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A.O.R.A

closing my eyes to hear you breathe...
von

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Verschwunden

Mein Handy klingelte.

Gut, eigentlich war es eher der Wecker, aber mein Handy war mein Wecker, was mich wieder dazu brachte, das mein Handy klingelte. Anstatt auf "Snooze" oder "Abbruch" zu drücken, nahm ich einen Phantomanruf an.

"Ja?", nuschelte ich also verschlafen in den Hörer.

Klar, dass es mich verwunderte, dass dann... naja, eben keiner in der Leitung war und ebenso klar war es, dass ich dann die Brauen zusammenzog und auflegte, nur um im nächsten Moment wieder die schrille Melodie meines Weckers zu hören.

Guten Morgen, liebe Sorgen, seid ihr auch schon alle da?

Ein Blick auf die Uhr verriet mir... Nichts.

Ich hatte auf die Uhr gesehen, nur um zu realisieren, dass ich mir nicht gemerkt hatte, wie viel Uhr es war, so dass ich gleich wieder auf die Uhr sah. Fünf Uhr morgens. Genervt seufzte ich.

Das Handy war doch für Sechs gestellt!

Ich ließ mich aus dem Sitz wieder auf das Bett zurückfallen, zog die Decke über mich. Geil, dann konnte ich ja noch gut eine Stunde schlafen. So drehte ich mich also schließlich wieder auf die Seite, um die Augen zu schließen.

Das ging so auch ganz gut.

Ich fiel wieder in meinen Tiefschlaf, bis sechs Uhr, wo ich dann auch wie geplant aufwachte und mich auf den Weg zum Frühstückstisch machte, nachdem ich mich umgezogen hatte und duschen war. Also saß ich, so gegen halb Sieben, am Esstisch, aß zusammen mit meinem jüngeren Bruder Brote. "Hattest du schon die Zeitung?" "Mh.", machte ich, schüttelte den Kopf, als ich jene schon überreicht bekam. Ich breitete sie knitternd vor mir aus, überflog die Titelanzeigen, dann die Stellenangebote und schließlich kurz die Geburtstagsmeldungen und Todesanzeigen.

Nach ein wenig eindringlicherem Schauen fand ich zwischen Stellenangeboten und Tierverkäufen auch eine weitere, kleine Anzeige.

"Junge Frau (18) verschwunden."

Schon wieder so ein Weib, dass nicht auf sich selber aufpassen konnte.

Trotzdem, mal sehen, ob ich sie finden würde. Vielleicht bekam ich ja Lösegeld, wenn ich einen erpresserischen Wiedersehensbrief schrieb. Bei dem Gedanken entlockte es mir doch glatt ein Grinsen.

Schließlich las ich sogar noch, dass sie ganz in der Nähe wohnte. Darunter ein kleiner Steckbrief.

"Anna Fuuya Yamaguchi

18 Jahre alt"

Schon alleine der Name ließ mich die Stirn runzeln. Fuuya? Fuu!?

"Türkises Haar, etwa 172 Zentimeter groß. Schlanke bis dürre Statur. Graue Augen. Besucht die Schule..."

Als ich dann auch noch den Namen unserer Schule las wurde mir eiskalt.

"Was zur Hölle...", murmelte ich, fuhr mir nervös durch das rote Haar. "Was ist denn?", fragte mein kleiner Bruder. "Nicht jetzt, David!"

Ich griff das Telefon, wählte die angegebene Nummer.

"... Hallo? Ja, Jason hier."

"Jason?", fragte die Frau an dem Telefon.

"Ja, ein Freund Ihrer Tochter."

"... Tut mir Leid, aber Fuu hat nie ein Wort über einen Jason verloren. Ich halte das für einen sehr makaberen Streich, junger Herr! Legen Sie auf oder ich werde die Polizei rufen!"

"Aber-"

Aufgelegt.

Nie ein Wort über mich verloren?

Das stürzte mich sofort in einen weiteren Abgrund: Erstens konnte ich ihr nicht helfen und zweitens... bedeutete ich ihr anscheinend überhaupt nichts. Ich legte meine kühle Hand an die Stirn, schüttelte nur den Kopf. "Jason? Was ist los?" "Fuu ist weg.", antwortete ich, biss mir auf die Unterlippe. "Oh mein Gott... Hast du bei ihren Eltern angerufen?" "Ja, aber die kennen mich gar nicht." Mein Bruder runzelte darauf nur die Stirn, meinte dann: "Was steht denn in der Anzeige, wann sie entführt worden ist?"

"Das muss gestern Abend gewesen sein.", antwortete ich ihm.

"Ich war ja noch mit ihr Basketball spielen..."

Klar war ich nervös. So nervös, dass ich aufgestanden war, wie eine Wildkatze hinauf und hinab ging, um mich zu beruhigen.

"Vielleicht ist sie von zuhause weggerannt?"

Als mein kleiner Bruder das sagte, bekam ich natürlich gleich die schlimmsten Vorstellungen.

"Ich will sie suchen!", meinte ich sofort, atmete unregelmäßig und war auch sonst aufgewühlt. "Aber Jason, du musst zur Schule..." "Ich muss gar nichts!" "Wenn du noch drei Fehlstunden hast, fliegst du."

Das und meine Mutter, die mich rausjagte, waren der Grund dafür, dass ich mich auch schon zur Schule zwang.

So saß ich dort meine acht Stunden ab, nur, um nach Hause zu stürzen und sofort bei der Polizei anzurufen und sie als vermisst zu melden, was ich ja schließlich konnte, denn bisher war sie, soweit ich wusste nicht gefunden. Sie war ja auch nicht in der Schule aufgetaucht.

"Städtische Polizei, Mill am Apparat, was kann ich für Sie tun?"

"Guten Tag. Ich möchte gerne jemanden vermisst melden. Aber ich würde gerne anonym bleiben, ist das möglich?"

"Natürlich."

Ich hörte ein Tippen.

"Name, Geburtsdatum, Alter, besondere Merkmale bitte."

Und so diktierte ich schließlich, was auf dem Zettel stand:

"Anna Fuuya Yamaguchi, geboren am 17. Juli 1990. Sie ist jetzt also 18. Sie hat türkis gefärbtes Haar, ist etwa 1,70 Meter groß ist ziemlich schlank und hat graue Augen."

So nannte ich schließlich noch, auf welche Schule sie ging, die Namen ihrer Eltern und alles, was mir sonst noch über sie einfiel.

"Gut, gut. Haben Sie eine Vermutung, wo Anna sich aufhalten könnte?"

"Sie bevorzugt es, mit Fuu angesprochen zu werden.", sagte ich gleich, setzte dann fort: "Aber 'ne Idee, wo sie ist, hab ich leider keine. So gut kenne ich sie nun jetzt auch nicht." Nur traurig, dass ich sie dann als meine beste Freundin bezeichnete. Aber sie bedeutete mir eben eine Menge. So verabschiedete ich mich noch von der jungen Dame am anderen Ende der Leitung, rief noch einmal bei ihren Eltern an.

"Yamaguchi?"

"Ich bin es noch einmal."

"Sie schon wieder! Sie sind das, dieser Jason, oder?"

"Ja.", erwiderte ich knapp. "Ich wollte nur wissen, ob Sie einen Anhaltspunkt haben, wo sich Ihre Tochter befinden könnte. Ich bin wirklich besorgt um sie. Bitte helfen Sie mir doch, sie zu suchen!"

Schließlich ließ sich die Mutter sogar breitschlagen.

"Gut. Also, ich habe eine Vermisstenanzeige aufgegeben. Wenn Sie Fuuya wiedersehen rufen Sie mich bitte, bitte sofort an!"

"Nun, okay.", erwiderte die Frau, seufzte.

"Einen schönen Tag noch.", wünschte sie mir sogar, was ich ebenso erwiderte und hing schließlich den Hörer auf.
 

Einige Tage war ich noch in der Schule, vier oder fünf, dann blieb ich zuhause, schwächelte vor mich hin und saß neben dem Telefon, rief jeden Tag zweimal an, um mich zu erkundigen, doch nichts änderte sich. Wo war sie bloß? Wo war Fuu? Wo war meine beste Freundin!?

Frustriert, depressiv und eigentlich wirklich am Ende saß ich nun am elften Tag vor dem Telefon. Es war ein Freitag.

Ich saß unter einer dicken, flauschigen Decke, nahm Fiebersaft zu mir, weil ich schon ziemlich Fieber bekommen hatte und balancierte ein Brettchen mit Broten auf den Knien.

Das Telefon klingelte.

Sofort griff ich danach, bevor es jemand anders konnte.

"Ja?"

"Hier ist Linda, ist deine Mutter da?"

Mit einem Seufzen leitete ich weiter. Wieder einer von tausenden Trugschlüssen. Es dauerte gut zehn Minuten, bis das Telefon wieder auf der Ladestation stand und ich mich beruhigt hatte. Jetzt war die Leitung nicht mehr blockiert und wir konnten wieder angerufen werden. Ich würde hören, wenn Fuu wieder da war.

Irgendwann, abends, hing ich mit einem sehnsüchtigen Blick am Telefon.

Plötzlich ertönte die Anruf-Melodie.

So laut, dass ich schwer zusammenzuckte und erst tief einatmete, um dann meinen Arm nach dem Telefon auszustrecken und den Anruf anzunehmen.

"Ja?"

"Jason!?"

"Am Apparat." Es war Fuuyas Mutter.

"Fuuya ist wieder da!"



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  avacairen
2008-10-06T12:52:42+00:00 06.10.2008 14:52
Hallo auch.^^
Ich finde deine Fanfic sehr interessant und gut geschrieben. bei manchen sätzen musste ich mich totlachen, weill die so gut formuliert sind.(bitte nicht böse nehmen.) auf jeden fall les ich die fanfic bis zum schluss fertig.^^

lg Kokoro1308


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