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Say what!??

Blau trifft Rot
von

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Du gehörts mir!

Und weiter gehts!
 

Kapitel 4/ Du gehörts mir!
 

Das Meer rauschte.

Es erinnerte mich an die Zeit, als ich mit meinem Vater auf See war, und wir zusammen geangelt hatten. Damals war Ned, mein kleiner Bruder, gerade mal 3 Jahre alt gewesen. Es war die Zeit, kurz nachdem uns unsere Mutter verlassen hatte.

Zugegeben keine üble Zeit, aber seither musste ich die Mutterrolle für Ned und ein wenig auch für meinen Vater übernehmen, der sich das erste Jahr ziemlich hat gehen gelassen.

Unter meinem zart gebräunten Gesicht spürte ich hartes Holz, es schrubbte mir an der Wange entlang, weil der Seegang heute irgendwie ausgelassen als sonst war. Als ich endlich die Augen öffnete, und realisierte, dass ich nicht nur in alten Erinnerungen und Jungfraujahren auf hoher See schwelgte, sondert mich dort tatsächlich befand, wurde ich schlagartig hell wach und zog meinen Körper schwerlich in die Höhe. Nach ersten anfänglich versuchten Gymnastikübungen musste ich feststellen das Fesseln mich davon abhielten se

sämtliche Glieder von mir zu stecken. Meine Hände waren auf dem Rücken zusammengeknotet und das erste, was ich auf dem Bug des Kutters, der mit sehr bekannt vor kam, sehen konnte, war Ben, der in selber Position nun auf dem Bugholz lag und in Fötustsellung schlief.

„Ben!!! Ben wach auf“!

Er drehte seinen Kopf und sah mich an.

„Bist auch schon wach, ich hab schon gedacht, er hätte dich mit dem Betäubungsmittel abgeschossen“!

Betäubungsmittel?

Ich fühlte mich schwer, wie hinterfotzig mit neu Knüppel auf den Hinterkopf geschlagen.

Ich reckte meinen Kopf in die andere Richtung und konnte ein Stück in das Bootsführerhäuschen blicken. Dort stand er und hielt einen Kopfhörer an sein Ohr.

„Habe verstanden. Mein Kurs ins A2 5C. Ich werde etwa in 2 bis 3 Stunden eintreffen“.

Tai drehte sich um und blickte mir entgegen. Vielleicht empfand er gerade etwas Reue, weil seine Augenbrauen so komisch hin und her zuckten. Glücklich über seine Beute sah definitiv nicht aus.

„…Korrekt“, murmelte er und legte schließlich auf.

„Was ist, hast du uns schon an die Chinesen verkauft“, fluchte ich ihm entgegen.

Er legte das Funkgerät beiseite, dann kramte er in einer kleinen Truhe herum.

„Was ist“?? Ich versuchte ihm etwas auf die Nerven zu gehen, aber anscheinen war er gerade die Ruhe selbst. Schon komisch, keiner hatte meinen Psychospielchen so lang ausgehalten können, wie Tai. Irgendwie hatte er es auch geschafft den Spieß umzudrehen, denn mit jedem Blick, den er mir zuwarf, verunsicherte er mich noch mehr.

Tai trottete schließlich mit einem Kleidungsstück in der Hand zu mir heran.

„ Hast du vielleicht einen Wunsch, wohin ich dich verkaufen soll“? Er kniete sich neben mich nieder und ich spürte seine Hand an meinen Fesseln.

„Mach jetzt keinen Terz“, murmelte er grimmig und als er die Fessel gelöst hatte, hielt er meine Handgelenke im selben Moment straff.

Ich spürte seinen Atem an meiner Schulter.

Noch immer hatte ich meinen Bikini an, und unter der Sonne, hier auf dem Meer, brannte meine Haut wie sonst gewöhnlich einen Tag am Strand.

„Was hast du vor“? frage ich verunsichert, als er meine Hand hob. Diese Situation war schon fast intim und sie war mir mehr als unbehaglich.

Hinter sein Rücken zog er ein schwarzes Hemd hervor und streifte es mir zaghaft über den Arm.

„Ich wurde noch nie von einem Mann so liebevoll angezogen, wie von dir Tai. Ausgenommen mein Vater versteht sich“, scherzte ich und zischte dabei in sein Ohr. Tai ließ sich auch dieses Mal nich provozieren, sondert griff nur noch fester um mein Handgelenk.

Er hatte schon zu Recht bedenken, denn ich suchte in jeder Sekunde eine Möglichkeit, mich von diesem roten Stoppschildtrottel zu befreien..

Die Nussschale wippte in dem günstigen Moment, als Tai zur anderen Seite des Armes wechseln wollte, auf und ab, so dass ich ihm leicht in den Schoß viel, er meine Hand los ließ, um mich an den Schulter zu begradigen.

Genau in diesem Moment sah ich meine Chance, hob mein Knie und rammte es ihm in den Bauch.

Leider, kurz bevor mein Knie also mit utopischer Geschwindigkeit genau diese Tätigkeit ausführen wollte, kam mir Tai dazwischen, stieß mein Knie im selben Augenblick mit einem Händeschlag kraftvoll beiseite, so das selbst der Rest meines Körpers zur Seite geschleudert wurde.

Seine Hand griff um mein Handgelenk und dann lag ich auch schon unter ihm, auf dem Boden, mit einer Knarre im Gesicht. Das kalte Eisen fühlte sich ungemein wohltuend auf meiner Stirn an. Das wäre an sich auch nicht alt zu schlimm, wäre das Ding nicht so gefährlich und Furcht einflößend (dank diversen Actionfilmen, wo Zweck und Handhabung genaustens demonstiert wurden).

Ich hörte das Knacken der Waffe, als Tai es durch ein Aufziehen des Hinterteils zum Ladevorgang ausholte.

Er sah mir fest in die Augen, so als ob er sagen wollte, dass er es erst meinte.

„Du wagst es nicht abzudrücken“, zischte ich.

„Blue, hör auf damit!!! Reize ihn nicht ständig“, hörte ich Ben panisch herumkreischen schreien. Er hatte verständlicherweise Angst um mich, aber ich konnte es mir nicht einfach bieten lasse, so von einem Kerl erniedrig zu werden.

„Du weißt nicht, wer das schon alles vor seinem Tod unter mir liegend zu mir gesagt hat“!

Diese grauen Augen, sie verzogen keine Miene. Noch immer sahen sie so traurig aus, fast so, als ob sie diese harten Worte eigentlich nicht sagen wollten, der Kopf es aber erst meinte.

Ein Schweißtropfen perlte an seiner Schläfe entlang und in seinen grauen Augen konnte ich fest mein ängstliches Gesicht widerspiegeln.

Seine Muskel waren angespannt, sein Blick starr zu Boden gerichtet, als ob er sich jederzeit auf einen Schuss vorbeireiten würde.

Meine Unterlippe fing unkontrolliert an zu Zittern. Ich zeigte Schwäche, und das gefiel mir nun gar nicht.

„Wieso weinst du jetzt“? Wollte er leise wissen. Ich hob zaghaft meine Hand drückte das Eisen zu Boden. Tai reagierte zunächst nicht, er sah meine zaghafte Handlung zum Glück auch nicht als Bedrohung an. Ich konnte mich aus Stolz nicht bei ihm Entschuldigen oder bei ihm um Gnade winseln, also versuchte ich es durch eine beschwichtigende Geste.

Erst als die Waffe den Holzboden erreicht hatte, erhob er sich von mir. Ich stützte mich ebenfalls hinauf und zog mir den Rest des Hemdes über die Schultern.

„Danke“, murmelte ich und meinte sowohl das Hemd, als auch die Tatsache, dass er davon abgesehen hatte mich abzuknallen.

Ben seufzte laut und ließ den Kopf hängen.

Tai zurrte die Fesseln um mein Handgelenk wieder zu.

„Gern geschehen“
 

Ich beobachtete Ben, wie er mit Tai vom Boots wackelte. Er war so kleinlaut, fast wie ein Mädchen hatte er sich seinem Schicksal ergeben. Fehlte nur noch, dass er nervlich zusammenbrach und laut zu schluchzen anfing. Gerade von ihm hätte ich mir eine heldenhafte Geste gewünscht. Ich meine, wenn er ein Mädchen, dass mit ihm auf einem Schiff gekidnappt wurde, beeindrucken wollte, dann doch wohl durch eine wilde Rauferei oder mit einem riskanten Schusswechsel. Aber ich übernahm wohl hier die Rolle des tragischen Helden und unternahm wenigsten einen Versuch, uns aus den Fängen des rothaarigen Psychopathen zu befreien.

Tai hatte mit seiner Nussschale in einem Hafen angelegt. Über die Rehling des kleinen Kutters konnte ich weiße Hafenhäuser erkennen. Es sah schon fast zu idyllisch aus. Was wollte er mit uns hier? Es war doch ein öffentlicher Ort. Ich meine, was würden denn die Anwohner denken, wenn ein Typ mit zwei gefesselten Geiseln durch die Gegend rennt? Tai wäre doch besser bedient gewesen, hätte er uns irgendwo in der Höhle zwischengebunkert.

Ben verließ das Schiff über eine Planke und von Außen vernahm ich fremden Stimmen. Tai kam kaum Sekunden später wieder an Bord und packte ein paar Sachen zusammen.

„Wo sind wir hier“? Fragte ich ihn und richtete meinen Oberkörper noch weiter in die Höhe.

„Das kann ich dir nicht sagen“. Als er eine Tasche gepackt hatte, wandte er sich mir zu und zog meinen Körper in die Höhe, in dem er mir unter die Arme griff. Er hätte mich sicher auch einfach über die Schultern werfen können, denn er hatte kaum Mühe mein Gewicht in die Höhe zu heben. Na ja, dieses ganze auf den Boden gestoßen und Arme auf dem Rücken verdrehe und mit der Knarre herumgefuchtelte musste schon ganz schön trainieren.

Tai war nicht übermäßig muskulös, man konnte schon fast sagen, dass er ein wenig mehr essen sollte, weil er, dadurch, dass er schlank und durchtrainiert war, sehr drahtig wirkte. Wie ein Model, was nichts trinken oder essen durfte.

Er hatte viele Narben am Körper. Auf dem Bug des Schiffes so einsam und gelangweilt liegen, dass machte halt erfinderisch. So hatte ich Narben auf seinem Rücken gezählt. Sonderbar war, das sie fast symmetrisch wirkten, diese großen Narben auf seinem braungebrannten Rücken.

Ich blickte oben , an der frischen Luft, nun das erste Mal über das Bug hinaus, und erkannte viele Männer am Steg des Kahnes stehen. Alle waren sie schwarz eingekleidet, manche hatten Sonnenbrillen auf der Nase, und alle Blicke waren nun auf mich und Tai gerichtet. Ich spürte seine Hand um meinen Arm, er umklammerte mich regelrecht.

Als ich ihn von der Seite anblickte, setzte er sich gerade eine dunkle Sonnenbrille auf die Nase.

„Ist das jetzt wieder im Trend mit den schwarzen Sonnenbrillen“?

Er reagierte nicht. Es schien so, als ob Tai plötzlich nervös geworden war.

Den schmalen Steg wackelte ich sehr langsam hinunter und als wir schließlich bei Ben angekommen waren, der schon von einem fremden dunklen, groß gebauten Typen in Beschlag genommen wurde, versammelte sich die dunkel Meute, die etwa aus 20 Mann bestand, um uns herum.

„Was hast du da angeschleppt“?

„Der Boss wird sauer sein“!

„Hey… aber die Kleine ist ganz niedlich“!

Was sollte das werden? Wollte mich Tai etwa an den meistbietenden Perversen hier in der Runde verkaufen? War er wohlmöglich eine Art von Menschenhändler?

Meine Arme wurden unruhig und ich wandte mich in den Fesseln hin und her. Tai drückte noch fester zu und zog mich an seine Seite.

Ich spürte sein schwarzes T-Shirt an meine Wange, als ich schließlich an ihm gelehnt zur Ruhe gekommen war.

Er roch nach Meer, nach Salz und nach Waschpulver und etwas gefiel mir an seinem Geruch, dass mich die Situation nicht dazu veranlasste mich wieder von ihm zu lösen.

Ich hatte auch das Gefühl, gerade jetzt, zu diesem Zeitpunkt, die Klappe halten zu müssen. Irgendetwas war sehr seltsam an diesem Ort. Alle hier um uns herum wusste wohl, in was für einer Situation Ben und ich uns befanden. Alle um uns herum waren schwarz gekleidet.

„Seit ihr die Mafia“? Wisperte ich zu Tai hinauf.

„Sei ruhig“, murmelte er angespannt.

„Was soll das hier?“

Aus dem Hintergrund wurde eine tiefe, dunkle Stimme laut.

„Der Boss“!!! In der Gruppe kam allgemeine Aufruhe auf.

Ich blickte langsam hinter mich und zwischen den dunklen Anzugmännern bildete sich ein schmaler Gang, durch welchen schließlich ein großer, grau angezogener Typ marschierte.

„VA…ter“! In Tais Stimme hörte ich deutlich Ehrfurcht, die er diesem Mann entgegenbrachte.

Sein Vater also. Er war groß, hatte breite Schulter und einen weiße, kurz gestutzten Bart.

Sonderlich sah er auf den ersten Blick Tai nicht sehr ähnlich, aber das konnte ich schlecht aus dem Augenwinkel feststellen.

„Was hast du jetzt schon wieder angeschleppt“?

„Diese Maßnahme war nötig Sirr“!

Er nannte seinen Vater Sirr? Sehr skurril.

„Hast du eine neue Freundin“? Der Mann lachte im Hustenanfall, denn anscheinend machte er sich gerade über die Ausbeute, also uns, lustig.

„Nein Sirr“!

„Dann ist gut, sie scheint ganz hübsch zu sein. Hast du sie schon testen können“?

Te…esten?? Was testen, wie testen?

Ich spürte eine starke, grobe Hand an meiner Schulter, und plötzlich wurde ich von Tais Seite herumgerissen und blickte in die graue Augen des großen, grimmigen Mannes.

„Er hat die selben Augen“, durchfuhr es mich allerdings laut. Der Mann vor mir schaute mich durchdringend an.

„Sie ist schlau. Ja das stimmt, dein Peiniger ist mein Sohn. Aber das einzige was uns verbindet ist unsere Augenfarbe“. Er hatte mein Kinn gepackt und irgendwie fühlte ich mich wie ein Spielzeug, was auf Produktionsfehler untersucht wurde.

„Du würdest die hübsch an meiner Seite machen“, lachte er in mein Gesicht. Seine große Pranke hatte sie auf mein Hinterteil gelegt und plötzlich stieg in mir grüne Wut empor.

„Was denken sie sich eigentlich, sie… Vollpfosten“! Keifte ich ihn an und drehte mich zur Seite, damit er endlich seine Pfoten von meinem Gesäß nahm.

„Vater..“! Tais Stimme drang in mein Ohr und er drehte mich wiederum wieder in seine Richtung, wie ein PingPong Ball.

Irgendwie war es die Heldentag an diesem Tag, die ich mir gewünscht hatte, obwohl es ja eigentlich der Feind war, der vom Helden selbst theoretisch bestraft werden sollte. Aber man musste nehmen, was kam.

Ich hatte meine Hoffnung gerade zu Ende gedacht, als Tai das Hemd, welches er mir

noch vor einer Stunde über den Leib gezogen hatte, hinauf riss, aus seiner Tasche eine Art dicken Stift nahm, und ihn mir kurz neben dem Beckenknochen in die Haut drückte.

Ich schrie schlagartig panisch auf, denn im selben Augenblick durchfuhr mich an dieser Stelle ein brennender Scherz.

Tai hielt mir fest und ich versuchte mich mit Händen und Füßen von ihm zu befreien.

„WAS MACHST DU DA“??

Schließlich ließ er mich und den Stift artigen Gegenstand in seiner Hand locker. Ich viel zu Boden. Allgemeines Raunen ging in der Meute herum.

Es brannte tierisch, es pulsierte und es war verdammte Scheiße unerträglich.

„ICH HASSE DICH“! Durch meine missliche Zusammenfesslung konnte ich mich noch nicht einmal ordnungsgemäß zusammenrollen.

„Damit wäre das ja auch geklärt“, hörte ich seinen Vater grummeln.

Du bist mir ein Fuchs Kid“!

„Entschuldig Sirr, ich musste es tun“!

„Ja sicher Jungchen, wir haben in diesem Alter doch alle unsere Gründe gehabt“.

„Was hast du mit mir gemacht“???

Meine Augen hatten sich mit Tränen gefüllt.

„Ich hab dir deinen Hintern gerettet“, zischte Tai schließlich und hockte sich hinunter zu mir, als die Gruppe mit dem anscheinenden Boss enttäuscht davon trottete.

Von meinem Magen stieg ein unangenehmes, erdrückendes Gefühl in meine Beine und Arme und betäubte sie. Als es meinen Kopf schließlich erreicht hatte, nahm ich meine Umwelt plötzlich, für einige Sekunden, flimmernd war, dann viel ich in Ohnmacht.
 

Mein Schlaf war tief. Vielleicht schlief ich so lange, weil ich im Grunde nicht mehr aufwachen wollte. Irgendwann konnte ich jedoch mein Umfeld nicht mehr ignorieren, und nahm harten Boden unter meinem Körper war. Es war warm und es roch angenehm nach frischem Duft.

Durch meine Glieder zog sich ein unangenehm langer Schmerz. Ich spürte mein Herz, was träge und langsam in meiner Brust bis zu meinem Kopf hinauf pulsierte, so schwer und träge, dass ich fast dachte, es würde gleich zusammenfallen und trostlos in sich zusammensacken.

Ich wünschte mir das Meer, die angenehme Kühle an meinem Körper. Ich wünschte mir das Rauschen, ich wünschte mir das Lachen der Kinder. Hier war alles so ruhig, es war toten Still, so still, so unerträglich.

Durch meine Augen floss brennende Helligkeit, als ich sie langsam öffnete.

Ein weißer Raum, eine weiße Decke, zu der ich hinaufblickte. Ich legte meinen Kopf etwas beiseite, erkannte direkt neben meinem Körper stehend ein Bett.

„Knapp verfehlt“, murmelte ich und versuchte mich aufzurichten. Meine Hände zitterte noch etwas von der Ohnmacht. Diese Verbrennung, die Tai mir absichtlich zugefügt hatte, schien meinem Körper wohl nicht alt zu gut gefallen zu haben.

Das passierte mir in letzter Zeit sehr oft. Mein Vater sagte, dass Ohnmacht als Folge eines plötzlichen Schmerzen nur eine Schutzreaktion des Körpers war.

Meine Stirn fühlte sich kalt an. „Verdammt“!!

Ich war so wütend auf ihn. Wieso machte er das mit uns??

Dieser Egoist.

Und wo war Ben?

Was würde mit mir passieren?

Ich hob den schwarzen Stoff um meine Brust etwas höher und blickte dem roten Fleck, auf der Haut meines Beckens entgegen.

Es sah fast wie ein Wappen aus, wie ein Stempel oder dergleichen.

Er hatte mich einfach markiert… so als ob ich sein Eigentum war. Ich war doch keine Kuh, der man einfach ein Eisen auf den Hinter drückte!

„Ich bring ihn um, und das meine ich erst“!!!!!!!!!

Wild entschlossen also meinen ersten Mord durchzuführen, rappelte ich mich auf die Beine, doch schon beim Aufstehen, sprang mir die nächste Unverschämtheit ins Augen. Es war an meinem linken Fuß befestigt und es sah schrecklich schwarz und schrecklich klobig aus.

„Erst ne Kuh, jetzt auch noch ein Hund oder wie“????

Sämtliches Herumgezerre half nichts, das Ding war zu eng und ziemlich stabil. Und als ich so daran herumfuchtelet, drauf schlug und zerrte, fing es plötzlich an einen Ton von sich zu geben.

„Ich krieg die Krise“, brüllte ich panisch.

Es würde sicher gleich in die Luft gehen und mir mein Bein von meinem zarten Körper sprengen.

„TAIII“!!!

Ich hämmerte gegen die Tür, rüttelte an der Klinke herum, und als ich diese hinunterdrückte, öffnete die sich plötzlich von selbst!

Logisch… durch die Hebelwirkung im Türschloss…

Aber, wenn ich eine Gefangene war, müsste ich nicht theoretisch auch irgendwie irgendwo eingesperrt werden?

Ich stecke langsam meinen Kopf aus der Tür hinaus und erblickte einen langweiligen Korridor.

An den Wänden hingen Segelbilder, so als ob ich mich in einem einfachen Wohnhaus befand.

Terroristen wohnten doch eigentlich in super sicheren Stahleisentrakten mit flackerndem Licht und surrenden Maschinenräumen oder so.

Durch den Korridor gelangte ich schließlich zur Haustür. Jawohl, eine Haustür mit einem Fußabtreter und an den Seiten 3 Haken, wo man seine Jacke, falls nötig aufhängen konnte. Keine Laserschranken oder Fingerabdrucklesegeräte, Kartenlaser oder dergleichen.

Eine stink normale Haustür, die in die Freiheit führte. Kam natürlich ganz drauf an, unter was ich jetzt noch Freiheit zählen konnte, denn diese Fußfessel und dieses Brandmal vermittelten mir nicht unbedingt den ersten Eindruck von Freiheit

Ich rannte also blindlings hinaus, an die frische Luft, dort wo die Sonne schien und der blaue Himmel einen anlachte.

Da stand ich inmitten eines Fischerdorfes, mit einer Fußfessel, und mir wurde plötzlich klar, das dieses Dorf mein Gefängnis, mein Kerkern war.

Ich seufzte. Das Ding an meinem Fuß hatte aufgehört zu piepen.

„In was für einer Sekte bin ich hier eigentlich gelandet“??? Ich brüllte mir all die Wut und die Verzweiflung aus der Seele. Mein Körper würde jeden Moment wieder in sich zusammenklappen, dass spürte ich, weil ich mit dieser neuen Situation auch zum ersten mal nervlich nicht zurecht kam. Ich war völlig desorientiert, völlig ahnungslos und völlig hilflos.

Das machte mir am meisten Angst. Nicht die Knarren, nicht die Verletzungen, nur die Ungewissheit, das wohlmöglich noch etwas viel schlimmeres als das hier auf mich wartete.

Ich nahm einige Stimmen wahr, die nicht weit von mir entfernt sein mussten. Neben dem kleinen Haus führte ein schmaler Weg nach hinten. Als ich zwischen dem Gestrüpp wohl endlich im Garten des Grundstückes angekommen war, erblickte ich zwei Männer, die mit Schlagstöcken auf einander einprügelten.

Als der Unterlegende seine Kopf vom Boden hob, konnte ich sein Gesicht erkennen.

„TTTAAAIII“, das war für mich also Grund genug, um nochmals lauthals auf ihn zuzustürmen.

Tai bezog gerade Prügel und blickte hinauf. Ich hatte ganz außer acht gelassen, dass er gerade dabei gewesen war, verprügelt zu werden, wieso also hatte ich immer noch das Bedürfnis ihm wehzutun, wenn es ein andere für mich erledigte?

In meiner Dummheit hatte ich völlig ausgeblendet, dass ich wohl in einen Kampf hineinplatzte, und als ich mich auf Tai stürzte, warf er mich im selben Moment über die Schulter.

Ich ging zu Boden und hinter mir hörte ich nur noch einen ächzenden Laut. Der Schlagstock hatte Tai wohl voll erwischt.

Hastig sprang ich zurück auf die Beine und realisiert, dass ich wohl diesen Schlag in meiner blinden Aggression abbekommen hätte, wäre er mir nicht zuvor gekommen.

Schon wieder so ne dämliche Heldentat!

„ARSCH!!! DU VERFLUCHTER ARSCH“!!

Mir war egal, ob er wegen mir Prügel bezogen hatte, ich hatte das starke Verlangen ihn selbst zu verprügeln nicht jemand anderes. Also war ich jetzt an der Reihe.

Er ächzte ein zweites Mal, als ich mit voller Wucht auf seinen Körper gesprungen war.

„DU BIST EIN MIESES ARSCHLOCH“!!!

Ich wollte soeben zu einer Backpfeife ausholen, als er mich mit seinen Händen zurück und an den Handgelenken festhielt.

„Was wird das“?

Er hatte ein paar Schrammen im Gesicht.

Ich konnte mich einfach nicht gegen seine Kraft, die in seinen Armen steckte wehren. Immer wieder das selbe Spiel.

Etwas anderes, als die Möglichkeit ihn anzuschreien, hatte ich wohl nicht.

Heulen, verzweifelt heulen, dass war dann das schlussendliche Resumé meiner eigentlichen Racheattacke.

Ich ließ meinen Kopf hängen und fing fürchterlich an zu schluchzen.

Zu schluchzen, weil ich nicht mehr weiterwusste. Weil ich nicht wusste, wie ich sonst mein Schicksal beeinflussen konnte.

Weil ich einfach zu schwach war, um mich zu wehren.

( oder einfach genetisch bedingt eine Frau war)

„Lass mich gehen“, heulte ich ihm entgegen. Tai sah hinauf zu mir.

„Das kann ich nicht“! Er hatte meine Arme wieder losgelassen und je lauter ich ihm entgegen schrie, wieso er dies nicht konnte, desto härter hämmerte ich gegen seinen Brustkorb unter mir.

Tai ertrug es solange, bis ich keine Kraft mehr hatte und mich von ihm hinauf in die Höhe stieß.

Es war mir etwas peinlich, als wischte ich so schnell wie es ging die Tränen von meinen Augen.

„Ich bin nicht dein Eigentum, oder was auch immer. Ich werde auch nicht deine Sklavin sein. Wenn du vorhast mich zu quälen, dann töte mich lieber“.

Tai schüttelte sein Haupt und richtete sich schließlich auch hinauf.

„Beides hatte ich nicht vor“, erwiderte er nüchtern.

Mit einer Hand holte ich schließlich im erneuten Versuch aus und klatschte ihm verbittert eine.

„Das ist dafür, dass du mich einfach so wie eine Rind markiert hast!“
 

Der große Uhr in der Küche tickte laut.

Hin und her, rauf und runter. Ich beobachtete den kleinen Zeiger schon seit 10 Minuten. Etwas besseres viel mir in dieser Einöde nicht ein. Tai hatte mir verboten nach draußen zu gehen, und es war auch schon dunkel, wenn ich nicht wusste wo ich war, dann wurde ich sicher im Dunklen auch nicht schlauer.

Wo war Ben bloß. Tai wollte mich nicht zu ihm bringen, irgendwie hatte ich auch das Gefühl, dass er nicht so recht wusste, wo Ben war,

Seit etwa 2 Stunden wartete ich nun auf diesen Volltrottel. Er hatte mir versprochen, nachzukommen. Auf dem Tisch stand ein Teller mit 3 Brotscheiben. Eines davon hatte ich in meiner Langenweile einfach angenagt, nach essen war mir sonderlich nicht zu Mute.

Vielleicht wurde im nächsten Moment ein Attentäter durch das Fenster brechen und mich irgendwo anders verschleppen. Vielleicht würde ich pauschal dann einfach ohne Kosten einmal durch die Welt pendeln.

Die Tür viel ins Schloss und ich horchte in den Raum hinein. Er zog sich wahrscheinlich gerade die Schuhe aus, denn ich vernahm ein leichtes Fluchen aus Richtung der Haustür.

„Tai“?

Er antwortete nicht. Dann stand er in der Zimmertür. Ich konnte lediglich Ansätze seiner Gesichtskonturen erkennen, weil die Lampe nicht sonderlich viel Licht auf ihn warf.

„Hallo“, murmelte er.

Etwas komisch war es schon, er schien nicht sehr gesprächig zu sein und wieso er mich jetzt hier besuchte, wusste ich auch nicht so recht. Er hatte es mir zwar versprochen, doch er wollte mich doch nicht aus Gefälligkeit besuchen, hier in meinem Kerker?

„Würde es dir etwas ausmachen, wenn ich schon mal verschwinde“?

Er klang sehr heiser, fast krank.

„Was soll das heißen“? Ich verstand nicht ganz. Er hatte schon kehrt gemacht und polterte die Treppe hinauf.

Was wollte er oben?

Nach...Bomben suchen?

Ich konnte nicht anders, als ihm auf leisen Sohlen zu folgen.

In den 6 Stunden, die ich hier in diesem Haus verbracht hatte, hatte ich noch keine Möglichkeit gehabt, mir das Haus näher anzuschauen. Lediglich das Innere des Kühlschrankes, was sonderlich nicht viel her gab, und das Bad hatte ich inspizieren können.

Tai war inzwischen in einer Tür verschwunden, die sich am Ende des Flurs, fast gegenüber meines Zimmers befand.

Etwas war anders an Tai, nicht nur, dass er so höflich um Abwesenheit gefragt, sondert auch, dass er die Tür nicht zugemacht hatte.

Aber vielleicht suchte er ja auch nur etwas.

Durch den schmalen Schlitz der Tür konnte ich ein Bett erkennen.

Er stand vor dem Fenster und zog sich sein T-Shirt über den Kopf.

Es kam mir ein bisschen wie in einem Erotikfilm vor und ich war froh, dass Tai noch nicht wusste, dass ich ihn beobachtete, denn dann konnte es sehr sehr peinlich werden. Schließlich wäre es doch eigentlich seine Aufgabe, mich heimlich beim Ausziehen zu beobachten. Seine Bewegungen waren sehr schwerfällig, so als ob er Schmerzen hatte.

Und das schien er wohl auch zu haben, denn als er seine Arme hob und senke, stöhnte er gruselig auf.

Gruselig, wie King Kong oder so gruslige Zombies die gerade von einer Kugel durchbohrt wurden.

Tai hatte sich zur Tür gedreht, und irgendwie hatte ich das dumpfe Gefühl, dass er mich gesehen hatte. Ich stand mit rotem Kopf dicht neben der Tür gedrängt und hielt die Luft an.

Hallo... wenn das mal nicht total albern war, dann wusste ich auch nicht weiter. Ich hätte ja auch so tun können, als ob ich ihn in dem Zimmer besuchen und einen sorgenden Blick auf ihn werfen wollte.

Jetzt sah es aus als ob ich ihn bespannerte.

Die letzte erotische Erfahrung lag auch schon ziemlich weiten entfernt, so kurz nach einer Party. Und Phill war auch einfach auf mich drauf gefallen.

Ernüchternd.

„Ich hab dir noch gar nicht erzählt, dass ich eigentlich in diesem Haus lebe“.

Ich erschrak, als er sich zwischen den Türrahmen geschoben hatte.
 

Kapitel 4/ENDE



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  capricious
2008-07-22T09:04:03+00:00 22.07.2008 11:04
SEXYYYY! Spannend... langsam spitzt es sich zu, ich hoffe meine Fragen werden bald beantwortet aber ich gehe mal davon aus ;) Er hat sie ja sicherlich durch die Brandmarkung nur uninteressant für alle andren gemacht oder nicht ;) jetzt kann er sich ganz alleine ihr widmen ;)
Von:  Miko_Milano
2008-05-07T23:20:14+00:00 08.05.2008 01:20
Yay! Es geht weiter! *freu*

Wieder mal schockes Kapitel, arme Blue, wir ein Tier gebranntmarkt und verschleppt! xD
Und mal wieder ein gemeines Kapi-Ende! *drop*

Schnell weiter^^
<3


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