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Dark Night

von

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Prolog

~Prolog~
 

Draußen regnet es in Strömen. Außerdem ist es schon relativ dunkel. Ich habe keine Ahnung wie viel Uhr es genau ist. Ich könnte nur schätzen. Und so wie ich schätze ist es schon nicht mehr Nachmittag. Ich denke eher es ist bereits Abend, wenn nicht sogar schon Nacht. Aber wie gesagt kann ich das nicht genau sagen. Könnte auch sein, dass der wolkenverhangene Himmel mich täuscht. Dass es mir nur so vorkommt. Ich weiß auch nicht wo ich mich grad genau befinde… Nur eins steht für mich fest. Und das ist dass ich jetzt auf gar keinen Fall stehen bleiben kann… ich muss weiter… koste es was es wolle. Viel Luft bekomme ich auch nicht mehr. Jeder Atemzug fällt mir schwerer und meine Brust schmerzt bei jedem Mal Luftholen mehr. Was die ganze Sache nicht wirklich einfacher macht ist dass meine Klamotten vom Regen vollkommen durchnässt sind. Sie scheinen Tonnen zu wiegen und erschweren es mir zusätzlich weiter zu laufen und zu atmen. Als wäre es nicht schon genug so. Trotzdem treibe ich mich immer weiter an. Gerade als ich denke es geht nichts mehr, kommt ein Hotel in Sicht. Meine letzten Kraftreserven zusammennehmend sprinte ich nochmal los und frage mich ob ich es noch erreichen werde.
 

~Prolog Ende~
 

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Jaaa ich weiß der Prolog ist kurz. Sehr sehr sehr kurz... ich hoffe ihr nehmt es mir nicht übel aber ich habe ihen gewollt kurz gehalten...
 

Lg BlacKxXxAngeL

Ohne abzubremsen renne ich gegen die Tür des Hauses und hoffe auf gut Glück dass sie nicht verschlossen ist. Zum Glück ist sie es nicht. Mit dem gleichen Tempo stürme ich hindurch. Ohne nachzudenken drücke ich auf den Knopf am Fahrstuhl der mich irgendwo nach oben befördern soll. Von mir aus auch nach unten. Doch es dauert mir zu lange bis der Aufzug bei mir ankommt. Ungeduldig schaue ich nach oben um evtl. zu sehen wo der Aufzug steckt. Als ich ihn schließlich 3 Stockwerke über mir erblicke stöhne ich genervt auf. Also nehme ich kurzerhand die Treppe rechts von mir. Ohne zurück zu schauen renne ich hinauf. Dass mein Körper das überhaupt noch mitmacht wundert mich selbst. Jeder einzelne Schritt den ich mache, brennt wie Feuer. Meine Beine fühlen sich sowieso an als wären sie nicht mehr da. Mit meinen Lungen geht es mir nicht viel besser. Einfach alles schmerzte. Zudem merke ich dass mein gesamter Körper das alles nicht mehr allzu lange mitmachen würde. Immer mal wieder wird es mir für Sekundenbruchteile schwarz vor den Augen. Klar sehen kann ich schon eine Weile nicht mehr. Es ist so als würde ich durch eine Nebelschwade durchschauen müssen, die mich immer umgibt. Mich überall hin verfolgt, wo ich auch hingeh.
 

Geradeaus renne ich weiter. Denn nochmal Treppen nehmen ist für mich zu viel. Schon jetzt scheine ich an meiner äußeren Grenze angelangt zu sein. Nur ganz schwach ist der Flur beleuchtet. Ein paar einzelne Lampen an der Wand entlang leuchten noch. Aber nicht mehr viele. Und auch nur leicht. Das ist mir allerdings ganz recht so. Ich brauche jetzt kein Licht. Am liebsten wäre es mir, wenn es ganz dunkel wäre. Die Kleidung, die ich anhabe scheint Tonnen zu wiegen. Saugt mir zusätzlich Kraft aus meinem Körper. Ich merke wie ich langsamer werde. Kurz darauf bleibe ich ganz stehen und lehne mich gegen die kahle Wand. Schweratmend lasse ich mich daran gelehnt herunter gleiten. Doch als ich dann kurze Zeit später Schritte in meine Richtung kommen höre, entscheide ich, dass ich mich nun wirklich lange genug ausgeruht habe. Was auch immer das heißt. Schnell stehe ich wieder auf den Beinen und mache mich bereit wieder weiter zu rennen. Auch wenn sich alles in meinem Körper dagegen sträubt. Allerdings habe ich das Gefühl nicht mehr voranzukommen weil ich meinem Körper schon alles abverlangt habe. Als ich jedoch bemerke, dass die Schritte immer mehr oder weniger schnell näher kommen, packt mich die Panik. Sehr lange kann ich mich nicht mehr aufrecht erhalten. Mich wundert es sowieso dass ich hier noch stehe, denn vorhin fühlte ich mich schon so als wär ich am Ende angekommen. Meine letzten Kraftreserven habe ich nun auch verbraucht. In mir drin bleibt gar nichts mehr. Als wirklich gar nichts mehr geht klopfe ich an die erst beste Tür in meiner Reichweite. OK klopfen ist dann doch etwas untertrieben. Ich hämmere so fest ich kann dagegen. Gelegentlich trete ich auch mal dagegen. Dabei könnte es mich nicht weniger stören wer oder was sich dahinter befindet, solange ich von hier weg komme. Oder zumindest dahin, wo er mich nicht findet.
 

Verzweifelt trete ich nochmal gegen die hölzerne Tür vor mir. Dass sie unter meinen Tritten noch nicht nachgegeben hat wundert mich selbst. Denn ich gehe nicht gerade Sanft mit dem Holz vor mir um. Warum zur Hölle macht denn auch keiner auf? Dann kommt mir der Gedanke, dass vielleicht keiner im Zimmer ist. Und mir deshalb auch keiner öffnet. In mir bricht etwas zusammen. In unzählig viele kleine Teile. Vor mir, in meinem Inneren, liegen tausende Spiegelscherben, die sich unsanft in mein Fleisch bohren.
 

Das kann jetzt nicht sein, oder? Bitte nicht. Erneut steigt Panik in mir auf. Die Schritte kommen mir eindeutig zu nah… viel zu nah! Gerade will ich wieder zum Rennen ansetzen, da öffnet sich doch tatsächlich langsam die Tür. Ohne nachzudenken drücke ich dagegen damit ich durch passe und quetsche mich am kleinen Mann im Türrahmen vorbei. Wenn ich es nicht so eilig gehabt hätte, dann hätte mich durchaus sein Todesblick abgeschreckt. Es sah so aus als wollte er mich wortwörtlich mit seinen Blicken aufspießen. Aber so habe ich ihn schon mittlerweise hinter mir gelassen und stehe schweratmend mitten im Raum. Ich bekommen lediglich mich wie er mich entgeistert anschaut, als ich mich an ihm vorbeistehle. Als ich tief im dunklen Raum stehe entspanne ich mich etwas, wobei entspannen da wohl etwas sehr übertrieben ist. Noch immer bin ich genauso angespannt wie vorher. Erstmal atme ich ganz tief durch, da ich innerlich immer noch das Gefühl habe zu verbrennen. Fast laufe ich sogar gegen ein Tisch da es hier drinnen wirklich düster ist und der Schwindel mir auch nicht gerade hilfreich ist beim gerade stehenbleiben. Mit etwas Glück bin ich jetzt vorerst in Sicherheit. Es müsste nur noch die Tür geschlossen werden. Doch als ich merke, dass genau das nicht geschieht, drehe ich mich doch wieder zu dem in der Tür stehenden um. Dort steht immer noch die verschlafene Gestalt, die mich fassungslos anschaut. Währenddessen funkelt er mich trotzdem ziemlich böse an. Man erkennt dass er sich noch immer im Halbschlaf befindet. Schnelle Schritte kommen näher in die Richtung, in der ich mich befinde.
 

Die unsichtbaren Schnüre, die sich um meinen Körper gelegt haben, ziehen sich fester. Schnüren mir die Luft ab. Schneiden sich zusätzlich zu den Spiegelscherben in meine Haut. Keuchend stehe ich in dem Raum und fange wieder an mehr zu zittern. Ich habe es doch jetzt so weit geschafft. Soll alles etwa umsonst gewesen sein? War es das? Alles Kämpfen umsonst? Kraftlos geben meine Beine nach. Mit einem dumpfen Schlag sitze ich unten auf dem Boden. Das scheint die Person vor mir aus seiner „Starre“ zu lösen. Wahrscheinlich aus Reflex heraus schmeißt er die Tür zu. Als sie ziemlich laut ins Schloss fällt, zucke ich zusammen. Einen Augenblick später spüre ich etwas an meinem Arm. Richtig wahrnehmen tu ich es aber nicht wirklich.
 

Noch immer bin ich innerlich mehr als angespannt. Es scheint als könnte alles durch die kleinste Bewegung zerreißen. Auch wenn ich äußerlich ruhig und entspannt aussehen sollte. Alles in mir drin ist bis zum zerreißen angespannt. Jede einzelne Faser.
 

Ich bemerke, wie ich leicht geschüttelt werde. Ebenso höre ich eine tiefe, raue Stimme, die mit mir zu sprechen scheint. Was sie mir jedoch sagen will kann ich nicht verstehen. Erst jetzt merke ich, dass ich wohl ziemlich abgedriftet sein muss. Langsam hebe ich meinen Blick und schaue ihm direkt in die Augen. Einen Moment studiere ich sie vorsichtig. Kann nicht sagen, was genau ich in ihnen sehe.

Der kleine Mann hat etwas ziemlich bedrohliches an sich. Er strahlt eine gewisse Kälte und Härte aus. Unheimlich irgendwie. Jedoch scheint er es nicht wirklich zu sein. Seine Augen sind auch nicht gerade das, was man als warm und freundlich bezeichnen würde. Trotzdem verliere ich mich kurze Zeit in ihnen. Tief darin schimmert noch etwas mit. Was es ist weiß ich jedoch nicht. Alles in allem nicht gerade einladend. Trotzdem. Ich bin mit meinen Kräften am Ende, sodass mir das vollkommen egal ist. Lieber würde ich jetzt hier drinnen sterben, als da nochmal rausgehen zu müssen und mich auszuliefern. Ich denke wieder an den Mann draußen in Flur und erschaudere. Mir ist klar, dass ich früher oder später wieder hier raus muss. Wahrscheinlich eher früher als mir lieb ist.

Kaum bemerkbar zucke ich zusammen, als ich ganz leise, fast schon flüsternd an meinem Ohr höre: „Ist dir kalt? Du zitterst ja! Komm geh erstmal duschen. Sonst holst du dir noch den Tod in den nassen Klamotten.“ Seine Stimme hat einen harschen Ton, auch wenn er scheinbar versucht freundlich zu klingen. So ganz gelingen will ihm das nicht.
 

Leicht schüttele ich nur meinen Kopf. Schaue immer nur gerade aus. Praktisch durch ihn hindurch. „Dir muss doch aber kalt sein“, meint der Unbekannte, „Du zitterst ja total.“ Wieder schüttele ich nur ganz leicht den Kopf. Halte dann eine Sekunde inne und beginne langsam und sehr vorsichtig zu nicken. „Kannst du aufstehen?“, werde ich gefragt. Gute Frage! Das weiß ich selbst nicht so genau. Trotzdem nicke ich wieder, auch wenn ich mir selbst da nicht ganz so sicher bin. Sehr vorsichtig versuche ich auf meine Beine zu kommen, was mir erstaunlicherweise auch gelingt. Auch wenn ich sehr wackelig auf ihnen stehe. Ich folge nun einfach den Mann durch das Zimmer ins Bad. Er nimmt ein Handtuch aus dem Schrank links neben mir und reicht es mir. „Wenn du fertig bist schmeiße das Handtuch bitte in die Wäsche, ja?“ Dann schaut er mich überlegend an. „Du bist zwar größer als ich, aber ich denke ich könnte Trotzdem eine Hose und ein Oberteil für dich haben. Mir sind die einiges zu groß. So kannst du was Trockenes anziehen und musst nicht mehr in deine nassen Sachen schlüpfen.“ Damit verschwindet er aus dem Raum. Kurz darauf ist er jedoch schon wieder zurück und legt mir die Sachen ans Waschbecken. „Danke“, sage ich leise. Und damit hat er keine Ahnung wie dankbar ich ihm bin und für was. „Ja ja schon gut“, entgegnet er mir und muss dabei ein Gähnen unterdrücken. „Geh dann halt einfach wenn du fertig bist“, murrt er, „Ich geh schlafen.“ Damit gähnt er nochmal und verlässt das Bad.
 

Das war es dann. Nachdem ich mit dem Duschen fertig bin, muss ich hier wieder weg. Ich habe gehofft ich könnte das ganze noch ein wenig hinauszögern. Doch schließlich will ich es doch nicht darauf anlegen, da es der kleine anscheinend nicht sonderlich toll findet dass ich hier bin. Er wirkt die ganze Zeit „etwas“ gereizt. Wohl ist mir bei dem Gedanken, dass ich hier gleich wieder raus muss ganz und gar nicht. Mir wird es wieder schlecht. Zudem merke ich in meinem Inneren wieder einen unangenehmen Druck. Stoßweise atme ich aus. „Ruhig jetzt“, ermahne ich mich selbst. Abfinden muss ich mich so oder so damit, daran ändern kann ich nichts. Ich seufze und steige fröstelnd und zitternd und den warmen Wasserstrahl. Lautlos laufen mir die Tränen über das Gesicht.

Unaufhörlich prasselt das warme Wasser auf mich runter. Alles um mich herum nehme ich durch all dir Tränen nur noch verschwommen wahr. Ich versuche sie schon gar nicht mehr zurückzuhalten. Das könnte ich sowieso nicht. Wozu es dann noch versuchen? Hier sieht es sowieso keiner. Da kann ich mir doch mal kurz diese Schwäche erlauben. Wenn ich es sonst doch immer unterdrücke. Vor anderen gebe ich mir diese Blöße bestimmt nicht. Für gewöhnlich nicht mal mir selbst. Doch jetzt… lasse ich es ausnahmsweise mal zu.
 

Die Frage „warum“ spukt mir ständig im Kopf herum.

Warum ich?

Warum hört das nicht auf?

Warum ist alles so gekommen?

Warum kann ich es nicht ändern?

Warum kann ich mich nicht wehren?

Warum kann ich gar nichts machen?

Warum bin ich so schwach?

Warum passiert das immer wieder?

Warum bin ich jetzt hier?

Warum? Warum? Warum?
 

Mit einem unterdrückten Schrei schlage ich mit meiner Faust gegen die Wand. Den darauffolgenden Schrei versuche ich auch zu unterdrücken. Schnell beiße ich mir dazu auf meine Lippe. Ein dumpfer Schmerz zieht meinen Arm hinauf. „Schönes“ Gefühl kann ich sagen. Langsam ziehe ich meinen Arm zurück und versuche vorsichtig meine Finger zu bewegen. Es hat nämlich ziemlich ungesund geknackt. Scheinbar ist alles aber noch ganz. Glück gehabt. Von meiner Lippe kann ich das jedoch nicht ganz behaupten. Davon tropft nämlich grad ein bisschen Blut runter. Hab mir wohl eben ein bisschen zu fest auf die Lippe gebissen. Stören tut es mich jedoch nicht wirklich.
 

Als ich an heute zurückdenke wird mir wieder kalt. Noch kälter als sowieso schon. Vor allem in mir drin. Obwohl aus dem Duschkopf warmes Wasser kommt zittere ich. Mich scheint unaufhörlich eine eisige Kälte zu umgeben, die absolut nicht weichen will. Deshalb drehe ich das Wasser noch ein bisschen auf und stelle es wärmer. Nützt mir nur anscheinend nicht viel. Ich zittere jedoch noch immer wie zuvor. Dieses unangenehme Gefühl, die Kälte, scheint nur immer weiter in mich hineinzukriechen. Sich beständig vorzukämpfen. Immer tiefer.
 

Also drehe ich die Wärme des Wassers noch einmal höher. Möchte, dass dieses Gefühl endlich weicht. Dass mir warm wird. An der Duschwand lass ich mich auf dem Boden herunter gleiten. Dort angekommen ziehe ich meine Beine an. Ganz dicht an meinen Körper und lege meine Arme darum. Schließlich lege ich noch meinen Kopf auf meinen Knien ab. Die Haut an meinem Rücken, wo das Wasser drauf prasselt, fühlt sich ungefähr so an, als würde sie verbrennen. Doch die Elende Kälte in meinem Inneren verschwindet einfach nicht, Die Wärme auf meinem Körper ist schon schmerzhaft heiß. Und trotzdem erfriere ich innerlich.
 

Mit meinen Gedanken drifte ich ganz weit ab. Nehme nicht mehr um mich herum wahr. Außer dem gleichmäßigen rauschen des Wassers und dem Brennen auf meiner Haut. Aber ich nehme es nur wahr. Nicht bewusst oder so. Wie eine langsam verschwindende Erinnerung. Eine, die nicht mehr wirklich vorhanden ist. Jedoch auch noch nicht vollkommen verschwunden. Eine die man nur noch verschwommen wahr nimmt. So geht es mir gerade mit allem um mich herum. Alles geschieht, aber auch nicht wirklich. Immer tiefer versinke ich in meinen Gedanken.
 

Unaufhörlich laufen Filme in meinem Kopf ab. Lassen mich erschauern, zittern, Angst haben. Wieder einmal geht mein Atem nur stoßweise. Klar denken kann ich nicht mehr. Versuche mich so klein wie möglich zu machen. Will einfach verschwinden. Weit weg. Ganz weg. Für immer. „Nein“, flüstere ich kaum hörbar. Mein gesamtes Leben bis jetzt spielt sich vor meinem inneren Auge ab. Alles. Jede Einzelheit. Bis zu meinem Weg hierher. Auch der Kleine, in dessen Wohnung ich mich noch immer befinde. Seine abwehrenden Haltungen. Seine dunklen, kalten Augen. Und dann noch dieser kleine Funken, der hin und wieder in deinen Augen aufgeflammt ist. Genau das lässt mich nun einfach nicht mehr los. Zu gerne würde ich wissen, was das genau war. Nur habe ich das Gefühl, dass das ein Geheimnis bleibt, von dem ich niemals etwas erfahren werde. Ich kann mir absolut keinen Reim daraus bilden. Schade.
 

Die Minuten vergehen und ich verharre in der Position. Langsam wird es jedoch unangenehm. Viel zu unangenehm. Deshalb stehe ich vorsichtig wieder auf. Zu dem kann ich hier ja schlecht übernachten. Auch wenn ich es gerne würde. Als ich gerade aufstehe macht mir jedoch mein Kreislauf einen Strich durch die Rechnung. Schnell versuche ich irgendwo Halt zu finden. Für den Bruchteil einer Sekunde finde ich sogar was. Rutsche jedoch gleich wieder ab. Dabei reiße ich etwas mit und lande auf dem Duschboden. Keine Sekunde später landet das Duschgel auf meinem Kopf. Jetzt weiß ich auch, was ich mitgerissen habe. Ich lege meine Hand auf die schmerzende Stelle am Schädel, wo das Duschgel gelandet ist. Mit der anderen Hand stütze ich mich an der Wand ab, damit ich Halt finde. Meine Augen sind fest geschlossen. So versuche ich die Welt um mich herum wieder zum stehen zu bringen. Die dreht sich nämlich munter. Nach einiger, mir unendlich erscheinender, Zeit lässt das Schwindelgefühl nach.
 

Vorsichtig stehe ich wieder auf, aus Angst umzukippen, und steige aus der Dusche aus. Bedächtig hole ich mir mein Handtuch und binde es mir um. Am Waschbecken abgestützt schaue ich in den beschlagenen Spiegel. Kurz wische ich mit meiner Hand darüber. Jetzt sehe ich schon besser. Nur bin ich mir nicht ganz sicher, ob ich das auch wirklich sehen möchte, was sich darin zeigt. Wohl eher nicht. Ganz und gar nicht wenn man es genau nimmt. Ich kann diese Person im Spiegel nicht ausstehen. Nicht im Geringsten. Ich mag meinen Körper nicht und wer ich bin erst recht nicht. Manchmal möchte ich einfach jemand anders sein. Hasserfüllt schaue ich zum Spiegelbild vor mir. Spieße mich mit meinen Blicken auf. Meine Blicke wandern über mein Gesicht, meinen Hals, meine Brust bis runter zu meinem Bauch. Überall zeichnen sich blaue Flecken ab. Manche neuer, manche schon wieder am verblassen. Leicht streichele ich über diese und zucke kurz zusammen, weil mich ein Schmerz durchzuckt. Verdammt… schon wieder ein neuer. Ich seufze. Hört das denn niemals auf? Werde ich nicht einmal davor bewahrt? Nicht ein einziges Mal? Aber nicht nur die sind das Problem. Die werden früher oder später schon verschwinden. Viel schlimmer finde ich die ganzen Narben, die meinen Bauch aber vor allem meinen Rücken bedecken. Eigentlich so gut wie meinen ganzen Körper. Wie ich diesen Anblick hasse. Hasse mich dafür, dass ich zulasse, dass sie entstehen. Kurz kratze ich über meinen Bauch. Erst nur leicht dann aber nochmal mit Nachdruck. Dadurch reiße ich mir einige Wunden neu auf. Sie sollen verschwinden. Ich könnte ausflippen. Gerade so schaffe ich es mich davon abzuhalten in den Spiegel zu schlagen. Das wäre dann doch keine so gute Idee, auch wenn ich es jetzt gerne tun würde. Zudem bezweifele ich, dass das Der Besitzer der Wohnung sonderlich toll finden würde, wenn ich hier den Spiegel zertrümmere.
 

Einen letzten vernichtenden Blick werfe ich mir zu, bevor ich mich frustriert umdrehe. Schnell ziehe ich die Klamotten an, die ich bekommen habe. Die sind zwar ein bisschen kurz, aber nur geringfügig. Kaum der Rede wert, also lasse ich sie gleich an. Schnell befördere ich noch das Handtuch in die Wäsche und verlasse das Bad. Leise schließe ich noch die Tür hinter mir. Vorsichtig tapse ich durch den Raum. Alle Lichter sind ausgeschalten. Ich hoffe, dass ich jetzt in der Dunkelheit nicht über etwas falle oder gegen etwas laufe. Denn wenn ich Umrisse ausmachen kann, ist das viel. Irgendwie komme ich einigermaßen heil an. Als ich wieder im Schlafzimmer des Mannes stehe, sehe ich auch wieder mehr. Durch das Fenster fällt sanftes Mondlicht, wodurch das Zimmer zu leuchten scheint. Alles ist in ein leichtes Licht gehüllt. Hat etwas schaurig-traurig-schönes an sich. Doch wo ist der Unbekannte hin? Ich kann ihn nirgends entdecken. Wollte mich zumindest noch einmal bedanken bevor ich, leider, wieder gehe. Denn es ist nicht selbstverständlich, dass man einem wildfremden Menschen mitten in der Nacht in seine Wohnung lässt. Wobei richtig gelassen hat er mich nicht. Ich habe mich einfach vorbeigedrängelt, aber lassen wir das jetzt mal außer Acht. Er hätte mich ja nur wieder rausschmeißen müssen. Das konnte ich mir bei den meisten Menschen nämlich nur zu gut vorstellen. Plötzlich erblicke ich eine Uhr. Ich versuche die Zeit auszumachen, denn es würde mich doch mal interessieren, wie spät es nun eigentlich ist. 2.43 Uhr. Ich frage mich wie lange ich im Bad gebraucht habe. Ein paar Stunden? Oder bin ich wirklich erst so spät hier angekommen? Das würde zumindest erklären, warum er mich so vernichtend angeschaut hat, als er aufgemacht hat. Ich hätte wahrscheinlich nicht großartig anders reagiert. Außer, dass ich demjenigen eventuell noch an den Hals gegangen wär. Doch wo ist der Mensch überhaupt? Ich kann ihn nirgendwo entdecken. Betrübt will ich wieder gehen. Nun muss ich wieder raus in meine eigene Hölle. Gerade als ich mich zum Gehen umdrehen will, erblicke ich die kleine Gestalt im Bett. Um mich doch noch zu verabschieden trete ich näher heran. Fasziniert bleibe ich neben dem Gestell stehen und beobachte den scheinbar Schlafenden eine Weile. Ich bin von seiner ganzen Erscheinung fasziniert. Wie friedlich er da liegt. Auf der Seite und ganz leicht zusammengerollt. Die Augen friedlich geschlossen. Seine Gesichtszüge völlig entspannt und sein Mund ganz leicht geöffnet. Hat etwas Engelhaftes an sich.
 

Kurz drifte ich ab. In mein eigenes Universum. Wann habe ich eigentlich das letzte Mal so ruhig… so friedlich geschlafen? Habe ich überhaupt schon mal so geschlafen? Daran erinnern kann ich mich nicht. Ich schlafe immer sehr unruhig. Wenn ich denn überhaupt mal schlafe. Ja ich vermeide es zu schlafen. Denn auf Träume kann ich gut verzichten. Auf meine zumindest. Es sind für gewöhnlich nämlich nicht sonderlich schöne. Und selbst wenn es ausnahmsweise welche sind, möchte ich trotzdem nichts davon wissen. Warum sollte ich auch? Wenn ich aufwache ist sowieso nichts wie in meinen angenehmen Träumen. Wieso sollte ich mich also diesen Illusionen hingeben? Wieso mich dahin flüchten? Wenn ich aufwache ist nichts wie in diesen Träumen… Warum mir dann falsche Hoffnungen machen? Nur damit sie wie Seifenblasen kurz darauf wieder platzen? Ohne mich. Ich weiß ohnehin, dass es niemals so werden wird. Es ist noch nie so geworden. Noch nicht einmal. Also will ich auch nichts davon wissen. Und ja es tut weh! Alles tut weh!
 

Mit einem seufzen lass ich meinen Blick noch einmal über den Unbekannten schweifen. Gerade will ich mich umdrehen, da fällt mein Blick zufälligerweise auf einen kleineren Tisch in der Ecke. Nach kurzem Zögern krabbele ich darunter und setze mich in die Ecke. Mit meinem Rücken lehne ich mich an die Wand. Um die Folgen werde ich mir wohl dann morgen Gedanken machen. Sicherlich wird mich mein „Gastgeber“ morgen rausschmeißen, wenn er mich hier entdeckt. Vielleicht wird er mich auch anschreien und wütend auf mich sein. Doch das nehme ich dann gerne in Kauf. Das ist tausendmal besser als jetzt raus zu gehen. Als dort jetzt in mein Verderben zu laufen. Denn ich weiß nicht wie lange ich das noch mitmache. Wie lange ich es noch mitmachen kann. Da nehme ich so ziemlich alles andere in Kauf.
 

Damit ziehe ich meine Beine an und lege meine Arme darum. Meinen Kopf lehne ich an die Wand bzw. auch an den Schrank neben und hinter mir. So dauert es nicht lange bis ich in den Schlaf abdrifte.



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Kommentare zu dieser Fanfic (1)

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Von:  Neii-da
2009-11-21T23:09:46+00:00 22.11.2009 00:09
Wow....es ist ja nocht nicht wirklich viel passiert, aber die Storry hat mich jetzt schon gepackt. Ich würde mich freuen wenn es so bald wie möglich weiter geht^^
Floomii


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