Blitzlicht
Ein heller Blitz, der das dunkle Zimmer für eine kurze Zeit erleuchtete und die aggressiven kleinen Regentropfen, die wie Pauken auf das unschuldige Fenster schlugen, während sie das Glas berührten. Solch ein Wetter war wirklich nur gemacht, um sich zu Hause die Decke überzuziehen und dabei einen warmen Kakao zu trinken, Nachts natürlich.
In vielen Dramen spielte sich das Hauptgeschehen, ein Tod, eine verzweifelte Liebschaft oder ein einfaches Unglück, in Unwettern ab, wenngleich auch nur eine Blitzerleuchtung am Ende stattfand. Doch wer achtete im realen Leben schon an diese kleinen Zeichen?
Der junge Japaner sah auf, als ein weiterer Blitz sein Zimmer erhellte und murmelte, was das für ein scheiß Wetter sei.
Die einzigste Lichtquelle war eine kleine Tischlampe, die neben einem Notenblatt stand. Auf diesem waren viele Radierfussel zu finden, das Blatt hatte schon ein kleines Radierloch und Aiji ließ den Kopf genervt in den Nacken fallen. Dann streckte er sich kurz auf seinem Stuhl und schüttelte den Kopf.
Nein, er war nicht der Typ Mensch, der bei einem Unwetter schlafen ging, er arbeitete lieber und heute musste er endlich mit dem neuen Lied fertig werden, sonst würde maya ihn köpfen. Solch eine Tat erwartete man nicht von dem quirligen Blondschopf, doch dieser war recht ernst, wenn es um die Songs ging und Aiji war schon einige Tage in verzug. Es war das erste mal, dass Aiji die Akkorde nicht pünktlich ablieferte, doch für alles gab es wohl ein erstes Mal.
Apropos maya, hatte dieser gerade kein Date gehabt? Er hatte doch sowas ähnliches heute am Telefon gesagt.
Ein Blick auf seine Uhr verriet ihm, dass es schon 00:30 Uhr war und auf Kommando gähnte er einfach auf. Typisch, er saß immer bis spät in die Nacht an den Liedern.
Eine kurze, aber bekannte Melodie ertönte in den stillen Raum und der Japaner zuckte vor Schreck zusammen. Wer schrieb ihm um diese Uhrzeit bloß eine SMS?
Hastig stand er auf, torkelte kurz und spürte, dass den Beinen das fünf-stündige Sitzen nicht gutgetan haben. Dann schnappte er sich sein Handy, öffnete die SMS und sah auf den Absender.
Die Augen von dem Gitarristen weiteten sich, er saß sich schnell auf den Boden und starrte weiterhin gebannt auf diesen Namen.
Weswegen schrieb er ihm um diese Uhrzeit eine SMS?
Wieso meldete er sich wieder?
Hatte er ihm nicht ins Gesicht, laut und deutlich, geschrieen, dass er ihn nie wieder sehen wollte?
Kirito, was wollte er blos?
Schnell las er diese seltsame SMS, runzelte die Stirn bei der Begrüßung und las weiter. Weswegen hatte er wieder 'Prinzesschen' geschrieben? Es war sein Spitzname, Kirito hatte ihm diesen gegeben, während sie in Pierrot eine Band gebildet hatten. Der Grund war einfach, dass er in der Band als der weiblicheste Member von allen hervorstach.
Seine Augen lasen die kurzen Zeilen der SMS und sein Herz fing an zu rasen. Er wollte ihn treffen? Jetzt? Dachte er nicht daran, dass Aiji vielleicht schon schlafen könnte? Ach nein, wegen ihrer gemeinsamen Vergangenheit wusste Kirito, dass Aiji eine hoffnungslose Eule war.
Hastig zog er sich an, schnappte seine Schlüssel und rannte zur Adresse, die in der SMS stand und wunderte sich, weswegen sie so nah war. Es waren nur vier oder fünf Straßen die er durchrennen musste und schnell kam er auch vor besagtem Haus an. Kirito, war er hier?
Der harte Regen prasselte unerschrocken auf den Gitarristen, Tropfen liefen ihm über das Gesicht und er wartete eine kurze Zeit.
Nervös, zittrig und mit etwas Herzrasen klingelte er dann an der Tür, die auch promt geöffnet wurde und der Besucher wurde sofort in das dunkle Haus gezogen. Aiji war nass wie ein Pudel, doch dies bemerkte er nicht und die Dunkelheit raubte ihm kurz den Atem. Es war ungewohnt, in einem stockdunklen Haus zu stehen und zu wissen, dass noch jemand hier war.
Dessen Atmen hörte Aiji und er riss sich aus der Hand, die ihn festhielt.
"Kirito?", fragte er einfach hinein und als Antwort kam nur ein kleines, aber irres Kichern. Es stammte von ihm, das wusste Aiji, doch noch nie hatte er seinen ehemaligen Sänger so kichern gehört.
"Was soll das?", fragte er und wich etwas nach hinten, nicht wissend, dass der Sänger ihm folgte. Anscheinend hörte Kirito die Fußtritte, die Aiji tat, sehen konnten sich beide wegen der Dunkelheit nicht. Doch diesmal gab es keine Antwort, nichtmals ein Lachen.
Es blitzte, erhellte das Haus und Aiji erkannte kurz Kiritos Gesichtszüge, die mächtig entgleist waren. Er grinste, übers ganze Gesicht; es war ein irres Grinsen. Sein Kopf hielt er oben, als wollte er auf Aiji herabsehen, obwohl der Gitarrist fünf Zentimeter größer war und die Augen waren weit aufgerissen.
Aiji torkelte an die nächste Hauswand, drückte sich an diese und bemerkte, wie Panik ihn vom Innen heraus erfüllte. Scheiße. Was war los?
"Kirito, gehts dir gut? Du...", ein erneuter Blitz, er sah, wie der Jüngere auf ihn zukam. "Du... siehst etwas kränklich aus... es ist nett uns mal wiederzusehen, doch... du solltest lieber ins Bett?", versuchte er es und hielt den Atmen an, als er den anderen nah an sich spürte. Dessen Atmenzüge spürte der Gitarrist im Gesicht und er kneifte die Augen zu, in der Hoffnung, dass seine Angst nicht zu deutlich sichtbar war. Er schwitzte, vor Angst, er zitterte, wegen der Kälte und der Angst und er betete leicht in der Hoffnung, dass dies nur ein schlechter Traum sei.
"Nein Prinzesschen...", sprach der andere endlich und packte seinen Besucher an den Hals, um diesen leicht zu drücken. Aiji schloss seine Arme um dessen Handgelenk. "Heute ist die Nacht unserer letzten Romanze, dann verschwindest du endgültig!"
"Romanze...?", krächzte der Größere hervor und versuchte die starke Hand um seinen Hals wegzuziehen.
"Ja...", fing sein Gegenüber an zu hauchen und drückte seine Lippen an Aijis Wangen. "Ich konnte es nicht ertragen, dich mit diesem maya zu sehen. Doch dies hat nun ein Ende, er hat ein Ende und wir werden in ein anderes Ende gehen, dann wirst du immer nur mir gehören!" Er lachte auf, hoch, freudig erregt.
Von was sprach dieser Irre nur?
Todesangst überfiel den Älteren, er schupste seinen ehemaligen Sänger weg, da dessen Hand beim sprechen weniger Kraft erzeugt hatte und lief einfach in irgendeine Richtung los, doch er stolperte nach kurzer Zeit über einen Gegenstand und fiel. Er hob seinen Kopf, sah nach hinten und zog seine Beine schnell an sich, aus Angst, dass Kirito eine Axt besitzen würde und ihm seine Beine abschneiden könnte.
"Ach, wie süß. Er ist gefallen~ doch über was, bist du nicht neugierig?"
Kiritos Stimme klang überheblich, doch normaler als die Sekunden vorhin und Aiji beschloss, sich von seiner Neugier führen zu lassen und ertastete den 'Gegenstand'. Nah kam er an ihn.
Ein Blitz, tote, weit aufgerissene Augen und Aiji, der nur wenige Zentimeter von diesen Augen entfernt war, schrak mit einem lauten Aufschrei zurück und starrte auf die vom Licht entblößte Leiche von maya. Seinem maya. Blutüberströmt, nackt und mit einem verzerrten Gesicht lag er auf dem Boden.
"Er war ein hübsches Opfer, sein Blut an meinem Dolch schmeckte wunderbar...", hauchte Kirito und ging neben Aiji in die Hocke. Der ältere war geschockt, er konnte sich nicht bewegen, selbst als der Mörder seines Bandkollegen nah zu ihm kam.
"Ich verspreche dir...", seine Hand streichelte Aijis Hinterkopf und spielte etwas mit dessen Haaren, "dass du weniger leiden wirst... da ich dich liebe. Ich werde dir folgen, dann ficke ich dich im fliegen!"
Fin.
Anmerkung:
1.Zitat: "[...]dann ficke ich dich im Fliegen!" stammt von den Böhsen Onkelz.
2.Ich bin auf Fehlersuche, bitte helft mir :)
3.Negative sowie positive Kommentare sind herzlichst willkommen, da ich mich verbessern will, vorallem in meiner Formulierungsleistung!
4.Hoffentlich hattet ihr Spaß beim Lesen. :)
