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Belladonna

von

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Kapitel 2

UND wieder sitze ich in meinem Büro im Revier. Anfangs, vor dem Urlaub oder auch als die Hälfte rum war, wollte ich lieber mit der Arbeit weiter machen, besonders mit diesem Fall.

Aber seit gestern ging mir dieser äußerst attraktive Mann namens Will, der neu in der Straße ist nicht mehr aus dem Kopf.

Den ganzen Vormittag versuchte ich mich schon auf die Akten der Opfer zu konzentrieren, leider ohne Erfolg. Zu dem kommt noch, dass heute dieser oberwichtige Agent von Scottland- Yard kommt und versuchen wird uns unsere Arbeit zu erklären, weil die natürlich alles besser können als lausige Inselheinis. Wie ich diese geleckten Bürohocker doch hasste.

Missmutig sah ich auf die Uhr. Noch fünf Minuten und die Sitzung wird beginnen.

Seufzend machte ich mich auf den Weg in unseren Sitzungsraum, in dem sich schon die Anderen meines Teams eingefunden hatten.

Zum eine Doug und Jason. Eineiige Zwillinge zuständig fürs Labor und die Pathologie. Dann war da noch Detektiv Fiona Graves. Als letztes im Team war da noch unser Auszubildender Kai Curley. Im Moment diskutierte er mit den Zwillingen über das letzte Spiel von Manchester Unitet.

Ich setzte mich zu Fiona in die erste Reihe und bette meinen Kopf auf meine gereutzten Arme.

„Na, zu kurze Ferien gehabt?“, fragte Fiona mich und schmunzelte merklich.

„Anfangs wusste ich nicht wohin mit meiner Zeit. War sogar bei meinen Eltern. Aber seit gestern würde ich gern eine Verlängerung haben!“

„He, hast du nicht aufgepasst? Es gab keine Verlängerung!“, meinte Kai.

Ich schüttelte nur den Kopf und wandte mich von allen ab.

„Wir reden doch nicht über Fußball!“, meinte Fiona und rückte näher zu mir.

„Tun wir doch nicht, oder?“

„Nein. Ich habe jemanden kennen gelernt.“

„Oh, erzähl mehr!“

„Habe ihn gestern in Southampton kennen gelernt. Er ist in meine Straße gezogen. Hab gleich beim Einzug geholfen.“, sagte ich und bettete mein Kinn auf meine Arme vor mir.

„Und warum dann so niedergeschlagen? Erzähl wie sieht er denn aus?“

„Total mein Typ. Groß, aber nicht zu groß. Braunhaarig, sportlich und ein toller Charakter.“

„ Mhm, hört sich doch gut an. Und mag er dich auch?“

„Ja, aber nicht so wie ich ihn. Ich glaube mehr als Freundschaft geht da nicht?“, sagte ich und versucht den mitleideigen Blick von Fiona zu ignorieren, den sie mir zu warf.

„Nimm´s nicht so schwer. Lenk dich ab. Konzentrier dich ausnahmsweise mal wieder auf den Fall, statt an ihn zu denken. Du weißt es noch nicht, aber als du frei hattest gab es wieder zwei Todesfälle.“

„Was? Damit sind es also schon fünf Tote.“

„Ich hoffe dieser Agent, der heute kommen soll, kann uns helfen, damit er schnell wieder verschwinden kann.“, sagte Fiona und sah kurz auf ihre Uhr.

„Was für ein Agent?“

„Ach ja, du warst ja nicht da. Also, der Chef hat sich an die Regierung gewand und Hilfe beordert, weil wir mit dem Fall nicht so recht weiter kommen. Der Scottland Yard hat zugesagt und einen ihrer Männer zu uns geschickt. Das ist das erste Mal, dass wir uns mit einem Fall ans Festland wenden. Der Chef weiß nicht mal aus welcher Abteilung er kommt. Top Secret, wenn du verstehst. Typisch Regierung. Macht aus allem ein Geheimnis.“

„Ist ja merkwürdig. Aber wie ich dich kenne hast du mehr aus den Kollegen raus gekriegt, oder?“, fragte ich.

„Nein, leider nicht. Aber ich kann mir schon denken wie er ausgeht. Das ist bestimmt ein alter, sturer Agent, der schon mehr Jahre beim Geheimdienst hatte, als wir alle zusammen Polizisten sind. Er wird uns den ganzen Tag hin und her scheuchen, den Fall alleine lösen und unsere inkompetenz seinen Freunden erzählen. Es sieht allerdings auch so aus, als würde er hier bleiben um uns zu kontrollieren. Keiner weiss warum er hier bleiben soll, immer hin reicht die normale Polizei doch aus.“, sagte sie verärgert.

„So Leute, es geht los!“, hörte ich die Stimme von Robert Edarty, meines Chefs.

Als ich meine Augen missmutig nach vorne richtete, würden sie sogleich von warmen Braunen in ihren Bann gezogen. Ich glaubte zu träumen, aber Will stand vorne neben dem Chef und sah mich genauso erstaunt an wie ich ihn.

„Also, das ist Agent William Whittaker vom Scottland Yard. Er wird ab heute mit euch zusammen arbeiten. Ganz besonders mit unserem Problemfall, der…“, fing mein Chef an.

„Der ist gar nicht so schlecht wie ich dachte.“, flüsterte Fiona mir zu.

„Das ist er!“

„Wer?“

„Na wer wohl? Der Kerl, den ich gestern in Southampton kennen gelernt habe.“, flüsterte ich ihr zurück.

„Mhm, hast recht der ist süß. Fällt voll in mein Beuteschema.“

„Lass bloss deine Finger von ihm!“

„Okay, wie wäre es damit? Wenn er schwul ist überlasse ich ihn dir, aber wenn er auf Frauen steht ist er mein!“, sagte Fiona.

„Und wenn er bi ist?“, fragte ich ohne zu wissen ob ich die Antwort hören wollte.

Ihr Blick, den sie mir zu warf, sagte mir schon alles was ich wissen wollte.

„Zu dritt? Sag mal spinnst du? Wo sind wir denn hier?“

„Das würde ich auch gerne wissen. Wo sind sie mit ihren Gedanken, Miss Graves und Mr.

O´conner. Entweder Sie integrieren uns ins Gespräch oder schenken uns ihre ungeteilte Aufmerksamkeit, verstanden?!“, fauchte Mr. Edarthy.

„Verzeihung, Sir!“, sagten Fiona und ich.

„Also, was ich sagen wollte bevor ich gestört wurde ist, dass Sie Mr. Whittaker, nachdem ich Sie nun vorgestellt habe, bitte mit allen Einzelheiten des Falles vertraut machen. Ich…“, erklärte der Chef, als plötzlich die Tür zu seiner linken aufgerissen wurde und ein junger Polizist völlig aufgelöst eintrat.

„Verzeihen Sie die Störung, Chef. Wir brauchen dringend ihre Hilfe!!“

„Gut, gut ich komme ja schon.“

„Und Sie machen sich wieder an ihr Arbeit.“, sagte der Chef an uns gewandt und verließ den Raum. Er gab Will, der vollkommen verdattert da stand noch die Akten zu dem Fall und klopfte ihm anerkennend auf die Schulter. Will stand erst ein bisschen verloren vor uns starrte dem Chef nach. Kai und die Zwillinge verfielen sofort wieder in ihr Gespräch, während Fiona und ich zu Will gingen.

„Scottland Yard also?“

„Ja. Schon komisch das wir gestern über alles Mögliche geredet haben nur nicht über unsere Job´s, oder?!“, sagte er grinsend.

„Hast du den Bericht der bisherigen Ermittlungen gelesen?“

„Nein, mein Chef wollte, dass ich unvoreingenommen an die Sache rangehe.“, sagte er. Fiona und ich warfen uns fragende Blicke zu.

„Sag mal, William. Ich darf dich doch duzen, oder?“, fragte Fiona.

„Natürlich. Nenn mich Will.“, sagte er und schüttelte kurz ihre Hand. Mir liefen als ich die Beiden so sah mehrere kalte Schauer über den Rücken. Mir wurde sofort klar, dass ich auf keinen Fall zulassen durfte, dass sie sich an ihn ranmachte.

„Ich heiße Fiona Graves. Wow, was für ein Händedruck. Wo versteckst du nur deine ganzen Muskeln?“

„Ähm, ich verstecke doch nichts. Aber wolltest du mich nicht was fragen?“, lenkte er geschickt ab.

„Ach, genau. Ich wollte fragen aus welcher Abteilung vom Scottland Yard du eigentlich kommst? Wofür ist sie zuständig? Keiner von uns hat das rausgekriegt. Selbst Jason und Doug konnten es nicht herausfinden und die Beiden sind unsere besten Hacker hier. Also?“

„Das ist irrelevant! Ich kann dir versichern, dass mein Chef mich nicht aus Jucks und Tollerei hier her geschickt hat. Ich bin Experte auf meinem Gebiet!“, sagte Will ernst und wand sich schnell wieder den Akten in seinen Händen zu.

Enttäuscht sah Fiona mich an. Ich konnte nur mit den Schultern zucken, da ich ebenso ratlos war wie sie.

Ich sah Will an wie nervös er war, immer hin war er in einer fremden Stadt, in einem fremden Revier und musste einen unbekannten Fall mit lauter wildfremden Leuten lösen. Naja, bis auf mich jedenfalls.

„Es gibt also schon fünf weiblich Opfer?“, fragte Will mich.

„Ja, sie liegen alle noch unten in der Pathologie. Die Zwillinge werden heute noch die Autopsie der letzten Leiche vornehmen.“, sagte Fiona.

„Wie lange ist das letzte Opfer schon tot?“, fragte Will.

„Genau dreiundzwanzig Stunden und fünfundvierzig Minuten.“

„Ist es möglich, dass ich mir sie kurz ansehe?“

„Oh, ist der Agent etwa Pathologe?“, fragte einer der Zwillinge die sich unbemerkt mit Kai zu uns gestellt hatten. Neugierig hatten sie unser Gespräch verfolgt.

„Nein, aber es interessiert mich wie die Leiche zugerichtet wurde.“

„Dann sollten wir uns beeilen. Die Leichen verbrennen nämlich genau vierundzwanzig Stunden nach ihrem Tot.“, sagte der andere Zwilling.

„Sie verbrennen? Wie das?“, entgegnete Will.

„Wissen wir auch nicht genau. Jede der fünf Leichen ist nach der gleichen Zeit nach dem Tot in Flammen aufgegangen. Doch jedes Mal konnte kein Sprengstoff oder anderes entflammbares Material an der Leiche gefunden werden. Es ist fast so, als ob der Täter uns eine Frist lässt, sie zu untersuchen.“

„Was aber noch merkwürdiger ist, ist die Sache mit dem ersten Opfer. Das wurde nicht so schnell gefunden und verbrannte in der eigenen Wohnung. Nur das Opfer verbrannte. Der Teppich auf dem sie lag oder der Rest sind unbeschädigt.“, sagte Kai.

„Okay. Hört sich doch sehr interessant an, dann sehen wir uns am besten die letzte Leiche schnell an. Die Zeit ist ja schon fast abgelaufen.“, sagte Will und wurde sofort von den Zwillingen Jason und Doug mit nach unten in ihr Labor genommen. Ich und Fiona folgten den Dreien, jedoch nicht so schnell, da ihnen der Anblick von verbrennenden Leichen ihnen nicht gerade behagte.
 

Der Fall wurde immer interessanter, je mehr ich erfuhr. Mein Chef hatte Recht behalten, dass er in meinen Zuständigkeitsbereich fiel. Jason und Doug führten mich in den Keller. Die Leichen, die in diesen Fall gefunden wurden, lagen nebeneinander aufgereiht in der Pathologie. Jason und Doug warfen sich kurz ihre Kittel über und führten mich zu der Leiche ganz rechts. Die Frau, die vor mir lag, war wie die anderen schwarzhaarig, groß und attraktiv. Ich sah mir unter den neugierigen Blicken der anderen die Tote genauer an. Sie war jung, ungefähr so alt wie ich.

Laut Side- Board, die den Autopsiebericht und die Gesundheitsgeschichte enthielt, war sie eine sportliche und gesunde junge Frau.

„Wie sieht es mit der Familie aus?“, fragte ich ohne vom Bericht aufzusehen.

„Mutter und Vater leben mit ihrem kleinen Bruder in Newport. Sie hatte keinen Streit mit ihnen oder ihren Freunden.“, antwortete Jason.

„Feinde?“

„Nein.“

„Wohnt ihr Freund bei ihr?“

„Ja, er hatte in dieser Nacht Nachtschicht und kam erst am frühen Morgen nach hause. Als er Heim kam war sie schon tot. Sie lag tot auf dem Rücken im Bett, es gibt keine äußeren Anzeichen von Gewalt.“

„Okay, fiel irgendwas bei der Obduktion auf? Fehlende oder zu viele Organe? Wie ist der Verlauf der Totenstarre?“, fragte ich genauer nach.

„Ähm, alle Organe normal, bis auf das Herz, das war im wahrsten Sinne des Wortes zerfetzt. Wir haben Proben entnommen und untersucht. Die Proben sahen für Proben eines total demolierten Herzens ganz normal aus. Keine Toxine, Drogen, Infektionen oder Hormone die es überfordert haben könnten.“, antwortete diesmal Doug. Ich versuchte mich an ähnliche Fälle aus der Vergangenheit zu erinnern, aber mir fielen keine ein. Aus dem Augenwinkel sah ich Sean und Fiona durch das Fenster im Nebenraum miteinander reden. Ob sie seine Freundin war? Bei diesem Gedanken zog sich etwas in mir schmerzlich zusammen. Sie gaben kein schlechtes Paar ab. Was mich irritierte war die offensichtliche Anmache von Fiona vorhin. Sean hatte zwar nicht sehr begeistert ausgesehen, dass sie sich an ihn ranmachte, aber nicht so als würde sie fremdflirten.

„Gleich sind 24 Stunden um.“, riss mich Doug aus meinen Gedanken.

„Wie war das noch mal mit dem Verbrennen?“

„Die Leichen haben alle nach genau 24 Stunden von allein Feuer gefangen. Eine von ihnen verbrannte in ihrer Wohnung. Der Körper war nur schwer zu identifizieren, doch die Umgebung war nicht mal angesenkt.“

„Interessant!“, sagte ich, als mir ein kleines, ovales Muttermal an der Schläfe auffiel. Vorsichtig tastete ich es mit der rechten Hand ab, als ich plötzlich ein leichtes Kribbeln vernahm. Während ich das Mal ansah, hatte die Leich zu brennen begonnen. Jason und Doug sprangen erschrocken zurück und sahen auf meine in Flammen stehenden Hände.

Irritiert nahm ich noch die zweite Hand hinzu und hielt sie in die Flammen, die angenehm um meine Finger züngelten. Sean und Fiona stürzten in den Raum. Sean rannte auf mich zu und riss meine Hände aus dem Feuer. Kalt und unverletzt lagen sie in den seinen.

„Wie ist das möglich?“, gab er erschrocken von sich.

„Das ist keine normale Flamme. Sie ist kalt.“, sagte ich mehr überrascht, dass Sean meine Hände immer noch in seinen hielt und sie in nächster Zeit nicht wieder los lassen wollte, als das meine Hände keine Wunden aufwies. Bevor die Tote in Flammen aufging hatte ich eine fremde Präsenz wahrgenommen. Ich schloss die Augen und konzentrierte mich, aber sie war nicht mehr anwesend.

„Will? Alles in Ordnung? Geht es dir nicht gut?“, fragte Sean besorgt und drückte leicht meine Hände. Ich nickte und sah zur Leiche, wo jetzt nur noch ein Haufen Asche lag.

„Wenn ihr dann fertig seid mit Händchenhalten könnten wir uns ja wieder der Arbeit zuwenden. Will kann den letzten Tatort sehen oder sich die Berichte durchlesen. Ich helfe ihm natürlich. Jason und Doug, ihr macht euch wieder an die Tests.“, sagte Fiona und trat demonstrativ zwischen Sean und mich, der dies mit einem leisen Grummeln quittierte.

„Ach, und an welche Art von Tests hast du gedacht? Die Flammen haben ja nicht wirklich viel übrig gelassen.“, sagte Jason wütend und sah Fiona genervt an.

„Könntet ihr die Asche in 10% Salzsäure so gut wie es geht lösen und dann unter dem Lichtmikroskop mit Schwarzlicht bestrahlen? Die Beobachtungen die ihr macht wären ziemlich wichtig.“, sagte ich und versuchte die entgeisterten Blicke der anderen zu ignorieren.

„Aus welcher Abteilung des Yard kommst du noch mal? Ich glaube, dass hast du vergessen zu erzählen.“, meinte Doug, mit vor der Brust gekreuzten Armen.

„Kann ich vorher kurz Telefonieren? Ich muss erst den Chef benachrichten.“ Ich wusste, dass ich ihnen irgendwann alles erzählen musste, aber jetzt?



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