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Drei Wörter

Kurzgeschichtensammlung der dieÄrzte
von

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Beachparty

Beachparty
 

Wörter: Luftmatratze, Orangensaft, Spagetti (by Hummi)
 

Es ist eine Herausforderung. Geistig. Motorisch. Ein wenig auch auf emotionaler Ebene.
 

Angestrengt starrt Farin auf die schweren Einkaufstüten, in seinen Händen, deren Plastikträger langsam, aber sicher, die Blutzufuhr in sämtlichen seiner Finger abschnüren (Gitarristenkarriere ade!) und überlegt angestrengt, wie er es bewerkstelligen kann, die Tür zu ihrer WG aufzuschließen oder wahlweise endlich Bela dazu bewegen, seinen faulen Arsch in die Gänge zu setzen und ihm zu öffnen.
 

Dank der patentierten Farin Urlaub Packtechnik würde nämlich jedes Absetzen der schweren Last in einer mittleren Katastrophe enden (sprich sämtliche Lebensmittel würden ihrem PVC- Gefängnis entfliehen) bzw. bräuchte er fast schon schlangenmenschliche Fähigkeiten um den Schlüsseln, der natürlich ganz unten in der schwerster der drei Tüten liegt, zu erhaschen.
 

So in eine wirklich moralisch und ethischen Zwickmühle versetzt, tut Farin Urlaub das, was Farin Urlaub (neben Popsongs schreiben und in den Urlauben fahren) am besten kann.
 

Er schreit.
 

„FELSE! WENN DU NICHT SOFORT DIE TÜR ÖFFNEST, DANN SCHWÖRE ICH BEIM GEISTE DARWINS, DIE BILDER VON DER PARTY NEULICH MIT DIR UND DEINEM WIRKLICH EINSAMEN KLEINEN WÜRSTCHEN ZU VERVIELFÄLTIGEN UND IN DER GANZEN NACHBARSCHAFT ZU VERTEILEN!“
 

Eine Sekunde vergeht. Zwei Sekunden. Nichts passiert. Farin ist noch nie ein sonderlich geduldiger Mensch gewesen. So rückt er ein wenig nach rechts, dorthin wo er Belas Zimmer vermutet und fängt an, schön abwechselnd mit links und rechts, gegen die marode Steinwand zu treten. Ein herrliches Work-Out (jahaaa früh übt sich wer mal ein herzensbrechender Schönling werden will) und Krach sondergleichen.
 

„FELSE! FELSE! FELSE! FELSE!”
 

Es ist ein brüllender Singsang. Farin bemerkt nicht mal, wie er in irgendeine ihrer Melodien verfällt. Mit gutem Willen könnte man ZuSpät heraus hören. Mit sehr viel gutem Willen. Die Zeit dehnt sich ins Endlose, die ersten Nachbarn strecken schon ihre Köpfe heraus, kurz davor, kreischend daran zu erinnern, doch bitte an die Mitmenschen zu denken, die ihre Ruhe haben wollen. Schließlich sind sie nicht so ein asoziales Pack, da arbeitend und von daher an normale Bettzeiten gewohnt. Doch ehe es dazu kommen kann, öffnet sich endlich die Tür einen Spaltbreit.
 

Sieht er sich mit Katzenaugen konfrontiert, die ihm mürrisch und vor allen Dingen müde entgegenblicken.
 

„Du bist echt scheiße, Farin.“
 

Gut gelaunt schlängelt sich der Angesprochene durch die Tür, lädt seinen sämtlichen Einkauf auf Bela ab, der gar nicht so schnell gucken kann wie er die Tüten in der Hand hat. „Ich weiß.“ Und verschwindet breit grinsend in seinem Zimmer.
 

*
 

„FARIN!?“
 

Warum sich die Mühe machen, ihren ein Quadratmeter Flur zu durchqueren, wenn man doch schreien kann? Müde robbt Farin bis zum Ende seines Bettes, die Bettdecke immer noch über den Kopf.
 

„WAS?“
 

„KANN ES SEIN, DASS DU DIE SPAGHETTI VERGESSEN HAST?“
 

Eine kurze Pause. Farin denkt nach. Ernsthaft.
 

„MÖGLICH.“
 

Stille. Der Gitarrist ist kurz darauf, wieder einzuschlafen, von fluffigen Schäfchen und kleinen Blumen zu träumen, als ein „UND NUN?“, ihn aus den schönsten Träumen reißt.
 

Frustriert, da er das mit dem Schlafen wohl nun wirklich vergessen kann, schüttelt Farin die Bettdecke von sich, setzt sich auf. Auf die Idee, einfach zu Bela zu gehen, eine Konversation in halbwegs vernünftiger Lautstärke zu führen, kommt er nicht. Selbst wenn. Immerhin hätte Bela einen genauso weiten Weg, wenn es denn einen von ihnen beiden tatsächlich stören würde.
 

„PLANÄNDERUNG?“
 

„DANN BIST ABER DIESES MAL DU DRAN!“
 

Grummelnd brüllt Farin ein letztes „OKAY!“ Richtung Bela. Das ist so klar, dass mal wieder alles an ihm hängen bleibt.
 

*

Belas Augenbraue zuckt. Und während seine Synapsen versuchen, die Eindrücke, schnellst möglich zu seinem Gehirn zum verarbeiten überzuleiten, fragt er sich, wie das ganze so ausarten konnte.
 

Als Farin, vor circa einem Jahr mit der Idee eines regelmäßigen Freundschaftstages kam, hatte sich Bela dabei noch nicht wirklich viel gedacht. Zwar ging im der Sinn, solch eines festgelegten Datums bei zwei Personen, die sich eigentlich tägliche sahen, ein wenig ab, aber solang es den großen Blonden glücklich machte.
 

Was aber ziemlich harmlos mit Kinoabenden oder kleinen Kneipentouren (vorzugsweise in Bars die auch Milch ausschenkten) anfing, endete irgendwann in absolut durchgestylten Themenabenden, von Pyjamaparty- über Griechisch- bis ihn zu Horrornacht.
 

Und Bela weiß beim besten Willen nicht, wie das passieren konnte. Oder weshalb er es immer noch mitmacht.
 

Genauso wenig weiß er, ob er nun lachen oder schreien soll, bei dem Anblick eines halbnackten Farin Urlaubs, der auf einer quietschgelben Luftmatratze liegt, unter der einzigen Pflanze in der ganzen Wohnung, die, oh wie passend, eine Palme ist. Umgeben von Pudersand, von dem sich Bela ernsthaft fragt, ob Farin ihn wirklich vom Spielplatz drei Hausnummern weiter geklaut hat.
 

Belas Augenbraue zuckt.
 

Noch mehr als er das Longdrinkglas mit Schirmchen sieht (100% Orangensaft), die kleinen Käsespieße auf der schon angelaufenen, silbernen Platte.
 

„Auch ’nen Schluck?“
 

Und auch wenn Bela bis vor ein paar Sekunden am liebsten, hysterisch kreischend wie ein altes Waschweib, das Haus verlassen hätte, wahlweise Farin in die nächst beste Psychiatrie einweisend, so zuckt er am Ende doch nur kurz mit den Schultern. Lässt sich zu Farin auf den Boden fallen, lehnt sie gemütlich an ihn und schnappt sich einen Käsespieß.
 

Dann eben Beachparty.
 

Italienisch kann er sowieso nicht leiden.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Mebell
2009-08-08T13:17:48+00:00 08.08.2009 15:17
*Dem Zaunpfahl mit dem schlechten Wortwitz hinterherlatsch*

Ist das herrlich! Ich liebe, liebe die Vorstellung dieser Chaotenweg Bela/Farin. Und ich finde diese Art der Unterhaltung sehr symphatisch :D Mach ich auch gerne. Wozu auch bewegen?
Unglaublich toll umgesetzt! Und wie Bela dann resigniert und einfach alles akzeptiert wie es ist... Göttlich. Das ist auch irgendwie eine zuckersüße (Verzeih mir das Wort, mir fällt kein besseres ein :D) Vorstellung.
Liebe,Frieden und dieses Mal ein paar Belas (Sammel sie alle..oder so. ähäm :D)
Von:  YouKnowNothing
2009-08-05T18:18:23+00:00 05.08.2009 20:18
...
jetzt hast du mich wieder auf blöde ideen gebracht! *lacht*
der "freundschaftstag" gefällt mir nämlich sehr gut sowas will ich auch haben XD

Aber, davon mal agsehen gefällt mir das wieder alles sehr gut ^^ vorallem is das so gut vorstellbar wie die da durch die wohnung brüllen... X3~
herrlich!!

LG S-M
Von:  Toozmar
2009-08-04T19:14:47+00:00 04.08.2009 21:14
schon wieder ne super Story.
und mal wieder komm ich ins träumen. So ein halbnackter Farin... hmmm... lecka... und käsespiese... auch lecka ^^


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