Zum Inhalt der Seite

Dark Night

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Ohne abzubremsen renne ich gegen die Tür des Hauses und hoffe auf gut Glück dass sie nicht verschlossen ist. Zum Glück ist sie es nicht. Mit dem gleichen Tempo stürme ich hindurch. Ohne nachzudenken drücke ich auf den Knopf am Fahrstuhl der mich irgendwo nach oben befördern soll. Von mir aus auch nach unten. Doch es dauert mir zu lange bis der Aufzug bei mir ankommt. Ungeduldig schaue ich nach oben um evtl. zu sehen wo der Aufzug steckt. Als ich ihn schließlich 3 Stockwerke über mir erblicke stöhne ich genervt auf. Also nehme ich kurzerhand die Treppe rechts von mir. Ohne zurück zu schauen renne ich hinauf. Dass mein Körper das überhaupt noch mitmacht wundert mich selbst. Jeder einzelne Schritt den ich mache, brennt wie Feuer. Meine Beine fühlen sich sowieso an als wären sie nicht mehr da. Mit meinen Lungen geht es mir nicht viel besser. Einfach alles schmerzte. Zudem merke ich dass mein gesamter Körper das alles nicht mehr allzu lange mitmachen würde. Immer mal wieder wird es mir für Sekundenbruchteile schwarz vor den Augen. Klar sehen kann ich schon eine Weile nicht mehr. Es ist so als würde ich durch eine Nebelschwade durchschauen müssen, die mich immer umgibt. Mich überall hin verfolgt, wo ich auch hingeh.
 

Geradeaus renne ich weiter. Denn nochmal Treppen nehmen ist für mich zu viel. Schon jetzt scheine ich an meiner äußeren Grenze angelangt zu sein. Nur ganz schwach ist der Flur beleuchtet. Ein paar einzelne Lampen an der Wand entlang leuchten noch. Aber nicht mehr viele. Und auch nur leicht. Das ist mir allerdings ganz recht so. Ich brauche jetzt kein Licht. Am liebsten wäre es mir, wenn es ganz dunkel wäre. Die Kleidung, die ich anhabe scheint Tonnen zu wiegen. Saugt mir zusätzlich Kraft aus meinem Körper. Ich merke wie ich langsamer werde. Kurz darauf bleibe ich ganz stehen und lehne mich gegen die kahle Wand. Schweratmend lasse ich mich daran gelehnt herunter gleiten. Doch als ich dann kurze Zeit später Schritte in meine Richtung kommen höre, entscheide ich, dass ich mich nun wirklich lange genug ausgeruht habe. Was auch immer das heißt. Schnell stehe ich wieder auf den Beinen und mache mich bereit wieder weiter zu rennen. Auch wenn sich alles in meinem Körper dagegen sträubt. Allerdings habe ich das Gefühl nicht mehr voranzukommen weil ich meinem Körper schon alles abverlangt habe. Als ich jedoch bemerke, dass die Schritte immer mehr oder weniger schnell näher kommen, packt mich die Panik. Sehr lange kann ich mich nicht mehr aufrecht erhalten. Mich wundert es sowieso dass ich hier noch stehe, denn vorhin fühlte ich mich schon so als wär ich am Ende angekommen. Meine letzten Kraftreserven habe ich nun auch verbraucht. In mir drin bleibt gar nichts mehr. Als wirklich gar nichts mehr geht klopfe ich an die erst beste Tür in meiner Reichweite. OK klopfen ist dann doch etwas untertrieben. Ich hämmere so fest ich kann dagegen. Gelegentlich trete ich auch mal dagegen. Dabei könnte es mich nicht weniger stören wer oder was sich dahinter befindet, solange ich von hier weg komme. Oder zumindest dahin, wo er mich nicht findet.
 

Verzweifelt trete ich nochmal gegen die hölzerne Tür vor mir. Dass sie unter meinen Tritten noch nicht nachgegeben hat wundert mich selbst. Denn ich gehe nicht gerade Sanft mit dem Holz vor mir um. Warum zur Hölle macht denn auch keiner auf? Dann kommt mir der Gedanke, dass vielleicht keiner im Zimmer ist. Und mir deshalb auch keiner öffnet. In mir bricht etwas zusammen. In unzählig viele kleine Teile. Vor mir, in meinem Inneren, liegen tausende Spiegelscherben, die sich unsanft in mein Fleisch bohren.
 

Das kann jetzt nicht sein, oder? Bitte nicht. Erneut steigt Panik in mir auf. Die Schritte kommen mir eindeutig zu nah… viel zu nah! Gerade will ich wieder zum Rennen ansetzen, da öffnet sich doch tatsächlich langsam die Tür. Ohne nachzudenken drücke ich dagegen damit ich durch passe und quetsche mich am kleinen Mann im Türrahmen vorbei. Wenn ich es nicht so eilig gehabt hätte, dann hätte mich durchaus sein Todesblick abgeschreckt. Es sah so aus als wollte er mich wortwörtlich mit seinen Blicken aufspießen. Aber so habe ich ihn schon mittlerweise hinter mir gelassen und stehe schweratmend mitten im Raum. Ich bekommen lediglich mich wie er mich entgeistert anschaut, als ich mich an ihm vorbeistehle. Als ich tief im dunklen Raum stehe entspanne ich mich etwas, wobei entspannen da wohl etwas sehr übertrieben ist. Noch immer bin ich genauso angespannt wie vorher. Erstmal atme ich ganz tief durch, da ich innerlich immer noch das Gefühl habe zu verbrennen. Fast laufe ich sogar gegen ein Tisch da es hier drinnen wirklich düster ist und der Schwindel mir auch nicht gerade hilfreich ist beim gerade stehenbleiben. Mit etwas Glück bin ich jetzt vorerst in Sicherheit. Es müsste nur noch die Tür geschlossen werden. Doch als ich merke, dass genau das nicht geschieht, drehe ich mich doch wieder zu dem in der Tür stehenden um. Dort steht immer noch die verschlafene Gestalt, die mich fassungslos anschaut. Währenddessen funkelt er mich trotzdem ziemlich böse an. Man erkennt dass er sich noch immer im Halbschlaf befindet. Schnelle Schritte kommen näher in die Richtung, in der ich mich befinde.
 

Die unsichtbaren Schnüre, die sich um meinen Körper gelegt haben, ziehen sich fester. Schnüren mir die Luft ab. Schneiden sich zusätzlich zu den Spiegelscherben in meine Haut. Keuchend stehe ich in dem Raum und fange wieder an mehr zu zittern. Ich habe es doch jetzt so weit geschafft. Soll alles etwa umsonst gewesen sein? War es das? Alles Kämpfen umsonst? Kraftlos geben meine Beine nach. Mit einem dumpfen Schlag sitze ich unten auf dem Boden. Das scheint die Person vor mir aus seiner „Starre“ zu lösen. Wahrscheinlich aus Reflex heraus schmeißt er die Tür zu. Als sie ziemlich laut ins Schloss fällt, zucke ich zusammen. Einen Augenblick später spüre ich etwas an meinem Arm. Richtig wahrnehmen tu ich es aber nicht wirklich.
 

Noch immer bin ich innerlich mehr als angespannt. Es scheint als könnte alles durch die kleinste Bewegung zerreißen. Auch wenn ich äußerlich ruhig und entspannt aussehen sollte. Alles in mir drin ist bis zum zerreißen angespannt. Jede einzelne Faser.
 

Ich bemerke, wie ich leicht geschüttelt werde. Ebenso höre ich eine tiefe, raue Stimme, die mit mir zu sprechen scheint. Was sie mir jedoch sagen will kann ich nicht verstehen. Erst jetzt merke ich, dass ich wohl ziemlich abgedriftet sein muss. Langsam hebe ich meinen Blick und schaue ihm direkt in die Augen. Einen Moment studiere ich sie vorsichtig. Kann nicht sagen, was genau ich in ihnen sehe.

Der kleine Mann hat etwas ziemlich bedrohliches an sich. Er strahlt eine gewisse Kälte und Härte aus. Unheimlich irgendwie. Jedoch scheint er es nicht wirklich zu sein. Seine Augen sind auch nicht gerade das, was man als warm und freundlich bezeichnen würde. Trotzdem verliere ich mich kurze Zeit in ihnen. Tief darin schimmert noch etwas mit. Was es ist weiß ich jedoch nicht. Alles in allem nicht gerade einladend. Trotzdem. Ich bin mit meinen Kräften am Ende, sodass mir das vollkommen egal ist. Lieber würde ich jetzt hier drinnen sterben, als da nochmal rausgehen zu müssen und mich auszuliefern. Ich denke wieder an den Mann draußen in Flur und erschaudere. Mir ist klar, dass ich früher oder später wieder hier raus muss. Wahrscheinlich eher früher als mir lieb ist.

Kaum bemerkbar zucke ich zusammen, als ich ganz leise, fast schon flüsternd an meinem Ohr höre: „Ist dir kalt? Du zitterst ja! Komm geh erstmal duschen. Sonst holst du dir noch den Tod in den nassen Klamotten.“ Seine Stimme hat einen harschen Ton, auch wenn er scheinbar versucht freundlich zu klingen. So ganz gelingen will ihm das nicht.
 

Leicht schüttele ich nur meinen Kopf. Schaue immer nur gerade aus. Praktisch durch ihn hindurch. „Dir muss doch aber kalt sein“, meint der Unbekannte, „Du zitterst ja total.“ Wieder schüttele ich nur ganz leicht den Kopf. Halte dann eine Sekunde inne und beginne langsam und sehr vorsichtig zu nicken. „Kannst du aufstehen?“, werde ich gefragt. Gute Frage! Das weiß ich selbst nicht so genau. Trotzdem nicke ich wieder, auch wenn ich mir selbst da nicht ganz so sicher bin. Sehr vorsichtig versuche ich auf meine Beine zu kommen, was mir erstaunlicherweise auch gelingt. Auch wenn ich sehr wackelig auf ihnen stehe. Ich folge nun einfach den Mann durch das Zimmer ins Bad. Er nimmt ein Handtuch aus dem Schrank links neben mir und reicht es mir. „Wenn du fertig bist schmeiße das Handtuch bitte in die Wäsche, ja?“ Dann schaut er mich überlegend an. „Du bist zwar größer als ich, aber ich denke ich könnte Trotzdem eine Hose und ein Oberteil für dich haben. Mir sind die einiges zu groß. So kannst du was Trockenes anziehen und musst nicht mehr in deine nassen Sachen schlüpfen.“ Damit verschwindet er aus dem Raum. Kurz darauf ist er jedoch schon wieder zurück und legt mir die Sachen ans Waschbecken. „Danke“, sage ich leise. Und damit hat er keine Ahnung wie dankbar ich ihm bin und für was. „Ja ja schon gut“, entgegnet er mir und muss dabei ein Gähnen unterdrücken. „Geh dann halt einfach wenn du fertig bist“, murrt er, „Ich geh schlafen.“ Damit gähnt er nochmal und verlässt das Bad.
 

Das war es dann. Nachdem ich mit dem Duschen fertig bin, muss ich hier wieder weg. Ich habe gehofft ich könnte das ganze noch ein wenig hinauszögern. Doch schließlich will ich es doch nicht darauf anlegen, da es der kleine anscheinend nicht sonderlich toll findet dass ich hier bin. Er wirkt die ganze Zeit „etwas“ gereizt. Wohl ist mir bei dem Gedanken, dass ich hier gleich wieder raus muss ganz und gar nicht. Mir wird es wieder schlecht. Zudem merke ich in meinem Inneren wieder einen unangenehmen Druck. Stoßweise atme ich aus. „Ruhig jetzt“, ermahne ich mich selbst. Abfinden muss ich mich so oder so damit, daran ändern kann ich nichts. Ich seufze und steige fröstelnd und zitternd und den warmen Wasserstrahl. Lautlos laufen mir die Tränen über das Gesicht.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Neii-da
2009-11-21T23:09:46+00:00 22.11.2009 00:09
Wow....es ist ja nocht nicht wirklich viel passiert, aber die Storry hat mich jetzt schon gepackt. Ich würde mich freuen wenn es so bald wie möglich weiter geht^^
Floomii


Zurück