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Revenge

von

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Revenge

Er stand da, im Schatten des Waldes, der die Schule umgab.

Er hatte diese Idee schon seit einigen Monaten – seit über einem Jahr, um genau zu sein – doch erst jetzt hatte er einen Weg gefunden, um sich zu revanchieren. Er würde ihn genauso demütigen, wie er damals gedemütigt würde. Er würde ihn dieselbe Pein, dieselben Qualen, denselben Schmerz spüren lassen, die er gefühlt hatte.

Er würde seine Rache bekommen, er würde endlich seinen aufgebrachten Geist zur Ruhe bringen können.

Natürlich, vielleicht hatte er es tatsächlich nicht verdient, aber er konnte doch nichts dafür, oder? Schließlich hatte er nicht damit angefangen – aber genauso wenig konnte er diese Demütigung auf sich beruhen lassen. Was sollten denn die Leute von ihm denken? Dass er ein Verlierer war?

Nein, ein Verlierer war er nicht; er war ein Gewinner, ein Anführertyp. Zu ihm blickten Leute auf. Tausende von Mädchen waren hinter ihm her. Er war ein begnadeter Sportler. Er hatte die Welt gerettet, verflucht noch mal! Und das oft genug!

So jemand ließ es nicht einfach auf sich sitzen, wenn er etwas Peinliches tun musste. Nein, er bewies stattdessen, dass er es Wert war, der Coolste zu sein. Und das, was er vor hatte, würde alle nur in dieser Meinung bestärken.

Das, was er damals getan hatte, wozu er gezwungen wurde, konnte er doch nicht auf sich sitzen lassen!

Natürlich, seine Idee war vielleicht nicht hundertprozentig ausgereift – oder genial – aber es war besser als gar nichts. Und mit ‚Gar nichts’ hatte er noch nie etwas anfangen können.

Das Warten machte ihn müde; vielleicht war die Idee, Schule zu schwänzen, nicht ganz so klug gewesen. Aber jetzt war es auch schon zu spät dafür.

Er sah auf die Uhr und fuhr sich verstimmt durch die Haare, als er merkte, dass er noch über eine Stunde warten musste. Aber dann hatte er wenigstens Zeit, sich das Ganze noch einmal zu überlegen. Den Plan noch einmal zu überdenken und vielleicht etwas als Notfalllösung auszuknobeln.

Ihm war in seinem Leben schon oft gesagt worden, dass er seine Pläne nicht zu Ende dachte und oft genug hatte ihn das in Gefahr gebracht – und seine Freunde und all ihre Partner gleich mit dazu – aber immer waren sie am Ende lebend davon gekommen. Unverletzt nicht unbedingt aber lebend.

Hm. Das hier konnte ähnlich enden. Würde es aber nicht. Ein wenig quälend würde es vermutlich sein, aber nicht tödlich. Gut, ein wenig tödlich vielleicht. Aber nicht gefährlich tödlich!

Hoffentlich nicht.

„Du hast den Plan nicht zu Ende gedacht, oder?“, fragte sein Partner zweifelnd, als er die leicht verstimmte Mine von ihm eingehend betrachtete. Er stöhnte genervt auf. Er liebte es zwar, jemanden zu haben, mit dem er wirklich über alles reden konnte, aber manchmal ging es ihm wirklich auf die Nerven, dass ständig jemand Einblick in seine Seele hatte.

„Hey, du kennst mich doch so lange. Meinst du nicht, dass ich mich wenigstens etwas geändert hätte?“, erwiderte er genervt.

Sein Partner grinste ihn an.

„Also nicht?“

Als einzige Antwort zuckte er mit den Schultern und seufzte. Sein Partner tat es ihm gleich.

Sie hatten schon so viel zusammen durchgemacht; Kämpfe in der Welt der Digimon, Kämpfe in der Welt der Menschen. Kämpfe um Leben und Tod. Kämpfe um das Schicksal beider Welten. Und natürlich die kleinen Alltagskämpfe, wie versiebte Klassenarbeiten, Streit mit der Familie, Streit mit den Freunden.

In all diesen Sachen und mehr hatten sie sich gegenseitig unterstützt.

Doch über das hier waren sie Beide geteilter Meinung.

Während der eine den – absolut unreifen, undurchdachten und unvermeidlich demütigenden – Plan für grandios hielt fand der andere, dass es eine andere Lösung geben musste.

Sie hatten schon so oft kämpfen müssen – also wieso sollten sie das jetzt freiwillig tun? Wieso sollten sie jemanden verletzen – zwar nur im Stolz und nicht körperlich – wenn sie nicht dazu gezwungen wurden? Das war so unglaublich paradox, wo doch eigentlich sie Beide nie viel von solchen Dingen gehalten hatten.

„Meinst du nicht, dass es auch anders gehen würde?“, fragte sein Partner.

Eine Frage die er sich ebenfalls schon oft gestellt hatte, aber nie hatte er eine befriedigende Antwort darauf gefunden und sie deshalb gezwungenermaßen mit ‚Ja’ beantwortet. Er war sich zwar sicher, dass es bessere Wege gäbe, aber ihm fielen keine ein. Und auf die Rache verzichten wollte er nicht.

Und vor allem konnte er das nicht. Es würde ihn innerlich auffressen, ihn in den Wahnsinn treiben. Und irgendwann würde er etwas wirklich sehr, sehr, sehr dummes deswegen tun.

Also wieso warten, wenn er sich die Erlösung schon jetzt holen konnte? Wenn er jetzt seinen Stolz wieder reparieren konnte, der verletzt worden war, mit Füßen getreten und durch den Dreck gezogen.

Ja, wieso warten?

„Weil es vernünftig wäre!“, erwiderte sein Partner. Verblüfft sah er ihn – konnte er seit neuestem Gedankenlesen?

Sein Partner grinste ihn an und schlug sich trotzdem genervt mit der flachen hand vor die Stirn. Manchmal war sein Partner einfach zu komisch, wenn er auf so unglaublich dumme Ideen kam. Wie sollte das bitte möglich sein? Natürlich konnte er seine Gedanken nicht lesen – er hatte sie laut ausgesprochen – aber an seiner momentanen, ungläubigen und absolut verdutzten Mine konnte er deutlich ablesen, was er im Moment dachte.

Auf diese Gedanken kam er auch sehr bald. Er wurde rot um die Nase; es war ihm zwar peinlich, aber nicht peinlich genug, um rot anzulaufen.

„Das ist jetzt egal. Es ist zu spät, wir haben alles vorbereitet“, erwiderte er seinem Partner und blickte auf die Uhr. Gleich wäre die Schule aus und endlich würde er das Gebäude verlassen. Dann konnte er Rache nehmen.

Sein Partner sah ihn mit einem unterdrückten Seufzen an, eine letzte, stille, stumpfe Hoffnung in den Augen, er würde doch noch zu Vernunft kommen. Aber er kannte ihn zu gut, er wusste, dass er stur war und seine Meinung nicht geändert werden konnte, sobald er sich zu etwas entschieden hatte. Das war schon immer so gewesen und das würde auch immer so sein, daran hatte er keinen Zweifel.

„Er kommt!“ Diese Aussage trafen die Beiden synchron, als sie einen blonden Schopf aus der Schule kommen sahen.

Die Zeit der Rache war gekommen!

Er trat aus dem Schatten des Waldes, nachdem er aufgestanden war. Die Sonne blendete einen Moment, dann konnte er klar sehen. Vor allem, wie er ihn ansah.

Wie er ihn ansah, als er in die Falle tappte, kopfüber hochgezogen wurde und plötzlich ein Kleid anhatte.

In seinem Gesicht bildete sich ein Lächeln, während sein Partner den Kopf schüttelte und der blonde Junge, der kopfüber baumelte und ihn verwirrt ansah mit der Tatsache rang, ein Kleid anzuhaben – ohne Hose.

Das Lächeln weitete sich aus und ging von einem Grinsen zu einem Lachen über.

„T. K., du solltest dich mal sehen!“, rief Daisuke lachend aus, während er ihn wieder runterließ. V-Mon schüttelte den Kopf. All dieser Aufwand – und dann war nicht einmal die Schule anwesend. Es war überhaupt keiner da.

Nur sie Beide und Takeru.

Eine halbe Stunde später waren sie mit Miyako, Hikari, Iori und Ken Eis essen, inklusive der Digimon.

„Weißt du, was ich nicht verstehe, Davis?“, fragte Takeru zwischen zwei Löffeln. Der Angesprochene hob den Kopf und bot so seinem Digimon die Möglichkeit, etwas von seinem Eis zu stibitzen.

„Was den, T.K?“, erwiderte Daisuke fragend und hob V-Mon auf die Finger mit dem Hinweis, er hätte sein Eis schon gehabt.

„Wieso nicht vor der gesamten Schule? Wieso ohne Zeugen? Das wäre eine größere Demütigung gewesen. Und vor allem gerecht“, antwortete Takeru. Die anderen Digiritter, die den Vorfall ja nicht mitbekommen hatten, spitzten neugierig die Ohren.

Daisuke lächelte geheimnisvoll, aß einen Löffel Eis und schwieg. Er musste sich die Antwort überlegen.

„Eigentlich wollte ich ja nur lachen – mehr nicht“, antwortete er, bevor er sich unauffällig zu seinem besten Freund rüber beugte. „Und das mit Kari wollte ich dir nicht versauen.“

Die Beiden mochten in dieser Hinsicht Rivalen sein, vielleicht sogar ewige Rivalen um die Gunst von Hikari, doch Daisuke kämpfte fair.

Eine der Tatsachen, die Takeru so an seinem besten Freund schätzte.

„Du hast den Plan nicht ganz zu Ende gedacht, oder?“, mischte Patamon sich ein.

Ertappt grinste Daisuke und aß sein Eis.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Wolkenfee
2009-08-29T14:52:50+00:00 29.08.2009 16:52
Hm, da hab ich mir doch mal die Konkurrenz angesehen. *lach*
Und ich muss sagen, da werd ich's wohl schwer haben. *g*
Die Geschichte gefällt mir sehr gut, ich hab sofort an Davis gedacht, obwohl du keine Namen genannt hast. ^__^
Und der Hinweis auf das Pairing: TK und Kari vermute ich jetzt mal?
Ich mag das jedenfalls sehr.
Wie auch immer, hat mir gefallen, Davis Gedankengänge sind witzig, und passen zu ihm.
LG,
Fee


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