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Mario Vazquez
von

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So, mal wieder was Neues meinerseits. ^^

Diesmal wieder eine Songfic und zwar zum Lied "Gallery", vielleicht kennt das ja jemand.

Ich muss sagen ich bin relativ stolz auf mich, da ich diese FF innerhalb von zwei Tagen geschafft habe zu schreiben, was bei mir sonst noch nie vorgekommen ist. xD

Vielleicht passiert es ja jetzt ein wenig öfter, dass ich so einen Schreibfluss habe. ô.o *das eher bezweifel*

Nya, genug gelabert. Ich wünsche viel Spaß beim Lesen und hoffe auf ein bisschen Rückmeldung. ^^
 

Eure LA
 


 

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«God broke the mold,

When he made this one I know

She's breathtaking but so much more

She walks in the room, your loves closed

Making you never want to breathe again»
 

“Oh, Gott! So lässt es sich leben…” Zufrieden seufzend lehnte ich mich in meinem Stuhl zurück, nachdem ich einen kräftigen Schluck von meinem Eiskaffee genommen hatte, den die Bedienung, welche sich nun neben mich setzte, mir soeben gebracht hatte.

„Kann ich nicht direkt erwidern, aber wenn du es so empfindest…“, antwortete der blonde Kellner gelangweilt. Wie die meisten Tage war auch heute nicht sehr viel los in dem kleinen Café, welches sich in einer Seitenstraße in Hollow Bastion befand. Außer mir war zu diesem Zeitpunkt nur noch ein anderer Gast zu sehen, was bei mir des Öfteren die Frage aufwarf, wie sich der Laden überhaupt so lange über Wasser halten konnte. Aber wahrscheinlich sparte man an den Gehältern der dort Arbeitenden, hatte mir Roxas doch schon oft damit in den Ohren gelegen, wie wenig er doch verdiente.

„Ach komm, sei doch nicht wieder so mürrisch. Genieß den Tag doch auch einmal“, versuchte ich ihn etwas aufzuheitern. „Schau doch, die Sonne scheint, es ist schön warm draußen…“

„Wohl eher eine Bullenhitze…“, nuschelte mein Gegenüber leise.

„… und die Vögel zwitschern…“

„Und verstärken bloß meine eh schon starken Kopfschmerzen…“

„… und es ist fast gar nichts los, sodass du auch mal etwas entspannen kannst bei der Arbeit…“

„Wofür mich Larxene wieder zum Teufel jagen würde, da ich fürs Faullenzen nicht bezahlt werde…“

„… und ich bin da, um dir mal wieder den Tag zu versüßen…“ Ein zweideutiges Grinsen lag nun auf meinem Gesicht, während ich meine Stimme etwas senkte. Der gewünschte Erfolg blieb jedoch aus, was ich aber bereits von Roxas gewöhnt war. Bis jetzt war er noch nie auf meine Sprüche angesprungen, geschweige denn hatte eine Reaktion gezeigt. Mit hochgezogenen Augenbrauen, doch immer noch lächelnd, blickte ich ihn an. Abwesend starrte er auf einen dreckigen Fleck auf dem runden Café-Tisch, den er aber kaum wahrzunehmen schien.

„Okay, ich gebe auf. Also was ist diesmal dein Problemchen?“, fragte ich nach einigen Sekunden der Stille.

„Roxas! Wie oft soll ich dir noch sagen, dass du nicht einfach faul herumsitzen sollst! Das geht alles von deinem Gehalt ab!“, hallte eine Frauenstimme durch den Raum und veranlasste den anderen Gast dazu, hochzuschrecken, sodass er mit seinem heißen Kaffee auf seine Hose kleckerte. Es war ein recht amüsanter Anblick, wie der Mann mit einem Satz auf den Beinen war und nun hektisch versuchte, den Schaden mit einer Serviette zu beheben, was ihm nicht allzu gut zu gelingen schien.

„Das könnte man als eines meiner Probleme bezeichnen.“ Vor sich hin grummelnd mühte sich mein Gegenüber aus dem wirklich sehr bequemen Stuhl hoch, dessen einladende Polster er bestimmt jetzt schon vermisste, und machte sich bereit, irgendeine sinnfreie Arbeit zu erledigen, die von Wichtigkeit nicht zu übertreffen war und keine fünf Minuten hätte warten können.

„Ich seh’ dich später“, seufzte er, während er noch kurz seine Schürze und den daran befestigten Notizblock plus Stift zurechtrückte.

„Na, klar. So schnell wirst du mich nicht los. Ich hol dich ab, wenn deine Schicht zu Ende ist.”

„Ähm… Ich…“, fing Roxas an herumzudrucksen, was nichts Gutes verheißen konnte. „Ich werd’ schon abgeholt… Xemnas… Er wollte…“, doch weiter sprach er nicht und weiter wollte ich auch einfach nicht zuhören. Krampfhaft versuchte ich, mein Lächeln aufrecht zu erhalten, doch spürte ich, wie es mir immer weiter entglitt. Roxas dagegen schien lediglich verlegen zu sein, zierte nun ein frischer Rotschimmer seine Wangen, während sein Blick gen Boden gerichtet war.

„Oh, okay… Kein Problem…“, brachte ich zwischen zusammengebissenen Zähne hervor.

„Roxas! Beweg deinen Hintern hierher! Sofort!”, ertönte erneut die durchdringende Stimme der Café-Leitung.

„Oh, tut mir Leid. Ich muss gehen.“ Mit einem entschuldigenden Lächeln in meine Richtung machte Roxas sich schnellen Schrittes auf den Weg hinter die Theke und weiter in den dahinter liegenden Raum. Kaum war er außerhalb meines Sichtfeldes, stand ich auch schon auf, legte das Geld für mein Getränk plus etwas Trinkgeld unter die Untertasse und verließ den Laden.
 

«Her boyfriend has got so much dough

So much ice his neck and wrist froze

Is he faithful to her? Hell no

But she chose to be with him, shorty»
 

Ziellos wanderte ich durch die leicht überfüllten Straßen der Stadt. Ich bemerkte weder die Passanten, die mich andauernd anrempelten, noch diejenigen, die mir wütend und genervt etwas hinterher riefen, wenn ich sie unsanft aus dem Weg drängte. Meine Gedanken kreisten einzig und allein um eine Person: Xemnas.

Es war noch nicht allzu lange her, seit Roxas mir auf seine eigene Weise zu verstehen gegeben hatte, dass er sich in den jungen, reichen Kaufmann verliebt hatte, welcher ab und an mal in Larxene’s Café zu Besuch war. Ich hatte ihn bis dahin nur ein-, zweimal gesehen, doch hatte er auch auf mich einen recht passablen Eindruck gemacht.

Ich gönnte es Roxas von ganzem Herzen, dennoch konnte ich mich nicht richtig für ihn freuen, vor allem nicht als sich die beiden doch tatsächlich näher kamen, ausgingen und wer weiß, was noch alles zusammen unternahmen. Bei dem bloßen Gedanken daran, lief es mir bereits eiskalt den Rücken hinunter.

Ich hasste mich für diese nagende Eifersucht, konnte Roxas doch haben, wen er wollte, solange er dabei glücklich war, doch trotzdem wünschte ich mir jedes Mal, ich wäre die Person, welche diese Glücksgefühle in ihm hervorrief. Seit Jahren waren wir nun schon die besten Freunde, hatten Hochs sowie Tiefs durchlebt… Ich hatte nicht das Recht dazu, unsere tiefgehende Freundschaft durch meine egoistischen Gefühle zu zerstören.

Ich bemerkte erst jetzt, dass ich vor einem großen Tor stehen geblieben war. Fragend schaute ich mich um und erkannte den großen Stadtpark, welcher zu dieser Jahreszeit in seiner vollen Blüte war und vielen Liebenden als Ort der Romantik diente.

Was für eine Ironie…

Trotz allem begab ich mich grimmig auf die Suche nach einer freien etwas vom Weg abgelegenen Bank, auf der ich meine Ruhe haben konnte, was auch nicht lange dauerte. Doch kaum hatte ich mich hingesetzt, schon überschwemmten mich die Erinnerungen von neuem.
 

Wir saßen dort im Park unter einem Schatten spendenden Baum und genossen die Laute der Natur, das Schweigen und die kühle Brise, die uns umgab. Hätte ich gewusst, was auf uns zukommen sollte, wer sich noch in diese Gefilde begeben würde, dann wäre die Frage, ob Roxas in seiner Mittagspause nicht Lust auf einen Spaziergang hätte, nie über meine Lippen gekommen. Man konnte die Wahrheit nicht verheimlichen, war sie doch ein essentieller Bestandteil, dennoch hätte man sie dem Jungen auf eine schonendere Art beibringen können.

Wir hatten ihn beide gesehen, da war ich mir sicher. Ihn und den Mann, den er an seiner Hand hielt. Wir hatten ihn beide gesehen und doch war ich der einzige, der darauf reagierte.

„War das… Xemnas?“, fragte ich leise, während mein teils überraschter, teils verwirrter Blick zwischen Roxas und dem nun hinter einer Biegung verschwundenen Xemnas hin und her huschte.

„Ja, das war er.“ Ich konnte einfach nicht verstehen, wie er so ruhig bleiben konnte, war es doch eindeutig, was sich vor unser beider Augen abgespielt hatte.

„Aber… Hast du das nicht gerade gesehen?“

„Wie hätte ich es nicht sehen können?“

„Verdammt, Roxas! Was ist los mit dir? Siehst du nicht, was für ein Spiel er mit dir spielt? Er geht hinter deinem Rücken fremd und…“

„Sei still!“, unterbrach er mich mit einem scharfen Unterton in der Stimme, der mich zusammenzucken ließ. So eine Reaktion hatte ich schon lange nicht mehr bei ihm erlebt. „Wie kannst du nur so etwas sagen. Woher willst du wissen, dass er mich betrügt? Du kennst ihn doch gar nicht. Er würde so etwas niemals tun. Hörst du? Niemals!“

„Werd’ erwachsen. Glaubst du ernsthaft, dass das eben bloß ein Spaziergang zwischen zwei guten Freunden war? Bist du so naiv, Roxas…?“

Ein Knall gleich einer Ohrfeige hallte durch die Luft, wurde jedoch durch den Lärm herumtobender Kinder übertönt. Mit vor Schock geweiteten Augen starrte ich meinen blonden Gegenüber an, der nun aufgesprungen war und mich mit einem Blick, der vor Gefühlen nur so übersprudelte, ansah.

„Du bist doch nur eifersüchtig…“ Seine Stimme glich fast einem Flüstern. Dann drehte er sich um und machte sich auf den Weg zurück zum Café. Mich ließ er sprachlos zurück.
 

Ein Ball rollte vor meine Füße und zog mich aus dem Gedankenstrom heraus, in welchen ich hinab getaucht war. Noch leicht neben der Spur hob ich ihn auf und besah ihn mir genau. Er war bunt und dreckig…

„Tut mir Leid, Sir“, drang eine Kinderstimme an meine Ohren, woraufhin ich von dem Gegenstand in meinen Händen abließ und nach oben schaute. Ein kleines Mädchen stand vor mir. Es wirkte leicht verängstigt und doch schien es am mutigsten von allen gewesen zu sein. Wortlos überreichte ich ihm den Ball, den es dankbar annahm und schnell wieder weglief.
 

«Tell me is the money worth your soul

Tell me what's the reason that you hold on

When you know that dude has a whole wall of 'em just

like you

And girl you're just way too fine

Gotta be treated as one of a kind

Girl use your mind

Don't be just another dime»
 

Noch fünfzehn Minuten dann würde er durch diese Tür nach draußen kommen, bereit sich in der Nähe einen kleinen Imbiss zu gönnen und sich seine wohl verdiente Freizeit gut gehen zu lassen. Er meinte zwar, er würde schon abgeholt werden, aber ein paar Minuten könnte er ja wohl noch für mich übrig haben. Ein Blick auf meine Uhr sagte mir jedoch, dass es sehr lange fünfzehn Minuten werden würden, da schon allein die Sekunden einfach nicht vergehen wollten.

An eine Hauswand gelehnt, genoss ich die leichten Strahlen der Sonne, welche mein Gesicht erwärmten, sowie das Gemisch aus Wärme und Kälte, welches von den Steinen an meinem Rücken ausging. Ich hatte nicht an ihn denken, hatte einfach nur entspannen wollen und doch erschien mir wie automatisch Xemnas’ Gesicht vor meinem inneren Auge.

Xemnas. Wie ich diesen Menschen verachtete, brachte er doch nur Schmerz und Trauer. Dennoch verfielen ihm so viele Menschen schon beim ersten Blickkontakt. Selbst ich hatte diese Anziehungskraft spüren dürfen, wenn auch nicht so extrem, wie es bei Roxas der Fall war. Tagelang gab es kein anderes Gesprächsthema als den Kaufmann, der ihm die verführerischsten Blicke zugeworfen hatte. Oh, wie sehr er ihn doch mochte… Und wie sehr er doch bloß ausgenutzt wurde und als Spielball diente…

Doch er wusste das, war sich dessen genauso bewusst wie ich mir. Trotz allem blieb er bei ihm. So langsam verstand ich die Welt nicht mehr…

„Axel?“ Überrascht drehte ich meinen Kopf in die Richtung, aus der die Stimme kam, und sofort sprangen mir die blonden Haare ins Auge. Sanft wehten sie hin und her, wenn ein Luftstrom sie streifte. Das zweite, was mir auffiel, waren die stechend blauen Augen, die mich groß und unschuldig ansahen. Jeder, der sie einmal erblickt hatte, konnte sie nie wieder vergessen, wie in den Kopf gebrannt waren sie.

„Naminé? Hey, schön dich mal wieder zu treffen”, entgegnete ich fröhlich, war es wirklich schon eine geraume Zeit her, seit dem ich das Mädchen das letzte Mal gesehen hatte.

„Ja, es ist länger her. Ich freue mich ebenfalls.“

„Sag, möchtest du vielleicht etwas trinken? Ich wollte zwar auf deinen Bruder warten, aber bei ihm wird es wohl noch ein wenig dauern. Na, wie wär’s?“ Aufmunternd lächelte ich ihr zu und stieß mich mit etwas Schwung von der Mauer ab.

„Oh… Sehr gerne“, antwortete sie schüchtern. “Aber könnten wir vielleicht woanders hingehen…?“ Unruhig schweifte ihr Blick von meinem Gesicht zur Tür des Cafés, wobei sie etwas nervös wirkte.

„Kein Problem. Wir suchen uns schon ein schönes, gemütliches Plätzchen“, gab ich mit einem Augenzwinkern zurück, hatte ich doch verstanden, dass ihr die Gegenwart ihres Bruders unangenehm wäre, vor allem wenn er sie auch noch bedienen würde. Ohne zu zögern, legte ich Naminé einen Arm um die Schultern und führte sie um die nächste Ecke, wobei ihre Gesichtsfarbe rasant ins Rötliche abtauchte.
 

Es hatte nicht lange gedauert, bis wir fündig geworden sind und kaum dass wir saßen, schon schien sich das Mädchen wieder beruhigt zu haben. Etwas abwesend starrte ich sie an. Sie sah ihrem Bruder ziemlich ähnlich, auch wenn ihre Haar- und Augenfarbe etwas heller war als die seine. Doch solche Kleinigkeiten bemerkte nicht jeder. Man musste schon genau hinsehen.

„Roxas weiß nicht, dass ich mich in der Stadt aufhalte“, eröffnete sie mir sogleich, als ich gerade an meiner zweiten Tasse Eiskaffee für den heutigen Tag nippte. Es kam relativ überraschend für mich, da ich nicht damit gerechnet hatte, dass sie etwas sagen würde, weshalb ich, aus meinen Gedanken aufgeschreckt, fast gekleckert hätte.

„Wolltest du deswegen nicht ins Café gehen?“, kam mir nun die Erkenntnis. Hatte ich sie etwa doch falsch verstanden? Ihr Nicken bestätigte dies. „Wieso weiß er nichts davon?“

„Ich… ich wollte ihn überraschen, aber ich konnte mich bis jetzt noch nicht durchringen, ihn anzusprechen.“ Betreten senkte sie ihren Blick zur Tischplatte.

„Wie kommt’s? Hattet ihr etwa Streit?”

„Man könnte es so nennen, ja…“

Ich konnte mir einfach kein Bild von der Situation machen. Roxas’ Familie kam mir bis jetzt immer wie eine reinste Harmonie-Beziehung vor. Noch nie ist mir zu Ohren gekommen, dass es irgendwelche Probleme gegeben hätte. Und nun das… Warum hatte Roxas nichts gesagt? Er war zwar nie der sonderlich Gesprächige gewesen, aber dennoch hatten wir so gut wie keine Geheimnisse voreinander.

„Und worum ging es dabei, wenn ich fragen darf?“ Dass man diesem Mädchen auch wirklich alles einzeln aus der Nase saugen musste. Wenn Naminé nicht darüber hätte sprechen wollen, warum hatte sie das Thema dann angeschnitten?

„Es… es ging um seinen neuen Freund…“ Oh, heute war definitiv nicht mein Tag, hatte ich mich doch jetzt auch noch verschluckt. Vor mich hin hustend brachte ich mit heiserer Stimme „Xemnas?“ hervor, woraufhin sie kurz nickte.

„Xemnas ist ein großzügiger Mensch…“ Ich schnaubte verächtlich, doch sie fuhr unbeirrt fort: „Er ist großzügig in Hinsicht auf sein Geld. Er spendiert Roxas so viel, er lockt ihn förmlich damit und ich glaube, Roxas ist sich dessen noch nicht einmal bewusst…“ Ihr Blick wurde immer trauriger und ich befürchtete schon, sie würde anfangen zu weinen, doch zu meiner Erleichterung geschah nichts dergleichen, hatte ich schließlich genug andere Dinge, mit denen ich mich momentan herumschlagen musste.

„Ich wollte, dass sich Roxas von ihm trennt. Für Xemnas ist er bloß ein Spielzeug und eine solche Behandlung hat er einfach nicht verdient. Doch er… er wollte nichts davon wissen. Ich habe ihn noch nie so aufgebracht erlebt…“ Verzweifelt kaute Naminé auf ihrer Unterlippe herum, das Gespräch mit ihrem Bruder wahrscheinlich noch einmal durchlebend. Sie tat mir leid, konnte ich doch gut nachvollziehen, wie sie sich gerade fühlen musste.
 

«I can't take

Seeing you with him

'Cuz I know exactly what you'll be,

In his gallery

It's just not fair

And it's tearing me apart

You're just another priceless work of art

In his gallery»
 

„Er hat…“, fing sie an, brach dann jedoch gleich wieder ab. Ihre Augen weiteten sich ein wenig, als sie auf einen Punkt genau hinter mir starrte. Ein mulmiges Gefühl befiel mich, dennoch drehte ich mich um.

Auf der gegenüberliegenden Straßenseite standen sie. Hand in Hand. Sie wirkten so harmonisch und glücklich. Jeder Außenstehende würde dies, ohne groß zu überlegen, bestätigen. Keiner würde den beiden auch nur ein Haar krümmen wollen, diente ihre fröhliche Atmosphäre doch glatt als eine Art Schutzschild.

Ich hingegen wäre am liebsten schnurstracks durch die Tür auf sie zugegangen und hätte den größeren von beiden mit meiner Faust begrüßt. Ja, in diesem Augenblick sehnte ich mich nach dem Geräusch von Knochen, wie er auf Knochen traf.

Alles, was ich hätte tun müssen, wäre einfach aufzustehen, der Rest wäre wie von selbst von Statten gegangen. Doch die Sekunden verstrichen und ich rührte mich nicht. Ich wusste nicht warum, aber irgendetwas in mir drin hielt mich davon ab.

Ich bemerkte erst wie verkrampft ich in meinem Stuhl saß, als ich eine kalte Hand auf der meinen spürte. Ich drehte meinen Kopf und sah, wie Naminé mich aus traurigen Augen ansah. Langsam schüttelte sie ihren Kopf.

„Er würde es nicht wollen, Axel“, sprach sie leise auf mich ein. „Denk nur daran, wie er reagieren würde… Er würde es dir nie verzeihen. Tu nichts Unüberlegtes, ja?“ Schon fast flehend war ihr Gesichtsausdruck. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, schwirrten meine Gedanken doch immer noch um mein eigentliches Vorhaben, dennoch nickte ich, um ihr zu signalisieren, dass ich sie verstanden hatte.

„Warum tut er sich das an, Naminé? Er ist doch nur einer von vielen…“ Ein bitterer Geschmack lag plötzlich auf meiner Zunge, weshalb ich einen großen Schluck aus meiner Tasse nahm. Es half nichts.

„Es scheint eine Art Selbstschutzmechanismus zu sein. Er dachte, es wäre die große Liebe…“

„Die große Liebe?! Die große Liebe würde bestimmt nicht einfach so mit einem anderen in der Öffentlichkeit herumlaufen!“ Verächtlich lachend, merkte ich, dass es so langsam mit mir durchging. Ich wusste, dass Naminé nichts dafür konnte, dass sie genauso darüber dachte wie ich, und trotzdem war es schwer meine Wut noch länger in mir drin zu behalten. Irgendwann ging es einfach nicht mehr, irgendwann war es genug. Und dieser Zeitpunkt war zum Greifen nahe.

„Ich verstehe es einfach nicht! Wie kann man einem Menschen eine solche Tat nur verzeihen? Sie verhalten sich glatt so, als wäre nie etwas geschehen!“ Mein Gegenüber sagte nichts. Das Mädchen schien zu verstehen, was für ein Chaos in mir herrschte. Ihr stummer Trost half mir jedoch nicht viel.

Frustriert lehnte ich mich tiefer zurück in das Stuhlpolster. Während ich mir mit der einen Hand über die Augen rieb, trommelten die Finger der anderen Hand auf der Stuhllehne herum, was die umliegenden Personen scheinbar zu nerven schien. Wenn ich schon nicht guter Laune sein konnte, dann sollten andere ebenfalls leiden.

Nach kurzer Zeit drehte ich erneut meinen Kopf in Richtung Tür, doch hätte ich wohl besser getan, es sein zu lassen. Der Anblick war einfach nur grausam und jagte mir einen schmerzvollen Stich durch den Brustkorb.

Ineinander verschlugen und in einen Kuss vertieft… So hatte ich Roxas nie mit einem anderen sehen wollen. Vor allem wenn es sich hierbei um den verhassten Kaufmann handelte. Ich wollte nicht weiter hinschauen, konnte mich jedoch auch nicht losreißen. Ich war wie gebannt, verdammt dem Trauerspiel weiterhin Aufmerksamkeit zu schenken.

Ich hätte es beenden können, wollte es beenden, musste nur durch die Tür gehen, doch ich tat es wieder nicht. Ob ich masochistisch veranlagt war oder wie Roxas einen Selbstschutzmechanismus aufgebaut hatte, ich wusste es nicht…
 

«She's so confused

She knows she deserves more

Someone who will love and adore

But his money's hard to ignore

She really doesn't know what to do

Girl it's just a matter of time

Before he finds another more fine

After he's done dulling your shine

You're out the door and he's through with you»
 

Ich hielt es einfach nicht mehr aus. Dieser Raum engte mich ein, doch ich brauchte Platz zum Nachdenken. Auch wenn ich es riskierte von Roxas gesehen zu werden, so brauchte ich doch einfach frische Luft und Ruhe.

„Nimm’s mir nicht übel Naminé, aber…“ Ein entschuldigendes Lächeln lag auf meinen Lippen.

„Kein Problem“, entgegnete sie mir, das Lächeln erwidernd. „Ich muss eh noch einkaufen gehen. Es hat mich gefreut.“

„Ebenfalls.“ Und mit diesen Worten stand ich auf und ging zur Eingangstür. Ich wollte dem Drang nach oben zu schauen, den Kontakt mit dem Boden abzubrechen, widerstehen. Aber ich war schwach. Es war nur für ein, zwei Sekunden, doch in dieser kurzen Zeit wandte sich Roxas’ Kopf genau in meine Richtung.

Blickkontakt.

Es war eine Qual diesen wieder zu durchbrechen, aber es musste sein. Roxas’ überraschter und teils auch verwirrter Blick brannte sich in meinem Kopf ein. Warum musste alles nur immer so schrecklich kompliziert sein? Warum gab es nicht auch einmal eine einfache Lösung? Aber nein, so großzügig wollte und sollte das Leben einfach nicht sein.

„Axel?“, ertönte nun die Stimme des Jungen. „Axel, warte!“ Doch ich blieb nicht stehen. Stehen bleiben bedeutete der Niederlage ins Gesicht zu sehen und so schnell wollte ich nicht aufgeben.

„Axel, warum…“, doch wurde er durch Xemnas’ eindringliche Stimme unterbrochen.

„Lass ihn gehen.“

„Aber…“

„Lass ihn in Ruhe. Er scheint etwas schlecht gelaunt zu sein.“

„Aber warum? Axel, was ist los?“ Ich drehte mich nicht um, dennoch wusste ich, dass er drauf und dran war, mir hinterher zu laufen. Lediglich eine Sache oder besser eine Person hielt ihn davon ab.

„Er fängt sich schon wieder. Na komm, Roxy. Wir müssen weiter. Ich wollte dir doch noch etwas zeigen. Oder willst du nicht mehr?“

„Doch…“

Und damit trennten sich unsere Wege.
 

Ich kehrte nach diesem Treffen nicht sofort in meine Mietswohnung zurück. Sie kam mir in diesem Moment viel zu stickig und beengend vor. Stattdessen vertrieb ich mir die Zeit, indem ich erneut ziellos durch die Straßen wanderte. Erst als ich mich wieder ein wenig beruhigt und einen halbwegs klaren Kopf bekommen hatte, betrat ich die Eingangshalle des mehrstöckigen Wohnhauses und kurz darauf meinen kleinen Flur.

Die Jacke einfach beiseite geschmissen, wollte ich es mir gerade auf der Couch gemütlich machen, als es an der Tür klingelte. Ich war weder überrascht als ich diese öffnete, noch hatte ich geahnt, wer es sein könnte.

„Hey.“ Etwas verlegen kratzte sich Roxas mit dem Zeigefinger an der Wange. „Ich bin gerade zurückgekommen und habe mich gefragt, ob du vielleicht Zuhause bist.“

Mit hochgezogenen Augenbrauen sah ich ihn an. Roxas hatte die Wohnung schräg gegenüber von mir bezogen, was ihm die Gelegenheit gab, jederzeit bei mir vorbeizukommen. Dass er dies genau zu diesem Zeitpunkt tat, das hatte ich nicht erwartet. Viel mehr war ich davon ausgegangen, dass er den restlichen Tag mit Xemnas verbrachte, schließlich schien dieser noch einiges vorgehabt zu haben.

„Hey“, antwortete ich ihm auf eine eher distanzierte Art. „Wo hast du deinen… Freund gelassen?“

„Ein anderer Termin ist ihm dazwischen gekommen.“

„Ein anderer Termin also. Und der hat nicht rein zufällig etwas mit dem blauhaarigen Kerl aus dem Park zutun?“ Ich wollte ihn nicht verletzen und doch stauten sich meine Gefühle von neuem an. Ich war nicht wütend auf den Jungen viel eher auf den Mann, der ihn so schamlos ausnutzte.

„Hör auf! Wieso sagst du so etwas? Ich wollte dich lediglich fragen, was vorhin mit dir los war. Ich wollte wissen, ob es dir gut geht und du kommst mit solchen Beschuldigungen.“ Ich konnte es ihm ansehen, dass ich ihn mit meinem Gesagten getroffen hatte, trotzdem war es schwer, die Worte wieder zurückzunehmen, schließlich beinhalteten sie nur die Wahrheit.

„Magst du ’reinkommen?“ Einladend machte ich einen Schritt zur Seite. Für eine Sekunde zögerte er, dass spürte ich, doch dann überwand er seine Bedenken sowie die Türschwelle, begab sich in mein Wohnzimmer und machte es sich in dem Sessel gemütlich, während ich mich nun endlich auf die Couch fallen ließ.
 

«You're a masterpiece

I know that he

Can't appreciate your beauty

Don't let him cheapen you

He don't see you like I do

Beautiful not just for show

Time that someone let you know»
 

„Also, was war dein Problem vorhin?“ Fragend sah mich mein Gegenüber an, während seine Finger mit der Armlehne spielten.

„Ach, das war nichts. Ich war nur etwas schlecht gelaunt. Das Wetter, du weißt schon…“, murmelte ich vor mich hin, unfähig ihm direkt in die Augen zu schauen.

„Warum lügst du mich an? Ich mache mir doch nur Sorgen.“

„Du machst dir Gedanken um die Probleme anderer? Und was ist mit deinen eigenen Problemen?“ Ich hatte nicht vorgehabt darüber zu sprechen, aber mein Unterbewusstsein schien dies für den geeigneten Augenblick zu halten. Nur wofür geeignet? Um diese Freundschaft auf ewig zu zerstören oder um sie neu aufleben zu lassen? Ich hoffte inständig, es würde letzteres sein.

„Ich habe keine Probleme…“ Man konnte spüren wie die Luft im Zimmer immer eisiger wurde. Auch seine Blicke sprachen nicht von Einsicht oder Versöhnung. Ich musste wohl alles auf eine Karte setzen, auch wenn ich schlussendlich alles damit zerstören würde.

„Wieso streitest du es dauernd ab!? Wieso leugnest du die Tatsache, dass du vor deinen Augen hintergangen wirst? Ich versteh dich einfach nicht mehr, Roxas! Warum tust du dir das an?“ Ich war verzweifelt und das versuchte ich ihm ebenso klar zu machen. „Warum tust du mir das an?“ Ich hatte es lediglich geflüstert, doch im Zimmer war es außer der tickenden Uhr totenstill, weshalb meine Worte dennoch gellend laut in meinen Ohren klangen.

„Hör auf… Ich will das nicht mehr hören…“ Auch seine Worte waren bloß ein Flüstern, doch hallten sie wie die meinen durch den gesamten Raum.

„Sag mir doch einfach warum. Ich will dich bloß verstehen. Ist es wirklich die Liebe zu ihm, die dich bei ihm hält, oder doch das Geld?“ Wenn es sein müsste, würde ich ihn sogar anflehen, alles nur damit ich endlich Klarheit hatte.

„Er bietet mir ein gutes Leben“, war die Antwort. Hatte ich es geahnt? Vielleicht, vielleicht hatte ich aber doch an die Liebe geglaubt. Jedenfalls stimmten mich diese Worte traurig. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, weshalb ich meinen Blick gen Boden richtete, während mein Fuß anfing leicht gegen das Tischbein zu kicken.

„Ich sollte jetzt besser gehen“, drang nach einiger Zeit der Stille Roxas’ Stimme an meine Ohren. Er war schon auf halbem Weg zur Tür, als ich aufsah.

„Er verdient dich nicht.“ Diese Worte brachten seine Schritte vorerst zum Stillstand. Mit dem Rücken zu mir stand er dort, jederzeit bereit die letzten Meter zur Tür doch noch zu überbrücken und einfach zu verschwinden, aus der Wohnung sowie aus meinem Leben. „Du hast ein besseres Leben verdient. Meinst du wirklich, dass er dich all die Jahre lang versorgen wird? Ihm wird langweilig werden und dich an der nächst besten Ecke aussetzen. Er ist jemand, der immer wieder einen frischen Wind, etwas Neues braucht. Sei nicht einer von vielen… Tu dir das nicht an, Roxas… Bitte…“

Ich hatte gehofft, er würde sich umdrehen und mir Recht geben. Doch dem sollte wohl nicht sein. Kaum dass ich verstummt war, schon setzte er seinen Weg zum Ausgang fort. Ein bitteres Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus, als er nach der Türklinke griff, sie herunter drückte und aus der Wohnung verschwand.

Dass sollte es also gewesen sein.

Kein „Tschüss.“.

Kein „Du kannst mich mal.“

Lediglich Schweigen, das noch viel qualvoller sein konnte als Worte.

„Verdammt!“ Mit einem Satz war ich auf den Beinen, hob die Vase, welche vor mir auf dem kleinen Wohnzimmertisch stand, hoch und warf sie mit ganzer Kraft zu Boden. Wasser, Blumen und Scherben flogen in alle möglichen Richtungen, verstreuten sich im gesamten Raum.

Doch das war mir egal.

Alles war mir in dem Moment egal.

Selbst als ich in zahlreiche Vasesplitter hineinlief. Der Schmerz gesellte sich lediglich zu dem bereits vorhandenen hinzu. Was machte das schon für einen Unterschied?

„Da hast du ja mal wieder eine schöne Sauerei angerichtet.“ Mit einem Ruck drehte ich meinen Kopf. Ich konnte nicht glauben, was ich dort sah. „Mach den Mund zu und zeig mir deinen Fuß oder willst du, dass sich etwas entzündet?“

Mit einem Tuch bewaffnet kam Roxas auf mich zu und setzte sich neben mich auf das Sofa. Mir fehlten die Worte und so ließ ich ihn einfach gewähren. Das einzige, wozu ich in der Lage war, war, ihn anzustarren. Hatte ich ihn nicht eben für immer verloren? War er zurückgekommen, um mir doch noch irgendwelche Vorwürfe an den Kopf zu werfen?

„Es tut mir Leid…“, waren jedoch die Worte, die ich kurz darauf vernahm. „Es tut mir Leid…“ Und damit rollten die Tränen über die Wangen des Jungen. „Es tut mir so Leid…“

Wie von selbst legte ich meine Arme um seinen Körper und er ließ mich gewähren, erwiderte die Umarmung sogar und schmiegte seinen Kopf an meine Schulter. Ich spürte wie die Tränen sich in mein Oberteil saugten. Doch was kümmerte es mich?

Nie wieder würde ich ihn je wieder los lassen, da war ich mir sicher.

Von jetzt an würde er mein sein.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Disqua
2009-02-05T18:56:27+00:00 05.02.2009 19:56
Jetzt komme ich endlich dazu >ö<

Gratuliere dir zum ersten Platz meines WB's
Ich hatte wirklich Mühe mich zu entscheiden >.<
Aber deine war letzten Endes flüssiger zu lesen xD

Also, was sag ich hier zu.
Du hast eines der Pairs genommen die nicht soooooo mein Favo sind, aber es ist wirklich gut geschrieben und man merkt Axel auch an das es ihm nicht sonderlich gut geht.
Dein Schreibstil gefällt mir wenn ich ehrlich bin, ich bin da sehr kritisch xDDD

Aber allen in allem fand ich die FF sehr rund und find es Schade dsa noch kein Kommi vorhanden ist oO
hätte durchaus eines verdient oder mehrere xD


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