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Reinkarnation der Engel

2. Teil - 1000 Seelen -
von

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Aufbruch

Kapitel 1 - Ankunft auf dem Planeten

Regen. Blödes Wetter. Seit drei Tagen regnete es ununterbrochen. Gut, wir hatten ja auch September, aber wenigstens an unserem letzten Tag auf der Erde wäre ein bisschen Sonne zum Abschied ganz schön gewesen. Vierzehn Jahre habe ich in dieser neusten Reinkarnation nun auf diesem Planeten gelebt. Die Erde. Mein Zuhause, meine menschlichen Eltern, meine Freunde, die Schule, der über alles verhasste Englischunterricht, in dem ich gerade meine Zeit totschlug…- waren im Laufe der Zeit doch ein Teil von mir geworden. Auch wenn ich es nicht gerne zugab.

Ich drehte mich um und warf einen Blick aus dem Fenster. Unaufhaltsame Regentropfen, die, sich einen Fluss bahnend, an der Scheibe herabschossen; ein dunkelgrauer, wolkendichter Himmel, der durch das Licht im Klassenzimmer dunkel wie die Nacht erschien, Bäume, die sich im Brausen des Windes bogen – kurz: draußen stürmte es. Und ich saß hier drin und musste zur Schule gehen. Ich seufzte und schob ein paar Buntstifte, die ich gerade zum Unterstreichen benutzt hatte in mein Mäppchen zurück. Mein Blick galt fast ausschließlich der Uhr, deren Zeiger sich so langsam zu bewegen schienen, als täten sie es entgegen der geballten Erdanziehungskraft, die gegen sie arbeitete. Noch zwanzig Minuten. Das war echt ätzend. Ich wäre viel lieber raus gegangen und hätte fremde Orte besucht. Vieles hatte ich auf dieser Welt noch nicht gesehen! Aber im Grunde stand es mir auch nicht zu, so viel mehr zu ergründen…. Schließlich hatte ich eine Aufgabe zu erfüllen, die weitaus wichtiger war, als das Leben auf der Erde zu genießen.

Sobald ich mit klarem Verstand denken konnte, hatte ich Stück für Stück meine Erinnerungen in Form von Träumen wieder bekommen; Erinnerungen an ein Leben weit vor dieser Zeit, als ich ein Engel Gottes war. Erinnerungen an Access, der eigentlich ein Schwarzengel, also ein Abkömmling Satans war und mit dem ich mich trotz des Verbotes angefreundet hatte. Und vor allem erschien mir meine Aufgabe vor Augen, als wäre sie mein einziger Lebenszweck: Gottes Planeten und somit auch die Erde zu schützen - Sei es auch in einer Schlacht gegen Satan und seine Untergebenen. Und heute war es soweit. Seit Wochen kroch mir Tag für Tag das Gefühl der Erwartung im Körper empor. Tag für Tag steuerte mein ganzes Denken diesem heutigen Tag entgegen: Dem Tag der Reise zu Gottes Planeten.

Nach der Schule ging ich mit Cersia wie immer zum Bahnhof. Korrigiere: Ich ging mit einem Mädchen zum Bahnhof, von dem ich spürte, dass sie Cersias Wiedergeburt war; denn Cersia selbst hatte ihre Erinnerungen an ihr Leben als Gottesengel nie zurück bekommen. Warum, wusste ich nicht. Aber ich hoffte, dass sie, sobald sie ihren ursprünglichen Körper zurück bekam auch automatisch ihre Erinnerungen zurück kamen – was der Fall sein würde, sobald wir auf Gottes Planeten waren. Zumindest hatte ich mir das so erträumt. Wir folgten also dem mit Kopfsteinpflaster belegten Weg, der sich zum Bahnhof empor schlängelte. Der Regen hatte aufgehört, und die Luft roch nach feuchter Erde. Ich schnupperte ein wenig. Mein und Cersias letzter Tag auf der Erde. „Sag mal, Pi?“, fragte ich sie. Pi, das war Cersias Spitzname auf der Erde. „Hm?“, kam es von ihr, als Zeichen, dass sie mir zuhörte. „Wenn ich die Erde verlassen und auf einen anderen Planeten gehen würde, würdest du dann mitkommen?“ „Naja, wenn sich meine Eltern keine Sorgen machen würden…“ „Du würdest aus ihrem Gedächtnis gelöscht werden.“ „Achso, ja dann…Du redest von Gottes Planeten, oder?“ „Ja.“ „Ist es heute soweit?“ Ich nickte. Da Cersia ihr Gedächtnis verloren hatte, hatte ich ihr von allen meinen Träumen erzählt und erstaunlicherweise glaubte sie mir. Wusste sie vielleicht tief in ihrem Inneren von ihrem wahren Leben?

Nun, wie dem auch sei, wir waren auf dem Weg zum Bahnhof. Und die Erfüllung meiner Vorahnung ließ nicht lange auf sich warten: Kaum waren wir an der Haltestelle14 (Pis Haltestelle) angelangt, zogen dicke, schwere Regenwolken auf. Der Himmel verfinsterte sich zu einem düsteren Dunkelgrau und der Wind begann in einem lauten Singsang zu toben. Bis jetzt hatte ich noch keine Ahnung, wie wir Wiedergeburten zu Gottes Planeten kommen sollten, doch nun wurde mir alles klar: Wir würden mit Wirbelstürmen reisen. Schon seit jeher wurde diesen nachgesagt, sie seien so mächtig, dass man, falls man in einen solchen kommen sollte, sogar in eine andere Welt davon getragen werden konnte. Kaum zu glauben, dass auch so manches Märchen sich eines Tages erfüllen würde. Allerdings handele es sich bei solchen Wirbelstürmen wahrscheinlich um spezielle. Und Irgendjemand musste die Fähigkeit haben, solche zu erschaffen und die Leute damit teleportieren zu können. ‚Merkwürdig‘, dachte ich, während ich einem Wirbelsturm dabei zusah, wie er auf der gegenüberliegende Straßenseite einen alten Mann mit Krückstock verschlang. ‚Wer konnte solche Kräfte besitzen? Wir Engel wohl kaum…Gott musste andere Lebewesen zur Hilfe geholt haben.‘

Dann erwischte es auch uns. Der Wind umwirbelte uns so schnell, dass ich mich fühlte, als ob er durch meine Haut schnitt. Pis und meine Haare wurden brutal vom Wind mit gezerrt und nahmen uns kurzzeitig die Sicht. Ein Wirbelsturm bildete sich binnen von Sekunden und ließ einen weiteren mit Baskenmütze und Anzug bestückten Mann verschwinden. „Oh mein – !!„, schrie Pi verschrocken, als sie das Spektakel sah, das sich vor ihren Augen abspielte, doch weiter kam sie nicht. Auch mich erfasste einer der Wirbel. Und Pi? Gott hatte sie doch wohl nicht vergessen?! Während sich die Sicht um mich durch immer dichter sich drehende Schlieren aus Wind und Umgebung immer weiter verschlechterte, blieb Pi wie erstarrt am Straßenrand stehen. Das musste ein Irrtum sein! Verwirrt, aber doch spontan entschlossen packte ich Pi am Arm und zog sie mit in den Strudel. Und einige Sekunden später verschwamm der Bahnhof um uns völlig. Meine und Pis Hand hielten sich krampfhaft, doch etwas erschwerte mir das Bündnis: Ich bekam meinen ursprünglichen Körper zurück; meine Haare färbten sich von braun zurück nach grün; ebenso meine Augen; meine Statur veränderte sich und statt dem 1,77m großen Mädchen hielt nun ein 1,69m kleiner, schmächtiger Engel, mit mächtigen weißen Schwingen, im Arbeitsgewand der Traumfänger Pis Hand. Die Zugkräfte schienen immer stärker zu werden und auch Pi sah ich die Anstrengung an. Die Augen ihres rot angelaufenen Kopfes waren zu Schlitzen zusammen genkiffen und ihr Kiefer angespannt, als würde sie mit ihren Zähnen unser Bündnis erhalten. Ich schloss die Augen und konzentrierte mich darauf, ihre Hand nicht loszulassen, aber schon wenige Sekunden später, als ich schon glaubte, sie nicht mehr länger halten zu können, hörte alles schlagartig auf.

Mit einem Mal war das Brausen des Wirbels verschwunden und wir befanden uns wieder auf festem Boden. Ich war noch völlig benommen von der lauten Geräuschquelle, dem dröhnenden Wirbel, dem nun die völlige Stille gefolgt war. Ich zwinkerte. Ich lag auf einem trockenen, erdigen Boden. Langsam richtete ich mich auf. Meine Gelenke zitterten noch immer von ihrem Kampf gegen die Zugkraft des Wirbels. Ich schaute mich nach Pi um – und erschrak! Sie war noch immer in ihrem menschlichen Körper!! Wie konnte das sein?! Ich hatte so fest damit gerechnet, dass sie nun, da wir auf Gottes Planeten gelandet waren, als Cersia vor mir stehen würde. Einen Augenblick später kam auch Pi wieder zu Bewusstsein und auch in ihrem Gesicht spielgelte sich Verwunderung wider, allerdings wohl eher wegen der ihr fremden Gegend anstatt wegen ihres Körpers. Ich halt ihr auf und wir blickten uns um. Immer wieder erschienen Wirbelstürme, die Gestalten aller Art auf dem erdigen Grund zurück ließen. Zwerge, Elfen, ja sogar irgendein schleimiges, orangenes Etwas kroch an unseren Füßen vorbei und blubberte uns ein freudiges „Hi“ zu, (wenn man es denn als solches bezeichnen konnte) bevor es dann in einer winzigen Spalte versank. Was waren das nur für Wesen? Doch nicht etwa Freunde von Gott? Waren wir überhaupt auf Gottes Planeten?? Zur Vergewisserung blickte ich mich nochmals ausgiebig um, aber wirklich aussagekräftig war die Gegend nicht gerade: Wir standen wohl auf einer Art Plateau. Dieses jedoch war vollkommen leer gefegt. Da hatte Satan, ganze Arbeit geleistet, vorausgesetzt, dass es sich wirklich um Gottes Planeten handelte. „Und für das hier kämpfen wir?!“, fragte Pi entsetzt. „Nun ja, wir sollten erst mal das Plateau oder was das hier für ein Ort ist, verlassen. Dann wirst du schon sehen…“, versuchte ich mich zu rechtfertigen. Wir wollten gerade gehen, aber eine kleine, aber freudige Überraschung hielt mich noch kurze Zeit auf dem Plateau zurück: Ganz in unserer Nähe erschien eine Magierin in einem langen, schwarzen Kleid mit Schlagärmeln. Ihre Haare waren schon so lang, dass sie sie am Boden mit sich herumschleifte und ihr Blick schien eine Mischung aus cool und gelangweilt zu sein. Sie begrüßte uns ohne viele Worte und verschwand sofort, doch der kurze Augenblick hatte mir genügt, um sie zu identifizieren. Es handelte sich bei ihr um eine ehemalige Klassenkameradin mit der ich auch befreundet gewesen war. Ob sie wohl schon immer gewusst hatte, dass sie auf Gottes Planeten kämpfen würde? Schade, dass wir uns nie über dieses Thema ausgetauscht hatten…wie hätten wir auch ein Gespräch mit einer Person über Gottes Planeten anfangen sollen, wenn man niemals wusste, dass auch sie bei der Schlacht mitkämpfen würde?

Als Cersia und ich am Rand des Plateaus angekommen waren, lag eine tiefe Schlucht vor uns, durch die in weiter Ferne ein Fluss verlief. Die Gegend um den Fluss bestand ebenfalls aus erdigem Boden und auch sonst war über die Schlucht hinweg nichts zu sehen. Ich grübelte gerade darüber nach, wie ich Pi die Schlucht herab tragen sollte, da ich mir sicher war, ihr Gewicht nicht tragen zu können, als ich plötzlich einen regelmäßigen, vertrauten Flügelschlag vernahm. Ich horchte auf und erkannte einen schwarzen Punkt, der kontinuierlich auf uns zusteuerte bis – mir der Atem wegblieb. Die Flügel der Gestalt waren schwarz und durch die Strähnen der locker gebundenen Frisur blickten mich zwei kaleidoskope lilane Augen an. Ich schlug die Hände vor den Mund und mein Herz begann vor Aufregung zu schlagen.‘ Access, Access ist hier!‘, schwirrte es mir immer wieder durch den Kopf. ‚ Er wurde auch wiedergeboren! Er ist hier, Access ist hier…‘ Am liebsten wäre ich losgesprungen und hätte ihn in meine Arme geschlossen und nicht mehr losgelassen, doch mein Vorhaben in die Tat umzusetzen war mir unmöglich. Schließlich verbot es mir doch der Anstand.

„Schön, euch zu sehen“, sagte der eben Gelandete in gewohnt ruhigem Tonfall und lächelte und entgegen. „Ist das Access?“, fragte Pi mich unsicher. Ich nickte nur aufgeregt und ungewohnt schüchtern. „Man erwartet euch schon. Aber sagt mal, sah Cersia nicht mal anderes aus?“, fragte Access in ironischem Tonfall, die Hände anhebend, als würde er ein weites Kleid tragen und auf seine Flügel deutend. „Ach“, antwortete ich schulterzuckend, konnte mir aber ein Lachen nicht verkneifen, „Sie wollte mal den menschlichen Style ausprobieren – Nein, Spaß beiseite, … sie hat sich nicht verwandelt, als wir gemeinsam durch den Strudel gereist sind.“ „Ihr seid zu zweit in einem Strudel gereist? Die sind ja eigentlich nur für eine Person gedacht…“ „Ja, kann sein. Aber sonst wäre Cersia gar nicht hierher gelangt. Sie hat nämlich kein Strudel erfasst.“ „Das ist aber merkwürdig. Bist du dir sicher, dass dieses Mädchen Cersias Wiedergeburt ist?“ „Ganz sicher, ihre Ausstrahlung ist zu typisch.“ „Lass uns sie erstmal in den Tempel transportieren, Rillsama wird schon einen Rat haben.“ „Gottes Tempel? Lebt Gott denn noch?“ „Nein, er selbst nicht; aber seine Reinkarnation. Nur…die macht ein wenig Probleme…“ „Probleme?“ „Du wirst schon sehen.“ „Ok.“

Also trugen wir Pi alias Cersia erst mal zu zweit in Richtung Gottes Tempel. Und das nicht ganz ohne Komplikationen, denn ich hatte das Fliegen schon wieder verlernt und es benötigte einige Aufrufe Access‘ wie ‚nicht mit den Flügeln kreisen!‘ und ‚Große Bewegungen!‘, sowie erschrockene Schreie von Pis Seite, wenn ich mal wieder wegen mangelnder Flugkünste im Sturzflug zur Seite abkippte.

In Gottes Tempel angekommen, der im Übrigen mit seinen großen weißen Säulen und dem Dach, das wahrscheinlich im Goldenen Schnitt zum Gebäude berechnet war, an einen Tempel der antike erinnerte, schlug und Rillsama vor, Pi in geheiligtes Wasser zu tauchen. Das sollte angeblich das wahre Gesicht eines Lebewesens zum Vorschein bringen. Also baten wir Gott um einen Brunnen mit geheiligtem Wasser. Doch Gott, oder besser seine Reinkarnation war eine Sache für sich. Was mir zuerst einmal auffiel war, dass sie - ja, Gottes Reinkarnation war ein Mädchen - ein Mädchen aus meiner Parallelklasse war. Sie hatte sich auf der Erde stets in meiner Nähe befunden, genau wie einige der anderen Wesen, die hier umher schwirrten. Ob Elfe oder Hexe, Zwerg oder Kobold, alle kannte ich irgendwie; sei es nun durch einen markanten Gesichtszug oder eine besondere Geste, die Erinnerungen weckte. Ein Beispiel dafür war eine der Elfen: Auch in ihrer menschlichen Form war sie schon ausgesprochen dünn gewesen; ihr goldblondes Haar und die dazugehörigen reinen, blauen Augen gehörten bereits ihrem wirklichen Körper an. Einige Jahre schon war ich mit ihr befreundet gewesen. Wir hatten uns gegenseitig von Engels- und Elfengeschichten erzählt und sie hatte mir ihre Charaktere sogar aufgezeichnet. Und jetzt, wo ich darüber nachdachte, fiel mir auf, dass diese Elfe genau das Kleid anhatte, das sie der Hauptperson ihrer damaligen Geschichte angezogen hatte! War es also bei her wie bei mir, die ihr im Grunde nur von der Vergangenheit erzählt hatte und keine erfundene Geschichte? Vielleicht ging es allen so, dass man sie auf der Erde als Träumer abgetan hatte, obwohl sie nur in ihren Erinnerungen geschwelgt hatten? Aber wie standen sie in Verbindung zu Gott? Waren sie Freunde von ihm? Hatte er ihnen in der Vergangenheit geholfen und nun revanchierten sie sich? Oder hatte auch Gott sie geschaffen? Fragen über Fragen, die in meinem Kopf aufeinander stießen… ich sollte sie das alles bei Gelegenheit fragen - oder zumindest die Elfe. Wie nannte meine Klassenkameradin sie noch gleich? Ach ja! Kira. Kira war der Name der Hauptperson aus ihrem ‚Roman‘.

Nun, weiter im Text. Gottes Reinkarnation. Wie bereits erwähnt: ein Spezialfall. Nicht unbedingt, weil sie besonders schräg aussah oder weil ihre übernatürlichen Fähigkeiten demonstrieren musste , nein. Äußerlich sah sie noch genauso aus wie ein Mensch: Standardgröße, pummelig, Brille. Und auch ihre Leidenschaft für‘s Schlagzeug spielen war ihr erhalten geblieben. Hätte sie nicht vor meinen Augen einen Brunnen mir geheiligtem Wasser erschaffen, wäre ich wahrscheinlich nie auf die Idee gekommen, dass sie Gottes Reinkarnation sei. Nein, was eher auffiel war ihr problematischer Charakter: Sie war unglaublich sarkastisch, sprach derbes schwäbisch und war absolut launisch. Einerseits war sie fröhlich - und zwar jedes Mal, wenn sie mit ihrem Sarkasmus über die uns bevorstehende Schlacht oder Regeln und Einrichtungen Gottes herziehen konnte („Des ich ja wid‘r mal hammermäßig durchorganisiert“) Und andererseits war sie (leider fast die ganze Zeit) gelangweilt und somit äußerst schlecht zu sprechen. („I will nehme!!“ „Wo isch mein Fernseher?“) Ihr Problem war nämlich, dass sie nur die Dinge auch erschaffen konnte, die zu Gottes Zeit existiert hatten und die er auch erschaffen hatte. Und damals gab es weder einen Fernseher noch sonstige Geräte wie Radios, CD-Spieler, Föhns, Kühlschränke usw. Das Einzige, was Gott an Unterhaltung was sie beschaffen konnte, waren die Wiedergeburten, die sie unterhielten oder Bücher. Und da die Wiedergeborenen kein Gaukler sondern Kämpfer waren und Gott keine Lust hatte, zu lesen, war die Langeweile und die damit verbundene schlechte Laune eine natürliche Folge. Dass dieser Charakter auf die bestehende Lage ausgesprochen negative Auswirkungen haben würde, konnten wir zu dem Zeitpunkt, als wir mit Pis Körper Gottes Tempel betraten, aber noch nicht ahnen. Oder sagen wir es eher so: Unsere Gedanken waren mit anderen Problemen beschäftigt.

Kaum war der besagte Brunnen mit dem Weihwasser erschaffen, tauchte Pi einmal entblößt darin unter und stieg - dennoch überraschenderweise - als Cersia wieder heraus! Nun ja, nicht ganz. Ich korrigiere:

Sie stieg mit Cersias Körper wieder heraus, aber ihr Gedächtnis blieb unverändert. Vollkommen baff bestaunte sie sich an der Wasseroberfläche, fuhr sich durch die weißblonden, bis zum Boden reichenden, gewellten Haare und drehte sich schließlich um, wo ihr fassungsloser Blick an uns hängen blieb. „Bin das wirklich ich?“ „Ja, sogar noch wirklicher als dein menschliches Ich.“, antwortete ich. „Aber…ich bin so wunderschön. Das kann ich nicht glauben.“ „Es ist aber so und ja, es stimmt. Du warst und bist einer der schönsten Engel, die Gott je erschuf.“ „Trotz aller Schönheit,“, unterbrach uns Rillsama; er war lautlos wie ein Geist aus dem Tempel getreten - „Solltet ihr der Dame etwas anziehen, meint ihr nicht?“ „Äh, ja.“, antwortete ich etwas perplex und machte mich sofort an die Arbeit; erschuf Cersia engelgerechte Kleidung (meine alten Kräfte, Kleidung zu erschaffen, war mir erhalten geblieben) und blickte entschuldigend zu Rillsama auf. Bei dieser Gelegenheit fiel mir auf, dass er ein neues, langes und schweres, weißes, mit filigran ausgearbeiteten streifenartigen Mustern aus Gold verziertes Gewand trug, das ihn noch im einigen mächtiger und größer erscheinen ließ, als zu seiner Zeit als Erzengel Gottes. Sein leuchtend weißes Haar, das mit einem feinen Reif geschmückt war, fiel bis auf den Boden und lag dort noch einige Meter weit auf. Mir schwirrte der irrwitzige Gedanke durch den Kopf, wie es wohl aussehen musste, wenn Rillsama fliegen würde. Wahrscheinlich würden seine Haare wie eine Fahne eines Werbeflugzeugs hinter ihm herwehen….und das Kämpfen erst….einmal an Rillsamas Haaren gezogen und - aber das gehörte jetzt nicht hierher. Wenn ich so darüber nachdachte, bezweifelte ich sogar stark, dass Rillsama je kämpfen würde. Neben der Aufgabe als Gottes „Babysitter“ (eigentlich ja Berater) hatte er nun die Aufgabe, das Totenreich gottesengelgünstig zu organisieren, d.h. unsere Seelen möglichst schnell zur Wiedergeburt lassen zu kommen. Und deshalb musste er auf jeden Fall überleben, um unseren Seelen auch weiterhin den „Zeitrabatt“ bis zur Wiedergeburt zu garantieren.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Licht
2010-01-13T16:07:39+00:00 13.01.2010 17:07
Sind das die Engel-Charas aus KKJ?
An sich gefällt mir die Idee sehr gut ^__^
Ich mag Engelgeschichten XDDD
Nur an der Schreibweise musste bissl feilen... ich weiß net, wie ichs genau ausdrücken soll... *am kopf kratz* ... weißte ungefähr, was ich mein? XD'''


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