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Wolfswege

von

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Nachts im Mondschein

Lugh Akhtar schaute nachdenklich zum Mond hinauf. Er konnte nicht schlafen, immerhin war er die letzten Wochen immer nur des Nachts unterwegs gewesen, nun war es ihm zu ungewohnt, diese dunkle Zeit in einem Bett zu verbringen. Irgendwann war er unter der Decke aus Tariqs Bett geklettert und nach draußen gelaufen.

Es war Vollmond und der lockte ihn sowieso. Die meiste Zeit war er zwar ein Mensch - seinem Äußerem zum Trotz - aber ab und an kam dann doch der Wolf in ihm zum Vorschein und heute ganz besonders. Er betrachtete einen Moment den kreisrunden Lichtbringer, dann öffnete er die Schnauze und ließ ein lang gezogenes Heulen hören.

Nea, die ebenfalls nicht schlafen konnte und deswegen durch die Gegend streifte, lief ein eiskalter Schauer über den Rücken. Sie wusste zwar, dass es Lugh Akhtar war, der seiner wölfischen Natur nachgab, und dennoch musste sie unwillkürlich an Geschichten denken, in denen im Winter hungrige Wolfsrudel in die Städte kamen und gelegentlich sogar Menschen angriffen, die es wagten, in ihr Revier einzudringen.

Sie überlegte einen Moment, dann kam sie zu ihm und ließ sich neben ihm aufs Gras sinken. Der Wolf nahm keine Notiz von ihr, sondern bezeugte weiter dem Vollmond seine volle Hingabe. Erst nach langer Zeit hörte er auf und wandte sich dann irgendwann Nea zu.

»Kannst du auch nicht schlafen?«, fragte er.

»Nein. Ich bin seit Jahren nur Nachts gereist, jetzt kann ich dann nicht mehr schlafen. Wenn Tariq nicht wäre, würde ich es auch nicht tun, aber er wirkt noch so jung. Ich denke nicht, dass er sich umgewöhnen könnte«, erklärte sie.

»Nein, denke ich auch nicht«, stimmte der Wolf zu und legte sich nieder. Dann schwiegen sie eine Weile miteinander.

»Lugh Akhtar? Darf ich dir eine Frage stellen?«, erkundigte sich Nea dann.

»Natürlich, was immer du willst«, antwortete der.

»Willst du dich eigentlich an das erinnern, was du vergessen hast? Du... wirkst häufig so, als würde dich das alles gar nicht interessieren«, erklärte sie. Erst schien es, als wollte der weiße Wolf gar nicht antworten, doch dann schaute er Nea aus seinen Polarlichtaugen traurig an.

»Ich weiß es nicht. Ich glaube, dass ich kein sehr netter Mensch gewesen bin, aber ich glaube auch, dass es nicht alleine meine Schuld gewesen ist. Alleine schon, wenn ich an Altena denke. Ich weiß, dass ich sehr klein gewesen bin, als ich dorthin kam, und ich weiß, dass ich alles dafür getan hätte, um wieder nach Hause zu kommen, aber man hat mich nicht gelassen. Man hat etwas in mir gesehen, das mir egal war und niemand hat mir zugehört. Ich glaube, wenn mir irgendjemand zugehört hätte, wäre ich wohl ein besserer Mensch gewesen«, erzählte er.

»Hast du Angst davor, dich zu erinnern? Angst davor, dass es wirklich so ist, wie du vermutest?«

»Nein, ich denke nicht. Aber wenn man etwas Schreckliches getan hat, dann verfolgt es einen ein Leben lang, und selbst wenn man sich ändert, dann gibt es keinen, der einem glaubt, und das ist auf seine eigene Art und Weise noch viel schrecklicher, als wenn einem niemand zuhört. Verstehst du, was ich meine?«

Er schaute sie traurig an und sie nickte.

»Ja, ich denke schon.«

Abermals herrschte Schweigen, jedoch nicht lange.

»Warum hilfst du mir eigentlich?«, fragte der Wolf das Mädchen.

»Ich weiß auch nicht genau... vielleicht, weil es in meiner Natur liegt?«

Sie lächelte, doch es wirkte nicht echt und schon nach einigen Sekunden schüttelte sie den Kopf.

»Nein, natürlich nicht. Zumindest nicht nur. Ich helfe gerne anderen Leuten, sonst wäre mir Tariq egal, aber dir... Du bist etwas besonderes, Lugh Akhtar. Ich glaube, ich habe ein wenig die Hoffnung, dass ich denjenigen finde, der dich verzaubert hat, und dass er mir vielleicht helfen kann.«

»Helfen, deine Magie zu finden?«, hakte der Wolf nach und offenbarte damit, dass er von ihrem Geheimnis wusste.

»Ja. Ich meine, nur weil er dich verwandelt hat, muss er ja nicht böse sein. Und vielleicht kann er, was noch keiner zuvor konnte«, überlegte sie und schien dabei so gar nicht verwundert über seine Offenbarung.

»Dieser mächtige Zauberer, von dem keiner von euch spricht... Hast du schon einmal bei ihm angefragt? Wenn er wirklich so mächtig ist, dann kann er dir vielleicht weiterhelfen«, überlegte er, doch sie lachte.

»Nein, bestimmt nicht. Keiner spricht mit ihm, wenn es nicht sein muss, und keiner würde je auf die Idee kommen, ihn um so etwas zu bitten«, erklärte sie.

»Wieso?«

»Weil er... zu mächtig ist. Wenn irgendwer etwas zu ihm sagte, was ihm nicht gefällt, dann könnte sein Zorn...«

Sie suchte einen Augenblick nach Worten, schloss dann aber mit einem hilflosen Lächeln.

»Erzähl mir mehr von ihm«, bat er.

»Da gibt es nicht viel zu erzählen. Er ist kaum älter als ich, aber sehr, sehr mächtig. Ich weiß nicht, woher er kommt, aber Nikolai selbst hat erkannt, dass er ein mächtiger Zauberer ist. Er nahm ihn mit nach Altena und bildete ihn dort aus. Allerdings wurde er schnell besser und war letzten Endes so mächtig, dass Nikolai ihn darum bat, die Stadt zu verlassen. Er allerdings hat diese Stadt geliebt und in seinem Zorn über diese unmögliche Bitte hat er sie fast vollständig zerstört. Dann ist er gegangen. Niemand weiß wohin, und niemand hat danach mehr seinen Namen ausgesprochen. Wenn du wirklich mit Magie zu tun hast, weißt du ja, dass ein mächtiger Zauberer weiß, wann immer sein Name genannt wird«, erzählte Nea.

Lugh Akhtar dachte einen Moment lang nach.

»Ich kann mir vorstellen, dass er jetzt sehr einsam sein muss. Vielleicht ist er ja gegangen um einen Ort zu finden, an dem man ihn nicht erkennt. Damit die Menschen ihn wieder beim Namen nennen«, überlegte er dann.

»Das ist möglich«, nickte auch Nea, aber sie glaubte nicht wirklich daran. Dann schaute der Wolf sie nachdenklich an.

»Erzählst du mir von dir?«, fragte er. Nea zögerte einen Moment, dann verneinte sie.

»Irgendwann, aber nicht jetzt und nicht heute, aber irgendwann sicherlich«, antwortete sie.

»Dann soll es so sein«, nickte er und schaute wieder zum Mond hinauf. Er und Nea saßen noch da, bis der Morgen dämmerte. Erst dann gingen sie zum Wirtshaus zurück, denn bis Altena war es noch weit.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2010-10-26T12:53:53+00:00 26.10.2010 14:53
Hat er vorher eigentlich in Neas Bett geschlafen?^^ Wenn ja, dann war das aber nicht sehr schicklich von beiden XD
Lass mich raten, du hast vergessen, das Nea ihm noch nichts gesagt hat und das ganz schnell auf diese Art und Weise gelöst?^^
Von:  Cat-girl
2010-10-16T07:35:59+00:00 16.10.2010 09:35
Wölfe liegen in Betten? O.o
Tor ist wunderschön, hab ich recht?
Wieso schläft ein Wolf in einem Bett und dann auch noch bei ihm?
Hä? irgendwie begreif ich da grade was nicht. Erklär mich für blöd, aber ich dachte Lugh Akhtar wäre zur Zeit ein Wolf und das, weil er in einen verwandelt wurde, wieso steht dann da, dass er meistens ein Mensch war?
Also ist er doch mal ein Mensch gewesen...
*stellt die Ohren und lauscht seinem Wolfsgeheul*
schade, ich dachte die Nea würde mal wegbleiben... *knurrt*
Cool^^ Hoffentlich fressen die Wölfe die Menschen auch …
Richtig so! Ignorier sie Lugh Akhtar!
Aber warum musste er denn nach Altena?
Oh, mein armer Lugh Akhtar *nimmt ihn in die Läufe und tröstet ihn* Alles wird wieder gut, glaube mir...
Ach hör doch auf! Nea! Du bist in ihn verliebt!
der Zauberer ist kaum älter als Nea? Okay...
Warum will sie nicht über sich erzählen...

Naja, so spannend war das Kapitel ja nicht...
Dass er einmal ein Mensch war, scheint plötzlich fest bestätigt zu sein...
Nea muss nicht erzählen, wenn sie nicht mag...
Und die Erzählungen über den Magier sind informationsreich...
Von:  IntoTheDeath
2009-06-28T12:25:50+00:00 28.06.2009 14:25
I-wie bekomm ich das gefuehl nicht los das Lugh Akhtar vielleicht der maechtige Zauberer ist!
vielleicht war der ZAuberer wirklich einsam und weil er Woelfe so liebt[wenn cih mich nicht verlesen habe xD] hat er sich selber in einen Wolf verbannt und seine erinnerungen geloescht, nur damit er vielleicht wieder freunde bekommt!
ist aber nur so eine Vermutung xD
HAMMER KAPITEL kann cih nur sagen

mvlg Qualli


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