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Little Angel

von

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Prolog

Du wurdest geboren, weil es dein Wunsch war, verschwende ihn nicht!
 

„Oh man war das heute wieder ein ätzender Tag!“

Gestikulierend warf ich meine Hände in die Luft und streckte mich.

„So schlimm fand ich ihn aber nun wieder auch nicht!“

Antwortet mir meine beste Freundin Kathrin.

„Ach nein? Dich hat man ja auch nicht wieder 2 Runden mehr laufen lassen.

Ich hasse Sport!“

Stink wütend über die letzte Sportstunde lief ich an meiner Limosiene vorbei.

„Heute wieder mit dem Bus? Also wenn ich du wäre…, ich würde viel lieber mit einer Limosiene fahren, als mit den nervigen Kindern in einem Bus!“

Lachte Kathrin, denn sie wusste genau das ich es hasste, das meine “Familie“ so viel Geld hatte.

Familie… wir waren keine so genannte Familie, wir waren eher eine WG, obwohl eine Gemeinschaft waren wir auch nicht gerade da ging es wenigstens gerecht zu anders als bei uns.

Bei unserem…genau, zusammen unter einem Dach hausen war es so das es einem Chef gab, meine Mutter, einen der das Geld einbrachte, meinen Vater, einen Prinzen, mein nerviger Bruder Chuck und einen Diener, mich.

Tja ja ich war das schwarze Schaf der Familie.

Ich war ja so missraten und dumm… klar man is ja auch so dumm wenn man auf eine Schule ging für hochbegabte und sogar dort schon eine Klasse übersprungen hat.

Sogar dieses Jahr wurde darüber gesprochen mich noch ein weiteres Mal eine Klasse höher zu stufen.

Mir sollte es recht sein mein jetziger Sportlehrer war einfach das letzte.

Wie er mir immer auf die Oberweite starrte wenn ich lief.

Ich hasste es das ich weiter in der Entwicklung war als meine älteren Klassenkameradinnen.

Meine Haare waren blond und vielen mir wie ein Wasserfall in vielen einzelnen Strähnen vom Kopf hinab.

Ich hatte strahlend blaue Augen und ein Makelloses Gesicht.

Eine Fließende Nase und ein fließendes Kinn.

Ich war der Schwarm vieler Jungs, zum Leidwesen meiner Klassenkameradinnen.

Anfreunden konnte ich mich nicht mit ihnen, Kathrin meinte weil sie einfach eifersüchtig waren, nach ihren Gründen aber heißt es das ich eingebildet und total egoistisch wäre und das sie deswegen nichts mit mir zu tun haben wollten.

Ich hingegen hatte wiederum eine andere Meinung, warum die anderen mich nicht mochten.

Natürlich hielt Kathrin das für absurd und mich für ziemlich dumm im Kopf wie sie es gerne sagte.

Ich meinte nämlich dass sie mich wegen meiner spitzen Ohren abstoßend fanden.

Also nicht ein wenig spitzer als bei normalen Menschen, nein ich hatte Ohren die man mit Elfen vergleichen konnte.

Das war auch einer der Gründe gewesen warum meine Mutter mich hasste.

Wir waren eine Adelsfamilie, da waren keine „Abnormalitäten“ erlaubt und das bekam ich zu spüren.

Jedes mal wenn wir mit der ganzen Familie zusammen saßen war das liebste Thema meiner Urgroßmutter meine Ohren gewesen.

Wie sie sich immer darüber lustig machte.

„Also wie das aussieht müssen wir wohl für Helena einen stattlichen Mann finden, denn so nimmt sie ja keiner der anstand und Adel hat.“

Ich hasste meine Urgroßmutter deswegen trotzdem nicht genauso wenig wie ich meine Mutter hasste.

Sie wurden nun mal so erzogen.

Früh Kinder zu bekommen, einen Mann aus einer anderen Adels Familie zu heiraten und als Hausfrau zu hause die Kinder zu erziehen.

Dort passte ich ja gar nicht rein.

Ich hatte einen IQ wie Albert Einstein und wollte meine Intelligenz nicht verschwenden.

Ich wollte Richterin oder Ärztin werden.

Etwas womit ich anderen Menschen helfen konnte und nebenberuflich wollte ich Autorin sein.

Ja das war mein Zukunftstraum, nur leider wurde ich von meiner Mutter ausgelacht als sie das hörte.

„Du willst was? Das ich nicht Lache. Du wirst mit sechzehn heiraten! Wir Frauen sind dazu da Kinder zu gebären und sie dann zu erziehen, da kann man nicht irgendeinen Beruf nebenbei ausüben. Ich habe dich mit sechzehn bekommen, wie meine Mutter mich und meine Großmutter meine Mutter bekam!“

Und genau das war mein Problem ich war vierzehn würde nächsten Monat fünfzehn werden und war erstens noch nicht verlobt und zweitens wollte ich selbst noch eine Zeit lang ein Kind sein und keines haben.

Für mich war die bevorstehende Zukunft alles andere als ersehnt oder erhofft.

Zwar konnte mich meine Mutter nicht zwingen ein Kind in den nächsten zwei Jahren zu bekommen aber was sie konnte war mich einfach zu verloben.

Wenn man in unsere Familie keinen geeigneten Jungen fand bis das sechzehnte Lebensjahr angebrochen war, wurde man einfach verlobt.

Meine Großmutter und meine Mutter wurden es, was man auch daran merkte das sie mit ihren Männern eher wie mit Freunden umgingen anstatt wie mit einem Geliebten.

Meine Mutter wollte mir dasselbe antun was meine Großmutter ihr angetan hatte.

Ich habe gehört das meine Mutter damals in einen Jungen verliebt war der nicht zu einer Adelsfamilie gehörte.

Sie traf sich immer heimlich mit ihm unter den Vorwand, dass die beiden ein Schulprojekt zusammen hatten.

Als meine Großmutter das herausfand wurde meine Mutter sofort aus der Schule genommen hatte Privatunterricht bekommen und wurde mit meinem Vater verlobt, der zu der Zeit neunzehn Jahre alt war und meine Mutter war wie gesagt gerade sechzehn geworden.

Einen Monat später mussten sie Heiraten und neun Monate später wurde ich dann geboren.

Meine Mutter wusste, das wenn sie sich meiner Großmutter fügen würde und somit der heirat einstimmte, es keine Schwierigkeiten in der Familie mehr gäbe, auch wenn sie dafür nicht den Jungen heiraten durfte den sie liebte.

Und der beste beweis dafür war ein Kind zu zeugen.

Ein Kind das nicht aus Liebe entstand sondern aus Pflichtbewusstsein.

Deshalb frage ich mich manchmal auch, wie kann man so ein Kind denn Lieben?

Ich jedenfalls hätte selbst Probleme damit gehabt immer wieder einen Kind in die Augen zu schauen von einem Mann den ich nicht liebte.

Und genau davor hatte ich Angst und nicht nur davor sondern auch mit einem Mann zu schlafen den ich nicht liebte.

Aber ich versuchte so wenig wie möglich darüber nach zu denken und im hier und jetzt zu leben.

Kathrin und ich stiegen gerade in den Bus ein, als mich mal wieder Rafael von hinten antickte und einen Arm um mich legte.

„Hey Hase hast du mich vermisst?“

„Klar Schatz ich kann doch nicht eine Sekunde ohne dich sein!“

Ich rollte mit den Augen.

Rafael und ich kannten uns schon seit dem Kindergarten wir machten schon immer solch kleine Späße miteinander wie so zu tun als wären wir ein Pärchen.

Seine Mutter und meine Mutter, waren seit längerer Zeit schon mit einander befreundet auch Rafael gehörte zu einer Adelsfamilie.

Kathrin kicherte verschmitzt, wurde rosa um die Nasenspitze herum, als sie Rafael sah und setzte sich nach hinten zu den 4 Personen Sitzen.

Wir folgten ihr und setzten uns neben sie.

Sie war schon seit längerem in Rafael verliebt gewesen.

Traute sich aber nicht es ihm zu sagen.

Des öffteren musste ich mir auch von ihr anhören das sie befürchtete dass er in mich verliebt sei.

Immer wieder hatte ich ihr gesagt das, das alles nur spaß wäre und wir nur sehr gute Freunde sind.

Doch sie war davon überzeugt dass er nicht sie liebte sondern mich.

Aber ich wusste es besser Rafael erzählte mir alles was ihm auf dem Herzen lag.

Auch das er in Kathrin verliebt war, so wie sie in ihn verliebt war, aber auch er war zu feige es ihr zu sagen.

Ich hielt mich da lieber raus, was zwar gemein war, aber ich wollte dass sie das selbst unter sich klärten.

Wer zu feige war einem seine Liebe zu gestehen war noch nicht bereit für eine ernsthafte Beziehung.

War jedenfalls meine Meinung.

„Es ist Freitag endlich Wochenende!

Was habt ihr heute noch vor?“

Fragte Rafael uns.

„Eigentlich nichts Besonderes. Ich will jedenfalls noch nicht nach hause!“

Antwortete ich ihm.

„Ich hab auch nichts vor, wollen wir vielleicht alle zusammen etwas unternehmen?

Zum Imbiss gehen zum Beispiel und etwas essen?“

Fragte er uns.

Ich sah wie in Kathrin Freude aufstieg.

„Klar machen wir! Wieso auch nicht? Ich hab mir heute Morgen auch etwas Geld mitgenommen das reicht für uns drei.“

Antwortete ich.

„Cool.“

Erwiderte Kathrin.

Wir beschlossen zu dem Imbiss in der nähe des Marktplatzes zu gehen.

Dazu mussten wir aber bis zur letzten Station an dem der Bus hielt fahren.

Mir fiel auf das ich mal wieder sehr viel aufsehen im Bus verursachte.

„Hab ich schon wieder vergessen meinen Zopf zu öffnen?“

Fragte ich die beiden genervt.

„Oh, ja ist uns gar nicht aufgefallen.“

Schnell holte ich es nach.

In Sport trug ich immer einen Zopf meine Klassenkameraden und Lehrer kannten ja meine Spitzen Ohren aber in der Öffentlichkeit trug ich meine Haare darüber weil mich immer alle angafften.

Wegen meinen Ohren hatte ich auch einen Spitznamen bekommen.

Nicht so einen gemeinen wie ich immer dachte, nein sie nannten mich little Angel.

Ich fand es schön nicht so einen Namen bekommen zu haben wie Gnom, Spitzohriger Mutant oder ganz einfach Spitzohr.

Aber auf Menschen die mich nicht kannten wirkte es merkwürdig ein Mädchen mit solchen Ohren zu sehen.

Da ich mit Rafael und Kathrin schon mal in einer Klasse war waren sie es gewohnt mich auch manchmal mit Zopf zu sehen, deshalb merkten sie schon manchmal gar nicht mehr den Unterschied.

„Riesner Weg. Diese fahrt endet hier! Bitte alle aussteigen.“

„Oh wir müssen raus! Wir sind da.“

Ich musste Kathrin am Arm rütteln, da sie mich nicht gehört hatte.

Die ganze Fahrt über hatte sie Musik von ihrem MP3player gehört.

Das tat sie meistens wenn Rafael in der nähe war.

Schnell stiegen wir aus dem Bus aus und warteten darauf, dass wir die Straße überqueren konnten.

Rafael meinte wieder zur schau stellen zu müssen, das er ein guter Läufer war und lief einige Male, nur knapp von einem Auto verfehlt, über die Straße.

Mir rutschte jedes Mal das Herz in die Hose wenn er das tat.

Auch Kathrin ging es nicht anders.

„Lass das doch bitte!“

Rief ich ihm zu, als er mal wieder zur anderen Straßenseite gelaufen war und ein Auto scharf bremsen musste und laut hupte.

„Das ist gefährlich!“

Fügte Kathrin noch hinzu.

„Ach quatsch! Mir passiert schon nichts!“

Er winkte uns zu.

„Ich glaube wir sollten lieber über die Ampel gehen.

Das kann noch lange dauern bis wir endlich rüber können, wenn wir weiterhin hier warten.“

Ich stimmte Kathrin zu und Gemeinsam gingen wir zur nächsten Straßenkreuzung.

Rafael folgte uns von der andern Straßen Seite aus.

Ich drückte den Schalter der Ampel und wir warteten bis die Ampel der Autos auf rot sprang.

Wir überquerten die Straße.

Im nächsten Moment war es schon geschehen.

Es ging alles so schnell.

Ein Lastwagen hatte uns übersehen und hupte lautstark.

Kathrin schrie auf und ich versuchte sie noch rechtzeitig aus dem weg zu schupsen doch es war schon zu spät.

Der Lastwagen erfasste sie und schleuderte sie einige Meter weit.

Ich stand wie zur Statue erstarrt da.

Rafael lief auf der stelle zu mir und versuchte mich wach zu rütteln.

Ich sah ihm ins Gesicht, Tränen rannen ihm die Wangen herunter.

Der Lastwagenfahrer war aus seinem Wagen gesprungen und zu Kathrin gerannt.

Viele Schaulustige hatten sich versammelt.

Ich sah wie eine Frau mit ihrem Handy den Notruf alarmierte.

Ich hörte Rafael meinen Namen rufen, aber für mich war er ganz weit weg.

Ich sah an mir herunter.

Meine ganze Kleidung war mit Blut befleckt.

An meiner Seite, nur wenige Millimeter von mir entfernt, Stand der Lastwagen.

Ich bemerkte dass mein linker Arm anschwoll und blau anlief.

Der LKW musste mich erwischt haben, als ich Kathrin zur Seite stoßen wollte.

Wenige Augenblicke später, hörte man die Sirene des Krankenwagens.

„Helena. Helena! Komm wir müssen von der Straße runter.“

Ich sah Rafael teilnahmslos an.

Ich war unfähig mich zu bewegen.

Er nahm meinen rechten Arm und legte ihn sich über die Schulter.

Humpelnd verließ ich die Straße von Rafael gestützt.

Ich spürte keinen Schmerz mein Körper war Taub so wie meine Empfindungen.

Eine Menschentraube hatte sich um Kathrins starren Körper gebildet.

Rafael setze mich auf eine Bank und lief zu der Menschenmenge.

Vor meinen Augen lief alles wie in Zeitlupe ab.

Der Krankenwagen war eingetroffen.

Sie legten Kathrin auf eine Liege und schoben sie in den Krankentransporter.

Rafael begeleitete sie.

Doch vorher deutete er einem der Sanitäter, dass er sich mal mich ansehen sollte.

Der groß gebaute braunhaarige Mann kam auf mich zu.

Ich wich seinem Blick aus und starrte unentwegt Kathrin an.

„Wie heißt du?“

Fragte er mich als er vor mir in die hocke ging um mir in die Augen zu sehen.

Ich verstand ihn kaum seine Stimme schien nur ein gleichmäßiger unverständlicher Ton zu sein.

Als er keine Antwort von mir bekam rief er einen Kollegen zu sich.

Auch dieser sah mich durchdringend an.

Für mich existierten sie alle gerade gar nicht nur Kathrin konnte ich sehen.

Die anderen Menschen waren bloß bewegliche und leblose Schatten.

Sie leuchteten mir mit einer Taschenlampe in die Augen, doch auch darauf reagierte ich nicht.

„Klarer Fall. Sie hat einen Schock erlitten.“

Sagte der eine Mann zu seinem Kollegen.

Dieser sah sich meinen Arm und mein linkes Bein an.

„Der Arm und das Bein sind wohl gebrochen.“

Sie holten auch für mich eine Trage und legten mich vorsichtig hin.

„Es wird alles gut!“

Sagte eine Ärztin die dazu gekommen war.

Sie holte ein Handtuch und wischte mir irgendetwas von der Wange.

Ich sah, als sie es in einen Eimer legte, das Blut an dem Handtusch klebte.

Rafael kam zu der Ärztin gerannt.

„Wie wollt ihr sie transportieren ihr habt doch im Krankenwagen nur für eine Liege platz?“

Den Rest des Gespräches bekam ich nicht mehr mit.

Wie in Trance hob sich mein Oberkörper an und ich drehte meinen Kopf in die Richtung wo ich als nächstes mein Bein hin führte.

Die Ärzte und Sanitäter sahen mich mit geweiteten Augen an.

Ich hüpfte von der Trage und schritt langsam auf den Krankenwagen zu.

Die Sanitäter wollten mich aufhalten, doch als sie mich versuchten zu berühren prallten sie an einem unsichtbaren Schutzschild, das mich umgab, ab.

„Was ist das für ein Kind?!“

Rief einer von ihnen entsetzt.

Ich beachtete ihn gar nicht und ging weiter.

Die Ärzte im Krankenwagen wichen zurück als ich ihn betrat.

Ich stellte mich neben Kathrins Trage.

Eine Haarsträne lag in ihrem Blutverschmierten Gesicht.

Ich strich sie ihr von der Wange und hob sie auf meine Arme.

Obwohl mein Arm gebrochen war machte es mir keine Probleme dabei.

Ich schlich ins Freie mit Kathrin auf den Armen.

Es sah so aus als würde ich über dem Boden schweben.

Ich sah zum Himmel auf.

Wasser Tropfen befeuchteten mein Gesicht, da es anfing zu regnen.

Aus den Augenwinkeln konnte ich die fassungslosen Blicke, der umherstehenden Menschen, erkennen.

„Helena?“

Von irgendwoher hörte ich Rafaels entsetzte Stimme.

Mein Blick verschwamm und ich senkte meinen Kopf wieder.

Plötzlich erfasste mich ein stechender Schmerz in meinem Rücken.

Beinahe hätte ich Kathrin fallen lassen.

Das unaufhörliche Pochen ließ mich auf den Boden sinken.

Ich legte Kathrin ab und krümmte mich vor Schmerzen und fasste mir an die zwei stellen die wie Feuer brannten.

Sanitäter kamen auf mich zu gerannt prallten aber wieder kurz vor mir an der unsichtbaren Wand ab.

Ich schrie laut auf, ich fühlte mich so, als würden mir neue Knochen aus dem Rücken wachsen.

Die Hilflosigkeit der anderen sah ich in ihren Gesichtern sich widerspiegeln.

Ich wollte das das alles aufhört, ich wollte dass es vorbei ist, das es nie passiert wäre.

Insgeheim hoffte ich dass ich heute gar nicht erst aufgestanden wäre.

Doch leider konnte ich nichts von alle dem ändern.

Die Schmerzen waren kaum noch zu ertragen, als sie schließlich an einem Punkt ankamen, bei dem ich fast Ohnmächtig geworden wäre, verebbten sie und verschwanden ganz.

Ich versuchte auf zu stehen aber ein enormes Gewicht hielt mich am Boden.

Meine Muskeln fühlten sich an wie Stein so verkrampft waren sie.

Als ich mich dieses Mal umsah, spiegelte sich kein entsetzen in den Augen der Menschen wieder, sondern pures entzücken.

Ich wunderte mich darüber.

Ich wollte mich mit meinem Armen am Boden ab stützen doch anstatt meiner Arme bewegte sich etwas Kraftvolles und großes auf meinem Rücken und ich bekam einen gewaltigen Windstoß in mein Gesicht.

Dieses etwas auf meinem Rücken fühlte sich an wie ein Fortsatz meiner Arme in die Entgegengesetzte Richtung.

Kathrin lag noch immer Kreidebleich vor mir auf dem Boden.

Mit zart aufgelegten Fingern strich ich ihr über die Wange.

Sie atmete nicht mehr.

Ihr Herz hatte aufgehört zu schlagen.

Wütend sah ich auf und suchte den Platzt nach dem LKW Fahrer ab.

Ich fand ihn schnell unter den Schaulustigen.

Als sich unsere Blicke trafen spürte ich wie die Angst in ihm aufstieg.

Er wich einige Schritte zurück und stolperte fast über einen Kantstein.

„Nein, nein bitte nicht.“

Flehte er, als er die Wut in meinen Augen sah.

Langsam erhob ich mich.

In einem Fenster konnte ich mein Spiegelbild erkennen.

Aus meinem Rücken ragten zwei mit Federn besetzte Flügel.

An den Stellen an denen sie gewachsen waren, war meine Kleidung zerrissen.

Ich spürte kaum noch ihr Gewicht, das mir vor wenigen Minuten noch zu schaffen gemacht hatte.

Mit leichten auf und ab Bewegungen der Flügel versuchte ich herauszufinden wie ich sie richtig anwenden konnte.

Ich strich mit meinen Fingern sanft über meinen rechten Flügel.

Die Daunen waren weich und angenehm warm unter meinen Fingerkuppen.

Wohlige Schauer der Vertrautheit, bei diesem Geschehen, liefen mir den Rücken hinab.

Das leichte kribbeln in meiner Magengegend wuchs zu einem Feuerwerk an.

Nach einigen Minuten hatte ich die Koordination der Bewegung, die ich machen musste, wenn ich fliegen wollte herausgefunden.

Langsam hob ich mich vom Boden ab.

Es strengte mich kaum an was ich da tat.

Ich flog!

In der Luft!

Ich konnte es kaum glauben.

Das widersprach all meinen Vorstellungen von der Evolution so wie der Weiterentwicklung der Menschheit vom Affen bis schließlich zum Menschen.

Ich hielt Gottesgeschehnisse immer für totalen Schwachsinn.

Und doch flog ich gerade, als Engel über der Erde, das konnte ich mir nicht mit irgendwelchen wissenschaftlichen Theorien erklären.

Es hatte aufgehört zu regnen.

Die Wolkenberge brachen an einigen Stellen und ließ das Sonnenlicht auf mich scheinen.

Grell und warm umhüllte es mich.

Ich streckte alle viere von mir, es war so als ob mir das Licht neue Kraft verlieh.

Entschlossen sah ich den Mann an der Kathrin getötet hatte.

Er sollte dafür Leiden das er ihr Leben so früh beendet hatte.

Mit Schwung raste ich auf den Erdboden zu direkt in seine Richtung.

Schützend hielt er sich die Arme vors Gesicht.

Noch wenige Zentimeter dann sollte er seine Strafe bekommen.

Doch kurz bevor ich auf den Boden prallte versperrte mir Etwas den Weg.

Ich federte meinen Sturz ab indem ich meine Flügel in ihrer vollen Größe ausbreitete.

Sanft landete ich mit den Füßen auf dem Asphalt.

„Was?

Wer wagt es ihn zu schützen?!“

Durch meine Wut hatte sich mein Blick verschleiert und ich erkannte die Person kaum.

Ich versuchte mich wieder zu fangen und einige Minuten später klärte sich mein Blick wieder.

Doch als ich die Person sah die dort stand musste ich mir einmal über die Augen reiben.

Das war doch nicht möglich!

Aber auch das reiben der Augen brachte nicht viel.

„Wie?

Was?

Du bist doch tot!“

Stotterte ich, als ich Kathrin in die Augen sah, die sich zwischen dem Mann und mich gestellt hatte.

Schnell sah ich mich nach der stelle um wo sie eigentlich liegen sollte zu meiner Verwunderung lag sie aber noch immer dort.

Zögernd warf ich meinen Blick wieder der Person mir gegenüber zu.

„Wer bist du?!“

„Erkennst du mich denn nicht?

Ich bin es Kathrin!“

„Das kann nicht sein, Kathrin liegt dort hinten und ist Tot.“

Misstrauisch musterte ich das Mädchen vor mir.

„Außer du bist ein Geist.“

Sie sah zu Boden.

„Du bist ein Geist?!“

Entsetzt schaute ich in ihre Augen.

Sie waren leer.

Kein Gefühl war in ihnen zu erkennen.

„Engel, Geister was kommt als nächstes?

Vampire, Dämonen und Einhörner?

Das kann doch nicht Wahr sein!“

Wütend stapfte ich umher und warf meine Arme in die Luft.

„Beruhige dich doch!

Ich kann das auch nicht erklären.

Ich habe nicht viel Zeit Helena und außerdem ist das jetzt auch nebensächlich.“

Sie sah mich durchdringend an.

Im nächsten Moment wurde mir erst die Ernsthaftigkeit unserer Lage bewusst.

„Entschuldige.“

Murmelte ich.

„Ist schon gut so etwas kann einen so ziemlich aufregen.

Ich möchte bitte, dass du den LKW Fahrer verschonst.

Er kann nichts dafür.

Seit Tagen schon hat er kaum geschlafen.

Er hat eine Frau und drei Kinder und muss überstunden ausüben, da er sie sonst nicht ernähren könnte.“

„Das ändert aber nichts daran, dass er dich getötet hat.“

Verwirrt sah ich sie an.

Wie konnte sie von mir erwarten, dass ich ihren Mörder verschone?

„Du verstehst es nicht.

Er kann nichts dafür! Es war ein Unfall.“

„Er hätte besser aufpassen müssen!“

„Ach und was war letztens, als DU versehentlich mit deiner Tasche mein Lieblingsglas vom Schrank gerissen hast?

Ich war dir auch nicht böse.“

„Das ist etwas anderes.

Du bist tot und das Glas war nicht Lebendig, so etwas kann man nicht miteinander vergleichen.“

Kathrin schlug sich die Hand vor die Stirn.

„Wie kann man nur so Stur sein!“

„Was?!“

„Versteh doch was ich dir sagen will!

Ein Menschenleben ist nicht mehr Wert, als ein anderes.“

„Ja aber du bist, … warst, meine beste Freundin.“

Kathrin legte den Kopf schief.

„Er hat auch einen besten Freund und genauso ist er von jemandem der beste Freund.

Ich verstehe dich du willst mich rächen, aber nicht so.

Lass ihn doch mit der Schande leben einen Menschen, ein Kind, getötet zu haben.

Das ist schlimmer als der Tot.“

Ich überlegte kurz.

Natürlich hatte sie Recht, aber das gefiel mir gar nicht.

Sie musterte mich.

Ich wusste schon immer das du ein Engel bist.“

Mit ihrer ausdruckslosen Miene sah sie mir in die Augen.

Ich lächelte.

„Das weiß ich dank dir haben die anderen den Spitznamen little Angel übernommen.

Du hast in dir ausgedacht.“

„Ja das stimmt.“

Sie sah zur Seite.

„Aber ich hatte damals noch keine Ahnung.“

„Kathrin?!“

Wir schreckten auf als wir Rafaels Stimme hörten.

Wie lange er da schon stand und was er gehört hatte wussten wir nicht.

Kathrins und sein Blick trafen sich.

„Du darfst kein Geist sein das will ich nicht! Ich Liebe dich Kathrin!“

Endlich hatte er es ihr gesagt aber der Zeitpunkt war gänzlich der schlechteste den es gab.

„Rafael ich liebe dich nicht.“

Verwirrt und erschrocken schaute ich sie an.

„Was?

Du meintest doch zu mir-!“

„Es ist besser so!“

Ich war total verwirrt.

Sie hatte doch fast jeden Tag von ihm geschwärmt.

Das konnte ich jetzt nicht so stehen lassen.

Sie musste ihm die Wahrheit sagen.

„Kathrin das kannst du doch nicht sa-!“

„Glaubst du es ist einfach für mich?!

Denkst du ich würde ihm nicht viel lieber sagen, Rafael ich liebe dich?!

Aber so einfach ist das leider nicht.

Ich bin tot und er ist lebendig.

Verstehst du es jetzt endlich?!“

Fuhr sie mich an.

„Das hat sich jetzt eh gerade erledigt er hat alles mitbekommen!“

Entgegnete ich ihr.

Betreten schaute sie zu Boden.

„Oh.“

Rafael war genauso verwirrt wie ich.

„Was denn jetzt?

Lieben oder nicht lieben?“

„Sie liebt di.“

Meine Stimme erstarb, mir wurde schwarz vor Augen und ich sackte ohnmächtig zu Boden.
 

„Helena, Helena wach auf.“

Eine Stimme rief nach mir sie klang so lieblich und fröhlich.

Wie helle Glockentöne die sich im leichten Wind streiften.

„Es wird dir nichts geschehen.“

Langsam öffnete ich die Augen und hob den Kopf.

Um mich herum war alles weiß.

Ich sah mich nach der Person um die mich gerufen hatte.

Knapp einen Meter von mir entfernt stand sie.

Ich sah zu ihr auf, es war ein blondes Mädchen mit lockigem langem Haar.

Sie hatte ein langes weißes Kleid an und ebensolche Engelsflügel wie ich sie hatte.

Ihr Gesicht war kaum zu unterscheiden mit meinem.

„Wer bist du?“

„Wer ich bin?“

Sie kicherte.

Ein Ton wie von kleinen zwitschernden Spatzen erhellte den Raum.

„Ich bin du.“

Sprachlos rappelte ich mich auf die Beine.

Mir gegenüber stand ICH.

So merkwürdig es auch klang aber das Mädchen vor mir war wirklich ich.

Mir klappte die Kinnlade herunter.

Das Mädchen lachte.

„Schließ deinen Mund es zieht.“

„Was, wie?

Wie kann das sein?“

Ich schloss meinen Mund aber war immer noch total verwirrt.

„Ich du, ich…“

„Ja ich bin du und du bist ich.“

Ich schüttelte den Kopf und presste meine Augen zu.

Aber als ich sie wieder öffnete, war sie immer noch da.

„Das wird jetzt auch nichts ändern können.“

„Kann mir mal bitte einer erklären was hier vor sich geht?!“

Es war einfach alles zu unnatürlich.

Ich musste Träumen.

Genau!

Ich träume das alles nur.

„Naja wie soll ich dir das erklären…hm.

Also du warst mal ein Engel, bist noch immer ein Engel.

Du hast es immer noch in dir und ich bin das was du einmal warst.

Der beste beweis sind deine Ohren.

Du wolltest dein Leben als Gotteswesen nicht mehr weiterführen wegen einer großen und bedeutenden Sache.

Gott hat dir den Wunsch erfüllt, als Mensch geboren zu werden.

Mit der Voraussetzung das du dein früheres Leben vergisst.

Aber wer einmal ein Engel war ist immer ein Engel auch wenn er als Mensch geboren wird.

Du hattest dich verliebt und wolltest deswegen ein Mensch werden.

Einem Engel ist es verboten zu lieben.

Du wusstest das und doch konntest du deine Gefühle nicht verdrängen.

Nur leider konnte Gott nicht regeln in welche Familie du geboren wirst und in welche er.“

„Heißt das es gibt noch so einen wie mich?

Einen Engel im Menschenkörper?“

„Ja, aber er kann sonst irgendwo auf der Erde sein.

Aber genug jetzt mit den Erklärungen du bist wegen einem ganz anderen Grund hier.

Außerdem wirst du dich eh an nichts mehr erinnern können.“

„Was heißt nichts mehr?“

„An das was heute geschehen ist, an deine freunde Kathrin und Rafael.“

„Was?! Wieso?!“

„Du willst doch sicherlich das Kathrin wieder lebt und glücklich ist oder?“

„Auf jeden fall!“

„Siehst du und dafür geht aber deine Freundschaft mit Rafael und ihr verloren.

Es gibt nichts für umsonst.“

Betroffen sah ich zu Boden.

„Natürlich ist mir ihr leben wichtiger als unsere Freundschaft, aber sie und Rafael sind meine einzigen richtigen freunde.“

„Das weiß ich, der preis den du zahlen musstest, dafür dass du ein Mensch sein durftest war auch hoch…“

„Mich an gar nichts mehr erinnern zu können von unserer gemeinsamen schönen Zeit ist grausam.

Wie soll ich es dann bei meiner Familie aushalte ohne mich bei jemanden ausheulen zu können?

Dann geh ich doch ein!“

„Entscheide dich jetzt leben oder sterben, Freundschaft oder unbekannte.“

„Sie soll leben.“

„Da Gott dich sehr gerne hat wird er dir diesen Wunsch erfüllen und er wird dafür sorgen dass dein Leben nicht zu unerträglich in deiner Familie wird.

Du wirst dich aber an nichts mehr was mit ihnen zu tun hat erinnern können.“

Der Raum erhellte sich so sehr das ich nichts mehr erkennen konnte.
 

Durch mein Fenster schien das Sonnenlicht und kitzelte mit seinen Strahlen meine Nasenspitze.

Augenblicklich musste ich niesen.

Schlaftrunken öffnete ich meine Augen.

Es war gerade erst sechs Uhr morgens noch zwei Stunden bis die erste Unterrichtsstunde anfing.

Ich streckte mich ausgiebig stand auf und stapfte in mein Badezimmer.

„Ich fühle mich wie gerädert. Irgendwie geht es mir nicht gut mir ist schlecht.“

Im Spiegel erblickte ich ein Mädchen mit zerwühltem Haar und dicken Augenringen unter den Augen.

„Ich seh ja mal wieder gut aus.“

Genervt rollte ich mit den Augen.

Ich wusch mich putzte mir die Zähne und zog mich an.

Als ich in meine Kleider schlüpfte überkam mich ein merkwürdiger Schauer.

Es war so, als wenn ich das schon einmal erlebt hätte.

Ich schüttelte verwirrt den Kopf um auf andere Gedanken zu kommen.

Nach dem Frühstück machte ich mich, wie immer auf dem weg zum Bus, aber irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los das irgendetwas fehlte.

An der Bushaltestelle sah ich ein wild knutschendes Pärchen.

Irgendwie freute ich mich darüber warum auch immer.

Ich stellte mich neben das Mädchen und den Jungen.

Ich vergewisserte mich an einem Spiegelbild im Fenster das ich meine Haare über den Ohren trug.

Plötzlich sprach mich das Mädchen an.

„Hi.

Du kommst mir so bekannt vor kennen wir uns?“

„Nein nicht das ich wüsste.“

„Oh hab ich mich wohl geirrt.“

Das Mädchen war mir auf Anhieb sympathisch und ich lächelte sie an.

„Wie heißt du?“

„Mein Name ist Kathrin und mein Freund hier heißt Rafael.“

Sie deutete auf den Jungen neben sie.

„Und wie heißt du?“

„Ich?

Helena.“

„Helena! …

Ein schöner Name.

Naja da kommt mein Bus vielleicht sehen wir uns ja irgendwann noch einmal.“

„Ja vielleicht.“

Der Bus fuhr in seine vorgesehene Schneise.

Das Pärchen stieg hinten ein.

«Nett das Mädchen.»

Als der Bus davon fuhr beschloss ich doch lieber wieder nach Hause zu gehen und mit meiner Limosiene zu fahren.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2008-12-31T19:05:42+00:00 31.12.2008 20:05
Hammer Geil besschrieben!!
Ich liebe deine fanfics!!!
Oh wow Helena ein Engel!!
wer hätte das gedacht ;-)
Schade um die Freundschaft der drein.
Naja aber wenigstens sind sie jetzt zusammen Rafael und Kathrin.


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