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Vicos Kada - Kon

die Geschichte der Königin~~~
von

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Heute

Meine Liebe, mein Kind. Zu Fleisch gewordene Versuchung. Solange habe ich gebraucht um zu tragen was schwerer wird und dennoch meine größte Last von mir nimmt. Eine Beziehung in menschlicher Form. Meine Tränen, dein Blut. Meine Trauer, dein Lächeln. Das größte Geschenk von allen. Nach so vielen Jahren. Meine Liebe, mein Kind.
 

Ich nehme die Kerze von dem Tisch und setzte mich auf das große, weiche Bett. Dafür dass du gegangen bist, habe ich schnell gemerkt was mir geblieben ist. Ob es mehr wehtut? Vielleicht.

Meine Mutter hätte wohl von einer Strafe gesprochen. Brut der Hölle oder sonst eine Bezeichnung die meinen Empfindungen nicht ferner liegen könnte.

Weißt du was für Folgen dein Verschwinden mit sich zieht? Was für Folgen jeder Schritt deines viel zu kurzen Lebens mit sich gezogen hat? Ich denke du konntest nur ahnen. Ich löse die Spange des ewigen Feuers und lege sie auf meinen Nachttisch. Meine langen Haare gleiten wie pure Seide über meine Wangen, so hast du es immer bezeichnet.
 

Es ist ein warmer Abend. Ein sehr schöner, ruhiger noch dazu. Und wieder kann ich weniger genießen als mir lieb ist. Findest du es handelt sich um einen fairen Tausch? Zwei Herzen gegen eines?

Du hast nie viel von den Gefühlen einer Frau verstanden.

Dein erster Schritt in mein Leben war der schwerste und stärkste Fußabdruck in dem Fundament meines Lebens. Mutter hatte dich als Fluch bezeichnet. Vater als Geschenk.

Ich muss beiden zustimmen. Ja, jetzt muss ich das. Hätte ich es am ersten Tag bemerkt, hätte ich es verhindern können? Hätte ich es verhindern wollen?

Mein Mund verzieht sich. Sieht es einem Lächeln noch so ähnlich, das Lächeln das du dir erhofft hattest, ist wohl doch verloren gegangen. Ähnlichkeiten und aufgesetzte Manier. Ich vermisse das echte Gefühl eines Lächelns nicht. Es würde sich nur falsch anfühlen.
 

Ich lehne mich zurück. Der Tag war ermüdend gewesen. Meine Glieder tun mir weh. Wie immer. Es sollte verboten werden der Königsfamilie solch Trachten aufzubürden, unter denen ein Mensch normalerweise zusammenbrechen würde. Zu schwerer Stoff. Aber das alles war noch nie etwas gewesen das mir so sehr zugesagt hat. Die Seide unter meinen Fingern ist angenehm, aber ebenfalls überflüssig. Was bringt das schönste Bett, die feinste Seide wenn die Wärme fehlt.

Die Zuneigung die man sich in einem Bett ersehnen sollte.

Bin ich eitel und wählerisch, weil ich gerade versuche um den allgemeinen Luxus herum zu schleichen? Wahrscheinlich. Weniger Arbeit würde es wohl machen alles einfach zu akzeptieren. Man kann aber wirklich nicht sagen, dass ich diesbezüglich nicht mein Bestes gebe.
 

„Kon?“, es klopft an der Tür. Das er jedesmal klopft ist erstaunlich und doch eine seiner viel zu vielen guten Seiten. Es ist auch sein Gemach. Doch wie immer scheint alle mir allein zu gehören. Er ist kein Besucher am Hof. Firem hat auch immer geklopft. Er hat zwar nie auf Antwort gewartet und das Klopfen an sich hat er auch erst nach vielen predigen akzeptiert, aber letzten Endes hat er geklopft.

„Komm herein.“ Meine Stimme hört sich wieder so weit entfernt an. Als wäre es nicht meine. Die Tür öffnet sich zögernd und das Gesicht der Gnade lugt hinter ihr hervor. Nein es lugt nicht. Natürlich nicht. Es präsentiert sich. Das Gesicht eines Königs. Stets strahlend und präsent. Sucht man eine Falte der Verwunderung oder Unstimmigkeit, kann man dies wohl vergebens.

Ich bleibe liegen und drehe lediglich meinen Kopf in seine Richtung. Er Lächelt. Wie immer. Von meinen Zofen wird er als Geschenk bezeichnet, das Beste was mir passieren konnte.

Ich wüsste so einiges was ich lieber hätte passieren lassen. Aber dennoch muss ich ihnen wohl recht geben. Er ist gut zu mir, besser als es wohl sonst jemand wäre.

„Du siehst müde aus.“ Seine wachsamen, besorgten Augen mustern mein Gesicht.

„Ich kann in letzter Zeit nicht schlafen“, gestehe ich, „ich träume von Dingen die ich nicht sehen möchte, die mich oftmals wecken.“

Noch immer steht die Sorge in seinen großen Augen. Ich stehe auf und gehe ein paar schritte auf ihn zu bis ich ihm meine Hand auf die Wange legen kann.

„Stets so in Sorge, mein König. Solltest du doch am wenigsten über mich besorgt sein. Dich mit mir leiden zu sehen“, ich schüttel den Kopf, „ich steh allein mit meinen Leid und es tut mir weh, dass ich dir nicht die Freude schenken kann die du verdienst. Ich bin egoistisch, nicht? Unglaublich egoistisch.“ Ich wende meinen Blick von ihm und suche die Dunkelheit der Nacht durch die Fenster.

„Ich werde ausgehen. Nicht lange. Ein kleiner Spaziergang. Aber tu mir einen Gefallen und warte nicht auf mich, warte nicht jede Nacht bis ich mich ins Bett begeben kann. Denn du wartest vergebens lange. Du brauchst den Schlaf den ich nicht kriege.“

Er sagt nichts dagegen sondern nickt nur. Er wird warten. Ich unterdrücke einen Seufzer und ziehe mir meinen Mantel über die Schultern, dann verlasse ich den Raum. Sofort springt ein Mädchen auf das sich bis vor einer Sekunde um die Pflanzen gekümmert hat. „Nein, ich möchte allein sein, bitte mach ruhig weiter.“ Ich nicke ihr zu und sie bleibt wie erstarrt stehen. Sollte ich doch noch etwas wollen würde sie auf der Stelle loslaufen. Ich wende meinen Blick von ihr ab um Tränen zu vermeiden. Mein Weg führt mich zu meinen geliebten Rosengarten. Zu den weißen Pavillon mit den kaputten Bankbrett. Ich habe verboten dass es jemand repariert.

Niemand wird Hand an dieses Brett legen. Ich lasse mich auf der heilen Seite der Bank nieder und blicke auf den Anglitz des Mondes der sich auf der Wasseroberfläche des kleinen Teiches spiegelt.
 

Dann schließe ich meine Augen. Nun, da ich die Einsamkeit wieder spüren kann, ist es unmöglich meine Tränen zurück zu halten. Ich gebe mich dem Gefühl der Leere hin das mir geblieben ist und dem Gefühl von etwas Neuem das in mir ist. Eine frische Briese weht mich ins Genick und ich fröstel. Mit einer kurzen Handbewegung erstrahlt eine kleine Flamme auf meiner Handfläche und versorgt mich binnen eines Augenblicks mit Wärme.

Das ich friere ist selten geworden. Mein Körper scheint die Wärme und Hitze nur so auszustrahlen. Dennoch, in solchen Augenblicken scheint das Gefühl der Kälte so vertraut, dass mein Körper es einfach produzieren muss.

Die Flamme verschwimmt vor meinem Gesicht. Ich schließe erneut die Augen um den Tränenfluss zu besänftigen. Ich will ihn nicht stoppen. Er ist mir wichtig geworden. Ein Zeichen das etwas richtig ist.
 

In den letzten Nächten habe ich mich an Vieles erinnert. An Brocken meiner Vergangenheit, die ich bereits vollkommen vergessen glaubte. Heute wollte ich mich an den ersten Tag heran trauen. An die Folgenden und an die Letzten. Monate waren ins Land gezogen und noch jetzt hatte ich das Gefühl dem Ganzen nicht gewachsen zu sein. Aber bald würde es zu spät sein. Ich musste den ersten Schlussstrich ziehen, bevor es zu spät war. Und mir blieb nicht mehr viel Zeit. Ich taste mich vorsichtig an den ersten Tag heran. Nicht den Tag an dem ich Firem kennenlernte. Nicht offiziell. Sondern den Tag zuvor. Und dann überkommt es mich. Mit einem ruhigen, stillen Wind und einem Schwall warmer Tränen brechen Erinnerungen, Geräusche, Gerüche über mich hinein als hätte es keine 17 Jahre zwischen ihnen und mir gegeben.
 

Die Geschichte von Kon, der zukünftigen Königin und Firem ihren Leibwächter. Aus den Erinnerungen Kons.



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