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Nightmare

Märchengeschichten mal anders...
von

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Twelveth Laughter: Little Red Hiding Hood

Twelveth Laughter: Little Red Hiding Hood
 

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Die grausame Wahrheit nun wissend, begaben die zwei Freunde sich nun auf die Suche nach Charos und seiner Herrin, um so ihre geliebten Angehörigen aus deren Klauen zu befreien...

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Schwesterchen hatte ihnen das Portal gezeigt und ihnen nicht nur Proviant, neue Kleidung und neue Waffen gegeben, sie hatte ihnen auch ihre Portalkarte überlassen, damit sie sich wieder zurechtfinden konnten. Seufzend studierten die beiden nun also die Karte und Kain murmelte leise vor sich hin: "...Viereck... so viel grün... Hmm... vielleicht Rapunzel..? Nein... Wo sind wir nur?" "Suchen wir am besten jemanden, der uns weiterhelfen kann", schlug Ren vor und faltete die Karte zusammen und steckte sie ein.

Sie folgten einem unausgebauten Feldweg, in der Hoffnung schnell ein Dorf oder besser noch eine Stadt zu finden. Ren fuhr sich mehrere Male durchs Haar, welches ihm aufgrund des Rückenwindes immerwieder vors Gesicht wehte. "Verdammt, wieso hab ich das nur zugelassen!?", nörgelte er vor sich hin und versuchte seine neue Frisur zu bändigen, doch das Haar, welches nicht mehr die gewohnte Zacke formte sondern locker über seiner Schultern fallen sollte, ließ sich nicht so einfach zähmen und wehte wild umher. "Ach, ich finde die Frisur steht dir, also reg dich nicht so auf!", grinste Kain und zupfte an einer Strähne, die Schwesterchen dem Chinesen geflochten und in ein Band verstrickt hatte. "Pah! Von wegen!", entgegnete Ren genervt und bekam einen leichten Rotschimmer auf den Wangen, während er Kains Hand wegschlug. "Außerdem seh ich aus, wie ein Zuhälter in den Klamotten!" "Zuhälter..?", fragte Kain verwirrt und legte den Kopf schief. "Unwichtig...", murmelte Ren und sah zum wiederholten Male an sich hinab. Die weiße Weste an sich wäre ja nicht einmal so problematisch, wenn er nicht darunter ein enges, schwarzes Maschenhemd tragen würde und seine viel zu weit geschnittene ebenfalls schwarze Hose nicht einen so auffälligen hellen Gürtel beinhalten würde, der ein gutes Stück zu lang war und lose vor ihm herunterbaumelte.

"Naja, auf jeden Fall ist es eine relativ verlässliche Tarnung, meinst du nicht?", verteidigte Kain Schwesterchens Handeln und begann eine seiner hinteren Strähnen, die von einem Haarreif nach hinten gehalten wurden, zu zwirbeln. "Das sagst du doch nur, weil du so draufstehst wie ein Mädchen die Haare zu frisieren!", regte Ren sich weiter auf und erntete einen Schmollmund. "Von wegen! Ich meine - gut - ich mag den Haarreif wirklich, aber ich glaub meine Frisur ist längst im Eimer! Der Wind bläst die ganzen Haare nach vorne und dann hängen sie mir wieder wirr ins Gesicht..." Augenverdrehend schloß der Chinese das Gespräch, indem er einfach nichts mehr sagte. Der Andere würde sowieso immer wieder mit denselben Argumenten ankommen.

Zugegeben Rens Zacke war auffällig gewesen, doch dass seine Haare lila waren, fiel trotz gewechselter Frisur noch immer auf. Irgendwie würde er die Zeit eben durchstehen müssen, bis sie endlich Charos, Aschenputtel und den Drahtzieher hinter alle dem gefunden hatten. Eine Zeit lang herrschte Stille, der Wind hörte auf zu wehen. "Glaubst du, er lebt noch?" Rens Blick glitt zu seinem Freund und er konnte den betrübten Ausdruck erkennen, den der andere widerspiegelte. Natürlich hatte Ren ihm erzählt, wie die Krähe ihn gerettet hatte, dummerweise auch das, was er als letztes gesehen hatte. "Ich denke schon. Schließlich ist er einer von Charos' Leuten, er ist sicherlich zäh", sprach Ren, um den anderen aufzumuntern, auch wenn er sich selbst nicht sicher war, ob ein Vogel einen so harten Schlag mit einem Morgenstern überleben konnte, wo sogar Menschen an so etwas leicht starben. "Und wenn er noch lebt... Wird er mich dann wirklich erkennen?" "Bestimmt, ich bin mir sicher, er hat mir geholfen, weil er wollte, dass ich dir weiter beistehen kann" Kain lächelte; ein trauriges Lächeln. "Das passt zu ihm. Er hat sich immer um andere gekümmert, weißt du? Vorallem um mich..." Ren konnte die Tränen sehen, die langsam über Kains Wangen rollten. Er seufzte und blieb stehen, als Kain ebenfalls stehen blieb und sich die Tränen aus den Augen wischte. "'Tschuldigung... Jetzt nerve ich dich auch noch damit... Du hast ja selber genug Sorgen, HoroHoro ist ja auch noch verschwunden...", schluchzte Kain mitleidig und versuchte Ren anzulächeln. "Wir sollten keine Zeit verlieren und ihn finden!"

Überrascht riss Kain die Augen auf, als Ren ihn vorsichtig in den Arm nahm und an sich drückte. Eine seiner Hände strich durch Kains Haare und er flüsterte: "Schon okay... Ich weiß, wie du dich fühlst" Kains Lippen begannen zu beben. Obwohl Ren anfangs so gemein zu ihm gewesen war, spürte er nun, dass der Chinese ihm endlich vertraute und ihn als seinen Freund ansah. Wieder strömten die Tränen über seine Wangen und verzweifelt klammerte er sich an den Kleineren und weinte sich an dessen Schulter aus.

Als die beiden sich wieder voneinander lösten konnte Kain in Rens Augenwinkeln ein schwaches Glitzern ausmachen, doch der Chinese drehte sich zu schnell weg, als dass er sich wirklich sicher sein konnte, dass es Tränen waren, die sich dort angesammelt hatten. "Wir sollten weiter" Kain nickte. Ihnen konnte nicht mehr viel Zeit bleiben, sein Gefühl verriet ihm dies.
 

Zu allem Übel führte sie der Weg nicht in die Stadt sondern an eine Waldlichtung. Zwischen den Bäumen entdeckten sie eine junge Frau, die die beiden zu sich winkte. "Ihr seht stark aus, wollt ihr mir nicht helfen?", fragte die junge Frau freundlich lächelnd, "Mein Gartentor ist umgefallen und ich bin zu schwach, um es zu reparieren..." "Keine Sorge, wir helfen dir gerne!", bot Kain sich an und stieß Ren an der Schulter an. "Nicht wahr?"

Die Frau nickte dankbar und deutete hinter sich in den Wald. "Folgt mir, meine Hütte steht hinter den Bäumen. Ich bin noch nicht lange Waise... Und kann noch nicht so gut alleine..." Sie drehte sich auf dem Absatz um und lief zwischen den Bäumen entlang, dicht gefolgt von Kain. Ren aber blieb stehen. "Geht schonmal vor, ich komme gleich nach", rief er ihnen noch nach und ließ seinen Blick zwischen den Baumwipfeln über seinem Kopf schweifen. Das Grinsen auf dem Gesicht der Frau blieb ihm verborgen.

"Hier ist es...", sprach die Frau unnötigerweise und deutete auf eine Hütte, die umrandet war von einer kleinen Mauer, deren Gartentor auf dem Boden lag. "Keine Sorge, das haben wir gleich!", prahlte Kain und spuckte sich demonstrativ in beide Hände. Dass Ren hinterherkommen wollte, hatte ihn zwar stutzig gemacht, doch ihm kam keine Idee, wieso der Chinese dies getan hatte. Er beugte sich und hob das Tor an. "Uff!", presste er hervor und wollte das Tor wieder aufstellen, als..

"Oh, nein! Verdammte Scheiße..." Seine Hände klebten daran. So sehr er auch daran zog und rüttelte, er bekam sie einfach nicht frei. "Was soll das?!", entfuhr es ihm leicht panisch und er starrte die Frau ungläubig an. "Haha! Du bist darauf hereingefallen, du Narr!", lachte sie ihm entgegen und verbeugte sich höflich. "Gestatte mir dein Gesicht meiner Sammlung hinzuzufügen und du bist frei!"

Kain verdrehte entnervt die Augen. Hätte er bloß mal nachgedacht, dann wäre ihm sicherlich früher eingefallen, in welcher Welt sie sich nun befanden. "Lass mich raten... Ich wäre dein dreitausenddreihundertdreiunddreißigstes Gesicht..?", stöhnte Kain genervt und zuckte überrascht, als sie den Kopf schüttelte. "Nein, du bist mein dreitausenddreihundertzweiunddreißigstes Gesicht! Aber dein Freund wird mein dreitausenddreihundertdreiunddreißigstes Gesicht!" Das siegessichere Grinsen des Jungen ließ die Frau stutzig werden. "Was ist? Du glaubst doch wohl nicht, dass du mir entkommen kannst..?" "Nein, ich nicht, aber Ren hat den Braten sicher längst gerochen und hat sich aus dem Staub gemacht!"

Doch genau in diesem Moment kam ein sichtlich verwirrt dreinblickender Chinese aus der Wand aus Bäumen. "Wer hat was gerochen?", fragte er ratlos und lächelte. "Ach, niemand, nichts, das war nur so dahingesagt!", winkte die Frau schnell ab und deutete auf das Tor. "Kannst du ihm schnell helfen..?" Ren nickte. "Warte, Ren! Sie will uns unsere Gesichter stehlen! Ich bekomme meine Hände von dem Tor!", versuchte Kain noch den anderen zu warnen, doch dieser starrte ihn nur verwirrt an und zuckte mit den Schultern. "Hä? Was meinst du denn damit? Ist es so schwer, dass du es nicht mehr absetzen kannst, ohne dir die Finger einzuklemmen?" "Nein, verdammt! Sie will uns die Gesichter abziehen und ihrer Sammlung hinzufügen!"

Eine Augenbraue des Chinesen schoß in die Höhe. "Aha... Als ob!", lachte er dem anderen ins Gesicht. "Sowas geht doch gar nicht! Außerdem, sieh sie dir doch mal an! Sie kann doch gar nicht so einen großen Zauber bewirken!", entgegnete Ren zu dem Leidwesen der Frau, die empört die Hände in die Hüfte stemmte und ihre Backen aufplusterte. "Hey, was soll denn das jetzt heißen!?", fauchte sie aufgebracht, "Ich kann das sehr wohl!"

"Beweis es mir!", forderte Ren keck. "Gut, erlaube mir dir das Gesicht abzunehmen, um es dir zu beweisen", konterte die Frau siegessicher. "Gerne, aber warte... Wenn du mir mein Gesicht nimmst, so kann ich ja nicht sehen, was du tust... Bitte gib mir etwas von deiner Macht und lass mich dir Kains Gesicht abnehmen, sodass ich dir danach mein eigenes mit eigenen Händen überreichen kann!", schlug Ren vor und lächelte. Kains Augen weiteten sich. Er verstand sofort.

Die Frau überlegte einige Momente, ehe sie Ren für so naiv befand, dass er niemals in der Lage wäre auf Hintergedanken zu kommen. "Gut, so halte sein Kinn und seine Stirn", befahl sie ihm, was Ren sofort tat. "Kain, wärst du so freundlich mir dein Gesicht zu überlassen?", fragte Ren lächelnd, woraufhin dieser nickte. Ein Grinsen zierte das Gesicht der Frau. "Gut so! Und nun sage 'Ich befreie dich aus deinem Gefängnis, du Bildnis deinerselbst'", wies sie ihn an und sah aufgeregt dabei zu, wie Ren dem anderen das Gesicht abzog. Kains Hände lösten sich nahezu gleichzeitig wieder von dem schweren Tor und es fiel klappernd zu Boden.

"Gut, gut, gut! Gib es mir, schnell!" Mit beiden Armen winkte sie Ren zu sich heran. Als Ren jedoch direkt vor ihr stand, grinste er sie nur an, warf das Gesicht zu Kain, der zwar keine Augen mehr hatte, sein Gesicht jedoch problemlos auffangen konnte. "Was...?", fragte die Frau genau in dem Moment, indem Ren seine Hände an ihrer Stirn und ihrem Kinn platzierte und sagte: "Ich befreie dich aus deinem Gefängnis, du Bildnis deinerselbst!"

Ehe sichs die Frau versah hatte Ren ihr Gesicht in seinen Händen; Kain und er staunten nicht schlecht, als darunter ein zweites Gesicht zum Vorschein kam, das eines jungen Mädchens. "Oh, danke!", rief das Mädchen überglücklich, "Ihr habt mich endlich von diesem Fluch befreit! Hätte diese böse Hexe alle dreitausenddreihundertdreiunddreißig Gesichter gesammelt gehabt, so hätte es für mich keine Rettung mehr gegeben..."

Gerade als Ren sie fragen wollte, was nun aus den anderen Menschen und ihren Gesichtern werden würde, liefen aus allen Himmelsrichtungen gesichtslose Menschen heran, als hätten sie gespürt, dass die Zeit nun gekommen war sich wieder mit ihrer Erscheinung zu vereinigen. Auch Kain trug sein Gesicht wieder und grinste gewohnt breit.
 

"Ich möchte mich noch einmal im Namen von allen bei euch bedanken", sagte der Brügermeister und schüttelte den beiden die Hände. Sein Händedruck entsprach seiner Erscheinung: stark, streng und sehr überzeugt. Ren schüttelte nur den Kopf, während Kain breit grinsend antwortete: "Ach, das war doch ein Klacks! Wir haben dauernd mit solchen Leuten zu Tun!"

Das junge Mädchen saß neben einem anderen Mädchen, das ein gutes Stück größer war als sie selbst und Ren zuerst für einen Jungen gehalten hatte. Ihr schien es gut zu gehen, denn sie redete aufgeregt auf das andere Mädchen ein, das immer wieder lachte, oder ihr Gegenüber einfach anlächelte, während sie erzählte. Auffällig war das Haarezwirbeln, welches jedes Wort der Kleineren untermalte.

Seufzend sah sich der Chinese um. Alle Bewohner der Stadt hatten sich in der großen Festhalle versammelten, um die Befreiung ihrer Gesichter zu feiern. Unnötig zu erwähnen, dass die Opfer aus anderen Städten dies in ihrer eigenen Heimat taten, denn sonst hätte der Platz niemals ausgereicht sie alle unterzubringen und zu verpflegen. Junge, Alte, Männer und Frauen, alle saßen sie beisammen und quasselten aufgeregt durcheinander. Mittlerweile sprach Kain nicht mehr mit dem Bürgermeister, sondern mit seinem Sohn oder zumindest einem anderen hochangesehenen Bürger der Stadt. Die Kleidung des Mannes jedenfalls ließ Ren darauf schließen, sie ähnelte der des Bürgermeisters, allerdings nicht nur was den Wert anging sondern auch im Muster.

"Ja, das Gerücht ist sogar schon bis zu uns vorgedrungen... Sicher ist, dass es sich dabei um eine Frau handelt! Wieso? Naja, allein ihre Vorgehensweise erinnert stark an eine Frau, außerdem gibt es Augenzeugen, die aussagen eine Gestalt in einem Kleidchen gesehen zu haben. Wie dem auch sei, sicher ist, dass ihr zu Rotkäppchen müsst - Wenn ihr mich fragt, ich sage ja, dass sie hinter alle dem steckt, schließlich plant sie schon seit Jahrhunderten ihre krummen Dinger! Gut, eigentlich immer Mädchenstreiche, aber ich sags euch, die hat das Potenzial dazu!", erzählte der Mann aufgeregt und Kain hörte ihm interessiert zu. Na wenigstens schien Kain es sich nicht nehmen zu lassen ein paar Informationen zusammenzusammeln.

"Okay, danke für den Tipp. Kannst du mir denn auch sagen, wo das nächste Portal ist?", fragte Kain und lächelte. "Hm... Ich nicht, aber meine Schwester kann dir das sagen" Schon pfiff er und Kain staunte nicht schlecht, als die beiden Mädchen, die eben noch ins Gespräch vertieft waren zu ihnen kamen. Das größere der beiden antwortete: "Ja, Brüderchen, was ist?" "Kannst du den beiden mal bitte das Portal zeigen?"

Es war nicht einmal annähernd so weit weg, wie die beiden es angenommen hatten, nachdem sich das kleinere der beiden Mädchen über den langen Fußweg beschwert hatte. Sie erreichten es noch ehe die Sonne den Horizont berührte. "Wenn ihr hier hindurch geht, gelangt ihr direkt in die Welt von Rotkäppchen. Diese Verbindung ist hier schon seit Jahren. Aus irgendeinem Grund ändert sie sich nicht... Naja, praktisch für euch, so wisst ihr genau, wo ihr landet, ohne eine Portalkarte zu besitzen", erklärte die Größere und lächelte. "Naja, wir hätten ja eine Portalkarte, aber das Lesen...", murmelte Kain vor sich hin, winkte aber ab, als die beiden Mädchen sie verwirrt ansahen. "Auch gut, dann sollten wir los"

"Wartet!", rief eine fiepsige Stimme und als die vier sich umsahen, lief ein kleiner Junge auf sie zu. "Ihr solltet nicht gehen!", rief er panisch und fuchtelte mit seinen Armen. "Unheil erwartet euch auf der anderen Seite! Verrat und Tod werden eure stetigen Begleiter sein! Ihr dürft dieses Portal nicht passieren!" Der Junge, Ren schätzte ihn auf sieben oder acht Jahre, hüpfte aufgeregt von einem Bein aufs andere und stellte sich zwischen sie und das Portal. Er schüttelte energisch den Kopf, als Kain ihm bedeutete zur Seite zu gehen. "Ihr werdet sterben!" "Michael, jetzt erzähl' den beiden doch nicht so einen Unsinn!", beschwerte sich das kleinere Mädchen und zog den Jungen sichtlich genervt zur Seite. "Wie oft soll ich dir denn noch sagen, du sollst nicht solche Märchen herumerzählen?!", schimpfte sie weiter mit ihm, doch er machte nur große Augen und schüttelte erneut den Kopf. "Aber es ist doch wahr!"

"Es mag sein, dass es wahr ist...", fing Ren an und seufzte. "...Doch gehen wir trotzdem. Wir müssen nämlich diejenigen retten, die wir lieben. Das verstehst du doch, oder?", beendete Kain lächelnd den Satz und klopfte Ren auf die Schulter. Dieser nickte zustimmend. "Aber... Aber ihr müsst auch unversehrt wieder zurückkommen, versprochen?" "Versprochen"

Die beiden sahen nicht zurück, als sie durch das Portal gingen, sie wussten, dass sie nicht wieder kommen würden. Alles was sie wollten, war diesen Alptraum endlich hinter sich zu lassen.
 

"Wenn ich wieder in meiner Welt bin, will ich nie wieder einen Wald sehen...", nörgelte Ren vor sich hin und sah sich entnervt die Bäume um sich herum an. Hier und da blitzten gierige Augen auf, die sie beobachteten.

"Sag mir das nicht! Ich lebe in einem Wald... Und langsam habe ich auch die Schnauze voll davon...", stimmte Kain mit ein und seufzte. Die Krähen saßen seit ihrer Ankunft in den Baumwipfeln und ließen sie nicht aus den Augen. "Was glaubst du? Werden die noch lange untätig rumsitzen?", fragte Kain und nickte über ihre Köpfe. "Das werden wir wohl bald wissen...", antwortete Ren nur, während er sich mit dem Schwert einen Weg durchs Dickicht schnitt.

Sie schafften tatsächlich noch gute hundert Meter, ehe die Raben laut krächzend davon flogen. Stirnrunzelnd liefen die beiden weiter und erblickten plötzlich eine einzelne Krähe am Boden vor ihnen. Ihre Augen blitzten feindselig auf und Ren war sich sicher, dass es die Krähe namens Charos sein musste. "Aitakatta (Ich habe euch sehen wollen)", krächzte das Tier und putzte sich frech die Federn. "Sag mir, Charos, was hast du mit meinem Bruder gemacht!?", rief Kain aufgebracht und wollte auf das Tier stürzen, doch Ren hielt ihn zurück. "Beherrsch dich!"

Charos lachte. "Lass ihn ruhig... Ich mag es, mich an der Verzweiflung zu laben... Dein Bruder... Vielleicht wirst du ihm ja bald begegnen", grinste die Krähe und schnappte ein paar Mal kampfeslustig in die Luft. "Gib mir sofort meinen Bruder wieder!" "Nun gut... Ich habe heute meinen guten Tag, besiege mich und ich werde deinen Bruder aus meinen Diensten freigeben. Verlierst du allerdings, so musst du dich in meine Dienste begeben. Einverstanden?", krächzte der Rabe und flatterte aufgeregt mit den Flügeln. "Lass dich nicht auf sowas ein, Kain!", riet Ren dem anderen noch, doch dieser hatte längst aufgehört zu denken, er nickte nur.

"Ich werde dich töten"

Vor ihren Augen wuchs die Krähe heran, ihre Flügel verformten sich zu menschlichen Armen, die Federn zogen sich ein und wurden zu Haut und den darunterliegenden Muskeln. Die sonst schwarzen Augen bekamen einen matten grauen Schein und aus den Krallen wurden lange, schlanke Beine, bedeckt von einer schlichten schwarzen Hose. Einzig in den langen schwarzen Haaren befanden sich noch einige Federn, die sich allerdings bis auf eine lösten, als Charos den Kopf schüttelte. Er grinste.

"Du bist ein Mensch...?", fragte Ren überrascht und starrte den Jungen vor sich an. Charos schien wie Kain körperlich ohne Alter zu sein, denn seine Erscheinung war die, eines sechzehnjährigen, nicht die eines viel älteren, grausameren Wesens. "Mensch, Rabe.. Wo ist da schon der Unterschied?", entgegnete Charos, wobei seine Stimme zum ersten Mal nicht krächzte wie die eines Tieres. "Aber wenn du es genau wissen willst - Ich bin weder das Eine noch das Andere. Ihr würdet mich wohl am ehesten noch als einen 'Gott' bezeichnen... Schließlich bin ich der Herr der Toten. Eine einzige Berührung der Leiche genügt und sie erhält von mir und für mich ein neues Leben" "Gefangen in einem Rabenkörper!", schrie Kain aufgebracht und wollte erneut auf ihn stürzen, wurde jedoch erneut von Ren zurückgehalten. "Ach", winkte Charos genervt ab, "Gefangen, wie das klingt! Meine Schützlinge lieben ihre vogelfreie Gestalt! Durch mich jedoch können sie auch ihre menschliche Gestalt wieder annehmen, so wie ich es selbst kann", erklärte Charos lächelnd und hob eine der Federn vom Boden auf. Als er sie zwischen seinen Fingern drehte und wendete, fing sie schwach an zu leuchten, ehe ihre Form verschwamm und sich ein Katana daraus bildete.

"Genug geplaudert, wir wollten doch Kämpfen!"

Dem Chinesen gefiel es gar nicht seinen Freund alleine kämpfen zu lassen, doch dieser bat ihn darum, damit sein Bruder auch wirklich die Freiheit erlangen konnte. Er ließ Charos nicht aus den Augen, griff aber auch nicht in das Geschehen ein. Anfangs hatte er auch keinerlei Grund dazu. Kain konnte den Angriffen seines Gegners mit Leichtigkeit ausweichen, verbrauchte wenig Kraft für seine eigenen Angriffe und schaffte es sogar Charos' Haare eine Ecke zu kürzen. Dies jedoch hatte dem Überwesen nicht gefallen, denn schon kurz darauf waren dessen Angriffe immer schneller und härter gekommen.

Ren biss sich auf den Daumennagel und kaute daran. Kain wurde immer weiter in die Ecke gedrückt, Charos schien mit einem Mal überall zu sein. Mit der Zeit konnte Kain nichts weiter tun, als zu parieren und zu hoffen nicht getroffen zu werden. Irgendetwas kam dem Chinesen Spanisch vor. Sobald sich Charos in das Dickicht oder Geäst der Bäume um sie herum zurückzog, schoß er blitzschnell wieder daraus hervor und griff erneut an - aus einer anderen Himmelsrichtung.

"Kain!", rief Ren und zückte sein Schwert. "Blei-b weg!", keuchte dieser jedoch nur und drehte sich in diesem Moment zur Seite, um einem von Charos' Hieben auszuweichen. "Aber Kain!", rief Ren erneut, erntete aber nur einen böse Blick des anderen.

Charos nutzte diesen Moment, um auf ihn zuzustürzen - Kain schaffte es gerade so noch seine Klinge zwischen sich und das Katana zu bringen, rammte seine Ferse in den Boden, um seinen Halt wahren zu können und stemmte sich mit aller Gewalt gegen die Waffe des anderen. "Das ist dein Ende", flüsterte Charos grinsend und Kain registrierte verwirrt, dass Charos' Blick nicht ihm galt, sondern etwas in seinem Rücken.

Metall kreischte auf und erschrocken sah Kain über seinen Rücken zurück. Er konnte erkennen, dass Ren direkt hinter ihm stand, sein Schwert erhoben und sich eines weiteren Katanas erwehrend. Sein Gegner war kein geringerer als...

Charos?

Kain hatte nicht genug Zeit sich den zweiten Angreifer genauer anzusehen, doch er war sich sicher, dass er genauso aussah, wie der Junge, gegen den er selbst kämpfte. "Ihr seid Zwillinge", presste Ren hervor und drückte sein Gegenüber mit aller Gewalt zurück, sodass dieser gezwungen war nach hinten zu stolpern, um nicht zu fallen. "Zwillinge?" Die beiden grinsten so gut wie identisch. "Darf ich vorstellen? Ich bin Chaos", erklärte Kains Gegenüber argwöhnisch und sprang zurück. Schnell erlangte Kain sein Gleichgewicht wieder, nachdem er nach vorne gestolpert war, aufgrund des fehlenden Gegengewichtes. "Chaos?", hakte Kain noch verwirrter nach und drehte sich um. Charos grinste ihn ebenso frech an wie sein Bruder. "Was spielt ihr hier für ein Spiel?!", fauchte Ren und drehte sein Schwert in seiner Hand. "Charos hat Kain einen Kampf Mann gegen Mann versprochen!"

"Das tut uns jetzt aber Leid, dass das nicht geklappt hat...", antwortete Chaos lippenschürzend und lachte dann. "Als würde ich meinen Bruder alleine kämpfen lassen! Naja, bis du ihm die Haare abgeschnitten hast, hast du auch nur gegen ihn gekämpft, aber die Haare? Nein, das war wirklich nicht nett... Da musste ich eingreifen" Kain schnappte nach Luft. "Was!? Wegen diesen blöden Haaren!?" "Die sind nicht blöd! Weißt du eigentlich wie schwer es ist, sich die Haare so lang wachsen zu lassen und sie dann auch dementsprechend zu pflegen!?", keifte Chaos zurück und schnaufte verächtlich.

"Ich hätte wohl besser dich ausschalten sollen, anstatt deines Bruders, der hätte mich jetzt garantiert verstanden!", fügte Chaos nach einer kurzen Pause grinsend hinzu und schulterte sein Katana. "Was willst du damit sagen...?" "Na, was wohl? Natürlich, dass ich deinen geliebten Bruder damals umgebracht habe", antwortete Chaos verächtlich und deutete auf seine langen Fangzähne. "Gebissen habe ich ihn!"

Mit einem Mal explodierte die Wut in Kain und er schaffte es nicht mehr nachzudenken, er sprengte auf Chaos zu und attackierte ihn mit allem, was er noch besaß. "Kain!" Selbst Rens Rufe halfen nichts, er war gefangen in seiner Agonie. "Tja, nachdem der Gute tot war, konnte ich ihn leicht wiederbeleben - als meinen Handlanger versteht sich", erklärte Charos ruhig und sah den beiden kämpfenden zu. Chaos hatte klar die Überhand. "Sein Gift schleicht sich langsam durch den Körper seines Gegners und binnen einiger weniger Stunden stirbt das Opfer qualvoll"

"Also seid ihr ein perfektes Team?", fragte Ren nach und drehte sich wieder zu Charos. Natürlich musste er Kain irgendwie helfen, doch es würde nichts bringen, einfach ins Kampfgeschehen einzugreifen, schon allein, weil er nicht sicher sein konnte, dass Kain ihn überhaupt noch erkannte. "Team?" Charos lachte hohl auf. "Zweckgemeinschaft trifft es wohl eher. Wir sind weder Mensch noch Tier, wir leben nur für unsere Oujo-sama" "Aschenputtel?" "Ja, für sie. Oujo-samas Wunsch ist es, dass alle ihre Feinde sterben und viele ihr untergeben sind. Gemeinsam können wir Oujo-samas Wünsche erfüllen, du verstehst?"

Ren verstand nur zu gut.

"Was hälst du dann davon, wenn wir die beiden alleine kämpfen lassen und du mit mir vorlieb nimmst?", forderte Ren den anderen heraus und erhob seine Klinge wieder. "Von mir aus gerne, was mein Bruder macht, geht mich nichts an" Ihre Schwerter sprühten Funken, als sie aneinander gerieten und abrutschten. Auf Rens Wange brannten sich einige der kleinen Funken schmerzhaft in seine Haut, doch er ignorierte es. Mit einer Drehung konnte er die Wucht von Charos' Schlag weiter abfedern und seine eigene Vorwärtsbewegung ausnutzen, um hinter dem anderen zu stehen. "Hier bin ich!", keuchte Ren und stach nach Charos' Rücken. Da dieser jedoch schnell genug reagieren konnte, streifte er nur dessen Arm, schaffte dies aber an einer Stelle, die es ihm unmöglich machte den Arm weiterhin zu benutzen, um sein Schwert zu führen. Nun musste Charos mit seinem rechten Arm allein ausharren.

"Nicht schlecht", murmelte Charos leicht säuerlich und schwang das Schwert vor seinen Augen hin und her. "Aber so leicht bin ich nicht umzubringen" "Und ich habe noch gar nicht richtig angefangen", konterte Ren und setzte ihm nach. Hieb um Hieb drängte er den anderen zurück und zwang ihn dazu sich immer öfter zu verteidigen, ohne selbst zum Angriff zu kommen.

Kain hatte sich noch immer nicht gefangen, griff aber immer bedachter an, was nicht zuletzt daran lag, dass ihm langsam die Puste auszugehen drohte und er aufpassen musste, denn schließlich wollte er nicht sterben, ehe er nicht seinen Bruder gerächt und befreit hatte. Chaos jedoch hatte bisher nicht eine einzige neue Schramme.

"Soll ich dir sagen, wie ich deinen Bruder getötet habe?", fragte er hämisch. "Halt's Maul!" "Ich versprach ihm Macht. Macht, die du nie haben würdest", führte Chaos aus, während er weiter den plumpen Angriffen seines Gegenübers auswich. Er hielt es nicht einmal für nötig selbst anzugreifen. "Eine Macht, mit der er in der Lage sein würde, seinen heißgeliebten Bruder vor allem zu beschützen, was ihm schaden könnte..."

Schmerzerfüllt schrie Chaos auf. Kains Schwert hatte sich in seine Seite gebohrt und knapp über der Hüfte ein klaffendes Loch hinterlassen, als Kain sie wieder herausgezogen hatte. "Ich werde dir niemals verzeihen, was du meinem Bruder angetan hast!", schrie Kain mit Tränen in den Augen und stürzte sich weiter auf Chaos. Dieser schlug nun zurück.

Charos nutzte noch immer nur seinen rechten Arm, schaffte es nun jedoch sich stattlich zur Wehr zu setzen und konnte so verhindern von Ren gegen einen der umstehenden Bäume gedrückt zu werden. "Weißt du, was ich an dir schon immer gemocht habe?", fragte Charos grinsend, während er einen Schwerthieb parierte und dem Gesicht des Chinesen ganz nahe kam. "Deine Augen erinnern mich an eine Katze..." Ren stieß ihn angewidert mit der bloßen Hand zurück und sah zu, wie Charos kurz taumelte, jedoch stetig grinste. "Eine Katze, die einen armen Raben jagt"

Um Rens nächstem Angriff auszuweichen, machte Charos wieder einen Satz nach hinten, jedoch bemerkte er den Baum, der hinter ihm stand zu spät - er knallte mit dem Hinterkopf dagegen und fiel benommen zu Boden. Sein Schwert glitt ihm aus der Hand und er sah nur desorientiert in Rens Gesicht, als dieser sich vor ihm postierte und leise murmelte: "Und am Ende erlegt die Katze ihre Beute"

Charos Augen weiteten sich, Blut spritzte zu allen Seiten und bedeckte sein Gesicht. Er bekam keinen Laut heraus. Tränen sammelten sich in seinen Augen. "Was tust du da...?", hauchte Charos fassungslos und starrte auf den blutverschmierten Rücken, der ihm die Sicht versperrte. Langsam richtete Chaos sich auf - Rens Schwert steckte noch immer in seiner Brust. "Versprich mir, dass du..." Charos hörte ein röchelndes Husten "...auf Oujo-sama Acht gibst..." Chaos' Hände legten sich um die Klinge, die sein Herz durchstach und zog sie weiter in sich hinein, um am Schaft anzugelangen und so direkt bei Ren zu stehen. Der Chinese war so erschrocken, dass er nicht in der Lage war irgendetwas zu machen. Ein Grinsen umspielte Chaos' Lippen und Ren riss seine Augen auf, als sein Kopf zur Seite gerissen wurde und sich zwei scharfe Fangzähne in sein Fleisch bohrten. Er schrie gequält auf.

Mit der Faust schlug er Chaos in den Magen und sah zu, wie dieser zu Boden sank und sich nicht mehr rührte. Blut floß Rens Kehle hinab und er atmete stoßartig ein und aus. Die Wunde brannte wie Feuer. "Ren! Ist alles in Ordnung!?", schrie Kain aufgebracht - er stand ungefähr zehn Meter von ihnen entfernt und starrte nur ungläubig. Ren antwortete nichts.

Erst Charos' Schrei holte ihn aus seiner Starre zurück. Erschrocken sah er zu Boden, wo Charos sich längst über den Leichnam seines Bruders gebeugt und ihn in den Arm genommen hatte. "Du Mörder! Du hast meinen Bruder getötet!" Tränen flossen an seinen Wangen hinab und seine hasserfüllten, grauen Augen blickten tief in Rens. "Dafür werdet ihr bezahlen!"

Ein Krächzen ertönte, doch statt der erwarteten Krähenarmee flog nur eine einzelne Krähe an und segelte direkt vor Kain zu Boden. In dem Moment, indem Ren von dem Vogel abgelenkt war, stand Charos auf und hob seinen Bruder auf seine Arme. "Mal sehen, ob ihr seinen Bruder auch so einfach töten könnt" Ehe Ren ihn aufhalten konnte, rannte Charos davon - nicht schnell, doch der Chinese war nicht in der Lage ihm zu folgen. Er starrte gebannt auf den Raben.

"Abel..?", fragte Kain leise und seine Mundwinkel begannen zu zucken. "Du bist es, hab ich Recht?" Die Krähe sah ihn einige Momente lang an, ehe mit ihr dieselbe Verwandlung von Statten ging, wie Charos sie vor wenigen Minuten erst durchgemacht hatte. Zum Vorschein kam ein Junge, der Kain wie aus dem Gesicht geschnitten war, mit den einzigen Unterschieden, dass die Haare des anderen viel ordentlicher zurechtgekämmt waren und an manchen Stellen hatte er noch Auswüchse von Federn und Flügelstummel.

"Ren...? Überlass das mir... Rette du HoroHoro, dann rette ich meinen Bruder" Ren zögerte, nickte dann jedoch stumm und verschwand in genau die Richtung, in die Charos eben noch geflohen war.
 

Er rannte weiter. Durch die vielen Bäume, Büsche und Sträucher. Seine Lungen brannten, doch langsamer konnte er nicht werden. Charos war aus seinem Blickfeld verschwunden, doch er konnte seine Bewegungen noch nachvollziehen anhand der Blätter und Äste, die Charos auf seiner Flucht berührte. Sein Hals schmerzte höllisch.

Ihm war klar, dass er ihn auf keinen Fall verlieren durfte, es wäre nicht nur sein und Kains Ende sondern genauso HoroHoros. Der Weg führte den Chinesen zu einer Hütte. Die Tür knallte gerade zu, als Ren in Sichtweite kam. Jetzt hatte er ihn! Bevor Ren jedoch in der Lage war die Hütte zu erreichen, stellte sich ihm jemand in den Weg...
 

"Hör mir doch zu, Abel!", rief Kain und wich noch weiter zurück. Sein Bruder stand gut geschätzte zehn Meter von ihm entfernt und blickte ungläubig auf sein Schwert, von welchem einzelne Tropfen flossen.

"Wir müssen nicht kämpfen!", versuchte Kain es weiter, doch Abels einzige Reaktion darauf war es, sein Schwert wieder auf seinen Bruder zu richten und zu Grinsen.

"Oujo-sama wa... (Meine Herrin...)", murmelte Abel und stürzte auf Kain. "...anata ga koroshitai (will, dass du stirbst)!" Erschrocken wich Kain der Klinge aus, die sich nach seinem Gesicht streckte und stieß seinen Bruder zu Boden, als dieser an ihm vorbei torkelte.

"Abel! Ich will dir nicht wehtun!", schrie Kain verzweifelt und sank neben Abel auf die Knie. Er riss seinen Bruder ebenfalls hoch auf die Knie und umarmte ihn so fest er konnte. Tränen rannen über Kains Gesicht.

"Es tut mir so Leid, Brüderchen! Ich hätte viel besser auf dich aufpassen müssen!", schluchzte Kain und küsste seinen Bruder auf die Wange.

Seine Hände verkrampften sich in Abels Haut und seine wirr abstehenden Federn, die mittlerweile das einzige waren, das Kain von Abel unterschied.

Auch Abel hatte nun begonnen zu weinen, erwiderte die Umarmung allerdings nicht. Doch Kain drückte ihn nur umso fester an sich. "Abel! ... Abel, hör mir zu! Du musst nicht tun, was sie von dir wollen! Du bist stärker, als diese Bastarde!"

"Sou... kamoshiremasen... (Ja... Vielleicht...)", flüsterte Abel leise und schloss einen Arm fest um seinen Bruder. Kain lächelte unwillkürlich und atmete erleichert schniefend durch. "Ich hab dich lieb, Bruder"

Kain konnte nichts mehr tun, als Abel sein Schwert erhob und zustach....
 

Ren musste nicht wirklich gegen das Mädchen kämpfen, das sich ihm in den Weg gestellt hatte, sondern vielmehr gegen die Übermacht Krähen, die sich immer und immer wieder auf ihn stürzten, egal wie vielen er den Kopf, die Flügel oder sonstige Körperteile abhackte. Es war nicht so, dass die Krähen dem Chinesen wirklich etwas entgegensetzten, mit der Zeit jedoch begannen Rens Kräfte erheblich zu schwinden.

All die bisherigen Kämpfe zeigten sich nun unbarmherzig in der Ausbeutung von Rens Durchhaltevermögen und der zusätzliche Schmerz, der seinen Nacken nahezu ersteifen ließ, machte die Sache auch nicht gerade besser. Wie lange er wohl noch haben würde?

"Du wirst sterben, genau wie die anderen!", rief Aschenputtel ihm lachend zu. "Selbst wenn du meine Krähen besiegen kannst, Chaos hat dich längst zum Tode verurteilt!" Selbst wenn er hätte antworten wollen, blieb Ren weder die Zeit noch der Atem dies zu Tun. "Ist es nicht schön zwei so kompetente Handlanger zu haben? Chaos, den Herrn über das Leben, der es jedem beliebigen Wesen durch einen einzigen Biss rauben kann und Charos, den Herrn über den Tod, der jedem beliebigen Wesen ein neues Leben schenken kann, durch eine einzige Berührung. Wirklich, fantastisch!" Rens Gedanken konzentrierten sich nur noch auf eines: Überleben.

Die Übermacht schien endlich zu schrumpfen. Wie viele Anhänger Charos sich auch geschaffen hatte, Ren lebte noch. Eine der übriggebliebenen Krähen stieß Ren von hinten zu Boden. Erschrocken landete er mit dem Gesicht im Dreck und verlor sein Schwert aus der Hand.

Wieder konnte er Aschenputtels hämisches Lachen hören. Kraftlos schob Ren sich auf seinen Rücken und schlug dem Raben, der sich bereits erneut auf ihn stürzte, mit einem Stein den Kopf ein. Für einen Sekundenbruchteil schickte Ren ein Stoßgebet in einen Himmel, an den er nicht glaubte, an einen Gott, dessen Existenz er bezweifelte, für den Stein, der unmittelbar neben seinem Gesicht im Boden gesteckt hatte, an den er in diesem Moment zu glauben gelernt hatte.

Der letzte Rabe krächzte erbost auf und machte sich an Rens Bein zu schaffen. Dieser kreischte gequält auf und trat nach dem Vogelvieh, was jedoch misslang. "Ja! Genau so sieht die Rache aus!", schrie Aschenputtel ihm entgegen.

Das Schwarz seiner Hose färbte sich blutrot und der Schmerz ging immer tiefer und tiefer. Ren hielt es nicht mehr aus. Mit einem Ruck riss er die Krallen und den Schnabel aus seinem Fleisch heraus - noch einmal kreischte er in nackter Pein auf - und nutzte den Moment, um sich herum zu werfen und mit letzter Kraft zu seinem Schwert zu kriechen. Als die Krähe wieder an seinem Bein saß und diesesmal die Wade aufpickte, schrie Ren wieder auf und schlug in der Drehbewegung mit dem Schwert auf den Kopf des Tieres. Erneut durchzuckte den Chinesen eine Woge des Schmerzes und er schrie nocheinmal auf, als sich das Metall in sein Fleisch biss und das Blut der Krähe sich in seine Wunde fraß.

"Was...?!", keuchte Aschenputtel aufgeregt und stolperte zurück. Ihre Armee war vernichtet. "Ha...!", presste Ren schmerzverzerrt grinsend hervor und richtete sich mühsam, auf sein Schwert gestützt, auf. Angewidert schob er den Rabenkadaver von sich und sah Aschenputtel herausfordernd an. "Was willst du jetzt tun?", fragte er mit wackeliger Stimme. Die Angesprochene wich zurück bis an die Hauswand und fluchte vor sich hin: "Allein gelassen bin ich! ... Habe allen vertraut und wurde hintergangen! Freunde wurden Feinde... Untergebene sind einfach weg, Chaos ist tot, Charos hat mich im Stich gelassen... Allein bin ich! Und sie, der ich nun als letztes noch vertraut habe, will nicht herbeieilen zu meiner Rettung... Ich bin verloren!"

Humpelnd ging Ren auf das Mädchen zu, während dieses mehr zu sich selbst als zu ihrem Gegenüber sprach. Schmerz durchzuckte Rens Bein und sein Nacken begann wieder fürchterlich zu brennen - das Mal breitete sich unaufhaltsam weiter aus. Sie wimmerte leise. Als Ren seine Klinge gerade an Aschenputtels Hals legen wollte, um aus ihr herauszuholen, wo HoroHoro sich befand, nahm eine handähnliche Kralle die Klinge plötzlich in die Hand.

"Sawaru na... Ore no oujo-sama wo (Nimm deine Pfoten... Von meiner Herrin...)", zwischte Charos ihn böse an und drückte ungeachtet des frischen Blutes, das floß, weiter zu, sodass die Klinge in sein Fleisch schnitt. Seine Augen schimmerten matt, Ren erkannte, dass der andere nichts weiter als eine gebrochene Seele war, die nun nichts weiter tun konnte, als ihre Ruhe zu suchen. "Was willst du noch..? Du bist besiegt!", bemerkte Ren spöttisch, wenn er sich auch selber kaum noch auf den Beinen halten konnte - für ihn gab es noch einen Grund zu leben.

"Chi...gau... (Fa...lsch...)", keuchte Charos.

"Was redest du denn da!? Du kannst deinen linken Arm nicht mehr benutzen, außerdem hast du schon erheblich an Blut verloren!", konterte Ren aufgebracht und riss seine Klinge herum, sodass Charos' kleiner Finger dabei abgeschnitten wurde. Er verzog nicht einmal eine Miene. "Du spinnst doch!", schrie Ren ihn an und stieß das Schwert tief in Charos' Leib. Ihn brachte Charos' Verhalten seltsam aus der Fassung. "Mag sein...", murmelte Charos, während das Blut aus seinem Mund floß, "Aber ohne Chaos hat es doch sowieso keinen Sinn weiterzumachen.."

Voller Verachtung drückte Ren die Klinge noch weiter in das Fleisch des anderen und schnaubte: "Wieso hast du es dann so weit kommen lassen!? Wieso hast du deiner Herrin nicht gesagt, zu was das führen wird? ... Jetzt ist niemand mehr übrig, der sie beschützt!" "Niemand...?", wiederholte Charos ungläubig und sah zurück zu Aschenputtel. Seine Knie zitterten, Ren wusste, dass Charos bald zusammensacken und sterben würde. "Aber..." Verzweifelt sah er seine Herrin an, versuchte ihr noch etwas zu Sagen, doch alles, was ihm über die Lippen kam, war ein erleichterter Seufzer, der all die Pein hinwegzuwischen schien, begleitet von einigen Tropfen Blut, ehe er nahezu lautlos zu Boden sackte.

Es war vorbei.

Aschenputtel sah Ren geschockt an. "Du hast...", stammelte sie, konnte den Leichnam zu ihren Füßen nicht ansehen, ekelte sich davor und drückte sich gegen die Wand in ihrem Rücken. "Ich habe den Kampf sicher nicht begonnen", schnaubte Ren zu seiner Verteidigung und zog das Schwert aus Charos' leblosem Körper. Angewidert wischte er das Blut an seiner schwarzen Hose ab und wollte gerade zurückhumpeln, dorthin, wo er Kain zurückgelassen hatte, als ein Gelächter ertönte.

Überrascht wandte Ren seinen Kopf zu allen Seiten, doch die Stimme schien von nirgendwo und überall gleichzeitig zu kommen. Plötzlich flog die Tür des Häuschens auf und eine fast so große Gestalt wie Ren, verdeckt von einer roten Kapuzenkutte, trat aus der Tür. "Das lief ja alles nach Plan!", meinte das eindeutig weibliche Wesen und lächelte Aschenputtel an. Locker strich sie über ihren Kopf, um ihre Kapuze von ihrem Haupt zu ziehen. Zwei goldblonde Zöpfchen kamen zum Vorschein, ein frech ins Gesicht hängender Pony und tiefblaue Augen, die mit ihrem Blick alles durchzudringen schienen. "Plan..?", murmelte Aschenputtel verwirrt und sah das Mädchen ungläubig an. "Ja, meine Liebe. Plan", grinste die andere ihr entgegen.

"Was heißt hier Plan!? Charos und Chaos sind tot! Alle meine Untergebe-!" "Deine was!? Diese Idioten haben doch nur auf dich gehört, weil ich es ihnen befohlen hatte! Ohne mich wärst du so allein, wie du es gewesen bist, ehe ich dich aufgegabelt habe! Vergiss das nicht!" Wieder lachte das Mädchen schallend. Aschenputtel weinte bitterlich und warf sich nun über Charos' Leiche. "Es tut mir so Leid, Charos! Ich wollte nicht, dass du und dein Bruder sterben! Bitte - ich brauche euch! Kommt zu mir zurück!" Ren konnte nur zusehen, wie Aschenputtel am Schopfe gegriffen und grob herum gerissen wurde. Mit einem Ruck hatte das andere Mädchen Aschenputtels Kopf in den Nacken geworfen und fasste mit der Hand durch sie hindurch. Ungläubig riss Ren die Augen auf, doch es stimmte. Die Hand stoppte nicht an der Stirn, sie glitt durch sie hindurch, als würde sie in Wasser eingeführt und wirkte suchend, ehe die Hand mit einem Ruck zurückgeworfen wurde. Ren war nicht ganz klar, was da eben geschehen war, doch als das Mädchen Aschenputtels Haare losließ, fiel diese leblos zu Boden.

Sie grinste den Chinesen an.

"Sie ist tot, wenn du das wissen willst. Hat sie dich nicht auch genervt mit ihrem ständigen Geplärre?", fragte das Mädchen hämisch und zuckte mit den Schultern, als Ren keinerlei Anstalten machte zu antworten. "Tja, ihr Pech... Jetzt hat sie wenigstens keinen Grund mehr zu jammern - schließlich ist sie nun vereint mit ihren beiden Freunden" Das Mädchen lachte schrill.

"Nenn mich Rotkäppchen, das machen alle", stellte das Mädchen sich nun vor und deutete auf die Haustür, "Willst du nicht reinkommen? Ich glaube wir müssen verhandeln..." "Als würde ich mit dir verhandeln wollen!", keifte Ren aufgebracht und erhob seine Klinge gegen Rotkäppchen. Diese hob eine Augenbraue an. "Das solltest du, schließlich habe ich deinen Freund in meiner Gewalt und mit dem bisschen Kraft, das du noch hast, hast du nichteinmal den Hauch einer Chance gegen mich"

Verbittert musste Ren ihr Recht geben. Und nicht nur das, er spürte auch das Gift, das sich immer weiter in ihm ausbreitete. "Was willst du..?", fragte Ren leise und musterte das Mädchen misstrauisch. Er hatte nicht mehr viel zu verlieren - außer HoroHoros Leben. "Nicht viel... Ich will nur, dass du mit reinkommst, danach darfst du deinen Freund suchen - findest du ihn, so seid ihr beide frei zu gehen und ich werde euch nicht aufhalten. Dein Zeitlimit solltest du ja selbst kennen, nicht wahr?", erklärte Rotkäppchen und deutete mit dem Finger an ihrer Wange eine Linie bis zum Kinn hinab an. So weit hatte sich das Mal bereits in seinem Gesicht ausgebreitet, von seinem Nacken und seiner Schulter ganz zu schweigen.

Ren schnaubte. "Gut, dann lass' uns keine Zeit verlieren" Sie nickte und lief ins Haus, woraufhin Ren ihr folgte.
 

Dunkel. Alles um ihn herum war dunkel. Seine Hand konnte er nicht sehen und auch sonst nichts. Doch er hörte. Seufzer, Klagelaute, Rufe. Ihm kamen die Stimmen nicht im geringsten bekannt vor, trotzdem litt er mit ihnen. Jedes Geräusch, das an sein Ohr gelangte, durchtrieb ihn mit reinster Pein, als würde jemand eine Nadel nehmen und damit in seinen Ohren herumstochern.

Kein Laut kam über seine Lippen, er wollte nicht schreien, nicht zeigen, dass der Schmerz echt war. Stattdessen tastete er stumm nach seinen Ohren - Blut floss aus ihnen. Die Laute um ihn herum nahmen an Stärke zu und schwollen zu einer richtigen Schallmauer an, ehe sie mit einem Paukenschlag verstummten.

Noch immer herrschte Dunkelheit, doch als er sich umsah und in die Dunkelheit tastete, fiel ihm auf, dass er seinen Körper sehen konnte. Verwirrt begann er zu laufen, suchte einen Ausweg; erst langsam, bis er schließlich rannte und er die Anstrengung auf alle Glieder übergehen spüren konnte.

An Verletzungen konnte er sich nicht erinnern, doch sein Bein schmerzte so sehr, als würde ein Fremdkörper in ihm stecken. Er leif weiter. Zumindest glaubte er, dass er lief, er sah zwar seine Bewegungen, nicht jeodch, ob sie ihn irgendwohin brachten.

Als ihm plötzlich jemand entgegenlief, blieb er stehen. Viel konnte er nicht erkennen, da die Person einen braunen Kuttenmantel trug, aber von der Größe und Statur her, hätte Ren vermutet, es handelte sich um einen Jungen. Wer bist du?, hatte Ren gefragt, doch sein Gegenüber hatte nicht einmal geantwortet, als er ihm ganz nahe gewesen war. Ob der Chinese allerdings wirklich etwas gesagt hatte, war die andere Frage, da er selbst nichts gehört hatte - selbst seine Gedanken klangen merkwürdig gedämpft.

Die Kutte hing weit ins Gesicht, sodass Ren nicht erkennen konnte, wie der Junge aussah. Was ihm auffiel waren die lilanen Strähnen, die gerade so unter dem braunen Stoff hervorlugten. Erneut glaubte der Chinese etwas zu sagen und dass der andere reagierte, erschien ihm zumindest die Bestätigung zu sein. Bernsteinfarbene Augen sahen ihn an. Rens Kinnlade klappte herunter.

Es hätte den Chinesen schon genug irritiert sich selbst vor sich zu haben, doch diese Welt der Dunkelheit setzte noch einen drauf. Das Gesicht des Ebenbildes war verkratzt und verschrammt, es floß Blut aus mehreren Wunden und seine Haare klebten an der blutigen Masse. Langsam klappte der andere seine Kapuze zurück und Ren sah, dass sein Schädel gespalten war. Hirnmasse tropfte aus dem Riss und lief nun in schmierigen grünen Schlieren über die Schläfen und tropfte schließlich sein Kinn herab.

Oh Gott, presste Ren angewidert hervor und drehte sich ab, doch schon stand der Junge wieder vor ihm, als er sich erneut drehte, konnte er den Anblick noch immer nicht ausblenden. Der Junge lächelte matt und Ren schloß angewidert die Augen, um dem Anblick zu entkommen. Doch selbst vor seinem inneren Auge tauchte der Junge wieder auf und grinste sein Gegenüber hämische an. Ren schlug nach ihm, doch er rührte sich nichteinmal, wurde aber nicht getroffen.

Die Lippen des anderen bewegten sich, doch es kam kein Ton über sie. Zusammenzuckend riss Ren die Augen auf. Es tropfte. Als er an sich hinunter sah, steckte ein kleiner Pflock in seiner Brust und das Blut troff in Strömen zu Boden. Der Schmerz setzte erst ein, als sein Ebenbild ihn in den Arm nahm und den Pflock mit seinem Körper noch tiefer hineindrückte. Ren schrie gequält auf und dieses Mal konnte er seinen Schrei sogar gellen hören.

Mit aller Kraft befreite er sich von der unangenehmen Umarmung und riss den Pflock aus der Brust, der wie Feuer brannte und sich in sein Herz gebohrt hatte. Der andere grinste noch immer.

Wutentbrannt riss der Chinese den Pflock hoch und rammte ihn seinem Gegenüber in den sowieso schon gespaltenen Kopf. Sein Blick verschwamm und die vollkommene Dunkelheit nahm ihn wieder ein.

Rens Blinzeln reichte aus, um die Szene komplett zu verändern. Die Dunkelheit wich einer ungewohnten Helligkeit, die Schwere der Füße wich einer Leichtigkeit und dem Wissen zu liegen. Ren starrte an eine besche Decke. Seine Hände ertasteten vorsichtig weichen Stoff - vermutlich eine Decke und mehrere Kissen. Er richtete sich auf und sah sich um. Die Couch, auf der er lag, war grünlich mit schwarzen Flecken. Tatsächlich lag unter ihm eine Decke und mehrere Kissen verteilten sich zu seiner Seite. Ansonsten befanden sich in diesem Zimmer noch ein Fernseher, ein Tisch, ein kleiner Heizer und ein an die Wand gelehntes Snowboard.

Erschrocken sprang Ren auf. Horo!?, schoß es ihm durch den Kopf und er ignorierte den wiederaufkommenden Schmerz in seinen Gliedern, um sich weiter umzusehen. Schnell verließ er den Raum und fand sich im Flur wieder, als nächstes fand er das Bad - es sah vollkommen normal aus und war leer.

Er suchte weiter, suchte den ganzen oberen Stock ab und lief dann langsam die Treppe runter. Sie knarrte. Ren hielt den Atem an und lugte um die Ecke in den Flur.

Keine Menschenseele war zu sehen.

Sein Weg führte ihn in die Küche, wo er seufzend stehen blieb. Hatte er sich tatsächlich eingebildet, er würde den Ainu hier vorfinden? Nervös ließ Ren seine Finger über die blitzeblanke Küchenablage gleiten, die, wie so oft in Amerika, in der Mitte der Küche und nicht an deren Rand vorzufinden war. Ihm fiel auf, dass der Herd offen war. Irritiert bückte er sich und schloß ihn. So fand er es schon viel besser - normaler.

"Schicke Aussicht", ertönte eine Stimme hinter Ren und der Chinese drehte sich erschrocken um. "Du...?""Schicke Aussicht", ertönte eine Stimme hinter Ren und der Chinese drehte sich erschrocken um. "Du...?", murmelte er geschockt und sah zu, wie sein Gegenüber eine blaue Haarsträhne aus dem Gesicht wischte. Ein Lächeln zierte die aufgeschrammten Lippen. "Wir haben dich gesucht!", rief Ren aufgebracht und fiel dem anderen um den Hals. HoroHoro wirkte seltsam hager und seine Körpertemperatur schien weit unter dem Normalwert zu liegen. Als HoroHoro weder antworte noch seine Umarmung erwiderte, lief Ren rot an und löste sich von ihm. "Entschuldige, ich... Ich bin nur so froh, dass du lebst..."

Reflexartig fasste Ren sich an den Hals. Seine Finger tasteten über die raue Haut, die sich immer weiter verbreitete. Das Mal breitete sich bereits auf seinem Gesicht aus.

"Solange du lebst, immer", antwortete HoroHoro und nahm Rens Hand von dessen Wange in seine eigene. Ren lief rot an und sah zu Boden. "Baka... Erzähl' mir lieber, was passiert ist!" HoroHoro seufzte und zuckte mit den Schultern. "Ich weiß nur, dass ich irgendwann aufgewacht bin, andere Klamotten und überall Verletzungen hatte..." Tatsächlich hatte der Ainu etwas anderes an, was dem Chinesen erst nun auffiel. Sein Kleid hatte einer weißen Hose und einem weißen Westenmantel Platz gemacht. Ren konnte sehen, dass HoroHoro eine Kette trug, doch der Anhänger war von seinem Mantel verdeckt. Außerdem trug er weiße Stulpen an beiden Armen.

"Sag, was ist dir widerfahren..?" Ren schreckte aus seinen Gedanken hoch. "Ähm, naja... Wir haben dich gesucht! Als du in dieses... Portal gezogen wurdest, da... da haben wir alles daran gelegt dich wiederzufinden!", fing Ren an zu erzählen und er konnte nicht verhindern, dass seine Stimme dabei bebte. "Du hast alles daran gelegt?", fragte HoroHoro, ohne eine Mine dabei zu verziehen und trat so nah an den Chinesen heran, dass dieser zurückwich und an die Küchenarmatur stieß.

"J-Ja, hab' ich! Aber Kain auch...! Und er... er...", stammelte Ren, der immer irritierter dabei zusah, wie der Ainu seine Hände an Rens Hüfte legte und leicht grinsend hin- und herschaukelte. "Er ist mir egal... Ich will nur dich...", hauchte HoroHoro überlegen und verschloss Rens Lippen mit seinen eigenen, als dieser zum Protest den Mund öffnete.

Ren keuchte, als er die Zunge des anderen in seinem Mund spürte. Es gefiel ihm. Ruckartig legte er seine steif gewordenen Finger in HoroHoros Nacken und erwiderte mit leichter Verzögerung den ihm geschenkten Kuss. HoroHoros Hände glitten an Rens Seiten entlang nach oben, wobei sie sein Hemd mit anhoben und seine Weste über seine Schultern gleiten ließ. Sie lösten sich voneinander und Ren sah ihn unsicher an, während der andere ihm das Hemd auszog. Vorsichtig küsste der Ainu den Hals des Anderen und legte dessen Kopf zur Seite, während er mit den Fingerspitzen behutsam über das Fluchmal tastete. "Horo...", presste Ren hervor und kniff die Augen zusammen.

Die Berührungen taten unendlich gut und Ren spürte, wie sein Körper darauf reagierte. Sein Atem ging schnell und sein Herz fühlte sich an, als würde es jederzeit aus seiner Brust springen. Zu allem Übel wurde seine Hose immer enger als HoroHoro anstatt aufzuhören, seine Hände über Rens Brust gleiten ließ und vorsichtig in dessen Brustwarzen kniff und sie streichelte, bis sie hart wurden. Genau genommen könnten das ihre letzten gemeinsamen Momente sein; sie mussten dies ausnutzen.

Überrascht keuchte der Chinese auf, als HoroHoro ihn hoch auf die Ablage hievte und ihm die Hose öffnete. "Oh, Gott... Horo...", murmelte Ren und biss sich auf die Lippe. Mit einem Mal war auch seine Boxershorts heruntergezogen und Ren stöhnte auf, als HoroHoro seinen bereits steif gewordenen Schwanz in den Mund nahm. Erneut stöhnte der Chinese und er kniff die Augen zusammen, als der andere vorsichtig daran saugte. Seine Hände krampften sich an die Marmorablage unter ihm.

"Horo... nicht...!", keuchte Ren und sah verunsichert in HoroHoros Augen, als er von seinem Glied abließ und ihn angrinste. "Wieso denn nicht?", fragte er leise und richtete sich wieder auf, um auf direkter Augenhöhe zu sein. HoroHoros Hand übernahm den Job, den er noch eben mit dem Mund verrichtet hatte und entlockte dem Chinesen einen weiteren Stöhner. "W-Weil...", versuchte Ren zu erklären, doch ihm fehlten die Worte - sein Verstand hatte längst abgeschalten. "Mir gefällt deine neue Frisur...", säuselte HoroHoro und man konnte zum ersten Mal so etwas wie Gefühl in seiner Stimme vernehmen, während seine freie Hand durch Rens offenes Haar glitt. "Ma-mach dich nicht lustig über mich!", zischte Ren und wandt den Kopf ab. HoroHoro lachte. "Ich habe dir ein Kompliment gemacht, du Dummerchen..." Doch Ren rümpfte nur die Nase. "Findest du mich denn unattraktiv?", fragte HoroHoro leicht gekränkt wirkend und zog sich beide Stulpen von den Armen. Erschrocken schüttelte Ren den Kopf und sah den Blauschopf überrascht an. "Aber nein! Wie kommst du denn darauf...?" "Naja...", begann HoroHoro und öffnete den Reißverschluss seiner Westenjacke und ließ sie langsam zu Boden gleiten. Sein nackter Oberkörper glänzte dem Chinesen entgegen. "Du scheinst mich ja nicht zu wollen..." Der Anhänger der Kette war ein in flammenstehendes Kreuz und HoroHoros Oberkörper war geziehrt von mehreren Verletzungen, vielleicht sogar Narben. Sie erinnerten Ren an etwas sonderbares, etwas, das er kannte, jedoch nicht zuordnen konnte. Das Angebot lenkte ihn zu sehr ab.

"Natürlich will ich dich!", antwortete Ren eine Spur zu laut und lief sofort knallrot an. "Ich... Ich meine... Das siehst du ja wohl...", murmelte er noch und deutete mit einem Nicken nach unten auf seine Erregung. Ein Grinsen ziehrte das Gesicht des Blauschopfes und er strich sich langsam über die Lippen, über seine Brust und über seinen Bauch. Rens Keuchen ließ ihn dazu übergehen sich die Hose herunterzuziehen und dem anderen seine ausgebeulte Boxershorts zu präsentieren. "H-Horo...", keuchte Ren und konnte den Blick nicht mehr abwenden. Auch die Boxershorts fand ihren Weg zum Boden und HoroHoro setzte sich unverblümt in Rens nackten Schoß. Er schlang die Arme um ihn und hauchte ihm ins Ohr. "Nimm mich..."

Mehr musste der Chinese nicht hören. Aufhören hätte er ohnehin nicht mehr gekonnt, doch nun war dies sein Freibrief und er wusste ihn zu Nutzen. Sie küssten sich wieder und es dauerte nicht mehr lang, bis Ren in den anderen eindrang und sie es tatsächlich auf der Küchenarmatur trieben. Alles um sie herum wurde bedeutungslos, die Gefahren waren nichtig und der verlorene Freund vergessen. Nur sie selbst zählten noch.

Es waren unglaublich kostbare Momente, die sie miteinander teilten, ehe sie beide laut stöhnend und nahezu synchron kamen.

Ihr Atem ging schnell, ihre Blicke gingen aneinander vorbei ins Leere. Ren fühlte sich, als sei die schwerste Last von ihm gefallen, die er je hatte schultern müssen. Sein Herz pochte wild in seiner Brust, während sein Verstand noch immer versuchte den Moment zu fassen.

Als er seine Lippen mit der Zunge abtastete, schmeckten diese süß. Er fuhr sich mit dem Handrücken über die schweißbedeckte Stirn und lächelte sein Gegenüber an.

HoroHoros Körper glänzte vor Nässe und plötzlich kam Ren der Gedanke, dass die Narben des Ainus stark an Nähte erinnerten. Körperteile mit schwarzen, hauchdünnen Fäden zusammengenäht. Ehe sich die Idee in Rens Kopf jedoch festigen konnte, lenkte etwas anderes seine Aufmerksamkeit auf sich.

Das Gesicht des Ainus spiegelte ein trauriges Lächeln wider, seinen Arm hob er hoch über dem Kopf. Stahl blitzte auf. Mit einem Mal ging alles ganz schnell. So schnell, wie die Klinge der Axt sich ihren Weg an Rens Hals suchte...
 

~~~

Das Jahr des Schreckens zieht ins Lande und was nun bleibt ist die Erinnerung...

~~~

Entschuldigt, dass ich erst jetzt den Rest hochgeladen habe... Es war ehrlich fertig.. Aber eben nur auf Papier und zum Abtippen bin ich selten gekommen... Ich bin froh, dass es jetzt vorbei ist, der Schluß ist kacke, ich weiß es... Ich sitz immernoch an der Überarbeitung >_<' Also seid bitte nich zu streng mit mir T_T'

Ich hab grade echt Probleme mit dem Scheiß >_____<'

Aber ich bemüh mich schnell alles neuzuschreiben!>.<'
 

Hochachtungsvoll euer Chaos



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Kommentare zu diesem Kapitel (9)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  rentaogirl95
2010-08-02T10:41:56+00:00 02.08.2010 12:41
ochhh bitte schreib ein happy end):
Von:  Nitschieh
2009-12-30T12:48:22+00:00 30.12.2009 13:48
Oka~y...
Das schockiert mich... Ich meine, ich weiß ja mittlerweile, dass du auf Mord- und Todschlag stehst, aber das hat mich wirklich schockiert. Und ein wenig verwirrt. Der Schluss kam irgendwie ein wenig zu plötzlich. Und um ehrlich zu sein hab ich ihn nicht hundertprozentig verstanden ^^°
Die Szene am Ende grenzt fast schon an adult, was!? XD Tzezeze, böses Chaos ^^ Aber ich bewundere dich. Ich könnte nie eine Yaoi-Szene schreiben. Ich weiß auch nicht warum, aber ich traue mir das einfach nicht zu ^^°
Egal. Die FF ist jetzt zu Ende, was? Eigentlich schade. Ich hab sie wirklich gemocht. Ok, blöd formuliert, ich mag sie natürlich immer noch ;) Auch, wenn ich mit dem Ende nicht so ganz zufrieden bin. Ich hätte mir hier wirklich ein Happy-End gewünscht. Wäre mal was anderes bei dir gewesen ;P Naja, daran kann ich wohl nix mehr ändern XD
Ich werde die Nacht bestimmt einen Albtraum haben ^^° So viel Blut auf einem Mal vertrag ich nicht XD
Ich habe grade voll das Gefühl in Trance zu sein O_o Siehst du mal, was deine FF bei mir für nen Eindruck hinterlässt XD Da werde ich sicher noch ne Weile drüber nachdenken :)
Boah, ich hab das Gefühl, dass ich anfange zu faseln... Ich sollte aufhören.
Ich wünsche dir nen guten Rutsch :)
Liebe Grüße,
die Nitschieh
Von:  HoroHoro
2009-12-28T20:24:12+00:00 28.12.2009 21:24
T______T
waaaaaaah QxQ
neeein T_T
wie gemein ist das denn QoQ
warum warum warum p_q

ich dachte schon "jaa happy end"
und dann sowas /3

aber eine unglaublich tolle ff

will mehr QxQ
und ich will das ende nicht wahrhaben *schnief*
Von:  SoLee
2009-12-28T18:55:23+00:00 28.12.2009 19:55
es ist... es ist...

WAHHHH T____T

Ich liebe die ganze ff und der Schluss brachte mich zum weinen T_T (bin bei sollchen Sachen immer so gefühlvoll)
Ich persönlich hätte ein Happy End gern gesehen, aber schlussendlich liegt es in deiner Hand D:
Auf jedenfall ist alles sehr gut geschrieben, mach weiter so

Liebe Grüße, der verrückte Ren der die Ritter version machen will mit akaoni <3
Von:  Sehun
2009-12-28T18:21:50+00:00 28.12.2009 19:21
Kommie die 2.
Tust du das absichtlich? Was hab ich dir nur getan? - Wieso tust du mir das an? Q_____Q
Da freu ich mich so, als ich lese das die FF endlich fertig ist und dann...?
Ich wollte ein Happy End, verdammt, weißt du noch? xD
Jetzt schuldest du mir was, weil ich seeeeehr unzufrieden mit dem Ende bin. Okay, Yaoi.. Das ist gut, aber der Rest? D:
Außerdem bleiben so viele Fragen offen, was jetzt mit Horo war und warum er das tut, das Ganze mit Rotkäppchen, usw..
Man merkt, dass du dich ziemlich beeilt hast mit allem. Zumindestens macht es für mich den Anschein, als wäre es so.

Ich schalt mir jetzt Emo-Musik ein und verkriech mich.
*knuddel* unglückliches aka~. D:
Von:  harpyie
2009-12-04T10:10:59+00:00 04.12.2009 11:10
schon einen plan wann du die geschichte weiter schreiben willst????
*von einem bein auf das andere hüpf* *weiter lesen will*
Von:  Sehun
2009-12-03T16:36:59+00:00 03.12.2009 17:36
Wie in der Ens schon geschrieben..
Das kannst du mir doch nicht antun?! xD..
Also echt.
Da wart ich schon nen Monat und dann ist das Kapi noch nicht fertig.
Wie kannst du mich nur warten lassen? *schnief*
Okay, zu dem Teil den du schon fertig hast.
Es klingt total spannend. Ich bin entsetzt das Abel Kain anscheinend umbringt, du weißt doch wie sehr ich Kain.chan liebe. Trotzdem bleibe ich optimistisch und hoffe das sich alles zum Guten wendet xD
Das Ende von dem Teil den du bereits hast klingt wirklich etwas abgehackt, aber ich finds trotzdem gut, außerdem ist es jah noch nicht fertig. Ich bin gepannt wies weitergehen wird.

Und ich mag hoffen das das Kapi bald ganz fertig ist. Ich will mein Happy End lesen! xD
*knuddl* aka~.
Von: abgemeldet
2009-12-03T09:22:38+00:00 03.12.2009 10:22
Das wär ja mal toll wen Horo durch "die wahre Liebe Kuss" wieder normal werden würde
wie bei Dornröschen xDDD


Ich finde das Kapitel, wie du schon gesagt hast, noch nicht fertig ^-^
Es ist gut geworden, nur find ich die Handlung bei diesem Kapitel etwas abgehackt, aber das ist nicht ganz so schlim man kan immer noch alles gut verstehen
Von:  Rici-chan
2009-12-02T17:15:55+00:00 02.12.2009 18:15
ohw, und die ist noch nicht fertig? xD wie viele seiten kommen da noch? das wird ja was~


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