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Aspirer à Liberté

von

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Kapitel 3:
 

Bleib bei uns... Verlass uns nicht... Lebe!

Mit einem Mal saß Kiako senkrecht in ihrem Bett. Um sie herum herrschte Stille. Nur leise Atemgeräusche waren zu vernehmen, welche ab und zu von einem zarten Seufzer oder einem etwas lauteren Schnarcher übertönt wurden. Es war nur ein Traum, dachte sich das Mädchen, während sie sich selbst versicherte, dass sie nicht mehr schlief. Die Bilder die vor ihrem geistigen Auge erschienen waren, ließen sie jetzt immer noch schaudern. Neben sich vernahm Kiako ein genüssliches Schmatzen von Sunny, die gerade versuchte ihr Kissen zu essen. Gigi jedoch hatte die Augen geöffnet und musterte ihre Freundin, die wie sie richtig dachte, einen schrecklichen Albtraum gehabt haben muss. "Es ist alles ok" nahm das noch etwas zerstreut wirkende Mädchen ihrer Freundin die Frage ab. Durch ein zärtliches Lächeln unterstrich sie dies auch noch deutlich, was Gigi ein wenig beruhigte. "Wenn du darüber reden willst, weck mich." - "Ja, mache ich. Schlaf noch ein wenig." Mit einem Nicken drehte sich Gigi zur Seite und zog sich die Decke über den Kopf. Die Schlafgewohnheiten ihrer Freundinnen überraschten Kiako immer wieder aufs Neue und zauberten ihr ein weiteres, ehrliches, Lächeln. Langsam fuhr sie sich durch ihr Haar, versuchte dadurch ihre Frisur und Gedanken zu ordnen. Sie wusste nicht, wie spät es war, so wie sie sich fühlte wohl noch früh am Morgen.

Das Mädchen stieß unabsichtlich ein paar der Flaschen um, die ihr im Weg standen, als sie sich ihren Weg aus dem Schlafzimmer bahnte. Erst jetzt wurde ihr bewusst, wie viele Flaschen Alkohol sie zu dritt vernichtet hatten. Es mussten um die 10 Liter gewesen sein, was sie durch den verschwommenen Blick auf die Flaschen natürlich falsch einschätzte. Nach ihren Kopfschmerzen mussten es jedoch 20 Liter gewesen sein. Diesmal hatten sie es wirklich übertrieben! Nächstes Mal würde sie nicht mehr Gigi und Sunny einkaufen lassen... Sunny vielleicht schon, aber Gigi musste man durch irgendwas von der hochprozentigen Abteilung fern halten.

"Au..." gab sie von sich, als sie in der Dunkelheit gegen die Tür gelaufen war. Hinter sich vernahm sie ein rascheln. Hatte sie durch den stumpfen Knall etwa ihre Freundinnen geweckt? Nein, Sunny schien nur die andere Seite ihres Kissen zu kosten, Kiako aus der Entfernung erkennen konnte. Vorsichtig öffnete sie nun die Tür und schloss sie anschließend hinter sich wieder. Ein leises Seufzen ging von ihr aus und hallte kurz in der Wohnung wieder. Auch wenn sie Besuch hatte, herrschte Stille. Dies war nicht ungewöhnlich für eine solch unsittliche Uhrzeit, doch war es immer diese totenhafte und erschreckende Stille die Kiakos zu Hause heim suchte. Das Mädchen fand sich im Bad wieder, nachdem sie sich durch das verwüstete Wohnzimmer geschleppt hatte. Mit halbgeöffneten Augen betrachtete sie sich im Spiegel. Ihre Hände stützte sie auf dem Waschbecken auf und versuchte sich dadurch besser auf den Beinen halten zu können. Augenringe zierten ihr Gesicht und ein roter Abdruck auf ihrer Wange, der auf eine Ohrfeige oder eine Nacht auf einer Flasche schlussfolgern ließ. "Was ist bloß aus dir geworden..." fragte sie sich selbst, als sie versuchte, ihr Gesicht irgendwie zu formen, in dem sie Grimassen schnitt.

Bleib hier... hallte es durch das Badezimmer. Hastig sah Kiako sich um. Da war doch gar niemand! Es war wohl nur die Erinnerung an den Albtraum. Die schrecklichen Bilder von diesem Massaker würden sie wohl noch längere Zeit verfolgen. Wieder blickte sie in den Spiegel. Nun, wo sie doch etwas wacher war, fiel ihr auf, dass sie immer noch die Kette ihrer Mutter trug. Warum sie ihr wohl soviel bedeutet hatte? Behutsam hob sie den Anhänger etwas an um ihn genauer zu betrachten. Hatte sie darum gerade ein leichtes Glitzern gesehen? Ja, schon wieder glitzerte etwas auf. Kiako schüttelte leicht den Kopf. Sie schlief wohl noch halb. Schnell drehte sie den Wasserhahn auf und schmiss sich eine handvoll Wasser ins Gesicht. Oh ja, jetzt war sie wach! Von ihrem Kinn perlte langsam ein Wassertropfen, der genau auf die Kette ihrer Mutter fiel. Für einen Moment erhellte der ganze Raum. Geschockt ging das Mädchen einen Schritt zurück und begutachtete erneut die Kette. "Was war das gerade?" fragte sie den Anhänger, während erneut ein Wassertropfen auf diesen herunter fiel. Diesmal war das Leuchten so hell, dass Kiako völlig geblendet wurde und für einen Moment den Halt zu verlieren schien.

Ein grauenhafter Schmerz durchfuhr Kiako. Es fühlte sich so an, als hätte man ihr den Arm abgeschnitten und ihr sämtliche Knochen gebrochen und doch lebte sie noch. Selbst ihre Augenlider schmerzten so sehr, dass sie sie nicht öffnen konnte. Sie vernahm Stimmen um sich herum, doch sie kannte weder diese noch die Sprache die sie sprachen. Wie konnte das sein, dabei war sie doch vor einem Moment noch in ihrem Badezimmer gewesen...

Wenige Momente später wurde sie irgendwohin gezogen. Erst jetzt bemerkte sie, dass ihre Kleidung nass zu sein schien. Ja, das musste es sein, schließlich hatte sie den Wasserhahn gar nicht zu gedreht... Als sie nicht mehr gezogen wurde, hob jemand sie etwas an und rüttelte an ihr, wodurch sie aufschreien musste. Was fiel denen nur ein?! Durch den Schrei wurde sie blitzartig wieder losgelassen, was sie auf den harten Boden fallen ließ. Nun versuchte sie die Augen einen Spalt zu öffnen. Sie war... im Freien, auf einer Wiese, in Mitten einer Menschen Masse. Wenn sie nicht immer noch diese Schmerzen verspürt hätte, wäre sie nun aufgestanden und hätte sich genauer umgesehen. "W-wo bin ich...? Wer seid ihr?" stotterte sie unter den Qualen die sie litt. Die Leute um sie herum fingen an zu tuscheln, sahen ziemlich verwirrt aus. Jemand sprach sie an, doch sie verstand kein Wort. Das einzige was ihr klar war, war dass sie anscheinend mit jemandem verwechselt wurde, denn immer wieder sprachen sie von einer Sila und blickten Kiako dabei an. "Ich bin... Kiako..." das schienen sie nun verstanden zu haben, denn wieder tuschelten sie und sahen noch verwirrter aus. Endlich nahm jemand Kiako hoch. Es war ein junger Mann in stattlicher Kleidung, auch wenn das Mädchen so eine noch nie gesehen hatte. Er zog alle Blicke auf sich und mit einem Mal verstummten die Leute. Dem Mann wurde Platz gemacht, als er sich in Bewegung setzte. Sein Blick war einige Male auf Kiako gerichtet, doch da hatte sie bereits ihre Augen wieder geschlossen. Er murmelte noch etwas, was sie jedoch nicht einmal verstanden hätte, wenn sie seine Sprache sprechen würde.

Ein wunderschöner Gesang drang in Kiakos Ohr. Es musste ein Engel sein, der sein Lied erklingen ließ, denn dem Mädchen wurde sie warm ums Herz. Ihre Schmerzen vergaß sie völlig. Sie musste im Himmel sein... Dann unterbrach der Gesang schlagartig. Ein Mann begann jemanden anzuschreien, dann vernahm Kiako ein Schluchzen. Völlig schmerzfrei öffnete sie ihre Augen und setzte sich ein wenig auf. Die Personen im Raum wandten ihre Blick auf sie. Es waren ein Mädchen etwa in Kiakos Alter und der junge Mann, der sie getragen hatte. Er sprach sie an, doch seine Worte prallten irgendwie an ihr ab. Dieses Mädchen, dachte sie sich, hat sie da gerade so gesungen? "Hast du gesungen?" fragte Kiako nun einfach, auch wenn das Mädchen sie sowieso nicht verstehen würde. Doch sie nickte, blickte jedoch ziemlich ängstlich drein. "D-du verstehst mich?" entglitt es Kiako nun schlagartig, was das Mädchen zusammen zucken ließ, doch wieder nickte sie. Der Mann blickte zwischen den Beiden hin und her, fuhr das Mädchen erneut an. Sie begann zu weinen und fiel Kiako um den Hals. Doch anstatt etwas zu sagen, dass Kiako auch verstand, redete sie wieder in ihrer eigenen Sprache. "I-ich spreche eure Sprache nicht..." nuschelte sie, streichelte dem Mädchen in ihren Armen vorsichtig über den Rücken." Doch tust du! das ist doch nur unsere Sprache, wir haben sie uns ausgedacht, das weißt du doch!" stammelte das Mädchen mit leichtem Akzent. Wovon sprach sie da nur? Was auch immer es war, Kiako schüttelte den Kopf. "Nein, tut mir Leid... Ich weiß weder wo ich hier bin, noch wer du bist..." sprach sie leise, blickte kurz zu dem Mann. Seine Kleidung war blutverschmiert, wieso wohl? "Oder wer er ist..." Nun löste sich das Mädchen aus ihren Armen, sah sie besorgt an, doch ihre Tränen stoppten. Schlagartig blickte sie zu dem Mann, sagte etwas, lächelte dabei. Er sah ziemlich erleichtert aus, lächelte kurz und verließ dann den Raum. Dann blickte das Mädchen wieder Kiako an, mit genau demselben besorgten Gesicht wie zu vor. Hatte sie dem Mann etwas vor gemacht, damit er unbesorgt war? "Ich bin Maia... Wir sind sehr gute Freunde... Aber Rangmäßig bin ich dir untergeordnet... Ich bin Heilerin und erlöse Menschen von ihrem Leid..." fing sie an, senkte dabei den Blick. Es schien ihr das Herz zu brechen. "Du bist Sila, Kapitän des Trupps für die Militärische Bodeneinheit... Der Mann eben... Er ist Nico, eigentlich heißt er Diego, doch du fandest diesen Namen immer besser für ihn... Er kann seinen Spitznamen nicht leiden und wir machten uns immer einen Spaß daraus, ihn so zu nennen..." Allmählich wusch sich Maia die Tränen aus den Augen. "Ihr habt ein Kind zusammen... Ihr Name ist Mirei." Irgendwie schockte Kiako das alles gar nicht. Sie schüttelte leicht den Kopf, drehte sich etwas weg und blickte an sich hinunter. Ihr ganzer Körper war mit Verbänden eingehüllt, besonders ihr Arm. Dort hatte sie sie doch an dem Dornenbusch verletzt... "Ich bin Kiako... Nicht Sila oder sonst jemand... Ich lebe nicht hier, habe kein Kind und schon gar nicht mit einem Mann, den ich noch nie gesehen habe." sagte sie nun, ohne böse klingen zu wollen. Eine Stille trat ein.

"Das weiß ich... Sila starb vor einigen Woche..." flüsterte Maia plötzlich und kauerte sich etwas zusammen. "Das wissen alle hier, deswegen war es ein Wunder, als du plötzlich aufgetaucht bist... Doch Sila hatte genau die gleichen Verletzungen wie du... Und ich muss es wissen, ich habe stundenlang versucht sie zu heilen, bis sie in meinen Armen verstarb!" Nun sprang sie auf, ballte ihre Hände zu Fäusten und blickte wütend auf sich selbst und traurig zu gleich Kiako an. Diese zuckte zusammen, sah das Mädchen entschuldigend an. "Es... tut mir Leid... Das wusste ich nicht... Trotzdem bin ich nicht sie... Ich habe ein Leben... Ich habe Freunde, die sich bestimmt Sorgen um mich machen..." In ihren Augen spiegelte sich aufrichtige Trauer und Entschuldigung wider. Schließlich sank Maia wieder zu Boden, sah Kiako weiterhin an. Sie musterte sie sogar ziemlich, fast so, als würde sie einen weiteren Beweis dafür suchen, dass Kiako diese Sila war. Maias Blick blieb an Kiakos Kette hängen und ihre Augen weiteten sich.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2008-11-10T12:33:47+00:00 10.11.2008 13:33
Nein, Sunny schien nur die andere Seite ihres Kissen zu kosten, Kiako aus der Entfernung erkennen konnte.

Aha... *drop*


*Quietsch*
Wo ist sie denn jetzt schon wieder gelandet?
Im Ernst, gegen Ende hättest du die Umgebung noch etwas genauer beschreiben können.

*Schauder*
Wenn ich mir vorstelle rauszufinden dass ich angeblich ein Kind mit irgendsonem Fremden hab... Buääh!


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