Zum Inhalt der Seite

Dejavu

Überarbeitung + Fortsetzung
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kapitel 8

Es war Mittwoch.

Der 124te Mittwoch seit Draco in dieser Gefangenschaft lebte.

Wenn er richtig gezählt hatte.

Es könnte auch der 136te oder erst der 112te sein. Draco hatte die Lust verloren zu zählen. Seit dem Vorfall mit der Schlange war sein Leben die reinste Hölle geworden. Harry war in seinem Verhalten Draco gegenüber nicht besser geworden. Eher schlechter. Er behandelte ihn inzwischen nur noch wie D01. Wie eine Sache. War er anfangs noch bereit für Gespräche gewesen, so hatte er sich inzwischen zur Angewohnheit gemacht, jedesmal, wenn er Draco sah, irgendetwas an ihm zu bemängeln.

Mal waren seine Haare nicht richtig gekämmt, mal hatte er das Falsche an. Draco konnte es ihm einfach nicht Recht machen.

Aber heute war Mittwoch.

Mittwochs war der Tag, an dem sich die Vampire zusammensetzten und die vergangene Woche Revue passieren ließen und die kommende Woche planten.

In dieser Zeit befanden er sich mit den Blutspender in einem extra Flügel und durfte sich für etwa 2 Stunden unterhalten. Draco war auch hier nur als D01 bekannt, aber er war ein Held unter ihnen. Auch wenn er nie auch nur ein Wort mit einem der anderen gewechselt hatte, sie vergötterten ihn, da er der Blutspender des Clanmeisters war. Draco konnte es nicht ausstehen. Was er während der Schulzeit genossen hatte, war in den letzten zwei Jahren immer nervender geworden. Er verachtete die anderen dafür, dass sie ihn anbeteten. Zwei unter ihnen, ein Pärchen, waren sogar soweit gegangen, ihre Tochter nach ihm zu benennen. Sie hieß jetzt Daisy die Erste. Ein bescheuerter Name, wenn man ihn fragte.

Es hatte ihn zuerst überrascht, aber es schien nicht verboten zu sein, Partnerschaften unter Blutspendern zu knüpfen. Den Vampiren schien es nichts auszumachen, solange ihre Blutspender dann da waren, wenn sie gebraucht wurden. Draco war wohl der einzige, der ein Zimmer direkt bei Harry hatte. Das hatte er in einem Gespräch mit Harry erfahren.

Die Blutspender hatten einen eigenen Flügel in dem stolzen Schloss, dass es inzwischen wieder war. Dieser Flügel war mit allem ausgestattet, was ein normaler Mensch zum Leben braucht. Jeder Blutspender hatte sein eigenes Zimmer mit Bad, aber es gab auch einige große Badezimmer mit großer Badewanne und ein paar Duschen. Selbstverständlich ein gemeinschaftliches Esszimmer und eine Bibliothek. Sogar einen Garten mit Reitplatz gab es. Den Blutspender fehlte es an Nichts. Egal was sie wollten, sie bekamen es. Nur Draco musste ein armseliges Leben leben. Sein Zimmer hatte zwar auch ein Bad, aber er bekam sein Essen im Zimmer und zu Lesen bekam er auch nichts. Seinen kompletten Tag verbrachte er mit Schlafen, Essen, Harry, Nachdenken und An-Die-Wand-Starren. Mittwochs kam etwas Abwechslung in sein Leben. Aber Draco wollte mit diesen Menschen, die Gefallen an diesem Leben hatten, nichts zu tun haben. Also saß er in einer Ecke an die Wand gelehnt und beobachtete die Menschen um ihn herum. Sie hielten immer einen respektvollen Abstand zu ihm ein, der ihm nur Recht war. Daisy-die-Erste lief durch den Raum und gluckste und lachte. Umringt von jauchzenden Frauen, die sich nicht einigen konnten, wer das kleine Mädchen als nächstes auf den Arm nehmen durfte. Manche, die bemerkten, dass er sie beobachtete, verneigten sich und gingen mit gesenktem Kopf in die andere Richtung davon.

Während er gerade eine Gruppe von Männern beobachtete, die über ein Buch über irgendwelche Muggel-Maschinen fachsimpelten, sprach ihn ein Mädchen von der Seite an. „Wie heißt du?“, fragte sie.

Draco drehte sich langsam um und betrachtete sie. Sie hatte kurze schwarze Haare und braune Augen, sie trug eine Jeans und einen grünen Pullover und war ein wenig pummelig. Sie schien neu zu sein, Draco war sie noch nicht aufgefallen. Aber sie war die Erste, die ihn direkt ansprach. „Wie heißt du?“, fragte sie nochmal.

„Du kennst mich doch. Ich bin D01.“, antwortete Draco monoton. „Ich habe aber nicht gefragt, wer du bist, sondern wie du heißt. Das sind zwei grundverschiedene Dinge. Ich heiße Evangelin und bin E25. Also, wie heißt du?“

Draco überlegte kurz. Er war schon dazu übergegangen, sich selbst in Gedanken als D01 zu betrachten. Seit er in diesem Schloss war, war es das erste Mal, dass ihn jemand ernsthaft nach seinem Namen fragte. „D-…Draco… heiße ich.“, antwortete er langsam. Wie lange hatte er diesen Namen schon nicht mehr gehört. „Na siehst du, geht doch!“, sagte Evangelin und strahlte ihn an. Sie streckte ihm ihre Hand entgegen „Freut mich, dich kennen zu lernen, Draco.“ Er nahm die Hand und schüttelte sie. „Freut mich auch, Evangelin.“, antwortete er und lächelte zum ersten Mal seit langer Zeit.
 

Evangelin war eine Plaudertasche. Das wusste Draco, als er nach einer halben Stunde, die Evangelin ihn durch den Flügel geführt hatte, wusste, wie die anderen Blutspender hießen und wer daran Schuld war, dass sie Blutspender waren. Draco war erstaunt, dass ausnahmslos alle freiwillig da waren. Sie hatten gewusst, auf was sie sich einließen, als sie gefragt wurden, ob man ihr Blut benutzen dürfte. Die meisten waren Verwandten oder Freunden gefolgt. Es waren aber auch einige da, die damals nur darin einen weiteren Lebenssinn sahen. Offensichtlich war der frühere Clanmeister darauf bedacht gewesen, dass seine Vampire nur mit Einverständnis ihrer Opfer diese zu Blutspendern machten. Wenn Draco genau drüber nachdachte, war er damals auch freiwillig zum Blutspender geworden. Bis Harry diese merkwürdigen Verhaltensmerkmale zeigte.
 

„Warum bist du eigentlich zum Blutspender geworden?“, fragte ihn Evangelin in dem Moment, während sie zu den Pferden gingen. „Ich wollte meinem Freund das Leben retten.“, antwortete Draco schlicht. Evangelin blieb stehen und sah ihn an. Dann fing sie an zu schluchzen und sagte: „Das ist so traurig!“ Draco wich einige Schritte zurück und betrachtete sie. „Was soll daran bitte traurig sein?“, fragte er skeptisch. Das Mädchen war ihm nicht mehr ganz geheuer. „Na, das ist doch klar! Du setzt dich so für deinen Freund ein und tust alles für ihn, aber er liebt bestimmt jemand anderen, nicht wahr?!“, erklärte sie ihm mit Tränen in den Augen. „Auch wenn ich dich zuerst nicht für schwul gehalten habe. Aber wenn man dich mal so genauer anschaut… Aber ich hab damit kein Problem. Glaub mir. Weißt du, eine frühere Freundin von mir, die ist lesbisch. Jetzt ist sie zwar nicht mehr meine Freundin, sie kennt mich ja nicht mehr, aber ich mag sie trotzdem. Und, keine Angst, ich helfe dir mit deinem Liebeskummer.“ Dann umarmte sie ihn spontan und nahm ihn an der Hand. Draco schüttelte bestürzt ihre Hand ab. Mit geröteten Wangen sagte er: „Du hast das total falsch verstanden. Ich war nicht mit Harry zusammen. Und ich bin garantiert nicht in ihn verliebt. Ich steh auf Frauen. Mädchen. Mit Brüsten. Nicht auf Jungs!“ Evangelin sah ihn zweifelnd an. „Weißt du, das ist gar kein Problem. Du musst nicht lügen. Ich sag‘s auch niemandem, wenn du‘s geheim halten willst. Aber ich denke halt, es tut immer gut, wenn man jemanden hat, mit dem man über solche Dinge sprechen kann.“ „Es stimmt aber, ich steh auf Mädels.“ „Jetzt hör schon auf mit dem Quatsch. Du brauchst mir nichts vorzumachen.“, sagte sie bestimmt und ging weiter. Draco blieb stehen und sah ihr entsetzt nach. „Aber, ich bin doch nicht schwul!“, flüsterte er verzweifelt.

Warum lief eigentlich nicht ein Mal etwas so, wie es sollte?



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück