Satz 16: Höchste Zeit
Höchste Zeit, ihr klar zu machen, dass sie es mit einem echten Mann zu tun hatte.
Er konnte das! Jahrelang hatte er sich unterdrücken lassen. Hatte immer wieder seine Männlichkeit untergraben lassen, aber damit war jetzt Schluss! Er hatte sich verändert. War erwachsener geworden. Man sah es ihm an. Die Zeit hatte ihre Spuren an ihm hinterlassen.
Er war anders. Alle Welt sah es ihm an. Nur sie nicht! Warum nicht? Vielleicht weil sie sich schon so lange, tagtäglich sahen.
Aber damit war nun Schluss! Er würde nun runter gehen und ihr klar machen, dass er nun ein richtiger Mann war. Stark, souverän und selbstständig. Er blickte in den Spiegel. Betrachtete sein Antlitz, das nur so vor Selbstbewusstsein strahlte.
Voller Elan marschierte er die Treppen runter und erblickte sie summend in der Küche.
Breitbeinig stellte er sich in den Türrahmen.
„Ich habe dir etwas zu sagen.“
Sie blickte auf und sah ihn lächelnd an.
„Ich finde, dass ich alt genug bin und deswegen ziehe ich jetzt aus! Ich will mein eigenes Leben führen und endlich auf eigenen Beinen stehen, Mutter. Ich bin lange genug von dir verhätschelnd worden. Die Welt da draußen wartet auf mich!“
So! Er hatte es gesagt. Wartete auf ihre Reaktion ab. Würde sie wütend werden? Gerührt? Stolz?
Sie kräuselte nur die Stirn und sagte schließlich:
„Ich weiß nicht, Dieter. Bist du dafür mit neunundvierzig nicht schon etwas zu alt?“