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Dark Life

War es meine Schuld?
von

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Neue "Heimat", neue Freunde

Verdammte Scheiße, warum immer ICH???, dachte ich wütend, während ich am Auto gelehnt auf meine Mutter wartete. Vor einer Woche waren die Ergebnisse des „Selbstmord-Gefährdungs-Tests“ eingetroffen. Laut dem Ding bzw. der Psychotante, die ihn mit mir gemacht hatte, war ich „höchst gefährdet“ und sollte dringend in eine Nervenheilanstalt gehen!

Oder anders:

Sie schickten mich in eine Klapse, damit die Psychologin ihr Geld und meine Mutter ihre Ruhe bekam!!
 

Verdammt, ich könnte platzen vor Wut!!

Als meine Mutter endlich raus kam und das Auto aufschloss, setzte ich mich auf die Rückbank und knallte die Türe zu.

„Seit wann sitzt du gerne hinten?“, fragte sie mich, nachdem sie die Koffer in den Kofferraum verstaut und hinter dem Steuer Platz genommen hatte.

„Willst ja nicht, dass deine Klapsen reife Tochter dich angreift, weil sie nen plötzlichen Zusammenbruch hat…“, murrte ich und schaltete mein MP3-Player an, um mich ein wenig zu beruhigen.
 

Die zwei-stündige Autofahrt kam mir vor wie lediglich fünf Minuten. Ich war so vertieft in meine Lieder gewesen, dass ich die Zeit völlig vergessen hatte.

Noch ehe das Auto gänzlich zum Stehen gekommen war, öffnete ich die Tür und sprang aus dem Wagen. Meine Mutter war für mich inzwischen eine Verräterin. Wenn ich eine Tochter gehabt hätte, hätte ich sie niemals in eine Anstalt geschickt!!

Zum Glück hatte ich meinen Abschluss schon gemacht, sodass ich –sobald ich hier wieder weg war- in eine Uni konnte. Hoffentlich nahmen die mich überhaupt auf…

Noch immer wütend hievte ich die Koffer aus dem Kofferraum, den meine Mutter inzwischen geöffnet hatte. Besorgt sah sie mich an.
 

„Miley, mein Schatz… ich verstehe, dass du wütend bist, aber es ist doch nur zu deinem Besten…“, versuchte sie irgendwie mit mir zu reden. Ich strafte sie mit Nichtachtung. Lieber nutzte ich meine wenigen, verbliebenden Sekunden in Freiheit dazu, mir die Landschaft einzuprägen. Ich wollte nicht vergessen wie es war, wenn nicht dauernd irgendwelche Ärzte um einen herumschwirrten. Als ich mich jedoch zu dem Gebäude drehte, dass mein neues Zuhause werden sollte, fällte ich augenblicklich eine Entscheidung.
 

HIER würde ich definitiv NICHT bleiben!!
 

Das eigentliche Gebäude und das Gelände wurden von einer langen, ekelhaft perfekten, weißen Mauer umzäunt. Das vergitterte Tor war ebenfalls weiß. Dahinter konnte ich ein Stück rasen entdecken. Weiß und grün… so sah meine Zukunft also aus…
 

Wow… genau das, was ich mir immer gewünscht hatte!!, der Sarkasmus in meinen Gedanken war nicht zu überhören. Ich hatte eigentlich immer von einer Zukunft im Rampenlicht geträumt. Ich wollte als Star-Reporterin oder Modedesignerin um die Welt reisen. Ich wollte möglichst viel Geld verdienen, damit ich in Afrika, Spanien, Mexiko oder sonst wo arme Menschen unterstützen konnte. Ich wollte frei sein und machen können, was immer ich wollte. Stattdessen landete ich in einer Anstalt, mitten in der Pampa in der alles weiß war!!

Na danke auch!!

Schnaubend stapfte ich durch das Tor. Mein Hirn arbeitete bereits auf Hochtouren. Irgendeine Möglichkeit auszubrechen musste es ja wohl geben!!

Nichts und Niemand war perfekt!!
 

Wenn nötig, werde auch irgendwie die Mauer einreisen, aber ich hau ab, das steht auf jeden Fall fest!!
 

Eine Frau in einem langen, weisen Kittel, streng zu einem Knoten gebundenes, braunes Haar und dicker Brille kam auf uns zu. Ihre Haut war mehr grau als Hautfarben und ihre knallroten Fingernägel waren der einzige Farbtupfer an ihr.
 

Iiiiih! Alien!! Ich will WEG!!
 

Es war zum Heulen. Ich war seit höchstens zwei Minuten durch das Tor gelaufen und wollte am liebsten gleich wieder ganz schnell, ganz weit weg!!

Und dann diese… wer oder was war sie eigentlich?

„Guten Tag… ich bin Dr. Shiratzu… und das ist dann wohl Miley?“, fragte sie auf mich zeigend. Ich bemühte mich keine Miene zu verziehen, während meine Mutter freundlich nickte.

„Und sie sind dann Dr. Marc Shiratzu?“, fragte sie.
 

Stopp!! ES war MÄNNLICH?!?
 

Sie, er… ES nickte und grinste meine Mutter an.

„Keine Sorge Mrs. Cabell… Miley wird es gut bei uns haben…“

Dr. Shiratzu warf mir dabei einen so Ekelhaften Blick zu, dass mir ganz schlecht davon wurde. Ich spürte förmlich, wie mir das Blut aus dem Gesicht wich.

Hilfe?, fiepte ein kleiner, schwacher Teil meines Verstandes, welcher nicht wie der Rest davon und meinem Körper erstarrt war.

Was sonst noch gesprochen wurde bekam ich nicht mit. Ein einziger Gedanke prangte groß, fett und in warnenden, leuchtendroten Buchstaben vor meinem inneren Auge:

WEG und zwar SCHNELL!!!
 

Ich spürte zwei Arme, die sich um mich legten und zuckte augenblicklich zusammen. Meine Mutter umarmte mich zum Abschied.

„Pass auf dich auf…“, flüsterte sie mir ins Ohr und löste sich.

Wenigstens war ich wieder in der schrecklichen Wirklichkeit angekommen. Moment! War das wirklich gut?!

Ich bezweifelte.
 

Verzweifelt beobachtete ich, wie meine Mutter sich immer weiter von mir weg und auf das Tor zubewegte. Schließlich ging sie hindurch und stieg ins Auto.

Mom!!! Nimm mich mit!! Ich will nicht!!, doch ich war unfähig irgendetwas zu sagen. Kein Laut verließ meine Lippen, während ich dem Auto nachstarrte, das schon längst nicht mehr zu sehen war.
 

„Nun Miley… komm mit, ich zeige dir dein Zimmer“, meinte Dr. Shiratzu freundlich. Ich sah sie äh… ihn an. Wusste nicht was ich tun sollte. Schließlich entschied ich mich ihm zu folgen. Ich hatte ohnehin keine andere Wahl.

Seufzend und meine Koffer hinter herziehend dackelte ich hinter ihm her. Da ich noch immer nicht sicher war, ob Dr. Shiratzu weiblich oder männlich war, entschied ich mich einfach ihn als Sache zu bezeichnen. Natürlich würde ich das nie in der Nähe eines Arztes oder so machen. Vorsichtig sah ich mich um. Der Rasen sah viel zu perfekt aus, als das er hätte echt sein können. Es gab keinerlei Bäume und alles war weis!
 

Ich gab es zwar nur ungern zu, aber dieser Ort machte mir Angst. Ich hasste es jetzt schon. Mein Blick begegnete denen, einiger Patienten. Sie sahen mich bedauernd an.

Warum schauten sie so?

Das war ja fast wie in der Schule!

Aber hier wussten doch nur die Ärzte, weshalb ich hier war. Irgendetwas stimmte nicht. Eindeutig nicht.

Dr. Shiratzu führte mich in das –natürlich weise- Gebäude.
 

„In der ersten und zweiten Etage sind die Schlafzimmer unserer Patienten. Im Erdgeschoss befinden sich wiederrum die Mensa, verschiedene Aufenthaltsräume und eine kleine Bücherei. In deinem Zimmer wirst du ein Fernseher, eine Anlage und ein angrenzendes Badezimmer finden. Bett, Schrank und Schreibtisch sind natürlich auch drin. Um 23:00 Uhr sind Anlage und/oder Fernseher aus. Der Krankenflügel ist das Gebäude, das sich rechts von diesem hier befindet, während das Gebäude links das Schwimmbad ist. Wir Ärzte beziehen unsere Zimmer in einem Gebäude, welches sich am anderen Ende des Geländes befindet, aber keine Sorge. Es ist immer jemand hier im Haus oder dem Krankenflügel. Ähnlich wie in der Schule, werde ich dir Morgen einen Stundenplan geben, auf dem steht, wann du zu welchen Therapiestunden gehen musst. Ansonsten kannst du deine zeit nutzen, wie immer es dir beliebt. Du darfst das Gelände dabei natürlich nicht verlassen, es sei denn du hast Freigang. Du musst dich dann aber bei einem Arzt abmelden und ums spätestens 19:00 Uhr wieder zurück sein. Jegliche scharfe Gegenstände, wie Rasierklingen, Scheren ect. Werden dir abgenommen werden, damit du dich nicht absichtlich verletzt. Da du deinen Abschluss schon hinter dir hast, bist du nicht verpflichtet an den Schulstunden teilzunehmen, die nach dem Frühstück in der Mensa stattfinden, kannst aber jederzeit dahin, wenn es dir beliebt. Alles verstanden?“
 

Ich nickte verwundert.

Hat es auch nur einmal Luft geholt, während dieser Rede?!, fragte ich mich. Es redete ja ohne Punkt und Komma!

Der Dr. nickte mir nur kurz zu und öffnete die Tür, zu der wir inzwischen angelangt waren. Ich hatte meine Koffer diese endlos langen Treppen hochschleppen müssen!
 

„Das ist dein Zimmer. Keine Sorge, deine Zimmernachbarin ist Ungefährlich. Denke ich…“, meinte der Doc und verschwand wieder. Ich sah ihm nach.

Denke ich?! Na das fängt ja toll an…, schon wieder ließ sich mein Sarkasmus blicken. Ich hatte schon ernsthaft gedacht, er wäre mir vor einem halben Jahr abhanden gekommen. Wie man sich doch täuschte…

Vorsichtig lugte ich in das Zimmer. Ich sah, dass irgendwer auf dem Bett lag. Meine Zimmergenossin, vermutete ich.
 

Langsam schob ich mich und mein Gepäck in das Zimmer und schloss die Tür hinter mir, das Mädchen musternd. Sie musste ungefähr in meinem Alter sein.

Als die Türe ins Schloss fiel, hob sie ihren Kopf. Sie hatte dunkelbraune Haare und Honigbraune, vor Lebensfreude strotzende Augen. Sie war ziemlich groß und sportlich gebaut und ein breites Grinsen zierte ihr Gesicht, als sie mich entdeckte. Sie sprang auf und musterte mich ihrerseits.

„Du bist die Neue, hm?“, es war eine Feststellung, keine Frage. Ich nickte. Ihr Grinsen wurde breiter. Sie stürmte auf mich zu und umarmte mich so fest, dass ich drohte zu ersticken.

„Willkommen in der Hölle!!“, trällerte sie. Ich hörte den Ernst in ihrer Stimme und verstand deshalb nicht, wieso sie dann so überschwänglich war, doch ich hatte im Moment keine Zeit mir darüber Gedanken zu machen. Meine Lungen schrien nach Sauerstoff!!
 

Ich röchelte: „Keine…Luft…“

Augenblicklich ließ sie mich los und kicherte. „Entschuldige! Es ist nur viel zu lange her, seit ich das letzte Mal einen normalen Menschen getroffen habe!“

„Ähm…“

Freak?

Sie kicherte wieder. „Komm! Pack erst Mal dein Zeug aus. Ich helf dir!“

„Okay…?“

Hilfsbereiter Freak!

Gesagt, getan. Wir schnappten uns meine Koffer und räumten meine Sachen in den Schränken ein. Als wir fertig waren, schmissen wir uns auf unsere Betten. Eine Weile lang blieb es Still, doch dann durchbrach sie wieder die Stille.

„Warum bist du hier gelandet?“, fragte sie.

„Keine Ahnung…“, murmelte ich. „Laut meiner Mutter, habe ich versucht mich umzubringen, aber ich kann mich an nichts erinnern…“

„Echt? Ist ja blöd…“

„Und was ist mit dir?“

„Ich habe jemandem das Leben gerettet…“

„Aber dafür kommt man doch nicht inne Klapse!“

„Naja, weißt du… ich höre Stimmen… und ich kann Tote sehen und mit ihnen reden… ich habe diese Fähigkeit genutzt um jemandem das Leben zu retten, aber als ich erzählt habe, wie ich es gemacht habe, haben sie mich hier her geschickt…“

Jep… das ist ein Grund…„Wie lange bist du denn schon hier?“

Sie überlegte kurz. „Eineinhalb Jahre… glaube ich. Vielleicht länger, vielleicht weniger. Irgendwann hört man hier auf mitzuzählen…“

„Wie alt bist du?“

„17 und du?“

„16…“

„Wann hast du Geburtstag?“

„Am 24. Dezember… und du?“

Sie fing an zu lachen. Ich sah sie verwirrt an.

„Was ist so lustig?“, fragte ich.

„Ich hab am 1. April Geburtstag! Beide an einem Fest!“

Ich schmunzelte. Sowas konnte ich noch?

„Hast Recht. Das ist ein lustiger Zufall…“

„Aber du lachst ja gar nicht.“

„Ich habe schon seit einem halben Jahr nicht mehr gelacht…“

„Warum denn das? Lachen ist gesund!“

„Kann sein… aber meine Schwester hat mein Lachen mitgenommen, als sie starb…“

„Oh… das tut mir leid… wie alt war sie?“

„16… wir waren Zwillinge…“

„Mein Gott, du arme… was ist passiert?“

Ich schwieg. Biss mir auf die Unterlippe.

„Schon gut…“, sagte sie schnell. „Musst es mir nicht sagen, aber wenn du reden willst… ich bin da“

„Danke… sag Mal… wie heißt du eigentlich?“

„Alexis, aber nenn mich Alex“, sie kicherte nun wieder.

„Ich bin Miley…“

„Smiley!“

„Was…?“

„Darf ich dich so nennen? Bitte? Smiley! Dann lacht wenigstens dein Name!“

Sie sah mich mit einem Dackelblick an, dem ich einfach nicht widerstehen konnte, also nickte ich.

„Von mir aus“

Smiley… unpassender Spitzname für mich, aber wenn es sie glücklich macht…

„Dankeeee!“
 

Wir redeten noch, während sie mich den ganzen Tag lang begleitete und ein paar Mal brachte sie mich sogar erneut zum Schmunzeln. In ihrer Nähe fühlte ich mich irgendwie von meinem Schmerz befreit. Sie war nett und im Gegensatz zu den anderen hier keine lebende Leiche.

Am Abend fiel ich schon recht früh ins Bett, verschränkte die Arme hinter meinem Kopf und starrte an die Decke. Alex war gerade bei ihrer Therapiestunde.
 

Eindeutig ein Freak! Aber ich mag sie…



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