Zum Inhalt der Seite

The Legend Of Zelda - Wenn ein Stern verglüht

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

TEIL 2 - Kapitel 3

3
 

Am Mittag des folgenden Tages saß Katana an ihrem Tisch, als plötzlich zwei Gardisten in die Hütte stürmten.

„Was habt ihr es denn so eilig?“, fragte das Mädchen halb verwundert und halb empört.

Ohne ein Wort der Erwiderung eilten die Männer zu Katanas Schmuckkasten und öffneten ihn. Das ging ihr dann doch ein wenig zu weit.

„He, was soll denn das?“

In dem Moment, in dem sie aufsprang, drehte sich einer der Gardisten um und hielt ihr eine kleine runde rote Perle mit einem blauen Kristall in der Mitte entgegen.

„Was ist das?“, fragte er scharf.

Katana betrachtete die Perle. „Keine Ahnung. Die gehört mir nicht.“

„Natürlich gehört sie dir nicht“, donnerte der Gardist. „Sie ist Eigentum von Rat Trenor, der sie schon überall sucht.“

Sofort begriff Katana, in welchem Schlammassel sie steckte.

„Aber … ich weiß nicht, wie das Ding in meinen Schmuckkasten kommt.“

„Das können wir dir sagen“, meinte der zweite Gardist und ging drohend auf Katana zu. „Du hast diese Perle aus dem Zelt des Rates gestohlen. Leider war das neue Versteck sehr ungeschickt gewählt.“

„Das stimmt nicht. Ich habe die Perle nicht gestohlen.“

Der Gardist stieß sie zurück. „Du bleibst in deiner Hütte, bis dich jemand holt. Solltest du deine Hütte vorher verlassen, so gilt das als Schuldeingeständnis.“

Verdattert blickte Katana den Gardisten hinterher, die die Hütte wieder verließen und fragte sich, was sich hier abspielte. Wie kam die Perle zu ihrem Schmuck? Sie war überzeugt, dass sich alles aufklären würde, denn niemand würde sie für so bescheuert halten, dass sie das kostbare Stück stehlen würde. Zumal es sich um das Eigentum eines Mitglied des Rates handelte, was die Sache noch doppelt und dreifach so schlimm machte.

Bis auf weiteres war sie also eine Gefangene in ihren eigenen vier Wänden. In Ordnung, dann konnte sie ebenso gut ein wenig aufräumen. Sie hatte schon lange vorgehabt, die Truhe in der Ecke zu entrümpeln. Jetzt schien der Zeitpunkt für diese Aufgabe ideal zu sein.

Das Mädchen machte sich keinerlei Sorgen, denn schließlich war sie unschuldig.

Sie ging zur Truhe hinüber und öffnete sie. Eine Vielzahl von Kleidungsstücken, beschriebenen und unbeschriebenen Papieren und diversem anderen Kleinkram kam zum Vorschein. Zunächst sortierte sie die ganzen Sachen grob, indem sie drei Haufen auf dem Boden bildete. Auf den einen kamen die Kleider, auf den anderen die Papiere, auf den dritten der gesamte Rest, der sich noch in der Truhe befand. Sie schuf einen vierten Haufen, auf den sie alle die Sachen legte, die sie wegwerfen wollte.

Mitten in ihre Aufräumaktion platzte ein Gardist, der sie barsch aufforderte, mit ihm zu kommen. Katana erhob sich und folgte dem Mann. Der Weg war nicht sehr weit, er führte nur sechs Hütten weiter, bis zu dem Zelt, in dem sich der Rat versammelt hatte. Als Katana eintrat, sah sie den obligatorischen kleinen Tisch, an dem ein Mann und eine Frau saßen. Zwischen ihnen befand sich eine Schale aus Holz, in dem ein Zweig mit Nadeln vor sich hin kokelte.

„Tritt vor“, sagte der Mann und Katana gehorchte. Der Mann hielt ihr die Holzschale entgegen. Die braunhaarige wusste, was von ihr erwartet wurde. Eine Befragung stand ihr ins Haus. Und vor dieser Befragung musste sie den Rauch der Wahrheit einatmen, der gewährleisten sollte, dass jemand ausschließlich die Wahrheit erzählte.

Gehorsam hielt sie ihr Gesicht über die Schale und atmete tief ein. Sofort wurde sie von einem heftigen Hustenanfall geschüttelt, was den Mann und die Frau hinter dem Tisch dazu veranlasste, sich gegenseitig einen vielsagenden Blick zuzuwerfen.

Dann wurde das Mädchen aufgefordert, sich auf einen Stuhl zu setzen, der drei Meter entfernt stand. Die Befragung begann.

„Kennst du dieses Schmuckstück?“, fragte die Frau und hielt der Angeklagten die Perle entgegen.

„Natürlich“, antwortete Katana ehrlich. „Es gehört euch.“

Die Frau nickte. „Gibst du zu, diese Perle aus meinem Privatzelt entwendet zu haben?“

„Nein, weil ich sie nicht genommen habe.“

„Aber du warst heute in meinem Zelt?“

„Ja, Ihr habt mich doch selber hinein geschickt.“

„Aus welchem Grund warst du dort?“

„Ich sollte Euch ein Gefäß mit Erdwürmern bringen, da Ihr gerade mit der Gartenarbeit beschäftigt wart.“

„Was hast du in meinem Zelt getan?“

„Ich bin hinein gegangen, habe mich nach den Erdwürmern umgeschaut, habe das Gefäß genommen und habe das Zelt dann wieder verlassen.“

„Sonst hast du nichts weiter in meinem Zelt getan?“

„Nein“, antwortete Katana mit fester Stimme. „Und schon gar nicht habe ich Eure Perle mitgehen lassen.“

Die Frau legte die Perle auf den Tisch. Dann begann der Mann mit seinen Fragen.

„Katana, was würdest du sagen, wenn es einen Zeugen gibt, der den Verdacht gegen dich durch Beobachtungen, die er oder sie gemacht hat, erhärtet?“

Katana stutze. Es konnte keinen Zeugen geben, der etwas gesehen oder gehört hatte, was sie nicht getan hatte. Aus diesem Grund sagte sie bestimmt: „Ich würde sagen, dass der- oder diejenige lügt und dass dann Aussage gegen Aussage steht.“

Der Mann nickte und fragte weiter: „Und was würdest du sagen, wenn es mehrere Zeugen gibt, die den Verdacht gegen dich erhärten könnten?“

Jetzt wurde Katana unsicher. Verflixt, was wurde hier gespielt? War ein Komplott gegen sie im Gange? Falls das der Fall war, so konnte sich Katana den Grund dafür absolut nicht vorstellen. Wer hatte etwas gegen sie? Wer griff zu solchen Mitteln, um ihr zu schaden und aus welchem Grund?

„Ich kann nur wiederholen, was ich schon sagte. Ich bin unschuldig. Von mir wurde die Perle nicht entwendet.“

„Und doch hat man sie in deinem Zelt gefunden“, stellte die Frau fest. „Wie kam sie in deinen Schmuckkasten?“

„Die Antwort auf diese Frage interessiert mich genau so sehr wie Euch“, antwortete Katana.

„Uns liegt eine Zeugenaussage vor, nach der beobachtet wurde, wie du, als du das Zelt wieder verlassen hast, etwas in deine Hosentasche stecktest. Du sollst das Gefäß mit den Erdwürmern auf einer Hand balanciert haben, hast aber die zweite Hand nicht zu Hilfe genommen. Es war dir offenbar wichtiger, etwas in deiner Tasche zu verstecken als das Risiko einzugehen, dass die Schale zu Boden fällt.“

„Das stimmt nicht“, sagte Katana. „Ich habe nichts in meine Tasche gesteckt.“

Sie wurde unruhig. War die Temperatur in dem Ratszelt durch den glimmenden und rauchenden Nadelzweig angestiegen oder kam es ihr nur so vor?

„Wer hat das gesagt?“, wollte Katana wissen.

Der Mann antwortete nicht auf ihre Frage, sondern sagte: „Uns liegt eine Zeugenaussage vor, nach der unmittelbar nachdem du deine Hütte betreten hast, eine weitere Person ebenfalls in deine Hütte kam. Diese Person hat gesehen, wie du etwas in deinen Schmuckkasten gelegt hast. Als du bemerktest, dass du nicht allein in deiner Hütte warst, hast du den Kasten schnell geschlossen.“

Katana kämpfte die Panik nieder, die sie zu überrollen drohte.

„Auch diese Aussage entspricht nicht der Wahrheit. Beide Zeugen müssen sich irren. Was veranlasst Euch zu glauben, dass sie eher die Wahrheit sagen als ich?“

Der Rat lächelte sie an. „Sie haben beim Einatmen des Rauchs der Wahrheit nicht gehustet.“

Wäre die Situation nicht so ernst gewesen, dann hätte Katana vermutlich laut angefangen zu lachen. So aber blickte sie die beiden Ratsmitglieder nur fassungslos an.

„Ich müsste doch komplett den Verstand verloren haben, Euch zu bestehlen und das Diebesgut dann auch noch dort zu verstecken, wo es jeder sofort findet“, rief sie der Frau zu.

„Oh, vielleicht sollte es dort gar nicht bleiben“, entgegnete die Angesprochene. „Vielleicht war dieses Versteck nur als Provisorium gedacht, bis du ein sichereres gefunden hättest. Es war lediglich Pech, dass man es schon so früh gefunden hat. Oder sagen wir besser, es war Bestimmung, denn man hat uns ja darauf aufmerksam gemacht, dass die Perle sich bei dir befindet.“

Katana wusste nicht, was sie tun sollte. Es gab zwei Aussagen gegen sie. Zwei Aussagen, die nicht der Wahrheit entsprachen. Aber sie konnte nicht beweisen, dass sie nicht die Diebin war. Nicht nur die Lügen der Zeugen sprachen gegen sie, sondern auch ihr Husten, mit dem sie auf den Rauch reagiert hatte.

„Ich beteuere weiterhin meine Unschuld und kann es mir nur so erklären, dass ein Komplott gegen mich geschmiedet wurde. Die Zeugen müssen lügen. Den Grund dafür kann ich mir allerdings nicht erklären.“

„Nun gut“, sagte der Mann. „Vielleicht gibt es jemanden unter uns, der dir schaden möchte. Wem aus dem Volk der Xylten vertraust du bedingungslos? Wer würde dir unter keinen Umständen etwas Böses wollen? Wer würde keine Lügen über dich verbreiten?“

Katana dachte nach. War das ein Test? Warum wollte man wissen, wem sie vertraute? Sie überlegte hin und her, konnte aber keinen Haken an der Frage feststellen.

„Vegeta und Jetar“, gab sie zur Antwort. „Und Blior.“

Blior war ein lustiger Xylte, der jeden mit seinen Späßen zum Lachen brachte, sei er auch noch so traurig oder deprimiert. Es gelang einfach nicht, Blior zuzusehen und nicht mit dem Lachen anzufangen.

„Und Timal würde ebenfalls niemals Lügen über mich verbreiten.“

Auch das kleine Mädchen Timal, das nur mit einer Hand geboren wurde, hatte Katana tief in ihr Herz geschlossen. Sie war unglaublich klug und man konnte mit ihr über alles sprechen. Auch in ernsten Dingen, über die sich sonst nur die Erwachsenen unterhielten, hatte Timal eine Meinung. Sie war etwas außergewöhnliches, daher bewunderte Katana sie. Und umgekehrt verhielt es sich ebenso.

„Es ist gut, deine Befragung ist beendet. Wir werden die Untersuchung weiter fortsetzen. Geh bitte zurück in deine Hütte und bleibe dort, bis wir dich wieder rufen“, sagte die Frau.

Katana tat, worum sie gebeten wurde und ließ die Minuten, die sie vor dem Rat verbracht hatte, noch einmal an sich vorbeiziehen. Hatte sie alles richtig gemacht? Sie hatte wahrheitsgemäß auf sämtliche Fragen geantwortet. Aber reichte das, um ihre Unschuld klarzustellen?

Das braunhaarige Mädchen vertrieb sich die Wartezeit bis zu ihrem nächsten Auftritt vor dem Rat damit, ihren Besitz aus der Truhe weiter zu ordnen. Sie war gerade damit fertig und hatte den Deckel geschlossen, als sie erneut zum Rat zitiert wurde.

Die Gesichter des Mannes und der Frau waren ernst, als Katana auf dem Stuhl Platz genommen hatte und die beiden anblickte.

„Katana, nachdem wir alle Aussagen gehört, darüber gesprochen und den Herrn des Waldes um sein Urteil gebeten haben, können wir dir nun mitteilen, dass es für uns erwiesen ist, dass du diejenige warst, die heute eine Perle aus dem Zelt des weiblichen Rates gestohlen und bei dir im Schmuckkasten versteckt hast.“

Katana sprang auf. „Nein, das ist ein Fehlurteil. Ich habe es nicht getan.“

„Setz dich“, befahl der Mann streng. Schluckend kam Katana dem Befehl nach.

„Deine Verstocktheit schadet dir mehr, als dass sie dir hilft“, fuhr der Mann fort. „Dein hartnäckiges Leugnen hat keinen Sinn. Wir wissen, was du getan hast. Und darum wirst du das Urteil annehmen, das wir über dich gefällt haben.

Du wirst dieses Dorf noch heute verlassen und dich für einen Zeitraum von fünf Wechslern, angefangen mit dem Beginn des nächsten Wechslers, diesem Dorf auf nicht mehr als dreihundert Schritte nähern. Es ist dir mit Ablauf des heutigen Tages für die Dauer des Bestrafungszeitraumes untersagt, Kontakt mit den Xylten aufzunehmen, so wie es ihnen untersagt ist, Kontakt mit dir aufzunehmen. Solltest du zufällig auf einen Xylten aus diesem Dorf treffen, so hast du ohne ihn anzusprechen stumm an ihm vorüberzugehen. Nach Ablauf von fünf Wechslern, angefangen mit dem Beginn des nächsten Wechslers, wirst du wieder zu uns zurück kehren. Da wir uns wiedersehen werden, bleibt deine gesamte Habe in diesem Dorf. Lediglich deine Waffen darfst du mit dir nehmen.

Sollten wir erfahren, dass du diese Maßnahmen nicht eingehalten und Kontakt zu den Xylten aus diesem Dorf aufgenommen hast oder dem Dorf auf weniger als dreihundert Schritte näher gekommen bist, so wirst du für immer aus unserem Dorf verbannt. In diesem Fall werden deine Sachen an einem Ort deponiert, der dir noch mitgeteilt wird, so dass du sie dort an dich nehmen kannst.

Hast du dieses Urteil verstanden?“

Katana kam es vor, als würde ihr der Boden unter den Füßen weggerissen. Sie wurde für fünf Wechsler in die Verbannung geschickt. Nein, für mehr als fünf Wechsler, denn der momentane Wechsler zählte ja nicht mit. Herr des Waldes, das war ein Zeitraum von über einem Ahno. Wie sollte sie so lange ohne ihr Volk überleben? Wer sollte ihr Kraft geben, mit wem sollte sie sich austauschen? Sie benötigte die Xylten.

Ja, natürlich hatte sie das Urteil verstanden. Aber der Rat ahnte wohl nicht, was er ihr damit antat. Auf der anderen Seite war dieses Urteil vermutlich sehr wohl überlegt, denn die Strafe für Diebstahl musste hart ausfallen. Doch sie würde dem Rat nicht die Genugtuung verschaffen, vor ihm zu betteln oder zu flehen oder zu weinen.

Sie richtete ihre Blicke auf den Mann und die Frau vor ihr und antwortete: „Ja, ich habe das Urteil verstanden. Und ich hoffe, dass Ihr irgendwann erkennt, welches Fehlurteil Ihr gesprochen habt.“

Damit richtete sie sich auf, verließ das Zelt und kehrte in ihre Hütte zurück. Sie sah sich noch einmal um und prägte sich alles gut ein. Sehr lange Zeit würde sie die Behausung nicht mehr zu sehen bekommen.

Sie wollte soeben ihre Waffen anlegen, als Timal, das kleine Mädchen, das nur eine Hand besaß, in ihre Hütte stürmte.

„Ist es wahr“, fragte sie aufgeregt, „du gehst in die Verbannung?“

Katana blickte ihr tief in die Augen. „Ja, es ist wahr. Der Rat hat so entschieden. Aber er hat sich geirrt, da ich nichts gestohlen habe.“

Timal traten die Tränen in die Augen. „Ich möchte nicht, dass du gehst“, sagte sie verzweifelt, warf sich gegen Katana und presste das Gesicht an ihren Bauch.

Katana streichelte Timals lockiges Haar.

„Glaube mir, ich möchte auch bei euch bleiben. Doch der Rat hat entschieden und ich darf mich seinem Urteil nicht widersetzen. Immerhin kehre ich ja nach fünf Wechslern wieder zu euch zurück.“

„Das ist eine Ewigkeit“, schluchzte Timal. „So lange kann ich nicht warten.“

„Dir wird nichts anderes übrig bleiben“, entgegnete Katana und dann kam ihr eine Idee. Sie fasste Timal bei den Schultern, drückte sie von sich weg und sah in ihr tränennasses Gesicht.

„Musstest du heute vor dem Rat aussagen? Hast du in irgendeiner Weise an der Verhandlung teilgenommen?“

„Nein“, sagte Timal erstaunt.

„Gut, dann höre zu. Der Rat hat ein Fehlurteil gesprochen. Ich habe die Perle nicht gestohlen. Es muss jemand getan haben, der mir schaden will. Ich möchte, dass du dich in der Zeit, in der ich weg bin, ganz unauffällig umhörst und versuchst herauszufinden, wer mir eine Falle gestellt haben könnte. Aber sei dabei vorsichtig. Gib niemandem Anlaß zum Argwohn. Willst du das für mich tun?“

Timal nickte. „Was mache ich denn, wenn ich die Wahrheit erfahren habe? Zum Rat gehen?“

Katana überlegte. Timal war noch ein Kind, man würde ihr kein Wort glauben.

„Nein. So schwer es dir auch fallen mag, warte auf mich. Wenn ich wieder bei euch bin, kannst du mir alles erzählen. Und bis dahin darfst du durch nichts zu erkennen geben, dass du die Wahrheit weißt.“

„In Ordnung“, sagte Timal ernst. Nach mehreren Schweigesekunden fragte sie: „Wo wirst du denn jetzt hingehen?“

Katana zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht. Ich werde mich in den Wäldern durchschlagen.“

Timal wich erschrocken zurück. „Aber dort ist es sehr gefährlich“, sagte sie besorgt.

„Keine Angst, ich kann mich schon wehren. Bete für mich.“

Katana küsste Timal auf die Stirn. Noch einmal umarmte das Mädchen sie mit ihrer einzigen Hand und trottete langsam aus der Hütte.

Katana blickte auf ihr Hemd, das nass von Timals Tränen war. Es machte nichts, das würde schon wieder trocknen. Sie holte ihr Schwert aus dem Schrank und hängte es sich um.

Erneut betrat jemand ihre Hütte. Diesmal war es Vegeta, die bestürzt wirkte.

„Du verlässt uns? Ist das die Strafe für deinen Diebstahl?“

„Ich habe keinen Diebstahl begangen. Glaubst du das etwa?“, wollte Katana wissen.

Vegeta blickte zu Boden und schüttelte den Kopf. „Nein, ich glaube es nicht. Das habe ich auch dem Rat gesagt. Er hatte kein Recht, dich wegzuschicken.“

„Das sieht er offenbar anders. Für ihn bin ich schuldig.“

Vegeta trat auf Katana zu und umarmte sie herzlich. „Es tut mir so leid. Passe bitte gut auf dich auf und komme gesund wieder. Das Leben hier wird nicht mehr das gleiche sein, wenn du nicht da bist.“

Das braunhaarige Mädchen drückte ihre Freundin fest an sich. „Danke. Ich werde so oft wie möglich an dich denken und dich niemals vergessen. In etwas mehr als einem Ahno sehen wir uns wieder.“

Die beiden Xylten ließen sich los. Traurig sah Vegeta die Verurteilte an.

„Hey,“ lächelte Katana, „sieh es positiv. Immerhin komme ich so ein wenig herum.“

Vegeta lachte gequält. Dann drehte sie sich um und verschwand aus Katanas Blick. Mehrere Sekunden verharrte diese und starrte auf die Stelle, an der soeben noch ihre beste Freundin gestanden hatte. Sie würde ihr fehlen.

Hart schluckte Katana die Tränen hinunter. Dann schnallte sie sich den Gürtel um, in dem ihr Dolch steckte. Sie hängte sich den Köcher mit ihren Pfeilen auf den Rücken und ergriff den Bogen. Ein letztes Mal sah sie sich in ihrer Hütte um. Sie hatte alles, was sie benötigte.

Gerade wollte sie ihre Strafe antreten, als sie Jetar bemerkte. Sie hatte überhaupt nicht gehört, wie er ihre Hütte betreten hatte. Er stand nur da und sagte kein einziges Wort. Durchdringend sah er sie an.

„Jetar, …“, begann sie, wurde aber barsch unterbrochen.

„Hör zu“, sagte er und streckte abwehrend die Hand aus. „Es tut mir leid, dass die Strafe für dich so hart ausgefallen ist, aber du hast sie voll und ganz verdient. Ich kann einfach nicht glauben, was in dich gefahren ist. Ich habe dich geliebt und dir vertraut. Dieses Vertrauen hast du bitter enttäuscht. Es ist aus zwischen uns und glaube nur nicht, dass ich auf deine Rückkehr warten werde. Du weißt ganz genau, was ein Diebstahl für unser Volk bedeutet. Und dann auch noch den Rat zu bestehlen ist der Höhepunkt der Unverschämtheit. Ich weiß nicht, was du dir dabei gedacht hast. Ich weiß nur eines, dass ich in Zukunft nichts mehr mit dir zu tun haben möchte. Komme mir nie wieder unter die Augen, sonst weiß ich nicht, was ich tue. Und erwarte nicht, dass ich dir Lebewohl sage, denn das wäre gelogen.“

Wie betäubt stand Katana noch lange da, nachdem Jetar die Hütte verlassen hatte. Mit jedem Wort, das er gesagt hatte, hatte er ihr einen Schlag in den Magen versetzt. Es war aus zwischen ihnen. Sie konnte es nicht glauben. Einer der wenigen Xylter, von dem sie gedacht hatte, dass er zu ihr stehen würde, hatte sein wahres Gesicht gezeigt. Was er ihr gesagt hatte, schmerzte sehr viel mehr, als das Urteil des Rates.

Mit ausdruckslosem Gesicht ging Katana durch das Dorf und dem Ausgang entgegen. Sie ignorierte die Abschiedsrufe und die winkenden Hände ihres Volkes. Wie in Trance setzte sie einen Fuß vor den anderen und lief immer weiter, ließ ihr Dorf mit jedem Schritt weiter zurück.

Als sie endlich glaubte, sich weit genug entfernt zu haben, blieb sie stehen, setzte sich auf den Waldboden und ließ ihren Gefühlen freien Lauf, indem sie ihre Verzweiflung, ihre Trauer und ihren Schmerz herausweinte und –schrie.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  AyshaMaySezaki
2009-10-16T05:53:56+00:00 16.10.2009 07:53
Jetar ist aber ein idiot. aber erlich gesagt kann ich nicht glauben das das wirklich jetar war. der mit dem sie diesen schönen nachmittag auf der lichtung war. das kann ich nicht glauben.
aber was wird sie nun machen? sie ist ja nun ganz allein im wald, da draußen.
aber das kapitel ist super geworden, auch wenn ich die endscheidung vom rat etwas hart finde. diebstahl lässt sich auch anders regeln. blöde ratstypen.


Zurück