammt, Zoro…Sanji seufzte leise.

All das negative Denken half ihm jedoch nichts, es beunruhigte ihn nur.

Mehr als je zuvor.

Mit einem Male fragte er sich, ob es richtig war, überhaupt bei Zoro aufzutauchen. Ohne ihn und sein Handeln wäre Zoro doch gar nicht hier, müsste nicht um sein Leben kämpfen. Dabei hatten sie doch Pläne – sie beide.

Ein leichtes Lächeln glitt über seine Lippen, als er daran dachte.

Allerdings erstarb es auch ziemlich schnell wieder. Denn ob sie ihre Pläne noch in die Tat umsetzen konnten, war mehr als nur ungewiss.

Dabei wollte Sanji doch sehen, wie sich Zoro weiterentwickelte.
 

Schon seit frühester Kindheit war Zoro ein Sportler gewesen. Etliche Auszeichnungen schmückten die Wände ihrer gemeinsamen Wohnung. Vor kurzem hatte er, zusammen mit seinem besten Freund, in der Stadt ein Gebäude gefunden, das exakt ihren Vorstellungen entsprach. Ein wenig Geld mussten sie dort investieren und hatten damit begonnen, das Haus umzubauen. Eine Kendoschule sollte es werden.

Zoro hatte sein Hobby zum Beruf gemacht. War vom vorlauten Kendoschüler aufgestiegen zum Meister. Niemand konnte ihm seitdem mehr das Wasser reichen, auch wenn es viele versuchten.

Sein stärkster Konkurrent – er besaß ebenfalls eine Kendoschule – hatte ihn irgendwann herausgefordert, und musste eine Niederlage einstecken. Wenngleich sie auch verdammt knapp war.

Fast hätte Zoro diesen Sieg mit seinem Leben bezahlt.

Doch schon damals war Sanji an seiner Seite gewesen.
 

„Roronoa, du bist ein Idiot!“ schallte es vom Obergeschoss durch das leere Haus.

„Danke, gleichfalls“, gab dieser mit hörbarem Grinsen zurück.

Wie kleine Kinder sprangen sie durch ihre künftige Schule. Sanji stand in der Eingangstür und beobachtete die beiden kopfschüttelnd; die konnten unmöglich erwachsen sein.
 

Sie waren von Grund auf verschieden und sich doch so ähnlich. Sanji faszinierte diese Freundschaft. Auch zwischen den beiden flogen die Fetzen – oft genug. Aber sie vergaßen einen Streit auch genauso schnell, wie er kam. Um dann direkt den nächsten zu provozieren. Ein unendlicher Teufelskreis, doch das schien sie beide nicht zu belasten und stellte auch ihre Freundschaft scheinbar auf keine besonders harte Probe.

Ob er allerdings jetzt noch ein einziges Mal die Chance bekam, die Zwei zu beobachten, sich darüber aufzuregen, wenn die Kindsköpfe sich mal wieder die Schädel versuchten einzuschlagen, war doch mehr als fraglich.
 

Schlagartig wurde Sanji blass. Verflucht. Daran hab ich gar nicht gedacht. Wie soll ich ihm das erklären? Doch diese Entscheidung wurde ihm abgenommen, in dem Moment, in dem er Bonney brüllen hörte. Er blickte auf, starrte die Tür an und grinste. Bonney hatte auch recht überzeugende Argumente, und sie war wenigstens in der Lage, Zoros bestem Freund die Stirn zu bieten. Ob nun von Angesicht zu Angesicht oder per Telefon störte sie dabei nicht. Doch etwas an dem, doch recht lauten, Gespräch, ließ Sanji stutzig werden. Das hörte sich irgendwie an, als hätte sie irgend jemand Fremden dort am Handy. Den Rest dieses einseitigen Gesprächs konnte Sanji nicht mehr mitverfolgen, da Bonney sich ein ganzes Stück von der Tür weg bewegt hatte.
 

Sanji fischte in seiner Jacke nach Zoros Handy, das war ihm, mit Zoros sonstigen Habseligkeiten, in die Hand gedrückt worden, bevor dieser in den OP gebracht wurde. Er sah aufs Display: 14 Anrufe in Abwesenheit. Gerade als er es wieder wegstecken wollte, leuchtete es auf. Zumindest hatte er nun den Grund, warum er die Anrufe verpasst hatte – das Handy war lautlos gestellt. Kurz überlegte er, bevor er den Anruf annahm. Doch noch bevor er sich melden konnte, schallte ihm eine ziemlich ärgerliche Stimme entgegen: „Verdammt, Mann, wo steckst du, zum Teufel!? Ich versuch seit Stunden, dich zu erreichen!!!“ Sanji zögerte, wusste nicht, was er sagen, geschweige denn, wie er überhaupt reagieren sollte. Auch den Anrufer schien diese Totenstille stutzig zu machen. „Zoro?“ hakte er nach. „Ehm.. nein…hier ist Sanji“, antwortete er dann mit einiger Verzögerung.

„Was machst du mit Zoros Handy? Und wo, zum Geier, steckt der Kerl eigentlich?“ Ein Seufzen Sanjis, wenn auch nur sehr leise, ließ ihn in seiner weiteren Schimpftirade inne halten. „Du solltest vielleicht herkommen“, murmelte Sanji schließlich mit zitternder Stimme. „Sanji, was ist passiert?“ fragte der andere, alarmiert von dessen Reaktion. Er kannte den Blonden schon, seit dieser mit Zoro zusammen war, und dieses Verhalten verhieß absolut nichts Gutes.
 

Die sich in der Zwischenzeit öffnende Tür hatte der Blonde nicht bemerkt.

Seine Freundin, die schräg hinter ihm stand, ebenfalls nicht.
 

Erst als sie ihm das Handy abnahm, kam wieder Leben in ihn. „Hey“, protestierte er, doch Bonney schnitt ihm mit einer simplen Handbewegung das Wort ab. „Sieh zu, dass du deinen Arsch hierher kriegst“, schnarrte sie ins Handy, erstickte jeden Protest und jedes Widerwort im Keim. Einzig eine Adresse warf sie ihm noch an den Kopf, bevor sie das Handy zuklappte und dem perplexen Sanji in die Hand drückte. „Thema erledigt“, grinste sie ihn an und zuckte mit den Schultern.

Dann fiel ihr Blick – ebenso wie Sanjis – auf Zoro. Oder das, was von ihm zu sehen war.

Den hat es aber echt übel erwischt, soviel zum Thema gebrochene Rippen. Sie verzog kurz das Gesicht. Wäre es jetzt nach ihr gegangen, hätte sie wohl den Arzt aufgespürt, der das behauptet hatte, und ihn ordentlich in die Mangel genommen. Lautlos näherte sie sich Sanji, denn dass der wieder in Gedanken war, war ihm anzusehen. Über die Art seiner Gedanken konnte sie nur spekulieren, aber sie hatte da eine Vermutung. „Er wird schon wieder, Kleiner“, murmelte sie und legte ihre Hand auf seine Schulter. Ihre Nähe beruhigte ihn, ließ ihn zumindest ein wenig entspannen.

Nur das monotone Piepsen zerstörte die Stille im Zimmer.

Sanji seufzte erneut auf. Wie alles weitergehen sollte, wusste er dennoch nicht.

Selbst wenn ihm Zoro verzieh. Wie vorher würde es ohnehin niemals wieder werden.

Seine Finger tasteten auf dem Bett nach der Hand Zoros. Die sonnengebräunte Haut war unnatürlich blass, es war, als wäre er bereits im kalten Griff des Todes. Nur das regelmäßig wiederkehrende, und doch äußerst nervende Geräusch verriet, dass dem nicht so war.
 

Bonney ließ den Blonden in seiner Gedanken- und Gefühlswelt allein und verließ das Krankenzimmer wieder. Sie wusste, dass Sanji sein Verhalten zutiefst bereute. Es hatte eine ganze Zeit gedauert, in der sie ihm ins Gewissen redete. Sie beharrte darauf, dass er zu Zoro ging, ihm alles erklärte.

Mitten in einem Streit einfach abhauen… sie schüttelte den Kopf. Das war sonst nicht Sanjis Art. Er ging immer auf direkte Konfrontation, ließ keinen Streit aus. Er zog Stress magisch an, zumindest, wenn man Bonney, und auch Zoro fragte. Sie kannte nur Sanjis Version des letzten Streites, aber die reichte ihr auch aus. Zumal ihr bester Freund völlig aufgelöst bei ihr vor der Haustür stand – mitten in der Nacht, und zugab, dass er Mist gebaut hatte. Und zwar Mist von der allerübelsten Sorte.

Auch wenn sie Sanji half, soweit es in ihrer Macht stand, und ihn auch in jener Nacht tröstete; ihre Gedanken galten in erster Linie Zoro, von dem sie wusste, dass dieser wahrscheinlich noch immer an Ort und Stelle stand und perplex auf die Tür starrte, die sich vor ihm geschlossen hatte. Das tat er immer, unfähig sich zu bewegen, oder seinen Schatz aufzuhalten. Die Erfahrung hatte gezeigt, dass es besser war, wenn man den Blonden erst einmal laufen ließ.

Er kam freiwillig zurück – früher oder später. Und Zoro wälzte seine Beziehungsprobleme, die da immer wieder mal auftauchten, grundsätzlich allein. Er behelligte niemanden damit, er war der Meinung, das ging niemand anderen etwas an. Oft genug schüttelte er innerlich den Kopf, wenn er Sanji und Bonney beim Kaffeeklatsch zuhörte.
 

Bonney war all das nicht verborgen geblieben; Sanji jetzt so deprimiert zu sehen, tat ihr in der Seele weh. Nicht nur, dass die Beziehung der beiden auf wackeligen Beinen stand.

Die Tatsache, dass Zoro jetzt im Krankenhaus lag und niemand wusste, ob er den Tag überleben würde, machte es auch nicht einfacher. Er war nicht umsonst auf der Intensivstation untergebracht, Bonney war das mehr als nur bewusst.

Doch sie wollte Sanji nicht noch mit ihren – durchaus negativ, sie nannte das realistisch, angehauchten – Gedanken weiter beunruhigen. Unruhig wanderte sie den Flur auf und ab. Wenn der Kerl nicht gleich auftaucht, kann er sich direkt auch ein Bett bestellen, knurrte sie innerlich. Oft genug verfluchte sie Zoros besten Freund, hielt ihn für einen selbstverliebten Idioten, der einzig an sich und sein Wohl dachte. Doch sie wusste, dass sie ihm damit unrecht tat. Und trotzdem würde sie ihn wohl erstmal in den Boden stampfen, wenn der Idiot von einem Kerl denn endlich mal hier aufschlagen würde. Ihr plan- und zielloses Hin und Her ging ihr schließlich selbst schwer auf den Zeiger. Kurz entschlossen stapfte sie in Richtung Treppenhaus, um selbiges mit neuem Rekordtempo zu durchqueren und das Erdgeschoss unsicher zu machen. Mit vor verhaltener Wut blitzenden Augen sah sie sich um, doch das Zielobjekt ihres sich aufbauenden Hasses war noch immer nicht in Sichtweite. Auch als sie durch die Tür nach draußen stürmte, war noch nichts von ihm zu sehen.

Sie knurrte, und jeder, der sie kannte, wusste, dass es besser war, ihr jetzt lieber aus dem Weg zu gehen. Leider hatte niemand Tashigi darüber informiert, die just in diesem Moment das Krankenhaus verlassen wollte, um in den wohlverdienten Feierabend zu gehen. Bonney packte die verschreckte Krankenschwester am Arm und zog sie zu einer Bank, ein wenig abseits der Tür.

Stille herrschte zwischen den beiden Frauen. Tashigi traute sich nicht, die Ruhe zu durchbrechen. Sie zitterte vor Angst, wusste ohnehin nicht, was sie zu Bonney hätte sagen sollen. Innerlich verfluchte sie sich für die Stunde, die sie länger geblieben war. Wäre sie pünktlich gegangen, wäre ihr die Begegnung erspart geblieben. „Bist du auch für seine Versorgung verantwortlich?“ fragte Bonney unvermittelt. „Nicht offiziell“, murmelte Tashigi leise. Verwundert blickte sie auf ihre Nachbarin. Deren langes Haar hatte sich aus der Mütze gelöst und hing in einigen Strähnen vor ihrem Gesicht, verdeckte ihre Augen. Nicht offiziell…? Was soll das bedeuten? Bonney hob nicht verstehend ihren Kopf und starrte Tashigi an. „Was meinst du damit?“ fragte sie schließlich mit einiger Verzögerung.

„Du kennst ihn“, entfuhr es ihr schließlich. Aus Tashigis ängstlichem Zurückweichen entnahm Bonney, dass sie voll ins Schwarze getroffen hatte. „Aber woher…“, begann sie, brach jedoch ziemlich schnell wieder ab.
 

Sie wusste um die schwere Zeit, die Sanji durchmachen musste.

Es war schließlich nicht das erste Mal, dass sein geliebter Zoro im Krankenhaus lag.

Doch das, was damals abging, verstand sie bis heute nicht.

Es hatte sie alle verändert.

Ließ Sanji und Zoro noch enger zusammenrücken – warum auch immer.

Festigte sowohl Sanjis als auch Zoros Freundschaften.

Lange hatte sie darüber gegrübelt, war zu keinem Ergebnis gekommen, und hatte es irgendwann einfach stillschweigend akzeptiert.

Der Blonde traf seine eigenen Entscheidungen. Klar, warum auch nicht, aber DAS…

Bonney seufzte tief, was einen nachdenklichen Blick von Tashigi zur Folge hatte.

Sie sah ehrliche Sorge darin. „Wenn er die Nacht übersteht, ist er höchstwahrscheinlich über den Berg“, begann sie schließlich. „Es hat ihn ziemlich übel erwischt.“ „Ja, das hat man gesehen“, sagte Bonney, sprach allerdings mehr zu sich selbst. Was aus Sanji werden sollte, wenn der schlimmste aller Fälle eintreten würde, wusste sie nicht. „Er hat eine gute Kondition. Und einen verdammt starken Überlebenswillen“, fügte Tashigi leise an. Ob das allein reicht, ist die Frage, dachte Bonney.

Auch wenn sie es nicht zugeben wollte, so machte sie sich um den Grünhaarigen Sorgen.

Mehr als ihr lieb war.

Quietschende Autoreifen ließen sie aufblicken. Ein erleichtertes Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie das Auto erkannte, welches in halsbrecherischem Tempo auf den Parkplatz bretterte.

Sie erhob sich von ihrem Platz – für Tashigi das Zeichen, dass ihre Unterhaltung beendet war. Tashigi wandte sich zum Gehen, kopfschüttelnd. So ganz wollte ihre persönliche Sorge um den grünhaarigen, sturköpfigen Kendolehrer auch nicht weichen. Doch sie war lange genug in ihrem Job, wenn sie auch in diesem speziellen Fall nicht den notwendigen Abstand hatte.
 

„Das wurde auch langsam Zeit!“ schallte es dem jungen, schwarzhaarigen Mann entgegen, noch bevor dieser ausgestiegen war. „Ja, ja“, knurrte er und fixierte Bonney mit stechendem Blick. „Hör auf mich zu hetzen.“ Scheint leicht durch den Wind zu sein, der Gute. Ist doch sonst nicht so reizbar, dachte Bonney und starrte geradewegs in die dunkelgrauen Augen. Er zuckte kurz mit den Schultern und marschierte Richtung Haupteingang des Krankenhauses. „Willst du da Wurzeln schlagen?“ fragte er, ohne sich umzudrehen. Den spöttischen Unterton ignorierte Bonney, bevor sie ihm hinterher eilte. „So freundlich wie eh und je!“ gab sie dann zurück. Er ignorierte sie vollkommen – etwas, das er mit Zoro gemeinsam hatte. Der war auch in der Lage, Störfaktoren bewusst auszublenden.

„Sag mal, hörst du mir überhaupt zu!?“ wurde er zur Belohnung prompt angekeift. „Nein“, kam die entwaffnend ehrliche Antwort und ein breites Grinsen zierte kurzzeitig sein Gesicht.

Bonney seufzte tief auf. Warum kann dieser Kindskopf denn nicht einmal ernst sein? Das jetzt ist doch eigentlich schon schlimm genug. Wenn er unruhig oder nervös war, so ließ er es sich jedenfalls nicht anmerken. Sein Auftreten war wie üblich: kühl, gelassen.

Zu gelassen, wenn man Bonney fragte. Innerlich den Kopf schüttelnd betrat sie den langen Flur, Zoros besten Freund noch immer hinter sich. Siedendheiß fiel ihr dann ein, dass er ja eigentlich noch immer nicht wusste, worum es ging, warum er ohne weitere Erklärungen hierher zitiert wurde. Ohne Fragen zu stellen, war er gekommen, konnte bestenfalls Vermutungen anstellen.

Augenblicklich, wenn auch nur für wenige Sekunden, bereute Bonney ihr ruppiges Verhalten. Nur ändern konnte sie es jetzt sowieso nicht mehr.

Ein kurzer Seitenblick verriet ihr, dass er sich wohl inzwischen seine eigenen Gedanken gemacht hatte. Sanjis seltsames Benehmen am Handy, die Tatsache, dass der Blondschopf überhaupt Zoros Handy besaß. Verständlich, dass er noch maulfauler ist als sonst. Sie sah sich hektisch um, während der junge Mann neben ihr einfach drauf los stiefelte. „Andere Richtung, du Idiot!“ zischte Bonney. „Sag das doch!“ „Hab ich! Aber du hieltest es ja nicht für notwendig mir zuzuhören“, fauchte sie, darauf bedacht, durch ihre Unterhaltung – wenn man sie denn so bezeichnen konnte – niemanden anzulocken. „Warum versteckst du dich hier eigentlich?“ Bonney war versucht, sich mit der Hand an die Stirn zu klatschen. „Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?“ „Doch.“ „Wir sind auf der Intensivstation, hier hat niemand ohne Genehmigung Zutritt“, versuchte sie sich in einer Erklärung.

„Und warum schleichen wir dann hier herum?“ Sie war versucht, ihm seine Arroganz, die er gerade an den Tag legte, einfach auszuprügeln. Sie blitzte ihn wütend an, er starrte, wie üblich, unbekümmert zurück. Wir werden uns wohl niemals vertragen, schoss es ihr ein. „Jetzt hör mal zu“, begann sie, zitternd vor verhaltener Wut. „Dein bester Freund ist da hinten drin!“ Sie zeigte mit dem Arm die Richtung, in der Zoros Zimmer lag. „Er hatte einen verdammten Unfall!“ platzte es nun doch, lauter als beabsichtigt, aus ihr heraus. „Was?“ keuchte der Schwarzhaarige auf.

Wie vom Donner gerührt stand er mitten im Flur und ließ die eben gehörten Worte erstmal auf sich wirken. Die sonst undurchdringliche Maske, die er an den Tag legte, bröckelte zusehends. Sekundenlang rührte er sich gar nicht, um dann mit einem mörderischen Tempo in die angewiesene Richtung zu preschen.

Das ist nicht wahr!!! schrie er in Gedanken. Das kann nicht wahr sein! Gehetzt warf er einen Blick zurück über seine Schulter, stellte nur nebenbei fest, dass Bonney sich näherte. Er riss jede Tür auf, die auf seinem Weg lag – und das waren einige. „217“, rief sie ihm zu. Irritiert hielt er in seiner Bewegung inne, bevor er dann auf das kleine Schildchen neben der Tür sah, vor der er gerade stand, und die Zahl 211 darauf erkannte. Er ließ die Türklinke los und rannte weiter.

An der richtigen Zimmertür angekommen, hielt er sich nicht mit klopfen oder dergleichen auf.

Er polterte ins Zimmer und erblickte als erstes Sanji, der erschrocken den Kopf gehoben hatte.

Noch immer hielt er Zoros Hand, streichelte über die Finger. Zusätzlich geschockt über den Gesichtsausdruck des Neuankömmlings – den kannte er so gar nicht. Aber langsam schien dessen Gemüt sich zu beruhigen, er trat näher an das Bett heran, um dann erneut aufzukeuchen. „Was ist mit ihm passiert?“ fragte er, so gelassen, wie es ihm möglich war. Erinnerte sich daran, dass sie den Nachmittag zuvor noch im Büro gesessen und die Baupläne studiert hatten.

Sanji schüttelte nur den Kopf, strich mit den Fingern der freien Hand über Zoros Wange, zog bedächtig die Gesichtskonturen nach. Sah dabei zu, wie Zoros Augenlider zu flattern begannen. Schlaf weiter, Zoro. Du musst doch gesund werden. Seine Finger wanderten weiterhin über Zoros Gesicht, sollten ihn beruhigen. Mitten in der Bewegung stockte Sanji. Schlaf weiter?! „Er wacht auf“, murmelte Sanji, schien diese Tatsache überhaupt nicht fassen zu können. Ganz schwach fühlte Sanji eine Bewegung unter seiner rechten Hand, wohl ein Versuch, die streichelnden Bewegungen seiner eigenen Finger zu erwidern. „Zoro“, schluchzte Sanji schließlich. Ein Lächeln zog sich über die Lippen des gerade Angesprochenen. Auch Zoros bester Freund, der an der Wand hinter sich lehnte, atmete hörbar auf und fuhr sich kurz mit der Hand über sein Gesicht.
 

Zoros grüne Augen trafen auf Sanjis blaue, bevor sie sich erneut schlossen.
 

Das leichte Lächeln blieb.
 


 


 

Das Piepsen, das den Raum erfüllt hatte, wurde zu einem durchdringenden Ton . . .
 


 


 

Und die Anzeige für die Herzkurve eine durchgehende Linie . . .
 

.

.

.
 

TBC

Dead...

„Du wolltest mich doch nicht mehr allein lassen. Niemals mehr“, flüsterte er.

Verzweiflung schwang in seiner Stimme mit. Mehrere Male drehte er sich im Kreis, um festzustellen, dass Kuina ihn tatsächlich verlassen hatte.

Dabei wollte er sich doch eigentlich den ganzen Quatsch, der ihn zusehends belastete, mal von der Seele reden. Und einen besseren Gesprächspartner als Kuina konnte er sich dafür nicht vorstellen.

Außerdem ... mit wem hätte er hier sonst sprechen sollen? Es gab sich ja niemand anderes die Ehre.

Und wo er war, wusste er ja immer noch nicht. Aber Kuina hatte doch vorhin von einem Unfall gesprochen. War es das? War er etwa…? Den Gedanken schlag dir mal gleich wieder aus dem Kopf, Roronoa! tadelte er sich selbst, hörte dabei die spöttische Stimme seines besten Freundes, die sich irgendwie in seinem Inneren eingenistet hatte. Der würde das nämlich nicht akzeptieren. Mit Sicherheit nicht. Er grinste schief, bevor er begann, fieberhaft nachzudenken. Doch sowie seine Gedanken sich auf den Unfall zu bewegten, stieß er auf eine Barriere, die sich in Form von heftigsten Kopfschmerzen bemerkbar machte. Zoro seufzte, kniff die Augen fest zusammen. Doch aus seiner gesamten Körperhaltung sprach eine Trauer, wie man sie nie für möglich gehalten hätte. Es schien, als hätte er alles verloren – wirklich alles. Das behagte ihm ganz und gar nicht. Er konnte sich an nichts erinnern, was mit den Geschehnissen direkt vor dem Unfall zu tun hatte. Er wusste nur, dass Sanji sein Vertrauen zutiefst verletzt hatte. Dass er jetzt hier saß, in einer Umgebung, die er nicht kannte, und nun hatte ihn auch noch seine beste Freundin im Stich gelassen. Die, auch wenn sie längst tot war, immer seine beste Freundin bleiben würde. Anfangs wünschte er sich oft zu ihr – ob nun Himmel oder Hölle, spielte dabei für ihn keine Rolle. Er sah kein Sinn mehr in seinem Leben, denn sie war lange Zeit der Sinn seines Lebens gewesen.
 

Als er sie kennen lernte, begann er, sein Leben umzukrempeln, von Grund auf. Aus dem vorlauten Knirps wurde ein Kämpfer. Er war noch immer ein Einzelgänger – das würde er wohl auch immer bleiben. Aber sie verstand es offensichtlich, akzeptierte es, ohne Fragen zu stellen. Er war gern in ihrer Nähe, denn sie verstanden sich auch ohne Worte, nur durch ihre Gesten und Blicke.

Sie mussten nicht immer sprechen, um sich zu verstehen. Das erste Mal in seinem Leben hatte Zoro so etwas, wie einen Seelenpartner gefunden.

Und sie teilten dieselbe Leidenschaft miteinander – Kendo. Wobei sich herausstellte, dass Kuina eine wahre Meisterin war. Keine Kunst, ihr Vater führte ja schließlich eine Kendoschule. Und sie? Sie trieb ihn zu Höchstleistungen, ließ ihn seine Vergangenheit vergessen. Er fühlte sich bei ihr geborgen, heimisch. Ihr Vater stellte Nachforschungen in Bezug auf Zoros Vorleben an, und was er erfuhr, erschütterte ihn. Er begann, den kleinen Jungen namens Zoro mit anderen Augen zu sehen. Förderte den Ehrgeiz, den er inne hatte. Sah auch die Beziehung zwischen seiner Tochter und ihm völlig anders. Sie waren längst keine Rivalen mehr, spornten sich gegenseitig an.

Eine tiefe Freundschaft verband die Zwei. Sie taten nichts mehr ohne den jeweils anderen.

Als seine geliebte Tochter von dieser Welt ging, hatte es nicht nur ihrem Vater das Herz zerrissen. Auch Zoro litt fürchterlich darunter, verschloss sich immer mehr und wurde unnahbar und noch viel stiller, als ohnehin schon. Eine beunruhigende Veränderung, denn die hatte sein weiteres Leben geprägt. Als Zoro dann Sanji kennen lernte, schien er wieder aufzublühen, sein Leben zu genießen und seine Liebe und Leidenschaft auszuleben.
 

„Hör auf, in der Vergangenheit zu leben“, ertönte es leise hinter ihm. War sie also doch zurückgekehrt.

Zoro drehte sich langsam um und musterte sie lange. Stumm ließ sie die Musterung über sich ergehen, blickte ihm ernst entgegen. „Du fehlst mir“, hauchte er, unfähig zu allem andern. Überraschung blitzte in Kuinas Augen auf, ein schwaches Lächeln glitt über ihre Lippen. „Es ist verdammt langweilig hier“, erwiderte sie, ebenso leise. Lange Zeit standen sie sich nur gegenüber, lasen in dem Blick des Anderen. Irgendwann jedoch, überwanden sie die Distanz zueinander. Dabei war es Kuina gewesen, die einen Schritt auf Zoro zuging. Sanft nahm sie seine Hand in die ihre, strich vorsichtig über den Handrücken, ihm dabei noch immer in die Augen sehend. In den unergründlichen Tiefen ihrer Augen begannen Tränen zu glitzern, gegen die sie machtlos war. Eine einzelne Träne, die über ihre Wange lief, wischte er mit seinem Finger fort. Dann zog er sie in seine Arme, spürte, wie sie die Umarmung erwiderte, sich in seinem Rücken festkrallte. „Es… ist so… unfair“, brachte sie erstickt raus. „Was meinst du?“ fragte Zoro irritiert, ließ dabei seine Hand über ihren Rücken gleiten. Die andere lag in ihrem Genick und strich vorsichtig durch ihre Nackenhaare. Er sank mit ihr auf den Boden, zog sie dabei noch enger an sich, ohne seine streichelnden, beruhigenden Bewegungen einzustellen. Geduldig wartete er auf ihre Antwort, gewährte ihr die Zeit, die sie brauchte, um die richtigen Worte zu finden. „Du musst kämpfen.“ „Warum? Wogegen?“ Kuina hob den Kopf, legte ihre Stirn an seine und schloss die Augen.
 

Und plötzlich sah er sich: liegend in einem Krankenzimmer. Sanji an der einen Seite des Bettes – sichtlich aufgelöst, sein chaotischer bester Freund an der anderen Seite – dessen Beherrschung sich wohl auch dem Ende neigte, wie der feuchte Glanz in seinen grauen Augen bewies.
 

Und er verstand. Erschüttert schloss er die Augen, atmete kurz durch und zog Kuina wieder an sich. „Aufgeben war noch nie mein Stil“, murmelte er leise. „Versprichst du es mir?“ fragte sie ihn. „Ich verspreche es dir, Kleines“, antwortete er, vergrub sein eigenes Gesicht in ihren Haaren. Zu sehr hatte ihn sein eigener Anblick geschockt. Wenn er aufgab, würde er die zwei wichtigsten Menschen in seinem Leben zurücklassen. Das konnte er mit sich selbst nicht vereinbaren. Zu groß war allerdings die Versuchung, denn so war er doch wenigstens wieder bei seiner Freundin. „Denk nicht einmal daran“, schniefte sie. „Ich bin unwichtig, Zoro. Aber du musst weiterleben.“ „Du bist nicht unwichtig“, widersprach er ihr vehement. „Ich bin schon lange nicht mehr auf dieser Welt. Ich kann auf ihr nichts mehr ausrichten. Aber du – wenn du meinen Vater auch noch verlässt, wird er zerbrechen.“ Die Gedanken an den alten Mann ließen Zoro leicht lächeln. Er hatte sich schon vorher um ihn gekümmert, wie seinen eigenen Sohn behandelt. Gerade und als Kuina starb, war Zoro seine einzige noch bestehende Verbindung zu seiner Tochter. Er erzog und trainierte Zoro auch weiterhin, machte ihn zu dem jungen Mann, der er jetzt war. „Du hast vermutlich recht“, murmelte er mehr zu sich selbst. „Ich habe recht“, erwiderte die junge Frau vor ihm bestimmt. Langsam fing sie sich wieder, ein sanftes Lächeln zog sich über ihre Lippen. „Und nun erzähl endlich, was dir auf der Seele liegt“, forderte sie ihn auf. Zoro blickte sie nachdenklich an. „Wo soll ich da denn anfangen?“ seufzte er leise. „Das weiß ich nicht. Das Einzige, was ich sehe, ist, dass dich etwas belastet“, antwortete Kuina. „Abgesehen von diesen elenden Kopfschmerzen?“ knurrte Zoro. „Ja, abgesehen davon“, konterte sie und wartete ab. Sie wusste, dass Zoro erst einmal die passenden Worte suchen musste, und das dauerte bei ihm. Also genoss sie die stille Zweisamkeit.
 

„Was meintest du eigentlich vorhin, als du sagtest, mich hätte es noch schlimmer erwischt, als vor drei Jahren?“ fragte Zoro unvermittelt. Sie schaute auf, schien kurz nachzudenken. „Du warst schon mal hier – bei mir.“ „Was?“ keuchte er auf. „Aber warum weiß ich denn nichts davon?“ Darauf schüttelte sie den Kopf. „Das kann ich dir auch nicht sagen, Zoro“, erwiderte sie dann. „Das weiß ich nicht.“ „Vor drei Jahren“, murmelte er, erinnerte sich daran als wäre es erst gestern gewesen. „Hab da doch diesen Konkurrenten mit der Kendoschule in der Stadt“, murmelte Zoro. „Wir waren abends auf eine Party eingeladen, das stand schon lange vorher fest. Und den Tag musste Mihawk meinen, gegen mich antreten zu wollen.“ Ein Knurren verließ seine Kehle, als er daran dachte.
 

Es war nur ein Schaukampf, aber mit fatalen Folgen. Der Anfang verlief problemlos, auch wenn Zoro mehr und mehr in die Defensive gedrängt worden war. Er fühlte sich jedoch nicht zu sicher, er wusste, dass ein Kampf gegen Mihawk nicht so einfach zu entscheiden war. Er hatte den Schwerthieb kommen sehen, wollte sich darunter wegducken. Alles kein Problem. Dachte er zumindest. Doch er stolperte, geriet ins Straucheln, Mihawk konnte den Schlag nicht mehr stoppen. Durch den Schwung zog er ihn durch und schlitzte ihm den Brustkorb auf.
 

Noch heute schüttelte es Zoro, wenn er daran dachte. Das Geschrei in der Halle, sein eigener Puls, der ihm in den Ohren dröhnte, die Kraft, die nach und nach aus seinem Körper schwand. Mühsam hatte er sein Bewusstsein aufrecht erhalten, weil ihm jemand zuflüsterte, er müsse solange wach bleiben, bis der Notarzt eingetroffen war. Er wusste nicht, wer da mit ihm sprach, ob es Mihawk war, oder sein Trainer, oder jemand ganz anderes. Nur Sanji war es nicht gewesen, der war zuhause geblieben, hatte aus einem unerfindlichen Grund keine Lust Zoro zu begleiten, obwohl er ihm oft beim Training zuschaute. „Sanji“, flüsterte Zoro und erzitterte, schlang seine Arme enger um Kuina. Er hasste sich für seinen Gefühlsausbruch, versuchte, sich wieder unter Kontrolle zu kriegen. Doch Kuina strich ihm nur sanft lächelnd über den Rücken, wartete, bis er sich einigermaßen beruhigt hatte.

„S…Sanji muss schon auf der Party gewesen sein, als er angerufen wurde“, fuhr er dann stockend fort. „Keine Ahnung, wer ihn angerufen hat, hat er mir nie gesagt und ich hab auch nicht nachgefragt. Statt jedenfalls ins Krankenhaus zu kommen, ist er auf dieser scheiß Party geblieben!“ platzte er heraus. „Trafalgar war da, aber Sanji? Von dem ich es mir gewünscht habe!?“ Zoro holte tief Luft, suchte erneut nach Worten, um etwas zu beschreiben, zu dem er nicht in der Lage war. Zoro und über Gefühle sprechen, das ging einfach nicht. „Weißt du, ich bin kurz aufgewacht, nach dieser gottverdammten OP, nur ganz kurz. Ich wollte ihn an meiner Seite wissen, mehr nicht.“ Betrübt ließ er den Kopf hängen. „Aber er? Ihm war die Party wichtiger. Wichtiger als mein Leben! Trafalgar hat mir später erzählt, dass die Ärzte mich schon aufgeben wollten, weil sie keine Chance mehr sahen für mein Überleben. Du glaubst gar nicht, wie unglaublich weh das getan hat“, endete Zoro an dieser Stelle.
 

Kuinas Lächeln war während seiner Erklärung verschwunden, sie konnte nicht in Worte fassen, was sie gerade empfand. So spendete sie ihm durch ihre Anwesenheit Trost, hielt jetzt ihn im Arm. „Wäre Trafalgar nicht gewesen…“ Zoro ließ den Satz offen stehen. „Hast du jemals mit jemandem darüber gesprochen?“ fragte Kuina ihn. Zoro schüttelte stumm den Kopf. „Du bist die Erste“, entgegnete er ihr. „Und du hast es auch nicht vor, oder?“ Wieder ein Kopfschütteln.

„Zoro“, begann sie behutsam. „Das zerfrisst dich. Du musst darüber mit Sanji sprechen. Das geht doch nicht.“ „Nein“, murmelte er nur. „Ich kann es nicht, er würde es nicht verstehen.“ Kuina seufzte schwer. „Sturkopf“, tadelte sie ihn. „Sanji ist doch jetzt da“, begann sie erneut. „Würde er dich nicht lieben, dann wäre er doch jetzt auch woanders, meinst du nicht?“ Es war schwer, mit Zoro über dessen Gefühle zu reden, das wusste Kuina nur zu gut. Das war ihr schon früher nie gelungen, auch wenn sie in seine Seele blicken konnte, von je her. Sie strich ihm durch die grünen Strähnen, spürte die Last, die auf ihm lag und nicht weniger wurde. Und vor allem, dass er eine Pause brauchte, sich ausruhen musste. Er wurde schwer in ihren Armen, war sich dessen auch bewusst und trotzdem nicht in der Lage, aufzustehen. „Schlaf ein wenig, Zoro“, murmelte Kuina ihm beruhigend zu. „Wir reden nachher weiter.“ „Bist du dann noch da?“ fragte er, mehr schlafend als wach. „Bin ich. Versprochen“, antwortete sie, hielt ihn in ihrer schützenden Umarmung und wachte über ihn.
 


 

.

.

.
 

TBC

...or alive

Zoros grüne Augen trafen auf Sanjis blaue, bevor sie sich erneut schlossen.
 

Das leichte Lächeln blieb.
 

Das Piepsen, das den Raum erfüllt hatte, wurde zu einem durchdringenden Ton . . .
 

Und die Anzeige für die Herzkurve eine durchgehende Linie . . .
 


 


 

Ungläubig starrte Sanji von Zoro zum Monitor und zurück.
 

„Nein!“ keuchte Sanji auf.

„Das kannst du mir nicht antun!“

„ZOROOOOOOOO!!!“
 

Auch die anderen zwei Personen im Raum waren starr vor Entsetzen.

Die Zimmertür wurde aufgerissen, mehrere Schwestern und ein Arzt stürmten hinein.

„Raus hier!“ bellte eine der Schwestern, zog Sanji grob am Arm, weg vom Bett.

„NEIN!“ schrie dieser, wehrte sich mit Händen und Füßen.

Selbst Bonney sah sich außerstande, den Blondschopf zu beruhigen.

Geschockt sah sie mit an, wie sich schließlich Zoros bester Freund um Sanji kümmerte.

„Komm mit, Sanji“, murmelte er, einen hilflosen Blick zu Zoro werfend. Er hielt Sanji fest im Arm. Dieser tobte zwar noch immer, doch der Schwarzhaarige ließ nicht locker. In seinen eigenen Augen perlten ebenfalls kleine Tränen, zum Teil aus Angst um Zoro, zum Teil auch wegen Sanji.

Noch niemals hatte jemand den Blonden so erlebt. Er kickte Leute durch die Gegend, brüllte auch gern mal herum, doch das jetzt war unfassbar, auch für Bonney.

Unerbittlich wurde Sanji fortgezogen, fort von Zoro.

Sie mussten aus dem Zimmer, auch um Sanji willen.

Außerdem brauchten die Leute doch Platz und Ruhe, damit sie ihn retten konnten.

Irgendwie wollten sie alle drei nicht glauben, was dort drinnen gerade vorgefallen war.

Zoro tot? Nein, das ging nicht. Sie hatten doch noch so viel vor. Das konnte doch nicht alles hinfällig sein, mit dem heutigen Tag. Abgesehen davon, dass Sanji daran vermutlich zerbrechen würde.

Und dann wäre da niemand mehr, der ihm helfen konnte, denn sowohl Bonney als auch Trafalgar waren nicht die richtigen Personen dafür.

Sanji begann, sich abzukapseln, in eben jenem Moment.

Er schrie nicht mehr, er tobte nicht mehr. Er krallte sich nur an Trafalgars Jacke fest und weinte stumm vor sich hin. Der Schwarzhaarige strich ihm beruhigend über den Rücken. Zoro, das verzeih ich dir niemals, wenn du darin jetzt verreckst. „Er packt das“, murmelte Trafalgar, wohl auch, um sich selbst zu beruhigen. Innerlich war er aufgewühlt, wie schon lange nicht mehr.
 

Er hing, wenn auch auf andere Art, genauso an Zoro, wie Sanji es tat. Sie waren beste Freunde, seit frühester Kindheit. Auch wenn es schwierig gewesen war, an Zoro heranzukommen.

Erst sehr viel später hatte Trafalgar den Grund dafür in Erfahrung gebracht.
 

Er war Zoro nach dem Training einfach mal gefolgt, aus Neugierde.

Dieser ewig traurige Blick musste doch einen Grund haben.

An einem Friedhof waren sie angekommen, wo Trafalgar ihn mit gemischten Gefühlen beobachtete. Er war in eine höchst private Situation hineingeplatzt, das wurde ihm in dem Moment klar, als Zoro sich zu ihm umdrehte und ihn mit stechenden Augen fixierte. „Was willst du hier?“ brummte er ihm entgegen. „Dich verstehen“, gab der Schwarzhaarige zurück. Zoro hob daraufhin nur eine Augenbraue, denn DAS hatte ihm noch niemand gesagt.

Lange Zeit hatten sie sich unterhalten. Zeit, in der sie beide erkannt hatten, dass sie sich ziemlich ähnlich waren und dasselbe Ziel verfolgten. Sie arbeiteten härter an sich, als jemals zuvor. Und zwischen ihnen entstand eine Freundschaft, die nichts erschüttert hatte. Bis jetzt.

Selbst Zoros Unfall vor drei Jahren war bei weitem nicht so schlimm gewesen. Und schon damals hatte Trafalgar das erste Mal in seinem Leben Angst. Angst, den grünhaarigen Chaoten, den er als seinen besten Freund bezeichnete, zu verlieren.

Und nun saß er hier, musste den Blondschopf trösten, der dieselben Ängste durchstand.
 

Die Tür von Zoros Krankenzimmer ging auf und drei Augenpaare richteten sich synchron auf den Arzt, der gerade auf den Flur trat, sich seine Handschuhe abstreifte und leicht den Kopf schüttelte.

Sanjis Griff an Trafalgars Jacke verstärkte sich. Keiner traute sich, etwas zu sagen, die Zeit stand für den Moment einfach still. Trafalgar hielt den Atem an, seine Finger verkrampften sich ein wenig auf Sanjis Rücken. „Was ist mit ihm?“ durchbrach er schließlich die Stille und schaute den Doktor an.
 

„Geht´s wieder?“ fragte Kuina murmelnd, als Zoro langsam die Augen aufschlug.

Ächzend richtete er sich ein Stück auf, blinzelte irritiert, bis ihm aufging, wo – eher, bei wem – er war.

Stumm nickte er, nahm kommentarlos hin, dass seine Freundin noch immer ihre Arme um ihn geschlungen hatte. Immerhin hatte sie ihn nicht wieder verlassen, war geblieben, wie sie es versprochen hatte. „Du hast doch nicht wirklich erwartet, dass ich einfach so verschwinde?“ hörte er sie fragen. Eine leichte Röte stieg ihm ins Gesicht. „Ehm… na ja…“, stotterte Zoro recht hilflos. „Vorhin warst du ja auch weg“, fügte er dann kleinlaut, flüsternd, hinzu. Der Griff um seinen Körper wurde fester, realer. „Ich gehe nicht weg“, erwiderte sie dann. „Aber du…du musst zurück.“

Schwer hingen diese Worte über ihnen beiden. „Und was ist mir dir?“ stellte Zoro die Gegenfrage.

Kuina seufzte auf. „Ich hab es dir schon einmal gesagt, ich bin Vergangenheit, Geschichte, nicht mehr wichtig für das Fortbestehen dieser Welt.“ Zoro schüttelte unwillig den Kopf, das konnte und wollte er weder hören, noch akzeptieren. „Das hatten wir vorhin schon, das diskutier ich nicht noch einmal mit dir aus, Zoro.“ Dieser senkte seinen Blick. „Kommt auf einen Versuch an“, flüsterte er dann, ein schiefes Lächeln auf den Lippen, als er den Kopf wieder hob. Kuina lächelte kurz zurück.
 

„Du hast Angst“, stellte sie fest.
 

So simpel die Aussage auch war, soviel Wahrheit enthielt sie.

Eine Wahrheit, die sich Zoro nicht eingestehen wollte. Doch Kuina ließ nicht locker.

Die Unsicherheit, die er zur Schau trug, stand ihm einfach nicht.

Zoro senkte seinen Blick erneut, starrte auf seine Fußspitzen, um Kuinas forschenden Augen auszuweichen. „Du hast versprochen, nicht aufzugeben“, hauchte sie mit sanfter Stimme.

Er knirschte heftig mit den Zähnen, verfluchte seine Freundin innerlich dafür, dass sie in der Lage war, ihm bis auf den Grund seiner Seele zu schauen und dass, ohne sich dabei anzustrengen.

„Was ist mit Sanji? Und Trafalgar? Willst du, dass sie allein bleiben? Sie ohne Antworten zurück lassen?“ Zoro schüttelte den Kopf. „Aber es wäre um so vieles einfacher“, hauchte er, in der Hoffnung, Kuina hätte das nun nicht gehört, denn eigentlich wollte er es nicht aussprechen. Aber sein Mund war, wie so oft, schneller als sein Hirn. Eine schallende Ohrfeige war die Antwort und Zoro hob erstaunt den Kopf, rieb sich die brennende Stelle. Er sah sich den wütend blitzenden Augen seiner Freundin ausgesetzt. „Du spinnst wohl!“ fuhr sie ihn an. Auch das schiefe Grinsen, was er daraufhin aufsetzte, beruhigte sie keineswegs. „Das war nicht witzig!“ schimpfte sie. „Nein“, bestätigte er leise. „Das meinte ich ernst.“ Kuina stockte und starrte ihren Freund aus Kindertagen geschockt an. „Zoro“, murmelte sie, zu mehr nicht fähig. Es geschah selten, dass sie sprachlos war, doch jetzt, hier, mit dieser Aussage, fiel ihr absolut nichts mehr ein. Zoro wollte aufgeben? Einfach so?
 

Eine unheilvolle Ruhe legte sich über den Krankenhausflur.

Alle Geräusche schienen verstummt zu sein, niemand traute sich, auch nur zu atmen.
 

„Doc, was ist mit ihm?“ wiederholte Trafalgar seine Worte schließlich, lauter, deutlicher.

Der resignierte Ausdruck in den Augen des braunhaarigen Arztes gefiel ihm ganz und gar nicht.

Fest umklammerte er nun selbst den schmalen Körper, den er noch immer im Arm hielt. „Nein“, keuchte Sanji leise. „Ich will das nicht hören.“ Störrisch schüttelte er seinen Kopf, krallte sich noch fester in Trafalgars Jacke und kniff die Augen zusammen.
 

„Es tut mir leid“, erwiderte der Arzt, leise, ganz vorsichtig.
 

Trafalgar keuchte auf.

Und nicht nur dieser.

Bonney, die bis gerade eben noch neben ihm gestanden hatte, sank auf die Knie, die Hände vors Gesicht geschlagen.

Sanji schluchzte erstickt auf und wurde noch enger an Trafalgar gepresst. Um nichts in der Welt würde dieser den blonden Koch jetzt loslassen. Wer wusste, was dann geschah.
 

Er selbst kämpfte mit sich und seinen aufwallenden Gefühlen. Doch er wollte stark sein, für die anderen, für sich und auch für Zoro.

Das hörte sich so unwirklich an, so irreal.

Er schluckte hart, suchte unbewusst Halt an Sanji.

Dieser klammerte sich noch immer verzweifelt an Trafalgar.

Was sollte nun weiter geschehen? Das wusste wohl keiner.

Und Rachegedanken flammten in dem Schwarzhaarigen auf.

Urplötzlich schob er den weinenden Blondschopf von seinem Schoß, stand auf und verschwand.
 

Der Arzt und sein Team traten ebenfalls den Rückzug an, ein letzter mitfühlender Blick traf die Beiden, die noch auf dem Flur hockten und sich nun gegenseitig festhielten.
 

Nur langsam kam wieder Leben in Sanji. Ein letztes Mal schniefte er, bevor er sich mit dem Ärmel über die Augen wischte und aufstand, seine beste Freundin dabei mitziehend.

Er mied den Blick zur Zimmertür, hinter der Zoro noch immer lag, griff Bonney am Handgelenk und lief mit ihr aus dem Krankenhaus.

Der große Geländewagen, der Trafalgar gehörte, war längst verschwunden.

Kurz betete Sanji zu allen Göttern, dass dieser keinen Blödsinn anstellte. Er wollte nicht noch jemanden beerdigen müssen, der ihm nahe stand. Und das tat Zoros bester Freund, ohne jede Frage. Sanji mochte ihn sehr gern, vom ersten Augenblick an, als er sie zusammen erlebt hatte.

Erneut suchten sich heiße Tränen ihren Weg nach draußen. Niemals wieder würde er die beiden Kindsköpfe miteinander streiten sehen. Und was wurde nun aus Zoros Projekt?

Sanji war fest entschlossen, das weiterzuführen, was Zoro begonnen hatte.

Wurde die Halle eben in Gedenken an Zoro errichtet, wenn er sie auch niemals zu Gesicht bekommen würde.

„Ich bring dich heim“, hörte er Bonney neben sich leise murmeln.
 

Heim.
 

Ein Wort ohne Bedeutung.
 

Sein Heim war fort.
 

Gegangen in jenem Moment, in dem ein Leben erlosch.
 

Mechanisch lief er den Weg entlang, achtete nicht auf das, was neben ihm geschah.

Bonney warf ihrem Freund einen besorgten Seitenblick zu.

Sanji hatte sich völlig in sich zurückgezogen. Sein Gesicht war eine steinerne Maske, nichts daran verriet, wie es derzeit um ihn stand.

Einzig das Feuer in seinen Augen war erloschen, das sonst strahlende Blau stumpf und glanzlos, teilnahmslos starrte er vor sich hin. Innerlich fühlte er sich tot. Sein Leben war nicht mehr lebenswert. Es endete zusammen mit Zoros. Selbst die vorige Entschlossenheit war mit einem Mal, wie weggeblasen. Als hätte sie nie existiert.
 

Einen Fuß vor den anderen setzend erreichte er den Häuserblock, in dem er sich mit Zoro eine Wohnung geteilt hatte. „Kommst du klar?“ wollte Bonney von ihm wissen. „Ich kann dir auch Gesellschaft leisten“, bot sie dann an.

„Verschon mich mit diesen Sprüchen“, brummte Sanji nur, hielt auf die Eingangstür zu, den Schlüssel in einer Hand, Zoros Handy in seiner Tasche mit der anderen fest umklammert.

Er sperrte die Tür auf und Bonney folgte ihm auf dem Fuße. Sie wollte ihn nicht allein lassen. Sie wusste, dass der Koch zu Dummheiten neigte, wenn er in dieser emotionalen Katastrophe allein blieb. Und Sanji wollte nichts anderes, als seine Ruhe. Er wusste genau, dass seine Freundin ihn im Auge behalten wollte. Mit einem Schulterzucken ließ er sie dennoch eintreten in seine – Zoros – ihre gemeinsame – Wohnung.
 

Überall dort hing sein Geruch, Sanji spürte förmlich Zoros Anwesenheit. Als wäre er nicht fort, sondern nur auf eine Reise gegangen.
 

Eine lange Reise.
 

Eine Reise ohne Wiederkehr.
 

Er zog sich ins Schlafzimmer zurück, ließ Bonney kommentarlos in der großen Wohnung stehen.

Die Tür zog er hinter sich zu, deutliches Anzeichen dafür, dass er alleine bleiben wollte.

Auf Zoros Bettseite ließ er sich nieder, saß auf der Bettkante und starrte auf das kleine Bild, was dort stand. Ein glücklich lächelnder Blondschopf, der einen ebenso lächelnden Zoro im Arm hielt.

Behutsam fuhren Sanjis Fingerspitzen über den Bilderrahmen, wanderten über die kleine Ablage des Nachtschränkchens weiter, zu der Schublade. Sie stand ein Stückchen offen, verleitete den Blonden dazu, sie ganz aufzuziehen. Es befand sich nicht viel darin.

Was Sanjis Aufmerksamkeit erregte, war ein kleines Büchlein. In schwarzes Leder gebunden, schlicht und einfach gehalten. Seine Finger verharrten über dem Leder, bevor er sich dazu entschloss, es an sich zu nehmen. Er schlug es auf und erkannte die klare, etwas eckige Schrift seines Freundes.

Ein wenig verwunderte es ihn ja schon, dass Zoro so etwas wie ein Tagebuch führte. Es zeigte Sanji, dass er den Grünhaarigen, mit dem er die beste Zeit seines Lebens verbracht hatte, nicht wirklich kannte. Ehrfürchtig strich er über die einzelnen Seiten, las hier und da ein paar wenige Worte. Nicht sehr viel aufschlussreiches. Wie es schien, hatte Zoro nur dann geschrieben, wenn ihn etwas so sehr aufgewühlt hatte, dass es nicht mit einem einfachen Schulterzucken abgetan werden konnte.
 

Eine Unebenheit in dem Buch ließ ihn einige Seiten umblättern.

Ein silberner Ring fiel ihm entgegen.

Diesen hatte Sanji noch nie zuvor gesehen.

Er drehte das kleine Schmuckstück in seinen Händen, bevor er es näher an seine Augen hielt und die Gravur darin las. Er biss sich auf die Unterlippe, bis es schmerzte. Seine Augen wanderten über den Text, der auf der Seite geschrieben stand, auf der auch der Ring gelegen hatte.
 

.
 

.
 

.
 

TBC

Diary

Ich liebe ihn.

Ich liebe ihn wirklich.

Trotz allem, was war, trotz allem, was noch kommen wird.

Er bedeutet mir alles.

Ich wusste nicht, dass das möglich ist.

Dass mir dieser sture Blondschopf so den Kopf verdrehen kann.

Er bringt mich oft auf die Palme.

Zu oft.

Und trotzdem verzeihe ich ihm alles.

Wirklich ausnahmslos alles.

Er ist fremdgegangen.

Er hat mich im Krankenhaus allein gelassen.

Er hat mich oft mit seinen Äußerungen verletzt.

Keine Ahnung, ob er sie meinte, wie er sie aussprach, oder nicht.

Ich werde es wohl nicht erfahren, denn ich werde ihn gewiss nicht danach fragen.

Dennoch bringe ich es nicht fertig, mich von ihm abzuwenden.

Ich brauche ihn, wie die Luft zum Atmen.

Ich kann ohne ihn einfach nicht.

Ich wollte ihm den Silberling schenken, als Zeichen unserer – meiner Liebe.

Keine Ahnung, was er dazu sagt.

Ob er es denn überhaupt will – den Rest des Lebens mit mir verbringen.

Ich bin gewiss nicht einfach, ein Sturkopf durch und durch.

Das sagt er mir so oft und auch Trafalgar wirft es mir immer wieder vor.

Ich weiß es doch selbst.

Aber ich kann es nicht ändern, ich will es auch gar nicht.

Es ist doch ein Teil von mir, Teil meiner Persönlichkeit.

Ich sage ihm zu selten, was er mir bedeutet.

Der Umgang mit Worten ist nicht gerade meine Stärke.

Lieber zeige ich es ihm. Doch in letzter Zeit hat er sich verändert.

Keine Ahnung, ob es sein Gewissen ist, das ihn mehr und mehr beeinflusst.

Er verschließt sich, blockt ab, egal, was ich tue.

Es ist, als würden wir nebeneinander her leben – nicht miteinander, wie ein Paar.

Ich vermisse die glücklichen Zeiten, denn die hatten wir zweifellos.

Ich wünschte, Kuina wäre hier, um mir zu helfen.

Sie würde mir einen Tritt verpassen, dass ich mich aufraffe, anstatt in Selbstmitleid zu vergehen.

Aber bemitleide ich mich selbst?

Eigentlich schreibe ich doch hier nur, was mich gerade bewegt.

Irgendwer sagte mal, auch Schreiben ist eine Form der Kommunikation.

Lautlos, ohne störende Zwischenrufe, ohne Widerworte.

Aber was nützt es, zu schreiben, wenn das niemals jemand liest?

Die geheimsten Gedanken und Wünsche schreibt man nieder.

Und sie bleiben geheim. Für immer.

Ich habe nicht vor, das hier jemals jemandem zu zeigen.

Nicht einmal, wenn es darum geht, mich vielleicht besser verstehen zu können.

Zugegeben, ich bin ein arroganter Kotzbrocken, oft genug werde ich ja so betitelt.

Aber macht sich jemand die Mühe, dahinter zu blicken?

Herauszufinden, warum es so ist, wie es nun mal ist?

Nur wenige haben es getan, diese wenigen, die ich als meine Freunde bezeichne.

Der Rest kann mir gestohlen bleiben, für den empfinde ich nicht einmal Verachtung, bestenfalls Gleichgültigkeit. Mehr haben die in meinen Augen auch nicht verdient.

Ich weiß, wer ich bin, was ich bin und was ich kann.

Ich weiß, dass meine Freunde mich schätzen, achten und respektieren.

Für jeden einzelnen von ihnen würde ich mit Freuden durch das größte Feuer gehen.

Mein Leben würde ich für sie hingeben – ohne zu zögern.

Vor allem für Sanji.

Aber hat er es nicht längst in seinen zarten Händen?

Ich bin ihm verfallen – vollkommen.

Vielleicht ist es an der Zeit, es ihm zu sagen.

Vielleicht versteht er mich so besser.

Dennoch kann ich nicht leugnen, dass ich eine gewisse Angst davor habe.

Seht her und lacht: Der großkotzige Roronoa Zoro hat Angst vor einer Begegnung.

Einer Begegnung mit seinem eigenen Freund.

Ich kann es mir selbst kaum eingestehen, seit er mir fremdgegangen ist, hat er sich verändert.

Und ich mich auch.

Er zeigt mir noch immer, dass er mich liebt, auf seine eigene, verquere Art.

Trotzdem ist nichts mehr, wie vorher.

Lange Zeit war mein Vertrauen in ihn schwer erschüttert.

Was habe ich getan, um das zu verdienen?

Dennoch habe ich gekämpft – um ihn, seine Liebe, sein Vertrauen.

Obwohl doch er derjenige hätte sein müssen, der hätte kämpfen sollen.

Ich weiß nicht, ob ich es ihm zu einfach gemacht habe. Vielleicht.

Seit ich dieses Bild gefunden habe, bin ich wieder auf Abstand gegangen.

Er hat es gemerkt, aber nichts dazu gesagt.

Als hätte er es geahnt.

Ich habe mir meine eigenen Gedanken dazu gemacht.

Ich meine, so was hat ja einen Grund.

Man flüchtet sich nicht von jetzt auf gleich in die Arme eines anderen.

Ich bin nicht eifersüchtig. Wozu auch, dazu habe ich keinen Grund.

Aber vielleicht belüge ich mich auch gerade selbst. Wer weiß das schon.

Ich weiß nicht mehr weiter. Und niemand ist da, den ich fragen kann. Oder eher: fragen will.

Ich weiß nur, dass es so nicht mehr weitergehen kann, denn das ist Gift für uns beide.

Ich will diesen kleinen Blondschopf nicht verlieren oder wieder hergeben müssen.

Und dennoch stehe ich vor genau einer solchen Entscheidung.

Ich hasse diese zwiespältigen Gefühle, sie tun etwas mit mir, was ich nicht leiden kann.

Sie verunsichern mich zutiefst. Dabei kann mir sonst nichts so leicht ans Leder.

Schon wieder klingelt das Telefon.

Ich weiß nicht, zum wievielten Mal am heutigen Tag.

Ich gehe nicht ran, ich ignoriere es, so gut ich kann.

Ich weiß, dass Sanji anruft.

Ich weiß nur nicht, aus welchem Grund.

Keine Ahnung, ob ich es wirklich wissen will.

Mich wundert, dass er den Mut aufbringt, überhaupt anzurufen.

Eine Konfrontation mit mir zu wagen. Er weiß doch, dass das alles andere als leicht wird für ihn.

Für mich allerdings auch. Ob er sich dessen bewusst ist?

Seit es das erste Mal geklingelt hat, hadere ich mit mir, ob ich rangehen soll.

Doch was sollte ich ihm sagen? Verständnis aufbringen für die Lage, in der er sich befindet?

Wohl kaum, ich komme ja mit meiner eigenen Situation kaum klar.

Momentan fehlt mir jegliches Verständnis für die Probleme anderer. Ich hab meine eigenen.

Und ich beiße mich da alleine durch, wie eigentlich immer, wenn es um solche Dinge geht.

Und trotzdem gebe ich das niemals offen zu, ist es doch ein Zeichen von Schwäche.

Etwas, das ich mir selbst nicht erlaube, zu zeigen.

Seit Kuinas Tod nicht mehr.

Sollen mich die anderen doch für einen Gefühlskrüppel halten.

Es interessiert mich nicht. Hat es nie und wird es nie.

Kuina.

Ich vermisse sie.

Ebenso wie diesen blonden Sturschädel mit seinen blauen Augen.

Am liebsten würde ich ihn zu mir holen und einen Haken an die Sache machen.

Vergessen, vorbei, niemals gewesen.

Doch das geht nicht, auch, wenn es das Einfachste wäre.

Ich hasse diesen Gefühlskram.

Und das, wo Sanji das genaue Gegenteil ist – gefühlvoll durch und durch.

Nun denke ich schon wieder an ihn.

Es geht nicht ohne ihn.

Das jetzt aufzuschreiben, macht es für mich auch nicht leichter.

Und es ändert vor allem nichts.

Um etwas zu ändern, muss ich doch aufstehen und selbst was tun.

Darauf warten bringt nichts.

Aber warum ich?

Ich hab doch nichts falsches getan.

Nein.

Dieses Mal gebe ich nicht nach.

Dieses Mal soll Sanji kommen.

Und nicht per Telefon, sondern persönlich.

Ich will ihn sehen, wenn er mir sagt, was Sache ist und wie es weitergehen soll.

Den Ausdruck in seinen Augen will ich sehen.

Diese Augen sind für mich ein offenes Buch, eine Lüge würde ich sofort erkennen.

Und gelogen hat er mehr als nur ein Mal.

Und doch verzeihe ich ihm alles, nur für ein wenig Harmonie.

Ich hasse es, wenn wir streiten – gerade wegen solcher Dinge.

Ich habe Angst davor, wie das endet.

Ich habe das Gefühl, das wird ein bitteres Ende nehmen.

Eines, was weder mir noch Sanji gefallen wird.

Doch wir müssen da irgendwie durch.

Ich will eins sein mit ihm.

Ich will ihn an meiner Seite haben.

Für den Rest meines Lebens.
 

Sanji.
 

Ich bin Dein.
 

Für immer.
 


 

~ forever yours ~

Memories

Vorwort:
 

_-Kay-_: Dir vielen Dank für die Widmung bei Go away - Kap 103, das zusätzliche Kapitel, welches ich schon vorab lesen durfte und deine Glückwünsche *knuffz
 

Janachen2811: Dir ebenfalls Danke für deine Glückwünsche und vielen, vielen Dank für meinen eigenen One Shot *das noch immer kaum glauben kann* *knuffelz
 

allen Kommischreibern, Favonehmern und Lesern: Danke, dass ihr diese FF seit über einem Jahr verfolgt und Geduld mit mir habt, weil das Hochladen neuer Kapitel immer ewig lange dauert.

Euch allen eine schöne Adventszeit, besinnliche Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr.
 

Und nun viel Vergnügen mit dem siebten Kapitel.
 


 


 

Ein Lachen.

Hell. Klar. Voller Freude.
 

Weißer Sand. Vereinzelt ein paar Palmen. Und voraus das hellblaue, beinah türkisfarbige Wasser.
 

Mittendrin zwei junge Männer.

Perfekter konnte eine Idylle nicht sein.

Nichts störte die Harmonie dieser Beiden, die eng umschlungen im heißen Sand lagen und sich tief in die Augen schauten.

Sie waren allein auf diesem Abschnitt der Insel.

Hatten ihr persönliches, kleines Paradies entdeckt.

Und kosteten dies voll und ganz aus.

Sie waren auf Urlaub hierher gekommen. Wollten ein paar freie Tage fernab vom Alltag genießen.

Es war ihr erster gemeinsamer Urlaub, seit sie ein Paar waren.

Fünf Monate war es her, seit sie beschlossen hatten, ihr Glück zusammen zu versuchen.

Bis auf ein paar kleinere Reibereien lief auch alles bestens zwischen ihnen.
 

„Sollten wir nicht langsam zurückgehen?“ fragte Sanji leise, musterte Zoro aufmerksam.

„Warum?“ „Na ja, es wird immerhin dunkel.“ „Vergiss doch mal den Alltag. Und die Zeit. Hier ist niemand, der uns hetzt, also schalt endlich ab.“ „Ja, ja, du hast leicht reden.“ Zoro lachte leise, hob seine Hand und strich eine widerspenstige, blonde Strähne aus Sanjis Stirn. „Koch, wir haben Urlaub, also fang endlich an, den auch zu genießen.“ Missmutig brummelte Sanji und piekste Zoro strafend in die Seite. „Und was wird das jetzt?“ Zoro fing die Hand ein, hauchte einen Kuss auf die Fingerspitzen und schaute Sanji mit dunklem Blick an. Schlang dann seine Arme um den schmalen Körper und zog ihn in einem plötzlichen Anfall von Sentimentalität an sich. Lächelnd erwiderte Sanji die Umarmung und kuschelte sich an seinen Freund.

„Was tust du nur mit mir?“ murmelte Zoro abwesend. „Ich? Nichts.“ „Du bringst mich durcheinander.“ „Und da kann ich was für?“ „Ja.“ „Tss, das sieht dir ähnlich.“
 

Zoro setzte sich auf, zog Sanji dabei mit sich, der mit dem Rücken an Zoros Brust lehnte. Seine Augen richtete er auf das Meer, welches sich durch den Sonnenuntergang am Horizont rötlich zu färben begann. So konnte jeder Tag enden. Mit dieser Aussicht und seinem Liebsten im Arm. Dass es jemals soweit kommen würde, hätte Zoro selbst nie für möglich gehalten. Hielt er doch seine Gefühle tief unter Verschluss, aber dieser blonde, temperamentvolle Koch hatte sein Leben in dem Moment auf den Kopf gestellt, als sich das erste Mal ihre Wege kreuzten.
 

Und nun saß er mit eben jenem hier und genoss das Ende ihres ersten Urlaubstages. Das Rauschen der Wellen war das einzige Geräusch, was derzeit zu hören war. Eng an Sanji gekuschelt saß Zoro im Sand, die Arme fest um ihn geschlossen und nicht bereit, ihn loszulassen oder wieder herzugeben. In diesem Augenblick wurde ihm klar, dass er Sanji für immer bei sich wissen wollte. Den Rest seines Lebens nur den Blondschopf neben sich zu haben, erfüllte ihn mit tiefer Zufriedenheit. Und gleichzeitig schlich sich ein Zweifel ein, der lauter wurde, sobald er anfing, darüber nachzudenken.

Denn war es auch das, was Sanji wollte? Darüber müsste er doch mal mit ihm reden. Dabei war das Reden über seine Gefühle nicht gerade das, was er gern tat. Daran schien sich Sanji nicht zu stören, jedenfalls hatte er sich bisher nicht darüber beschwert. Und er beschwerte sich über ziemlich viele Dinge, wenn man Zoro fragte.
 

Ein leichtes Schmunzeln zog sich über seine Lippen und Sanji drehte sich in der Umarmung halb um, betrachtete Zoro mit einem fragenden Blick. „Was hast du denn jetzt?“ erkundigte er sich und Zoro blinzelte verwirrt. „Nichts“, wich er aus, hob eine Hand und strich die blonden Haare zur Seite, sodass er Sanji ins Gesicht schauen konnte. Einen Blick in das tiefe Blau erhaschen und darin lesen, wie in einem Buch. Eine Fähigkeit, von der er nicht wusste, dass er sie besaß. Einen zarten Kuss hauchte er auf die schmalen Lippen vor sich und irritiert erwiderte Sanji diesen Kuss. Widerstandslos ließ er sich enger an den muskulösen Körper drücken, ließ Zoro den kurzen Augenblick der Rührseligkeit. Selten genug waren diese ja.

Und der genoss ihre Zweisamkeit sichtlich. Das Kinn hatte er auf Sanjis Hinterkopf gestützt, seine Augen schauten wieder auf das Wasser hinaus. Seine Arme schlang er noch fester um Sanji, während Sanjis Finger sanft über den gebräunten Unterarm glitten, der quer vor seinem Brustkorb lag. Auch der Koch schaute über das weite Meer, kam nun endlich Zoros Forderung nach und genoss ihren Urlaub. Er entspannte sich merklich und das schien auch Zoro zu erreichen, denn dieser lockerte seinen Griff ein wenig, gab Sanji jedoch keinesfalls frei. Im Gegenteil, er schmiegte sich geradezu an den schmalen Körper vor sich und seine Augen wanderten vom Wasser hinauf zum Himmel, an dem vereinzelt Sterne zu sehen waren. Solch einen klaren Himmel hatten sie in der Stadt nicht gesehen. Die Lichter der Nacht blendeten alles, da konnte man solche Aussichten auch nicht genießen. Darum tat Zoro dies hier umso mehr. Er liebte den Sternenhimmel, auch wenn er es nie zugeben würde.
 

Sein Blick verlor sich an einem besonders hellen Stern. Sanji war der wehmütige Ausdruck in den grünen Iriden nicht entgangen, stumm musterte er seinen Freund aus dem Augenwinkel, wissend, dass er auf eine Erklärung dieses seltsamen Verhaltens unter Umständen ewig warten konnte.

Zoros Griff verfestigte sich und er seufzte leise auf.

Sanji legte seinen Kopf zurück, direkt an Zoros Schulter und schielte zu Zoro hinauf.

Er überlegte, ob er was sagen, ihn fragen sollte, ob alles okay war. Er wusste nur nicht, ob das so gut war. Zoro konnte es nicht leiden, wenn man ihn auf seine Gefühle ansprach und das wusste Sanji auch. „Wunderschön, nicht wahr?“ wisperte er schließlich und schaute dabei zu, wie Zoro Stück für Stück in die Realität zurückkehrte. „Versprichst du mir etwas?“ fragte Zoro leise und zurückhaltend. Erstaunt drehte Sanji seinen Kopf und schaute in die grünen Augen. Einen Schimmer von Trauer fand er darin, ansonsten nur kalte Ernsthaftigkeit. „Was denn?“ „Lass mich niemals allein.“ Sanji schluckte schwer, dachte fieberhaft nach. Zoro erwartete eine Antwort, wenn vielleicht auch nicht sofort. Es war ihm absolut ernst mit diesem Versprechen, da sah man ihm bis in die Haarspitzen an. Doch eigentlich gab es für Sanji nichts darüber nachzudenken. Denn er liebte Zoro und seit ihm das richtig bewusst geworden war, stand er dazu, fühlte sich Zoro noch tiefer verbunden und würde alles für ihn tun. Wirklich ausnahmslos alles. „Ich verspreche es“, antwortete er. Zoros Griff verfestigte sich wieder, während sein Blick noch immer gen Himmel gerichtet war. Sie passt auf dich – auf uns auf. Deutlich hallten Koshiro´s Worte in seinem Gedächtnis wider.
 

„Sanji?“ „Hmm?“ „Glaubst du an ein Leben nach dem Tod? Eine zweite Chance? Dass dort oben jemand auf uns wartet?“ Der Stern funkelte, als wollte er auch eine Antwort geben.

Sanji war sichtlich irritiert über Zoro. Philosophische Fragen stellte der doch sonst nie. Überhaupt setzte er sich mit solchen Themen nicht auseinander.

Seine Fingerspitzen strichen noch immer vorsichtig über Zoros Arm. So recht wusste er nicht, was er seinem Freund antworten sollte. „Ich weiß es nicht“, flüsterte er daher wahrheitsgemäß.

„Schade“, gab Zoro ebenso leise zurück.

Die seltsame Stimmung zwischen ihnen blieb, auch wenn sie nun beide schwiegen.

Wobei es vielleicht nicht wirklich eine seltsame Stimmung war. Vielmehr war es so, dass jeder seinen eigenen Gedanken nachhing, in seiner eigenen kleinen Welt gefangen war. Und doch saßen sie beide zusammen, eng umschlungen, an einem dunklen, einsamen Strand.

Ein leichter Wind strich über sie hinweg, zerzauste die blonden Strähnen Sanjis, welche dann auch über Zoros Gesicht streichelten. Zoro hob seine freie Hand und schob die Haare an die Seite, schmiegte sein Gesicht an Sanjis und lächelte verträumt.
 

Wie lange sie so ruhig beieinander gesessen hatten, wussten sie beide nicht.

Irgendwann seufzte Zoro leise und drückte Sanji nochmals enger an sich.

„Lass uns zurückgehen“, murmelte er und hauchte einen Kuss auf Sanjis Ohr.

Der Koch drehte seinen Kopf und lächelte Zoro liebevoll an, bevor er nickte.

Langsam standen sie auf, ließen ihre Augen andächtig über den Strand und das Wasser gleiten, bevor sie Hand in Hand zurück zu ihrem kleinen Strandhaus gingen.

Auch wenn ihnen der Sand an der Haut klebte und in den Haaren hing, waren sie rundum glücklich und zufrieden. Gemütlich schlenderten sie am Strand entlang, genossen die Ruhe, die sie umgab.

Keiner von beiden sagte ein Wort, sie ließen ihre Berührungen für sich sprechen.

Sanji überließ seinem Freund sogar den kleinen Umweg, den dieser – sicherlich nicht absichtlich – eingeschlagen hatte. So dauerte es ein bisschen länger, bis sie endlich auf der kleinen Terrasse ihrer Behausung standen.
 

Kaum, dass sie die Tür hinter sich geschlossen hatten, verfielen sie in einen hungrigen, fordernden Kuss. Aus diesem einen wurden viele weitere und langsam stolperten sie in Richtung des Badezimmers. Entledigten sich unterwegs ihrer Klamotten und standen recht bald unter einem warmen Wasserstrahl, spülten die Spuren des Tages von sich, sorgten aber gleichzeitig für neue.
 

Sanft und stürmisch zugleich liebten sie sich, zeigten einander, zu wem sie gehörten.
 

Der perfekte Abschluss eines perfekten Tages.
 

Das kleine Lederbüchlein hatte er längst neben sich gelegt.

Seine Sicht verschwamm, heiße Tränen liefen sein Gesicht hinab.

Seine Finger krallten sich um das kleine, silberne Schmuckstück, welches für seinen rechten Ringfinger bestimmt war.

Mechanisch stand er auf, näherte sich der Wand, an der Zoros Auszeichnungen hingen.

Und die drei Schwerter.
 

Sanjis unscharfer Blick fiel auf das weiße Schwert.
 

Jenes, welches Zoro hütete, wie einen Schatz.
 

Vorsichtig nahm er es von der Wand.

Es war überraschend schwer.
 

Er zog es aus der Scheide.
 

Mit seinem Zeigefinger fuhr er über den kalten Stahl der Schneide.
 

Diese glänzte, schimmerte mit dem einfallenden Licht in einem hellen Rot.
 

Die Spitze der Klinge richtete er auf seine Brust.
 

Seine blauen Augen glitten über das Bild, welches auf dem Nachtschrank stand.
 

„Sanji…NEIN!“
 


 


 

...tbc

A very bad day

Vorwort:
 

Liebe Janachen2811: Ich danke Dir für deinen ewigen Ansporn und deine Geduld, das Wochenende bei Dir (im rosa Zimmer) und selbstverständlich auch den Eisbecher. Dafür kriegst du, wie versprochen, endlich neuen Lesestoff. Ich hoffe, du verzeihst mir die lange Wartezeit.
 

Und nun viel Spaß!
 


 

Mit quietschenden Reifen fuhr Trafalgar vom Krankenhausparkplatz.

Er störte sich nicht daran, dass sein großer Geländewagen leicht nach hinten ausbrach.

Zu viele andere Gedanken schwirrten in seinem Hirn umher.

Ihm fiel es schwer, zu glauben, was er soeben erfahren hatte.
 

Zoro tot?

Nein. Niemals.

Das konnte einfach nicht sein.

Er konnte doch nicht einfach so verschwinden.

Abhauen, ohne ein Wort zu sagen.

Aufgeben, ohne zu kämpfen.

Das war nicht Zoro, wie er ihn eigentlich kannte.

Nein.
 

Mit deutlich überhöhter Geschwindigkeit fuhr er durch die Straßen.

Er achtete auch nicht darauf, wohin er fuhr.

Irgendwann trat er einfach nur auf die Bremse.

Ignorierte das wütende Hupen hinter sich.

Die schreienden Autofahrer, die im Vorbeifahren laut und deutlich fluchten.

Er stellte den Motor ab und legte seinen Kopf aufs Lenkrad.

Schloss seine Augen und spürte die heiße Feuchtigkeit auf seinen Wangen, die sich langsam einen Weg nach unten suchte und auf den Autoteppich tropfte.

Einige Minuten später hob er seinen Kopf wieder und fuhr sich mit der Hand über sein tränenverschmiertes Gesicht.

Er blickte sich um und stockte.

Er stand genau vor ihrer Halle.

Ihrem gemeinsamen Projekt.
 

Gott, Zoro, wie kannst du nur!?
 

Er fasste in seine Hosentasche und zog den kleinen, silbernen Schlüssel für die Halle hervor.

In diesen waren drei Schwerter eingraviert.

Das sollte auch als Logo für die Sporthalle dienen.
 

Und an dem Schlüssel hing ein Miniaturschwert mit schwarzem Griff.

Zoros Idee.

Eine Spezialanfertigung.

Sein ängstlicher Freund Usopp hatte diese angefertigt.

An Zoros Schlüssel baumelte ein ebensolches Schwert – nur mit einem weißen Griff.
 

Trafalgar zog den Autoschlüssel ab, stieg aus und verschloss das Auto.

Langsam setzte er sich in Richtung der Halle in Bewegung.

Bilder blitzten vor seinem inneren Auge auf.
 

Zoro – vom Training verschwitzt, erschöpft, aber glücklich lächelnd, das weiße Schwert dabei wie eine Trophäe haltend.
 

Sanji – wie er Zoro als Kindskopf betitelte.

Zoro – der ihn nur frech angrinste und die Schultern zuckte.
 

Sich selbst und Zoro – wie sie sich über die Baupläne beugten und diskutierten. Entschlüsse fassten und ihr Projekt voran trieben.
 

Wie sollte es nun weitergehen?
 

Das verzeih ich dir niemals, Alter.

Wie konntest du nur!?
 

Mechanisch hatte er die Tür aufgeschlossen und hinter sich wieder verriegelt.

Nun stand er in der großen, leeren Halle und fühlte sich mehr als nur einsam.

Kurz flackerte das Bild des blonden Kochs vor ihm auf.

Ob er ähnlich empfand?

Die Leere in ihm sogar noch tiefer war?

Er hatte nur einen Freund verloren – Sanji hingegen seinen Lebensinhalt.
 

Doch auch für Trafalgar war Zoro etwas ähnliches.

Der Mann hatte ihn angetrieben.

Zu Höchstleistungen angespornt.

Und jetzt sollte das alles auf einen Schlag nicht mehr sein?

Trauer mischte sich mit Unglaube und Wut.

Dieser miese Kerl, der sich zwischen Zoro und Sanji gedrängt hatte, war doch an allem Schuld.

Vielleicht sollte man dem mal einen Besuch abstatten.
 

Schalt mal einen Gang zurück.

„Was soll ich denn tun, Zoro?“

Verzweiflung fand sich in seiner Stimme.

Geh rational an das Problem.

„Rational?“

Schwertkämpfer leben nach bestimmten Grundsätzen. Emotionen sind im Kampf hinderlich.

„Du kämpfst doch auch nicht mehr. Wie kannst du so was sagen?“

Trafalgar sah das schiefe Lächeln vor seinem inneren Auge.

Irgendwie war es absurd, dass er mit seinen eigenen Gedanken diskutierte.

Fahr zu meinem Kleinen, Trafalgar. Hindere ihn an dem Blödsinn, den er vorhat.

„Blödsinn?“

Fahr zu ihm. Bitte!
 

Trafalgar schluckte, stand noch einen Augenblick in der Halle, die grauen Augen an die Decke gerichtet.
 

Bitte!
 

Dann wirbelte er herum, schloss in aller Eile auf und wieder zu und stürmte zu seinem Auto.

Und wieder einmal bretterte er durch die Straßen, ohne Rücksicht auf alle anderen Verkehrsteilnehmer.
 

Ein schwarzer Haarschopf kreuzte unterwegs seinen Weg.

In diesem Moment setzte Trafalgars Denken aus.

Vergessen war die eindringliche Bitte, nach Sanji zu schauen.

Er riss das Lenkrad herum und hielt auf den jungen Mann zu, der gerade die Straße überquerte.

Das Aufschreien der Umherstehenden schien aber wie ein Warnsignal zu funktionieren.

Ebenso, wie die quietschenden Reifen, als Trafalgar das Gaspedal durchtrat.

Es führte jedenfalls dazu, dass der Fußgänger sich mit einem Hechtsprung auf die andere Straßenseite rettete.
 

„Bleib stehen, du elender Verbrecher!“ schrie Trafalgar.

Er war blind vor Wut, sah nur noch diesen schwarzhaarigen Kerl davon laufen.

Durch eine enge Gasse rannte dieser.

Eine schmale Straße, die Trafalgar mit seinem Auto nicht befahren würde, es sei denn, er wollte den Wagen gleich verschrotten.
 

Bitte!
 

„Zoro.“ Trafalgar biss sich auf die Unterlippe, riss das Lenkrad herum und wollte den Weg zu Zoros und Sanjis Wohnung einschlagen.

Allerdings hinderten ihn drei Polizeifahrzeuge daran.

Denn die blockierten seinen Weg. Mehrere Waffen waren auf ihn gerichtet, machten ihm deutlich, was er eben getan hatte.

Und was er zu tun bereit gewesen wäre.

Wenn er ehrlich war, war er noch immer dazu bereit, den Typen umzubringen.
 

Das macht mich nicht wieder lebendig.
 

„Ich weiß“, schluchzte der junge Mann, verlor nun den letzten Rest seiner Selbstbeherrschung und ließ seiner Trauer freien Lauf.

Die Polizisten schauten recht ratlos, wussten nicht, was sie davon halten sollten.

Doch sie hielten die Waffen auch weiter im Anschlag.

Einer traute sich weiter vor, öffnete vorsichtig die Autotür.

Packte ihn am Arm und zerrte ihn unsanft aus dem Auto.

„Du kommst jetzt mit uns, Meister“, brummte er und hatte Trafalgar mit einer schnellen Bewegung Handschellen angelegt.

Trafalgar folgte den Befehlen des bulligen Polizisten, ließ sich in dessen Auto verfrachten und aufs Revier bringen.

Dort sperrten sie ihn in einen trostlosen, quadratischen Raum ohne Fenster.

Lediglich ein Tisch und ein Stuhl befanden sich darin.

Wenigstens seine Handschellen war er wieder losgeworden.

Nachdem er ungefähr eine halbe Stunde auf und ab getigert war, blieb er stehen und lehnte sich an die Wand.

Langsam rutschte er an ihr herunter, zog die Knie an seinen Körper und legte seine Arme darauf ab.

Den Kopf vergrub er in seinen Armen.

Immer wieder zog das Bild seines lächelnden Freundes durch seine Gedanken, doch es munterte ihn nicht auf.

Eher das Gegenteil war der Fall. Es deprimierte ihn.

Erinnerte ihn daran, wie vergänglich das Leben war.

Wie schnell ein Leben erlosch.

Nach und nach sickerte die Erkenntnis bei ihm durch.

Sein bester Freund war tot.

Hatte ihn allein zurückgelassen.
 

Nur Erinnerungen waren ihm geblieben.

Ein paar Bilder – Videos mit ihren Trainingskämpfen.

Die Aufnahmen der Turniere, an denen Zoro teilgenommen hatte.
 

Wie konnte er – als Schwertkämpfer – überhaupt ein solches Bild abgeben?

Jämmerlich.

Am Boden.

Am Ende.

Keinen Funken Stolz mehr.

Zoro wäre nicht davon angetan, würde er ihn so sehen.

Es wurde Zeit, dass er sich aufraffte.
 

In der Zwischenzeit hatte sich die Tür geöffnet und eine junge, dunkelhaarige Frau betrat den Raum.

Ihre schwarzen Haare reichten ihr bis knapp über die Schultern und wurden von einem Band zusammengehalten.

Die schwarzen Augen musterten den Mann am Boden und doch schwieg sie.

Sie hatte sich auf den Stuhl gesetzt und die Beine übereinander geschlagen.
 

„Wer sind Sie?“ knurrte Trafalgar. Er hasste es, beobachtet zu werden.

Er hasste sich sowieso schon dafür, dass er ein jämmerliches Bild bot.

Aber musste es jeder wissen?

„Mein Name ist Marie“, antwortete sie und lächelte freundlich.

„Ich bin Polizeipsychologin.“

Trafalgar schnaubte verächtlich.

Er brauchte doch keinen Psychologen.

„Was wollen Sie?“ Sein Ton war nicht wirklich sehr freundlich, das kümmerte ihn aber nicht.

„Mit Ihnen sprechen“, erwiderte sie.

„Die Luft können Sie sich sparen, ich habe nichts zu sagen.“

„Sie verraten mir dann wohl auch nicht, wie Sie heißen? Oder warum Sie da unten sitzen?“

Trafalgar schnaubte abermals, schwieg beharrlich.

Er wusste, dass diese Marie ihn beobachtete, ziemlich genau sogar.

Er hasste sich für jede einzelne Zuckung und Bewegung.

Hatte das Gefühl, dass ihre Augen bis auf den Grund seiner Seele schauen konnten. Er bildete sich ein, dass sie wusste, was in ihm vorging. Dass sie von der Trauer wusste, die er mit sich herumtrug.

Aber woher hätte sie das wissen sollen?

Warum saß hier überhaupt eine Psychologin und wollte ihn ausquetschen?

Das, was er getan hatte, fiel doch eher in die Sparte Verkehrsverstoß.

„Warum sitz ich überhaupt hier?“ fragte er dreist. „Bin doch bloß ein wenig zu schnell gefahren.“

Marie musterte den jungen Mann vor sich noch genauer, machte sich einige Notizen. „Sie haben versucht, einen Passanten zu überfahren“, erklärte sie geduldig. „Das wird als Mordversuch gewertet, wenn Sie Pech haben.“ „Na und?“ fuhr Trafalgar die Frau an. „Er hat meinen Freund umgebracht.“
 

Nach dieser nur geflüsterten Aussage biss er sich gewaltsam auf die Unterlippe und versteckte seinen Kopf wieder in seinen Armen. „Wenn das so wäre, dann würde er jetzt im Gefängnis sitzen.“

Als wüsste er das nicht selbst. „Er hat ihn umgebracht“, wisperte er erneut.

„Wollen Sie mir nicht erzählen, was passiert ist?“ Marie hatte nur sehr leise gesprochen, lächelte ihn leicht an. Doch stur, wie er war, schüttelte er nur seinen Kopf.

Wobei er auch nicht unbedingt im Knast versauern wollte.

Erst jetzt wurde ihm bewusst, was er getan hatte. Wozu er imstande war.

Abgründe taten sich in ihm auf. Abgründe, von denen er nicht wusste, dass sie da waren.

Er war bereit gewesen, Zoros Tod zu rächen.

Auf seine eigene Weise.

Aber das war doch nicht der Weg eines Schwertkämpfers.

Überhaupt hatte sein Verhalten nichts mehr mit dem Kodex zu tun, nach dem er eigentlich lebte.

Nach dem auch Zoro gelebt hatte.
 

„Zoro.“

Er hatte den Namen seines Freundes nur geflüstert.

Und doch hatte sich die Psychologin den Namen sofort notiert und schaute den Mann in der Ecke an.

„Sie reden von dem Unfall mit Fahrerflucht“, stellte sie fest.

Stumm nickte Trafalgar, unfähig, etwas zu sagen.

Er wollte auch nichts sagen.

Dieses eine Wort – Zoros Name – war schon zuviel gewesen.

Da konnte sie bestimmt Rückschlüsse ziehen.

Sie musste sich dazu ja nur in Zoros Freundeskreis umhören. Da gab es durchaus Leute, die kooperativ waren. Kooperativer als er.

Blicklos starrte er vor sich hin, zog sich in sich selbst zurück.

„Sie scheinen mir ein vernünftiger Mensch zu sein.“

Trafalgar brummte, ob dieser Aussage nur leise.

Wozu war Vernunft noch gut, wenn einem der beste Freund genommen worden war?

Der Lebensinhalt? Ohne Zoro an seiner Seite ging doch ihr größtes Projekt auch nicht weiter.

Zoro war schließlich der treibende Keil gewesen, er hatte die Pläne. Nur das wenigste schriftlich, das meiste in seinem Kopf. Und das bisschen Schriftkram auf den Papieren konnte kein Mensch entziffern.

Das meiste war dahingeschmiert und nicht lesbar. Für niemanden. Außer für Zoro.
 

Er hörte ein ersticktes Keuchen und blickte auf.

Die Psychologin saß noch immer auf ihrem Platz, einen Block vor sich, einen Stift in der Hand und ihn musternd. Woher kam dieses Geräusch?
 

Sanji.

Sanji!?

Der war doch gar nicht hier.

Mittlerweile müsste der doch zuhause sein.

Trafalgar hielt den Atem an.

Du wolltest ihn aufhalten.

Die Stimme hörte sich ziemlich verzweifelt an.

Sanji.

Ich hab dir den Kleinen anvertraut.
 

„Zoro“, wisperte Trafalgar und schlug sich die Hand vor den Mund.

Vor langer Zeit hatte er ihm versprochen, auf Sanji aufzupassen, falls ihm jemals etwas zustoßen sollte.

Und das hatte er jetzt gebrochen.

Er saß in dieser…Kammer, bewacht von einer Frau, die er nicht kannte.

Was mit Sanji war, wusste er gleich gar nicht.

Das Geschluchze seines besten Freundes in seinen Gedanken verursachte Übelkeit in ihm. Er hatte versagt – auf ganzer Linie.

Was war sein Leben überhaupt noch wert?
 

Ihm wurde eine Decke um die Schultern gelegt.

Erst jetzt registrierte er, dass er zitterte. Er hob seinen Kopf und blickte in zwei dunkelbraune Augen. In diesen spiegelte sich Sorge wider. Sorge um ihn. Aber warum? Das verstand er nicht.

Marie saß vor ihm und zog die Decke zurecht. Dann streckte sie ihm die Hand hin.

„Kommen Sie, Sie gehören hier nicht hin. Hier ist es viel zu kalt. Lassen Sie uns gehen.“

Verständnislos starrte er die junge Frau vor sich an. Nur langsam kam Bewegung in ihn. Mit der linken Hand hielt er die Decke fest und mit der rechten griff er zögerlich nach der zarten Hand, die noch immer vor ihm schwebte.

Was hier gerade ablief, entzog sich ihm komplett.

Doch er war nicht in der Lage, zu widersprechen.

Folgsam trottete er der Psychologin hinterher, kümmerte sich nicht um die Blicke, die auf ihm lagen.

Immerhin gingen sie hier geradewegs quer durch das Polizeipräsidium.

Dem folgte ein kaltes, steiniges Treppenhaus. Sie gingen hinauf und blieben vor einer dunkelrot gepolsterten Tür stehen.

Marie steckte einen Schlüssel ins Schloss, drehte ihn herum und schob Trafalgar vor sich her, direkt hinein.
 

Aufmerksam schaute er sich um, ließ dabei die Decke von seinen Schultern gleiten.

Er stand in einem hellen, freundlichen Raum. An einer Wand stand ein riesiges Bücherregal, direkt davor eine große Ledercouch. Neben dem Regal, gesäumt von orangefarbenen, aber dennoch durchsichtigen Vorhängen, war eine Fensterfront, die einen grandiosen Ausblick auf die Stadt bot. Aus dieser Perspektive hatte er seine Heimatstadt noch nie gesehen.

Vor den Fenstern stand ein Schreibtisch, aufgeräumt. Lediglich ein Telefon und eine Lampe waren darauf zu finden. Der Raum war ausgelegt mit Holzfußboden, wobei in der Mitte ein heller, weicher Teppich lag. Trafalgars Blick wanderte wieder zurück zu der Couch. Sie war verlockend, rief förmlich nach ihm.
 

Marie bemerkte das auch und schob ihn sanft in die Richtung. „Schauen Sie sich ruhig um“, forderte sie ihn auf. Langsam tapste er durch das Zimmer, ging am Schreibtisch entlang. Mit einem Finger fuhr er über das glatte Holz, wanderte dann weiter zum Fenster. Er riskierte einen Blick nach draußen, sah die vielen Hochhäuser, die sich in der ganzen Stadt erhoben. Man konnte ziemlich weit schauen, was ihn vermuten ließ, dass dieses Zimmer im obersten Stockwerk dieses Gebäudekomplexes liegen musste.

Warum, zum Teufel, stand er eigentlich in diesem Raum dumm herum und bewunderte die Aussicht!?

Er drehte sich zu Marie um. Die saß inzwischen in einem großen Ledersessel, die langen Beine übereinander geschlagen. „Was soll ich hier?“ fragte er. „Es steht Ihnen frei, zu gehen“, antwortete sie und deutete auf die Tür.
 

Kurz dachte er tatsächlich darüber nach, hielt aber doch inne. Er drehte sich zum Fenster zurück, starrte nach draußen.

Was dort vor sich ging, sah er nicht.

Sein Blick hing an seinem Spiegelbild im Fenster.

Graue, traurige Augen sahen ihn an, seine Haare standen chaotisch zu allen Seiten ab.

Unwillkürlich fuhr er mit der Hand durch die schwarzen Strähnen, versuchte, sie zu bändigen - vergebens.

Ihm war durchaus bewusst, dass diese Marie ihn beobachtete und sich Notizen und vor allem ihre eigenen Gedanken machte.

Doch er war nicht gewillt, etwas zu erzählen.

Etwas von sich oder seiner Beziehung zu Zoro preiszugeben, grenzte für ihn an Verrat.

Verrat an Zoro und ihrer Freundschaft.

Schlagartig wurde ihm bewusst, dass er ihn mehr als nur verraten hatte.

Er hatte ihn im Stich gelassen, hatte seinen Wunsch, auf Sanji zu achten, nicht respektiert.
 

Sanji.
 

War ihm wirklich etwas passiert?

Oder war es nur Einbildung und dem Blondschopf ging es bestens?

Wobei bestens nicht die richtige Bezeichnung war.

Wer kümmerte sich jetzt um den Koch, der seinen Partner verloren hatte?

Andererseits hatte auch niemand Trafalgar gefragt, wie er damit zurecht kam.

Momentan hatte er das Gefühl, innerlich zu zerbrechen.

Er war ratlos, wusste nicht, was er tun sollte.
 

„Mögen Sie einen Kaffee?“ erklang die sanfte und ruhige Stimme von Marie. „Oder etwas anderes zu trinken?“

„Was hochprozentiges wäre nicht schlecht.“ Die Worte waren draußen, schneller als Trafalgar wirklich darüber nachgedacht hatte.

„Ich hör mich schon an, wie Zoro“, brummte er.

„Ich vernehme da einen gewissen Sarkasmus“, schmunzelte die junge Frau und erhob sich aus ihrem Sessel. Sie trat an einen Schrank heran, öffnete eine Tür und beförderte zwei Gläser ans Tageslicht. „Irgend einen speziellen Wunsch?“

Trafalgar hob kurz die Schultern. „Haben Sie Sake da?“

„Sake?“ Marie drehte sich um und musterte den jungen Mann am Fenster. „Es gibt nicht viele, die Sake trinken. Nein, damit kann ich Ihnen nicht dienen. Aber ich habe einen sehr guten Wodka.“ Stumm nickte Trafalgar und Marie goss zwei Fingerbreit der klaren Flüssigkeit in beide Gläser.

Die Flasche verschwand wieder im Schrank und Marie ging mit ihrem Glas in der Hand wieder zurück zu ihrem Sessel.

Das zweite Glas hatte sie stehen gelassen, sie überließ Trafalgar, es selbst zu holen.

Dieser durchquerte tatsächlich den Raum, griff sich das Glas und wanderte dann weiter - direkt zur Couch.

Dort ließ er sich nieder, drehte das kühle Glas zwischen seinen Händen und betrachtete den Wodka. Der schwappte mit jeder Bewegung ein wenig mit.

Immer wieder hob er das Glas an seine Lippen, stoppte, als ihm der Geruch in die Nase stieg, allerdings.

„Stimmt etwas nicht mit dem Wodka?“

Andächtig hob Trafalgar seinen Kopf, schaute Marie das erste Mal bewusst an.

Ihr Gesicht war ausdruckslos, nicht einmal ihre Augen verrieten, was oder dass etwas in ihr vorging.

„Sollten Sie nicht eher fragen, was mit mir nicht stimmt?“ konterte er.

„Vielleicht“, lächelte Marie und zuckte unschuldig mit ihren Schultern.

Trafalgar seufzte leise auf und schaute erneut in sein Glas.

Er konnte sich nicht dazu überwinden, zu trinken.

Er hatte immer nur zusammen mit Zoro einen – oder auch mehrere – gehoben.

Fast alles hatte er mit seinem besten Freund zusammen getan.

Und das sollte jetzt alles der Vergangenheit angehören? Das wollte und konnte er noch immer nicht glauben.
 

„Zoro ist mein bester Freund“, flüsterte er schließlich. „Er hat nie aufgegeben, egal, welche Hürde vor ihm lag. Dann kam dieser Typ und seitdem ging nichts mehr, wie es sollte. Er hat seine Beziehung kaputt gemacht. Tat danach, als wäre nie etwas gewesen. Und neulich Abend hat er ihn einfach überfahren und ist danach abgehauen. Wie soll man denn da noch ruhig bleiben? Irgend jemand muss dem doch das Handwerk legen, damit er nicht noch mehr Menschen zerstört.“
 

Entschlossen kippte Trafalgar sich den Wodka nun doch in einem Zug in den Rachen, verzog leicht das Gesicht. Eine angenehme Wärme kroch seine Kehle hinab und breitete sich in seinem Magen aus.

„Das Zeug würde ihm gefallen“, grinste er schief.

„Exportiert. Sehr selten und verdammt teuer. Möchten Sie noch einen Schluck?“

„Wenn Sie schon fragen.“

Marie machte eine einladende Bewegung in Richtung Schrank, in dem der Wodka stand. „Bedienen Sie sich.“ Trafalgar zog eine Augenbraue nach oben, erhob sich aber und zog die Flasche aus dem Fach, schraubte sie auf und füllte sein Glas bis zum Rand auf. Wenn sie es ihm schon anbot, konnte er das auch nutzen. Außerdem musste er jetzt für zwei trinken.

„Auf dich, mein Alter“, murmelte er leise und hob seinen Kopf gen Himmel, prostete der Zimmerdecke zu.
 

Zoro lächelte ihn schief an, die Haare wie üblich zerzaust, ein Strahlen in den grünen Augen, wie es nur wenige zu sehen bekamen.

Er wirkte glücklich – ob er es jetzt auch war?

Frei von Schmerzen und den Plagegeistern des Alltags.

Aber leider auch fernab von seinen Freunden und denen, die er als Familie bezeichnete.
 

„Ich hoffe, dir geht es besser, wo du jetzt bist.“

Trafalgar biss sich auf die Lippen und umklammerte sein Glas, nahm einen weiteren Schluck.
 

„Wenn Ihr Freund nie aufgegeben hat und mit gutem Beispiel voran ging, warum tun Sie es jetzt?“

„Was meinen Sie?“

„Sie haben aufgegeben. Warum?“

„Wir haben ein gemeinsames Projekt gestartet und das wird nun brach liegen. Zoro kannte als einziger die vollständigen Pläne, er wollte mich nach und nach einweihen.“

„Ein Projekt? Worum geht es denn da?“

„Wir wollten eine Kendoschule errichten. Mihawk braucht schließlich ein wenig Konkurrenz.“

„Sie reden von Mihawk Dulacre, oder?“ Stumm nickte Trafalgar.

„Es gab da vor einigen Jahren einen Unfall beim Schwertkampf, an dem dieser Mann beteiligt war.“

„Ja. Zoro war sein Opfer. Er hat das nur ganz knapp überlebt. Aber Zoro hat aus diesem Unfall neue Kraft geschöpft, war wild entschlossen, Mihawk erneut die Stirn zu bieten, besser zu werden. Viel besser. Und er hatte ja Erfolg. Danach haben wir beschlossen, unsere eigene Schule zu eröffnen, kleinen Knirpsen, die es wollen, den Schwertkampf näher zu bringen. Wir haben ein Haus gefunden und in den letzten Tagen nur noch Baupläne studiert. Wir wollten eigentlich los und uns jemanden suchen, der uns die Halle nach unseren Wünschen umbaut.“
 

„Das hört sich so an, als würden Sie das nicht mehr wollen.“

Trafalgar seufzte leise und starrte in sein Glas. „Es ist Zoros Projekt. Ich weiß doch nicht, wie das am Ende aussehen sollte.“

„Ich denke, Sie sollten das trotzdem weitermachen. Es ist doch auch genauso Ihr Projekt. Was spricht denn dagegen, wenn Sie es fortführen? Als Andenken an Ihren Freund.“
 

„Eigentlich nichts.“

„Eigentlich?“

„Ach, ich weiß auch nicht.“ Er senkte seinen Kopf. „Komm ich nach der Aktion von vorhin überhaupt noch auf freien Fuß?“

Marie schmunzelte leicht. „Ich hab Sie doch aus der Zelle befreit, oder?“ „Ja, schon, aber…“

„Kein aber. Entspannen Sie sich und vergessen Sie die Polizei.“ „Sprach die Polizeipsychologin.“

Der Sarkasmus triefte nur so aus diesen drei Worten, doch Marie schien es ihm nicht übel zu nehmen. Sie lächelte lediglich und schüttelte leicht ihren Kopf.
 

„Hören Sie. Ihr Verhalten ist gar nicht so unüblich. So etwas erlebe ich öfter. Zwar nicht in dieser ausgeprägten Form, aber Gedanken machen sollten Sie sich erst dann, wenn der andere junge Mann Anzeige erstattet. Und bisher ist eine solche nicht eingegangen.“

„Er wird auch keine erstatten, schätze ich. Denn ihm hängt noch immer die Unfallflucht im Genick.“ „Dazu müssten aber erst einmal die Ermittlungen soweit sein. Das wird aber noch dauern.“ „Und solange kann der Kerl weitermachen, wie bisher?“
 

„Es tut mir leid, aber ja.“

„Gibt es denn gar nichts, was man gegen den unternehmen kann?“

„Gehen Sie ihm aus dem Weg. Lassen Sie ihn in Ruhe. Und das kann ich auch nur Ihren Freunden raten, falls die auch unter Rachegefühlen leiden sollten.“

Trafalgar schnaubte verächtlich.

„Wie stellen Sie sich das vor?“

„Ganz einfach, Sie gehen Ihren Weg, jeder Ihrer Freunde auch und er geht seinen Weg. Völlig simpel.“

„Als ob es so einfach wäre.“

„Warum ist es das nicht?“

„Es ist einfach so.“
 

Wieder nahm Trafalgar einen Schluck aus seinem Glas, genoss für den Moment die Wärme, die seine Kehle hinab rann. Er lehnte sich bequem in die Couch, legte seinen Kopf zurück und schloss seine Augen. Es irritierte ihn, dass Marie nicht weiter nachbohrte, sondern seine Worte einfach so hinnahm und im Raum stehen ließ. Waren Psychologen immer so? Er war noch bei keinem gewesen, hatte nie einen gebraucht.

Als er seine Augen wieder öffnete, hatte sich an der Situation nichts verändert. Marie saß noch immer lächelnd auf ihrem Sessel, hatte ihr Glas – das war noch immer so gefüllt, wie am Anfang – in der Hand und ihren Block auf den Knien.

Geduldig schaute sie ihn an, wartete darauf, dass er irgend etwas sagte.

Er rang mit sich, einerseits wollte er nicht sprechen – nicht über sich, nicht über Zoro, über niemanden.

Andererseits fühlte er aber auch, wie eine kleine Last von seinen Schultern fiel. Außerdem hatte Marie ihn vor dem Knast bewahrt. Da war er es ihr auch irgendwie schuldig, dass er sich und sein Verhalten erklärte. Irgendwie jedenfalls. Doch Worte zu finden – die richtigen Worte, vor allem – fiel ihm gerade extrem schwer. Ein Charakterzug, den auch Zoro in sich trug. Nur, dass es bei dem ja permanent so war.
 

Schon wieder Zoro. Immer wieder drifteten seine Gedanken zurück zu seinem besten Freund. Er wollte das noch immer nicht glauben, dass ihm einer der wichtigsten Menschen genommen worden war.

Er konnte es nicht glauben. Das war einfach surreal. Nachdenklich drehte er sein Glas zwischen den Händen und seufzte leise.
 

Urplötzlich schoss ihm wieder der Gedanke an Sanji durch den Kopf.

Er schluckte schwer.

Ob der wirklich okay war? Oder in der Lage, sich etwas anzutun?

Aber auf Zoros Instinkt war schon immer Verlass gewesen.

Wenn der sich so alarmiert anhörte, war auch meistens etwas.

Doch durfte er jetzt einfach so gehen?
 

Marie betrachtete ihn, schien die Veränderung zu spüren.

„Es steht Ihnen frei, zu gehen, wenn Sie das wollen“, bot sie ihm an.

„Allerdings nur unter der Vorraussetzung, dass Sie in drei Tagen wieder hier erscheinen.“

Trafalgar nickte erleichtert, leerte sein Glas und stellte es auf dem Schreibtisch ab.

„Danke“, murmelte er, bevor er eiligen Schrittes das Zimmer verließ.
 


 

...tbc



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Kommentare zu dieser Fanfic (44)
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Von: abgemeldet
2011-09-01T16:15:22+00:00 01.09.2011 18:15
Oke…
Das muss jetzt erst einmal…sacken.

Am besten fange ich jetzt erstmal mit etwas anderem an:

Ich bin so, wie sagt man, ergriffen von dieser Story, dass mir wirklich die Worte fehlen!
Dein Schreibstil und all das, was diese Fanfiction ausmacht, passen perfekt zusammen!
Auch wenn du schon mal ein paar Monate brauchst, um ein Kapitel zu schreiben und zu veröffentlichen, das Warten lohnt sich jedes Mal aufs Neue!!!
Die Art, wie du schreibst hat sowas…verdammt tiefgründiges!
Die Geschichte geht einem unter die Haut.
Ich kriege beim lesen von ‚Hard to Say’ immer wieder Gänsehaut, zudem hat sich mein Taschentuchverbrauch enorm erhöht!
Wenn es nen Orden hierfür geben würde, würde ich ihn dir überreichen!
Ich finde diese Story einfach nur: HAMMER!!

*Imaginären Orden überreich*

Egal wie viele Tage, Wochen oder Monate es bis zum neuen Kapitel dauern wird.
Ich werde warten!! :D

Glg BubbleBee

Von:  Kalahari
2011-08-28T00:43:44+00:00 28.08.2011 02:43
hm, du machst es spannend.... da kribbelt es ja einen in den fingern weiter zu lesen
ich mag das kappi
trafalgars gedanken sind äußerst interesant und du hast sie gut dargestellt
aber jetzt will ich natürlich wissen, was mit sanji ist^^
Von:  Janachen2811
2011-08-27T22:12:34+00:00 28.08.2011 00:12
Armer Law *vorsichtig-pat* Ja, seine Gedanken kann ich gut verstehen. Kommen meinen ziemlich nahe. Vor allem erinnern mich seine Gefühle an meine eigen im Juni *schnief* Nur gut, dass ich noch genügend Taschentücher hab.
So, jetzt aber richtig zum Kapitel. Sehr gut geschrieben. Wirklich. Absolut flüssig zu lesen und verständlich. Die Wartezeit hat sich wirklich gelohnt.
Oh man ... hoffentlich hat sich Sanji noch nichts angetan. Das erstickte Keuchen, was Law da hört, klingt ja nicht so gut *murmel* Aber Bonney ist ja eigentlich bei Sanji. Die müsste ihn ja aufhalten können ... oder wird dabei selbst verletzt, wenn der grad mit großen Messern spielt *nuschel* Jetzt komm ich auch schon mit solchen negativen Ideen *brubbel* Scheint ansteckend zu sein.
Ich bin jetzt verdammt neugierig und gespannt auf das nächste Kapitel. Und darauf, wer zum Teufel denn nun die schwarzhaarige Wurzel allen Übels ist! Haste ja bisher immer noch nicht aufgelöst *grummel*
Also, fleißig weiterschreiben, regelmäßige Tritte verteil ich auch weiterhin ^^ Wenn auch nur virtuelle xD
LG
p.s.: Danke für das Vorwort ^^ Und gern geschehen. Machst du ja bei meinen Storys auch. Und so rosa ist das Zimmer doch gar nicht *nuschel*braune-tapete-mit-rosa-blumen-anschiel* ^^
Von:  Clint-the-Archer
2011-08-27T21:11:25+00:00 27.08.2011 23:11
Juhuuuu!^^
Endlich!
Das Kapitel ist spitzenmäßig, das gleicht die lange Wartezeit vollkommen aus!^^
Ich hab da nur eine Frage:
Hab ich irgendwas überlesen(was um 22:07 ja durchaus vorkommen kann)?
Weil ich das nicht kapiert habe mit Zorros Bitten an Law.
Wie hat der das gemacht?
Ansonsten war's einfach cool, als Trafalgar versucht hat den Typen platt zu fahren! *O*
Ich hab gebetet, dass er's schafft!
Tja, schade, schade!
Aber jetzt muss er sich erst mal beeilen, um zu Sanji zu kommen.

Bis zum nächsten Kapitel,
the_witcher
Von:  Janachen2811
2010-12-06T20:31:26+00:00 06.12.2010 21:31
*murmel*brubbel*nochmehrmurmel*
Du bist fies *weitermurmel* Fies, gemein, unfair und hast definitiv eine sadistische Ader.
Erst so ein zuckersüßer, einfach zum dahinschmelzender Teil mit dieser wehmütigen Erinnerung, wenn man den Hintergrund kennt, und dann so ein Ende *schnief*
Hab zwar so was schon vermutet, nach den ganzen Andeutungen, die du immer wieder gemacht hast, aber meine Hoffnung stirbt zuletzt.
Das kannst du jetzt aber nicht wirklich durchziehen. Zoro wäre doch verdammt enttäuscht von Sanji. Das würde der doch nie wollen. Bin mir aber sicher, dass Bonney es schafft, ihn davon abzuhalten *nick*nick*
Oh man ... ich bin echt gespannt, wie es weitergeht. Aber dennoch ist da immer noch ein Fünkchen Hoffnung. Such schon mal irgendwas (kannst auch meinen Erinnerungszaunpfahl nehmen - brauch den ja vorerst nicht mehr), mit dem du die totschlagen kannst *murmel*
Dennoch hab ich da auch ne ungute, dunkle Vorahnung, die mich an den Fingernägel kauen lässt.
Also, setzt dich gefälligst hin und schreib weiter ... aber an einem Happy End, wenn ich bitten dürfte.
LG Jana
P.S.: Müsste ich jetzt eigentlich auch Kay eine Drohung schicken? Weil sie ja zum Teil Schuld an dem Verlauf ist, oder?
P.S. zum Zweiten: Das mit dem One-Shot, gern geschehen ^^
Von:  Kalahari
2010-12-05T01:38:56+00:00 05.12.2010 02:38
WAAAAH!
ich fasse es nicht.. oder eher doch.. sanji will zorro folgen, kann ich irgendwie verstehen, auf der anderen seite ist der tod auch keine lösung. ich weiß nicht, ob ich das gut oder schlecht werden woll
die vorstellen vom leben nach dem tod (mit den liebsten zusammen) ist schon romantisch... aber ob es das wirklich gibt?
der rückblick war auf jeden fall gelungen, man konnte die schöne, ruhige stimmung richtig spüren
schon wieder ein kapitel was so spannend endet. wer ist es der da ruft? und wird es dieser person belingen sanji zu retten? oder wird sanji sterben? und vllt sogar zorro wieder sehen?
also in meinem kopf bilden sich immer mehr fragen
ich freue mich schon aufs nächste kappi, auf das es schnell weiter geht^^
LG
Von:  Clint-the-Archer
2010-12-02T19:33:02+00:00 02.12.2010 20:33
OMG, OMG, OMG!!!!!!
Sanji, tu's nicht!!!!
*heul*
Das ist ja so furchtbar traurig!!!
Schreib ganz schnell weiter, ich sterb sonst!!!!
Q___Q

Gaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaanz liebe Grüße,
ein verschnupftes Super-P-chan

PS: Ich wünsch dir 'ne schöne Weihnachtszeit^^
Von: abgemeldet
2010-12-02T17:46:44+00:00 02.12.2010 18:46
Geniales Kapitel. Es ist so traurig das es einem das Herz zerreißen könnte. *schnief*
Schreib weiter!
lg Lazy_Usagi
Von:  _-Kay-_
2010-12-02T15:40:14+00:00 02.12.2010 16:40
Es ist so unglaublich... TOLL! TT^TT So rührend herzig und wunderschön geschrieben... ich liebe solche 'Erinnerungs' Kapitel T^T
ABER.... DIESER SCHLUSS! Verdammt, mach weiter! Sofort! Jetzt gleich! Sonst geh ich hops!!!!!! X____x
Aber die Art, wie du Wunderschönes mit unglaublich Traurigem vermischst bzw ineinander übergehen lässt, dann auch noch irre Spannung aufbaust und DANN einfach abbrichst... WAH! Folter! Weiter!!! >/////<
Ich LIEBE diese FF ♥.♥v
Von: abgemeldet
2010-12-02T15:36:19+00:00 02.12.2010 16:36

Was?
WAS?
Neiin du kannst doch jetzt nich einfach an so einer Stelle abbrechen ;(
*heul*
Oh nein wie schön , wie ...
Das kann man einfach nicht beschreiben soo unbeschreiblich schön und traurig und
...
Ich liebe diese FF.

Ich hoffe du schreibst schnell weiter an dem nächsten Kapitel.
Ich kann kaum erwarten wie es weiter geht.
Hoffentlich tut Sanji nicht das was ich denke und hoffentlich hoffentlich hoffentlich weilt Zorro irgendwie,irgendwann (wie auch immer) wieder unter den Lebenden.

Uh du bist ja soo gemein ,immer dann aufzuhören wenns gerade so schön ist
>.<
*schnüüff*

Bitte schnell weiterschreiben ;)
*Schokokeks geb* <-- Motivation :D

ggglg
V
Ps:
Oh, ich bin ja die Erste ?


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