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Say what!??

Blau trifft Rot
von

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Dessertplatte und politische Konflikte

Kapitel 9/ Dessertplatte und politische Konflikte
 

Er rieb sich verwirrt seinen Bauch. Schon wieder hatte er was falsch gemacht. So ein Dussel.

„Und… sprichst du aus Erfahrung“? Er hatte sein Magenstreicheln beendet und schob mich wieder vom Steuer weg. Ich stand verloren neben ihm und fummelte an dem Stoff meines Kleides herum.

„Wie meinst du das“?

„Das mit Freundschaft und Liebe. Was ist mit Ben und diesem Vollpfosten Bill“?

„Er heißt Phill“, maulte ich und mein Gehirn ratterte gerade auf Hochtouren, um mich irgendwie herauszureden.

„Damals, als ich ihn kennen gelernt hatte, da ging es mir so. Aber mit der Zeit merkt man, dass ein Kerl nicht für die Dauer ist“!

„Wie denn“?

Tai hatte wohl sehr viel Nachholbedarf. Er warf bist jetzt nur mit Fragesätzen um sich.

„Wenn du dich langsam für andere Männer zu interessieren anfängst, dann weißt du, dass er nicht der richte für dich ist“.

„Meinst du damit Ben“?

Wie kam er denn darauf, ich würde auf Ben stehen.

Na ja…anscheinend klappte diese Aktion mit Ben ja hervorragend. Fraglich war, ob es bei Tai die richtigen Gefühle auslöste. Bisher hatte er sich ja mit Eifersuchtsszenen zurückgehalten. Aber dieser Blick gerade ließ mich langsam wieder denken, ich wäre nicht nur ein Freund für ihn.

Wenn Tai noch nicht einmal im Stande war zwischen Liebe und Freundschaft zu unterscheiden, wie konnte er mich dann richtig in sein Gefühlsleben einordnen. Hatte er überhaupt ein Gefühlsleben?

Heimlich hatte er bestimmt einen Göttershrine in seinem Schrank aufgebaut, der seinem Body huldigte. Mehr Platz in seinem Liebesleben gab es sicher nicht.

Freak!

Ich war so in Gedanken der Tai Analyse versunken, dass ich seinen Blick nicht bemerkte.

Ach er erwartete ja noch ne Antwort.

Da konnte er lange warten *hehe*

„Püh“.

Auf meine Antwort bekam ich nur ein Brummen von Tai.
 

Der Tag war perfekt für einen Flug über das Meer.

Der Tag war perfekt für gute Laune.

Der Tag wurde perfekter, als der Body vom Boden hob und mit Tai und mir durch die Luft schwirrte. Wie eine Biene, zwar eine besoffene Biene, aber eine fliegende Biene.

Ich spürte, wie sich der Body veränderte. Er arbeitete, er wurde wärmer, weil die Belastung der Maschine anders als beim Laufen über den Rasen wirkte.

Tai gab mir die Befehle und ich setzte sie ohne Murren um. Diese Aussprach mit ihm hatte die Blockade in meinem Kopf gelöst. Ich hatte seit langem das Gefühl, nicht mehr unter Druck zu stehen. Der Body drehte sich auf den Kopf und ich wurde wie ein Tennisball von einer Seite zur anderen geschmissen. Andere hätten da schlechte Laune bekommen, aber bei Blue konnte es nicht schnell genug rauf und runter gehen.

Meine Stimme war vom vielen Kreischen etwas heiser und Lydia kam aus dem freudigen Klatschen nicht mehr heraus, weil sie anscheinen von den Lupinos so begeistert war.

Der Body hatte sich in seine Station begeben, ich wollte gerade aus meiner Blase krabbeln, als Tai mit seiner Hand in die Kapsel grapschte und mich packte. Kaum waren da Sekunden vergangen rang ich nach Sauerstoff und lag in seinen Armen.

Er hatte wieder dieses beängstigend Grinsen auf den Backen.

„Fein“!

War ich ein Hund, der gerade ins Gras gemacht hatte??

„Du warst gut“!

Er rüttelte an mir herum, als ob ich ein Säugling wäre, der gerade beschäftigt werden musste.

Lydia drückte Gott sei dank Tai auch sogleich die Werte des Trainings in die Hand, sonst hätte ich wahrscheinlich mit ihm Hoppa Hoppa Reiter spielen müssen.

„Die Auslastung liegt bei 70 Prozent. Das ist unser neuer Rekord“!

Wieder macht er so eine Art Freudentanz mit mir.

„juhhuuuu“, ich versuchte seine Freude zu teilen, aber so recht griff die Euphorie noch nicht über mich.
 

Etwa 3 Stunden später endlich gelang es mir, diese Fortschritte mit der ganzen Mannschaft zu teilen.

Ich weiß, dass ist nicht gerade ein Saubermannimage, aber es half mir jetzt ungemein.

So ein starker Schnaps.

Bhhrr der schüttelte doch jegliche schlechte Tage und Kidnapping von mir.

Hey, ich brauchte kein Scann oder ne Hirnmaschine, um mir das Gedächtnis aus dem Hirn zu pusten, es reichte völlig, wenn man mir eine Flasche Schnaps andrehte. Am Tag danach war völlige Flaute in meinem Hirn.

Das musste zwar aller 3 Tage wiederholt werden, aber wenigstens kam der Spaß dabei nicht zu kurz.

Ich hing an der Schulter eines Schrankes, der, soweit ich mich erinnern konnte, mit B anfing. Wie Bobby oder Bob oder Bimbo, Bambi, Bernhard.

„Oh da kommt der große Meister“, vernahm ich es aus den tosenden Reihen der Schränke. Gemeint war damit Tai, der anscheinen mal Wache schieben musste.

Er hatte ein Bier in der Hand, also konnte ich ihm auch nicht vorwerfen, dass er Hausdrachen spielte. Nur genoss er Alkohol wohl in Maßen, nicht wie ich in Massen.

„Willst du nicht mal damit aufhören“?

Der hatte gut reden. Aufhören war so schwer, wenn man erst richtig angefangen hatte.

„Aber es gibt doch etwas zu feiern“! Ja genau. Wir hatten so etwas wie einen Shootinggame Rekord aufgestellt.

„Du hast ja noch nicht mal mit mir angestoßen.

Wir sind doch Freunde… so Freunde mit Händeschütteln“!

Er musste bemerkt haben, dass ich schon ziemlich knülle war, denn er reagierte nicht auf meine Anspielungen und Versuche, ihm Hochprozentigeres einzuflößen.

„Wusstest du, dass ein viertel der Teenager im betrunkenen Zustand entjungfert wurden“?

Tai brachte es jetzt wirklich fertig, schlechte Laune zu schieben.

„Wie wär‘s, auf die Freundschaft trinken“?

Wenn ich ihm das noch weiter unter die Nase hielt, wurde er bestimmt misstrauisch. Der Gedanke, mit ihm befreunden zu sein, drückte mich.

Freunde, ich hatte schon Freunde, und ich konnte keine Freundschaft mit ihm schließen, weil es mein Herz nicht zuließ.

Freunde, sollte er jetzt Ben ersetzten?

War es die Ironie des Schicksals, dass ich einen Freund gewonnen und gleichzeitig verloren hatte, nur das die Rollen getauscht wurden?

Ich mochte diese Rollenverteilung nicht.

Das war mir zu anstrengend, jedes Mal wenn ich mit ihm redete, einen Herzkasper zu bekommen.

Ich dachte über mich und Tai nach und bemerkte in meinem angeschwibbsten Zustand nicht, dass ich ihn dabei die ganze Zeit verträumt anstarrte. So psychopatisch von der Seite.

Da fehlte nur noch so nen Streichorchester im Hintergrund.

„Blue“?

Ich spürte ungleichmäßige Bewegungen an meiner Schulter.

„Blue, ist dir schlecht“?

Ich kam langsam aus meiner Liebes Odyssey zu mir und blickte in seine Augen.

„Ist was mit ihr“?

Ich blickte von Tai hinüber zu ein paar Schränken.

„Wie meinen“?

Tai rüttelte erneut an mir herum.

„Reiß dich jetzt zusammen“, zischte er. Da zeigte sich mal wieder, wie sehr Tai unter den Fittichen dieses alten Sackes stand. Der stand nämlich mittlerweile vor uns. Zerknirscht.

„Was denn? Du hast mich deinem Daddy doch schon vorgestellt“!?

Ich wurde langsam bockig. Wenn er mich nicht so wollte, wie es sein Vater gerne hätte, dann kann er sich auch gerne ne neue Tussi kidnappen!

Aber ehrlich!

Der alte Mann mit Tais Augen rückte sich seine Militärkappe zurecht.

„Ja ja, die Jugend von heute. Vielleicht klappt‘s heut Nacht ja mit einem Enkelsohn. Mit den Genen könnte da wenigstens etwas Vernünftiges rauskommen. Deine Mutter war ja nur Ärztin, die hier ist ein Medium. Wenn wir Glück haben, vererbt sie ihre Begabung“.

Was war das für eine Ansprache?

„Von so nem Trottel wie ihnen hätte ich mich selbst als Ärztin nich schwängern lassen“, blaffte ich ihm entgegen und fuchtelte wild mit den Händen herum.

Ich hörte immer wieder meinen Namen, den Tai immer laute von sich posaunte.

Aber ich konnte es mir nicht bieten lassen, von so einem alten greisen Lustmolch minderwertig degradieren zu lassen.

„Wenn eure Sohn euch gehorcht und wie ein Hund hinterher wackelt, heißt das noch lange nicht, dass das jeder hier macht! Haben sie sich denn jemals in einen Body gesetzt, oder nur dumm daneben gestanden und Spucke verschwendet“?

Tais Hand bohrte sich in meinen Oberarm und plötzlich stand er vor mir.

„Sie hat zu viel getrunken. Das wird sich bis Morgen schon legen“.

Wie ein kleines Hündchen. Widerlich und ohne Selbstachtung. Und für so nen Schlappschwanz hatte ich doch tatsächlich Gefühle entwickelt.

„Ihr habt heute ein erstaunlich gutes Ergebnis geleistet. Eure Auslastung lag über dem Durchschnitt der anderen Bodys. Das ist lobenswert Kid“!

Tai bedankte sich artig und versprach eine weitere Leistungssteigerung. Mich zu fragen viel da natürlich flach. Ich musste nur Bodysekretärin spielen. Positiv war ja, dass kriechen beim Chef nicht zu meinen Aufgaben gehörte.

Tai hatte meinen Arm etwas locker gelassen und ich machte mich mit mieser Laune aus dem Staub.

Er hatte sich nicht geändert, dabei war ich mir so sicher, dass ich durch unser Gespräch, Tais Lebenseinstellung etwas drehen konnte.

Nix da!

Er war immer noch derselbe Arschkriecher.

Und jetzt würde er mich bestimmt wieder böse ankeifen, wenn das versprochene Ziel nicht von mir umgesetzt wurde.

Ein endloser Kreislauf.

Die Enttäuschung siegte selbst über den immens hohen Alkoholanteil in meinem Blut, so dass ich betrübt durch die Gassen des Dorfes schlich.

Dort, gleich neben dem Eingang hatten sich einige Männer positioniert.

Es waren allerlei Face und unter ihnen stand auch Ben, starrte ins Leere, und wartete darauf, dass er ebenfalls dumm und willenlos die Befehle des Obersten ausführen konnte.

Ich beobachtete eine Weile die Gruppe. Ich könnte jetzt detailliert die Augenbewegungen der Puppen beschreiben, aber dann wäre die Geschichte ja noch langweiliger, als sie ehe schon ist.

Ich spürte plötzlich einen Blick und als ich mich in Gedanken wieder zurück zur Gruppe drehte, blickte Ben mich an.

Ich hatte Tränen in den Augen, nicht wegen ihm, aber anscheinend hatte Ben bemerkt, dass ich traurig war, anders konnte ich mir seine plötzliche Reaktion nicht erklären.

Wir starrten uns eine ganze Weile an, ehe ich endlich meine schwankenden Beine vorwärts bewegte und zu ihm eilte.

Wie oft das schon seit unser Ankunft im Dorf, passiert ist, hab ich schon nicht mehr gezählt, weil ich ja so ziemlich besessen von dem Gedanken war, Ben aus seiner Trance zu holen.

Ich hatte angenommen, dass ich die einzige Heldin in meiner Story spielen würde und irgendwie musste ich dem auch gerecht werden.

Ben stand etwas weiter hinten, in der Reihe aus männlichen namenlosen Zombies.

Immer noch blickte er mich an und ich blickte ihn an und plötzlich hatte ich die unwichtigen Zombiekumpels von ihm beiseite gekickt, nahm Ben an die Hand und stürmte mit ihm davon.
 

Die Schränke hatten ja gerade eher ein Auge auf ihre Bierflaschen, als auf ihre Zombiespielzeuge, so konnten wir unbemerkt fliehen.

Ich wusste nicht genau wieso, aber nach einigen Minuten hatte ich die Haustür hinter uns zugedrückt. Wir standen in meinem, Tais und Lydias Wohnhaus. Ben und ich, ausgerechnet Ben. Das würde Tai nicht gefallen.

Egal.

Ben stand noch immer stock steif an meiner Hand und ich bat ihn in die Küche.

Das Licht der Lampe, die über dem Esstisch hing, brannte nur schwach in den Raum und ich käste ein wenig im Kühlschrank herum, weil ich nicht wusste, was ich mit dem Zombie anfangen sollte.

Ich war traurig, ich wollte ihm mein Leid erzählen, aber er würde es nicht verstehen, er war nicht der Ben von damals.

Ich blickte mich mit Tränen in den Augen zu ihm um.

„Miss? Habt ihr Schmerzen“?

Ich schüttelte den Kopf und nahm den Orangensaft, stellte ihn auf den Tisch und nahm zwei Gläser. Er beobachtet mich, war vielleicht auch etwas verwirrt, weil meine Tränen kein Ende nahmen.

„Miss…“?

Ich spürte seine Hand auf meiner, weil ich es nicht schaffte den Saft heil ins Glas zu befördern.

„Was habt ihr? Wieso habt ihr mich hier her gebracht“?

Ich ließ die Packung unsanft auf den Tisch fallen. „Weil du mein Freund bist!!! Weil du dich an nichts erinnern kannst und weil ich das nicht ertrage, dass du mich einfach vergessen hast“!!!

Der Saft perlte von der Tischdecke langsam auf den Boden.

„VERSTEHST DU DAS NICHT“??? Brüllte ich ihn an und meine Finger krallten sich in den rauen Stoff seines braunen Overalls.

„Miss…“.

Meine Wange drückte sich gegen seine Brust.

„Ich halt das nicht mehr aus. Er versteht es nicht, du erinnerst dich an nichts! Ich fühle mich so alleine Ben“, heulte ich.

Ich hörte sein Herzschlag, ich spürte seine Brust, seine Wärme und Nähe. Das war es, wonach ich mich sehnte. Auch wenn er nicht Tai war, er gab mir das, wonach ich mich gerade am meisten sehnte. Ich wollte nie ein Medium sein, ich wollte meinen Freund nie in so eine Lebenslage bringen, ich wollte nie ein Teil eines bevorstehenden Krieges sein.

Seine Arme legten sich um mich. Ben schnaufte.

„Miss…“.

Ich wusste nicht warum, aber plötzlich erschien er mich nicht mehr wie ein Zombie.

„Ich.. Ich heiße Blue“, flüsterte ich.

„Das weiß ich doch“, erwiderte er mir sanft und ich blickte erschrocken zu Ben hinauf.

„Was hast du da gerade gesagt“?

Ich lächelte stumm.

„Ich… liebe sie Blue. Sie waren die erste, die sich, soweit ich mich erinnern kann, um mich gesorgt hat, die nach mir gefragt hat. Ich wusste nicht wer ich war, und ihr habt mir meinen Namen gesagt. Sie habt mir bewiesen, dass ich nicht nur ein Face bin, ich war einmal ein normaler Junge. Ich kann mich an nichts erinnern, doch ich weiß, dass ich sie liebe. Aufrichtig“.

Er hatte mir gerade gesagt, dass er mich liebte.

Das war wie im Film, das klang nicht schmalzig, dass klang ehrlich.

Ich glaube das ist so ein Moment im Leben eines Mädchen, auf den sie schon als kleines Mädchen gewartet hat.

Seine Hände strichen über meine Wange und wischten mir die Tränen aus dem Gesicht.

„Es stimmt doch. Ihr sagtet, dass ihr mich schon lange kennt. Ich liebte euch auch schon vor den Gardiens.“

Ich nickte.

„Aber ihr liebt einen anderen“. Seine Augen wurden traurig. „Ihr seit traurig deswegen. Der Sohn des Oberst Leutnant, er ist es, der euch so traurig macht“!

Dann küsste er mich.

Ich ließ es zu, weil er mir den Schmerz nahm, und ich dann nicht an Tai denken konnte, weil er mich so überrumpelt hatte, dass es mir fast schon gefiel, so begehrt zu werden.

Welches Mädchen würde sich denn nicht geschmeichelt fühlen, wenn sie gerade so etwas gesagt bekommen hatte? Ben war auch nicht gerade ein hässliches Entlein. Er war auch nicht so unerfahren mit Frauen wie Tai.

Seine Arme drückten mich noch fester an sich, doch plötzlich schien etwas aus dem Ruder zu laufen.

Sein Gesicht drückte sich in meinen Nacken und er klammerte sich regelrecht um mich, so dass die Situation in mir Unbehagen auslöste.

„Ben, jetzt ist gut. Lass mich bitte los“, versuchte ich ihn zu beruhigen.

„Blue…“!

Sein Name rutschte mir ein paar Mal bedrohlich aus dem Mund.

„Ihr.. Ihr lasst mich an Momente erinnern, die ich schon vergessen hatte. Bitte, geht jetzt nicht. Ich will mich an mehr Sachen erinnern. Ich will nicht vergessen“!

Seine Nähe erdrückte mich, weil er anscheinen dachte, in dem er mich auffraß, sein Gedächtnis wiederzubekommen.

Der Tisch pochte gegen meinen Po und Ben drückte mich auf ihn, um mich wohl noch mehr zu fixieren. „BEN“!

Er hörte nicht auf mich, sondert bedrängte mich noch mehr.

Seine Hände hatten mein Kleid hinaufgezerrt, ich schrie wie am Spieß, doch er unterdrückte dies, in dem er seinen Mund auf meinen presse. Seine Hände griffen unter mich und schoben meinen Körper nur noch weiter auf den Tisch, als ob ich ein schnelles Dessert wäre.

Mit den Armen versuchte ich mich von ihm zu boxen, doch so wie immer, schaffte ich es nicht, mich der männlichen Macht zu entziehen.

Von Männern derart bedrängt zu werden, war mir nichts Neues. Ich hatte schon oft auf Partys mit wilden Grapschern zu kämpfen gehabt, aber ausgerechnet Ben?

Im Grunde war jeder Mann egoistisch, egal ob er sich Freund oder Feind nannte.

Mein Kopf landete auf der Tischplatte und ich reckte meine Augen hinter mich zum Flur.

Durch die Tränen nahm ich hin nur verschleimter war. Ich spürte Ben abermals dicht an mir. Sein Atem fegte über meine Kehle.

„Tai“? Es sah rot aus, und wenn ich an rot dachte, dann dachte ich auch automatisch an Tai.

„Lass das“!!

Der Druck, der bis vor wenigen Sekunden durch Ben noch auf mir gelastet hatte, wurde von mir genommen und im selben Moment fing es fürchterlich an zu Scheppern.

Durch klare Augen konnte ich schließlich Ben und Tai auf dem Boden erkennen. Tai zog ihm gerade eine mit der blanken Faust über.

„Wer hat dir das befohlen“?

Seine fiese Stimme machte mir Angst. Tai war zornig, fast hochmütig, und das ließ mich zurückschrecken.

„Ich fragte: Wer hat dir das befohlen?? Du bist in kleinster Weise befugt auch nur mit ihr zu sprechen. Wie kannst du dich den Befehlen widersetzten und so etwas mit einem Medium machen“??!!

Er schrie Ben fürchterlich an und dann hatte er auch schon die Nächste zu sitzen gehabt. Als aus Bens Nase Blut lief, hielt ich dieses Szenario nicht mehr aus, weil ich Angst um meinen ehemals besten Freund hatte.

„TAI LASS IHN“!!

Er hörte nicht auf mich, sondert drückte Ben gegen den Schrank.

„Bastard“!

„TAI“!!

Bevor er erneut in Bens schon leicht angeschwollenes Gesicht langen konnte, hielt ich ihm am Arm zurück.

„Lass ihn Tai“!

Dieser drehte sich missverstanden zu mir um, als er registriert hatte, dass ich da an einem Arm hing.

„Was redest du da Blue? Er hat es nicht anders verdient“!

Ich schüttelte den Kopf, als mir auch schon die nächsten Tränen über die Wangen rollten.

Ich flennte drauf los und das schien Tai zu erweichen.

Er packte Ben schließlich und nahm ihn mit nach Draußen.

Durch das Fenster konnte ich noch beobachten, wie er Ben einem Schrank aushändigte, der ihn mit sich nahm.

Meine Hände zitterten. Was würden sie mit ihm machen?

Tai betrat das Haus erneut und ich ging sogleich auf ihn los.

„WAS … was machen sie jetzt mit ihm“???

Er blickte nach unten und wollte mir so recht keine Antwort geben. Ich schlug auf ihn ein.

„TAI!!! Sag‘s mir. Was machen sie mit ihm“?

Als er seine Schuhe ausgezogen hatte, blickte er mich böse an.

„Was soll das?? Erst schreist du um Hilfe, und dann sorgst du dich um ihn??? Ich versteh das nicht!!“

Er versuchte sich doch nur zu erinnern. Vielleicht war es ein Kurzschluss.

„Du musst mir gerade etwas von Moral und Benehmen erzählen. Mich musste schließlich auch jemand vor dir retten“. Ich schluckte diese Erkenntnis bitter herunter und rannte vor ihm davon.

„Blue, jetzt warte“!

Ich wusste nicht, wieso er damals so reagiert hatte. Ich wusste auch nicht wieso Ben vorhin so reagiert hatte, aber ich wusste, dass es schlussendlich immer mein Fehler war, egal was ich tat. Jetzt hatte ich Ben auf dem Gewissen, und damals hatte ich Tai auf dem Gewissen.

Die Tür verbarrikadierte ich mit meinem Körper, denn kurze Zeit später hämmerte Tai dagegen.

„Blue..“.

„Verschwinde“!!

Doch das machte er natürlich nicht.

„Liebst du ihn denn so sehr, dass du ihm das verzeihst“?

Was wusste er denn schon?

Er kannte das Wort verzeihen doch noch nicht einmal.

Ich hatte Tai aus Liebe verziehen. Er war es, der mir Angst gemacht hatte, und ich war es, die sich schlussendlich bei ihm entschuldigt hatte. Etwas lief doch da falsch.

Der Klopfen verstummte, und nach etwa 15 Minuten der Türwache und des immensen Flüssigkeitsverlustes durch das lauthals Heulen, kroch ich langsam an mein Bett heran.

Ich spürte, dass Tai noch immer an der Tür war, doch jetzt hatte ich keine Kraft mehr. Weder zum Diskutieren, noch zum Hören oder Reden, noch zum Hinaufkrabbeln, auf das Bett. Also hing ich auf dem Teppich wie ein Schluck Wasser, und kralle mich an der Bettdecke fest.

„Ich hab den Soldaten nichts davon erzählt. Ich hab ihnen gesagt, dass er dich nach Haus geschafft hat, und das sie ihn jetzt wieder ins Labor bringen sollen“, hörte ich es ihn flüstern.

Seine Arme schlangen sich um mich und er hievte mich hinauf ins Bett.

„Damals, auf der Wiese, dass wollte ich nicht. Es war nicht deine Schuld gewesen, es war meine!“

Im Raum war es fast stock duster, ich spürte seine Haare, die in meinem Gesicht kitzelten.

„Ich war so ungeduldig und naiv zu glauben, mit einem Medium gleich den gesamten Body beherrschen zu können. Ich war nicht sehr fair zu dir. Das tut mir Leid“.

Während er diese Worte flüsterte, versuchte ich vergebens sein Gesicht zu orten.

Seine Hände lösten sich langsam von meinem Körper und durch die Verlagerung der Matratze spürte ich, dass er sich aufgerichtete haben musste.

„Schlaf gut“.
 

Der nächste Morgen war sehr grell und Kopfschmerzbelastet.

Lydia fegte schon in der Küche herum und versuchte Toast du schmieren. Das machte sie jeden Früh für Tai.

Also ob er das als Soldat nich auch allein konnte. Das war nur eine gekonnte Einschleimtaktik und bevor Lydia sich einfach so ins Haus gedrängelt hatte, war ich auch dafür zuständig.

Lydia erzählte von Maike und ich hörte ihr nur halbherzig zu.

Wenigstens hatte sie nichts von dem Theater gestern Abend hier in der Küche mitbekommen. Lediglich etwas gewundert hatte sie sich, weil so viele Küchenutensilien auf dem Boden gelegen hatten. Ich meinte nur zu ihr, dass ich gestern noch etwas essen wollte, den Kühlschrank aber nicht mehr gefunden hatte. Damit war die Sache für Lydia dann auch gegessen.

Tai kam wie gewohnt schon frisch gewienert etwa 1 Stunde später an den Frühstückstisch und kaute seine 5 Toast hinter.

Dabei wandte er die berühmte Aufweich-Stopftechnik an. Das hieß, er spülte den süßem Toast mit ordentlich Kalorien mit süßem Kaffee hinunter.

„Tai braucht Kraft für den heutigen Tag“, flötete Lydia, wenn sie Tai immer beim Mampfen zusah. Ich brachte es noch nicht einmal fertig, Wasser zu trinken.

„Geht’s dir gut“?

Ich nickte nur und verließ die Runde um duschen zu gehen.

Schließlich stand ich unter der Dusche und spülte die letzten Reste der Krümel, die eigentlich auf dem Esstisch zu finden waren, aus meinen Haaren und seufzte laut.

„Er wird es nie begreifen“. Mit dieser Tatsache hatte ich mich langsam angefunden, es sei denn, ich würde es ihm klar und deutlich ins Gesicht sagen.

„Dieser Volltrottel. Was ist er auch so engstirnig“!

In Gedanken nahm ich ein leises Heulen war.

War etwa wieder Übungstag?

Ich stellte das Wasser ab und wollte so eben nach dem Handtuch greifen, da stürmte er ins Bad und sah sich hektisch um.

„TAI DU SCHWEIN!! BLEIB DRAUßEN“!

Das Kreischen meinerseits schien ihn nicht abzuschrecken, seine Gesichtsfarbe war auch ausgesprochen blass.

Als er mich sah, warf er sogleich das Handtuch nach mir.

„Beeile dich! Es ist soweit“.

Als ich das flauschige Tuch von meinem Kopf gekratzt hatte war er auch schon fast in die Dusche zu mir gekrochen.

„Was ist soweit“?

Er nahm meine Hand, kurz nachdem ich mir das Handtuch notdürftig um den Leib wickeln konnte.

„Es ist Krieg“!
 

Kapitel 9/ ENDE



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
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Von:  il_gelato
2008-06-27T16:44:36+00:00 27.06.2008 18:44
ich bin irgendwie verwirt, weiß aber nicht genau warum.
Irgendwie schreibst du in letzter zeit sehr hektisch und durcheinander.

freu mich, dass Tai Eifersucht zeigt!!!
Von: abgemeldet
2008-06-27T08:45:35+00:00 27.06.2008 10:45
omg.. war mal wieder ein ganz tolles kapitel <3
Tai, Tai, tai.. du merlst aber auch gar ncihts -.-'
Bin auch schon auf das nächste kapitel gespannt^^
weiter so!

Lg
Von:  Miko_Milano
2008-06-26T20:20:18+00:00 26.06.2008 22:20
Was soll ich sagen?
Ich bin wie jedes mal völlig gefangen von deiner Story! Mal wieder ein sehr schönes Kapitel! Ben tut mir leid, aber auch Tai und Blue können einem richtig leid tun! Jeder von ihnen hat mit sich und seiner Situation ganz schön zu kämpfen! *sigh*
Und jetzt ist auch noch Krieg?!
Na da bin ich aufs nächste Kapitel gespannt, vor allem nachdem du ja auch noch das Bild hochgeladen hast, das in Kapitel 10 auftauchen soll?! *smile*
Da bin ich nur noch neugieriger! ;)

also schreib schnell weiter!^^
<3


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