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Fade Away

Auf der Suche nach der Vergangenheit
von

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Endlich nach Hause...oder so

Ein paar Tage nach dem Gespräch mit Familie Miller kann ich bereits aufstehen und mache es mir in meinem Sessel gemütlich um ein Buch zu lesen, an das Lesen konnte ich mich glücklicherweise recht schnell wieder gewöhnen, ansonsten wüsste ich auch nicht, was ich hier machen sollte.

Als ich gerade die ersten Zeilen gelesen habe, betritt ein junger Mann das Zimmer.

Er steuert direkt auf mich zu, hält kurz inne um einen Stuhl ranzuziehen und setzt sich mir gegenüber.

"Hallo Emily. Erkennst du mich wieder?"

"Bist du nicht eine der Personen, die letzthin schon einmal da waren und behaupteten, sie wären die Familie, bei der ich in Zukunft wohnen sollte?"

Der Typ grinst mich frech an.

"Ja, bin ich." Er streckt mir die Hand hin. "Ich bin Michael Miller, 19 Jahre alt und ab jetzt dein Stiefbruder."

Entgeistert starre ich ihn an. Wie können diese Menschen nur einfach so über mein Leben bestimmen?!

"Du bist wohl nicht so erfreut, mich zu sehen?" Ganz so, als ob es ihn nicht stören würde, wird sein Grinsen noch breiter.

"Wieso bestimmt ihr einfach so über mein Leben? Ich habe ein Recht darauf, selbst zu entscheiden, was ich will, auch wenn ich nicht weiß, wer ich bin!"

"Wenn du nicht weißt, wer du bist, woher willst du dann wissen, was du willst?"

Ohne lange darüber nachzudenken springe ich auf ihn zu und hole aus, um ihn zu ohrfeigen. Er springt ebenfalls auf, packt meine Hand und drückt mich auf den Boden, wo er mich festhält.

"Jetzt wissen wir zumindest schon mal, dass du leicht austickst."

Ich kann förmlich hören, wie sein Grinsen noch breiter wird, obwohl ich vorher dachte, dass dies gar nicht mehr möglich sei.

"Ich glaube, ich lasse dich erstmal wieder alleine, morgen sehen wir uns sowieso wieder, da holen wir dich nämlich ab!"

Er hebt mich hoch, hält meine Hände aber weiterhin fest, so als würde er einen erneuten Wutanfall meinerseits befürchten, und legt mich in mein Bett.

Nachdem er mich abgelegt hat, geht er zur Tür, dort angekommen dreht er sich jedoch noch einmal zu mir um.

"Tschüss, Emily, bis morgen."

Bevor ich ihm noch etwas Unfreundliches nachrufen kann ist er jedoch schon aus meinem Zimmer verschwunden und ich höre nur noch wie sich seine Schritte entfernen.

Was fällt diesem Typen eigentlich ein? Ich bin keine Puppe, die man einfach so irgendwo hinlegen kann!

Das kann ja lustig werden, wenn ich mit dem und seiner Familie zusammen wohne...
 

Am nächsten Tag ist es dann soweit: Eine kleine Tasche steht bereit, in ihr liegen zwei Bücher und andere "Abschiedsgeschenke", wie z.B. ein kleines Plüschtier, welche mir von dem Krankenhauspersonal gemacht worden waren.

Wobei der Begriff "Abschiedsgeschenke" wohl nicht ganz treffend ist, schließlich werde ich wohl noch einige Male zur Behandlung ins Krankenhaus kommen. Auch meine Kleidung, in welcher ich gefunden worden war, befindet sich in dieser Tasche. Sie ist mir zu klein geworden, jedoch kann sie auch nichts weiteres über meine Herkunft ans Licht bringen, so dass ich sie ruhig mitnehmen kann.

Es klopft an der Tür und der Mann im weißen Kittel, welcher sich mir als mein behandelnder Arzt Dr. McAllista vorgestellt hatte, kam herein. Ihm folgt "meine" Familie - leider auch Michael. Ob der wohl nichts besseres zu tun hat, als ständig bei mir aufzukreuzen?

"Hallo Emily, Familie Miller ist gekommen, um dich abzuholen. Denke daran, dich in den nächsten Wochen zu schonen. Deine Muskeln müssen wieder aufgebaut werden, du musst unbedingt die Übungen, welche dir gezeigt wurden, machen. Übermorgen beginnt deine Therapie, Dr. Casey Davis ist Psychologin und wird sich psychotherapeutisch um dich kümmern. Ein paar Tage später werde ich zur Kontrolle bei dir vorbeischauen."

Der Arzt wendet sich Misses Miller zu. Was er sagt, kann ich leider nicht verstehen, aber es scheint interessant zu sein, meine Stiefmutter, oder wie man sie nennen soll, hört angespannt zu.

Dann dreht sich der Arzt wieder zu mir um: "Du kannst jetzt zu Familie Miller, wir sehen uns dann in ein paar Tagen, bis dahin wünsche ich dir schon einmal

alles Gute!"

Misses Miller nimmt meine Tasche und ich folge ihr auf den Parkplatz. Für die weitere Strecke wurde ich in einen Rollstuhl gezwungen, ich könne noch nicht so weit laufen, hieß es.

Wenn ich denn nicht richtig laufen könnte, warum sollte ich dann bereits zu Familie Miller? Dann wäre es doch viel sinnvoller, bliebe ich noch eine Weile im Krankenhaus... Aber die brauchen bestimmt das Bett, schließlich habe ich den Platz ja zwei Jahre lang beansprucht...

Die Autofahrt gestaltet sich überraschend interessant, wir fahren über Land und ich sehe einige Tiere. Nach einer knappen halben Stunde sind wir dann da. Familie Miller wohnt scheinbar auf einem Hof, es gibt diverse Wirtschaftsgebäude, das Wohnhaus, sowie unzählige Tiere und Wiesen.

"Wilkommen zuhause, Emily." Mr. Miller schaut mich freundlich an. "Du bist bestimmt müde, ich zeige dir dein Zimmer, dann kannst du dich erst einmal ausruhen."

Ich folge ihm durch den Flur, vorbei an einigen Türen und schließlich durch eine Tür, über welcher ein Willkommensschild prankt. Das Zimmer ist hell und mit hölzernen Möbeln eingerichtet. Eigentlich sieht es gar nicht mal so schlecht aus...

"Ich lasse dich erstmal allein, sag Bescheid, wenn du etwas brauchst."

Die Tür wird geschlossen und ich bin allein. Eine beklemmende Stille macht sich breit. Familie Miller wird mich bestimmt nicht ewig beherbergen wollen. Was soll ich bloß tun, wenn ich meine Familie nicht finde? Und wie soll ich sie finden, wenn ich sie bereits seit über zwei Jahren nicht gesehen und keine Erinnerungen an sie habe?



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