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Im Regen ohne Regenschirm

von

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Der triste, graue Himmel sorgte dafür, dass die elektrischen Straßenlaternen aufflackerten – und das bereits am frühen Nachmittag! Dicke Wolken zogen über die Stadt und hinterließen bei den Menschen, die hier wohnten, eine unzufriedene Stimmung. Das heutige Wetter passte so gar nicht zur Vorstellung eines typischen Frühlingstages. Es war Mitte Mai und bis jetzt hatte sich die Sonne nur an vereinzelten Tagen gezeigt. Entweder prasselte der Regen stundenlang gegen die Fenster der Fabriken, Geschäfte, Wohnungen und Schulen oder aber es war viel zu heiß – worüber sich die Menschen stöhnend beschwerten. Doch ein schöner Frühlingstag würde es heute nicht werden. Es war nur noch eine Frage der Zeit bis die ersten Regentropfen fallen und sich innerhalb von Sekunden ein Bild des Erschreckens und der Panik abspielen würde: So schnell wie möglich würden die Menschen einen Unterschlupf suchen, um sich so vor dem Nasswerden zu schützen.
 

Genau so war es dann auch
 

Erst waren es nur wenige und sehr feine Tropfen, die vom Himmel fielen, doch mit der Zeit wurden sie größer. Der Regen nahm zu und innerhalb von Sekunden hatte sich ein heftiger Platzregen entwickelt. Im Laufschritt rannten die Menschen zu den unterschiedlichsten Möglichkeiten um trocken zu bleiben. Kaufhäuser und Geschäfte wurden genutzt, ebenso Bushaltestellen, Bäume, U-bahn Schächte oder aber das eigene zu Hause. Keiner wollte vollkommen durchnässt sein Ziel erreichen. Doch durch den, so schnell kommenden Regen, waren die Straßen der, sonst so belebten Großstadt, innerhalb von wenigen Augenblicken wie leer gefegt. Hier und da rannten vereinzelt Kinder und Erwachsene über die Straße – doch nur wenige waren unter einem Regenschirm sicher.

Den Platzregen sah jedoch nicht jeder als einen negativen Punkt an diesem Nachmittag an. Da gab es Blumen und Bäume, die sich, nach einer wochenlangen Trockenheit, nach ein wenig Abkühlung sehnten. Unter der Markise eines kleinen Supermarkts, an einer Straßenkreuzung, saß eine getigerte Katze und beobachtete das schlechte Wetter. Doch einige Spatzen, die die Regentropfen als Dusche nutzten und in einigen Pfützen badeten, zogen die Aufmerksamkeit auf sich. Einige Augenblicke lang starrte die Katze auf das Badevergnügen der kleinen Tierchen, dann machte sie einen Satz und stürzte auf sie zu. Doch bereits nach wenigen Metern schüttelte sie sich und rannte zurück ins Innere des Ladens. Nein, das war wirklich kein Wetter für sie!
 

„Sonoko, nun warte doch mal und renn nicht so!“

Nur mit großer Mühe schaffte Ran Mori es ihrer Freundin durch die Innenstadt zu folgen. Dabei hatte es rein gar nichts damit zu tun, dass sie sich durch ein großes Getümmel kämpfen musste – nein, es lag viel mehr daran, dass die junge Frau, neben ihrer Schultasche, noch eine Tasche mit Trainingssachen bei sich trug. „Beeil dich schon, Ran. Ich habe keine Lust vollkommen durchnässt zu Hause anzukommen!“ Sonoko Suzuki, eine Klassenkameradin Rans und gleichzeitig ihre beste Freundin, hatte es mit dem Gepäck nicht ganz so schwer – was vermutlich der Grund für ihren Vorsprung war. Doch schließlich zog sie einen kleinen Zwischenstopp an einem Bushaltestellenhäuschen vor. „Das ist doch wirklich ein Mistwetter.“ Sonoko seufzte leise und ließ sich auf der Wartebank nieder, wobei sie ihre Schultasche zwischen ihre Beine stellte und sich anschließend mit der rechten Hand durch die kurzen nassen Haare strich. „Ich meine HALLO!? Es ist Mai. Es sollte eigentlich warm sein ..“ Vollkommen unzufrieden mit dieser Wetterlage schüttelte sie den Kopf. „Ich möchte endlich mit einem Eis in einem Cafe sitzen und nach süßen Jungen Ausschau halten. Aber wer von ihnen geht bei diesem Wetter schon freiwillig aus dem Haus!“ Ran konnte über die Worte ihrer besten Freundin nur Lächeln. „Der Sommer kommt erst noch, Sonoko.“ erklärte sie der Braunhaarigen und stellte Trainings- sowie Schultasche ebenfalls auf den Boden, die Arme legte sie auf ihren Rücken und lehnte sich mit diesem gegen die Seitenwand des Bushaltestellenhäuschens. Für einige Sekunden herrschte Stille zwischen den beiden. Schweigend beobachtete Ran das Herunterrinnen der Regentropfen an der gegenüberliegenden durchsichtigen Seitenwand.

Warum musste es gerade an diesem Nachmittag so regnen?

Der Tag hatte doch mit strahlend blauem Himmel begonnen ..
 

Wenn es regnet weint der Himmel – irgendwo hatte sie diesen Satz einmal aufgeschnappt und bei genau dieser Wetterlage kam er ihr immer wieder in den Sinn. Doch war es in der letzten Zeit nicht immer nur der Himmel der weinte. Seit einigen Monaten hatte auch Ran mit einer großen Traurigkeit zu kämpfen. Vollkommen überraschend und ohne Ankündigung verschwand ihr Sandkastenfreund. Shinichi Kudo, Fußballstar und gleichzeitig einer der besten Jugenddetektive, war, während einer Verabredung in einem Freizeitpark und dem gleichzeitigen Lösen eines Mordfalls, (bei dem beide anwesend waren) verschwunden. Tagelange Suchaktionen waren ergebnislos – der junge Mann blieb unauffindbar. Dann, auf einmal, rief er an und erzählte etwas von einem Mordfall an dem er arbeiten würde. Sobald dieser gelöst wäre würde er wiederkommen. Wie oft hatte er seit diesem Tag angerufen und ihr immer wieder die gleiche Geschichte erzählt? Ran hatte aufgehört zu zählen. Sie wurde unsicher: Würde er wirklich wiederkommen? War er nicht doch vielleicht wegen einem anderen Mädchen ..

„..en. Hast du mir überhaupt zugehört? – Ran!“

„Was? Oh, ich .. ich fürchte nicht.“ Sonoko seufzte und schüttelte den Kopf. „Was ist denn heute mit dir los? Du wirkst den ganzen Tag schon so .. abwesend.“ „Nein, es .. es ist gar nichts. Mach dir keine Sorgen, Sonoko.“ erwiderte die Braunhaarige, schulterte ihre Schultasche und nahm die Sporttasche in die linke Hand. „Sei mir nicht böse, aber ich muss nun wirklich los. Paps wartet bestimmt schon. Bis morgen!“ Ohne auf die Antwort ihrer Freundin zu warten wandte sie sich um und rannte los.
 

Der Weg von der Schule zur Detektei, die dem berühmten Kogoro Mori gehörte, der gleichzeitig Rans Vater war, dauerte (ohne Umweg und bei normaler Geschwindigkeit) eine gute dreiviertel Stunde. Doch auch nach einer Stunde hatte Ran die Wohnung noch nicht erreicht. Ihre Schritte waren bereits nach wenigen Metern deutlich langsamer geworden. Dass ihre Kleidung mittlerweile fast vollständig durchnässt war störte die Braunhaarige nicht – ebenso, dass das lange braune Haar in feuchten Strähnen in ihr Gesicht hing. Das heutige Wetter hatte sie zum Nachdenken gebracht. Wie lange würde sie eigentlich noch auf Shinichi warten? Er war doch ein ehrlicher und vertrauenswürdiger Junge. Nie würde er sie anlügen oder zulassen, dass es ihr schlecht ging. Doch genau das war jetzt eingetroffen: Er log sie an, indem er ihr immer wieder sagte, dass er bald zurückkommen würde und er sorgte dafür, dass es ihr schlecht ging, indem er sein Versprechen einfach nicht einlöste. Ran blieb stehen und schluckte schwer. Sie hatte es satt! Warum saß sie eigentlich zu Hause und weinte sich die Augen nach diesem hochnäsigen Detektiv aus? Warum ging er ihr einfach nicht aus dem Kopf? „Das ist alles nur deine Schuld! Das ist ganz alleine deine verdammte Schuld, Shinichi Kudo!“ Die Stimme der jungen Frau war nicht mehr als ein Flüstern, woraufhin sie langsam die Augen schloss.
 

„Warum gehst du bei diesem Wetter eigentlich ohne Regenschirm hinaus, Ran?“
 

Es war wie eine elektrischer Schlag der durch Rans Körper zog. Ihr Herz setzte für eine Sekunde aus und es war, als wenn sich alles um sie herum nur noch in Zeitlupe bewegte. Langsam öffnete die Braunhaarige die Augen, hob ebenso langsam den Kopf und blieb vollkommen regungslos stehen als sie die Gestalt die, ein paar Meter vor ihr auf dem Bürgensteig stand, erkennen konnte. Kein Wort verließ Rans Lippen. Ihr Blick war starr auf ihr Gegenüber gerichtet. Sie glaubte zu träumen, nein, sie wusste, dass sie träumte. Ungläubig schüttelte sie den Kopf. „Das .. das ist doch .. unmöglich ..“ flüsterte sie schließlich mit leiser Stimme, wobei ihr langsam die Sporttasche aus der linken Hand rutschte. „Was machst du .. ich meine .. wie kommst du hier .. hin?“ Durch den prasselnden Regen waren Rans Worte nur schwer zu verstehen, doch wollte sie diese Frage wirklich stellen? Wollte sie wirklich wissen wo er gewesen ist? Noch immer schwirrte in ihrem Kopf dieses andere Mädchen herum. War es nur Zufall, dass sie sich gerade hier begegneten? „Nun, ich habe zwei gesunde Beine und somit ist das Laufen kein Probl..“ „Mach dich nicht über mich lustig, Shinichi!!“ Mit einem Mal war Ran deutlich lauter geworden. Wie konnte er es nur wagen derartig mit ihr zu sprechen? Wochen-, nein monatelang hatte er sich nicht gemeldet und dann stand er plötzlich vor ihr. Wo war eine Erklärung? Wo war eine Entschuldigung?

Noch immer lag zwischen den beiden Freunden diese gewisse Distanz. Nein, sie würde nicht den ersten Schritt machen und auf ihn zugehen. Das war seine Aufgabe! – und als wenn der junge Mann ihre Gedanken lesen konnte trat er langsam auf sie zu. Anfangs spielte Ran mit der Überlegung sich einfach umzudrehen und wegzurennen, doch da war diese tiefe Sehnsucht in ihr. Sie hatte sich doch so gewünscht ihn wiederzusehen, wollte wieder mit ihm reden und ihn bei sich haben ..
 

„Ran, ich .. ich hätte mich öfter bei dir melden sollen ..“

„Du hättest einfach nicht weggehen müssen!“

„Aber ich musste! Da war dieser Mordfall ..“

„.. und der ist dir wichtiger gewesen. Wie kann man nur so kaltherzig sein!“ Eine Mischung aus Regentropfen und eigenen Tränen rannen über die Wangen der Braunhaarigen. In ihren Blicken lag so viel Verletzung und Einsamkeit. Wäre ihr doch alles einfach nur genauer erklärt worden .. Shinichi schluckte schwer und überwandt schließlich die letzten Meter zwischen ihnen. Er wusste, dass er ihr eine Erklärung schuldig war und er hatte eine lange Zeit gehabt sich seine Worte richtig zu überlegen. Langsam hob er die rechte Hand und strich Ran eine der nassen, braunen Strähnen aus dem Gesicht. „Ich weiß, dass ich dir sehr weh getan habe und es ein Fehler von mir gewesen ist einfach so zu verschwinden. Aber ich schwöre dir eins: Ich werde dir erklären wo ich gewesen bin und was passiert ist. Doch nicht hier.“ Der junge Mann ging in die Hocke und hob die fallen gelassene Sporttasche auf. „Ich möchte nicht, dass du dir meinetwegen eine Erkältung holst.“ fügte er hinzu und lächelte sanft. Sprachlos sah sie ihren Freund an. Dieses Lächeln .. wie viele Tage und Wochen hatte sie auf dieses verzichten müssen und wie lange hatte sie sich nach diesem Gesichtsausdruck gesehnt? Eindeutig viel zu lange! Mit dem rechten Handrücken wischte sich Ran über die Augen und schüttelte, mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen, den Kopf.

„Du bist so ein Idiot, Shinichi Kudo!“ – Aber ein Liebenswürdiger .. Doch dies fügte sie lediglich gedanklich hinzu.



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  shinran
2014-06-23T17:45:45+00:00 23.06.2014 19:45
Richtig tolle geschichte
Und guter schreibstil
Voralledem gutes paarimg^^
Mach so weiter
Lg shinran
Von: abgemeldet
2009-12-21T22:36:15+00:00 21.12.2009 23:36
Ja also gebe ich hier auch mal meinen Senf dazu. Wirklich gelungen, auch wenn ich Sonoko nicht mag. Aber das ist ja wohl kaum konstruktive Kritik. ;) Ich fand das Zusammentreffen mit Ran und Shinichi gut gelungen und musste bei dem Satz mit den Beinen echt lachen. Doch fand ich diese Szene fast schon zu kurz. Gut gelungen aber etwas kurz. Aber an ksnn ja nicht alles haben. Ausserdem finde ich dass du einen guten Mittelweg gefunden hast zwischen Geschehen und wörtlcher Rede.
Was mich persönlich etwas stört ist, dass etwas wenig Gedankengänge vorkomen. Ich könte mich jetzt spontan an eigentlich keinen erinnern. Sehr wenig aber ich hab das eingebracht was mich stört. Natürlich musst du das nicht berücksichtigen, es ist mir nur aufgefallen.
Auf viele weitere Storys!
Mach weiter so (bis auf das oben :))
Hab dich lieb
Lily
Von: abgemeldet
2009-06-30T11:04:23+00:00 30.06.2009 13:04
schöööööön^^ leider wird das nicht vor Band 238 passieren^^"
aber mal ne Frage...ich dachte Ran hat schwarze Haare?! xD [und soooo oft hättest du die Haarfarbe auch nicht erwähnen müssen ;)]
Aber die Geschichte ist echt toll :) und schön geschrieben^^
Von:  Kikili
2009-06-21T21:04:44+00:00 21.06.2009 23:04
Richtig süß!!!
Ich find die Geschichte könnte auch weiter gehn, aber so als OS ist sie auch nicht schlecht.
Lg Kikili
Von:  Shini-Girl
2009-06-21T14:19:54+00:00 21.06.2009 16:19
Klasse
leider etwas zu kurz geraten
würde gerne wissen wie es weiter geht
lg
deine shini
Von:  YaoJin
2009-06-21T13:54:00+00:00 21.06.2009 15:54
Süss^^ Fast zu kurz aber sehr schön^^
Mir fiel spontan der Song: "Dort im Regen" ein von sailor Moon XD


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