Zum Inhalt der Seite

Der arme Frey

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Eine weitere Episode aus dem Karanest-Parallel-Universum ^^
 


 

Nie wieder!
 

Warum ließ er sich eigentlich immer auf so was ein. Es hatte sich heute morgen ganz vielversprechend angehört, als Safira gefragt hatte, ob er sie heute anstelle von Vivlest begleiten könnte. Um Viv nicht mißtrauisch zu machen, hatte er gaaaanz beiläufig zugesagt. Aber Vivlest und Lutes hatten nur irgendwie hinterhältig gegrinst. Jetzt wußte er warum. Diese Verräter, ihn so auflaufen zu lassen! Er machte sich auf diesem lächerlich zierlichen Polstermöbelchen, das sich Stuhl schimpfte, noch kleiner. Wenn ihn hier bloß keiner sah! Er zog den Kopf zwischen die Schulter, linste vorsichtig nach links und nach rechts und sah - Leidensgenossen. Mit finsterer Miene saßen sie da. Bei diesem Blick konnte keiner auf den Gedanken kommen, sie wären freiwillig da. Frey verzog das Gesicht, er ja auch nicht, er war hereingelegt worden.
 

Irgend so ein Pinguin drückte ihm liebenswürdigerweise ein Tässchen Kaffee und Amarettinis in die Hand. Mürrisch kaute er auf diesem Minikekschen herum. Unverschämt klein waren die, die hätten die schon großzügiger verteilen können, nicht nur zwei pro Kaffeetasse. Safi hatte inzwischen eine alte "Freundin" entdeckt. Das würde einen Kampf geben um die beste und teuerste Kreation. Warum Frauen mit ihren Konkurrentinnen befreundet waren, würde er nie verstehen.

Er kam sich vor wie in einem Hühnerstall, überall gackerte und giggerte es. So langsam kehrte aber Ruhe ein. So wie's aussah, würde es jetzt endlich losgehen (leider). Die Leute setzten sich auf ihre Plätze. Vereinzelt zwängten sich noch Nachzügler durch die Reihen.

Rumms, Auaaa, tat das höllisch weh. Vor Schmerz traten ihm die Tränen in die Augen. Das fehlte gerade noch, dass er hier losheulte wie ein kleines Kind. Als Frey wieder klar sehen konnte, hielt er Ausschau nach dem Bus, der ihn überfahren hatte.

"Entschuldigung," flötete es fröhlich und etwas riesiges, rosagestreiftes platschte auf den Stuhl neben ihm. Die Dinger hielten wohl doch einiges aus. Vorsichtig linste er nach rechts. Ein Zelt, mit Rüschen und roter Perücke. Babyblaue Augen guckten ihn treuherzig an. "Sind Sie auch schon so aufgeregt?" flüsterte sie, dass es bestimmt noch 10 Reihen weiter zu hören war.

Bevor Frey irgendetwas sagen konnte, rutsche ES auf dem Stuhl hin und her, um es sich bequem zu machen. Am Ende saß ES halb auf Freys Stuhl und er rutschte in seiner Verzweiflung zu Safi hinüber.

"Nicht in der Öffentlichkeit," zischte diese und schubste ihn zurück.
 

Safi lehnte sich ein wenig vor, um zu sehen, neben wem den Frey da eigentlich saß. Mit einem Stirnrunzeln lehnte sie sich wieder zurück und knallte ihm den Ellenbogen zwischen die Rippen.

"Dass du dich ja benimmst," raunte sie ihm zu. "Das ist die jüngste Tochter des Herrn von Eberesch!!" Frey erbleichte und machte sich auf seinem Stuhl ganz klein. Der genannte Herr von Ebersch, ein Nachkomme der alten Eisriesen, war dafür bekannt, kleinste Beleidigungen seiner Familie gegenüber, tatsächliche und eingebildete, wobei die eingebildeten überwogen, auf das übelste zu rächen.

Vivlest würde ihm den Hals umdrehen, wenn er sich hier daneben benahm.

Nicht, dass Vivlest nix gegen eine kleine Keilerei mit denen von Eberesch gehabt hätte, aber als Auslöser eine Modenschau? Nein Danke, das wär doch zu peinlich. Frey beschloss einfach, sich unsichtbar zu machen. Vielleicht würde nichts passieren.
 

Endlich ging es los. Das Licht wurde gedämpft und nur der, wie hieß das doch, der CatWalk war in helles Licht getaucht. Der Conférencier trat auf. Angewidert schaute sich Frey den Kerl an. Wie konnte sich ein anständiges Mannsbild auf so einen Job einlassen? Der war bestimmt ...
 

Begleitet von den Entzückungsschreien und dem begeisterten Gemurmel der anwesenden Damen betraten die ersten Models den Laufsteg, untermalt von den vollmundigen Worten des Conférencier. Blablabla. Wie konnten so ein paar Stoff-Fetzen so eine Begeisterung ausüben? Frey schloß die Augen. Er konnte das nicht mehr mit ansehen. Wo waren die guten alten Zeiten der Burgfräulein geblieben, mit den Tütenschleierhüten und den wallenden Gewändern. Oder, warum war das nicht so eine Modenschau, wie diese Zeitschriften, die Safi immer rumliegen ließ, Hearts sowieso, oder sowieso Hearts - Dessous halt ^-^ Genau, daran wollte er jetzt denken und nicht an autsch
 

ES hatte wiederzugeschlagen. ES hatte Freys Hand gepackt und zwitscherte ihm zu

"Ist das nicht zaaauuuuuberhaaaaaft" Gerade wanderte eine zitronengelbe Kombination an ihnen vorbei. Unten viel, oben wenig und in der Mitte nix. Er versuchte nicht daran zu denken, wie das ETWAS neben ihm darin aussehen würde. Das wäre eine völlig neue Foltermethode. Nein! So grausam war keiner. Nicht mal Fandres!
 

ES hielt immer noch seine Hand fest. Bei jedem neuen Modell wurde sie ihm fast zerquetscht. Frey versuchte, sich zu befreien. Zuerst vorsichtig, dann schon energischer. Aber es half nichts. Was Fräulein Iduna Serafina Sardine von Eberesch einmal gepackt hatte, ließ sie nicht mehr los. Um keinen Skandal zu provozieren, ergab sich Frey seinem Schicksal.
 

Eigentlich war es ja irgendwie niedlich, wie sie sich über die Kleider freute, die sie nie im Leben würde tragen können. Safi, ja die saß mit Block und Bleistift da und schrieb eifrig Modelle auf, damit ihr niemand zuvor kommen konnte. Die sah nur die Klamotten und stellte sich gleich vor, wie sie sie tragen konnte und womit sie, hier guckte Frey finster drein, wohl Vivlest am besten verführen konnte. Da hielt er sich lieber an seine Nachbarin zur Rechten. Der machte die Modenschau offensichtlich eine Menge Spaß. Mit der Zeit tat sie ihm sogar richtig leid. Oh Mann, die Familie hatte Geld, was wen irgendeiner mit einem grauenhaften Geschmack ihr den Wunsch nach einem der Modelle erfüllen würde. Sie wäre ja für's Leben blamiert!!
 

Vorsichtig linste er nach rechts und stellte fest, dass sie zu ihm rüber sah. Sie zwinkerte ihm sogar zu. Nicht auf diese naive Art, nein, richtig verschmitzt, wie wenn sie wüßte, an was er gerade dachte. Frey lief rot an.

"Stellen Sie sich doch nur mal vor, ich würde so ein Dings tragen," raunte sie ihm zu, und diesmal war es nur für Frey gedacht. "Gerade mal als Taschentuch könnte man so was benutzen." Sie tätschelte seine Hand und ließ sie dann los. Frey saß mit offenem Mund da. Die hatte ja Humor. Und jetzt hatte er auch seinen wieder gefunden. Er reckte sich zu ihr hoch.

"Als Schal täte es bestimmt auch großartig aussehen," versicherte er ihr. Iduna Serafina Sardine schaute ihn an und lachte dann los. Es war ein wunderbares tiefes Lachen, so richtig zum Mitlachen. Und das tat Frey auch. Er bekam nur so nebenher mit, dass Safi ihn entgeistert anstieß und dass sich einer der Fotografen vorne umdrehte und ein Foto schoß. Ihm doch egal.

Und während die Show weiterging und Safi eine Nummer nach der anderen auf ihren Block kritzelte (armer Viv, das wird teuer :P) unterhielten sich Frey und Iduna Serafina Sardine prächtig, bis, ja bis der Höhepunkt der Show kam: Das Brautkleid. Iduna Serafina Sardine griff sich an das mächtige Herz und bekam verträumte Augen. Frey griff sich an die Kehle, er bekam keine Luft mehr. Safi griff sich ihre Tasse Kaffee und schnaubte verächtlich, für sie war die Show zuende.
 

Das Chaos brach aus. Die Damenwelt stürmte den Laufsteg und die Auftragsbücher füllten sich. Frey blieb auf seinem Platz sitzen, um nicht aus Versehen umgerannt zu werden. Eigentlich ein Wunder bei seiner stolzen Größe von (ähm, der Schöpfer, das große B wird gebeten, die genauen Daten einzutragen). Er ist halt sonst nicht zu übersehen, aber da oben ging's zu, wie im Winterschlußverkauf, mindestens.
 

Safi schlug sich großartig. So eine Ausbildung in der Falknerei war wohl für alles mögliche gut. Auf alle Fälle hatte sie die meisten Modelle ergattert. Nur um das Brautkleid machte sie einen großen Bogen. Dort hatte sich die Familie derer von Eberesch versammelt. Und Iduna Serafina Sardine hielt sich mit einem entzückenden Lächeln das Brautkleid vor den äh Bauch. Man würde es nur ein bißchen weiter machen müssen. Nur ein bißchen.
 

Frey bekam schon wieder keine Luft. Das war nicht fair. Nur weil er neben ihr gesessen hatte und mit ihr geredet hatte, hieß das noch lange nicht, dass ....
 

Die Anprobe war vorbei und das Kleid war weggepackt und Iduna Serafina Sardine kam mit einem strahlenden Lächeln auf ihn zu - und ging an ihm vorbei.
 

Ein paar Reihen hinter Frey trat sie zu einem Mann, der es an Größe und Ausmaße durchaus mit ihr aufnehmen konnte. Genauso energisch wie vorher bei Frey, packte sie seine Hand und guckte ihn mit ihren babyblauen Augen vergnügt an.
 

Plötzlich stand Safi neben Frey. Mit einem Fingerschnipsen bedeutete sie ihm, ihr gefälligst zu folgen und ergeben trottete Frey hinter ihr her. Er drehte sich nur noch einmal um. Im hintersten Winkel seines Herzens, im wirklich allerhintersten Winkel war er ein ganz kleines bißchen - neidisch.
 


 

Und DAS stand dann in der Zeitung:
 

Ansedomer Kreiszeitung
 

"Am vergangenen Sonnabend fand im großen Saal von Ansedom ein wahrhaft weltbewegendes Ereignis statt, an dem ihre bescheidene Korrespondentin teilnehmen durfte.

Den Damen vom Festkomitee ist es gelungen, den weltbekannten Modeschöpfer Jaques Versailles für eine Vorführung zu gewinnen. Ein bedeutender Tag für unsere Stadt.
 

Einen großen Dank auch an die Damen vom Obst- und Gartenbauverein, die den Großen Saal der Stadt auf's zauberhafteste dekoriert haben. Blumen in allen Rosatönen stimmten auf einen wunderbaren Abend ein.
 

Und auch die Prominenz erschien zahlreich. Safira von Karaest kam in Begleitung des Offiziers Frey, in allen Ehren natürlich. An dieser Stelle auch ein Dankeschön an alle freiwilligen Helfer, sowie für die Geld- und Sachspenden. Wir werden unsere frischrenovierten Redaktionsräume in den nächsten Wochen beziehen können.
 

Als besondere Ehrengäste konnte auch die Familie derer von Eberesch begrüßt werden. Herr von Eberesch, ein Nachkomme der Eisriesen, hat von diesen die majestätische Größe und das Temperament geerbt. Seine jüngste Tochter, Fräulein Iduna Serafina Sardine von Eberesch, eine wahrhaft ladylike Erscheinung, flüsterte ihrer rasenden Reporterin ins Ohr, dass im Hause Eberesch demnächst ein romantisches Ereignis stattfinden wird.

Fräulein Iduna Serafina Sardine wurde gesehen, wie sie sich köstlich mit ihrem Sitznachbarn Herrn Offizier Frey amüsierte. Sollte es zu einem Bündnis zwischen Karanest und derer von Eberesch kommen?
 

Aber vergessen wir die Politik. Die vorgeführten Modelle waren einfach zauberhaft und die Mannequins tanzten wie Schmetterlinge über den Laufsteg. Der heutige Abend stand in nichts dem nach, was man in Paris, Rom, London zu sehen bekommt, nämlich auf keinen Fall bequeme und zweckmäßige Kleidung. Um mit den Worten einer begeisterten Besucherin zu schließen: "Diesen Louvre möchte ich mal in so nem Fummel sehen" äh *Faden verlier, Notizen sortieren muss*

Auf alle Fälle war es ein Ereignis, an das sich alle Anwesenden und auch ihre bescheidene Korrespondentin noch lange erinnern werden."
 

Frey, Safi, Lutes und Viv © Boudicca

Iduna Serafina Sardine von und zu Eberesch ist von mir ^^
 

Bei Fehlern bin ich heute großzügig, wer welche findet, darf sie behalten ^^



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (5)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Surika
2002-12-10T22:09:30+00:00 10.12.2002 23:09
*kicher* ... ich hab gerade versucht mir vorzustellen, wie frey die gutste über die schwelle hievt ^^
die geschichte ist einfach zum wegrollen1 ;))
Von:  Boudicca
2002-12-09T21:53:30+00:00 09.12.2002 22:53
*kann dem nur beipflichten* ^___^
Von: abgemeldet
2002-11-23T16:14:11+00:00 23.11.2002 17:14
Ich kann Frey nur zustimmen; Fräulein Iduna Serafino Sardine von Eberesch ist wirklich symphatisch! Frey allerdings auch, er tut mir wirklich leid.

Deine Geschichte hat mich natürlich wieder zum schmunzeln gebracht. Deine Ideen sind einfach großartig! XD
Von: abgemeldet
2002-11-22T20:11:57+00:00 22.11.2002 21:11

Von: abgemeldet
2002-11-22T14:49:05+00:00 22.11.2002 15:49
eine typische pego-bringt-karanest-durcheinander-story mit viel humor und sympathischen charas^^
was soll ich schon groß sagen, du solltest ja inzwischen wissen, dass deine storys überzeugen^^ *beide daumen hoch*

CU Lars


Zurück