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Conciliazione

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-Versöhnung-

Conciliazione

-Versöhnung-
 

Hmm… Hatte er auch wirklich alles besorgt? Mehl, Zucker, Eier, Backpulver… All dies und noch weitere Zutaten befanden sich auf der Küchentheke aufgereiht in einer sauberen Linie, um auch nicht übersehen zu werden. Die Backform war bereits eingefettet und die Waage sowie eine Schüssel samt Mixer bereit, endlich benutzt zu werden. Alles war zu Roxas Zufriedenheit und ein Blick auf die Uhr sagte ihm, dass er wunderbar in der Zeit lag.

Heute sollte er seine kürzlich begangenen Fehler wieder gut machen. Heute wollte er Axel zeigen, dass die ganzen Streitereien über nebensächliche Themen, an die sich der Blonde zum Teil schon gar nicht mehr erinnern konnte, nur unsinnig gewesen waren. Mit diesen positiven und motivierenden Gedanken begann er, sich ins Getümmel aus Küchenutensilien zu werfen.

Anzumerken war: Er kam nicht weit…

Kaum hatte Roxas das Rezept inspiziert sowie die leicht gekühlte Butter aus dem Einkaufsbeutel geholt, um in der Waage die benötigte Menge abzumessen, da vibrierte es auch schon in seiner Hosentasche.

Konnte man dies Timing nennen?

Definitiv!

Vor sich hingrummelnd holte er widerwillig sein Handy heraus und ließ die Butter hinter sich auf dem Tresen liegen, während er sich ins Wohnzimmer aufmachte, um den Anruf entgegenzunehmen.

„Hallo?“

„Hey, dude! Alles klar bei dir? Du ahnst nicht, was ich heute erlebt habe!“

Demyx…

Bereits jetzt wusste Roxas, dass dies ein langes Gespräch werden würde. Zu seinem Glück musste sein Freund dafür bezahlen und nicht Roxas selber. Wie hoch Demyx monatliche Rechnungen wohl immer waren…?

„…da war dann dieser riesige Kerl vor dem Gebäude… Und wenn ich riesig sage, dann meine ich so richtig riesig riesig, wenn du verstehst... Und Zexion und ich…Ja, wir waren heute zusammen unterwegs. Du weißt schon, wir…“

Ein leises Stöhnen entfloh dem blonden Zuhörer. Warum in Gottes Namen rief ihn genau in diesem Moment derjenige an, der am meisten zu reden vermochte?! Zudem war er derjenige, der am besten wissen müsste, dass heute ein nicht allzu passender Tag war, um groß Zeit mit Telefonaten zu verschwenden. Ob er sich wohl diesmal trauen würde, seinen Freund mitten im Redeschwall zu unterbrechen?

Und wo überhaupt blieb sein vermaledeiter Bruder? Hatte er nicht versprochen, ihm gleich nach seinem Teilzeitjob zu helfen? Nun war er schon mindestens eine Stunde in Verzug. Und gemeldet hatte er sich auch nicht, um zu sagen, dass es eine Verspätung geben würde. Ob er ihn vielleicht einmal anklingeln sollte? Klug… Darauf hätte er auch schon früher kommen können…

„… und dann meinte Marluxia zu Riku, dass Larxene Luxord erzählt haben sollte, dass Sora ein kleines… Ach ja… Ist er eigentlich schon da?“

„Hö?“ Aus seinen Gedanken gerissen, konnte der Angesprochen nicht sofort reagieren, weshalb dies das einzige war, was er in diesem Moment zustande bekam. Ja, eine ungemein intelligente Aussage seinerseits.

„Na, Sora. Ist er schon angekommen? Er meinte zu mir, ich solle dir ausrichten, dass er ein paar Minuten später komme. Somit sollte er ja eigentlich bereits da sein…“

„Öhm… Nee…“ Boah, diese Konversation wurde von Sekunde zu Sekunde immer niveauvoller, das war sicher. Aber mal ehrlich, konnte Demyx Gedanken lesen? Sehr irritierend… „Nein, Sora ist bis jetzt noch nicht aufgetaucht. Ein paar Minuten später also, ja? Ha, das ist mal wieder typisch für ihn. Lässt mich hier einfach sitzen, um mit Riku „spazieren zu gehen“. Ernsthaft, welcher Kerl würde mit einem anderen… spazieren gehen?“ Vom anderen Ende der Leitung kam als Antwort lediglich ein schallendes Gelächter, welches nur langsam verebbte.

Und schon war die gute Stimmung den Bach hinunter gegangen. Und wer war Schuld? Richtig. einer seiner nahesten Verwandten. Alles war so gut geplant gewesen und nun konnte man noch einmal von vorne anfangen, schließlich hatte der Blonde darauf gebaut, dass ihm eine weitere Person zur Hand gehen würde.

„Hör zu, Dem. Ich ruf dich nachher noch mal zurück, okay?“

„Geht klar, Rox. Sei nicht zu streng zu Sora und sag mir, wie der Tag verlaufen ist. Und wehe du lässt auch nur einen Bruchteil der Geschichte aus…“

„Mach ich, mach ich.“

„Viel Glück.“ Und mit diesen Worten wurde ihre Verbindung getrennt. Ein Schmunzeln breitete sich auf Roxas Lippen aus. Demyx mochte ein noch so großes Mundwerk haben, wenn es jedoch um die Probleme seiner Freunde ging, war er der Erste zur Stelle, um Wunden zu flicken und einen weiterhin zu ermutigen, nicht aufzugeben. Roxas hoffte inständig, der Abend möge so verlaufen, wie es der Sitar-Spieler vorhergesagt hatte.

Soras Handynummer befand sich im Kurzspeicher, weshalb man sich wenigstens die Suche ersparen konnte. Der jüngere der Brüder zögerte kurz, doch dann drückte er auf die Bestätigungstaste, um eine neue Verbindung herzustellen. Er war jedoch keineswegs verwundert als sich Rikus Stimme anstatt die des Braunhaarigen meldete. Es passierte des Öfteren, vorzugsweise wenn sie „spazieren gingen“. Lächerlich…

„Hey, Roxas. Was ist los? Ist etwas passiert?“, fragte Sora teils neugierig, teils ein wenig besorgt, als der Silberhaarige ihm das Handy nach kurzer Zeit übergab.

„Was los ist?“ Roxas konnte nicht glauben, dass sein Gesprächspartner genau dies soeben hatte verlauten lassen. Bestand dessen Kopf wirklich nur aus einem riesigen Sieb? „Ich sag dir, was los ist. Du hättest vor einer guten Stunde bei mir sein sollen! Das ist los! Oder hast du schon vergessen, dass du mir helfen wolltest?“

Ja, er hatte bewusst seine Stimme erhoben.

Erstens: Er war verdammt sauer und hatte keine Lust den guten Jungen zu spielen, nur damit sich sein Bruder nicht schlecht fühlte.

Zweitens: Sora sollte sich definitiv schlecht fühlen und Roxas Enttäuschung mehr als nur ein wenig zu spüren bekommen.

Drittens: Wenn er laut genug sprach, würde wahrscheinlich selbst Riku es hören – nicht dass er nicht lauschen würde, nein… – und Sora hoffentlich etwas nötigen, in die Strümpfe zu kommen. Schließlich konnte er dem Jungen fast genauso gut ein schlechtes Gewissen einreden wie Roxas selbst. Obwohl… Eine so schwierige Aufgabe war das dann wohl auch nicht…

„Shit...!“ Und er hatte es wirklich vergessen. Ja, ein Funken Hoffnung war noch in Roxas übrig geblieben, der jetzt nun jedoch ebenfalls erloschen war. „Shit…! Ich… ich… Verdammt, es tut mir schrecklich Leid. Ich mach mich sofort auf den Weg!“

Okay, der Blonde wusste, dass sein Bruder solche Dinge nicht absichtlich vergaß, weshalb er es ihm auch nicht lange übel nehmen konnte, dennoch musste Sora endlich lernen, sich Termine besser zu merken. Vielleicht sollte man ihm demnächst eine Alarm-Armbanduhr schenken…

„Bis gleich…“, seufzte Roxas nachgebend, bevor er auflegte. Mal sehen, wie lange der Braunhaarige brauchen würde, um hier anzukommen. Zurück in der Küche, bemerkte er, dass die Butter bereits halb zerlaufen war. Was für ein Spaß…
 

„Sora, ich… Oh, mein Gott!“ Abrupt blieb der jüngere der Brüder im Türrahmen stehen, während er geschockt die Szenerie vor sich betrachtete. „Sora, was hast du jetzt wieder angerichtet?!“ Eben dieser stand mit einer kaputten Mehlpackung in der Hand in der Küche, die man nun eher als Schlachtfeld betiteln konnte. Zerbrochene Eierschalen und leere Plastikpackungen waren auf Theke sowie Boden verteilt, überdeckt mit einer nicht allzu dünnen Schicht Mehls, welches sich selbst über die dort Anwesenden erstreckte.

Wenn man nur ein einziges Mal seine Aufsichtspflicht vernachlässigte, um ins Bad zu gehen… Es war einfach katastrophal! Dabei hatte Roxas gehofft, dass Kairi, welche sein Bruder spontan mitgebracht hatte, eben diesen in Zaum halten könnte, sollte sich Roxas für eine Sekunde vom Geschehen abwenden. Da hatte er sich wohl heftig in den Finger geschnitten!

„Kairi hat angefangen!“, kam auch prompt der Versuch einer weinerlichen Verteidigung. „Sie hat wieder…“

„Das will ich gar nicht wissen!“, unterbrach ihn der Blonde sofort. Für solch ein Theater hatte er definitiv keine Zeit, geschweige denn die nötigen Nerven. „Nur weil einer angefangen hat, gibt es dem anderen dann automatisch das Recht, meine Kuchenzutaten in die Luft zu jagen und in meiner Wohnung zu verteilen?“

„Nein… Ich… Wir… Wieso habe ich das Gefühl, dass du trotzdem mir die ganze Schuld zuschiebst? Kairi hat ebenfalls… Aua!“

„Sora, hör auf herumzujammern und fang gefälligst an aufzuräumen! Und Kairi…“, fügte Roxas nach einem empörenden Blick seitens seines Bruders hinzu. „Hör auf ihn zu schlagen. Du trägst ebenfalls die Schuld daran. Außerdem brauchen wir ihn eventuell noch.“

Es dauerte nicht lange bis das Gröbste entfernt war und das Zusammenmixen von Zutaten fortgeführt werden konnte. Langsam aber sicher fragte sich Roxas, warum er das alles nicht alleine machte. Weshalb hatte er seinen Bruder noch gleich um Hilfe gebeten? Ach ja. Als Sora von seinen Plänen, welche er mit Demyx zusammen geschmiedet hatte, erfahren hatte, hatte er darauf bestanden, sich an den Vorbereitungen zu beteiligen. Und wie man seinen Charakter kannte, so war von der ersten Sekunde an klar, dass Roxas nicht hatte nein sagen können.

Verflucht seiest du, Dackelblick!

„Sag, Rox. Habt ihr zwei euch arg verkracht?“, fragte das Mädchen neugierig, nachdem das fast fertige Gebäck im Ofen zu schmoren begann und sie es sich im Wohnzimmer auf dem Sofa bequem gemacht hatten.

„Ich denke nicht“, fing der Angesprochene nachdenklich an. War es wirklich ernst zwischen ihm und Axel? Konnte ihre Zerstrittenheit tatsächlich ein vorzeitiges Ende in ihre eigentlich recht liebevoll geführte Beziehung bringen? Ein Schauer lief den Rücken des Jungen hinunter. „Irgendwann hat es angefangen… Es waren kleine Dinge über die wir uns uneinig waren. Im Nachhinein ist es einfach lächerlich…“ Er lachte bitter auf, während sich eine Hand tröstend auf seine Schulter legte.

„Ich glaube, Axel wird das ebenfalls so sehen.“ Zweifelnd wich Roxas dem aufmunternden Blick Kairis aus und rutschte ungemütlich auf seinem Sitzplatz hin und her, wobei er erst jetzt die dampfende Tasse Kakao bemerkte, die ihm Sora auf den Tisch vor ihm gestellt hatte. Starr blickte er in die Flüssigkeit hinab und begann nach kurzem mit einem Löffel in ihr herumzurühren. Sollte Axel seine Reue teilen oder hatte die Situation andere Spuren bei ihm hinterlassen? Am liebsten würde er ihn sofort anrufen und fragen, doch das Wissen darüber, dass der Rothaarige noch tief in einem Berg von Arbeit in seinem Büro steckte, hielt ihn davon ab.

„I-ich habe…“, begann Roxas, brach aber gleich wieder ab. Er wollte nicht, dass man ihn für schwach oder gar paranoid hielt, dass die anderen dachten, er würde sich in etwas hineinsteigern, aus einer Mücke gleich einen Elefanten machen.

„Hab keine Angst, Roxas. Ich werdet euch vertragen, das verspreche ich dir.“

„Und wenn…“

„Und wenn Axel sich stur stellt“, unterbrach Kairi ihren Freund, „dann werde ich mich auch stur stellen und mich höchstpersönlich mit ihm auseinandersetzen.“ Selbstsicher lächelnd begann sie mit ihren Fingern zu knacksen, was dem Jungen erneut einen leichten Schauer über den Rücken jagte. Dankbar, wenn auch etwas eingeschüchtert, erwiderte er das Lächeln, bevor er sich die sich bereits gebildeten Tränen aus dem Gesicht wischte. Ja, es war doch hilfreich gewesen, dass Sora sie mitgebracht hatte, wenn auch aus anderen Gründen als zuvor gedacht war.

Apropos Sora… Wo steckte sein Bruder eigentlich? Irgendwann während des Gespräches schien er sich abgeseilt zu haben und war nun auf den ersten Blick nicht auffindbar.

„Sora?“ Keine Antwort. „Sora, wo bist du?“

Es dauerte einen Moment, doch dann steckte der Gesuchte endlich seinen Kopf durch die Wohnzimmertür. Er blickte unschuldig drein. Zu unschuldig für Roxas Geschmack! Schließlich stellte der Braunhaarige Dinge am laufenden Band an.

„Was ist das an deinem Mund?“ Misstrauisch bohrte Roxas seinen Blick in ihn hinein, dem sein Gegenüber nicht lange standhalten konnte, weshalb er sich schnell wieder umdrehte und zu fliehen begann. „Sora!“ Mit einem Satz war der Blonde auf den Beinen, seine vorherige Trauer längst wieder vergessen.

„Es tut mir Leid. Die Schüssel stand da und… es sah so lecker aus!“, kam dem Blonden auch sogleich eine Entschuldigung entgegen geflogen, kaum dass er den Nachbarraum betreten hatte. Er wusste zuerst nicht, wovon der Braunhaarige sprach, doch als er die halb leere Schüssel mit Zuckerguss sah, verstand er. Frustriert schlug er sich die Hände vors Gesicht.

„Verschwinde...“ Verdutzt betrachtete Sora das Verhalten seines Gegenübers. „Geh raus. Setz dich zu Kairi, spielt Karten oder schaut fern, aber lasst mich hier ungestört beenden, was ich begonnen habe...“ Und mit diesen Worten schob der Blonde seinen Bruder, welcher lediglich einen schmollenden Blick aufsetzte, aus dem Raum.

Niedergeschlagen blickte Roxas auf die Zuckergussreste hinab. Ein weiteres Mal musste er retten, was noch zu retten war. Somit holte er erneut den Puderzucker hervor, um eine große Ladung in die Schüssel zu kippen, bemerkte jedoch, dass diese ebenfalls so gut wie leer war.

Oh, welch Freude…

Zerknirscht rührte der Junge noch ein paar mit dem Löffel um. Axel mochte eh nicht so viel Zucker auf einmal. Dann musste der Kuchen eben ein paar Opfer in Kauf nehmen. … Oh… Der Kuchen!

Mit einem Satz drehte er sich herum und sprintete zum Backofen hinüber. Gerade noch rechtzeitig konnte er die Backform mit dem bereits dunkelbraunen Teig herausholen, bevor ein weiteres Unglück hatte geschehen können. Ein erleichterter Seufzer entfloh dem Blonden. Langsam lehnte er sich zurück gegen die Theke und wischte sich den Angstschweiß von der Stirn. Was musste er heute noch alles ertragen? Nach all dem Stress hatte nicht selbst er auch ein paar glückliche oder wenigstens ruhige Momente verdient? Ein Klirren drang aus dem Wohnzimmer an seine Ohren. Scheinbar nicht…

Erleichterung wurde abgelöst von weiterer Frustration, welche wiederum verschwand, als seine Gedanken in Richtung Axel drifteten. Wie sehr er sein Lächeln und dieses zweideutige Grinsen, welches der Rothaarige den Großteil der Zeit auf den Lippen trug, doch vermisste. Die letzten Tage, falls sie sich überhaupt länger als fünf Minuten gesehen hatten, hatten sie eher starre Blicke ausgetauscht oder den Blickkontakt gänzlich vermieden. Jedes Mal wenn Axel sich von ihm abgewandt hatte, hatte der Blonde ein leichtes Stechen in seiner Brust spüren können. Es war schmerzhaft, jedoch aushaltbar. Doch als er nun darüber nachdachte, gewann der Schmerz an Stärke, sodass Roxas all seine Willenskraft aufbringen musste, um die aufkommenden Tränen zu unterdrücken.

„Oi, Roxas. Kairi und ich wollen…“, kam Soras Stimme aus Richtung der Tür, verstummte jedoch fast sofort wieder. Fragend drehte der Angesprochene seinen Kopf und erwiderte den verdutzten Blick, den sein Bruder ihm zuwarf. Ein paar Sekunden verstrichen, dann setzte der Braunhaarige ein kleines Lächeln auf - leicht verlegen, leicht tröstend - und klopfte seinem Gegenüber aufmunternd auf die Schulter. „Kairi und ich wollen los. Mit dem Rest kommst du alleine klar oder? Wenn was ist, ruf uns an. Du kennst ja Kairi... Sie wird wahrscheinlich alle fünf Minuten auf ihr Handy schauen, um zu sehen, ob du dich in irgendeiner Weise gemeldet hast.“ Dies entlockte selbst Roxas ein kurzes Auflachen.

„Ich komm klar. Danke. Axel sollte eh bald von der Arbeit kommen. Solange werde ich hier wohl etwas aufräumen.“

„Dann ist ja gut.“ Man sah, dass kurz Erleichterung über das Gesicht des Älteren flackerte, bevor er Roxas in eine enge Umarmung nahm. „Du schaffst das…“ Es war nur ein Flüstern, dennoch wärmte es Roxas Herz ungemein.
 

Draußen war es bereits dunkel geworden, wodurch nur noch der Schein der Straßenlaternen sowie der der Kerzen, welche auf dem Essenstisch aufgereiht waren, das Zimmer beleuchtete. Der Kuchen, nun fertig und liebevoll verziert, befand sich an einem Ende des Tisches und wartete genau wie Roxas darauf, dass der zweite Bewohner des Appartements durch die Eingangstür schritt.

Theoretisch hätte er schon vor einigen Stunden da sein müssen, was den Blonden relativ nervös stimmte. Sollte er sich die Mühe etwa umsonst gemacht haben? Verzweifelt schloss er die Augen und versuchte sich zu konzentrieren, was sich als schwieriger gestaltete als gedacht. Zum einen spielte im Hintergrund eine CD, welche Roxas vor kurzem eingelegt hatte, um die drückende Stille zu überbrücken, zum anderen konnte er die Gedanken, welche laut in seinem Kopf hallten, nicht zum Schweigen bringen. Was sollte er nur tun?

Zögernd ging er zum Telefon und wählte die Nummer seines Freundes. Ein Tuten ertönte, welches signalisierte, dass sich eine Verbindung aufbaute. Tat er auch das richtige? Roxas war sich da nicht mehr so sicher. Was, wenn Axel dachte, er wäre drängend und ungeduldig? Vielleicht sollte er einfach auflegen und weiterhin warten. Irgendwann würde sein Mitbewohner schon kommen, schließlich hatten sie diese Wohnung zusammen gemietet.

„Hallo?“, ertönte kurz darauf auch schon eine Stimme am anderen Ende der Leitung. Roxas wollte sogleich die Begrüßung erwidern, stockte jedoch, als er die Stimmlage wahrnahm.

War dies etwa… eine Frauenstimme…?

„Hallo? Hallo!“, wiederholte die Frauenstimme erneut, darauf wartend, dass ihr Gesprächspartner etwas sagte. Dieser jedoch war unfähig einen klaren Gedanken zu fassen, weshalb er ein „Falsch verbunden…“ zusammenstotterte und so schnell es ging den Hörer wieder auflegte.

Warum war sein Kopf plötzlich so leer? Warum konnte er seinen Blick nicht von dem Gerät vor sich abwenden? Warum kam es ihm so vor, als würde sein Herz langsamer schlagen als zuvor? Warum…? Warum…?

Ohne dass er es wirklich registrierte gaben seine Beine unter ihm nach und er konnte sich gerade noch an der Lehne des Sofas, welches sich direkt neben dem Telefontischchen befand, festhalten, bevor er sich ernsthaft irgendwo hatte stoßen können. Seine Hände, die er in die Garnitur krallte, begannen unkontrolliert zu zittern, während er die Tränen nun nicht länger zurückhallten konnte. Laut schluchzend und bebend lag er da und nur eine einzige Frage hallte immer und immer wieder durch seinen Kopf. Warum…?
 

Das nächste, was Roxas wahrnahm, war etwas Warmes und sich Bewegendes in seinen Haaren. Es löste ein angenehmes Gefühl in ihm aus, dennoch irritierte ihn die Anwesenheit dieser Bewegung zu gleichen Teilen. Er wollte seine Augen öffnen, sich orientieren, doch seine Augenlider waren zu schwer. Am liebsten wäre er wieder in seine Traumwelt geflohen, wo er von seinen Gedanken und den geschehenen Erlebnisse frei war, doch ein leises Summen hielt ihn davon ab, verstärkte vielmehr seine Neugierde auf das, was er sehen würde, wenn er einfach seine Augen öffnete.

Etwas zweites Warmes fuhr Roxas nun sanft über die Wange, verwischte die restlichen Tränenspuren und kitzelte ihn unbewusst. War es eine Hand? Und das in seinem Haar… War dies auch eine Hand? Aber wer sollte denn schon hier sein, hier in seiner Wohnung…?

Langsam wach werdend, wobei er ein leises Grunzen von sich gab, kniff der Blonde seine Augen zusammen, bevor er sich für den Anblick seiner Umgebung bereitmachte. Ein Lachen drang an seine Ohren, was ihm nur noch mehr bestätigte, dass er nicht mehr allein war. Doch wer…

Seine Augen wurden fast Tellergroß als er nach oben blickte zur Quelle der Geräusche und Bewegungen. Wie konnte das sein? War er doch noch nicht so wach, wie er es vermutet hatte? Oder sollte… Nein, es konnte nicht wahr sein. Er musste noch träumen. Doch wieso wünschte er sich so extrem, dass es die Realität war?

„Hey, Schlafmütze.“ Amüsiert blickte Axel auf seinen Freund hinab, während seine Hände weiterhin durch dessen Haare fuhren. „Wie geht’s?“

Vollkommen irritiert rieb sich Roxas mit einer Hand über die Augen. Lag er tatsächlich auf dem Sofa mit einer Decke um den Körper geschlungen und dem Kopf auf den Beinen des Rothaarigen, den er vor kurzem noch verdächtigt hatte, dass er ihn für immer verlassen würde? Ein weiterer Blick nach oben schien ihm seine Bedenken zu nehmen. Noch immer saß Axel stumm lächelnd neben ihm.

„Es tut mir Leid…“, murmelte der Blonde, wobei sich erneut Tränen zu bilden begannen.

„Shh… Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Ich sollte vielmehr derjenige sein. Es tut mir Leid, Roxy.“ Sanft küsste Axel den Jungen auf die Stirn. „Ich wollte heute nicht so spät kommen. Ich wollte mit dir reden und unsere Streitereien begraben. Aber ich hatte noch ein Meeting und schließlich hat mein Chef uns zu einem Drink eingeladen... Ich konnte schlecht nein sagen. Doch als meine Kollegin deinen Anruf entgegengenommen hatte, wusste ich, dass du es höchstwahrscheinlich… na ja, missverstehen würdest…“

Verlegen setzte sich Roxas auf. Damit hatte er nicht gerechnet. Axel hatte also die gleichen Absichten wie er selber gehabt? Dann hatte er ihn ganz zu unrecht beschuldigt, dass er ihre Beziehung beenden würde… Er fühlte sich schlecht. Warum hatte er seinem Freund nicht mehr vertraut? Kannten sie sich nicht lang genug, dass dieses Vertrauen bereits vorhanden war, als vorausgesetzt galt?

„Lass uns die letzten Tage vergessen. Wir haben uns beide gegenseitig unrecht getan, doch ich will… Ich will nicht, dass diese Kleinigkeit zu sehr an Bedeutung gewinnt und uns womöglich noch… voneinander trennt. Das könnte ich nicht ertragen…“

Stumm beobachtete Roxas seinen Freund, wie er mit einem traurigen Lächeln auf den Lippen mit dem Saum der Decke spielte. Er wirkte ein wenig verloren, ein wenig fehl am Platz, was der Blonde nicht länger mit ansehen konnte. Mit einem Satz war auf seinen Beinen, unterdrückte die schwarzen Flecken, die für Sekunden seinen Blick trübten, und machte sich auf den Weg zum Essenstisch. Dort stand er. Unberührt und noch lecker anzusehen.

Als er den Versöhnungs-Kuchen hochhob und sich umdrehte, blickte er direkt in die verdutzten Augen Axels, welcher ihm halbwegs gefolgt war. Unsicher lächelnd streckte ihm der Blonde das Gebäck entgegen.

„Ich habe… ähm… für dich gebacken. Möchtest du… probieren?“

Wie in Zeitlupe verbreiterte sich Axels Lächeln bis es schließlich nicht mehr strahlender werden konnte. Mit zwei Schritten war der Rothaarige bei seinem Freund angekommen, nahm sein Gesicht in beide Hände und schaute ihm kurz tief in die Augen, bevor er ihn leidenschaftlich auf die Lippen küsste.

„Ich würde nichts lieber tun“, war seine Antwort, als er kurz darauf seinen Finger in den wenigen Zuckerguss steckte und diesen genüsslich ableckte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  TKTsunami
2012-07-05T10:49:35+00:00 05.07.2012 12:49
Ohhhhhhh
*miteinem lächeln vorm netbook sitzt*
Ist das süß~
Wo ist meine Zahnpasta? Da ist viel zu viel Zucker
*g*
Ehrlich, das ist einfach nur zu süß X3 Wie Sora und Kairi Roxas in Verzweiflung bringen ist genial *lach*
Und zum Schluss Axel, voll niedlich

TK was here


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