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Die Kinder der Bären

Ein Mädchen zwischen zwei Clans
von

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Schnee

1.Kapitel
 

Schnee
 

Ich atmete hörbar aus und blickte vollkommen entnervt auf die scheinbar endlose Weite der weißen Wüste. Der Schnee verschlechterte die Sicht und wirbelte wie in einem wilden Reigen umher.

Janes und Zacks ewige Streitereien versuchte ich auszublenden, während ich mich im Stillen daran zu erinnern versuchte, warum ich hier in dieser Einöde gelandet war.

Die Antwort lag auf der Hand: Simon, der einzige Erziehungsberechtigte, den ich noch hatte. Meine Mutter war vor vielen Jahren, als ich selber kaum vier Jahre alt war, bei einem tragischen Autounfall ums Leben gekommen. Es war im Winter geschehen, als sie mich vom Kindergarten abgeholt hatte und sie schnell nach Hause zu meinem Vater wollte, mit dem sie ihren Hochzeitstag feiern wollte. Doch wir kamen nie zu Hause an. Es hatte in strömen gegossen und plötzlich bildete sich Blitzeis. Wir flogen aus der Kurve und der Wagen stürzte den Abhang hinunter, bis er von einer dicken, uralten Weide gestoppt wurde. Bei dem harten Aufprall, so meinte man, war sie sofort gestorben. Seit jenem Tag gab es nur noch Simon und mich.

Es war nicht immer einfach gewesen mit ihm zusammen in Berlin zu leben. Oft gab es Diskussionen darüber, was ich tun, mit wem ich mich treffen und wie lange ich ausgehen durfte.

Wenn ich jedoch versprach zu Kochen, hatte er sich meistens überreden lassen mir mehr Freiheiten zu lassen und mehr Vertrauen zu schenken. Zu meinem 18. Geburtstag vor wenigen Wochen, verkündete er mir dann, dass er für längere Zeit nach Alaska wollte. Simon war ein gutherziger und tierlieber Mensch. Dies war auch der Grund gewesen, weshalb er Tiermediziner geworden war. Doch seit er vierundvierzig Jahre alt war, schien ihn eine Art Midlifecrisis zu plagen.

Er schmiss die Praxis und wurde führendes Mitglied des deutschen Verbandes für Tierschutz.

Und genau deshalb waren wir hier. In Alaska gab es seit einigen Jahren ein erhöhtes Aufkommen von Bären unterschiedlicher Rassen und diese zogen das Interesse geldgieriger Wilderer auf sich.

Mein Vater nahm dies zum Anlass etwas gegen seine Midlifecrisis zu unternehmen, packte seine Sachen, fragte seine beiden engsten Vertrauten im Verband, buchte Flüge und stellte mich vor die Wahl. Entweder ich blieb in Deutschland, suchte mir eine Universität und begann zu studieren, oder aber ich kam mit nach Alaska und verbrachte ein Jahr im Ausland bevor ich studieren würde.

Und so entschied ich mich für das Abenteuer, das einen positiven Eindruck auf meinen Bewerbungen machen würde. Ich hörte wie Simon neben mir aufseufzte, als das Gezeter auf den Rücksitzen lauter wurde. Mit einem diabolischen Grinsen wandte ich mich den beiden Tierschützern zu. „Mach ihr doch endlich einen Antrag Zack, dann müssten wir nicht ihre schlechte Laune ertragen.“ Meine Worte waren wie Öl auf ein Flämmchen, das sich sofort zu einer lichterloh brennenden Flamme ausdehnte. Jane wurde tief rot und blickte beschämt zur Seite, während Zacks Augen etwa um das doppelte an zu schwellen schienen und auch seine Wangen von einem rötlichen Schimmern geziert wurden. Ich hörte Simon vergnügt Grunzen und ich kicherte leise.

„Na, diskutieren könnt ihr allemal wie ein altes Ehepaar,“ warf er ein und lachte nun laut auf.

Simon und ich ärgerten die beiden immer so, wenn die beiden sich wieder zankten. Es war offensichtlich, dass die beiden sich lieber in die Arme fallen wollten, als zu streiten, aber verrückter weise schien keiner der beiden den Mut zu besitzen, um sich über seine Gefühle zu unterhalten.

Ich bedauerte dies zu tiefst, wusste aber aus eigener Erfahrung, dass es schwierig ist ehrlich und offen zu seinen Gefühlen zu stehen. Dennoch ärgerte es mich zu sehen wie die beiden es nicht auf die Reihe bekamen. Mit unseren Worten hatten Simon und ich es endlich geschafft die beiden zur Ruhe zubringen und bei den beschämten Blicken die sie sich heimlich zu warfen, war auch nicht davon auszugehen, dass sie sobald wieder in ein Gespräch geraten würden.

Mein Blick wanderte erneut auf die weiße Welt, in der ich mich befand, die so unwirklich und doch wunderschön war. Kurze Zeit später erkannte ich einen dunklen Schatten hinter dem fallendem Schnee. „Ist das etwa Toolik?“, hörte ich Jane aufgeregt von hinten quietschen. Simon nickte. „Wir müssten da sein.“ Schockiert musterte ich die wenigen Gebäude die sich langsam vor der weißen Einöde abzeichneten. „Leben hier Menschen?“ Auf meine für mich logische Frage hin verdrehte Simon bloß die Augen. „Karie, natürlich leben hier Menschen. Es sind zwar nicht besonders viele, aber die Infrastruktur ist sehr gut ausgebaut. Es gibt eine Schule, ein Krankenhaus...du hättest mal vor zehn Jahren herkommen sollen. Damals gab es nur wenige Gebäude und die waren für Forschungszwecke. Hier müsste auch gleich irgendwo die Universität sein.“ Als Simon auf eine Aneinanderreihung mehrerer kleiner Gebäude deutete, konnte ich das kleine Schild mit der Aufschrift „University of Alaska“ erkennen. Dann erblickte ich den Namensgeber des Ortes: Toolik lake. Der See wirkte auf den ersten Blick ziemlich riesig und das Licht der untergehenden Sonne wurde funkelnd von seiner Spiegelgleichen Oberfläche reflektiert. „Wow,“ entfuhr es mir bei dem Anblick und all meine Skepsis war für einen Moment vergessen.

„Diese Gebäude gehören zur Toolik Field Station.“ Simon reckte sich während er Ausschau zu halten schien und dann zielgerichtet zu einem kleinem Häuschen fuhr. „Und diese romantische Hütte ist vorerst unser zu Hause. Eigentlich ist es Bestandteil der Toolik Field Station, ein Winterquartier, aber es war zufälligerweise frei und deshalb...,“ Simon stoppte den Motor, zog die Handbremse an und stieg aus dem Wagen, „wohnen wir jetzt hier. Willkommen in Toolik!“

Ich öffnete die Tür und begann sofort zu fluchen. „Verdammte Scheiße! Es ist ja total kalt hier!“

Jane lachte laut. „Aber wie frisch die Luft ist und so rein!“ Missmutig beeilte ich mich all meine Sachen in die süße Hütte zu bekommen, denn in der Hinsicht hatte mein Vater recht. Sie war tatsächlich romantisch aber ohne irgendwelchen Schnickschnack. Im Prinzip war sie sehr robust, aber die Abgeschiedenheit vom Zentrum Tooliks ließ sie perfekt für Zweisamkeit und Ruhe wirken.

Aber weder das eine, noch das andere war vorhanden. „Gib das jetzt her...JANE!“

„Nein das ist meins und nicht deins Zack. Nein! Simon? Sag du doch mal etwas!“

Ich kicherte als ich mir vorstellte wie Simon die Augen verdrehte, die Achseln zuckte und hilfesuchend nach mir Ausschau hielt. Aber nein, da würde ich ihm nicht helfen. Was musste er auch ausgerechnet die beiden Streithähne überreden mit zu reisen?

Zwei Stunden später saß ich alleine in der kleinen Sauna, die einige Meter von unserer Hütte entfernt direkt am See stand. Ich genoss die Wärme die in diesem Land vollkommen verloren gegangen zu sein schien und atmete entspannt ein. Das erste mal als Simon mir von den Bären erzählt hatte, dachte ich, er wäre vollkommen verrückt geworden. Mein erster Gedanke an Alaska und Tierschutz richtete sich eher auf den Walfang. Aber seit kurzen waren sowohl Eisbären als auch Grizzlybären vom Aussterben und Wilderei bedroht und mein Vater erzählte mir, warum er lieber die Bären, als die Wale schützen wollte. „Hör zu Karie, die Wale werden nicht aus Lust getötet. Die Inuit brauchen Wale um zu leben. Die Bären zu töten nutzt aber niemandem,“ hatte er in einem belehrendem Ton gesagt, dass ich mich sofort wie ein kleines unwissendes Kind gefühlt hatte. Ich konnte es nicht leiden wenn er so redete, aber hin und wieder sprach er trotzdem so mit mir.

Als ich zurück ging, hatte ich kurzfristig das Gefühl, als müsse ich erfrieren, so krass wirkte der Unterschied der heißen Sauna und der kühlen Abendluft und so kuschelte ich mich tiefer in meine Winterjacke hinein. Mein Blick wanderte zu den Sternen die hier viel deutlicher zu sehen waren als von Berlin aus. „Wunderschön,“ dachte ich und beschleunigte meinen Schritt, als plötzlich Wind aufkam.
 

„Aufstehen mein, Spatz!“ Ich gähnte und reckte mich und blickte in die freudig funkelnden Augen Simons. „Na, gut geschlafen?“, fragte er in über guter Laune, während es mir schwer fiel zu antworten. „Na, du könntest mir zumindest einen guten Morgen wünschen,“ beschwerte er sich prompt. Ich brummelte, dass ich keinen guten Morgen wünschen könnte, da ein Morgen nie gut war, wenn ich früh aufstehen musste. Zack lachte nur über mein Verhalten und neckte mich, indem er mich den ganzen Tag über nur noch Morgenmüffelchen nannte. Jane und Zack mussten sich ein Zimmer, so wie Simon und ich auch, teilen. Ich hätte hundert Euro gewettet, dass einer die Nacht nicht überleben würde. Doch beide waren heute Morgen ziemlich ausgelassen und entspannt im Umgang miteinander.

Eine Stunde später klopfte es an unsere Tür. „Guten Morgen. Mein Name ist Bha,“ stellte sich der Beuscher vor und schüttelte meine Hand. Es war offensichtlich, dass Bha aus einer Familie der Inuit stammte. Seine Augen waren sehr schmal und wirkten asiatisch, während seine Haut jedoch relativ dunkel war. Sein ehemals schwarzes Haar, hing zu einem grauen Schopf zusammen gebunden über seine Schulter herab und feine Fältchen zierten sein Gesicht als er lächelte. Er wirkte sehr sympathisch.

Simon erklärte, dass Bha unser Führer war und mit uns gemeinsam ein wenig in Richtung Gates-of-the-Arctic-Nationalpark fahren würde, wo in letzter Zeit öfter Fälle von Wilderei gemeldet wurden. Zuvor jedoch trafen noch einige Leute ein. Einige gehörten wie Bha zu den Inuits, andere kamen aus England, den USA und Frankreich und hatten vor einiger Zeit dieses Vorhaben mit meinem Vater geplant. Als wir aus dem Haus gingen, machte mein Herz einen plötzlichen Sprung, als mein Blick auf die Hundestaffel fiel, die vor Schlitten gespannt wartete.

„Oh mein Gott! Wir werden mit Schlitten fahren? Das ist ja der Wahnsinn!“ Mein Puls beschleunigte sich als wir die wichtigsten Vorräte und Utensilien auf die Schlitten packten. Ich fühlte mich zurückversetzt in meine Kindheit, als „Balto“ von Disney, einer meiner Lieblingsfilme gewesen war. Ich musterte die wunderschönen Schlittenhunde, mied es jedoch mich ihnen zu nähern. Ich hatte vor einiger Zeit einen Bericht gesehen, bei dem die Hunde eher wilden Wölfen geähnelt hatten, als den braven Hunden die man in Deutschland eigentlich gewöhnt war.

Dann stiegen wir in Gruppen aufgeteilt auf die Schlitten und es ging los.

Der Wind peitschte mir um die Ohren und der Wind heulte mit den Hunden um die Wette.

Meine Augen tränten und meine Haut brannte und prickelte vor Kälte.

Nach wenigen Stunden, die Sonne stand nun ziemlich hoch am Himmel und der Schnee blendete, während zumindest der Schneefall und der Wind nachgelassen hatten, hielten wir am Rande eines Waldes. Wir waren nicht besonders weit von unserem Ausgangspunkt entfernt, dennoch war von Toolik nichts mehr zusehen, was vor allem an den hohen Bergen lag von denen wir umgeben waren.

„Es ist wirklich atemberaubend schön hier,“ wisperte ich und konnte nicht aufhören meinen Blick über die Landschaft schweifen zu lassen. Wir mussten von hier aus zu Fuß weiter und würden ein Lager im Wald aufschlagen, zusammen mit den Inuits würden wir die Orientierung nicht verlieren.
 

Die Fichten wirkten Gespenstisch und dennoch waren sie das erste Grün seit langem, das ich erblickte. Langsam trottete der Trupp von knapp zwanzig Mann hinter den fünf Inuit hinterher, während drei weitere ihr Lager außerhalb des dichten Waldes bei den Hunden und den Schlitten aufschlugen. Wir marschierten nicht lange und richteten unser Lager auf einer kleinen, ebenen Lichtung her. Erschöpft ließ ich mich auf meine Isomatte plumpsen und legte mich einige Minuten zu Ruhe, während Stimmen und Gelächter von außen an mein Ohr drangen. Sie planten den weiteren Verlauf der Tour, nachdem sie eine Feuerstelle errichtet hatten und gemütlich beisammen saßen. Ich kuschelte mich in meinen Schlafsack und schlief ein.
 

Ich war vermutlich die einzige die so früh im Bett gelegen hatte, weshalb ich auch in aller frühe erwachte. Simon schnarchte neben mir und ich krabbelte aus dem Zelt um die frische Morgenluft zu genießen. Ein kühler Wind streifte durch die Bäume und ließ sie sachte mitschwingen. Der Duft der Fichten erinnerte mich an Weihnachten und an unseren jährlichen Tannenbaum. Gähnend räkelte und streckte ich mich und nahm einen Schluck Wasser aus meiner Flasche, bevor ich der menschlichen Natur abseits des Camps nachging.

Ich schloss gerade meine Jeans, als ich Stimmen hörte. Erschrocken fuhr ich zusammen, entspannte jedoch, als ich die Stimmen erneut hörte und feststellte, dass sie zu weit weg waren, als dass mich jemand hätte beobachten können. Dann kam der nächste Schock. Wenn alle im Lager noch schliefen, und dabei war ich mir ziemlich sicher, wer unterhielt sich dort miteinander? Und da wurde mir schlagartig bewusst, dass es sich um Wilderer handeln musste. Ich sprintete los und weckte Simon, der nach meinen Worten sofort hellwach war. Wir trommelten alle zusammen und liefen los in die Richtung, aus der ich die Stimmen gehört hatte. Einige hatten mich verärgert gemustert, nachdem sie geweckt worden waren und ich freute mich klammheimlich, dass nicht nur ich ein Morgenmuffel zu sein schien.

Ich erkannte die Stelle wieder und blieb stehen. Die anderen taten es mir gleich und wir alle lauschten gespannt in die Stille des Waldes. Doch es blieb stumm. Ich spürte wie mir langsam das Blut in die Wangen schoss. Es durfte nicht wahr sein, dass ausgerechnet jetzt die Stimmen verschwunden waren.Ich wusste, dass ich mir dies nicht nur eingebildet hatte, doch was würden die anderen denken? Peinlich gerührt wandte ich mich zu Simon um der mich ermutigend anlächelte und gleichzeitig die Achseln zuckte. Ich spürte Janes und Zacks verärgerten Blicke auf mir ruhen, als plötzlich ein lauter Knall die drückende Stille zerriss.

„Verdammte Scheiße!“, fluchte Zack und rannte als erster los, dann lösten sich auch alle anderen aus ihrer Starre und liefen in die selbe Richtung. Es war tatsächlich ein Schuss gefallen. Mein Herz schlug heftig gegen meine Brust und mein Puls rauschte laut in meinen Ohren. Der Adrenalinkick beschleunigte meine Geschwindigkeit und ich konnte besser Schritt halten als ich erwartet hatte.

Jetzt konnte ich auch wieder Stimmen hören. Es waren anscheinend viele Wilderer und sie schrien sich gegenseitig irgendwelche Befehle zu und ein weiterer Schuss fiel. Die Rufe wurden lauter und dann hörte ich dieses unglaubliche Brüllen, das mir einen eiskalten Schauer über den Rücken jagte. Das Brüllen eines Bären. Es war tief und inbrünstig laut. Mein Blut pochte in meinen Schläfen und meine schlechte Kondition machte sich langsam bemerkbar. Schnaufend versuchte ich mithalten zu können, verlor die anderen aber immer mehr aus den Augen. Erneut fiel ein Schuss und kurz daruaf noch einer. Mein Herz stockte für einen Moment als ich Zack schreien hörte. Hatten sie ihn getroffen? Meine Panik stachelte mich an und ich holte wieder auf.

Dann hörte ich plötzlich einen Schuss wenige Meter von mir entfernt und darauf folgte ein markerschütternder Schrei, der meinen Verstand für einen Moment aussetzen ließ. Sofort wechselte ich die Richtung und folgte intuitiv dem Schrei. Es durfte nicht wirklich Simon gewesen sein, der so geschrien hatte. Ich hastete weiter, blieb an einer Wurzel hängen und fiel hart zu Boden. Ich schmeckte den metallenen Geschmack meines Blutes und nahm nur beiläufig meine aufgeschürfte Lippe war. Doch dies alles konnte ich verdrängen, solange ich nicht wusste ob es Simon gut ging.

Ich ließ meinen Blick über die Bäume schweifen und rechnete damit ihn jeden Moment irgendwo liegen zu sehen. Die Stimmen schienen immer weiter entfernt zu sein. Panische blieb ich stehen und wandte mich um. Würde ich wieder zurück finden? Plötzlich hörte ich ein lautes Schnauben hinter mir und zuckte zusammen. Wie in Zeitlupe wandte ich mich um und mir stockte der Atem, als ich den weißen Bären erblickte. Er war wunderschön und doch wirkte er so bedrohlich. Mein ganzer Körper war wie erstarrt. Wenn er mich jetzt angreifen würde, würde ich nicht mehr fliehen können. Doch der Bär musterte mich nur und sein Blick hatte fast etwas menschliches. Ich stand nur einige Zeit da und rührte mich kein Stück, als ein Schuss und laute Rufe mich zurück in die Realität holten. Ich lief los, warf noch einmal einen Blick zurück und vergewisserte mich, dass der Bär mir nicht folgte. „Simon!“ Meine Stimme klang schrill vor Hysterie. „Karie?“, Simons Stimme war erschreckend gepresst und leise. Ich folgte dem Klang seiner Stimme und trat auf eine schmale Lichtung. Er lag am Boden, halb gegen einen umgefallenen Baum gelehnt. Sein Gesicht war Schmerzverzerrt und der Schnee zu seinen Füßen war dunkelrot von seinem Blut. Mir entwich ein kurzer Schrei. „Simon!“ Ich lief zu ihm und ließ mich neben ihm in den Schnee fallen.

„Was ist passiert?“

„Die Wilderer haben wohl Panik bekommen als sie uns gesehen haben.“ Simon lächelte spöttisch.

„Dann haben sie geschossen,“ presste er zwischen seinen Zähnen hervor.

„Wo haben sie dich getroffen?“ Meine Stimme zitterte vor Sorge. Simon nahm seine Hand vom Arm herunter und ich erkannte eine klaffende Wunde. Mir wurde übel und alles begann sich zu drehen, doch ich riss mich zusammen, schloss kurz die Augen und atmete die kühle Luft ein.

„Du brauchst Hilfe! Komm, ich helfe dir auf und wir laufen zurück zu den Schlitten und fahren schnell nach Toolik! Aber zuerst mache ich dir einen Druckverband.“

Doch bevor ich auch nur irgendetwas tun konnte, ertönte erneut ein lautes Brüllen. War mir der Bär doch gefolgt. Meine Nackenhaare stellten sich auf und ich begann zu frösteln. Dann hörte ich ein lautes Schnauben und der Boden schien zu beben, als der Bär auf uns los stürmte. Ich drehte mich um und blickte auf einen riesigen Grizzly. „Scheiße!“ Sein Blick fixierte mich während er auf mich zu lief. „Simon!“, schrie ich doch er befahl mir sofort zu laufen. Ich zögerte einen Moment, was ein Fehler war. Plötzlich stand er mit seinen drei Metern direkt vor mir. Ich war wie gelähmt.

Simon schrie und befahl mir zu laufen, doch die Augen des Bären hatten mich fest in ihren Bann gezogen und ich war nicht in der Lage mich zu bewegen. Der Bär knurrte und seine Lefzen zuckten dann griff er an. Ich wusste kaum wie mir geschah. Plötzlich lag ich am Boden und konnte nichts außer Schmerz spüren. Wie durch Watte hindurch konnte ich meine eigenen Schreie hören und dennoch wirkte alles so weit entfernt von mir und unwirklich. Meine Sicht war durch ein Netz von Tränen verschleiert, als ich sah das der Bär erneut auf mich zu stürmte, dann wandte er seinen Kopf ruckartig zur Seite. Der Eisbär den ich noch zuvor im Wald gesehen hatte, stürmte auf ihn zu und brüllte. Ich sah wie er sich auf den Grizzly stürzte. Dann wurde es ganz plötzlich ganz dunkel um mich herum und der Schmerz war fort.
 

Das erste was ich bemerkte, als ich die Augen öffnete, war ein freundlich strahlendes Lächeln. Es gehörte zu einer Frau, einer Inuit, deren Gesicht von ersten Anzeichen des Alters gezeichnet war.

Ich hörte ein plätscherndes Geräusch, als sie sich für einen Moment von mir abwandte, dann legte sie mir einen kühlen, nassen Lappen auf die Stirn.

Ich wollte reden, doch mein Hals schien zu brennen und ich bekam kein Wort über die Lippen. Die Frau hatte scheinbar meine Anstrengungen bemerkt und schüttelte den Kopf. Sie legte einen Zeigefinger an ihre Lippen und wies mich an zu schweigen, um mich zu schonen.

Dann hielt sie mir ein scheußlich riechendes Gebräu unter die Nase. Ich war zu erschöpft um mich zu wehren und ließ es mir einflößen. Ich hustete und würgte, während ich versuchte den bitteren Geschmack loszuwerden. Doch nach einem kurzen Augenblick, strömte ein wohliges Kribbeln durch meinen Körper und plötzliche Müdigkeit übermannte mich.
 

Als ich zum zweiten mal aufwachte, fühlte ich mich schon nicht mehr ganz so schwach und richtete meine Aufmerksamkeit auf den Raum in dem ich mich befand. Er war nicht sonderlich groß, aber sehr gemütlich. An der Gegenüberliegenden Seite befand sich ein Kamin, der den Raum heizte, jedoch nur unwesentlich Licht brachte, daneben stand ein robuster Schrank und eine Vitrine, in deren Fächer sich viele kleine Gefäße befanden. Von der Decke hingen einige zusammengebundene Kräuter hinab, die im Raum einen würzigen Duft verbreiteten. An der Wand hingen außerdem einige Tierfelle, die an Wild aus Europa erinnerten. Es musste sich um Caribous handeln, überlegte ich. Das Zimmer war nur spärlich von einigen kleinen Lampen beleuchtet, während der Schein der Flammen wild flackerte. Das Quietschen der Türangeln ließ mich auffahren, wobei ich vor Schmerzen aufheulte. „Verdammt!“

„Wieder wach?“ Es war eine junge, männliche Stimme, die mich mit einer mir unbekannten Sprache anredete, dennoch verstand ich. Verschreckt musterte ich die Gestalt die aus dem Schatten trat. „Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken.“

Er war vielleicht zwei Jahre älter als ich, hatte aber weiße Haare, die im Kontrast zu seiner dunklen Haut, die mich an das Holz eines Mahagonibaumes erinnerte, stand.

Er lächelte freundlich und entblößte ein paar blitzend weiße Zähne.

„Wo bin ich?“, fragte ich und stellte fest, dass ich ebenfalls in einer anderen Sprache antwortete.

Überrascht starrte er mich an. „Du sprichst unsere Sprache?“

„Nein!“, antwortete ich panisch, was jedoch nichts an der Tatsache änderte, dass ich auf einer fremden Sprache antwortete. Erschrocken schlug ich meine Hände vor den Mund und fixierte ihn mit vor Schreck geweiteten Augen. „Hey, keine Angst okay? Hier bist du in Sicherheit. Du siehst nicht aus wie eine Inuit. Kommst du aus dem Osten? Oder etwa aus Europa?“

„Europa,“ murmelte ich mehr zu mir.Der Grizzly hat dich ganz schön übel erwischt...“

„Wie lange bin ich schon hier?,“ fragte ich wie in Trance. Nur langsam kehrten die Erinnerungen und die Angst um meinen Vater zurück.

„Zwei Wochen. Du hattest Fieber und warst fast durchgehend bewusstlos. Es ist das erste Mal dass du ansprechbar warst.“

„Zwei Wochen?“ Hysterisch sprang ich auf, fiel jedoch sofort wieder zurück, als ein unglaublicher Schmerz über Brust und Bauch prickelte.

„Vorsicht! Du darfst deinen Körper nicht zu sehr belasten.“ Er trat an mein Bett heran und sein Blick traf auf meinen. Seine Augen waren dunkel, fast schwarz, wirkten aber dennoch nicht einschüchternd, sondern viel eher freundlich. „Deine Augen...Sie kommen mir so bekannt vor,“ wisperte ich ohne nachzudenken und errötete, als er zu lachen anfing.

„Ich hoffe, dass das etwas positives ist,“ entgegnete er mit einem breiten Lächeln auf den Lippen.

„Ich bin übrigens Nanook. Wie lautet dein Name?“

„Ich heiße Karie.“ Er nickte. „Ein schöner Name.“

„Nanook, ich muss sofort hier weg und zu meinem Vater! Er war verletzt als ich ihn das letzte Mal gesehen habe! Ich könnte mir nicht verzeihen, wenn er...,“ ich konnte einfach nicht aussprechen, was ich dachte. Meine Kehle war wie zugeschnürt und meine Augen brannten. Dann spürte ich die erste heiße Träne, die mir über die Wange lief. Nanook hob mein Gesicht an und wischte mir mit der anderen Hand sanft die Tränen weg. „Nicht weinen Karie. Deinem Vater geht es bestimmt gut.“

„Ich träume, oder? Es ist nicht möglich, dass ich hier bin. Ich träume nur. Meinem Vater geht es gut. Ich bin nicht in diesem Raum! Ich spreche keine seltsame Sprache. Ich habe keine Schmerzen, mir geht es-...“ Nanook unterbrach mich, als er seine Hand auf meine Stirn legte und mich besorgt musterte. „Kein Fieber.“ Mein Herz klopfte heftig gegen meine Brust und Blut schoss mir in die Wangen. Seine Hand, die Wärme seines Körpers...Keine Frage. Ich träumte nicht. Es war absolut real. „Ich hab hier ein wenig zu Essen für dich. Lass es dir schmecken. Ich schaue später noch mal nach dir. Aber meine Mutter wird dich sowieso gleich untersuchen, du musst also keine Angst haben hier allein zu sein.“ Ich nickte nur zu Bestätigung ihn verstanden zu haben, war aber bereits über das Essen hergefallen, als die Tür hinter ihm ins Schloss fiel. Ich hatte gar nicht bemerkt wie hungrig ich war und stellte erst jetzt fest, dass ich auf der Stelle einen Bären hätte verdrücken können. Bei dem Gedanken, blieb mir jedoch das Essen im Halse stecken. Der Eisbär hatte mich doch nicht wirklich beschützt, oder?

Ich konnte mich nicht lange auf meine Gedanken konzentrieren, da erneut die Tür aufging und eine Frau, die wahrscheinlich Nanooks Mutter war, eintrat. Ich meinte mich schwach an sie erinnern zu können. Sie war vermutlich Anfang vierzig und hatte schwarzes, geflochtenes Haar, dass von silbrig glänzenden, grauen Strähnen durchzogen war.

„Hallo! Ich weiß, dass du mich verstehen kannst. Mein Sohn hat mir davon berichtet. Es ist äußerst mysteriös und ungewöhnlich für eine Fremde unsere Sprache zu sprechen. Du kommst nicht von hier, hat Deva gesagt.“ Sie trat einen Schritt auf mich zu und lächelte. „Mein Name ist übrigens Amba.“

„Wer ist Deva?“, fragte ich skeptisch.

„Oh,“ sie lachte laut und hell. Es war ein angenehmer Klang. „Du wirst sie noch kennen lernen, hübsches Ding. Sobald es dir besser geht, werde ich euch miteinander bekannt machen. Aber vorher musst du gesund werden und deswegen würde ich dich jetzt gerne untersuchen.“

Ich nickte und ließ Amba gewähren. Sie schob ganz vorsichtig meinen Pullover hoch und begann dann den Verband der meinen Busen und meinen Bauch bedeckte, abzuwickeln. Ich stöhnte vor Schmerz als ich mich aufrichten musste.

„Sieht schon viel besser aus. Dein Körper scheint sich schnell zu erholen,“ sagte sie lächelnd, während mir Schamesröte in die Wangen schoss, als sie mit ihren Händen meinen Rumpf inspizierte. Die Wunden auf meiner Haut waren immer noch ein bisschen offen, doch wurden sie von schwarze Fäden zusammengehalten. Es war eindeutig zu erkennen, dass es sich um Kratzspuren handelte und schaudernd erinnerte ich mich an die Gestalt des dunklen Bären, bevor er seine Klauen in mein Fleisch gebohrt hatte.

Amba wusch meinen Körper und rieb meine Wunden mit einer wohlduftenden Salbe ein. Dann legte sie mir einen frischen Verband an.

„So, jetzt trink das,“ befahl sie mir, als sie mir eine Tasse mit dampfendem Tee unter die Nase hielt.

„Danach wirst du dich besser fühlen.“

Ich nippte am heißen Getränk und stellte überrascht fest, dass es sehr süß und lecker schmeckte.

„Danke“, murmelte ich bevor ich mich zurück auf die Kissen sinken ließ. Ich gähnte und meine Augen tränten. Wieso überkam mich solch eine Müdigkeit, wo ich doch erst wieder zu mir gekommen war. Als würde Amba meine Frage kennen, lächelte sie mir sanftmütig zu, presste ihre Lippen auf meine Stirn und verließ den Raum. Es dauerte nicht lange, da war ich erneut in einen tiefen Schlaf gesunken.
 

Ich wüsste nicht, wie viel Zeit vergangen war, aber ich hatte riesen Hunger. Umso erleichterter war ich, als die Tür aufging und der Duft nach frisch gebackenem Brot die Luft erfüllte. Sofort meldete sich mein Magen lautstark knurrend und ein amüsiertes Lachen hallte durch das gemütliche Zimmer. „Ich passe wohl immer den richtigen Zeitpunkt ab?“, lachte der Junge mit den weißen Haaren. Nervös fuhr ich mir durch die Haare und erschrak. Ich musste fürchterlich aussehen. Meine Haare waren schon viel zu lange nicht mehr in den Genuss von Shampoo und Wasser gekommen.

„Ich hab dir was zu essen mitgebracht. Scheint ja allerhöchste Zeit zu sein,“ lächelte er und seine weißen Zähne blitzten zwischen seinen leicht geschwungenen Lippen hervor. Ich nickte, wagte jedoch nicht, ihm direkt in die Augen zu blicken, aus Angst, so etwas wie Ekel in ihnen erkennen zu können. Schließlich hatte ich seit mindestens zwei Wochen meine Haare nicht mehr gewaschen.

„Meine Mutter, Amba, sie wird dich nach dem Essen erneut untersuchen.“

Ich nickte, während ich gierig die warmen Brotscheiben mit frischen Kräutern und irgendeiner Sorte Totentieres, das ziemlich gut schmeckte, hinunter schlang. Nanook musterte mich mit ernster Miene und als unsere Blicke sich trafen, lief mir ein heißer Schauer über den Rücken. Er beobachtete mich genau, verfolgte jede meiner Bewegungen mit seinen dunklen Augen. „Musst du das machen?“, fragte ich nach einer Weile um die drückende Stille zu durchbrechen. „Was?“ Erneut erfüllte sein Lachen den Raum. „Mich so beobachten...beim Essen.“ Ich spürte wie mir das Blut in die Wangen schoss. „Das ist mir peinlich.“ Er lächelte und sah plötzlich verlegen aus. „'Tschuldige.“ Dann nahm er meinen leeren Teller und verließ den Raum ohne ein weiteres Wort. Mit ihm verschwand die Wärme und die angenehme Präsenz aus dem Raum. Etwa eine Stunde später klopfte es an der Tür und Amba trat ein. „Hallo meine Schöne!“, begrüßte sie mich freundlich bevor sie mich untersuchte. Sie musterte meine Wunden und sah beinahe entzückt aus. „Sehr schön. Ich denke viel wird nicht von den Verletzungen zu sehen bleiben. Es scheint alles sehr gut zu verheilen.“ Sie ging zur Tür und öffnete sie, dann winkte sie mich zu sich. „Na komm schon Schönes Ding. Es ist Zeit für ein Bad.“ Die Begeisterung musste mir wie ins Gesicht geschrieben sein, denn Amba begann zu kichern wie ein junges Mädchen und sagte mir, dass ich nicht so gucken sollte, als hätte ich noch nie in meinem Leben ein Bad genommen. Ich trat zum ersten mal seit einer Ewigkeit, so schien es mir zumindest, aus dem Zimmer heraus und bekam mehr von dem Haus, indem ich mich befand zu Gesicht. Der Flur war ziemlich lang und hell erleuchtet. Dies lag jedoch nicht an Lampen oder Kerzen, sondern an dem hellen Sonnenlicht, das vom Schnee reflektiert wurde und durch die Fenster auf der rechten Seite fiel. Zur linken Seite waren nur Türen, ansonsten war der Flur vollkommen leer. Amba öffnete die erste Tür und ließ mich eintreten. „Ich habe dir einige Kleidungsstücke meiner Tochter hingelegt. Sie müssten dir eigentlich passen. Die Handtücher liegen auf dem Schrank dort.“ Ich genoss den Duft von Shampoo und Badezusätzen, während der Dampf um mich herum waberte und sich wärmend auf meine Haut legte. „Ich denke den Rest schaffst du auch ohne mich oder?“ Amba lächelte und schloss die Tür, nachdem sie den Raum verlassen hatte. Zurück blieb ich alleine in einem mit Kerzen beleuchteten Bad, indem es nach Rosen und Kräutern duftete. Seufzend ließ ich mich in die hölzerne Wanne sinken. Das heiße Wasser löste meine Verspannungen in Luft auf. Ich brauchte ziemlich lange, bis ich mich dazu aufraffen konnte, wieder aus der Wanne zu steigen. Ich trocknete mich ab und sah mir dann die Bekleidung der Inuit Tochter an. Der BH sah ziemlich normal aus und auch die Hose war eine typische Jeans. Beschämt wurde mir klar, dass ich mit Tierfellen jeglicher Art und Weise gerechnet hatte. Passend dazu war jedoch nur die Lederweste, die ich über die weiße Bluse zog und das paar Fellboots, das meine Füße warm halten sollte. Ich trat aus dem Bad heraus, nachdem ich den Stöpsel raus gezogen hatte und das Wasser ab zu fließen begann. Ich hatte eigentlich nicht den Eindruck, weit weg von zu Hause zu sein, da zumindest Strom- und Wasserversorgung geregelt waren. Es war bereits dunkel, als ich auf den Flur trat. Enttäuscht stellte ich fest, dass ich nichts draußen erkennen konnte und ich ärgerte mich, nicht eher aus der Wanne gestiegen zu sein, um mir die Umgebung neuer ansehen zu können. Ich bog nach rechts ab und wollte und hatte bereits meine Hand auf die Türklinke gelegt, als ich mich eines anderen besann. Ich war von Natur aus neugierig und ein plötzliches Kribbeln in meinem Bauch hielt mich davon ab, einfach zurück in mein Zimmer zu gehen und mich zu langweilen. Mein Herzschlag begann zu rasen, als würde ich etwas verbotenes tun. Nervös überlegte ich, wo sich der Ausgang befinden könnte. Ich wollte möglichst vermeiden in einen Raum herein zu platzen, der mich nichts anging. Ich hatte mich immer aufgeregt wenn Simon in mein Zimmer hereingeplatzt war, vor allem, wenn ich gerade Besuch gehabt hatte.

Deshalb versuchte ich logisch an diese Sache heran zu gehen. Wie könnte das Haus aufgebaut sein?

Doch bevor ich mich weiter damit auseinander setzten konnte, hörte ich Stimmen. Die eine schien

eindeutig Amba zu gehören. Doch die andere Stimme klang jünger und im Gegensatz zu Ambas ruhigen Stimme sehr aufgebracht und wütend. Sie schienen zu streiten und gebannt schlich ich zur Tür, aus der die Stimmen zu kommen schienen. Das Holz musste dick sein, denn die einzelnen Worte waren nur schwer zu verstehen. Auch als ich mein Ohr gegen das dunkle Holz presste, konnte ich nur mit Mühe ein paar Gesprächsfetzen erhaschen. „Wie lange willst du sie noch durchfüttern? Die anderen reden schon über dich!“ , schimpfte die junge Stimme.

„Du kennst den Grund ganz genau, Nukka!“Ich wollte gerne mehr von dem Gespräch hören, doch als ich hörte, wie sich Schritte aus dem Raum auf die Tür zu bewegten stürmte ich durch die nächste Tür, die vom blassen Mondlicht angestrahlt wurde. Leise schloss ich Tür hinter mir und stellte fest, dass ich in einem Schlafzimmer gelandet war. Insgesamt ähnelte das Zimmer sehr stark dem, in dem ich die letzten beiden Wochen gelebt hatte und der vertraute Duft von Kräutern stieg mir in die Nase. Das einzige Fenster im Raum, war speerangelweit geöffnet und eine eisige Brise wehte herein. Plötzlich klopfte es heftig an die Tür. „Nanook! Bist du noch da? Ich hab genau gesehen dass du ins Zimemr gegangen bist!“ Mein Herz schien für einen kurzen Moment stehen geblieben zu sein. „Ich komme jetzt rein!“ , hörte ich die Stimme von Nukka brüllen. Wer auch immer diese Person war, sie schien sich noch nicht beruhigt zu haben. Verzweiflung schnürte mir die Kehle zu. Wo sollte ich mich verstecken? Wenn Nukka in den Raum kam und ich hier stand, würde ich wie ein Dieb erscheinen. Wohin sollte ich also? Bevor ich weiter nachdenken konnte, stürzte ich mich aus dem Fenster und landete unsanft im kalten Schnee. Gerade noch rechtzeitig, bevor die Tür geöffnet wurde. Dann breitete sich erneut Panik in mir aus. Was wenn Nukka aus dem Fenster gucken würde? Man konnte mich nicht übersehen, schließlich lag ich einfach am Boden, denn wäre ich aufgestanden, hätte Nukka mich entdeckt, da wir uns lediglich im ersten Stock befanden. Ich blieb einige Minuten liegen und lauschte in die Finsternis. Als ich hörte wie die Tür geschlossen wurde, beruhigte sich mein Puls wieder ein wenig. Jetzt musste ich mir nur noch überlegen, wie ich möglichst unauffällig wieder zurück in mein Zimmer gehen konnte, ohne das man mich bemerkte. Schließlich würden sich Amba und Nanook fragen, wie ich aus meinem Zimmer ohne Fenster hinaus gekommen war und ich wollte nicht unhöflich wirken, in dem ich erzählte, wie ich mich vor jemandem versteckt hatte und deshalb in ein Zimmer gesprintet war, das nicht meines war. Wie sollte ich außerdem erklären, dass ich kurzerhand aus dem Fenster gestiegen war, mit keiner Jacke und nassen Haaren. Meine Zähne klapperten, als ich mich aufrichtete und den Schnee abklopfte. Zögerlich wandte ich mich dem Fenster zu, als ich mich plötzlich beobachtet fühlte. Langsam wandte ich mich um und erschrak. Der Eisbär, der mich gerettet hatte. Er stand direkt hinter mir. Seine dunklen Augen musterten mich und als er sich langsam näherte wich ich erschrocken einen Schritt zurück. Er hatte mich vielleicht das letzte Mal gerettet, aber wahrscheinlich auch nur, weil ich eine reizvolle Beute gewesen war. Bevor er mich hatte fressen können, mussten mich Nanook und Amba gefunden haben, eine andere Erklärung wollte mir nicht einfallen. Ich spürte die Wand des Hauses im Rücken. Der Bär war mittlerweile so nahe, dass es für mich keinen Ausweg mehr zu geben schien. Sein warmer Atem ging stoß weise und seine Schnauze näherte sich meinem Gesicht. Ich schnappte nach Luft. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich die ganze Zeit den Atem angehalten hatte. Mein Puls hämmerte in meinen Schläfen und mein Herz pochte wild gegen meinen Brustkorb. War ich gerettet worden, um nun doch zu sterben? Die Ironie des Schicksals ließ mich verbittert lächeln. Wirklich zu dumm... Plötzlich schnellte der Bärenkopf vor. Mein letztes Stündlein hatte geschlagen.
 

---------------------------------------------------------------------------------
 

ENDE
 


 


 

neeeeeeeein xD

scherz^^

das erste kappi is zeimlich lang und langweilig^^ ich weiß^^

aba diese einleitung musste sein^^

ab jez gez rund tihi^^

ich hoffe i-wer liest es und i-wem gefällts xD

liebe greez

dat dee^.~



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Thuja
2009-05-09T11:18:12+00:00 09.05.2009 13:18

„Augen weit aufreiß“
„Breites grinsen krieg“
wie geil
was neues von dir
das begeistert mich jetzt
und ich fand die Länge überhaupt nicht störend, nicht wenn das Kapitel so toll geschrieben ist und der Inhalt dazu so spannend ist
hach ich hab deinen Schreibstil vermisst


was für ein Erlebnis
karie war nichtmal eine Woche in Alaska schon überschlagen sich die Ereignisse förmlich
nicht nur das ihr Vater schwer verletzt wurde, sie selbst wird von einem Bären angegriffen, von Fremden gerettet und beherrscht plötzlich eine fremde Sprache
so viel Aufregung haben manche wohl in ihrem ganzen Leben nicht
und jetzt
steht sie wieder einer Gefahr gegenüber?
Na gut ich denke ja das der Eisbär Nanook ist, deshalb befindet sie sich wohl nicht wirklich in Gefahr
Hoffe aber ernsthaft ihren Vater geht es gut. Die Ungewissheit muss sie ja quälen
Und auch Simon (falls er noch lebt) muss ja außer sich sein vor Sorge
Sch**** Wilderer

Klasse, wie du dich scheinbar in den Charakter Reinversetzen kannst. Alles was sie denkt, wie sie handelt wirkt real. Fast als hättest du das wirklich erlebt O.o
Und das mit dem fettigen Haar- ja da versteh ich sie zu gut
Nach zwei Wochen kann sie ihre Haare wahrscheinlich schon auswinden „fg“
(auch wenn blacksun2 mit ihren Hinweis, des plötzlich ändernden Erzählstil recht hat. Solltet du nicht so als Kommentar an die Leser stehen lassen und abändern)

kann das nächste Kapitel kaum abwarten und hoffe du lädst bald wieder was hoch

hdl
„knuddel“

Von:  blacksun2
2009-04-25T09:17:36+00:00 25.04.2009 11:17
O eine neue Geschichte von dir und ich weiß nicht, ob ich mich drüber freuen soll

es ist natürlich wahnsinnig toll, überhaupt mal wieder was von dir zu lesen, allerdings warte ich auch auf neue Kapitel bei den anderen Geschichten ^^

na ich werde meine Ungeduld mal in eine dunkle Ecke schieben und mich auf die Geschichte konzentrieren, also freu ich mcih einfach mal, was von dir lesen zu können

ich muss dir recht geben fürs erste Kapitel war es sehr lang, aber mit der anderen Sache kann ich überhaupt nicht übereinstimmen:
meine Vorlesungen an der Uni sind vielleicht langweilig, aber das ganz sicher nicht
du hast einen sehr guten Einstige in eine mit Sicherheit noch spannend werdende Geschichte gegeben
deine Charaktere sind alle sehr menschlich und dadurch wirkt das ganze natürlich
und dein Schreibstil lässt sich sehr schön flüssig lesen

noch kann man ja nicht viel über die Story sagen, aber ich vertrau mal auf den ersten Eindruck und behaupte, dass sie sehr vielversprechend ist auch wenn sie in einer Gegend spielt, wo ich nicht mal in Gedanken leben könnte und wo mich auch keine 10 Bären hinkriegen könnten„mich ganz fest an die Sonne krall* (tja typisch Sommertyp halt) ^^

aber wenn man von der Kälte absieht, ist das natürlich mal ein wirkliches Abenteuer, und ich kann Karies Entscheidung verstehen, lieber ein Jahr im Ausland zu verbringen (schon allein wegen den Schlittenhunden *g*), vorausschauend, dass sie dabei schon an ihre Bewerbung denkt

also Morgendstund hat zwar Gold im Mund, aber sich erstmal aus dem Bett zu quälen, vor allen bei Minustemperaturen, das ist nunmal schwer *mich auf die Seite vom Morgenmuffel stell*

hmm ich frag mich, was sie mit Karies Vater gemacht haben, sie werden ja kaum das Mädel gerettet haben und ihn dort liegen lassen

alles in allen bin ist das erste Kapitel doch sehr gelungen, nur ein paar kleine Kritikpunkte möchte ich kurz erwähnen



„Es ist das erste Mal dass du ansprechbar warst.“
-- Wieso warst?, als er ihr das sagt, ist sie es doch immer noch


„ich weiß das ich Komplexe habe, aber hättet ihr euch nicht auch...( Oh mein Gott, mindesten zwei Wochen!!!) unwohl gefühlt, wenn ihr wüsstet, dass eure Haare nur so vor Talg trieften

„Ich nickte, während ich gierig die warmen Brotscheiben mit frischen Kräutern und irgendeiner Sorte Totentieres ( Und verdammt ja, es schmeckte auch noch!) hinunter schlang.“
--die zwei Stellen wirkten ein wenigunpassend, weil sie nicht so richtig in den bisherigen Erzählstil passen
zum einen wegen den Klammerkommentaren, aber auch weil sie bei den oberen Zitat plötzlich mit dem Leser spricht, dh sie ist sich bewusst, dass sie die Geschichte gerade erzählt, das kam vorher aber nicht so rüber

ach und der Satz
„Ich bog nach rechts ab und wollte und hatte bereits meine Hand auf die Türklinke gelegt, als ich mich eines anderen besann.“
--Muss noch nachkorrigiert werden
waren auch noch ein paar andere Rechtschreibfehler drin, aber nicht so viele, dass es wirklich gestört hat
kannst es ja dennoch noch mal überfliegen

hoffe du nimmst mir das nicht übel und sagst mir sofort Bescheid, wenn ich mich über ein neues Kapitel freuen darf
immerhin will ich wissen, ob Nanook (ich nehm einfach mal an, dass er der Bär ist, vielleicht irre ich mich ja total) sich nun zu erkennen gibt oder nicht

ggglg
blacksun



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