Zum Inhalt der Seite

Wie das Leben so spielt

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kapitel 1

Kapitel 1
 

“Hey, Mrs Belzen!”, begrüsste sie Jyris Mutter, als sie die Schuhe mit den Füssen auszog. „Hallo, Swentje! Schön, dass du schon da bist!“ Sie steckte ihren Kopf durch die Küchentür und lächelte sie warm an. „Das Essen dauert noch ne Weile, du kannst es dir ja schonmal in deinem Zimmer bequem machen. Die Treppe rauf und dann das hinterste.

-Und du bleibst schön hier und schälst die Kartoffeln!“, sagte sie an Jyri gewandt, als dieser Swentje die Treppe hinauffolgen wollte. Sie warf ihm über die Schulter ein Grinsen zu, als er die Augen verdrehte und ihr ergeben seufzend die Tasche hochreichte.

Lächelnd betrat sie die Gallery und schaute hinunter. Das Wohnzimmer sah super aus. Durch die Verandatür fiel helles Sonnenlicht in den Raum und malte Muster auf den Parketboden. Mrs Belzen schien aus ausgemachter Pflanzenfan zu sein, denn an fast jedem geeigneten Platz standen Pflanzen oder Blumen. Ansonsten bot der Raum viel Platz und war gemütlich und modern eingerichtet.

Sie betrat das Zimmer am Ende der Galerie und staunte nicht schlecht, als sie am anderen Ende des Zimmers statt einer Wand, eine breite Schiebetür aus Glas vorfand, die auf einen Balkon hinausführte. Recht beeindruckt legte sie ihre Gitarre aufs Bett und stellte ihren Backpack und ihre Sporttasche davor auf den Boden, bevor sie die Tür entsicherte und aufzog.

Der Balkon war in das schrägabfallende Dach integriert und man hatte von hier einen schönen Ausblick auf den Wald hinter dem Garten und den dahinterliegenden See.

Als sie nach rechts blickte, stellte sie fest, dass noch eine weitere Tür auf den Balkon hinausführten, deren Eingangsbereich durch eine kurze geflochtene Holzwand von ihrerm getrennt war. Natürlich hatte Mrs Belzen auch hier ihren grünen Daumen spielen lassen und ein paar Büsche und kleine Bäume aufgestellt.

Swentje grinste nur kopfschüttelnd und dachte sich ihren Teil. Manche Leute machten Pflanzen wohl einfach glücklich… Sie lehnte sich mit dem Rücken an die Brüstung, beugte sich nach hinten und blinzelte glücklich in den Himmel hinauf. Als sie versonnen die vereinzelten kleinen Wolken beobachtete, kehrten ihre Gedanken wie von selbst zur Szene ihrer Ankunft in Kitee zurück... Wer hätte gedacht, dass so ihre erste Begegnung mit Tuomas aussehen würde... wer hätte gedacht, dass sie ihn überhaupt mal treffen würde...
 

Unterdessen hatte sich Jyri ergeben in sein Schicksal gefügt und schälte Kartoffeln, während seine Mutter am Herd hantierte. "Warum kann keiner der anderen Jungs dir bei der Küchenarbeit helfen?", grummelte er verstimmt. "Weil Bastian und Co noch nicht wieder da sind." Verwundert schaute er auf. "Was? Wo sind die denn hin?"

"Ach die sind kurz nach dir weg. Meinten, dass sie noch irgendwas einkaufen wollten..." Sie hob die Schultern und konzentrierte sich wieder aufs Essen. "Hm...", machte Jyri überrascht, wandte sich dann aber auch wieder den braunen Knollen zu.

Swentje hatte mittlerweile angefangen, sich den anderen Raum durch die Glastür hindurch anzusehen. Er war grösser, als ihrer und mit 3 Betten versehen, in denen allem Anschein nach Bastian, Kim und Stefan schliefen. Mrs und Mr Belzen schienen den Raum wohl normalerweise als Trainingsraum zu verwenden, denn als sie das Gesicht dicht an die Scheibe brachte, um nach links in den Raum blicken zu können, konnte sie etliche Trainingsgeräte und -zubehör erkennen.

Sie richtete sich wieder auf und ging zurück in ihr Zimmer, wo sie ihren Kram in dem dafür vorgesehenen Schrank und Nachttisch unterbrachte. Dann lief sie nach unten und sah sich etwas im Wohnzimmer um.

Der Raum ging bis fast unter das Dach und die Decke bildete eine Fläche mit den Decken der beiden Zimmer im ersten Stock. Unwillkürlich fragte sie sich, wem wohl die Leidensaufgabe zukam, hier die Fenster putzen zu müssen, denn die reichten teilweise bis ebenfalls unters Dach...

Sie ging an dem dunklen zweiteiligen Ledersofa mit dem Sessel und Hocker vorbei Richtung Veranda, wobei ihr Blick weiter durch den grossen Raum wanderte. Der riesige Plasmafernseher in der Ecke an der gegenüberligenden Wand liess sie sehnsüchtig an FinalFantasyVersusXIII denken, was sich auf dem Gerät sicher super zocken lassen würde... Doch ihre PS3 stand Zuhause und wartete auf ihre Rückkehr. Ihr Blick streifte den Glastisch vor dem Sofa, bevor sie die Verandatür aufschob. Kurz überlegte sie, ob sie sich an den Schokokeksen bedienen sollte, doch aus der Küche zog schon ein verheissungsvoller Geruch herüber, sodass sie dieses Vorhaben auf später verschob.

Sie trat auf die Veranda und ging schliesslich grinsend auf den Pool zu. Sie wusste jetzt schon, was sie regelmässig am Morgen machen würde...

Hinter ihr wurden allmählich Stimmen laut und als sie sich umdrehte, konnte sie geradenoch ihre Bandkollegen in Bodehosen an sich vorbeirennen sehen, bevor ein dreifaches lautes Platschen hinter ihr verkündete, dass sie den Pool in Beschlag genommen hatten.

„Hi Swenny!“ hörte sie Stefan husten, als sie sich am Beckenrand hinkniete und die drei Jungs grinsend beobachtete. “Du sollst nicht gleich das ganze Becken leersaufen, Stefan!“, lachte sie, während Stefan immernoch hustend versuchte, seine Atemwege freizukriegen. Was ihn allerdings nicht daran hinderte, sie mit Tränen in den Augen anzugrinsen und mit einer Hand abzuwinken.

„Hey Jungs!“, begrüsste sie dann auch Kim und Bastian. Kim war allerdings der einzige von beiden, der darauf reagierte und grüssend die Hand hob. Bastian war direkt beim Erklingen ihrer Stimme abgetaucht. Das Lächeln gefror ihr leicht im Gesicht und für einen kurzen Augenblick konnte man es ihn ihren Augen verletzt aufblitzen sehen, doch dann hatte sie sich wieder unter Kontrolle. Innerlich seufzend wandte sie sich wieder Stefan zu. Sie hatte gehofft, dass sich ihr Verhältnis langsam wieder bessern würde, aber das schien nicht der Fall zu sein, eher das Gegenteil…

Stefan hatte mittlerweile erfolgreich seinen Husten in den Griff bekommen und hing nun halb aus dem Becken. Seine Gesichtsfarbe hatte immernoch starke Ähnlichkeit mit der einer Tomate und seine Augen wollten einfach nicht aufhören, zu tränen. „Verdammtes Chlor...“ grummelte er etwas heiser und zog geräuschvoll die Nase hoch.

“Ey Leute! 10 Minuten, dann gibts Essen!!” hörte man Jyri vom Küchenfenster her rufen. „Alles klar!“ Als sie sich wieder zu Stefan umdrehte, hatte sich Kim zu ihnen gesellt und spielte mit ihren Schnürrsenkeln. “Wie is deine Prüfung gelaufen?”, fragte er interessiert, ohne von seinem Rumgespiele aufzublicken.

“Super! War gar nicht mal so schwer.” Amüsiert beobachtete sie Kims Hände, die ihre Schleifen lösten und dann begannen, komplizierte Flechtmuster mit den Bänder zu erstellen. „Bitte keine Knoten, ich möchte gleich noch zum essen gehen können“, schmunzelte sie, also plötzlich Bastian prustend zwischen den beiden Jungs auftauchte und sie somit zum Platzmachen nötigte. “Wie war das? Die Prüfung war gut? Was für ne Note denn?“, fragte Bastian, während er sich die Augen rieb.

“1,2”, meinte sie knapp und möglichst neutral klingend. Ihr gefiel das flaue Gefühl nicht, welches sich mit seinem Auftauchen in ihrem Magen ausgebreitet hatte. „Na dann...“ Kam es ihr nur so vor oder triefte seine Stimme geradezu vor Sarkasmus? „Ab in den Pool, das muss gefeiert werden!“ Blitzschnell zuckte seine Hand nach ihrem Arm, doch sie konnte ihn geradenoch rechtzeitig zurückziehen. Hastig stand sie auf und trat einen Schritt zurück. „Ne lass mal. Ich hab noch mein Handy und den ganzen anderen Kram in den Taschen, da muss das nicht sein. Ansonsten gerne“, endete sie mit einem gezwungenen Lächeln. Das ungute Gefühl in ihrem Magen war stärker geworden. „Ach nun stell dich nicht so an!“, rief er breit grinsend und sie meinte einen gehässigen Unterton in seiner Stimme heraushören zu können. Mit einer Hand stemmte er sich unverhofft aus dem Becken und griff nach ihrem Bein... –und bekam es zu fassen. Sie sah sich schon der Länge nach ins Wasser stürzen und ihr Handy den Geist aufgeben, als sie sich mit einer leicht panisch-ruckartigen Bewegung doch noch losreissen konnte. Ihr Gesicht musste ihre Gefühlswelt ziemlich genau wiederspiegeln, denn in Bastians Augen blitzte es schadenfroh auf. Ihr Magen krampfte sich kurz zusammen und sie hasste sich in dem Moment selbst fast dafür, dass sie sich so von ihm vorführen liess. Am meisten verabscheute sie allerdings, dass sie sein Verhalten so sehr traf.

Normalerweise konnte sie sich emotional weit genug von solchen Personen distanzieren, dass deren Worte und Taten an ihr abprallten, aber irgendwie gelang es ihr bei Bastian nicht. Vielleicht lag es daran, dass er der Sänger und sie der Songwriter dieser Band waren...

Er war die akustische Umsetzung ihrer Texte, derjenige, der ihren Texte mit seiner Stimme Leben einhauchte und sie so den Leuten näher brachte. Gerade dadurch kannte er ihr Innerstes besser, als manch anderer. Ganz unabhängig davon, ob sie das wollte oder nicht... Sich solche Leute, emotional gesehen, auf Distanz zu halten, war eh schon schwer genug, aber mit Bastian war sie befreundet. Bis vor Kurzem hatte noch gar kein Grund bestanden, auch nur in Betracht zu ziehen ihm gegenüber so zu reagieren.

... Bis vor Kurzem... Und als sie es dann für notwendig erachtet hatte und versuchte, diesen Schutzwall zwischen ihnen zu errichten, war es ihr nicht gelungen. Metaphorisch gesehen war es, als würde er sich an ihrer Seele festkrallen und sich nicht mehr von ihr entfernen lassen wollen... Ganz so, als wisse er um ihre momentane Angreifbarkeit und Verletzlichkeit ihm gegenüber... Wobei sie sich immernoch keinen Reim auf sein Verhalten machen konnte. Bis vor ein paar Monaten war alles noch so normal erschienen, doch dann...

Sie hatte keine Ahnung, warum er begonnen hatte, sich auf einmal in Dinge einzumischen, die nicht in seinen Aufgabenbereich fielen und ihn auch teilweise nichts angingen, aber er hatte es getan und er tat es immernoch.

Erst waren es nur Kleinigkeiten gewesen, doch mit der Zeit war es immer mehr geworden. Und je mehr er innerhalb der Band agierte, desto mehr schien sein Respekt vor ihrer Arbeit zu sinken. Sicher, sie war nicht der Gründer der Band, sondern nur später dazugestossen, aber trotzdem... Herumschubsen liess sie sich von niemandem!

Und trotzdem war es genau das, was er gerade mit ihr tat und was sie ihn aufgrund ihrer Unfähigkeit des Distanzierens ungewollt durchgehen liess... Anstatt gegen ihn zu kämpfen, hatte sie sich aufs Herunterschlucken verlegt...

Allerdings wusste sie aus Erfahrung, dass sie spätestens dann ändern würde, wenn er ihr wirklich wehtat, aber soweit wollte sie es eigentlich nicht kommen lassen. Weder wollte sie sich von ihm einen Dolchstoss verpassen lassen, noch wollte sie, dass sich ihr Verhältnis dahingehend veränderte, dass er so etwas überhaupt in Erwägung ziehen würde.

Eine Ladung Chlorwasser riess sie aus Gedanken, als Bastian sie spöttisch grinsend versuchte, nasszuspritzen. Eilig trat sie noch ein paar Schritte zurück und beobachtete, die Hände in die Hosentaschen schiebend, wie Bastian sich lachend auf Stefan stürzte und sie aneinandergeklammert untergingen. Es entstand ein Gerangel im Pool, als die Drei nun versuchten, sich gegenseitig unterzutauchen.

Sie bemerkte eine Bewegung am Küchenfenster und drehte den Kopf. Als sie Mrs Belzen nach draussen blicken sah, wandte sie sich ganz um und machte sich auf den Weg ins Haus. Sie hatte wenig Lust, doch noch ins Wasser zu fliegen, wenn sie zum Essen gerufen wurden und die Jungs den Pool verliessen.

Sie hatte gerade das Wohnzimmer betreten, als sie Mrs Belzen auch schon rufen hörte. Von der Küche her konnte sie Jyri mit dem Geschirr hantieren hören.
 


 

Lake Kitee lag ruhig unter der Mittagssonne und nur ab und an kräuselte ein leichter Wind seine Oberfläche. Das lichte Schilf an seinem Ufer wiegte sich sanft im Wind und die Blätter im Kronendach über ihm rauschten leise. Um ihn herum fielen vereinzelt goldene Sonnenstrahlen durch das Blätterdach und bildeten einen starken Kontrast zum grünen Schatten um ihn herum. Er spürte den Stamm des Laubbaumes, an den er gelehnt sass, im Rücken und roch den Duft des Grases, dass er lose zwischen den Fingern hielt. Über ihm sang ein Vogel, in dessen Lied schon bald weitere einstimmten...

Frieden... Es gab kein passenderes Wort für das Gefühl, welches diese Landschaft in ihm auslöste. Frieden... Heimat, Geborgenheit, Sicherheit... auch das... aber vor allem Frieden...

Mit halb geschlossenen Augen blickte er auf den See hinaus, lauschte dem Säuseln des Windes, den Geräuschen des Waldes...

Er spürte, wie sich die altbekannte Ruhe langsam in ihm ausbreitete und sein Kopf sich zu klären begann. Er würde seinen Weg wiederfinden.. das wusste er...
 

~ * ~ * ~ * ~ * ~ * ~ * ~ * ~ * ~ * ~ * ~ * ~ * ~ * ~ *
 

Revs!? *bettelnd guck*



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2008-05-08T17:05:06+00:00 08.05.2008 19:05
Was soll ich sagen, ich mag deine Story :D Bin schon gespannt wie's weitergeht :D


Zurück