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Rachepläne

von

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Therapy

Die Fahrt zu Aois Wohnung verbrachten Kai und der Gitarrist weitestgehend schweigend. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach, und Kai musste sich ja auch noch auf den Straßenverkehr konzentrieren. Während Kai wartete, bis Aoi sich umgezogen hatte, ließ er seinen Blick durch dessen Wohnzimmer streifen und wunderte sich wieder einmal, wie pedantisch ordentlich ihr Gitarrist zu sein schien. Er traute sich nicht einmal, sein Wasserglas auf dem Couchtisch abzustellen aus Angst, es könnte einen Rand auf der staubfreien Tischplatte hinterlassen. Dementsprechend erleichtert war er, als der andere endlich fertig war und ihm das Glas abnahm, um es in der Küchenspüle zu parken.
 

Als kleine Wiedergutmachung für sein Verhalten leistete der Bandleader Aoi sogar moralischen Beistand, als sich dieser auf der Polizeiwache eine Moralpredigt wegen seines Falschparkens anhören durfte. Wobei er sich schmerzhaft auf den Innenseiten seiner Wangen herum kaute, um nicht zu lachen, weil der Schwarzhaarige scheinbar wirklich mit den Nerven ziemlich am Ende war und aussah, als würde er gleich in Tränen ausbrechen. Kai gönnte sich allerdings ein kleines Grinsen, als er endlich mit Aoi, der einen Zettel mit der Anschrift des Abschleppunternehmens und den Zahlungsbefehl in den zitternden Händen hielt, unter vielen Verbeugungen die Polizeistation verließ. Aber irgendwie explodierte sein kleines Grinsen in ein ausgewachsenes Lachen, als sie wieder im Auto saßen und Aoi die Zettel in seiner Hand vollkommen traumatisiert anstarrte.
 

„Ich weiß nicht, was an dieser Situation amüsant sein sollte“, gab der Gitarrist leicht säuerlich von sich.
 

Kai grinste nur noch breiter. „Dein Gesicht… als wären diese Zettel das Siegel des Bösen oder sowas.“
 

Der Gitarrist grummelte zwar noch etwas, rang sich dann aber auch ein halbherziges Lächeln ab. „Hauptsache, ich bekomme den Wagen problemlos wieder.“ Er boxte seinem Fahrer leicht auf den Oberarm. „Nicht, dass ich noch länger auf deine Gnade angewiesen bin.“
 

„Soso. Und sowas Undankbares hab ich für heute Abend zum Essen eingeladen.“ Kai schüttelte scheinbar betrübt den Kopf. „Wenn du nicht artig bist, gibt es keinen Nachtisch!“
 

Das wollte Aoi dann doch nicht riskieren, also hielt er für den Rest der Fahrt den Mund, ein neutrales Lächeln auf den Lippen und die Hände artig im Schoß gefaltet.
 

Später am Abend dankte Aoi allen Göttern für die Fügung, die aus ihrem Drummer einen dermaßen begnadeten Koch gemacht hatte. Er ertappte sich sogar bei dem Gedanken, allein wegen des Essens dem Dunkelhaarigen nicht völlig abgeneigt zu sein, sollte dieser wirklich noch auf die Idee kommen wollen, über ihn herzufallen. Nicht, dass Aoi unbedingt schwul wäre, aber um an der Quelle für solche Nahrung zu sitzen, könnte man Opfer bringen.
 

Trotzdem wand der Schwarzhaarige sich unruhig auf seinem Stuhl, als er Kais Blick unverwandt auf sich ruhen spürte. Und als der Drummer dann noch nach dem Nachtisch Kaffee auftischte und Worte wie ‚Stunde der Wahrheit‘ an das noch im Fressrausch ruhende Hirn des Gitarristen drangen, fuhr er erschrocken auf.
 

Kai verdrehte genervt die Augen ob Aois Schreckhaftigkeit. Er sah dem Gitarristen fest in die Augen. „Aoi, falls du ein Problem mit Drogen oder ähnlichem hast, solltest du es mir sagen. Als Bandleader habe ich der Band gegenüber schließlich eine gewisse Verantwortung.“
 

Aois intelligenter Kommentar hierzu bestand aus einem ungläubigen Krächzlaut und vehementem Kopfschütteln.
 

Kai nickte, sah aber noch immer nicht vollständig überzeugt aus. „Ich lasse das mal als Nein gelten.“ Er rührte ein wenig Zucker in seinen Kaffee, ehe er Aoi wieder in die Augen sah. „Aber gnade Dir Gott oder wer auch immer, wenn ich auf anderem Wege mitbekomme, dass dem doch so sein sollte. Sowas könnte uns unseren Vertrag bei der Company kosten, Aoi.“
 

Aoi sog zischend die Luft ein, ehe er seine Kaffetasse mit einem Klirren schon beinahe auf den Tisch donnerte. „Jetzt wirft man MIR ein Drogenproblem vor? Hast du sie noch alle?“ Er bemühte sich, ruhig zu atmen und nicht zu laut zu werden. Trotzdem schmerzte ihn Kais Verdacht. „Warum ist es denn plötzlich meine Schuld, wenn du plötzlich unter dem Stress durchdrehst?“
 

Kai sah den Schwarzhaarigen verdutzt an. Und begann dann zu dessen Erstaunen leise zu lachen. Aoi verschränkte die Arme vor der Brust und starrte den Drummer über den Tisch hinweg herausfordernd an. Kai gluckste noch ein wenig vor sich hin, ehe er sich endlich zu einer Erklärung herabließ.
 

„Das mit den Drogen war auch eher so ein Schuss ins Blaue. Aber das ‚komische Benehmen‘, Aoi. Ist dir das wirklich nur bei mir aufgefallen?
 

Der Angesprochene schnaubte, dachte aber kurz über die Worte des Drummers nach. „Okay, halt mich für paranoid… aber irgendwie kam es mir heute so vor, als hätte Ruki mich böse angesehen.“ Er knabberte an seiner Unterlippe. „Reita benimmt sich eigentlich wie immer. Uruha scheint sich immer mehr vor mir zurück zu ziehen …“ Aoi stockte kurz, was Kai mit einem fragenden Blick bemerkte. Diesem begegnete Aoi jedoch herausfordernd: „Aber du hast dich in den letzten Tagen mit Abstand am merkwürdigsten benommen. Jagst mich raus in den Regen“, Aoi grinste kurz, als Kai abwehrend auffahren wollte, ließ den Drummer aber nicht zu Wort kommen, „und hast mindestens zwei oder dreimal ein Getränk zerdeppert, das Ruki mitgebracht hatte.“
 

„Siehst du, damit kommen wir der Sache schon näher.“ Kais Grinsen wirkte etwas zufriedener und irgendwie drängte sich Aoi der Vergleich mit der Grinsekatze aus Alice im Wunderland auf. Zumal der Drummer nun auch noch die Arme vor sich auf dem Tisch verschränkte und sich darauf lehnte.
 

Aoi schüttelte hilflos den Kopf und bedeutete Kai forzufahren, da er sich keinen Reim auf dessen Worte machen konnte.
 

Kai seufzte. „Jetzt überleg doch mal.“ Er sprach langsam und deutlich, als wolle er einem Kind etwas begreiflich machen. Aber bevor Aoi dahingehend einen Kommentar machen konnte, fuhr der Drummer auch schon fort. „Was hast du denn in letzter Zeit allein gemacht, im Hinblick auf die Band?“
 

Aoi sah ihn verwirrt an.
 

„Nehmen wir mal an, rein hypothetisch natürlich, du hättest irgendetwas getan, was den Rest deiner Band verstimmen könnte…? Klingelt da gar nichts?“ Kai zuckte bedeutungsvoll mit den Augenbrauen.
 

Aoi saugte gedankenverloren an seiner Unterlippe, eine alte Angewohnheit noch aus der Zeit, als er sein Piercing noch getragen hatte. Worauf könnte Kai hinauswollen? „Ich habe nicht schlechter gespielt als sonst.“, überlegte er laut und brachte Kai damit erneut zum Grinsen.
 

„Es hat nichts mit deinem Gitarrenspiel oder dem Komponieren zu tun.“, half Kai nach. Und verwirrte Aoi damit noch zusätzlich. Er machte ein dermaßen hilfloses Gesicht, dass Kai beschloss, ihm weitere Tipps zu geben.
 

„Denk nach. Was könntest du in welchem Zusammenhang gesagt haben, das jemand in den falschen Hals hätte kriegen können…?“
 

Aoi stöhnte frustriert auf. „Kai, wir sind hier doch nicht in einer Quizshow. Ich weiß, dass ich manchmal viel Mist erzähle, wenn der Tag lang ist.“
 

Kai nickte abgebrüht. „Einsicht ist ja bekanntlich der erste Schritt zur Besserung.“
 

Aoi warf seinen Kaffelöffel nach dem Drummer, Kai konnte das kleine Wurfgeschoss jedoch abfangen.
 

„Hey! Ich versuche hier, dir zu helfen!“
 

„Ja klar…“
 

Kai schlug kurz mit der flachen Hand auf die Tischplatte. „Jetzt schmoll hier nicht rum, sondern DENK NACH, verdammt nochmal!“
 

Aoi zuckte zusammen und sah sich unwillkürlich nach dem schnellsten Fluchtweg um. Das Adrenalin schien allerdings auch seinem Hirn etwas auf die Sprünge zu helfen, denn als er sich schon halb erhoben hatte, um zur Tür zu sprinten, ließ er sich geschockt wieder auf den Stuhl sinken.
 

„Das Interview…?“
 

„Bingo! Der Kandidat hat 100 Punkte. Sie haben diese nagelneue Waschmaschine gewonnen!“, freute der Drummer sich sarkastisch.
 

Aoi stützte die Ellenbogen auf den Tisch und versteckte das Gesicht in den Händen. „Ich wusste, dass ihr mir das irgendwann noch die Ohren hauen würdet!“, wimmerte er gedämpft.
 

Kai lachte auf. „Wenn es das nur wäre.“
 

„Hm?“ Aoi schielte durch seine Finger zu Kai.
 

„Lass es mich so ausdrücken: An deiner Stelle wäre ich in nächster Zeit Ruki und Uruha gegenüber etwas vorsichtig. Vorsichtig im Sinne von, nicht allein mit ihnen in einem Raum.“
 

„So schlimm?“ Aoi ließ die Hände sinken und runzelte verwirrt die Stirn. „Uruha… das kann ich noch verstehen. Im Nachhinein fiel mir ja auch auf, dass ein paar Sätze ziemlich falsch rüberkamen.“ Aoi ließ den Kopf auf den Tisch sinken und schlug ein paar Mal leicht mit der Stirn auf die Tischplatte. Kai trat schnell zu ihm und strich ihm beruhigend über die Haare (und drückte seinen Kopf dabei leicht nach unten, um jegliche Selbstverletzung zu unterbinden). Aoi kämpfte nicht gegen die Hand des Drummers an, sondern ließ den Kopf nur resigniert auf der Tischplatte aufliegen. Deswegen klangen seine nächsten Worte etwas gedämpft.
 

„Du kennst mich doch… ich werde bei Interviews immer so nervös und dann labere ich irgendwelchen Mist. Wie das dann ausgelegt werden kann, merk ich auch meist erst, wenn es zu spät ist.“ Aoi stieß ein frustriertes Stöhnen aus und begann sich die Haare zu raufen.
 

Kai tätschelte ihm beruhigend den Rücken. „Dann halt bei dem Interview übermorgen am besten einfach die Klappe.“, stänkerte er.
 

Aoi warf ihm über die Schulter einen bösen Blick zu. „Und was mach ich solange mit den anderen?“
 

„Hm… das Ganze klären, so schnell du kannst. Am besten gleich nach dem Interview. Gib ihnen keine Gelegenheit, sich irgendwie zu rächen.“
 

Aoi wurde blass. „Rächen?“, krächze er. „Was meinst du damit?“
 

Kai trat einen Schritt zurück und rieb sich verlegen das Genick. „Ach weißt du, stell dir einfach vor, da sind ein schmollender Uruha, ein planungswütiger Ruki und eine Menge Alkohol….“
 

Aoi lehnte sich schaudernd zurück und sah bettelnd zu Kai auf. „Ist es nicht irgendwie deine Pflicht als Bandleader, sowas zu klären…?“
 

Das böse Grinsen, das auf Kais Gesicht erschien, ließ Aois hoffnungsvollen Gesichtsausdruck schnell schwinden. Der Drummer rieb ihm zwar mitfühlend die Schultern, blieb aber hart und meinte:
 

„Das hast du dir selbst eingebrockt. Ich hab dich die letzte Zeit abgeschirmt, aber jetzt bist du gewarnt und darfst du auf dich selbst aufpassen.“
 

„Kai? Irre ich mich, oder hast du da gerade ein echt sadistisches Grinsen ausgepackt…?“



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von:  neko-anna
2008-09-30T13:24:35+00:00 30.09.2008 15:24
sooou ~ hab dann auch mal weiter gelesen ^^
muah, Kai is so schnuffelig - und je mehr er versucht böse zu sein, desto knuffiger find ich ihn, da kannst du sagen was du willst XD
iwie is Aoi immer das Opfer, oder? - najaah, bietet sich eigentlich auch an, bei so nem bedepperten Lämmchen *knuff*
ciao ^^
Von:  Ruha_Chan
2008-09-30T09:33:45+00:00 30.09.2008 11:33
Kann Aoi denn sooo schlecht kochen, dass er für Essen mit Kai ins Bett steigt? oder wäre das gute Essen nur ein netter Bonus?
Ruki im Sauer-Modus macht mir auch Angst... und schmollende Uruhas sollte man nicht reizen!
Irgendwie tut mir Aoi leid... trotzdem Kopfnuss! Und Rache hat er verdient! Aber auf die liebe Tour! Nein, quäl ihn lieber! Er ist so niedlich, wenn er leidet (ich bin kein Sadist, ich bin kein Sadist...)!
Von:  Snaked_Lows
2008-09-29T16:22:55+00:00 29.09.2008 18:22
XDDDDDDDDDDDDDDDDDD
Das kann man sich so richtig schön bildlich vorstellen XDDDD
Absolut geil, wie immer!!!
Von:  NoUseForAName
2008-09-29T13:17:43+00:00 29.09.2008 15:17
Juhuuu, ein neues Kapitel! ^^ Da freu ich mich gaaaaanz doll. ^^

"nicht das aoi unbedingt schwul wäre..." hahahahahha, nachdem ich, dank dir, das entsprechende Interview gelesen habe: Ich konnte nicht mehr! Ich hab mich so abgerollt vor Lachen! Hat mich spontan an ein Aoi-Icon erinnert auf dem steht "will drop pants for food" XDDDDDD

Danke für das tolle Kapitel, auch wenn's wie immer viel zu kurz war, und schreib schnell weiter! ^^
Von: abgemeldet
2008-09-29T09:03:50+00:00 29.09.2008 11:03
muahahaha! kai hat ja doch eine evil seite.XD genial. aber ich glaube ich würds auch wie aoi machen. wenn es lecker futter gibt gehe ich auch kompromisse ein.-^^- und eine goldplackette für dich. auf dich ist noch verlass. du schreibst schön weiter.^^ und verhökern brauchst du die nicht. ist bloß farbe und kein echtés gold.^^
so. dann sei mal brav weiter kreativ.^^ bis bald
Von:  Rikku_
2008-09-28T21:28:19+00:00 28.09.2008 23:28
hihi
ich ess hier gerade lasagne und bekomme mit wui doch noch eas neues juhuu
schönes Kapitel sehr schön
freu mich wenn es weiter geht
Von:  julien
2008-09-28T21:17:54+00:00 28.09.2008 23:17
ach wie toll. nun wollte ich schon ins bett gehen, klickte nochmal auf animexx und ein kapitel ist da *woot*

"Er ertappte sich sogar bei dem Gedanken, allein wegen des Essens dem Dunkelhaarigen nicht völlig abgeneigt zu sein, sollte dieser wirklich noch auf die Idee kommen wollen, über ihn herzufallen. Nicht, dass Aoi unbedingt schwul wäre, aber um an der Quelle für solche Nahrung zu sitzen, könnte man Opfer bringen."
also das! Oo aoi! er prostituiert sich für essen! und das, wo doch uruha zarte gefühle für ihn hegt *rofl*

böses grinsen...awww kai<3 er ist so niedlich *ins bäckchen kneif*
aber nun weiß ja aoi, weswegen die anderen sauer auf ihn sind. jetzt kann er sich ja entsprechend gegen den angriff rüsten. und ich bin SO gespannt, was ruki geplant hat.


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