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Resurrection, damnit!

von

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We Are Family!

Als erstes wurde er einer jungen Frau mit langen, schwarzen Haaren vorgestellt. Von hinten hatte sie ihn an seine Mutter erinnert, von vorne betrachtet war ihr strenges Gesicht das genaue Gegenteil von der vorig assoziierten Person. Das Mädchen sprach die andere mit "Arashi" an und hob ihr Seishirou ins Gesicht. Er streckte die Pfoten nach dem verbittert wirkenden Gesicht aus und berührte kurz die Wangen.

Die junge Frau wich zurück. "Sie ist wirklich niedlich", sagte sie trocken. "Hast du Sorata gesehen? Er wollte heute einkaufen gehen, aber er ist noch nicht wieder zurückgekehrt."

"Machst du dir etwa Sorgen?"

"Yuzuriha!" Arashi errötete.

Seishirou hob den Kopf. Seine Ohren zuckten. Also hieß das Mädchen Yuzuriha. Er hatte den Namen schon einmal gehört und fand nach angstrengtem, langem Grübeln auch ihren Nachnamen in seinem Gedächtnis wieder. Yuzuriha Nekoi. Ihren Geisterhund Inuki konnte sie als Waffe benutzen -- ein Hund, zugleich ein Schwert. Beeindruckend, für ihr Alter. Seishirou presste die Hinterbeine gegen ihre Rippen und versuchte sich abzustoßen. Jetzt wo er an seinem Bestimmungsort war, musste er nicht mehr herumgetragen werden. Die andauernd auf ihn einströmende Körperwärme und das gelegentliche Kraulen, das ihm immer wieder ein Schnurren entlockt hatte, war zutiefst unzufriedenstellend gewesen. Abstoßend kam in seinem Wortschatz nicht vor.

Yuzuriha drückte ihn fester an sich. "Was hat sie denn bloß?"

"Du solltest ihr ihren Freiraum lassen", sagte Arashi. "Katzen mögen es nicht, eingesperrt zu sein." Ihr Blick lag fest auf Seishirou.

Er wollte nicht sagen, dass ihn ein Gefühl beschlich, aber er hatte die Ahnung, dass sie auch von sich selbst sprach und nicht nur von richtigen Katzen. Seishirou atmete auf, als Yuzuriha ihn auf dem Boden absetzte. Er schnüffelte in der Luft. Zigarettenduft, wenn auch nur schwach. Subaru war hier gewesen. Aber jetzt nicht. In diesem Moment war er woanders. Seishirou hoffte, dass ihn sein Instinkt nicht betrug -- Subaru war trotzdem ganz in der Nähe. Es fragte sich nur, wo genau. Jetzt loszulaufen war sinnlos, Yuzuriha würde ihn wieder einfangen, wenn er sich zu schnell bewegte, musste er sich womöglich mit einem verspielten Hund herumschlagen. Für beides hatte er weder Zeit noch Nerv.

Inuki beobachtete ihn schon jetzt interessiert. Der Hund kam auf ihn zu und stupste ihn mit der feuchten Schnauze in die Seite. Seishirou machte stolpernd ein paar Schritte zurück und stieß gegen Arashis Bein. Er miaute eine Entschuldigung.

Dann betrat jemand das geräumige Wohnzimmer, den er kannte. Sorata Arisugawa. Er hatte fünf große, offensichtlich allesamt schwere Tüten unter den Armen und strahlte über beide Ohren. "Könnt ihr mir mal helfen, Mädels?"

"Klar", sagte Yuzuriha.

Arashi machte einen Fingerzeig auf Seishirou. Er rollte den Schwanz ein und wartete ab, was sie sagen würde.

"Wir haben Familienzuwachs bekommen."

"Nanu?" Sorata blinzelte.

Seishirou schwenkte seinen Schwanz hin und her und legte seine Ohren an.

"Yuzuriha hat sie mitgebracht. Ich nehme an, du willst sie behalten, oder?"

Yuzuriha errötete. "Na ja. Irgendwie schon, ja!" Sie nickte knapp. "Sie sieht so mitgenommen und dürr aus. Und so einsam..."

Sorata zuckte mit den Schultern und stellte die Tüten auf dem Sofa ab. "Mir soll's recht sein." Er hockte sich auf den Boden und streckte die Hand aus.

Seishirou ließ sich von ihm kraulen. Es war ärgerlich, dass er ihn dadurch nicht mehr komplett sehen konnte, weil Soratas Hand ihm die Sicht versperrte, aber jede andere mögliche Verhaltensoption wäre auffällig gewesen. Wenn Yuzuriha auch naiv sein mochte, er wusste, dass es Sorata nicht war und von Arashi erwartete er auch nicht weniger.

"Was für ein hübsches Ding. Ist es eine Katze oder ein Kater?"

"Ich weiß nicht so genau", sagte Yuzuriha. "Damit kenn ich mich nicht gut aus."

Seishirou leckte sich die Pfoten sauber und strich danach mit dem feuchten Vorderbein über seinen Kopf, um auch diesem Teil seines Körpers etwas Katzenwäsche zukommen zu lassen. Über was sie sich nun unterhielten interessierte ihn nicht.

Sorata legte den Kopf schief. "Ich auch nicht. Wir sollten sie sowieso zum Tierarzt bringen."

Vielleicht zum ersten Mal in seinem Leben -- definitiv aber in diesem zweiten Leben -- lief Seishirou ein Schauer den Rücken hinunter. Hätte man eine Katze wie diese zu ihm in die Klinik gebracht... sie hätte seinen nächsten Auftrag nicht überlebt.

Er unterdrückte den Reflex zu fauchen mit aller Mühe, die er aufbringen konnte. Langsam aber sicher wurde er müde. Er wollte sich nicht in der Wohnung umsehen, er wollte sich einrollen und wenigstens zwei Stunden schlafen. Es war wichtig, die Umgebung zu erkunden, noch wichtiger, Subaru zu finden, aber all das wäre unmöglich, wenn er nicht wach dabei war.

"Hätte ich das gewusst, hätte ich Katzenfutter mitgebracht." Sorata seufzte und stand auf. "Aber ein bisschen Wurst wird ihr auch nicht schaden, oder?" Er kramte in einer der Tüten und zog eine Plastikverpackung hervor. Seishirou konnte von der Position am Boden nicht erkennen, was genau sie beinhalten sollte, aber er wusste, er würde es in wenigen Sekunden ohnehin erfahren.

Er ging zwei-, dreimal im Kreis und legt sich dann auf den Boden. Sorata legte ihm zwei dicke Scheiben Fleischwurst vor die Nase. Seishirou schnupperte daran und befand, dass sie in gutem Zustand waren. Sein Magen rumorte.

Zu essen klappte nicht auf Anhieb. Er biss sich auf das Zahnfleisch und die Zunge. Erst nach fünf Anläufen schaffte er es, die längeren, spitzeren Zähne richtig einzuschätzen und die Wurst zu zerkauen, statt seinen eigenen Mund. Sie schmeckte salzig. Er war dankbar, als Yuzuriha ihm ein Schälchen mit Wasser hinstellte. Es schmeckte leicht kalkig.

Er riss das Maul auf und gähnte, dann schloss er die Augen. Die Ohren hatte er achtsam aufgestellt, falls sie noch mehr über ihn diskutieren wollten. Es stellte sich als unnötig heraus, als die drei Himmelsdrachen sich in die Küche verzogen, um die die Tüten auszupacken.

Sein Brustkorb hob und senkte sich in einem ruhigen, gleichmäßigen Rhythmus. In der Wohnung war es warm, der Teppich unter ihm war weich. Die Himmelsdrachen lachten in der Küche miteinander. Er schlief ein.



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