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Monatliche Schreibaufgabe

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Eine unangenehme Osterüberraschung [Thema 1]

Thema 1: "Eier, Eier, Eier, wir brauchen Eier!"

Aufgabe: Wer braucht Eier und wozu? ;)
 

Anzahl der Wörter: 1023
 

Mein Beitrag:

Tom Riddle zwang sich, seine Augen zu öffnen. Aufgeregte Stimmen waren von draußen zu vernehmen, sie hatten ihn viel zu früh aus dem Schlaf gerissen. Missmutig schlug er seine Bettdecke zurück, setzte sich auf und schlüpfte in seine abgetragenen Pantoffeln. Er hasste es, wenn er morgens schon schlechter Laune war, denn dann konnte er eigentlich schon gleich wieder ins Bett gehen. Solche Tage waren niemals schön.

Sein Gesicht war finster und seine Augenbrauen tief nach unten gezogen, als er zum Fenster schlurfte, um den Ursprung des Lärmes zu entdecken. Oft sagten die Erwachsenen zu ihm, er solle nicht so dreinschauen, er habe doch so ein schönes Gesicht. Beim Gedanken daran verschlechterte sich seine Laune noch. Diese Leute hatten doch keine Ahnung, wie er sich fühlte, was in ihm vorging. Sie verstanden ihn nicht, und sie würden ihn nie verstehen. Er war einfach anders.

Toms Zimmer befand sich im zweiten Stock, daher konnte er den trostlosen Rasenplatz, der sich Innenhof nannte, von dort aus gut überblicken. Ein bösartiges Zischen entfuhr ihm, als er die Leiterin des Waisenhauses, Mrs. Cole, mit einem großen Korb in der Hand entdeckte. Gerade legte sie etwas daraus hinter einen kleinen, kümmerlichen Busch und rief einer Mitarbeiterin etwas zu, was Tom nur gedämpft hören könnte. Er stieß verächtlich Luft durch die Nase aus und sah auf die zwei Frauen herab.

Der Dunkelhaarige wandte sich vom Fenster ab. Der Tag würde noch schlimmer zu ertragen sein als die letzten.
 

Wenig später – Tom hatte sich inzwischen gezwungen, die gräuliche Waisenhauskleidung anzuziehen, die ihn so anwiderte – klopfte es an der Tür seiner kleinen Zimmers.

„Ja“, erwiderte er mit einer Stimme, der jegliche Emotionen fehlten.

Eine Helferin öffnete vorsichtig die Tür, wagte es aber nicht einzutreten, als sie seinen abweisenden Blick sah.

„Heute gibt es vor dem Frühstück etwas ... Besonderes. Kommst du runter?“ Unsicher sah sie den Jungen an, der mit unbewegter Miene vor dem Fenster stand. Wie alle Frauen, die hier arbeiten, wusste sie nicht so recht, wie sie mit ihm umgehen sollte.

Tom nickte kurz, obwohl sein finsterer Blick zeigte, dass er nicht begeistert war. Es kümmerte ihn nicht, was andere von ihm dachten, sie wussten sowieso nicht, wie es sich anfühlte, anders zu sein.

Die Frau ging wieder, um den beiden Jungen Bescheid zu sagen, die im Nachbarzimmer untergebracht waren. Sie schien es eilig zu haben, die Tür zu schließen. Niemand wollte länger als nötig in Toms Gegenwart sein. Er war ihnen unheimlich. Und wenn er ehrlich war, ging es ihm selbst manchmal genauso. Doch er konnte nicht vor sich selbst fliehen, er musste sich damit abfinden, dass er so war.
 

Als alle Waisen sich im Innenhof eingefunden hatten und ihre Gespräche verstummt waren, hob Mrs. Cole zum Sprechen an. Sie lächelte den Kindern freundlich zu, doch niemand erwiderte das Lächeln. Das trostlose Grau der Kleidung spiegelte die Gedankenwelt vieler von ihnen wieder.

„Wie ihr alle wisst, ist heute endlich Ostern! Und solch ein bedeutendes Fest muss man natürlich gebührend feiern. Ich hätte zu gerne einen Kuchen gebacken, aber ich hatte keine Eier mehr da. Und da ich heute Morgen zufällig dem Osterhasen begegnet bin, bin ich mir sicher, dass hier ein paar davon versteckt sind. Wollt ihr sie nicht suchen?“ Sie zwinkerte ihren Schützlingen zu. Tom betrachtete ihre Gesichter, die sich ein wenig aufhellten. Sie waren so leicht fröhlich zu stimmen. Manchmal wünschte er sich, er könnte so sein wie sie.

„Das ist doch langweilig“, murmelte er abfällig und sah Mrs. Cole hinterher, die gerade mit einem kleinen Mädchen an der Hand hinter einem Busch verschwand.

Während alle anderen sich langsam verstreuten, um ein paar Eier für den Kuchen zu finden, lehnte er sich an die rissige graue Fassade des Waisenhauses. „Und so etwas soll Spaß machen?“, fragte er sich zweifelnd.

Auf einmal übertönte ein Schrei das aufgeregte Gemurmel der durch das Gebüsch streifenden Kinder. Alle blickten auf und sahen einen blonden Jungen, der erst seit ein paar Wochen hier war, auf dem Hosenboden hocken und mit verängstigtem Gesicht auf einen Busch blicken, über dem ein bunt bemaltes Osterei schwebte.

Ein anderes Mädchen schrie ebenfalls ängstlich auf und zeigte mit zitterndem Finger auf ein zweites Ei, das einige Meter über dem Hof wie von unsichtbaren Fäden gezogen gen Himmel flog.

Als immer mehr von den bunten Kugeln hervorkamen, begannen einige Kinder zu weinen und klammerten sich an die Schürzen der Helferinnen, um das unheimliche Spektakel nicht mit ansehen zu müssen.

„Kommt mit rein, ihr braucht keine Angst zu haben“, versuchte eine von ihnen sie zu beruhigen und dirigierte sie in in den geräumigen Gesellschaftsraum, in dem ein üppiges Osterfrühstück vorbereitet war.

„Du bleibst hier“, sagte Mrs. Cole mit eiskalter Stimme zu Tom und legte ihm eine Hand auf die Schulter, als er Anstalten machte, den anderen hinterherzutrotten.

Er drehte sich zu ihr um.

„Was hast du getan?!“, schrie sie ihn an, als alle anderen weg waren und jemand die Tür geschlossen hatte.

Tom zuckte mit den Schultern. „Gar nichts“, sagte er.

Er war es gewohnt, für solche Taten beschuldigt zu werden, obwohl es nicht seine Schuld war, wenn diese Dinge passierten, er konnte sie überhaupt nicht beeinflussen. Aber er musste sich eingestehen, dass meistens etwas passierte, was seine Laune etwas verbesserte.

„Schöne Osterüberraschung“, murmelte er und konnte sich ein schadenfrohes Grinsen nicht verkneifen.

Mrs. Cole packte ihn am Kragen und schüttelte ihn.

„Hör' gefälligst auf, die armen Kinder so zu verängstigen! Ich weiß nicht, wie du das schon wieder gemacht hast, aber wenn du es noch einmal tust, wird es Folgen haben!“

Tom zeigte keine Regung.

„Sieh mich gefälligst an, wenn ich mit dir spreche!“

Er tat wie geheißen und glaubte, auch in den Augen der Waisenhausleiterin einen Schatten der Furcht zu entdecken, die er schon bei den Kindern gesehen hatte.

„Tu – das – nie – wieder!“, bläute sie ihm mit durchdringendem Blick ein.

„Ich versuch's“, murmelte er, befreite sich aus ihrem Blick und ging auf die Tür zu, um wenigstens noch etwas von dem Kuchen abzubekommen, den Mrs. Cole trotz angeblichen Eiermangels gebacken hatte.

„Tom!!“, rief sie ihm hinterher, doch er drehte sich nicht mehr zu ihr um.

Sie beide wussten, dass es nicht das letzte Mal gewesen war.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  DoctorMcCoy
2010-01-18T10:09:19+00:00 18.01.2010 11:09
Wow, mit so etwas hätte man bei dem Thema wirklich nicht gerechnet. Aber es hat mir sehr gut gefallen. Wie ich finde, hast du Tom sehr gut getroffen. Irgendwie kann einem der Junge schon irgendwie leid tun. Ist ja klar, dass der so gestört wird, wenn keiner mit ihm redet. Kinder können halt grausam sein.
Den Schluss fand ich mal wieder sehr gelungen. Es hat sehr gut, Toms Charakter getroffen. Und irgendwie machte es einem auch ein wenig Angst.
LG Lady_Sharif
Von: Arcturus
2008-05-04T18:22:26+00:00 04.05.2008 20:22
Interessante Herangehensweise ans Thema. :D

Die Pointe am Schluss gefiel mir sehr. :)
Aber versuch beim nächsten mal vielleicht noch, verstärkt auf die Stimmung zu achten, indem du z.B. Umgebungs und Aussehensbeschreibungen in deinen Fließtext integrierst. Ruhig mal ins Detail gehen, trau dich. ;)

lg
NIX
Von: abgemeldet
2008-04-03T06:57:13+00:00 03.04.2008 08:57
xD armer tom =(
ich find die story gut xD nur der eine satz nech..:D:D

"„Das ist doch langweilig“, murmelte er abfällig und sah Mrs. Cole hinterher, die gerade mit einem kleinen Mädchen an der Hand hinter einem Busch verschwand."... xD ich denk schon wieder zu 2deutig^^

aber sonst mach weiter soo
hab dich lieb :-*


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