Zum Inhalt der Seite

Seelentausch

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Blutsgeschwister

Kichernd schob sie das Auto vor sich her, gab ihm dann einen heftigen Stoß, so dass es davon zischte und mit einem lauten Scheppern gegen den Schrank fuhr.

Eine genervt wirkende Frau mit lilafarbenem, kurzgeschnittenem Haar und orangefarbenen Augen warf einen Blick in das Zimmer und knurrte. „Was soll denn das? Musst du so einen Lärm machen?“, fauchte sie und war kurz darauf wieder verschwunden.

Das Mädchen blickte noch einen Augenblick verwirrt zur Tür, rappelte sich dann auf und lief mit hastigen Schrittchen auf das Auto zu. Gierig klaubte sie es auf und ließ es im Kreis herumwirbeln, bis es ihren Händen entglitt und unter tosendem Lärm durch die Scheibe krachte.

Glassplitter flogen durch die Luft, rasselten auf sie hernieder und schnitten ihr in die kleinen Ärmchen. Eiskalte Luft floss in das Zimmer und ließ sie bibbern.

Wutschnaubend betrat ihre Mutter das Zimmer, stemmte die Hände in die Hüfte und blickte sie aufgebracht an. „Hab ich dir nicht gerade gesagt, dass du aufhören sollst, so einen Lärm zu machen?“, schrie sie und versprühte dabei mächtig viel Spucke.

Das Mädchen rollte sich auf dem Boden zusammen und begann zu weinen. Kleine, dünne Blutrinnsale liefen ihr die Arme herab, trockneten aber sehr schnell.

„Hör auf zu weinen und steh gefälligst auf!“, fauchte ihre Mutter.

Die Kleine rührte sich nicht, was ihre Mutter sofort zur Raserei trieb.

Grob packte sie das Mädchen an der rechten Schulter und zog es brutal auf die Beine, während sie schrie: „Ich sagte, du sollst aufstehen! Hast du mich nicht verstanden? Und hör gefälligst mit dem Geheul auf! Hättest du besser aufgepasst, würdest du jetzt nicht so dastehen. Und jetzt zieh dir deine Schuhe an, lauf runter und hol das Auto zurück. In zehn Minuten bist du wieder oben, verstanden? Und dann wirst du gefälligst die Scherben aufkehren!“

Damit schubste sie das Mädchen Richtung Tür und warf einen Blick auf die Bescherung, die sich auf dem Boden angesammelt hatte.

Als sie wieder einen Blick zur Tür warf, stand das Mädchen noch immer da und blickte sie – stumm weinend – an.

„Hab ich dir nicht gesagt, dass du dich nach unten machen sollst?“, brüllte sie und ging mit raschen Schritten auf sie zu.

Das Mädchen schrie auf und lief aus dem Zimmer. So schnell sie konnte, schlüpfte sie in ihre Schuhe, rannte zur Tür und riss sie auf.

Erschrocken stolperte sie zurück.

Ein Mann stand vor ihr, der die Schulter eines Jungen umklammert hielt, der sie finster beäugte.

Zitternd verbarg sie sich hinter der Tür und spähte ängstlich zu dem Fremden hinauf, der sie lächelnd beäugte. Er hatte kurzes hellblaues Haar und ebenso blaue Augen. Seine Statur wirkte unnatürlich kräftig.

„Guten Tag, Kleine! Deine Mutter da?“

Zitternd nickte sie und öffnete die Tür noch ein kleines Stück mehr.

Sein Blick glitt durch den dunklen Flur und blieb an ihrer Mutter hängen, die den Fremden wie erstarrt musterte und schließlich wütend die Arme vor der Brust verschränkte. „Was willst du hier?“

Der Fremde grinste, schob sich an dem Mädchen vorbei, während er den Jungen vor sich her dirigierte.

„Ich dachte, ich komme mal vorbei.“, bemerkte er lässig, ließ den Jungen los und ging auf ihre Mutter zu.

Neugierig betrachtete sie den fremden Jungen, dessen Haar vollkommen weiß war und vereinzelte blaue Stellen aufwies. Seine Augen hatten einen flüssigen Goldton, der sie unheimlich faszinierte.

„Hallo.“, murmelte sie schüchtern und lief rot an, als der Junge sie auf eine merkwürdige Art und Weise anlächelte.

„Hallo.“, antwortete er und es klang keineswegs nach einem Kind.

„Hast du einen Namen?“, fragte sie leise.

Er nannte ihn ihr. Überrascht musste sie feststellen, dass ihr der Name gefiel. Als Gegenleistung nannte sie ihm ihren Namen, musste aber enttäuscht feststellen, dass seine Reaktion darauf sehr spärlich war. Ein freudloses Lächeln war die Antwort, bevor er seinen Blick wieder auf den Fremden richtete, der ihre Mutter bei den Schultern gepackt hatte und ihr fest in die Augen blickte.

Sie redeten leise aufeinander ein – so leise, dass sie kein Wort von dem verstand, was geredet wurde. Neugierig spitzte sie die Ohren, doch ohne Erfolg.

„Woll’n wir in mein Zimmer gehen?“, fragte sie schließlich und ging ein paar Schritte auf den Jungen zu. Der nickte nach kurzem Zögern und folgte ihr, während sie sich behutsam an ihrer Mutter vorbeischlich, die jedoch sofort nach ihrem Arm griff und sie festhielt. „Wo willst du hin?“, fauchte sie.

„In mein Zimmer.“ „Mit ihm?“ „Wir wollten zusammen spielen!“, erklärte sie zitternd. Bereits jetzt merkte sie, wie sich da, wo ihre Mutter sie festhielt, blaue Flecken bildeten.

„Ich will nicht, dass du allein mit ihm in dein Zimmer gehst. Du bleibst in meiner Nähe, verstanden?“ „Warum?“ „Frag nicht!“ „Aber…“ „Ich sagte Frag nicht!“, brüllte sie, was das Mädchen sofort zusammenzucken ließ.

„Schrei das Kind nicht an!“, fauchte der Fremde plötzlich, ergriff ihren Arm und befreite das Mädchen aus dem Griff ihrer Mutter.

Auf eine ebenso merkwürdige Weise wie der Junge lächelnd blickte er sie an. „Geh, Kleines! Geh mit deinem Bruder spielen.“

Das Mädchen zuckte überrascht zusammen. „Bruder?“

Der Fremde legte den Kopf schief. „Hat dir deine Mutter denn nie was von ihm erzählt?“

Ängstlich blickte sie zu ihrer Mutter empor, wohlwissend, dass sie kurz vor einem Ausbruch stand. Tapfer schüttelte sie den Kopf und wartete auf den großen Knall, der jedoch ausblieb.

Stattdessen blickte der Fremde sie weiterhin lächelnd an und griff nach der Hand des Jungen, um ihn neben sie zu postieren. „Das ist dein Zwillingsbruder und mein Sohn.“

Mit großen Augen blickte sie ihn an. „Und was heißt das?“, fragte sie ratlos, während sie ihrem vermeintlichen Bruder einen kurzen Blick zuwarf.

Der Fremde grinste breit. „Das bedeutet, dass ihr miteinander verwandt seid. Und es bedeutet, dass ich niemand anderes als dein Vater bin. Ich bin überrascht, dass deine Mutter dir nie von uns erzählt hat.“, fügte er hinzu und warf dabei ihrer Mutter einen boshaften – beinah mörderischen – Blick zu.

„Wenn du mein Vater und er mein Bruder ist … warum wohnt ihr dann nicht auch hier?“, fragte sie, eine Frage, die unbeantwortet blieb, da ihre Mutter plötzlich den Arm ihres Vaters weg schlug und ihre Tochter hinter sich schob.

„Verschwinde aus meiner Wohnung, du elende Bestie! Und deine kleine Brut kannst du gleich mitnehmen, verstanden? Lass mich und meine Tochter in Ruhe, sonst…“ „Sonst was?“ Schlagartig veränderte sich der Tonfall des Mannes und machte einem bedrohlichen Unterton Platz, der dem kleinen Mädchen eine Gänsehaut über den Rücken jagte.

Neben ihr griff ihr Bruder nach ihrem Arm und schob sie unbemerkt in das kleine Kinderzimmer. „Lass uns was spielen!“, rief er und spähte neugierig in sämtliche Ecken, bis ihm die Scherben auf dem Boden auffielen.

„Warst du das?“, fragte er und deutete auf die Bescherung. Beschämt nickte sie. „Es war ein Versehen. Was willst du denn spielen?“, fragte sie, um von dem Scherbenmeer abzulenken.

Der Junge grinste plötzlich auf eine merkwürdige Art und Weise, die ihr Angst machte.

Lässig schlenderte er auf sie zu und blieb dicht vor ihr stehen.

Das Licht der Lampe über ihnen ließ seine Augen funkeln – ein Funkeln, das sie gnadenlos in seinen Bann zog. „Ehrlich gesagt … ich dachte, wir könnten Doktor spielen.“, murmelte er. Seine Stimme klang plötzlich auf merkwürdige Weise monoton, als hätte man ihn in Trance versetzt. Das Leuchten seiner Augen wurde stärker.

Das Mädchen lächelte wie traumatisiert. „Doktor spiele ich am liebsten.“ Auch ihre Stimme klang vollkommen tonlos.

„Dann würde ich vorschlagen, du bist der Doktor und ich der Patient.“ „Einverstanden.“, murmelte sie.

Der Junge griff nach ihrem Arm. Sein Blick glitt über die Schrammen, die die Scherben hinterlassen hatten und langsam glitt seine Zungenspitze über seine Lippen.

„Hast du schon mal Blutspender gespielt?“, fragte er und trat noch ein wenig näher an sie heran. Das Mädchen schüttelte träge den Kopf. „Wie spielt man das?“, fragte sie tonlos.

Der Junge öffnete seinen Mund und entblößte zwei scharfe Fangzähne, die im Licht der Lampe schimmerten. „Ich zeig es dir.“, murmelte er leise.

Das Mädchen blickte ihn mit trüben Augen an, doch als ihr Blick auf seine Fangzähne fiel, fiel auch sämtliche Trägheit von ihr ab und sie begann zu schreien.

Der Junge fauchte, riss ihren Kopf zur Seite und rammte seine Fangzähne in ihre Halsbeuge. Gierig saugte er ihr warmes Blut in sich hinein.

Sie begann sich zu wehren, doch ihre Schläge kümmerten ihn nicht, er nahm sie nicht einmal richtig wahr. Ineinander verhakt glitten sie zu Boden. Ihre Gegenwehr erschlaffte nach und nach, bis sie schließlich vollkommen reglos am Boden lag.

Das Licht in ihren Augen erlosch nach und nach und eine unnatürliche Dunkelheit umfing sie.

Die Tür zum Zimmer wurde aufgerissen und mit fassungslosem Blick nahm ihre Mutter das Schauspiel wahr, das sich ihr bot.

Der Vater grinste mit leuchtenden Augen, während sein Sohn die restlichen Tropfen Blut aus seiner Schwester saugte und ihn dann zufrieden grinsend anblickte. Sein Gesicht war vollkommen blutverschmiert, seine Augen voller Gier. Sein Blick fiel wieder auf seine Schwester, die tot am Boden lag.

Ihre Mutter wankte auf die beiden zu, fiel dann schließlich auf die Knie und tastete zitternd nach dem Gesicht ihrer Tochter, die vollkommen bleich war und deren Körpertemperatur bereits rapide abnahm. „D… du… du gottverdammtes Monster!“, brüllte sie den Jungen an, der sie jedoch mit immer noch leuchtenden Augen ansah. „Gibt’s ein Problem?“, fragte er, während er sich aufrappelte und seine Hand nach seiner Schwester ausstreckte.

Verwirrt blickte die Mutter auf ihre Tochter – die plötzlich die Augen aufriss und sie mit ihren nunmehr lila-gelbfarbigen Augen anstarrte. Verstört blickte sie sich um, erkannte dann die Hand ihres Bruders und ließ sich auf die Beine ziehen.

Schlagartig hatte sie das Gefühl, sämtliche Kindlichkeit wäre von ihr abgefallen. Ihre Sicht schärfte sich zunehmend, jedes noch so kleinste Geräusch drang auf sie ein, ein Meer von Gerüchen nahm ihr Geruchsorgan in Anspruch und ein Gefühl unbändiger Gier erfüllte sie plötzlich.

Sie hörte es schlagen, hörte es pochen – das Blut ihrer Mutter.

Obwohl ihr Hass auf ihren Bruder, der ihr – was auch immer – angetan hatte, sie durchströmte, so war das Gefühl, die Gier nach Blut größer, beherrschte ihr gesamtes Denken, schaltete jede noch so kleine Kleinigkeit aus.

Überrascht stellte sie fest, dass plötzlich scharfe Reißzähne aus ihrem oberen Zahnfleisch wuchsen. Ein Fauchen wie von einer Katze entrang sich ihrer Kehle und mit einem letzten Blick auf ihren Bruder, der mit leuchtenden Augen nickte, stürzte sie sich auf die verhasste Mutter, deren Todesschrei sehr schnell in ein übelkeiterregendes Gurgeln überging.
 

Wie von einem Schlag getroffen, öffnete Xanty die Augen und während das helle Strahlen ihrer mittlerweile feuerroten Augen das gesamte Zimmer erhellte, spürten die Vampire in der gesamten Basis, dass etwas unsagbar Böses geboren worden war. Etwas, das an Bösartigkeit alles übertraf, was je diesen Planeten heimgesucht hatte.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Yatimu
2009-01-17T19:19:22+00:00 17.01.2009 20:19
Das ist ja echt toll!!!!
Wie ein echter Gruselfilm *schüttel*...^^
Irgendwie hast du das voll drauf^^
Schon am Anfang mit dem Wald hast du mir so einen Schauer über den Rücken gejagt...^^
Es war ein schönes Kapi und ich denke auch ein wichtiges...

Von:  Kyuuo
2008-12-30T19:00:03+00:00 30.12.2008 20:00
tolles kapi
jetzt weiß ich mehr über den hintergrund der zwei
wird das relevant sein
was ist jetzt mit den zwillingen
freu mich aufs nächste
mfg kyuuo
Von:  VonArrcross
2008-12-30T18:15:41+00:00 30.12.2008 19:15
Du hast kein bisschen übertrieben. Das Kapi ist wirklich genial geschrieben. Ehrlich gesagt habe ich mir schon seit Monaten den Kopf zerbrochen, wie Fiertlo eigentlich dazu kam, seine eigene Zwillingsschwester zu beißen, bzw. wie er von ihrer Existenz erfahren haben könnte.

Was du aus den Eltern gemacht hast, finde ich sehr interressant. Auch wenn es absolut widersprüchlich zu meiner Version ist. Bei mir sind beide eher fürsorglich und lieb, aber deine Version ist auch klasse und passt auch sehr gut. *nick* Kannst du also getrosst so lassen.

Wusstest du eigentlich, dass du sehr gut böse Gemüter darstellen kannst? ;-)


Zurück