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Liebe statt Lügen

Koukou
von

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Liebe statt Lügen

Es war circa elf Uhr abends, als Kouji Minamoto in seinem Zimmer das Fenster öffnete und sich nachdenklich davorstellte. Zwar konnte er - er lebte schließlich in einer Großstadt - wegen der Lichter den Himmel kaum sehen aber immerhin wurde es in seinem stickigen Zimmer dadurch etwas kühler. Die wenigstens halbwegs frische Luft, war genau dass, was er zum Nachdenken benötigte - oder besser gesagt über die sinnlosen Grübeleien, mit denen er mittlerweile jeden Abend verbrachte.

Seit sie wieder zurück waren hatte er seinen Bruder bereits vier Mal gesehen. Bis jetzt konnte er jedes Mal eine Ausrede erfinden, damit er bei ihn gehen konnte, ohne seinem Vater gestehen zu müssen, Kouichi kennen gelernt zu haben. Morgen würde ihr nächstes Treffen sein und er fragte sich, ob es auch diesmal nicht auffallen würde, wenn er seinem Vater erzählen würde, bei seinem Banknachbarn aus der Schule (den er eigentlich gar nicht leiden konnte) zu übernachten. Er wollte nicht, dass sein Vater erfuhr, dass er Kouichi kannte, denn es würde bedeuten, dass er auch wusste, dass er Jahre lang belogen wurde. Sein Vater bekäme Schuldgefühle, die allerdings ihre Beziehung wohl nur noch verschlechtern würden - und nach dem ganzen Ärger wegen seiner Stiefmutter was das das letzte, worauf er Lust hatte.

Kouji schloss das Fenster wieder und gedachte zu Bett zu gehen. Jeden Abend kam er aufs Neue zum Schluss, dass eine Bloßstellung seines Vaters die nächsten Jahre nicht unbedingt angenehmer machen würde. Und doch fühlte er sich jeden Abend einsam, ihm fehlte etwas. Genau wie vor ihrem gemeinsamen Abenteuer hatte er eigentlich den Großteil der Zeit immer noch keinen Bruder, er wusste jetzt lediglich, dass er eigentlich einen haben sollte.
 

Als Kouji aufwachte war er zunächst etwas verwirrt. Es war im Zimmer noch fast vollständig dunkel und er konnte fast nichts sehen, doch irgendetwas war anders als sonst. Er holte also aus und versuchte mit seiner rechten Hand den Lichtschalter seiner Nachttischlampe zu erwischen. Erst in dem Moment, als seine Hand statt dem Lichtschalter einen fremden Haarschopf zu fassen bekam, fiel ihm ein, was anders war als sonst: er war nicht zu Hause, sondern bei Kouichi. „Ich weiß ja nicht, was bei dir zu Hause üblich ist, aber ich hab’s normalerweise nicht gerne, wenn ich durch einen Schlag auf den Kopf geweckt werde“, murmelte selbiger noch sehr verschlafen. Ups, dass er nicht zu Hause war, hätte ihm wohl besser vorher einfallen sollen. „Na wenn wir jetzt schon wach sind können wir auch frühstücken!“, sagte Kouichi wenig später bereits recht munter. Eben noch am schlafen, dann so unsanft geweckt und dennoch schon wieder so gut gelaunt - Kouji bewunderte, wie Kouichi die Dinge, bei denen er selbst schon direkt sauer werden würde, einfach so wegsteckte.

Wenig später saß er mit seinem Bruder am Küchentisch und aß während sie sich mit ihrer Mutter unterhielten. Es herrschte eine sehr unverkrampfte Stimmung, lediglich bei der Frage, wie denn seine Stiefmutter so sei, musste Kouji sich zusammenreißen, denn er wollte nicht den Eindruck erwecken, dass er zu Hause zu schrecklich behandelt wurde, allerdings auch nicht verschweigen, dass er diese Frau eigentlich nicht leiden konnte. Obwohl sie sich bis jetzt kaum gesehen hatten, betrachtete er seine Mutter und seinen Bruder bereits fast als seine richtige Familie und sie waren ihm bereits wesentlich wichtiger als diese Frau, die er als Mutter betrachten sollte, wenn es nach seinem Vater ginge.

„So, ich gehe dann jetzt mal einkaufen. Es kann etwas länger dauern. Viel Spaß noch!“ Ihre Mutter stand auf und ging, nachdem sie sich von ihren Söhnen verabschiedet hatte. Als sie die Wohnungstür geschlossen hatte, seufzte Kouichi. „Sie geht nicht wirklich einkaufen. Sie geht samstags nie einkaufen. Glaubt sie etwas, mir wäre ihre seltsames Verhalten seit sie vor ein paar Tagen bis mitten in die Nacht mit irgendeinem Mann telefoniert hat, nicht aufgefallen?“ „Sie hat mit einem Mann telefoniert?“ „Ja. Ich hoffe mir steht nicht die Situation bevor, die du zu Hause schon hast“. Kouji lächelte während er innerlich fluchte. Ein weiterer Traum war gerade scheinbar zerstört worden. Er gab zu, dass es sehr illusorisch war, dass seine Eltern nach mehr als einem Jahrzehnt Trennung noch einmal zusammenkommen würden. Dennoch hatte er tief im Herzen den Wunsch gehabt, auch wenn es ein sehr egoistischer war. Sein Hauptanliegen war dabei nicht einmal, dass er seine Stiefmutter los wurde, dass wäre eher ein positiver Nebeneffekt, sondern dass er Kouichi dauernd bei sich gehabt hätte. Vielleicht stellte er sich das auch etwas zu rosig vor, denn sein Bruder hatte schließlich auch ein eigenes leben. „Leider“, dachte er mit einem Grinsen. Bald würde nämlich auch dieser Tag mit seinem Bruder wieder zu Ende sein und er würde zurück nach Hause müssen, wo er sich nicht wirklich willkommen fühlte und sowieso keiner auf ihn achtete…
 

„Kouji, komm doch bitte mal runter“ „Ja, mach ich gleich“ Dass seine Stiefmutter ihn alleine sprechen wollte, war schon merkwürdig genug, normal hatten sie sich nicht viel zu sagen, aber ihr beinahe schon übertrieben netten Tonfall ließ ihn ahnen, dass das kein gewöhnliches Gespräch werden würde. Er ging also leicht beunruhigt die Treppe hinunter und betrat das Wohnzimmer, inmitten dessen sie bereits auf ihn wartete.

„Und, wie war es bei deinem Freund?“„Gut, hatten viel Spaß gehabt“, antwortete Kouji, verwundert darüber, dass sie sich neuerdings für seine Freizeit interessierte. Oder war dies nur der Auftakt zu einem wesentlich unangenehmeren Gesprächsthema? „Schön, dass freut mich! Weißt du eigentlich wo dein Vater ist?“ Er wunderte sich zunächst, wieso sie das nicht wusste, doch nach einem Blick in ihr zu einer boshaften Grimasse verzerrtes Gesicht wurde ihm klar, dass sie es eigentlich schon wusste. „Offensichtlicht nicht. Nun ja, er trifft sich mit einer gewissen Frau Kimura, kennst du sie?“ Kouji sah zu Boden während er sich überlegte, wie das möglich war. „Glaubst du eigentlich, wir interessieren uns so wenig für dein Leben, dass uns nicht auffällt, wenn du plötzlich bei Schulkamera übernachten willst, über die du wenige Tage zuvor nur geschimpft hast? Und du kannst mir glauben, dass ich auch sehr erstaunt war, als dein Vater mir erklärte, wer Kouichi ist, nachdem ich in deinem Zimmer einen Zettel mit diesen Namen samt Telefonnummer fand. Er hat sich zuerst Schuldgefühle gemacht, weil er uns jahrelang belogen hat, aber vorgestern hat er schließlich diese Frau angerufen um „die Zukunft unserer Kinder zu klären“ … „Die Zukunft unserer Kinder“ - hast du eine Ahnung was das bedeutet?“ Gegen Ende des Satzes fing sie fast an zu schreien, doch es interessierte ihn nicht, er überlegte eher, was es eigentlich bedeutete, dass sein Vater jetzt wusste, dass er Kouichi kannte. Da sie anscheinend wirklich eine Antwort erwartete, fing er an zu sprechen „Es wird wohl bedeuten, dass ich…“ Weiter kam er nicht. „Du glaubst wirklich, dass es mich interessiert, was das für dich bedeutet? Es geht hier um mich, um mein weiteres Leben. Heute klären sie die Zukunft ihrer Kinder, morgen treffen sie sich zum Date und übermorgen sitze ich auf der Straße! Du weißt ja gar nicht, wie sich dein Vater so verändert hat, seit dieser Zettel aufgetaucht ist. Ich hatte gedacht, du hättest es mittlerweile aufgegeben, mich hier rausekeln zu wollen, aber jetzt hast du es letztlich indirekt doch geschafft. Auch wenn dein Vater das sicher heute noch abstreiten wird, spätestens nach dem Treffen ist die Scheidung schon . Weißt du was das bedeutet? Ich sage es dir: du kleiner Bengel hast mein Leben zerstört!“ Kouji war während des Vortrags, der zu Beginn Gezeter und gegen Ende nur noch ein heiseres Schreien gewesen war, immer blasser geworden, war immer weiter zurückgewichen. Das hätte er nun wirklich nicht erwartet. Sollte sein Vater sich wirklich wegen einer Frau, die er über ein Jahrzehnt nicht mehr gesehen hatte von seiner Stiefmutter trennen? Anscheinend hielt diese dies für möglich und hinter der blinden Wut erkannte er die Angst, bald alleine dazustehen, auch wenn er dies für etwas übertrieben hielt. „Ich weiß, dass die Dinge für mich gelaufen sind, aber ich werde ganz sicher nicht zulassen, dass du dein Ziel so leicht erreichst!“ Und noch während sie sprach, griff sie in ihre Schürze und zog das größte im Haushalt verfügbare Küchenmesser heraus.

Eine kleine, schwache Frau bedrohte ihren wesentlich größeren Sohn mit einem Küchenmesser. Wäre seine Stiefmutter nicht gerade so wütend, dass er ihr alles zutraute, hätte er das ganze wohl extrem lächerlich gefunden. Um ein Haar hätte es diese Frau geschafft, dass er seine Maske, die aus ihm den gefühlskalten Egoisten machten, als den ihn alle kannten ablegte. Allerdings wirklich nur beinahe: „Wie absurd!“ rief er spöttisch und machte einen Schritt Richtung Zimmertür. Sie starrte ihn fassungslos an, das Messer entglitt ihrer Hand und fiel klirrend auf den Boden während sie selbst auch heulend auf den Boden sank. Kouji schaute sie mit leeren Augen an, spürte weder Mitleid noch Freude. Er nahm wahr, wie die Haustür aufgesperrt wurde…
 

Er lächelte als er zusammen mit Kouichi endlich an seiner Lieblingsparkbank - ebenfalls ein Ort, an dem er oft nachdenkend gesessen hatte - angekommen war. Zu Hause stritten sich sein Vater und seine Stiefmutter gerade so heftig, dass das von ihr befürchtete Ende der Ehe wirklich nicht mehr weit entfernt schien. Dennoch war es ungewiss, wie es weitergehen würde. Kouichi behauptete zwar, dass ihre richtigen Eltern als sie nach ihrem Gespräch zu Kouichi nach Hause gekommen waren, sich einen verliebten Blick zugeworfen hätten, allerdings wollte Kouji sich nicht zu viele Hoffnungen machen, dafür war er zu oft in der letzten Zeit enttäuscht worden.

Er wusste auch nicht, wie oft er seinen Bruder von nun an sehen konnte. Immerhin hatten ihre Eltern sich bereits bei Kouichi für die jahrelangen Lügen entschuldigt, bevor Kouichi mit seinem Vater zu Kouji nach Hause kam. Aber am wichtigsten war doch, dass er jetzt im Moment trotz der schwierigen Situation unbeschwert mit seinem Bruder zusammen sein konnte. Er schaute ihn an. Der in seinen Augen wunderschöne Junge lächelte und schien ebenfalls in Gedanken versunken zu sein. Als er merkte, dass er beobachtet wurde, drehte er sich allerdings zu seinem Bruder herum und wollte gerade etwas sagen.

Kouji dachte nur „jetzt oder nie“ und hauchte seinem Bruder bevor dieser etwas sagen konnte einen Kuss auf die Lippen. Dieser schaute zuerst nur verdutzt, lächelte dann aber lediglich und legte Kouji den Arm um die Schulter.

Ja, dies war die Liebe, die Kouji die ganzen Jahre gefehlt hatte. Die Liebe, die ihn all den Hass und die Lügen vergessen ließ.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Kouji-kun
2009-11-11T18:44:44+00:00 11.11.2009 19:44
Alsoooo... *Luft hol*
Ich finde deine Story wirklich gut. Deine Formulierungen und auch die Gefühle wie Liebe, Hass, Einsamkeit, Wut hast du wirklich sehr schön zur Geltung gebracht. Ich war buchstäblich gefesselt als ich dies las. Den Kuss am Ende fand ich echt süß, ich liebe KouKou einfach.
Bei einer FanFic muss man sich ja nicht 1000%ig an die Serie halten, weil klar Kouji akzeptiert seine Stiefmutter am Ende der Serie aber in jedem Schlummert Fantasie und die kann man ausleben wie man will.
Deswegen ist es ja eine FANfic. :)

Aber wie gesagt... tolle Story. Nur weiter so. <3
Lieben Gruß, Yukari ♥
Von:  darkwolves
2009-02-04T16:22:35+00:00 04.02.2009 17:22
ich finde deine idee auch gut.
kannst ja noch weiter schreiben.
Von: abgemeldet
2009-02-04T14:31:28+00:00 04.02.2009 15:31
Der Tag Verspätung macht doch nichts, wäre nur schön gewesen wenn du mir Bescheid gesagt hättest.^^
Zu Os an sich, die Dramatik ist schon rübergekommen und das Problem das du dir ausgesucht hast, ist auch sehr gut. Aber ich war der Meinung am Ende der Serie das Kouji seine Stiefmutter als Mutter akzeptiert und vielleicht sogar liebt...
Naja, und dann finde ich den Kuss am Ende ein wenig übertrieben, vor allem weil die beiden so jung sind.
ansonsten ist es ene schöne Os zu der ich nichts weiter sagen kann.^^
Hdl Mita


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