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Tic Tac

von

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Tick tack, tick tack, tick tack……
 

In der Dunkelheit immer wieder dieses monotone Geräusch….
 

Tick tack, tick tack, tick tack…..
 

Alles ist Ruhig, nur das Ticken des Weckers ist zu hören. Ein beruhigender, sich stetig wiederholender Rhythmus, der fast hypnotisch ist. Und dann? Ein schriller Ton, der das Schweigen der Nacht durchdringt…..
 

Jeden Morgen dasselbe. Ich hasse diesen Ton, er erinnert mich, dass es sechs Uhr morgens ist. Noch zwei Stunden und ich muss wieder zu meiner Arbeit. Meine Arbeit… ich will daran gar nicht denken.

Ich öffne meine Augen. Die Jalousie lässt nur ein wenig Tageslicht durchs Fenster. Alles ist noch so schön düster hier. Doch es hilft nichts. Ich seufze wie jeden morgen, setzte mich auf, strecke meine doch recht steifen Glieder und schwinge meine Beine aus dem Bett. Noch leicht schlaftrunken begebe ich mich auf den Weg ins Bad, dusche mich wie jeden Morgen. Das ist eigentlich das einzig schöne am Aufstehen. Der Geruch meines Duschgels. Pfirsich. Ich liebe es einfach. Ich genieße meine Dusche, geh nur mit meinem Badetuch bekleidet wieder ins Zimmer und zieh mich an, nicht ohne eine halbe Ewigkeit vor dem Schrank zu stehen, ratlos. So viel im Schrank und doch so wenig anzuziehen.

Ich nehme mir eine schwarze Hose und ein weißes Oberteil. Nichts besonders eben. Ich zieh mich an und geh dann in die Küche.
 

Ich bin müde, so müde dass ich mir wünschte, noch mal schlafen gehen zu können, doch weiß ich, dass ich das nicht kann. Ein erneutes Seufzen. Ich mache mir einen Tee und hole die Zeitung von draußen. Mit der heißen Tasse Tee und der Zeitung setzte ich mich an meinen kleinen Küchentisch. Ich frühstücke nie, das war schon immer so. Ich blättere die Zeitung durch und nippe an meinen Tee. Immer wieder sehe ich auf die Uhr. Noch hab ich Zeit, doch bald muss ich los, will ich nicht zu spät im Büro sein.
 

So vergeht jeder Tag. Jeden Tag dieselben stupiden Rituale die mich schon lange langweilen. Doch es hilft nichts, ich bin ja doch daran gewöhnt. Ich nehme meine Tasche und geh zur U-Bahn. Überfüllt wie immer. Da ich keinen Sitzplatz mehr finde stehe ich. Auch daran hab ich mich gewöhnt. Ich beobachte die Leute um mich. Einer wie der Andere. Leere Augen, ausdruckslos, wie Maschinen. Dazu programmiert zu leben. Wirke ich auch so?
 

Von der U-Bahnstation sind es noch 5 Straßen bis zu dem großen, grauen Bürokomplex in dem ich mein täglich Brot verdiene. Und wieder betrachte ich die Menschen um mich. Leer… Kein Leben… Alles ist grau und eintönig, sogar die Kleidung der Menschen. Wie in Uniform sehen sie aus. Nur selten sieht man einen bunten Farbklecks der hervorsticht. Und wenn, dann ist es ein Kind auf dem Weg zur Schule. Doch auch die Augen der Kinder sind nicht mehr so voll Leben wie man es sich wünscht. Sie sind die Nachwuchsmaschinen, die erst das gewünschte Programm erhalten.
 

Endlich da. Ich betrete das Gebäude, werde wie immer höflich am Empfang begrüßt. Höflich, doch nicht freundlich. Kein Lächeln wird einem hier geschenkt. Wozu auch, braucht eine funktionierende Maschine ein Lächeln? Nein, sicher nicht.

Im Büro dasselbe, man hört guten Morgen, doch das nur ausdruckslos, die übliche Floskel eben, sie hat doch schon keine Bedeutung mehr, sie kommt automatisch über die Lippen, teil des Programms.

In meiner Büroniesche setze ich mich an meinen PC und fahre ihn wie jeden Tag hoch.
 

Geben sie ihren Benutzernamen und das Passwort ein…
 

Ich tippe schnell und ohne hinzusehen das gewünschte ein und auf dem Bildschirm erscheint:
 

GUTEN MORGEN
 

Wie höflich selbst der Computer ist….
 

Und auch hier wieder die Monotonie. Als erstes werden die E-Mails abgerufen. Und wie immer sind es viele. Anfragen, Rundschreiben, Anweisungen von Chef, den man sowieso nie zu Gesicht bekommt, außer man macht Ärger.

Und wie programmiert um 10 Uhr fangen alle Telefone an zu klingen.

“Guten Morgen, wie kann ich ihnen helfen?“ fragen alle in den Apparat. Wie freundlich, denkt sich jeder, doch ist auch dies bedeutungslos, teil des Programms mit dem jeder Mensch ausgestattet wird. Man hört sich Wünsche an, gibt Auskünfte, vermittelt weiter. Immer wieder derselbe Trott.
 

Mittag…
 

Pünktlich um 12 Uhr geht es in die wohlverdiente Pause. Man geht aus dem Büroräumen, holt sich einen Kaffe oder was auch immer, raucht eine Zigarette, isst eine Kleinigkeit und geht wieder an die Arbeit. Es kommt auch vor, dass man ein oder zwei Worte mit Kollegen wechselt.

„Heute ist wieder viel los nicht?“

„Wie war der Urlaub?“

„Wie geht es der Familie?“

Als ob es jemand interessieren würde. Alles Heuchelei. Man arbeitet und lebt nur für sich, will aufsteigen, Freunde sind im Weg, vor allem wenn sie einem den Job wegnehmen können.

Alles was in dieser Welt zählt ist persönlicher Erfolg und Geld, auch wenn man über Leichen geht. Nur die Harten kommen durch.
 

An der Schule wird einem noch eingeredet man ist was besonderes, ein Individuum. Man kann alles machen was man will und wird erfolgreich sein. Allgemeinbildung ist wichtig, man kommt ohne nicht durchs leben. Doch ist das alles so? Reicht es nicht, wenn man weiß wie ein PC funktionier? Wenn man mit Zahlen umgehen kann, einen Ahnung von wirtschaft hat? Doch, und es wird deutlich wenn man sich die Kinder ansieht. Kreativität? Wer fördert sie? Die Schulen? Die Lehrer? Wohl kaum.
 

Kreativität? Was ist sie schon in dieser Welt? Belanglos, unnütz. Man braucht sie nicht, sie ist hinderlich.
 

Doch was reg ich mich auf? Wo ist meine Kreativität? Auch ich tu immer dasselbe, verwirkliche mich nicht, aus Angst, mal nicht genug Geld zu haben. Auch mein Leben läuft nach dem Programm ab.
 

Nach der Arbeit gehe ich meist direkt nach Hause. Wohin sollte ich auch sonst? Freunde gibt es in einem solchen Leben nicht, nur bekannte. Freunde sind hinderlich, man verschwendet nur seine Zeit.
 

Und so nehme ich wieder die U-Bahn, gehe zu meiner Wohnung, sperre auf, trete in den stockfinsteren Korridor, knipse das Licht an und bin allein, wie immer. Wer sollte auch auf mich warten. Ich geh in die Küche, mach mir schnell noch Abendessen. Tiefkühlmenü für eine Person. Damit setze ich mich vor den Fernseher und schau mir noch die Nachrichten des Tages an.
 

Mord, Verbrechen, Krieg, Katastrophen… immer und immer wieder dasselbe. Es wird spät, um mich wird es ruhig. Und auch ich bin müde, müde von einem Tag an dem man viel und doch nichts getan hat. So räume ich das Geschirr noch in den Geschirrspüler, geh mich waschen und zieh mich aus. Ich schlüpfe in meinen Pyjama, knipse das Licht aus und schließ meine Augen und wieder höre ich das hypnotische Geräusch und der Kreislauf beginnt von vorne….
 

Tick tack, tick tack, tick tack……



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2008-12-26T15:57:49+00:00 26.12.2008 16:57
Coole Story... etwas poetisch und doch realistisch...
LG


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