Wir hatten eine schöne Zeit
So, hier ist mal wieder ein neues Werk von mir, mal nicht zu YGO.
Der Songtext ist, wie bei mir so oft, von den Wise Guys, also nicht meins, genauso wie die Charas dieser Geschichte, abgesehen von den Nebencharakteren, die ab dem ersten Kapitel auftauchen.
Aber nun Genug der Vorrede. Ich wünsch euch viel Spaß mit dem...
Prolog
Erst sieben Uhr früh. Wie lange hatte er geschlafen? Drei Stunden? Wohl weniger. Sie hatten noch bis tief in die Nacht hinein gefeiert. Vor allem Drittklässler hatten dazu allen Grund. Sie hatten die Mittelschule beendet und alle hatten einen Platz an anerkannten Oberschulen gefunden. Alle würden in Tokyo bleiben, nur er nicht. Ihn zog es nach Hokkaido, dort gab es eine gute Schule, mit einem starken Tennisteam, dem er beizutreten gedachte. Gut, solche Schulen gab es auch in Tokyo, aber sein Arzt hatte ihm empfohlen, in eine ländlichere Region zu gehen und dem Großstadtstress für eine Weile zu entkommen. Zwar hieß es, sein Arm sei soweit geheilt, doch sollte er vor allem nach den anstrengenden Nationals seine Schulter nicht unnötig belasten. Auch wenn man nichts mehr sah, sollte er es nicht übertreiben mit dem Sport, immerhin war es erst ein halbes Jahr her, dass Atobe seine Schulter so ramponiert hatte.
Also saß Tezuka Kunimitsus jetzt auf seinem großen Koffer, der fast seinen ganzen Kleiderschrank beinhaltete, am Bahnhof und wartete auf den Zug, der ihn in den Norden bringen sollte. Von seinen Eltern hatte er sich bereits verabschiedet, er wollte nicht, dass sie ihn zum Bahnhof begleiteten, sonst wäre ihm jetzt noch schwerer ums Herz.
Seine Teamkameraden hatten zwar beschlossen, ihn zum Bahnhof zu begleiten, doch hatte er ihnen die Zeit des späteren Zuges gegeben. Er hasste Abschiede. Besonders von den Menschen, mit denen er im letzten Jahr seinen Traum erfüllt hatte, den er sich vor drei Jahren gesteckt hatte. Solange man sich nicht richtig verabschiedete, würden sie immer irgendwie zusammenbleiben. Wer keinen Abschied nimmt, der ist niemals wirklich fort.
Zwar hatte Tezuka es nie gezeigt, aber diese Jugendlichen bedeuteten ihm sehr viel. Nicht nur wegen den gewonnenen Nationals, nein, das waren seine wirklichen Freunde, auch wenn keiner von ihnen es wusste.
Gut, Fuji wusste es sicher und Ooishi vielleicht auch. Aber die anderen wahrscheinlich nicht. Doch das war auch nicht wichtig. Es war wichtig, dass es ihm bewusst war.
Pünktlich, um 6:12 Uhr, kam der Zug und Tezuka stieg ein, suchte sich einen Sitzplatz. Als er seinen schweren Koffer verstaut hatte, setzte er sich ans Fenster und blickte gedankenverloren aus diesem. Noch waren wenige Leute im Zug. Irgendwie fühlte er sich schon bedrückt wegen des Abschieds von seiner Heimat.
Am Hauptbahnhof geht alles wie immer seinen Gang
Die Gleisansagen dröhnen in vertraut verzerrtem Klang
Auf vollen Koffern sitz ich allein am Zeitungsstand
Mit einer trocknen Kehle das Ticket in der Hand
Ich wollte lieber ohne euch allein zum Bahnhof gehen
Und einfach in den Zug rein, ohne mich groß umzudreh’n
Seine Gedanken schweiften zurück. An den Beginn seiner Mittelschulzeit. An den Beginn seiner Tenniskarriere. Es ging nicht gut los. Er wollte nicht auffallen, also spielte er mit rechts, doch die älteren Mitschüler hielten ihn deshalb für arrogant und hatten ihm den Ellenbogen verletzt. Okay, er konnte trotzdem spielen, doch in der zweiten Klasse wurde es schlimmer und um diese Verletzung heilen zu lassen, hatte er lange nur in den Ranking Matches gespielt und seine besten Schläge nicht eingesetzt.
Dann kam das entscheidende dritte Schuljahr, die Vorbereitungen für die Nationals, die letzte Chance, seinen Traum vom Sieg zu erfüllen. Sie bekamen ein weiteres Genie ins Team: Echizen Ryouma. Er fühlte sich ihm verbunden. Sah, wie ähnlich sie sich waren. Beide waren schon in der ersten Klasse Ausnahmespieler, nur hatte Echizen es nicht verschleiert, dass er eigentlich Linkshänder war. Er hatte seine linke Hand stets eingesetzt, nachdem es nach dem ersten Match gegen Momoshiro bekannt wurde. Und auch er als Captain hätte es nicht zugelassen, dass irgendwer den Neuen dafür bestrafte, dass er Linkshänder war.
Echizen war gut. Er hatte ihn mehrfach herausgefordert und gemerkt, wie schnell der Erstklässler Fortschritte machte.
Nach dem Match gegen Atobe im Kantou Turnier dann war er wegen seiner Schulter nach Deutschland gegangen. Diese Zeit hatte ihn und sein Team weitergebracht. Auch wenn er die Jungs nicht aktiv voranbringen konnte, war er mit Recht sehr stolz darauf, dass sie auch ohne ihren Captain gewinnen konnten. Umso bitterer war es nun, sie alle zurücklassen zu müssen, aber nach den Nationals hatte er entschieden: Er wollte so lange Tennis spielen, wie es ging. Vielleicht nicht hauptberuflich, aber als Hobby auf jeden Fall. Und auch in der Oberstufe wollte er wieder soweit wie möglich kommen. Er hoffte, dass das Tennisteam seiner neuen Schule wirklich gut war. Bislang hatte man noch nicht viel von ihnen gehört, aber das hatte nichts zu sagen, wenn er an Fudoumine dachte. Von denen hatte man ja auch noch nichts gehört, bis zu diesem Jahr.
Ja, das vergangene Jahr war sehr schön gewesen. Die beste Zeit seines bisherigen Lebens.
Das war vielleicht die beste Zeit
Die Zeit meines Lebens
Doch jetzt ist es für mich so weit
Wir hatten eine gute Zeit
Und wer konnte es schon wissen: Vielleicht würde er seinen alten Teamkameraden irgendwann einmal in einem Match gegenüberstehen. Das wäre etwas, worüber sich Tezuka sehr freuen würde. Trotz der Trennung zu sehen, wie sich seine Freunde verbessern würden. Vor allem hoffte er, in drei Jahren Echizen wieder zu sehen. Und vielleicht schon nächstes oder spätestens übernächstes Jahr Fuji, Ooishi, Kikumaru und Inui. Er hoffte, sie alle würden die Mittelschulzeit nie vergessen.
Vielleicht würden sie sich auch irgendwann alle wieder treffen und Kräfte messen. Das wäre ein Wunsch, den er jetzt schon hegte, dem er aber noch ein paar Jahre gab. Noch kannte er die Stärken und Schwächen seines Teams zu gut. Wer konnte schon wissen, wie die anderen in den nächsten Jahren ihre Stärken ausbauten und ihre Schwächen bekämpften?
Vielleicht war es doch falsch gewesen, einfach so zu gehen.
Der Zug ließ gerade die letzen Häuser Tokyos hinter sich und nun überkam Tezuka der Wunsch, seine Freunde doch noch einmal zu sehen und ihnen vielleicht zu sagen, wie viel ihm das letzte Jahr bedeutet hatte. Doch nun war es zu spät dafür. Ja er vermisste die anderen jetzt schon. Und einen von ihnen besonders. Er hätte nicht gedacht, dass sie sich so trennen würden, aber er konnte ihn ja verstehen. Ihm bedeutete seine Familie einfach zu viel, als dass er sie einfach so verlassen könnte. Und wer wusste es, vielleicht hätte ihre Beziehung den Schulwechsel nicht überlebt? Sie waren beide sehr schweigsam. Er hatte Fuji als einzigem seine neue Adresse mitgeteilt, aber sie hatten sich einvernehmlich dazu entschieden, ihre Beziehung an dem Punkt zu beenden und keine Fernbeziehung zu führen. Auch wenn es schmerzte… Er hatte den Kleineren wirklich geliebt. Auch wenn sie nicht allzu viel Zeit allein verbracht hatten, ihre Beziehung lange rein platonisch verlaufen war, und sie nur einmal miteinander geschlafen hatten, nachdem feststand, dass Tezuka gehen würde… Das Genie war nun einmal seine erste große Liebe.
Nun konnte er nur hoffen, dass er diese Trennung schnell überwand, und dass man ihn auf Hokkaido freundlich empfing. Und vielleicht würde er ja eine neue Liebe finden, aber das ließ er erst einmal offen. Wichtiger war es, in der Schule Erfolg zu haben und im Tennis voranzukommen. Und er konnte ja nicht wissen, wie das neue Team werden würde. Ganz unbekannt waren die Seigaku-Regulars ja nach dem Gewinn der Nationals nicht mehr. Und er als Captain erst recht nicht. Die Chancen für ihn, akzeptiert zu werden, standen also denkbar gut. Er wollte einfach an sein Glück glauben.
Eines Tages komm ich wieder, wenn der liebe Gott mich lässt
Ich hoffe, dass auch ihr unsre Zeit hier nie vergesst
Vielleicht ist es ein Fehler, mich so still davonzustehlen
Denn ihr fangt ja schon jetzt an, mir so extrem zu fehlen
Manchem schweren Abschied folgt ein herzlicher Empfang
Am Hauptbahnhof geht alles wie immer seinen Gang
Wieder dachte er zurück. Er würde wohl noch lange und viel an Seigaku zurückdenken und sich fragen, wie es den anderen ergangen war. Und er freute sich schon auf die Wettbewerbe, die ihn erwarteten und darauf, gegen den ein oder anderen ehemaligen Seigaku-Spieler zu spielen.
Das war vielleicht die beste Zeit
Die Zeit meines Lebens
Doch jetzt ist es für mich so weit
Wir hatten eine gute Zeit
Guter Hoffnung, und im Glauben an seine ehemaligen Kameraden, richtete er seinen Blick auf die Zukunft. Auch wenn er sie lange nicht sehen würde, sie würden Freunde bleiben, immer Interesse am Geschick der anderen haben, egal wie weit sie getrennt waren, sie waren die Seigaku-Regulars, ein Team, eine Einheit, auch wenn sie nun für verschiedene Teams spielten. Das Team war Realität gewesen und hatte die neun Jungs eng zusammengeschweißt, sodass niemand in der Lage war, dieses Band zu kappen.
Das war vielleicht die beste Zeit
Die Zeit unsres Lebens
Doch jetzt ist es für mich so weit
Wir hatten eine gute Zeit
TBC...