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Niemand

von

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Die Sonne scheint auch weiterhin

Als Bela seine schweren Augen öffnete, schien draußen schon die Sonne, der Himmel war wolkenlos blau.

Mit einem lauten Murren, welches in seinem Kopf wie laute Glockenschläge klang, stand er langsam auf. Auf dem Weg ins Bad stolperte er mehrmals über die leeren Flaschen auf dem Fußboden, die dort schon seit Wochen darauf warteten weggeschmissen zu werden. Er gönnte sich eine lange, lauwarme Dusche, heißes Wasser war in dieser Wohnung ein Luxus, der ihm wohl einfach nicht zu Teil werden wollte. Die Wassertropfen prasselten auf seine schwarzen Haare. Es fühlte sich so an als ob jeder Tropfen einen kleinen Hammer bei sich hätte und ihm nun mit jedem einzelnen Auftreffen einen Schlag verpassen würde.

Lange hielt Bela es nicht unter dem Wasser aus, also drehte er den Hahn zu und trocknete sich halbherzig ab. Als er seine nassen Haare durchkämmte sah er in den Spiegel und erkannte einen ziemlich gealterten, runtergekommenen Mann, der auch genauso gut auf der Strasse betteln gehen könnte. Dies würde wahrscheinlich noch mehr Geld einbringen als seine derzeitige Band „Depp Jones“ und vor allen Dingen müsste er sich nicht für die vereinzelten Auftritte zu Recht machen müssen. Diese Band hatte er mit so viel Hoffnung gegründet. Es waren ja auch brillante Musiker dabei. Vor allen Dingen Rodrigo, dieser hatte sogar schon bei den Rainbirds gespielt und konnte mit jedem Instrument etwas anfangen. Er war einfach ein Genie und Bela beneidete ihn um dieses Talent, was würde er nicht alles dafür geben auch nur einen Bruchteil von Rodrigos musikalischer Genialität zu besitzen. Vielleicht würden dann „Die Ärzte“ immer noch bestehen, vielleicht wäre der Kontakt zu Jan nicht abgebrochen und er hätte sich dann nie so alleine gefühlt, wie er es heute tat.

Mit diesen Gedanken betrachtete er sich weiter und fragte sich ob er wohl jemals wieder das Gefühl von damals zurückbekommen könnte. Diese Begeisterung für die Musik, für eine Band, für Konzerte und für das Leben, sein Leben.

Sein Blick wandte sich von seinem Spiegelbild ab, er schlürfte zurück in sein Schlafzimmer, überflog mit seinen immer noch müden Augen den Boden nach etwas tragbaren für den Tag.

Bela schlüpfte in eine alte Jeans, die dort wohl schon seit einer Woche ungeachtet auf dem Boden lag. Er machte sich keine Gedanken über die Meinungen von anderen, wenn sie seine Wohnung betraten. Vielleicht nur um eine Meinung, und diese würde wohl nie wieder seine vier Wände betreten.

Bela zog sich weiter an und erinnerte sich erst jetzt daran, dass an diesem Abend ein Konzert von „Depp Jones“ stattfinden sollte.

Bela dachte an die letzten Konzerte, zumindest soweit er sich erinnern konnte…
 

Meist war er zu betrunken um sich am nächsten Morgen an irgendetwas zu erinnern, schon gar nicht daran wie das Konzert verlief, aber irgendwie war ihm es auch egal.

Jetzt stand Bela da, angezogen, frisch geduscht und halbwegs Aufnahme fähig. Was sollte er mit sich anfangen? Es war gerade mal 15 Uhr, das Konzert fand spätestens um 21Uhr statt.

Er blickte in seinen Kühlschrank. Eine halbleere Packung Salami, Milch die bestimmt schon sauer war und Brot. Noch nicht einmal eine Flasche Alkohol hatte er noch in seiner Wohnung. Bela ging mit leeren Händen zurück in sein Schlafzimmer, blickte auf die kleine durchsichtige Tüte auf der Fensterbank.

„Na toll!“, dachte er sich „kein Alkohol, keine Drogen! Wie soll ich denn heute Abend auftreten?“

Mit schweren Schritten durchquerte er den kleinen Raum, schaute durch die dreckigen Scheiben und dachte an die letzte Nacht.

Wieso nahm ihn diese Trennung so mit?

Warum schien Jan so glücklich mit dieser „neuen“ Situation?
 

Auf dieser Party, ja, da hatte ihn das wohl mitgenommen, aber jetzt…? Jetzt schien er glücklich. Glücklich mit seiner Band und auch glücklich darüber keine Kontakt mehr zu Bela zu haben.

Farin sah gesund aus, immer ein Lächeln auf seinen Lippen und selbst seine Augen strahlten nur so vor Lebensfreude. Im Gegensatz dazu war Bela ein Wrack und er war selbst Schuld an diesem Zustand.

Warum lies er sich auch so hängen?

Warum konnte er nicht einfach weiter machen, so als ob die ganzen letzten Jahre nie passiert wären?

Warum konnte er das nicht?

Tränen stiegen in ihm auf und brachten die Antwort mit sich. Wegen ihm, wegen ihrer Beziehung zueinander. Weil sie etwas Besonderes hatten, mehr als nur eine Freundschaft. Wahrscheinlich waren sie wohl die einzigen Menschen auf der Welt, die diese Art von Beziehung pflegten und genau dieses Gefühl was Jan ihm immer gab, fehlte ihm so sehr.

Ein großes Loch war in ihm entstanden und je mehr er versuchte es mit Alkohol oder Drogen zu füllen, umso größer schien es zu werden. Er konnte einfach nichts tun damit es ihm besser ging. Er litt und wusste dass dieser Schmerz sein restliches Leben bestimmen würde.

Bela verbrachte die restlichen Stunden bis zum Konzert mit vergeblichen Versuchen neue Songs zu schreiben. Immer wenn er sich den gerade entstandenen Text noch mal durchlas, wusste er dass er diesen Song nur für Jan geschrieben hatte und so landeten die weißen Zettel zerknüllt auf dem Fußboden. Ein Klingeln riss ihn aus seiner „Kreativität“. Bela machte die Tür auf und vor ihm stand Rod, der ihn zum Konzert abholte.

„Hey Felse, mal wieder ’ne lange Nacht gehabt?“, kommentierte der Chilene Belas Augenringe. Bela verdreht nur die Augen, schnappte sich seine Jacke und seine Schlüssel und ging mit Rod in Richtung Club.

Schweigend liefen die beiden Männer nebeneinander her. Rod wollte eigentlich mit Bela reden, immerhin waren sie in den letzten zwei Jahren gute Freunde geworden. Er wollte ihn fragen was mit ihm los sei, warum er seit Wochen so mies aussah und warum er ständig betrunken oder high war. Doch er traute sich nicht. Rod wusste nicht warum, aber irgendwas in ihm wollte es einfach nicht und verhinderte, dass auch nur ein Wort über seine Lippen kam.
 

Im Club angekommen trafen sie auf den Rest der Band, setzten sich zu ihnen in den kleinen Raum im Backstagebereich. Auf dem Tisch, der mittig im Raum platziert war, standen schon einige Flaschen, die meisten davon leer.

Bela nickte seinen zwei Bandkollegen flüchtig zu und schnappte sich die noch volle Flasche „Jack Daniels“. Der Geschmack von Alkohol, der sich langsam in Belas Mund ausbreitete zauberte ihn ein Lächeln ins Gesicht.

„Hey Jungs, hat einer von euch was dabei?“, durchbrach Bela die Stile, die herrschte seit Rod und er den Raum betreten hatten.

Atze holte aus seiner Hosentasche eine kleine Tüte raus und wedelte damit in der Luft rum.

„Du bist ein Schatz Atze!“ Freudig nahm der Schwarzhaarige die Tüte, holte sich eine Tablette raus, spülte sie mit einem großen Schluck der braunen Flüssigkeit hinunter.

„Muss das sein?“, Rod schaute den Schlagzeuger genervt an, um dann mit seinem fragenden Blick an Bela hängen zu bleiben.

„Wir müssen noch ’nen Konzert geben.“, seine vorherige Zurückhaltung war mit einem mal verschwunden.

„Verdammt Bela, uns liegt was an der Band, also reiß dich mal zusammen...“

Rods Tonfall, der nun laut und vorwurfsvoll war, überraschte nicht nur ihn, sondern auch Atze und Beckmann, die ihn verwundert ansahen.

Mit einem „Leck mich!“ verschwand Bela auf die Toilette, die er erst wieder verlies als sie auf die Bühnen gingen. Die Stimmung, die innerhalb der Band herrschte, spiegelte sich in ihrem Auftritt wieder. Alle waren angespannt, hatten dadurch stur ihre Songs gespielt um so schnell wie möglich von dieser Bühne zu kommen.

Die letzten Töne des Konzertes verhallten in dem kleinen Club, der heute Abend spärlich besucht war. Die Band ging wieder in den Backstagebereich.

Beackmann und Atze verschwanden kurz darauf, hatten keine Lust auf einen Streit und sowieso wollten sie einfach nur nach Hause.

Bela widmete sich gleich wieder seiner Flasche Whiskey, was von Rod mit einem genervten Seufzen kommentiert wurde.

„Ist dir die Band eigentlich wichtig?“ Rod konnte einfach nicht mehr still sein, konnte nicht zusehen wie Bela nicht nur sich sondern auch die Band langsam ruinierte.

„Lass mich doch einfach in Ruhe…“

„Nein! Erst wenn du mir meine Frage beantwortet hast.“

„Kümmer dich doch um deinen eigenen Scheiß!“, zischte Bela und warf sich mit der Falsche in der Hand auf das Sofa.

„Die Band ist ja wohl auch mein Scheiß…“ Rod konnte einfach nicht verstehen was den Älteren zu diesem Verhalten brachte, warum er scheinbar so lustlos war.

„Also was jetzt?“ ein fragender Blick traf Belas Augen. „Liegt dir was an dieser Band?“

Und als Rod diese Frage ausgesprochen hatte, dachte Bela nach. Er brauchte diese Band. Seit der Gründung brauchte er sie um Jan zu zeigen, dass er es auch ohne ihn schaffte, dass er Jan nicht mehr brauchte.

„Ja verdammt!“ kam es wütend aus Bela hervor, „warum hab ich sie denn sonst gegründet?“

Tränen stiegen wieder in ihm hoch und wurden mit jeden Gedanken an Jan mehr, bis sie schließlich in kleinen Rinnsalen über seine Wangen liefen.

„Ja verdammt!“, wiederholte er sich noch einmal, dieses mal kaum hörbar für seine Gegenüber,

„Ich brauche dich Jan!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2009-03-02T17:34:33+00:00 02.03.2009 18:34
Also erstmal tut mir Bela leid
*mitleid empfinden tu* *ihn in den Arm nehmen will*
Warum muss er sich auch so in die Drogen stürzen...
Und warum kann er nicht auf rod hören?

Das Ende ist süß^^
Also da wo Bela sich eingesteht, dass er jan wirklich braucht^^

Du hast nen schönen Schreibstil und ich freu mich schon drauf wies weitergeht^^
Lg
Von:  Marge91
2009-02-16T21:25:38+00:00 16.02.2009 22:25
ein super interasstes kapi
mach wieter so
freu mich schon auf dein nächstes kapi
mfg Marge91
:-9


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