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Tales of the Firefly

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Hinter Gitterstäben

Hinter Gitterstäben
 

What do you fear my lady?

A cage. To stay behind bars until use and old age accept them and all chance of valor has gone beyond recall or desire.

(J.R.R. Tolkien)
 

Ein lautes Klackern, wie rostiges Eisen, das immer wieder aufeinander prallte, riss sie aus ihren wirren Träumen. Sie spürte, wie der Boden, auf dem sie liegen musste, wankte und hin und her schaukelte, so dass die Fliehkräfte sie gegen etwas Hartes, Kaltes pressten. Wage nahm sie brennend kühle Metallstangen wahr, die gegen ihre Haut drückten, und als sie langsam ihre Hand zum schmerzenden Kopf führte, raschelte es und sie verharrte in der Luft, als habe man sie dort angekettet. Und als ihre Augen endlich aufgehen wollten, sah sie, dass dies tatsächlich der Wahrheit entsprach und rostiges Metall sich um ihre Handgelenke schloss. Vorsichtig drehte sie den Kopf zur Seite, um in Erfahrung zu bringen, wo sie überhaupt war. Beißendes Licht blendete sie, so dass sie zuerst nichts sehen konnte, doch mit der Gewohnheit kamen die Bilder.
 

Nur unweit von ihr entfernt konnte sie Wesen ausmachen, deren Ketten rasselten, die sich zusammengekauert hatten und versuchten ihre nackten Füße mit den Händen zu wärmen. Einige warfen panische Blicke hin und her, andere hatten die Augen geschlossen und schienen zu schlafen, wieder andere weinten still und leise, manche beteten. Sie drehte den Kopf zur anderen Seite, ein stechender Schmerz durchfuhr ihren Körper. Sie blickte durch Gitterstäbe nach draußen in die Welt. Sanddünen türmten sich vor ihren Augen auf, Böen wirbelten Körner auf und hinterließen dampfende Staubwolken.

Die Gitterstäbe schnitten in ihre Haut, so dass sie versuchte ein wenig von ihnen weg zu rücken, und wieder durchfuhr sie ein wilder unzähmbarer Schmerz, der von ihr Besitz ergriffen hatte und sie auf den Holzboden drückte. Jede Bewegung brachte unendliche Qualen mit sich. Ihr Körper schien nicht mehr ihr zu gehören, sondern vielmehr hatte sich der Schmerz ihm bemächtigt und setzte ihm nun seinen Willen auf. Ihre Arme und Beine hatten vor der Pein kapituliert und ihr Verstand riet ihr, möglichst jede schmerzhafte Bewegung zu vermeiden, denn er ertrug es nicht länger.

Und so viel sie auch kämpfte und sich zusammen reißen wollte, am Ende entfuhr ihren trockenen und gerissenen Lippen nur ein gefoltertes Stöhnen und sie musste sich geschlagen geben.

„Nicht bewegen“, flüsterte eine Stimme dicht an ihrem Ohr und kühle Finger strichen ihr über das Gesicht. „Das macht es nur schlimmer.“

Erneut öffnete sie ihre Augen und blickte in ein dreckverschmiertes Gesicht, das sie freundlich anlächelte und ihr weiterhin tröstend über das Haar streichelte. Ihre vormals blonden Haare waren ruß verschmiert und angesenkt und die wilden, zerzausten Strähnen, die noch übrig geblieben waren, fielen ihr ins Gesicht, so dass sie von den blutigen Schürfwunden, die es übersäten, ablenkten. Und doch, so bald man einmal auf die rosigen Fleischwunden aufmerksam wurde, drängte sich die Frage förmlich auf, was ihr widerfahren war. Wer ihr das angetan hatte?

„Was ist geschehen“, brachte sie zwischen zwei schweren Atemzügen hervor und selbst diese verursachten erneute Schmerzlawinen, die sie nur mit Mühe und Not ignorieren konnte, um einer Antwort willen. „Wo sind wir?“

„Als sie dich zu uns in den Käfig brachten, warst du bereits bewusstlos. Sie ketteten dich an und befahlen mir, mich um dich zu kümmern.“ Berichtete sie und beugte sich einen Moment über sie, um nach einer Flasche Wasser zu greifen. Langsam führte sie die Flasche an ihren Mund, und es war als erstrahle die Welt plötzlich in einem friedlicheren Licht, als das kühle Nass ihre Lippen berührte und sich in ihrem Gaumen sammelte. Begierig schluckte sie das Wasser herunter. „Wer hat mich hierher gebracht?“, erkundigte sie sich.

„Sie haben dich wohl gefunden. Ich weiß es nicht. Sie haben mir nichts gesagt, nur dass… dass ich dafür sorgen soll, dass du überlebst… sonst…“ Sie brach ab und ein Schatten von Angst legte sich auf ihr Gesicht, doch darauf konnte sie keine Rücksicht nehmen.

„Wer sind sie?“, bohrte sie weiter.

„Na diese rotäugigen Monster, die plötzlich überall aufgetaucht sind. Ich hab versucht ihnen zu entkommen, und hab dabei das kassiert“, sie deutete auf ihr Gesicht. „Und als ich mich wehrte, ist das passiert“, ihr Finger wanderte zu ihrem ramponierten Haarschopf.

„Glaub mir, die können die Naturgewalten kontrollieren, es ist nicht gut sich mit ihnen anzulegen. Aber das wirst du ja bereits selbst festgestellt haben…“

Sie schwieg einen Moment, um ihre Gedanken zu ordnen und forstete in ihren Erinnerungen nach brauchbaren Hinweisen die auf ihre gegenwärtige Situation schließen ließen. Doch auch wenn die Welt zusammen gebrochen war und nun am Rande der Vernichtung stand, das alles erklärte noch lange nicht, wie sie hierher gekommen war, wo sie doch zuvor noch gekämpft hatte…
 

Und plötzlich umklammerte sie eine ungewisse Furcht, die sie hochschrecken ließ. „Elecmon?“ Mit aller ihr aufbringbaren Kraft richtete sie ihren Oberkörper auf, die Ketten schnitten in ihr Fleisch, doch das war jetzt egal, auch, dass ihr Körper sich anfühlte, als stächen abertausend Nadeln auf sie ein.

„Elecmon?“ Hastig suchte sie den fahrenden Käfig ab, in dem sie sich unbestreitbar befanden. Doch alles was ihre Augen finden konnten, waren Menschen. Menschen… Wütend zog sie an ihren Ketten, was sollte sie mit diesen herumjammernden, schwachen Menschen? Sie wandte sich erneut an das Mädchen mit der ruinierten Frisur.

„Wo sind die Digimon? Wo ist Elecmon?“ Verwirrt erwiderte das Mädchen ihren Blick und schüttelte stumm den Kopf. „War jemand bei mir, als sie mich hierher brachten?“. Bohrte sie weiter, während ihr Körper mit jeder Bewegung in Flammen aufging. „War jemand bei mir?“ Sie bekam die Schultern der anderen zu fassen und zwang sie, ihr in die Augen zu schauen. „War jemand bei mir?“ Doch dann wich die fiebrige Manie, die sie kurzzeitig aufrecht hielt, als sie die Angst erkannte, die sich im Gesicht des Mädchens schlich, welches nur immer wieder mit dem Kopf schüttelte.

Sie ließ sich wieder auf den Boden sinken, streckte die schmerzenden Glieder und warf dem Mädchen einen entschuldigenden Blick zu. „Verzeih mir… Ich…“

„Du warst allein, soweit ich das sehen konnte. Von deinem „Alec“ habe ich nichts gesehen und gehört.“ Das Mädchen hatte seine Fassung wieder gefunden.

„Elecmon“, schmunzelte sie, „Es heißt Elecmon.“ Doch der freudige Moment verflüchtigte sich rasch, denn es hieß, dass ihr Partner nicht mehr bei ihr war, dass sie allein war… und ihr Partner…

Nein, sie durfte nicht an Derartiges denken, nicht jetzt.

„Es tut mir leid“ flüsterte sie daher nur noch mal und wischte sich mit der Hand die Tränen aus dem Gesicht.

Zurück blieb nur der pochende Schmerz, der ihren ganzen Körper bedeckte.
 

Author’s Note:

Ich werde noch nicht ihren Namen verraten. Es ist für den Moment noch nicht wichtig, wer sie ist, sondern vielmehr, was geschieht und wofür sie steht.

Deshalb werde ich ihre Identität noch eine Weile für mich behalten. Das Bedürfnis dieses Kapitel mit Eowyn zu verknüpfen lag sehr tief, gerade nach diesem einen Zitat aus Lord of the Rings. Zu mal ich Eowyn wirklich, wirklich mag!

Dafür werde ich nun wieder zu meiner Tagesform auflaufen und mich zum ersten Mal näher zu ToF äußern. Jetzt wo ihr in etwa ahnt, wer die Handlungsträger dieses neuen Abenteuers sind. Es ist etwas komplett anderes, als mit Tai und Co. die schon vorgefertigt waren. Diese hier kann ich nach meinem eigenen Belieben formen und einsetzen. Und es wird euch nicht unpassend erscheinen, weil ihr sie erst noch kennen lernen müsst. Deshalb müsst ihr auch immer selber herauslesen, wer es ist, der zu euch spricht, denn ihr sollt sie wirklich kennen lernen, und euch erst dann ein Bild machen!

Auch wird die Beziehung zu den Digimon hier wesentlich mehr Tiefe erhalten. Aber dazu später mehr…

Bis dahin

PenAmour



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2011-01-22T15:33:00+00:00 22.01.2011 16:33
blond? die Franzosin.. :D
'erkundigte sich', heißt es nicht erkundigte sie sich?

war ziemlich kurz, oder? naja aber trotzdem super ^^
Von: abgemeldet
2009-12-11T21:58:40+00:00 11.12.2009 22:58
Ich habe da natürlich so meine Vermutungen... :) :)
Aber viel interessanter finde ich ja die Wendung in der Story. In den anderen FFs gab es nur kurze Einrisse über die Geschichte der überlebenden Menschen. Wohl auch, weil die Ritter ja gleich in die Schule geflüchtet sind.
Nun ist man noch live am 'Showplatz'.
Von:  DigiDestined
2009-10-30T10:44:44+00:00 30.10.2009 11:44
Schön und sehr spannend geschrieben. Ich habe richtig mitgelitten ;)

Freu mich schon aufs nächste Kapitel ^^

LG, DigiDestined


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