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Prolog:
>Scheiße!< dachte ich, seufzte leise auf und wollte mit meinen Kopf einfach nur den Computer zertrümmern.
Doch etwas –oder besser jemand- verhinderte das, nämlich ein verdammter Verräter, der sich auch noch Freund –bzw. bester Freund- schimpfte.
Noch einmal schweiften meine Augen über den Bildschirm, und einzelne Wörter hoben sich ab.
Zum einem das Wort Passwort und darunter ein Feld mit 15 Sternen, die entziffert Reicherschnösel ergaben. Dieses Passwort war schon nach wenigen Momenten, wie von selbst ein getippt worden.
Zum anderen das Wort Nickname und ein noch immer freies Feld, welches wohl auch noch ziemlich lang leer bleiben würde, wenn es nach mir ginge.
Denn Tristan, welcher bedauerlicherweise neben mir saß und ohne den ich das hier niemals -betone- niemals, machen würde, hatte in den letzten 15 Minuten ausschließlich Vorschläge wie: Köter, Hündchen, Hund, Puppy, ich glaubte da war auch mal was mit Josephine, aber ich war mir da nicht mehr so sicher, ah ja auch noch Angeleinter, glaubte ich, hervorgebracht.
Des Weiteren natürlich die nicht zu übersehenden, riesigen, verschnörkelten eis-blauen Buchstaben, welche, tief in meinem Innern, ein Gefühl auslösten, das mir in dieser Art und Weise vollkommen unbekannt war, nämlich ein schreckliches Verlangen danach mich zu übergeben.
Sie ergaben für mich die Wörter des Schreckens, formulierten die Hölle im World wide web, obwohl die meisten etwas anderes lesen würden: Seto-sama Sexiest men alive (die offizielle Fanpage für Seto Kaiba)
Und diese Gewisse Fanpage, für einen gewissen Eisklotz, hatte, obwohl nicht mal ich ihn leiden konnte, so viele angemeldete Nutzer, die wohl nicht mal wikipedia.com hatte, nämlich 2754629 in diesem Augenblick, aber bald wird sie auch noch um einen Weiteren User –gezwungener maßen mich- bereichert sein.
Ich löste meinen Blick von dem Bildschirm und wendete mich verzweifelt Tristan zu, welcher angestrengt zu überlegen schien.
>Na toll… Er könnte mich ja auch einmal in seine Gedanken mit ein beziehen. Aber ich glaub, es geht sowieso um mich.<
Da ich sowie nicht überzeugt war, dass mein Kumpel in den nächsten paar Minuten die erleuchtende Idee hätte, lehne ich mich zurück und genoss noch die letzten Minuten meines erbärmlich Lebens, als freier Mensch.
Ich schloss meine Augen, so das ich diesen vermaledeiten PC und somit diese verblödete Page nicht mehr sehen musste.
Entspannt streckte ich meine Arme von mir und gähnte einmal herzhaft.
„Ich hab‘s!“, schrie Tristan mir ins Ohr.
Sofort verspannte sich mein ganzer Körper und dadurch fiel ich auch rücklings vom Stuhl.
„Ja, Tristan, ich habe jetzt auch etwas, nämlich eine dicke, fette Beule, wegen dir!“ zischte ich ihm zu und hielt mir meinen schmerzenden Hinterkopf, während ich mich langsam aufrecht auf den Boden setzte.
„Jaja, kann schon sein. Also weißt du, Alter, ich habe den perfekten Nicknamen für dich.“, meinte Tristan mit einer fast schon beängstigenden Zufriedenheit in der Stimme.
Ich zweifelte daran ob ich diesen pseudo genialen Einfall meines bald Ex-besten-Freundes wirklich hören wollte und sah ihn daher auch dementsprechend an.
Unbeeindruckt davon setzte der Brünette seinen Satz fort: „Du weißt doch, das ich letztens erst diese blöde Lateinschulaufgabe hatte, oder?“, ich bezweifelte das diese Frage ernsthaft an mich gerichtet war, zumal Tristan auch einfach weitersprach,
„ Auf alle Fälle, hat dieser komische Dichter doch irgendwas von einem Hund, ähm, Welpen glaub, geschwafelt. So weit ich weiß hieß das lateinische Wort dafür Catellus und für dich wäre dann doch ein blonder Welpe geeignet. Flavum Catellus!“, meinte er mit einer abstrusen Begeisterung.
>Ah du heilige…<
Am liebsten hätte ich meinen Kopf jetzt gegen den Tisch gehauen, doch 2 Sachen hinderten mich daran.
Erstens saß ich auf dem Boden und zweitens verfolgten meine Augen gerade wie Tristan den Namen voller Elan eingab und auf anmelden klickte.
„Tristan, du voll Honk!“, schrie ich ihm entgegen, während ich mich wieder aufraffte.
Der Angesprochene schaute mir nur, mit sich selbst zufrieden, in die Augen.
„Ich glaub‘s nicht jetzt muss ich mit diesem Namen klarkommen, obwohl ich finde, dass sogar Fressnapf besser gewesen wäre!“, fuhr ich in meiner Schimpftriade fort.
Davon noch unbegeistert meinte Tristan nur: „Ah. Angst, man könne wegen deinem Nickname denken du seist klug?“
Ich ballte meine Hände zu Fäusten und zischte ihm entgegen:“Weißt du, dass du Ähnlichkeiten mit Kaiba hast!?“
Verlegen schaute der Brünette mich nun an und griff nach seinem Schlüssel, der auf meinen Schreibtisch lag.
„Ich werd‘ dann mal langsam gehen, ist ja schon spät.“, mit diesen Worten stand er auf und ich sah ihm bis er aus der Schlafzimmertür heraus war hinter her, währenddessen entwich mir ein leises Knurren.
>Tristan…!<
„Ach ja!“, hörte ich ihn von der Eingangstür aus rufen.“ Und nicht vergessen, was wir ausgemacht haben!“ Danach knallte die Tür und in der gesamten Wohnung herrschte Stille.
>Du wirst es noch bereuen mir so etwas aufgehalst zu haben. Ich wusste doch von Anfang an, dass diese Wette nur dazu da war mich reinzulegen. Nicht umsonst hatte Tristan den Wetteinsatz anfangs nicht verraten gehabt und nur weil er mich so provoziert hatte, bin ich auf so einen Mist eingegangen!<, schoss es mir durch den Kopf, während ich die Zähne aufeinander biss.
>Hilft sowieso nichts.< Noch einmal seufzte ich tief auf, ehe ich mich wieder dem flimmernden Bildschirm, meines zugegebenermaßen nicht mehr fabrikneuen PC, zuwandte.
>Mal sehen was diese Kaiba-Freaks für Phantasien und Wünsche haben!<