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Link One Shot

Wie Link wirklich fühlt..
von

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...

Ich habe ihn nur einmal gesehen, kurz, als er durch das kleine Dörfchen ging, und

doch war dieser kurze Moment, in dem unsere Blicke sich begegneten, so intensiv,

dass er sich in meine Seele eingrub. Ich werde nie vergessen, wie er da stand und zu

mir sah.

Eigentlich herrschte in Hyrule ja gutes Wetter, nur zu dieser Zeit merkte man

deutlich den Herbst. In Kakariko regnete es oft und es ging das Gerücht um, dass ein

Dämon umginge. Viele Dorfbewohner hatten Angst, so auch ich. An diesem Tag

sollte ich mich auf den Weg zur Lon Lon Farm machen, um Milch zu kaufen. In den

dunklen Jahren, in denen Ganondorf herrschte, waren Lebensmittel knapp und teuer,

doch man musste ja irgendwie überleben, nicht war? Aber ich bin vom Thema

abgekommen.

An diesem Tag also verließ ich mein Elternhaus und draußen regnete es sanft. Der

Regen war kühl, doch die Tropfen waren nur kleine Bindfäden und sogar irgendwie

angenehm. Sie zeigten, dass das Land noch lebte, trotz allem.

Ich hatte die Türe hinter mir geschlossen, und mein Blick wanderte über den leeren

Platz vor den Häusern. Dort, wo der Baum stand, ein kümmerlicher, nicht ganz

gesunder, einfacher Baum, da stand er. Er hatte seinen Schild und das Schwert

abgelegt, stand einfach da, ließ die Arme hängen und sah auf seine Ausrüstung. Was

da alles für Krempel vor ihm lag! Ein Köcher, prall gefüllt, Bogen, ein

Eisenhammer, eine seltsame Lupe, so schien es mir, einige Stoffbündel, ein Haufen

Bomben, mehrere Flaschen, ein Enterhaken und jede Menge mehr. Ich blieb stehen.

Ich hatte gehört, dass irgendwo in Hyrule ein Held umginge, der uns von

Ganondorfs Tyrannei retten würde, doch mir wurde verboten, zu laut darüber zu

sprechen, denn Ganondorf höre alles, und wir dürften ihn nicht vorwarnen. Der

Basarsbesitzer, ebenso wie der Mann aus dem Magieladen, sie beide hatten das in

die Welt gesetzt. Manchmal kam ein junger Mann zu ihnen und kaufe sich allerlei

Zeug, was nur ein Held gebrauchen könne. Wir waren voll Hoffnung und Zweifel.

Ganondorf war sehr mächtig und unsere Prinzessin verschollen.

Ich fragte mich nicht, ob es unhöflich war, jemanden so offen anzustarren,

wahrscheinlich war mir noch der Mund aufgeklappt, aber er schien das gar nicht zu

bemerken. Doch schließlich hob er den Kopf, starrte einen Moment stumm

geradeaus, dann wanderte sein Blick zu mir. Ich zuckte zusammen. Seine Augen -

schmale, wunderschöne, blaue Augen - waren so abgrundtief traurig und besorgt,

dass ich auch sofort traurig wurde. Doch trotz dieser Traurigkeit waren seine

Augenbrauen streng zusammengezogen, und so machte er trotz allem einen

entschlossenen und verbissenen Eindruck. Doch so, wie er da stand, so ganz ohne

Ausrüstung und offenbar müde vom ganzen Wandern, schien er mir ein bisschen

hilflos und alleine. Er konnte genauso gut jemand aus unserem Dorf sein, wäre da

nicht diese Ausrüstung und meine Gewissheit, dass es sich bei diesem Jungen um

Link, unseren Retter handeln würde.

Wir sahen einander immer noch an, bis er sich schließlich bückte, sich Schwert und

Schild umband und seine Ausrüstung in einen Beutel stopfte. Doch dann zog er eine

Ocarina aus dem Beutel und setzte sie an die Lippen. Durch das sanfte Rauschen des

Regens hörte ich eine wunderschöne, leise Melodie, die er diesem kleinen

Instrument entlockte. Ich blinzelte mir kurz die Regentropfen von den Wimpern, und

als ich wieder klar sah, war er verschwunden. Alles, was ich noch sah, war ein

blauer Schimmer, wie viele kleine Glühwürmchen, die Richtung Süden flogen.

Danach war es still.

Ich nahm die Milchkanne und ging langsam in Richtung der Farm. Ich war sehr

nachdenklich geworden. In meinen Büchern hieß es immer, es wäre eine Ehre, ein

Held zu sein und so weiter, dass man sich für sein Land aufopfern könne und all das,

doch...

Für Link schien es eine Qual zu sein.

Denn... war er nicht auch nur ein Hylianer? Ein Jugendlicher, genauso wie ich? Und

sehnte er sich nicht auch nach etwas Geborgenheit und Wärme, die ihm so niemand

geben konnte?

Mir flossen die Tränen den Wangen hinab. Doch vielleicht war es auch nur der

Regen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  ViGaMi
2014-11-10T15:28:27+00:00 10.11.2014 16:28
😭😭😭😭
Von:  Ninty
2010-11-14T12:42:01+00:00 14.11.2010 13:42
Wow, das ist wirklich beeindruckend!!
Man kann sich richtig hineinversetzen und die Art wie du alles formulierst lässt es erschreckend realistisch wirken, nicht wie die Geschichte einer Videospielfigur die mit Schwert gegen Monster und Ungeheuer kämpft sondern richtig naja... wie soll ich sagen... es kommt verdammt menschlich rüber :O

Es ist bewundernswert, wie du so viel Emotionen in eine so kurze Geschichte gepackt hast, Respekt!

lg Nintendos_Zelda
Von:  queermatcha
2009-07-22T21:09:11+00:00 22.07.2009 23:09
Wow!
Das ist wunderschön geschrieben!
Toll, was für Gedanken du dir gemacht hast!
Ich finde den Gedanken, dass Link das alles sehr belastet auch viel realistischer als den, dass er einfach nur der unerschrockene und nichts fürchtende Held ist.
Super FF! Toll gemacht! Klasse Schreibstil! Weiter so!

P.S.: Du hast eindeutig zu wenig Kommentare! ;D
Von:  Tisiphone
2009-02-13T14:57:27+00:00 13.02.2009 15:57
Wow^^ echt toll geschrieben. Man konnte sich wunderbar hinein versetzen!

Von: abgemeldet
2009-02-11T14:51:53+00:00 11.02.2009 15:51
Ein sehr bewegendes FF. Es berührt sehr und lässt zum nachdenken anreizen.
Denn genau das ist es was Link ausmacht.
Sehnt er sich nicht auch einfach nach etwas zuneigung und ein friedliebes Leben so wie jeder andere auch.
Ob er wirklich so selbstlos der Aufgabe gewachsen ist wie man es wirklich vermutet. Hier ist die Antwort.
Danke an den Autor wirklich etwas besonderes.
Von: abgemeldet
2009-02-11T14:25:41+00:00 11.02.2009 15:25
Das ist so wunderschön geschrieben.
Ich hab fast angefangen zu weinen und das will schon was heißen.
Ich liebe diese FF.


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