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Akaron

von

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Dem Ziel nahe

Kapitel 8 Dem Ziel nahe
 

Titanja hatte Stunden so da gesessen, einfach nur da gesessen und in den Himmel geguckt. Sie musste nachdenken über ihre Entscheidung und über die Reaktion von König Titan. So kannte sie ihn nicht, kannte sie ihren Vater überhaupt? Wohl kaum. Dazu waren sie viel zu viele Jahre voneinander getrennt gewesen. Titanja verbrachte ihr ganzes bisheriges Leben auf der Erde im Herzen Diamantinas wo sie ein langweiliges Leben unter Menschen geführt hatte, die immer noch glaubten sie seien das einzige intelligente Leben im unendlichen All. Wie dumm der Gedanke doch war. Sie war dort geboren und wuchs bei einer menschlichen Mutter auf, die sie immer gut behandelte, aber nicht wusste, dass ihre Tochter nur zur Hälfte ein Mensch war. Nein sie wusste es nicht und nicht nur das, Titanja hatte das ewige Versteckspiel so satt. Jetzt würde ein neuer Lebensabschnitt für sie beginnen.
 

Mit leisen Schritten trat Tarock auf die kleine Löwin zu, blieb einen Moment stehen und setzte sich dann doch zu ihr. Er war sich nicht ganz sicher ob sie seine Gesellschaft jetzt haben wollte, immerhin war der Streit vor ein paar Stunden laut genug gewesen, sodass es alle mitbekommen hatten. „He wie geht es dir? Tut es sehr weh?“ Fragte er leise und sah nach oben. Titanja sah ihn irritiert an. „Du hast den Streit mitbekommen?“

„Ja ihr wart so laut, dass man es unmöglich nicht mitbekommen konnte und ich freue mich insgeheim darüber das ich die große Ehre haben werde dir das Kämpfen beizubringen. Natürlich werde ich nicht dein einziger Lehrer sein, da bin ich mir sicher. Der Heilige König der Sonne wird deine Ausbildung wohl kaum dem Zufall überlassen. Titanja, das wird schon wieder.“ Er sah die kleine Löwin aufmunternd an und versuchte sogar zu lächeln, was ihm aber nicht ganz gelang, denn auch er schaffte es nicht die Angst um Titanos und den Schmerz zu verbergen. „Ich hoffe nur das war die richtige Entscheidung?“ Flüsterte Titanja leise, mehr zu sich selbst als zu Tarock. „Da bin ich mir ganz sicher, mach dir keine Sorgen. Auch wenn es so aussehen mag, aber der Heilige König hat die Suche noch nicht aufgegeben. Bitte hab Vertrauen. Ich weiß, es fällt dir im Moment schwer.“ Tarock stand auf und wandte sich zum Gehen, denn auch er hatte ein Unwohles Gefühl. Ja er machte sich große Sorgen um seinen Freund und Lebenspartner. „Titanja“ sagte er leise ohne sich umzudrehen, „Halte dich bitte bereit. Wir brechen gleich zur Weiterreise auf.“ Und ging ohne ein weiteres Wort.
 

Es dauerte nicht lange und im provisorisch errichteten Lager machte sich Hektik breit. Soldaten huschten von einer Seite zur anderen und sammelten dabei das Bisschen Gepäck auf, das sie noch bei sich hatten. Andere wiederum trugen die Schwerverletzten auf das Plateau und legten sie nebeneinander. Titanja beobachtete das Treiben neugierig. ‚Welchen Grund das wohl hat’ dachte sie. Auf einer anderen Seite des Plateaus lagen die Leichen der gefallenen Krieger fein säuberlich nebeneinander. Leider waren sie nicht bedeckt, sodass man die schrecklichen Wunden deutlich sehen konnte. Und auch die voranschreitende Verwesung fiel einem sofort ins Auge. Oder besser gesagt: in die Nase. Die Körper hatten ein merkwürdig blasses grau angenommen. Ja fast weiß bei einigen. Und an manchen Stellen begann das Fleisch sich schon aufzulösen. Es hing teilweise in Fetzen von Knochen herunter. Der Gestank und die vielen Fliegen waren auch kaum noch auszuhalten. Nein es war kein sehr angenehmer Anblick.
 

Titanja löste ihren Blick von der schaurigen Szene und ging in Richtung Tarock der gerade damit beschäftigt war den Soldaten Anweisungen zu geben die Titanja nicht ganz verstand. Sie blieb neben ihm stehen und beobachtete das Treiben. „Los los,, bringt die Verwundeten rüber! Schnell, ordnet sie im Kreis an! Nun los, Beeilung.“ Irgendwie verstand Titanja den Sinn dieser Anweisungen nicht. Was sollte der Blödsinn? Tarock selbst war viel zu beschäftigt um sie jetzt zu beachten. Er ignorierte sie völlig, was Titanja natürlich nicht passte. Verächtlich schnaubte sie laut und ging dann wider in Richtung Baum. „Du brauchst dich gar nicht wieder unter den Baum verkriechen“ sagte Tarock, „Wir werden gleich abgeholt, der große König der Sonne ist auch schon voraus, also mach mir nicht noch Ärger hast du verstanden?!“ Na toll, jetzt fing Tarock auch noch so an wie ihr Vater. Das war zu viel. Titanja stieß einen kleinen Stein voller Wut mit der Pfote weg, welcher laut polternd über den Felsboden rollte und direkt vor Tarock zum stehen kam. Dieser drehte sich uninteressiert zu ihr um und sah sie verständnislos an. „Hör auf zu Bocken, dafür ist keine Zeit. Das kannst du machen wenn wir oben sind.“ ‚Was heißt hier eigentlich oben?’ wunderte sich Titanja und legte die Stirn in Falten als helfe das was. Egal was sie jetzt tun oder sagen würde, Tarock würde ihr keine Antwort geben jedenfalls noch nicht. Sie musste sich wohl oder übel noch etwas gedulden.
 

Es dauerte nicht lange und Tarock reif sie zu sich. Zwar nur mit einer Handbewegung aber unmissverständlich. Titanja eilte mit schnellen Schritten zu ihm und blieb neben Tarock stehen. Der sah die kleine Löwin mit einem schief wirkenden Lächeln an. Was das wohl schon wider zu bedeuten hatte? Die Krieger um sie herum kamen näher und bildeten einen großen Kreis. Titanja drehte sich um und es schienen alle um sie herum zu stehen, sogar die Toten hatte man in ihre Mitte gelegt. Dann tat sich was. Am Himmel brachen mit einem mal die Wolken auf. Ein großes silbernes Etwas kam schnell auf sie zu gerast. Titanja kniff ihre Augen zusammen um mehr erkennen zu können doch das brachte rein gar nichts. Die Sonne spiegelte sich auf dem Metall und blendete sie. Ein leises, kaum wahrzunehmendes Surren erfüllte die Luft um sie herum und ein weißer, greller Lichtblitz schloss das Heer ein. Nichts. Titanja hatte das Gefühl den Boden unter den Füßen zu verlieren, ähnlich wie beim Fahren mit einem Fahrstuhl, nur schlimmer. Dann wurde ihr schlecht und schwindelig. Um sie herum schien es nur noch grelles Licht zu geben. Dann Dunkelheit. Titanja hatte das Bewusstsein verloren.
 

Vorsichtig öffnete sie ihre Augen, die leicht geschwollen waren. Nur um dann schon wieder vom grellen Licht geblendet zu werden. Dieses Mal war es allerdings eine kleine Lampe die ein weißes Licht verströmte. Sie war klein, ja eigentlich zu winzig um so hell zu sein und doch schaffte das Ding es sie zu blenden. Was ja auch kein wunder war, denn Titanja lag auf dem Rücken in einem kleinen, recht unbequemen Bett. Sie sah sich um. Neben ihr stand ein schlichter, aus Metall bestehender Nachttisch und an der Wand hingen zwei Metallregale auf denen Medikamente und Verbandsmaterial lagerten. Erst bei deren Anblick fiel ihr auf, dass auch ihre Wunden säuberlich verbunden waren. Außerdem hatte jemand ihre abgeschürften Stellen mit irgendeiner gelben Salbe eingerieben die furchtbar stank. Noch einmal ließ sie ihren Blick durch den Raum wandern. Nein auch beim zweiten Mal wurde er nicht größer. Er war ungefähr zweimal zwei Meter lang, kaum genug Platz um sich richtig bewegen zu können. Aber so wie es aussah sollte sie es auch gar nicht. Erst jetzt bemerkte Titanja das Glas mit Wasser auf dem Nachttisch und als sie danach griff fiel ihr die Ansammlung der verschiedensten Pillen, die daneben lagen, auf. Missmutig rollte sie mit den Augen. Diese Dinger würde sie ganz bestimmt nicht nehmen. Also schnappte sie sich bloß das Wasserglas und leerte es in einem Zug. Es war kühl und angenehm.
 

Nach einem Weilchen stand sie auf und ging zu Tür. Oder besser gesagt zu dem was sie für die Tür hielt. Es handelte sich um ein flaches Gebilde, das in die Wand eingelassen wurde. Doch gab es nirgends einen Türdrücker oder ähnliches. ‚Wie soll man das denn aufbekommen?’ Misstrauisch steuerte sie langsam auf die Stelle zu und blieb in einigen Schritten Entfernung davor stehen. Ein leichtes, kaum hörbares Surren erklang, als sich das Gebilde in viele kleine Platten auflöste und auseinander ging. Also doch die Tür. Dahinter lag ein Gang genauso schlicht und auch dort leuchteten überall die winzigen weißen Lampen an den Wänden. Dort wo keine Lampen waren sah man auch die flachen Ausbuchtungen. Türen. Titanja spitzte ihre Ohren und lauschte. Nichts. Alles war still, es schien Niemand hier unterwegs zu sein. Wo Niemand war konnte sich auch keiner aufregen wenn sie eine Erkundungstour machen würde. Also machte sie sich auf den Weg. Titanja entschied sich nach links zu gehen, rechts währe sicher auch gut gewesen. Egal, der Gang sah in beiden Richtungen gleich aus. Also was soll’s. Nach mehr als geschätzten zwanzig Minuten gabelte sich der Weg endlich. Erneut schaute sie in beide Richtungen nur dieses Mal fiel ihr die Wahl leichter, denn im rechten Gang brannten die Lampen jetzt im zarten blau, was sie als angenehmer für die Augen empfand. Das blaue Licht war aber auch schon das einzige was hier anders war. Laut schnaufend lehnte sie sich gegen die Wand. Irgendwie machten ihre Wunden sich bemerkbar. Kaum hatte Titanja es geschafft das Pochen in ihrer Schulter zu ignorieren öffnete sich die vermeintliche Wand und sie viel mit einen lauten Klatschen rückwärts in den nächsten hell beleuchteten Bereich. Hier war es nicht mehr so still. Und als sie die Augen wieder öffnete, starrten sie alle an. Einige lachten sogar. Das war peinlich. Titanja lag da wie eine Schildkröte auf dem Rücken, die nicht mehr hoch kam. Irgendwer reichte ihr seine Hand und half ihr hoch. Als Titanja sich zu ihrem Helfer umdrehte sah sie in das Gesicht eines jungen Gottes, der wohl auch schon einiges hinter sich hatte, denn sein Oberkörper und seine Arme waren übersäht mit kleinen Schnitten und unzähligen Verbänden. „Ich bin Jahun, Sohn des Seth“ stellte er sich vor. „Und du bist?“

„Titanja“ antwortete sie knapp und mit dem Blick nach unten gerichtet. „Verzeiht Tochter der heiligen Sonne, dass ich euch nicht sofort erkannt habe.„

„Wie auch, wir sind uns doch noch nie begegnet.“ Titanja war über Jahun’s Reaktion leicht verwundert, was sollte das? „Nein wohlgemerkt ich hatte noch nicht die große Ehre einem Nachkommen der Heiligen Sonne zu begegnen. Doch gibt es unzählige Schriften in den die Blutsfade der großen Sonne beschrieben sind. Bitte Verzeiht mir meine Dummheit.“ Jahun kniete sich zum Zeichen seiner Untergebenheit vor Titanja hin. Auch die ringsum stehenden taten es ihm gleich, sodass Titanja die einzige im Raum war die stand. Die Situation war ihr echt peinlich und sie begann sich zu fragen was das eigentlich soll. Nervös trat sie von einen Bein aufs Andere. „Lasst den Scheiß… steht wieder auf, das reicht jetzt.“ Die letzten Worte hatte sie viel zu schnell hinzugefügt. Jeder musste erkannt haben wie unerfahren sie ist. „Verzeiht“ flüsterte Jahun und erhob sich wieder. „Wollt ihr vielleicht etwas essen Tochter der Heiligen Sonne und des Lichts?“ Essen klang nicht schlecht immerhin hatte sie seit Wochen nichts richtiges zwischen die Zähne bekommen außer die Medikamente ihres Vater. „Ja gerne, was gibt’s denn?“

„Alles worauf ihr Appetit habt, sagt mir nur was ihr gerne hättet.“

„Hähnchen wer echt nicht schlecht mit lecker Soße und Gemüse.“

„Wie Bitte? Was möchtet ihr essen eure Heiligkeit? Ich habe euch nicht richtig verstanden, verzeiht.“ Die Situation war Jahun sichtlich unangenehm. Er fummelte dauernd nervös an dem großen Fernand am Oberkörper herum, ja den Knoten hatte er fast schon auf. „Huhn mit Gemüse.“

„Selbstverständlich eure Heiligkeit, ich werde dem Koch sofort bescheid geben.“ Kaum hatte Jahun seine Worte beendet lief er auch schon in großen Schritten davon. Um Titanja herum war es verdammt stil geworden. Niemand traute sich sein Gespräch wieder zu beginnen oder eins mit ihr anzufangen. Alles in allem war sie auch echt glücklich darüber, denn Bock zum quatschen hatte sie grad keinen. Ja besser wäre, wenn man sie einfach in Ruhe ließe. Titanja sah sich in dem runden Raum um. Die Decke war recht hoch, an den Wänden hingen Figuren die Lampen in den Händen hielten, welche ein angenehmes gelbes Licht verstrahlten. Der Boden war an den Wänden mit Kissen ausgelegt auf die man sich setzen konnte. Stühle gab es nicht. Titanja zuckte einfach mit den Schultern und setzte sich an die Wand auf ein dickes Kissen, welches recht bequem war. Auf jeden Fall bequemer als das harte Bett auf dem sie aufgewacht war.

Titanja schloss ihre Augen und atmete ein paar Mal tief ein. Sie konzentrierte sich auf das Rascheln und das Atmen der Personen um sie herum. Ihr Herz schlug sanft und gleichmäßig, was leider in der Vergangenheit nicht immer so gewesen war. Ja es tat gut. Tief in Ihr regte sich noch was anderen, etwas unnatürliches. Titanja verdrängte das Gefühl in ihrem Kopf und ignorierte es wie schon so oft. Wohl wissend, dass sie ohne aber nicht imstande währe weiter zu leben. Und doch schaffte sie es immer wieder die Wahrheit zu vergessen.

Bis zum nächsten mal. Irgendwann würde sie sich nicht mehr wehren können, dann muss sie es zulassen oder stirbt. Doch noch glaubte sie Zeit zu haben.
 

Tarock wurde beim Training unterbrochen, ein Bote kam zu ihm geeilt. „Großer Sohn des Lebens, verzeiht meine Frechheit euch zu stören, doch ich habe eine Nachricht von der heiligen Sonne für euch.“ Der Mann war ein Mensch und kniete sich unterwürfig auf den Boden, sein Herz raste er stank förmlich vor Angst. „Was soll die verdammte Störung schon wieder! Los sag was du zu sagen hast und verschwinde.“ Tarock hasste es wenn man ihn unterbrach und heute war es nun schon das zehnte Mal. Dauernd rief man ihn wegen irgend so ner Kleinigkeit. Langsam bekam er das Gefühl nur von Idioten umgeben zu sein und der Kerl vor ihm war wohl der nächste. „Die heilige Tochter der Sonne ist erwacht, König Titan Herr über Atlantis und der Sonne schickt euch sich um sie zu kümmern.“

„Titanja ist wach? Na das wird aber auch mal Zeit, wo ist sie grade?“

„Im kleinen Aufenthaltsraum der Krankenstation.“

„Gut, sehr gut und nun verschwinde bevor ich mich vergesse.“ Tarock freute sich darüber das die junge Prinzessin wieder wach war, hatte sie doch lang genug geschlafen. Er machte sich auch gleich auf den Weg zu ihr. Doch vorher ging Tarock noch auf einen kleinen Abstecher in die Küchen. Diese waren groß und steril, kein Ort wo sich Ungeziefer wohl fühlte. Tarock öffnete die riesigen Haupttüren und stand mitten drin im Gewusel. Um ihn herum lief das Küchenpersonal und verrichtete eilig seine Arbeit. Das Ganze erinnerte ihn irgendwie an Kakerlaken, die sich in ihren Löchern verkrochen sobald man das Licht anmachte. Als eine junge Frau aus dem Personal ihn erkannte, ließ sie die Teller die sie trug fallen. Ein lautes Klirren echote durch die gesamte Küche als die Teller am Boden zerschellten. So auf den Gast aufmerksam geworden warfen sich alle auf die Knie. „Das wurde ja auch mal Zeit“ fauchte Tarock. „Wo ist der Küchenchef? Er soll seinen Arsch sofort hierher bewegen und zwar schnell.“ Ein dicker Mann löste sich vom Boden hinter einem der großen metallenen Arbeitstische. Seine Haare waren kurz und sein Gesicht wirkte aufgequollen. Der Mann trippelte vorsichtig auf den großen Gott zu. Er zitterte vor Angst und kniete sich dann wieder vor Tarock auf den Boden. „Was darf ich für euch tun großer Sohn des Lebens, Führer unzähliger Schlachten?“

Tarock musterte denn Dicken von oben herab. Auch der zweite Blick ergab nicht mehr, denn der Mann war ein feiger nichtsnutziger Mensch und schürte seine schlechte Laune nur mit dem Gewinsel. „Einen großen Teller warme Suppe, leicht und ohne Fleisch, was könnt ihr mir bieten?!“ Seine Stimme klang hart und duldete keinen Widerspruch. Der Dicke rappelte sich umständlich auf ohne dabei den großen Gott anzusehen. Mühsam lief er zu einen der Töpfe die auf einen der unzähligen Herde vor sich her köchelte. Er nahm sich eine Schöpfkelle und rief eines der Küchenmädchen zu sich. „Los bring mir einen Großen Teller.“ Die Kleine hörte sofort und reichte ihm einen tiefen Teller, auch ihre Hände zitterten vor Aufregung, hatte man doch nur selten so hohen Besuch hier. Der Küchenchef füllte den Teller eilig bis zum Rand, wobei er sich bemühte nichts zu verkleckern.
 

Mit dem Teller in der Pfote machte sich Tarock nun auf den Weg zur seiner kleinen Freundin. Er hatte den medizinischen Berech schnell erreicht. Als er den runden Raum betrat entdeckte er Titanja mit geschlossenen Augen an der Wand sitzend. Es schien ihr nicht besonders gut zu gehen. Kleine Schweißperlen liefen ihr übers Gesicht und die Augen bewegten sich hektisch unter den Lidern. Tarock machte eine eindeutige Kopfbewegung an die anderen Personen im Raum die ihnen Befahl diesen sofort zu verlassen. Anschließend setzte er sich neben die kleine Löwin und beobachtete sie eine Weile. Zu schlafen schien sie nicht, was ja für Titanja üblich gewesen wäre. Nach ein paar Herzschlägen tippte er sie schließlich vorsichtig an. „He, Titanja, alles klar? Ich hab was zu futtern für dich.“
 

Durch Tarocks Worte aus den Gedanken gerissen öffnete Titanja die Augen. Was zu essen, na endlich. Sie sah ihn an und dann auf den Teller mit dünner, fast kalter Suppe. „Wien Huhn sieht das aber nicht aus.“ Bemerkte sie spitz.

„Nein du bekommst vorerst nur Schonkost gewöhn dich am besten schon einmal daran.“

„Was soll das denn schon wieder heißen, kriegt man hier den nicht mal was Anständiges zu beißen? Oder was soll der scheiß?!“

„Nein Titanja, du bekommst feste Nahrung sobald dein Gesundheitszustand wieder in Ordnung ist.“

„Sobald dein Gesundheitszustand wieder in Ordnung ist“ äffte sie ihn nach. „Son Quatsch ihr tut als würde ich gleich Tod umfallen.“ Das passte ihr gar nicht.

„Nun hab dich mal nicht so, das Ganze ist Befehl von König Titan, ach ja, da fällt mir ein: hast du deine Tabletten genommen?“

„Welche?“

„Ich meine die, die neben deinem Bett auf dem Nachttisch lagen.“

„Nein ich habe die Dinger nicht genommen, warum auch? Du weißt ganz genau was ich von Tabletten halte!“

„Ach was, weiß ich das?! Titanja, die Medikamente sind nur zu dem Zweck da, deine Wunden schneller heilen zu lassen und die Schmerzen zu lindern, also führ dich nicht so auf.“

Und als wäre es nicht genug, griff er in eine kleine Tasche die er um die Hüften trug und holte ein paar Dosen heraus. Titanja musste nicht hellsehen können um zu wissen was darin war. Tarock reichte ihr die Tabletten. „Hier nimm und diesmal schluckst du sie auch, verstanden?!“ Titanja verzog trotzig das Gesicht als sie die Dinger entgegen nahm. Zugegeben viele waren es nicht aber es ging ihr ums Prinzip. „Muss das sein?“ Fragte sie mit flehendem Blick.

„Ja und nun runter damit.“ Tarock hatte manchmal endlos Geduld, die brauchte er bei ihr auch. Als Titanja die Dinger endlich geschluckt hatte, reichte ihr Tarock den Teller mit der Suppe und das grade rechtzeitig, denn ihr wurde langsam schlecht vor Hunger.
 

Tarock beobachtete die Kleine wie sie in aller Ruhe ihr Essen verdrückte. Zugegeben, sie war manchmal ne olle Zicke aber er mochte sie trotzdem.

Waren sie doch seit schon immer Freunde gewesen, ja fühlten sich sogar als Geschwister, obwohl sie nicht im Geringsten miteinander verwand waren.

„Wir werden die nächsten zwei Wochen mit der Darsilver unterwegs sein und nur einen kleinen Zwischenstopp einlegen, wo genau kann ich dir aber noch nicht sagen da es noch geheim ist.“

Titanja verschluckte sich erst einmal an der Suppe bevor sie es schaffte zu antworten. „Darsilver also, und dieses Ding ist auch sicher ja?“

„Mach dir darum mal keine Sorgen das Raumschiff selbst ist von deinem Vater entwickelt und gebaut worden, die Außenhaut besteht ausnahmslos aus Königstitan und ist somit unzerstörbar.“ Versuchte Tarock sie zu beruhigen. „Ach so und wir fliegen jetzt sozusagen zum nächsten Planeten oder wie darf ich das verstehen? Und wer sagt eigentlich das Königstitan unzerstörbar ist? So wie ich das mitbekommen hab, kann eine Klinge aus Endimtitan es sehr wohl zerschneiden.“ Protestierte sie lautstark und sie wusste das sie damit recht hatte, denn keine Klinge war schärfer als eine aus Endimtitan geschmiedete. Nur gut das diese so selten waren. „Du bist und bleibst ein Klugscheißer Titanja. Ja du hast recht Endimtitan ist besser und kann die Außenhaut zerstören aber kannst du mir auch sagen wo so eine Klinge plötzlich herkommen soll?“ Verteidigte sich Tarock, was wenig Sinn hatte, denn Titanja beharrte auf ihre Meinung.

„Wenn du wüsstest Tarock.“

„Was soll das jetzt schon wieder heißen hm?“

„Nichts, ist unwichtig.“

„Titanja was weißt du? Wenn sich dieses Metall an Bord befindet, musst du das melden. Es könnte uns allen gefährlich werden.“

„Ja und willst du damit sagen ich wäre eine Gefahr für euch, oh danke das du so über mich denkst.“

„Wie? was? DU? Aber wie?“

„Nun tu nicht so als wüsstest du nicht wovon ich rede ja. Du hast deinen Arm verloren und er wurde ersetzt. Und auch ich wurde nach der Auseinandersetzung mit Romeos wieder zusammengeflickt. Das ist alles.“

„Es tut mir leid, ich habe nicht mehr daran Gedacht, ich wusste nicht das es so schlimm war. Und…“

„Es gibt kein und, es ist egal, Vergangenheit ich will über dieses Thema jetzt nicht reden.“ Unterbrach sie ihn. Titanja hasste dieses Thema, wollte sie es doch vergessen. Es reichte schon, dass ihr Körper ohne die Implantate nicht lebensfähig war und dass sie sie brauchte aber nicht benutzen wollte. Zugegeben sie war ein Wrack, doch aufgeben wollte sie nicht.

„Titanja ist alles in Ordnung mit dir? Du wirkst so ruhig und in dich gekehrt, wenn du Schmerzen hast sag Bescheid, dann lasse ich einen Heiler holen.“

„Nein es ist schon gut, alles OK.“ Flüsterte sie, doch wer sollte ihr das glauben. Sie hatte ja kaum Farbe um die Schnauze und ihr Fell wirkte Stumpf und brüchig. „Mausi willst du reden? Ich höre dir zu, was bedrückt dich?“

„Tarock du brauchst dir um mich keine Sorgen zu machen, es geht… echt!“

Tarock atmete tief ein und aus. „Nein ich kenn dich zu gut um nicht zu wissen das dich was bedrückt und es hat nichts mit dem Verschwinden deines Bruders zu tun. Du warst schon so still als wir uns wieder begegnet sind.“

Titanja senkte betroffen den Blick gen Boden. „Tarock was bin ich? Fleisch oder Maschine? Sag’s mir!“ Ihre Worte waren schwer und voller Zweifel an sich selbst. „Tarock ich weiß seitdem nicht mehr was ich bin. Mein Körper ist schwach doch ich habe Angst, Angst davor nicht mehr ich selbst zu sein wenn ich es zulasse. Wenn ich die Implantate aktiviere. Wer bin ich dann?“

„Du wirst immer du selbst bleiben Titanja, auch ich trage Implantate in mir, ohne wäre es gar nicht möglich den Arm zu bewegen und zu steuern. Verstehst du, es ist leicht. Lass es zu. Du steuerst sie, nicht sie dich verstehst du das? Du wirst damit nicht zur Maschine egal was die kranken Individuen auf der Erde darüber denken.“

„Das klingt alles so einfach Tarock.“

„Das ist es auch Titanja, das ist es auch.“ Er nahm seine kleine Freundin in den Arm und spürte wie sie zitterte. Ihr Atem ging schnell und ruckartig und Tarock erwischte sich selbst dabei wie er sich eingestand ihre Angst zu verstehen. So ein Blödsinn, das durfte er nicht zulassen, ihr nicht zeigen. Denn dann wäre er ihr keine Hilfe. Tarock schob mit dem Fuß den Teller bei Seite und umschlang ihren kleinen Körper mit beiden Armen. Titanja war erschöpft und schlief augenblicklich ein.
 

Die Reise gestaltete sich mehr als langweilig, Titanja verbrachte die meiste Zeit bei Tarock, ja zog sogar bei ihm ins Zimmer ein. Der wiederum absolvierte mit ihr das erste Training, erklärte ihr die Darsilver und bemühte sich darum ihr beizubringen wie man die lebenswichtigen Implantate aktiviert, was bisher eher wenig Erfolg hatte.

Das Einzige was Titanja nervte war, dass ihr Vater sich nicht einmal bei ihr blicken lassen hatte.

Na ja was soll’s, Titanja hatte den Streit eh noch nicht ganz verdaut und es würde wohl auch noch ne Weile dauern.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  TigorA
2008-09-02T19:39:12+00:00 02.09.2008 21:39
oh du bist ja diesmal total schnell mit hochladen °°. man hat grade die anderen zwei kapitel verdaut und jetzt schon das nächste. ich finde dieses kappi aber wieder sehr gut gelungen. die begnung mit jahun fand ich lustig xD. ich mag ihn xD. und ich fand es auch gut das man endlich mal mehr über titanja erfahren hat. allgemein fand ich das kappi sehr gut zu lesen, also weiter so ^^.


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