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Barbarossas Bart

Eine kuriose Geschichte mit Magik
von

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Hallo Welt!

Leo flüchtet vor dem Doktor und den Beiden Stimmen vor der Tür aus seinem Krankenzimmer. Draußen erwartet ihn das Unbekannte, so wie einige Überraschungen...

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Leo sprang und genoss während dem kurzen Fall nach unten die neu gewonnene Freiheit, begleitet von einem flauen Gefühl in seinem Magen.

Sofort nachdem seine Füße durch die Schwerkraft auf den Kiesboden gepresst wurden, verlor er die Kontrolle über seinen Körper. Machtlos gegen die Fliehkräfte stürzte er nach vorne. Harte, kantige Steine bohrten sich unerbittlich in seine Arme und Beine, die zum Glück von dem Mantel und der Hose etwas geschützt wurden. Wieder spürte er das Unangenehme-Gefühl-hinter-der-Stirn, nur diesmal nicht im Kopf, sondern an seinen Armen und Beinen, die auf dem Boden aufgeschlagen waren.

SCHMERZ war das richtige Wort dafür. Es schnitt genauso hart und gnadenlos in seine Gedanken, wie die Steine in sein Fleisch. Sofort fiel ihm ein weiteres Wort ein:

„SCHEIßE!“ entfuhr es seinem Mund und er spuckte es dem Boden entgegen.

Von oben kam ein lautes Poltern, Rufe und Schritte.

„Er flieht, ihm nach!“ kreischte es durchs Zimmer hinter dem Fenster, aus dem er gekommen war.

Leo musste sofort von hier weg, sonst würden sie ihn kriegen und wasweißich mit ihm machen!

Unter den Eindrücken der neuen Wörter Schmerz und Scheiße rappelte er sich mit Händen und Füßen rudernd nach oben, stolperte, lief und rannte so schnell er konnte los. Keine Zeit zum umsehen. Keine Zeit zum nachdenken. Den Blick immer auf den Boden gerichtet, um nicht noch einmal hin zu fallen. Um sich herum nahm Leo nichts wahr außer dem Kies unter seinen Füßen und dem Asphalt vor ihm. Seine Beine schmerzten von dem Sturz, doch er ignorierte es so gut er konnte, erreichte taumelnd eine feste Straße, konzentrierte sich weiter nur aufs Laufen und bog um die nächste Häuserecke. Egal wohin, Hauptsache weg von dort, wo er hergekommen war, weg von den Stimmen, weg von diesen Leuten und weg vom Doktor.

Nachdem Leo einige Minuten gerannt und mindestens zweimal in eine andere Richtung abgebogen war, sah er zum ersten Mal bewusst nach vorne, weg vom Boden und blickte sich um.

Im selben Moment als er die Dinge um sich herum mit den Augen sah, erschienen die Wörter dafür vor seinem inneren Auge. Mit jedem Blick kamen neue Erinnerungen zurück zu ihm. Da waren hm…Häuser, Menschen, hm…Bäume, noch mehr Häuser, Straßen, hm…Schilder, Mülltonnen und ein hm…Elefant.

„Ein Elefant? SCHEIßE!“

Genauso wie vorher im Zimmer, als die Türklinke gedrückt wurde, blieb Leo komplett gelähmt stehen, starrte auf das, was er sah und konnte sich weder bewegen, noch einen andern Gedanken fassen: wenige Meter von ihm entfernt, auf der anderen Straßenseite, stand ein großer, grauer, ausgewachsener Elefant, so hoch wie zwei Stockwerke. Das gewaltige Tier wurde von mehreren Männern in Uniformen begleitet. Die Männer trugen blau-rote Anzüge und Krawatten. Sofort fiel Leo das Wort ‚Zirkus’ ein, doch das hier war kein Zirkus.

Der Dickhäuter hob etwas mit seinem Rüssel hoch und warf es in einen großen Behälter auf seinem Rücken. Dann setzte der Elefant das mannsgroße schwarze Gefäß, dass er zuvor mit in seinem Rüssel angehoben hatte, wieder auf der Straße ab und es wurde sogleich von einem der Männer beiseite geschoben. Ein anderer hielt dem Elefanten etwas hin, dass dieser sich sofort schnappte und in sein Maul schob. Dann deutete der Mann mit einem Stock auf das nächste Haus und der Elefant setzte sich laut trötend in Bewegung. Es war das lauteste Geräusch, das Leo bisher gehört hatte. Es übte einen unangenehmen Druck auf seine Ohren aus, erzeugte ein hämmerndes Vibrieren darin.

Auf dem Hinterteil des Dickhäuters prangte ein Banner mit der Aufschrift:
 

~ Müllentsorgung Gebr. Potz ~

~ Sauber & Dick seit 172 n. BB ~
 

Die Kontrolle über seine Wahrnehmung kam schlagartig zu Leo zurück, als er erkannte, dass ihm keine Gefahr drohte.

Der Elefant schleuderte den Inhalt der nächsten Mülltonne in den Container auf seinem Rücken.

So etwas hatte Leo noch nie zuvor gesehen oder davon gehört, da war er sich ganz sicher. DAS war definitiv Neu-Neu.

Kopfschüttelnd eilte er weiter die Straße hinunter und schob die Gedanken an den Elefanten beiseite, wohl bewusst, dass er gerade wertvolle Zeit verloren hatte. Wie lange hatte er gestanden und den Müll-Elefant beobachtet? 10 Sekunden, 20 Sekunden, gar mehrere Minuten? Blieb nur zu hoffen, dass seine Verfolger nicht so schnell laufen konnten wie er. Willkürlich nahm er die nächste Straße nach links.

Zwar waren noch einige andere Passanten hier unterwegs, aber niemand beachtete ihn.

Mit dem Wort Straße war Leo vorher auch gleich das dazu passende Wort ‚Auto’ eingefallen. Aber so fiel er sich auch umsah, hier gab es keine Autos und die Straße hatte auch keinen Strich in der Mitte, obwohl ihm seine Erinnerung sagte, dass dies üblich wäre bei Straßen. Vielleicht handelte es sich um eine von jenen Straßen, auf denen keine Autos unterwegs waren, sondern nur Fußgänger. Doch der Name hierfür fiel ihm nicht ein.

Ständig musste Leo sich zwingen wenigstens in halbwegs schnellem Tempo weiterzulaufen, denn sein Blickfeld hatte sich nach dem Schock von vorhin mittlerweile wieder erweitert. Er sah überall neue, bisher unbekannte Dinge, die seine Aufmerksamkeit beanspruchten, ihn zum staunen brachten, oder ihm neue Wörter einfallen ließen.

Die Häuser standen hier ohne Abstände direkt Wand an Wand und hatten alle mehrere Stockwerke. Je weiter er kam, desto mehr Menschen waren unterwegs. Lauter unterschiedliche Menschen: Männer, Frauen, Kinder und alle waren sie anders angezogen.

Er sah die Leute um sich herum an und alle trugen etwas anderes: Hüte, Mützen, Krawatten, Anzüge, Schals, Stiefel, Taschen, Rucksäcke, lange Kleider, kurze Kleider, Latzhosen, Koffer undundundundund. Alles aufzuzählen hätte den ganzen Tag gedauert. Vieles was er um sich herum sah, kam ihm hm…seltsam vor, vieles war Neu-Neu, nicht ‚normal’ laut seinem Gedächtnis. Aber vielleicht waren seine Gedankengänge auch falsch verbunden, vielleicht war was ihm jetzt ungewöhnlich erschien, in Wirklichkeit ganz normal.

Menschen kamen ihm entgegen, liefen in seine Richtung, schlängelten sich auf hm…Fahrrädern durch die Menge, kreuz und quer über die Straße. Andere gingen rein und raus aus Gebäuden, deren Schilder auf alle möglichen Geschäfte hinwiesen, deren Bedeutung ihm schleierhaft waren: „Saix - Die Besten Tattoos der Stadt“, „Geschenke für Moffen“, „Ostros Kaffeehaus – das Haus der 1.000 Sorten“, „Adrenalin für die Hose“ und „G.F.O Gebäude 827 - Abteilung für Sonderangelegenheiten“.

Mit dem was Leo sah prasselten Begriffe und Wörter jeder Form, Farbe und Größe in den dunklen Tunnel seiner Erinnerungen herab, immer mehr und mehr. Ein Strom aus Neuem, der kein Ende zu nehmen schien, sondern im Gegenteil immer größer und schneller wurde und alle seine Gedanken mitriss. Wahllose Begriffe rasten an ihm vorbei, ohne dass er es kontrollieren konnte:

AUSVERKAUF, WARENHAUS, EINGANG, MITTAGESSEN, ZOLLSTOCK, TISCHDECKE, SPÜLMITTEL, KEBAP, KABELJAU, STRICKGARN, SONNTAGSHOSE, LEICHTMATROSE und endlos weitere, zusammenhangslose Wörter, als würden die Seiten eines Lexikons im Sekundentakt an ihm vorbeifliegen. So viele auf einmal waren es, das er das Gefühl hatte, sein Kopf könnte jeden Moment überlaufen und Buchstaben, Wörter, Bilder und alles andere würde oben über den Rand seines Schädels schwappen, aus ihm herausfallen, mitten auf die Straße, in alle Richtungen über die Pflastersteine purzeln, um schließlich zwischen den Ritzen im Boden zu versinken.

Heillos überlastet von all den neuen Eindrücken schloss Leo die Augen und atmete tief ein. Trotz der Schwärze vor seinen Lidern stürzten weiter von überall bunte Bilder herab, prügelten regelrecht auf seine Gedanken ein und tauchten den dunklen Tunnel in ein überbordendes Meer aus bunt schillernden Farben. Das Wort ‚DISKO’ stach besonders penetrant hervor und mit ihm kam gleich wieder ein halbes dutzend Weitere hinterher.

„STOPP!“ schrie eine innere Stimme. Schwer schnaufend öffnete Leo erneut die Augen und versuchte sich der vielen Eindrücke zu erwehren. Er wurde verfolgt, das durfte er nicht vergessen! Wahrscheinlich waren sie bereits dicht hinter ihm. Aber statt wegzulaufen stand er nur da, orientierungslos und hilflos. Rang mit seinen eigenen Gedanken um die Kontrolle über seinen Körper.

„ICH MUSS WEI-TER-LAU-FEN!“ brüllte die Stimme der Vernunft in seinem Kopf. Und er lief weiter, versuchte den reißenden Strom an neuen Wörtern und Bildern so gut es ging vorbeiziehen zu lassen ohne mitgerissen zu werden, sich auf den Weg vor ihm zu konzentrieren. Auf seine Flucht vor dem Doktor, der Frau und der dritten Stimme.

Hastig blickte Leo sich nach ihnen um. Erst jetzt merkte er, dass er gar nicht wusste wie seine Verfolger aussahen (abgesehen von Doktor Papenstiehl). Er würde sie gar nicht erkennen, selbst wenn er sie sah.

„Scheiße!“ rutschte ihm bereits zum dritten Mal das Wort laut heraus.

Einige Passanten drehten sich neugierig zu ihm um. Schlagartig wurde Leo nun auch bewusst, wie auffällig und leicht zu erkennen er sein musste, mit seinem Verband um dem Kopf, dem Pflaster auf der Nase und dem hm…Bademantel – er fischte das Wort aus dem vorbeizischenden Strom und wieder hörte er sich „Scheiße“ sagen, als ihm klar wurde, was das bedeutete. Verdammter oranger Bademantel! Sie würden ihn bereits von weitem mühelos erkennen können.

Suchend ließ er seinen Blick in alle Richtungen durch die Menge wandern. Obwohl er so auffällig war, nahm anscheinend niemand in besonderer Weise Notiz von ihm. War es etwa normal, so herumzulaufen?

Sein Blick nach hinten ließ ihn keine Verfolger erkennen, aber zum wiederholten Male war er durch die viele Ablenkung der ganzen Neuen Dinge fast zum stehen gekommen. Er überlegte, in welche Richtung er weitergehen sollte, wollte jemandem nach dem Weg fragen. Aber wo wollte er denn überhaupt hin? Er wusste es nicht, er kannte ja bisher nichts von der Welt außer dem Krankenzimmer.

Ein ächzendes, schabendes Geräusch von oben riss Leo aus seinen Gedanken.

Was war das nun wieder? Sofort blickte er sich um, jedoch konnte er die Quelle des lauten Schabens und Krächzens nicht erkennen. Auch sonst reagierte keiner der Passanten darauf, obwohl das Geräusch immer näher kam. Nervös sah Leo hin und her, wähnte die Geräusche bereits als nur in seinem Kopf existent, als sich ein Schatten direkt über ihn schob und den Boden unter seinen Füßen verdunkelte.

Erschrocken blickte Leo nach oben. Nur wenige Meter über seinem Kopf befand sich blankes Metall. Ein langer, metallener Kasten ächzte und krächzte sich hoch über der Straße vorwärts, folgte ihrem Verlauf in der Luft schwebend. Es war ein rechteckiger, grüner Waggon, so groß wie eine Straßenbahn und mit Fenstern und Türen daran, genau wie eine Straßenbahn. Nur das dieses Ding nicht auf der Straße fuhr, sondern an einem für seine Größe lächerlich dünnem Kabel in der Luft hing, das auf Höhe der obersten Stockwerke die Straße entlang führte.

„Junger Mann, haben Sie etwa Angst vor der Luftbahn?“ kam eine Stimme von der Seite und Leo wandte den Blick von der schwebenden Straßenbahn ab, die weiter vorne klackernd in eine andere Richtung abbog.

Eine Frau stand neben ihm.

„Sie ist zwar grässlich laut, aber so furcht einflößend nun auch nicht wieder. Sind Sie etwa neu hier in…“

Leo hörte der Frau nicht weiter zu, denn, von irgendwo her schallten aufgeregte Rufe über die Straße: „Platz da! Lasst uns durch!“

Zwei Männer in roten Uniformen bahnten sich einige dutzend Meter entfernt von ihm einen Weg zwischen den Passanten hindurch und stießen dabei fast einen Radfahrer um.

Das mussten seine Verfolger sein! Sofort schoss Leos Puls hoch und wieder drohte die Lähmung einzusetzen. Die Beiden Männer hatten ihn noch nicht bemerkt, soweit er das erkennen konnte.

“Entschuldigung.“ entgegnete er reflexartig der Frau die bei ihm stehen geblieben war und ließ sie verdutzt stehen.

Ohne wirklich zu wissen was er tat, hechtete er in die nächstgelegene Seitengasse.

Spärlich einfallendes Sonnenlicht von oben beleuchtete den schmalen Eingang. Zwei Türen befanden sich in den gegenüberliegenden Wänden, aber es gab keinen zweiten Ausweg, denn eine Hauswand blockierte die Rückseite.

Leo hetzte bis zur Rückwand, an der einige Mülltonnen standen. Man konnte hier im Halbdunkel zwar sehen, aber nicht viel erkennen. Hoffentlich würden seine Verfolger ihn hier nicht sehen.

Poch-Poch, Poch-Poch, Poch-Poch, Poch-Poch.

Mit rasendem Herzen presste Leo sich rücklings gegen die dunkle Steinwand und der Begriff „tot stellen“ erschien vor seinem inneren Auge. Etwas namens hm…Unsicherheit baute sich in ihm auf. Er stand mit dem Rücken gegen die Wand. Wusste nicht was er tun sollte. „Ausweglos“ erschien das nächste Wort. Dann wurde der dunkle Tunnel in seinem Kopf mit einem Mal komplett schwarz, als hätte ihn jemand in einen Sack gesteckt und oben zugeschnürt. Keine leuchtenden Wörter, keine bunten Bilder, keine Haufen von Gegenständen waren mehr zu sehen. Nur Schwärze, dicke, alles verschlingende Schwärze, die keinen Platz für irgendeinen anderen Gedanken ließ, als ein Wort, das drohend und unüberwindbar groß im Tunnel prangte:
 

A-N-G-S-T
 

Unverrückbar. Nicht ignorierbar. Mit einer Intensität, die immer weiter anschwoll, die Kraft gewann mit jedem einzelnen Gedanken. Hinter der Ecke lauerten seine Verfolger, gleich kamen sie und holten ihn, gleich löschten sie seine Erinnerungen und er wäre auf immer und ewig gefangen in dem schwarzen Tunnel, dessen Wände ihn zerquetschten, ihm keinen Platz ließen für einen Gedanken über dieses verschlingende, zerstörerische Gefühl hinaus, auf ewig gefangen in der todbringenden Schleife der A-N-G-S-T.

Mit aller Kraft kniff Leo die Augen zusammen, presste seinen Hinterkopf gegen die harte Steinwand. Schweiß ran über seine Wangen. Sein Herz klopfte so stark, dass es sich fast überschlug. Immer wilder hämmerte es, so wild, als wollte es mit einem kräftigen Satz aus seiner Brust springen, sich in Sicherheit bringen, weg von ihm , weg aus dieser dunklen Gasse, weg von den Verfolgern, weg von den Erlebnissen der letzten Stunden, die ihm solche Angst machten, weg von der Unsicherheit davor was ihn erwartete und wer er war.

Planlos, ohne zu wissen was er machen sollte und ohne es bewusst zu kontrollieren, griff Leo in die Tasche des Bademantels, in der sich seine Gegenstände aus dem Krankenzimmer befanden. Wahllos holte er das Erste heraus, was seine Finger ertasteten: die Kaugummi-Packung.

Mit zittrigen Händen fummelte er ein Kaugummi heraus, packte es aus, steckte es sich in dem Mund und begann zu kauen, wie in einem Reflex, ohne wirklich zu wissen was er da eigentlich tat.

Eisige Kälte entfaltete sich sogleich in seinem Mund und katapultierte kalte Luft nach oben bis in seine Nase und die Nebenhöhlen. Halt Nein, nicht Kälte, hm…Frische nannte man es. Und es schmeckte nach Minze.

„Mhm Minze.“

Poch-Poch, Poch-Poch…, Poch-Poch....., Poch-Poch……

Leos Herz schlug ruhiger, langsamer und kontrollierter, wollte wieder da bleiben, wo es war. Wollte nicht mehr herausspringen um zu flüchten.

Nach einigen Kaubewegungen ließ die explosive Anfangswirkung des Geschmacks nach. Doch die Ablenkung hatte bereits gewirkt: Leo hatte sich beruhigt.

Ob sich Angst immer so intensiv anfühlte? Vielleicht würde er sich mit der Zeit ja daran gewöhnen…

Wichtiger aber war, ob die Beiden rot uniformierten Männer bereits draußen vorbeigelaufen waren? Vielleicht suchten sie ja gar nicht nach ihm, sondern hatten es aus einem anderen Grund eilig?

Papperlapapp! Bestimmt suchten Sie nach ihm, wonach sonst? Ihm fiel nichts ein.

Ein Blick zum Eingang der Gasse zeigte nur normale Passanten, die vorbeischlenderten. Leo beschloss, ein wenig zu warten bis er wieder hinausging und genoss derweil den Minz-Geschmack des Kaugummis.

Schließlich machte er ganz vorsichtig einige Schritte nach vorne in den helleren Teil der Gasse, um besser auf die vorbeiführende Straße sehen zu können.

Etwas knarrte hinter ihm und er bekam einen harten Schlag gegen die Schulter.

„AUUU!“

„PANIK! FLUCHT!“ waren seine ersten Gedanken.

Dann fuhr er herum und sah die offene Tür, die ihm den Schlag versetzt hatte. Dahinter kam ein kleiner alter Mann zum Vorschein, kaum halb so groß wie Leo

„Oh, das tut mir aber Leid!“ der Alte hielt sich die Hand vor den Mund. „Ich habe nicht gesehen, dass Sie hier draußen stehen, das war wirklich keine Absicht. Sie sehen ja schlimm aus, meine Güte, da wird mir ja ganz anders, Oh-je Oh

-je. Und dann verpass ich ihnen auch noch Einen mit der Tür, als ob sie nicht schon genug Verbände hätten, ach du meine Güte!“

Leos Fluchtimpuls ließ schlagartig nach. Der Alte sah nicht danach aus, als stelle er eine Gefahr für ihn dar, oder als sei er gar auf der Suche nach ihm gewesen. Er war weit mehr als einen Kopf kleiner als Leo und dieser Kopf war außerdem komplett haarlos.

Es gab da ein Sprichwort, das passen würde, es lautete: „Glatt wie ein…“ hm… „Glatt wie eine…“ hm… vielleicht: „Glatt wie eine Glatze“?

Ihm fiel das passende Wort einfach nicht ein und während er so nachdachte, verschwand sein vorheriges Bedürfnis wegzurennen fast vollständig.

Der Alte indes schüttelte noch immer den Kopf, offenbar fassungslos über das was er getan hatte.

„Soll ich einen Arzt rufen, brauchen Sie Hilfe junger Mann? Das sieht ja wirklich schlimm aus, Oh je, Oh je.“

„Ähm… Ist nicht so schlimm.“

Leo rieb sich die Schulter, um den Schmerz etwas zu lindern.

„Ich komme gerade vom Arzt.“ entgegnete er und unangenehme Erinnerungen an Papenstiehl und das Schlafmittel blitzten unangenehm hell im dunklen Tunnel seiner Gedanken auf.

Der Alte hielt sich weiter die Hände vor Mund und Kopf.

„Dann lassen Sie mich Ihnen wenigstens einen Kaffee ausgeben junger Mann, als Wiedergutmachung.“

Die Hand des Alten griff nach Leos Oberarm und der wich reflexartig einen Schritt zurück. Der Griff des Alten war sehr sachte und er ließ sofort wieder los, als Leo seinen Arm wegzog.

Verwundert sah ihn der Mann an:

„Mögen Sie keinen Kaffee? So ein Missgeschick löst man am Besten mit einer Tasse Kaffee. Ich spendiere Ihnen aber auch gerne etwas anderes. Was immer Sie wollen.“

Leo überlegte. Seit er die Verfolger draußen auf der Straße gesehen hatte, waren sicher mehrere Minuten vergangen. Wahrscheinlich waren sie bereits weiter gerannt, außer Sichtweite, so dass er es wagen konnte, zurück auf die Straße zu gehen. Und in der Gesellschaft des Alten würde er weniger auffallen als alleine. Zudem wohnte der Kerl bestimmt hier und könnte ihm einige Fragen beantworten.

„Nun, ich denke… das ist eine gute…hm…“

„Idee?“ Ergänzte der Alte.

„Richtig, das meine ich. Mein Kopf…“ Leo zeigte auf den Verband, der seinen Kopf über der Stirn komplett verdeckte „ist etwas äh…, durcheinander, durch die äh… hm…Verletzung.“

„Das macht nichts, ich kenne das: in meinem Alter ist man auch nicht mehr der Hellste. Kommen Sie mit. Ich kenne ein schönes Plätzchen, wo wir in Ruhe etwas trinken können. Kein Lärm, keine Unruhe, es wird Ihnen gefallen.“

Der Alte ging Richtung Straße.

Leo zögerte kurz, doch folgte ihm dann nach draußen. Der Alte drehte sich zu ihm um:

„Ach ja, mein junger Freund, mein Name ist Blinzky. Edward Blinzky.“



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