Die Sonne brennt heiß vom Himmel. Kein einziges Wölkchen zieht vorbei, blau ist eigentlich fast alles, was ich sehe. Blauer Himmel bis zum Horizont, darunter das in der Sonne glitzernde Meer. Ich liege hier im warmen Sand, hinter mir spenden einige Palmen ein wenig Schatten. Es ist fast wie das Paradies, diese kleine unbewohnte Insel, die wir heute Morgen entdeckt haben. Es ist genau das, was wir nach den vielen Kämpfen mit der Marine, Seeungeheuern und anderen Piraten gebraucht haben: endlich wieder einmal Ruhe und Entspannung. Diese Sommerinsel kommt wirklich wie gerufen!
Auch wenn es mir inzwischen fast schon zu warm ist. Zu gern würde ich zum Rest der Bande in die kühlen Wellen springen, das kalte Wasser auf meinem Körper spüren, doch meine Teufelskräfte fesseln mich leider an das trockene Ufer. Chopper und Ruffy, die das gleiche Handicap haben wie ich, buddeln sich gerade gegenseitig im Sand ein, um so den heißen Sonnenstrahlen zu entgehen und sich etwas Abkühlung zu verschaffen. Ob das funktioniert? Na ja und selbst wenn, ich werde es auf keinen Fall ausprobieren!
Also hilft nur eins: Ablenkung. Und das ist gar nicht so schwer, fällt mein Blick doch gerade auf den grünhaarigen Schwertkämpfer, für den ich schon so lange schwärme. Der Anblick ist einfach zum anbeißen, wie das Wasser seinen Oberkörper hinunter perlt und seine perfekten Muskeln umspielt, wie es die lange Narbe entlang rinnt, die sich über seine gesamte Brust zieht. So oft schon hatte ich das Verlangen, diese Narbe zu berühren, langsam mit dem Finger darüber zu streichen. Doch bisher hatte ich keine Möglichkeit dazu, genauso wenig wie ich die Chance dazu hatte, durch seine kurzen grünen Haare zu streichen.
So nass wie sie jetzt sind fallen ihm einige Strähnen in die Stirn, der Rest steht wild in alle Richtungen ab. Ein freches Grinsen ziert sein Gesicht, hat er doch gerade den chancenlosen Lysop mit nur einer Hand unter Wasser gedrückt. Er ist einfach nur süß mit so einem Lächeln!
Doch plötzlich wendet er den Blick von dem immer noch nach Luft schnappendem Lysop ab und sieht stattdessen mich an, mit dem für ihn typischen geheimnisvollen Glitzern in seinen Augen. Ich spüre, wie mir das Blut in die Wangen schießt und verstecke mich schnell wieder hinter meinem Buch. Ich hoffe inständig, dass er meine Blicke nicht bemerkt hat, doch ich werde enttäuscht, als sich plötzlich ein Schatten über mich legt.
Zorro lässt sich neben mich in den Sand fallen. Gezwungenermaßen lege ich das Buch wieder beiseite, von dem ich dank dem Schwertkämpfer eh keinen einzigen Satz verstanden habe. Spöttisch grinst er mich an. „Na, macht’s Spaß?“, fragt er und erneut macht sich eine leichte Röte in meinem Gesicht breit. „Ja, macht es.“, antworte ich, er lacht und mein Blick gleitet nochmals seinen Körper hinunter.
Zorro lehnt sich entspannt zurück. „Ist dir nicht zu warm hier?“, fragt er beiläufig. Ich nicke. „Ja, ziemlich.“ Vor allem bei dem Anblick seines nacktem Oberkörpers, doch den Gedanken behalte ich besser für mich. „Ihr habt es wirklich gut.“, seufze ich. „Ihr könnt einfach mal eben ins Meer springen und eine Runde schwimmen.“ „Mach es doch auch einfach mal.“, schlägt Zorro vor und sieht mich an, als ob er das völlig Ernst meint. Im ersten Moment hat es mir doch glatt die Sprache verschlagen.
„Mit meinen Teufelskräften geht das nicht, Zorro. Das weist du doch.“, bringe ich dann etwas verwirrt hervor, doch Zorro zuckt nur mit den Schultern. „Hast du es schon mal probiert?“ „Ich bin doch nicht lebensmüde.“, entgegne ich sarkastisch und zweifle langsam am Verstand des Schwertkämpfers. Er scheint den Gedanken zu erahnen und grinst mich frech an. „Dann machen wir das heute einfach mal, ich glaube das wird echt Zeit mit dir. Komm heute Nacht zum Strand.“ Bevor ich etwas erwidern kann ist er schon wieder weg. Er ist einfach aufgestanden und zurück zum Wasser gegangen, in das er jetzt hineintaucht. Mich lässt er verwirrt zurück. Was hat Zorro bloß vor?
Der Gedanke schießt mir immer wieder durch den Kopf, vor allem jetzt, als ich mitten in der Nacht im Bikini das Schiff verlasse. Ich bin erst wenige Schritte über den kühlen Sand gelaufen, als sich eine Gestalt aus den Schatten der Palmen löst und zu mir hinüber schlendert. „Na, bereit?“, fragt er mich und ich nicke, obwohl ich mir da gar nicht so sicher bin. Doch sein Lächeln, so voller Vertrauen und Wärme, beruhigt mich und als er nach meiner Hand greift sind alle Zweifel vergessen. Er zieht mich vorsichtig mit in Richtung Wasser. Im ersten Moment, als die kühlen Wellen meine Beine umspielen schrecke ich zurück, aber Zorro lässt mir keine Chance zur Flucht.
Der Boden fällt schnell ab und schon bald steht mit das Wasser bis zur Hüfte. Ich spüre bereits, wie meine Kräfte schwinden, doch Zorro legt einen Arm um meine Taille und gibt mir so Halt. Ich schlinge meine Arme um seinen Hals, er drückt mich ganz nah an sich. Irgendwann verliere ich den Boden unter den Füssen, doch ich vertraue Zorro, ich weiß genau, dass er mich nicht loslassen wird. „Mach die Augen auf.“, flüstert er mir leise ins Ohr und im selben Moment spüre ich, wie mich das Wasser komplett umschließt.
Ich klammere mich noch näher an ihn, spüre deutlich seine angespannten Muskeln an meinem Körper, die Wärme, die von ihm ausgeht. Zögernd öffne ich meine Augen und es bietet sich mir ein atemberaubender Anblick. Das Wasser ist glasklar und wird von silbernem Mondlicht durchzogen, das durch die Spiegelung an der Wasseroberfläche tanzende Muster auf den Meeresboden wirft. Zum ersten Mal in meinem Leben bin ich in der Lage, diese faszinierende Unterwasserwelt mit eigenen Augen zu sehen. Gebannt beobachte ich einen kleinen Schwarm silberner Fische, die um die Korallen flitzen, deren Farbenvielfalt ich bei Nacht trotz des hellen Mondlichts nur erahnen kann. Schon so oft habe ich Bilder von solchen Szenarien betrachtet, doch so etwas dann einmal selbst zu sehen, das ist doch etwas anderes.
Allerdings geht mir so langsam die Luft aus, ich spüre bereits ein unangenehmes Brennen in meiner Kehle. Zorro scheint dies zu spüren und in nur ein paar Sekunden sind wir wieder an der Wasseroberfläche. Ich atme tief ein, meinen Kopf erschöpft auf seiner Schulter ablegend. Das Wasser hat mir meine komplette Kraft geraubt, und so bin ich im Moment nicht in der Lage irgendetwas zu sagen oder zu tun. Also lasse ich mich einfach nur von Zorro wieder in Richtung Strand tragen. Ich habe die Augen geschlossen, bis ich den weichen Sand unter mir spüre. Zorros Hand streicht vorsichtig über meine Wange.
„Das war wunderschön, Zorro.“, bringe ich flüsternd hervor. Er lächelt. „Es kann noch sehr viel schöner werden.“, haucht er in mein Ohr, dann küsst er sanft meine Stirn, wandert weiter hinunter bis seine Lippen schließlich meine treffen. Abermals habe ich das Gefühl, dass mir die Luft geraubt wird. Fordernd erwidere ich seinen Kuss, doch viel zu schnell löst er sich wieder von mir. „Hey, nicht so stürmisch.“, lacht er und streicht mir eine nasse Strähne aus der Stirn. „So wie du aussiehst, gehörst du erstmal ins Bett.“
Grinsend hebt er mich hoch und trägt mich zurück zum Schiff. Ohne ihm zu widersprechen, lasse ich ihn geschehen. Ich lehne meinen Kopf an seine Brust, kann seinen gleichmäßigen Herzschlag hören. Ich kann kaum in Worte fassen, wie viel diese Nacht für mich bedeutet hat. Nicht nur, dass ich zum allerersten Mal in das Meer tauchen konnte, dass ich die Chance hatte, diese faszinierende Welt mit eigenen Augen zu sehen… dieser Abend war noch so viel mehr.
Ich weiß jetzt: Zorro, der am Anfang absolut gegen meinen Eintritt in die Bande war und er mir lange Zeit misstrauisch gegenüberstand, vertraut mir inzwischen voll und ganz, genauso wie ich ihm. Ansonsten wäre das nie möglich gewesen. Ich habe das Gefühl, es ganz genau zu spüren, das unsichtbare Band, das in der Zeit zwischen uns geschmiedet wurde. Es ist einfach ein unglaubliches Gefühl, ich bin überglücklich, auch wenn es alle meine Kräfte gekostet hat. Es fällt mir sogar schwer, die Augen offen zu halten. Doch das muss ich auch gar nicht mehr, denn ich weiß genau: wenn ich wieder aufwache, wird Zorro immer noch an meiner Seite sein.
