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Autorisiertes Prequel zu: Die Sehnsucht in dir
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And I'm sorry to cause you so much pain

And I'm sorry to bring you down again

But I've reached the end and I won't fight anymore
 

I don't know what you really want from me

But I don't fit in your reality

How can any man be so blind
 

But if you feel better

I don't mind
 

(Emilie Autumn, If you feel better)
 

Er nippt an seinem Tee. Holunder-Bachblüte. Mit angeblich beruhigender Wirkung. Er ist nicht ruhig. Er ist halbtot. Vor ihm ein Stück Papier. Es gehört zu dem Bogen, der immer auf seinem Schreibtisch liegt, falls er einen Geistesblitz hat. Der Blitz bleibt fern. Sein Kopf ist leer. Genau wie das Blatt.
 

Ein weiterer Schluck. Es ist einer der Abende, wo er sich wünscht, Alkohol zu trinken. Vielleicht würde es das wirklich besser machen. Allein, er kann sich nicht überwinden. Was für die Einen Religion, ist für ihn das Prinzip. Beides ist Gift.
 

Seine Hand greift den Kugelschreiber. Er weiß nichts. Keinen Anfang. Kein Ende. Nicht einmal einen Satz. Trotzdem setz er die Mine auf das Papier. Ein schwarzer Punkt. Er schreibt immer mit Schwarz.
 

„Lieber Dirk...“
 

Das K ist noch nicht fertig, da bricht er auch schon wieder ab. Ein nicht überbietbarer Zynismus. Da könnte er die ganze Geschichte gleich an die Bravo verkaufen. Es hätte denselben Effekt. Mit einem Ruck zerknüllt er das Papier. Die Geste wirkt zu schnell.
 

„Dirk...“
 

Es mutet zu klein, dieses eine Wort, diese vier Buchstaben. Fast wie verloren auf dem grellen Weiß. Er schließt für einen Moment die Augen. Das Weiß bleibt. Der Name verschwindet. Bunte Schlieren tanzen im Nichts. Er fühlt sich besser. Es ist mehr Schein als Sein.
 

„Dirk...“
 

Schließlich ein Impuls. Ungewiss, ob es der richtige ist. Falls es das überhaupt gibt. Richtig und falsch. Wieder setzt er den Stift an. Er merkt noch nicht einmal, dass seine Hand zittert.
 

„... ich wollte es nicht. Nicht so. Irgendwie... es ist alles aus dem Ruder gelaufen. Die ganze Situation. Das ist wohl das, was man schlechtes Timing nennt. Ich wollte dich nicht anschreien. Und schon gar nicht wollte ich dir so weh tun.

Du darfst nicht denken, dass ich nichts für dich empfinde. Ich liebe dich auch... eben nur anders. Du warst... bist der beste Freund den ich hatte... lass uns das nicht zerstören... es ist so viel mehr wert als irgendeine Liebelei. Auch wenn du das jetzt noch nicht so siehst... es...“
 

Er schreibt schnell. Immer schneller. Die Schrift wandelt sich von gut lesbar zu Doktorgekrakel. Beim letzten i- Punkt gleitet der Stift aus seiner Hand. Fällt zu Boden. Ein lautes Klack. Es ist das einzige Geräusch. Das Haus ist wirklich gut isoliert.
 

Sein Blick meidet das schon Geschriebene. Halbgares Liebesgeschwulst mit geheucheltem Verständnis. Das ist es nicht, was er will. Doch die Wahrheit? Ist die Wahrheit überhaupt zu ertragen?
 

Er nimmt einen neuen Stift vom Tisch. Sich jetzt zu erheben, um den Alten aufzuheben, wäre fatal. Irgendeine dringende Ausrede würde ihm schon einfallen, um das Zimmer zu verlassen, seinen schön zurechtgelegten Plan zu verschieben. Und wenn es nur Wäschezusammenlegen ist.
 

„Dirk...“
 

Je öfter er den Namen schreibt, liest, desto leichter wird es. Und langsam wird ihm klar, auf was das hier hinauslaufen wird. Und das hat nichts mit Kitsch zu tun. Und auch nichts mit einer Entschuldigung.
 

Wahrscheinlich wird es sogar relativ hässlich. Wenn es das nicht schon längst ist.
 

„... ich weiß nicht, für wen dieser Brief ist. Für dich, für mich, für uns beide? Ich weiß es wirklich nicht. Ich... letztendlich wird es völlig egal sein.
 

Zum Anfang möchte ich sagen, dass ich es schade finde, wie das Ganze sein Ende gefunden hat. All das böse Blut, das aufkam... genau DAS wollte ich eigentlich vermeiden. Aber geschehen ist nun einmal geschehen und weder du noch ich können die Zeit zurückdrehen.
 

Was ich dir eigentlich nur sagen möchte ist, dass... ich es nicht gut finde, aber anderseits auch verstehe.
 

Wenn es dir wirklich hilft, mich als einen herzlosen Bastard zu beschimpfen, wenn es notwendig ist, mir jegliches Gefühl abzusprechen;
 

Dann ist das in Ordnung.
 

Auch, dass du dich regelrecht versteckst, ist sicher nicht schön, aber wohl eben deine Art, das alles zu verarbeiten. Ich werde nicht jammern, dass du dich nicht bei mir meldest und dir auch nicht hinterherlaufen. Es ist okay.
 

Und wenn du mich zum alleinigen Schuldigen dieser ganzen Sache machst; mein Ruf war noch nie sonderlich gut in der Sache, also: nur zu. Ich kann das ertragen und vielleicht ist das eben auch der Preis, den ich zahlen muss.
 

Was du aber bitte nicht von mir verlangen kannst, ist, dass es mir Leid tut.
 

Ich...
 

... ich bin immer noch der Meinung, nein, im Wissen, dass eine Beziehung zwischen uns einfach nicht funktioniert hätte. Vielleicht, weil wir wirklich zu verschieden sind, vielleicht, weil ich tatsächlich kein Herz besitze, aber zum Schluss wäre dieses Ende so oder so gekommen.
 

Wie sagt man so schön: Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende.
 

Auch wenn es weh tut. Denk einfach mal drüber nach. Es muss ja nicht heute oder morgen sein.
 

Jan“
 

Es ist schlicht und ehrlich. Fast schon brutal ehrlich. Jan weiß nicht, ob es gut ist. Aber immerhin; er fühlt sich besser. Und dieses Mal ist es keine Illusion.
 

Wie er auf den Text starrt, sieht er Bilder, die eigentlich nicht dahin gehören.
 

Ihr erstes Mal auf diesem klapprigen alten Sofa. Es war kurz nach einem Konzert gewesen. Beide hatten sie nach Schweiß und Kneipenluft gestunken und Jan hätte sich nichts Schöneres vorstellen können.
 

Das Jubiläum, kurz nach dem Sahnie die Band verlassen hatte. Schon damals hatten Belas Augen diesen eigenartigen Glanz angenommen, aber er hatte sich noch nichts dabei gedacht. Schließlich war der Ältere glücklich.
 

Und schlussendlich dieselben Augen, voller Tränen und Hass, vielleicht auch Verzweiflung, deren Besitzer ihn anschrien, gefälligst aus seinem Leben zu verschwinden.
 

Zu seiner Überraschung stellt Jan fest, dass sich in ihm, über all die Jahre hinweg, wahrhaftig nicht ein einziges zärtliches Gefühl geregt hatte. Für ihn war da immer nur Freundschaft.
 

Er besieht noch mal den Text. Ob da wirklich kein Herz ist? Dann schüttelt er den Kopf. Zerknüllt das Papier. Vielleicht, vielleicht aber auch nicht.
 

Das Blatt vor ihm ist weiß und leer.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von: abgemeldet
2009-06-05T18:22:26+00:00 05.06.2009 20:22
Also...
Nya, ganz... bin ich da nicht durchgestiegen, um ehrlich zu sein :D waren die beiden nun zusammen, oder nicht? :D Aber ich finde es gut, dass endlich mal jemand anderes das Arschloch ist. Nicht immer der arme Bela xD Der kann doch nix dafür, dass er aussieht, wie ein arschloch :P Aber ein verdammt gut aussehendes Arschloch xD
Jaah und... Jan ist doof *ihn mit papierkügelchen bewerf*
Armes Belchen xD Er tut mir richtig leid...
aber mal wieder suuuuper gut geschrieben. Da kann man nix sagen *____* Ich liebe deinen Schreibstil *dich anbet und auf knie fall* xD
So. damit weißt du, was ich davon halte :P
Von: abgemeldet
2009-04-14T17:30:49+00:00 14.04.2009 19:30
Das ist ja mal super geschrieben. Dein Schreibstil gefällt mir.
Und auch wenn ich es gern schnulzig und mit Happy End undso mag xD
muss ich sagen dass das auch mal echt gut ist ^^

Von:  Toozmar
2009-03-16T17:51:28+00:00 16.03.2009 18:51
I love it ^^
Von:  Jimmey
2009-02-12T18:13:31+00:00 12.02.2009 19:13
Klasse <3
+zu konstruktiver kritik nach lesen einer FF nie fähig ist+

lG
Gwen
Von: abgemeldet
2009-02-01T17:56:40+00:00 01.02.2009 18:56
Soo...ich muss dir noch mal sagen, dass ich mich extrem geschmeichelt fühle :D Und dann hast du sogar noch seine eine gute FF geschrieben...
Also, ernsthaft: Ich hab zwar noch nicht mal mit dem Gedanken gespielt, die Zeit vor Farin und Rod zu beleuchten, aber so, wie du es umgesetzt hab, find ich es klasse.
Farin handelt genauso, wie ich es mir immer vorgestellt hab...also dafür schon mal großes Kompliment. Ah ja, und deinen Schreibstil find ich toll.
Also alles in allem...Daumen hoch und weitermachen :D


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