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Rachepläne

von

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Kampf der Titanen

"Reita?" kam es etwas gepresst von rechts.
 

"Hmpf?" Der Angesprochene verlangsamte seine Schritte nicht wirklich.
 

"Könntest du jetzt bitte mein Ohr wieder loslassen...?" Grinsend wandte der Bassist den Blick zu Uruha, der in einer leicht verdrehten Haltung neben ihm hereilte, um den Zug auf sein malträtiertes Hörorgan möglichst zu minimieren und ihn aus großen Augen mit einem perfekt geübten Dackelblick ansah. Und allein wegen des Dackelblickes verdrehte Reita das Ohr seines Gefangenen mit einem fiesen Grinsen noch einmal kräftig, was diesem einen unwilligen Fiepton entlockte, ehe er ihn los lies.
 

Murrend rieb der Gitarrist sich das Ohr und richtete sich auf, bevor er seinem Bandkollegen zu den Getränkeautomaten am Ende des Flurs nacheilte. "Sei nicht immer so gemein zu mir..."
 

Reita lachte auf und hielt Uruha erwartungsvoll die ausgestreckte Handfläche entgegen. Der Gitarrist seufzte, suchte in seinen Hosentaschen ein paar Münzen zusammen und ließ diese in Reitas Hand fallen.
 

Reita entlockte der altertümlichen Maschine ein paar Getränkedosen. "Ich und gemein zu dir? Das sind rein pädagogische Maßnahmen." Er warf Uruha eine der Dosen zu, die dieser auch knapp vor einer Kollision mit seinem Kiefer abfangen konnte. "Sei mir lieber dankbar."
 

"Dankbar?!" Der Gitarrist lehnte sich gegen die Wand schnaubte amüsiert. "Dafür, dass du dich mit Kai verbündest und mir in den Rücken fällst?"
 

Reita verdrehte genervt die Augen, während er zwei weitere Getränkedosen in seinen weiten Hosentaschen verschwinden ließ. Eine dritte sah er einen Moment lang überlegend an, ehe er sie auf den Gitarristen zielen wollte. Dieser nahm sie ihm allerdings vorher genervt aus der Hand.
 

"Na? Wofür sollte ich dir dankbar sein?" fragte Uruha und trat in Ermangelung einer freien Hand spielerisch nach Reitas Schienbein.
 

"Dafür, dass ich dich mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit davon abhalten werde, irgendwelchen Mist zu bauen und damit dafür zu sorgen, dass Aoi dich nicht mehr leiden kann." Reita konnte sich ein amüsiertes Schmunzeln nicht verkneifen, als Uruha kurzzeitig die Gesichtszüge entgleisten.
 

"Ichhabkeineahnungwovonduredest", stieß Uruha hervor, wobei er eine ziemlich gesunde Gesichtsfarbe entwickelte.
 

Reita klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter.

"Komm schon, ich kenne dich. Ich weiß genau, was in dir vorgeht."
 

Uruha schluckte trocken. "So. Tust du das."
 

Reita fragte sich, warum der andere plötzlich so angespannt wirkte.

"Es geht uns doch allen so. Zumindest ein bisschen", versuchte er, den Freund zu beruhigen. Welcher ihn nach dieser Aussage völlig perplex anstarrte. "Was meinst du mit 'Es geht uns allen so'...?" fragte er ein wenig misstrauisch.
 

Reita grinste amüsiert über Uruhas Begriffsstutzigkeit.

"Es kratzt allen ein wenig am Ego, dass der gute Aoi öffentlich bekannt gegeben hat, dass er uns nicht wirklich zu seinen Freunden zählt. Das geht nicht nur dir so", gab Reita zu.
 

"Oh. Achso. Klar." Uruha entspannte sich sichtlich.
 

Reita sah ihn streng an. "Trotzdem sollten wir eher versuchen, uns als Freunde zu beweisen, anstatt zu versuchen, ihn noch vollständig vergraulen, meinst du nicht auch?"
 

Uruha senkte schuldbewusst den Kopf und biss auf seiner Unterlippe herum.
 

Reita streckte die Hand aus und strubbelte dem Größeren durch die Haare. "Aber ich hätte nicht gedacht, dass es dich so sehr mitnimmt. Schließlich sollte ein so großes Ego wie deins mehr vertragen", stänkerte er. Uruha sog empört die Luft ein und schob Reita mit der Schulter schwungvoll zur Seite.
 

Unter Lachen und Scherzen entbrannte eine freundschaftliche Kabbelei auf ihrem Weg zurück zum Proberaum. Uruha wurde zwar durch die beiden Dosen in seinen Händen, von denen eine auch noch offen war, ein wenig behindert, schaffte es aber trotzdem beinahe, Reita durch taktischen Beineinsatz zu Fall zu bringen, wobei dieser einen guten Teil seines Getränkes über sein Hemd verschüttete. Woraufhin er sich kurz vor der Tür zum Proberaum mit einem Kampfschrei auf Uruha stürzte und seinen freien Arm um den Hals des Gitarristen schlang und versuchte, ihn in einen einarmigen Schwitzkasten zu nehmen. Uruha wich lachend zurück und versuchte mit einem Ellenbogen die Tür zu öffnen, um bei Kai oder Ruki Verstärkung oder zumindest Schutz zu suchen. Kaum jedoch schwang die Tür des schallisolierten Raumen auf, schreckten Reita und Uruha zurück.
 

"...ES WAGEN, MICH ALS UNPROFESSIONELL ZU BEZEICHNEN!" - "...SOLLTEST DU VIELLEICHT MAL LIEBER AN DIE BELANGE DER BAND DENKEN...!" - "...GEHT ES DOCH UM DIE BAND!" - "...WEIL DU ZU FEIGE BIST, IHM EINFACH DIE MEINUNG GEIGEN..."
 

Schnell ließ Reita Uruhas Hals los, schob sich mit dem Gitarristen in den Raum und zog die Tür hinter ihnen zu. Schließlich musste ja nicht jeder, der sich gerade zufällig auf dem Flur aufhalten sollte, diesen Streit mit anhören. Kai und Ruki waren allerdings noch zu sehr darin vertieft, sich anzuschreien, als dass sie die Rückkehr ihrer beiden Bandmitglieder bemerkt hätten. Reita stieß ein anerkennendes Pfeifen aus, woraufhin Uruha ihn sehr zweifelnd ansah.
 

"Was denn? Dass Ruki gut bei Stimme ist, wussten wir doch. Aber dass Kai dagegen anschreien kann, finde ich beeindruckend."
 

Uruha brach in schallendes Gelächter aus. Dieses reduzierte sich jedoch zu einem hilflosen Glucksen, als sowohl Kai als auch Ruki plötzlich verstummten, zu ihnen herumfuhren und versuchten, Uruha mit Blicken zu erdolchen.
 

Die plötzlich Stille, nur durch Uruhas ersticktes Glucksen unterbrochen, barg einiges an Katastrophenpotential, befürchtete Reita. Und fühlte sich bestätigt, als Ruki die Stille brach.
 

"Und was, Uruha, was finden wir so äußerst amüsant...?" schnurrte der Sänger trügerisch ruhig.
 

Und als auch Kai sich böse lächelnd mit den Worten "Ja, was nur?" in Bewegung setzte und zu ihnen herüber schlenderte, versteckte Uruha sich mit einem wimmernden Laut hinter Reita.
 

Welcher wirklich an sich halten musste, um nicht laut los zu lachen.
 

~*~
 

Irgendwie bekam Aoi den Eindruck, dass heute nicht so ganz sein Tag war. Gut, dass man seinen Wagen abgeschleppt hatte, war irgendwie seine Schuld. Er hätte ja besser darauf achten können, ob über diesem hübschen und merkwürdigerweise freien Parkplatz ein Halteverbotsschild hing. Warum er sich allerdings entschlossen hatte, zu Fuß zum Gebäude der PSC zurück zu gehen, als er nicht sofort eine Straßenbahn erwischt hatte, war ihm selbst gerade irgendwie zu hoch. Nachdem er es beinahe geschafft hatte, sich überfahren zu lassen, weil er vor sich hin geträumt hatte, dabei beim olympiareifen Rückwärtssprung beinahe die Einkäufe für Kai, leider aber wirklich seine Sonnenbrille verloren hatte und daraufhin beinahe von einer (glücklicherweise kleineren und nicht sehr ausdauernden) Horde Fangirls erlegt worden wäre, geriet er nun auch noch in einen heftigen Regenschauer.
 

Während er so durch den Regen stapfte und sich mit seiner allgemeinen Körpertemperatur auch seine Laune abkühlte, fragte er sich verzweifelt, was Kai eigentlich in letzer Zeit gegen ihn hatte, dass er ihn einer solchen Tortur aussetzte. Kai die Schuld an seinem momentanen Zustand zuzuschieben, war vielleicht unfair. Aber trotzdem tat es einem fiesen kleinen Teil seiner Seele irgendwie gut, den Drummer zum Sündenbock zu erklären. Nichts lässt einen die Zeit schneller herum kriegen und den Regen so gut ignorieren, wie sich unfaire Strafaktionen auszudenken. Die Aoi selbstverständlich nie umsetzen würde. Aber man sollte immer auf alle Eventualitäten vorbereitet sein. Dementsprechend lag ein leicht fieses abwesendes Grinsen auf seinem Gesicht, als er endlich aus dem Regen heraustrat und durch die Flure in Richtung des Gazette-Probenraumes schlenderte.
 

Währenddessen war Reita immer noch bemüht, ihren Leadgitarristen vor eventuellen Vergeltungsschlägen (Betonung hier auf Schlägen) ihres Sängers und Drummers zu schützen. Was sich als gar nicht so einfach herausstellte, da er einem Lachanfall nahe war. Und dieses krampfartige Schütteln, das er zu unterdrücken versuchte, machte ihn ein wenig unkoordiniert. Was zumindest Ruki nicht verborgen blieb. Vielleicht lag es an seiner etwas geringen Körpergröße, aber der Sänger hatte früh gelernt, Schwächen in der Abwehr seiner Gegner zu erkennen und auszunutzen.
 

Reita hatte wirklich nicht vorgehabt, die Getränkedose über seinem Kopf auszuleeren. Aber er hatte die Arme besänftigend erhoben, als ihn ein gut platzierter Stoß des Sängers vor seine Brust zurück taumeln und gegen Uruha stoßen ließ. Dass er dabei instinktiv die Arme sinken ließ, um sich zu verteidigen, war verständlich. Ebenso, dass die Dose, die er hielt, dabei als unwichtig verworfen wurde. Verworfen im Sinne von fallen gelassen. Und dass Ruki eben ein Stück kleiner war und deswegen erst einiges vom klebrigen Inhalt der Getränkedose abbekam, ehe schließlich die Dose auf seinen Kopf traf, war auch nicht Reitas Schuld. Er war der Meinung, es wäre ihm hoch anzurechnen, dass er beim Anblick des verdatterten Gesichtsausdruckes ihres Sängers weder wie Uruha anfing zu glucksen, noch wie Kai breit zu grinsen. Er war nämlich viel zu sehr damit beschäftigt, sich auf seine Atmung zu konzentrieren, damit sein Zwerchfell nicht unter dem sich anbahnenden Lachanfall platzte. Er wusste, wie sehr Ruki es hasste, wenn man ihn auslachte. Und Reita hielt sich noch ganz gut. Er war allerdings dankbar dafür, dass sich Uruhas Finger fast schmerzhaft in seine Schulter gruben, weil der Gitarrist ebenfalls damit kämpfte, nicht in lautes Gelächter auszubrechen. Und abgesehen von der latenten Mordlust, die in Rukis Blick aufflackerte, hatte sich die Situation doch ganz gut entspannt.
 

Als sich dann allerdings die Tür öffnete und ein manisch grinsender Aoi eintrat, der momentan eher Ähnlichkeit mit einer ertrunkenen Ratte hatte als mit einem der begehrtesten Junggesellen Japans, und dessen Grinsen schnell einem Ausdruck absoluten Unverständnis wich, während er versuchte, aus der Situation im Probenraum schlau zu werden, um dann einfach Kai eine Tüte in die Hand zu drücken und die äußerst intelligente Frage zu stellen: „Ruki, warst du etwa auch im Regen draußen…?“ konnte Reita nicht mehr. Er hielt viel aus, aber irgendwann brach auch der härteste Bassist zusammen. Und zwar lachend. Zu Rukis Füßen. In einer klebrigen Lache Limonade. Aber das war Reita egal. Er war zu sehr damit beschäftigt, vor Lachen das Atmen nicht zu vergessen.

Während Aoi und Uruha seinen Niedergang mit sehr zweifelnden Blicken verfolgt hatten, erbarmte sich Kai und hielt den kleinen Sänger davon ab, dem sich am Boden wälzenden Bassisten in die Rippen zu treten.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  julien
2008-09-07T21:59:59+00:00 07.09.2008 23:59
oh gott die geschichte ist so toll.
erstmal schreibst du saugeil und von der idee her ist es auch total interessant und bleibt auch spannend, weil man eben nicht weiß, wie es weitergeht.
dazu die ganzen lustigen stellen, wo man echt loslachen muss...einfach genial^^
freu mich schon auf weitere kapitel und was sonst noch so passiert
Von:  novembermond
2008-09-07T09:09:23+00:00 07.09.2008 11:09
<3
Von:  Snaked_Lows
2008-09-06T21:37:14+00:00 06.09.2008 23:37
Also wenn Uru nichts von Aoi will, dann fress ich einen Besen XDD
Das neue Kapitel war wieder super geil XDDDDDDDDDDDDDD
Von:  Terra-gamy
2008-09-06T17:34:11+00:00 06.09.2008 19:34
Nun weiß ich immer noch nicht, was Rukis Plan ist^^, aber wie es scheint hat Uruha seine Rache gedanken eingestellt^^.


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