Sms-Verkehr
Seufzend massierte Sanae ihre müden Füße, nachdem sie es sich auf ihrer Couch bequem gemacht hatte. Sie versuchte immer noch zu verstehen, was da gerade eben passiert war. Tsubasa hatte sich wirklich merkwürdig verhalten. Sanae schüttelte nachdenklich den Kopf. Er hatte fast den Eindruck gemacht, als hätte er es darauf angelegt, dass Genzo und sie sich näher kamen. aber das war ja absurd, warum sollte er so etwas tun. Sie waren ja schließlich nur Freunde. Schließlich hatte sie das früher ja schmerzlich akzeptieren müssen. wenn es also keine Eifersucht gewesen war, was war es dann gewesen? Sie hatte keine Ahnung.
Was solls, dachte sie. Wahrscheinlich war es wirklich nur der Alkohol gewesen.
Aprupt wurde sie von einem Piepsen ihres Handys aus ihren Gedanken gerissen.Überrascht sah sie darauf. wer sollte sich um diese Zeit den noch bei ihr melden? Neugierig nahm sie es zur Hand und sah eine eingegangene sms.
*Danke für den schönen Abend. ich würde mich freuen, wenn wir das wiederholen. Schlaf schön.Genzo*
Freudig las sie die Nachricht und ließ ihren Abschied nochmal Revue passieren. Als sie an den vermasselten Abschiedskuss dachte, verzog sie das Gesicht. Es ärgerte sie, dass sie in letzter Sekunde den Kopf zur Seite gedreht hatte und ihn statt dessen nur auf die Wang geküsst hatte. Ihr war Genzos Enttäuschung natürlich nicht entgangen, aber sie Tsubasa hatte sie einfach überrumpelt und ihr das Gefühl vermittelt, dass sie etwas unrechtes tat.
Das war doch total absurd. Sie wusste nicht, über wen Sie sich mehr ärgerte.
Über Tsubasa, der sich einfach eingemischt hatte und, wie sie vermutete, mit Absicht diese Heimfahrt so eingefädelt hatte, um sie zu verunsichern. oder über sich selbst, dass sie sich von ihm hatte verunsichern lassen. zähneknirschen musste sie sich eingestehen, dass es ihr unangenehm gewesen wäre, Genzo vor Tsubasa zu küssen. Aber warum?
Sie empfand nichts mehr für Tsubasa, jedenfalls nicht mehr als Freundschaft, also warum hatte es sie so gestört?
Wahrscheinlich war sie einfach nur überrascht gewesen. Es ist ja schließlich auch nicht selbstverständlich, dass man von seinem Date zusammen mit seinen Kindheitsschwarm nachhause gefahren wird, dachte sie belustigt. Da waren Schwierigkeiten ja schon gleich vorprogrammiert.
Ja, das wirds gewesen sein. Erleichtert zuckte die Japanerin mit den Schultern, griff zu ihrem Handy und antwortet dem Torwart.
Schaden eigentlich, dass keiner gesehen hatte, wie sie gleich von zwei gutaussehenden Fußballern nach Hause gebracht wurde.
Genzo war immer noch aufgebracht, als er endlich seine Haustür auf schloß. Entnervt katapultierte er seinen Schlüsselbund auf die Kommode. Er konnte es immer noch nicht fassen, wie Tsubasa sich benommen hatte.
Verdammt noch mal, sie waren doch Freunde! Aber Freunde vermasselten sich doch nicht gegenseitig die Tour. Also was sollte das?
Entnervt ging er zum Kühlschrank um sich ein Bier zu holen.
Den Ausgang des Abends, hatte er sich wirklich anders vorgestellt. Ursprünglich hatte er sogar gehofft, noch von Sanae nach oben gebeten zu werden. Nachdem sich Tsubasa aber selbst eingeladen hatte und vor allem, nachdem er sich geweigert hatte sich als erstes absetzen zu lassen, war Genzo natürlich klar gewesen, dass der Abend nicht so verlaufen würde, wie er es sich erhofft hatte. Allerdings hatte er wenigstens auf mehr als einen Abschiedskuss auf die Wange gehofft. Himmer, selbst seine Schwester begrüßte ihn mit einem Kuß auf den Mund. Warum hatte sie sich nur weggedreht? Schließlich hatte sie den Kuß auch gewollt. Das hatte er in ihren Augen gelesen.
Aber Tsubasa hatte sie wohl verunsichert. War es ihr vielleicht peinlich vor Tsubasa gewesen? Und wenn ja, was genau war ihr peinlich gewesen, vor Tsubasa geküsst zu werden oder vor Tsubasa von ihm- Genzo- geküsst zu werden?
Verunsichert trank er von seinem Bier und warf einen Blick auf sein Handy. Bisher hatte sie noch nicht auf seine sms geantwortet, die er ihr vorhin aus dem Taxi noch geschickt hatte. Warum antwortete sie denn nicht? Schlief sie schon, oder überlegte sie sich gerade, wie sie ihm einen nett formulierten Korb geben sollte?
Ach herje, der Abend hatte so gut angefangen, wäre er nur nicht auf die Idee gekommen, noch was trinken zu gehen. Oder wären sie nur woanders hingegangen, wo sie nicht seine kompletten Mannschaft und vor allem dem Manschaftskapitän getroffen hätten.
Na ja, was passiert war, war passiert. Jetzt konnte er nur abwarten, wie es sich mit der Reporterin weiter entwickeln würde. Den abend konnte er nicht mehr rückgängig machen. Und eigentlich wollte er das ja auch gar nicht. Erleichtert hörte er endlich sein Handy piepsen.
*Der Abend war wirklich schön. Was hälst du von einem Picknick im Park morgen? Würde mich freuen, wenn es klappt. LG Sanae*
Freudig las er diue sms nochmal und nochmal. Ob er Lust hätte? Natürlich hatte er die, und das schrieb er ihr auch gleich zurück.
Ein alles anderer als betrunkener Tsubasa ließ den Abend ebenfalls nochmal Revue passieren. Zufrieden lächelte er vor sich hin. Genzo hatte wirklich zum schießen ausgesehen, als er ihn davon abgehalten hatte, Sanae alleine nach Hause zu bringen.
Als ob Genzo Sanae nur gut nach Hause bringen wollte. Pf! so naiv konnte sie doch gar nicht sein. Nein, nein, Genzo hätte sich noch mit nach oben auf einen Kaffee eingeladen, sie hätten geredet und dann hätte eins das andere ergeben. Jawohl, die Männer waren doch alle gleich, aber er hatte Sanae davor gerettet.
Bei seinem `sich selbst auf die Schulter klopfen` wurde er durch sein Handy unterbrochen, da er eine Nachricht bekommen hatte.
*Hey Schatz, wann kommst du heim?*
Oh je, Yumi! Eigentlich hätte er ja zu ihr kommen sollen. Schließlich wohnte er in Tokio ja imme bei ihr. Aber heute war ihm irgendwie nicht danach gewesen. Lieber hatte er sein Hotelzimmer in beschlag genommen, dass immer für ihn reserviert war, wenn er mit der Nationalmannschaft unterwegs war. Er hatte einfach keine Lust gehabt, sich jetzt alle Fragen von Kumi anzuhören. Manchmal konnte sie wirklich anstrengend sein. Sanae war da bestimmt anders. Zumal sie ja seine Freunde kannte und mochte. Yumi hingegen kam mit der Mannschaft nicht klar. Zwar hatte sie sich anfangs bemüht, aber irgendwie war sie nie warm mit den Fußballern geworden. daher hatte sie es irgendwann aufgegeben. Und irgendwie störte Tsubasa das.
Gähnend schrieb er noch eine sms an seine Freundin und stellte dann sicherheitshalber das Handy aus, falls sie auf die Idee kommen sollte anzurufen.
Dann ging er zu Bett.
*Schlafe heute im Hotel. Melde mich morgen. Gute Nacht*
Was bitte war das denn? Fassungslos las Yumi nun zum Dritten mal die sms. Er schläft heute im Hotel? und er hält es nicht mal für nötig mich anzurufen? Na warte, dachte sie zornig und wählte seine Nummer.
"Der Teilnehmer ist vorübergehend nicht erreichbar. Bitte probieren sie es später nochmal." Wütend knallte sie den Höhrer auf.
Wie konnte er es wagen! Sie einfach mit so einer unpersönlichen smsm abzuspeisen. Was glaubte er eigentlich wer er war? Daran waren bestimmt seine schrecklichen Freunde schuld.
Na warte, dachte sie. Komm du mir morgen nur nach Hause!